HnGrMMsck«»»»«»
»M
ttnschkd« «M»«. nach
NNj
HMlltt.
PK«, ß, Zell« ao» »»> «Schult-« Schrift «5« 4<ma Raum bei rimnali- s« Mma»oug SO Psg. rtt nuhnnaüz«. Vlaban «sch Lknii-
SMrribrms a.1 °
R «,
Mir- m« Mzeigeblall sür Sie« Sbecamlsbezltt Kigol»
dach«
E «rssl»
«< »v» m»»>_
UN»»«»«, >a»
«»« »«N,m« „ »,_
«»»aab» « u, u»
»«VMt« «rschivk»,
«I San» »»» »«»
»alt »«Ul rn, «»spvlff
s
Ae1«n«,
8 «Mm»»»«
rSe-rüvdei isrv
Nagolder Tagblatt
iistmsprechtr 2»
SN».
Nr. ISS
Handel und Preisabbau.
Allerwäns w,".den Unlust und Zurückhaltung im Einkauf beobachtet. Die Ur'acheil sind die Erkenntnis, daß der Bogen bis zum Zerspringen straff gespannt war; die Kreditbereit- stellung in Verbindung mit Warenlieferung von Seiten Hollands und Amerikas; das Steigen des Markkurses; und schließlich auch die schärferen Maßnahmen, die — reichlich spät — gegen den „wilden Handel", d h. gegen das Schiebergesindel Platz griffen oder greisen sollen.
Aus diesem fühlbaren Stillstand auch unmittelbar auf allgemeine Preisabschläge zu schließen, wäre ja nun ebenso verkehrt, wie die gänzliche Außerachtlassung der Erscheinung; denn sind sür einen allgemeinen Preisabbau noch eine ganze Menge Dinge von Nöten (Besserung des Weltmarktes und des eigenen Vorrätebestandes durch gute neue Ernten; Hebung unserer Erzeugung durch vermehrte Arbeit; Ausfuhr von unserer Seite im Verein mit Valutahebunq usw.), so arbeitet der Stillstand andererseits doch einer noch weiteren Preissteigerung entgegen.
Damit wird naturgemäß die Frage besonders gegenständig, inwieweit nun der für die Verteilung der Güter unentbehrliche Handel — der reelle Handel — gleichfalls am Preisabbau Mitwirken kann. Eines muß vorausgesetzt werden, daß der Handel auf die hohen Gewinne der Nachkriegszeit verzichtet und die künstliche Hochhaltung der Preise selbst bekämpft, also in seinem Teil den Preisabbau fördert. Andernfalls sind weitere Ausschreitungen der Bevölkerung unausbleiblich. Nicht die drohende Haltung der Bevölkerung sollte den Anlaß zu einem vernünftigen Preisabbau geben, sondern die Einsicht, daß nur ein Preisabbau Besserung unseres Wirtschaftslebens bringen kann.
Eine erste Voraussetzung für eine zweckmäßige Betätigung des Handels sind allerdings genügend Warenvorräte und der sich daraus ergebende freie Wettbewerb. Von diesen beiden Dingen kann aber nur wenig erwartet werden. Denn zum einen Teil erhält der Kaufmann seine Ware von amtlichen Verteilnngsstellen mit der Preisvorschrift zugemessen, zum zweiten Teil werden ihm, soweit es sich um Bereitstellung „freier" Waren handelt, die Preise vom Großhandel diktiert; und endlich vermag man diesen oder jenen Artikel nur „ans Umwegen" zu bekommen, was die Ware selbstverständlich verteuert. Kommt noch dazu der Einfluß der Teuerung. die seitens der Post, bei Packmaterial, Reklame, Beleuchtung usw. Platz gegriffen hat, und sind noch in Anschlag zu bringen die auch für den Kaufmann verteuerte Lebenshaltung, sowie die Steigerung der Löhne.
Eine Aenderung all dieser seine eigene Preispolitik bestimmenden Erscheinungen kann aber der Kaufmannsstand seinerseits nicht erzwingen; auch nicht bei aller Bereitschaft, nach Kräften am Preisabbau mitzuarbeiten. Diese Bereitschaft wird nun aber umso rascher und merklicher zu greifbaren Ergebnissen führen dürfen, je weitgehender die Mitwirkung der Allgemeinheit, der verbrauchenden Klasse sein wird, ohne deren - verständnisvolle Mitarben ja bis auf weiteres alle Mühe vergebens sein wird. Diese Mitarbeit hat sich nun vor allem nach der Richtung hin zu betätigen, daß nichts verlangt oder gekauft wird, was nicht unbedingt notwendig ist; denn verminderte Nachfrage entlastet beim Kaufmann den Kapitaleinsatz und wirkt auch in etwas bessernd auf die Prsisftellung von seiten der Erzeuger und des Großhandels; weiter gestattet geringere Inanspruchnahme des Marktes die Ansammlung von Warenrück'lagen und damit die Beschäftigung der Jndustrieen mit Ausfuhrwaren; und ganz besonders muß ein Vermeiden überflüssigen Kausens den Schiebern, dielen Erzfeinden des reellen Handels und Oberverbrechern am Wirtschaftsleben, allmählich das Handwerk legen; muß deren Zunft ja von selber absterben — oder bester verenden . . ., sobald der ordnungsmäßige Markt genügend Ware aufweist.
Neben dem wird natürlich der Handelsstand, der an einer Gesundung der Verhältnisse das gleiche Interesse haben möchte, wie die Allgemeinheit an der Erhaltung seiner Lebensfähigkeit, auch durch eigene Schritte, d. h. Arbeit in den eigenen Reihen der guten Sache dienen können. Hierher gehören Zusammenschluß zwecks Einkauf im Großen, strenge Maßnahmen gegen unlauteren Wettbewerb oder unlautere Warenbeschaffnng; weitestgehender Einsatz der eigenen Arbeitskraft ; und zielbewußte politische Arbeit, die Einfluß begehrt und erreicht auf den allmählichen Abbau der Zwangswirtschaft, das allzu diktatorische Gebaren des Großhandels, die Ueberwachung des Außenhandels, die Beseitigung der Kriegsgesellschaften, die Tätigkeit der Preisprüfungsstellen u. der Verwaltungsbehörden usw.
All das nämlich wiE bei der Gestaltung des Wirtschaftslebens mit und Sache des Kaufmannsstandes möchte es darum sein, sich Einwirkungsmöglichkeiten auf alle diese Stellen usw zu verschaffen und zu sichern, wofür der gegebene Weg klares politisches Wollen und zweckbewußte Or- gamsation ist.
Die Arbeiterbewegung in Amerika.
XV. XV. Für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas nt me wirtschaftliche Lage in den Vereinigten Staaten von größter Bedeutung. Diese Unterstützung kann die Union aber
Montag den 19 . Zuli 1920
natürlich nur gewähren, wenn sie nicht ebenfalls von dem Wirtschaftsfieber befallen wird, das die alte Welt heute durchschüttelt. Verfällt das amerikanische Wirtschaftsleben eben- salls dem Chaos, dann braucht es alle Kräfte zur eigenen Genesung und müßte Europa seinem Schicksal überlasten. Wie steht es nun in diesem Punkte mit der amerikanischen Volkswirtschaft? Die Antwort darauf gibt die Entwicklung der Arbeiterbewegung in der neuen Welt.
Wer sich ein Bild von der nordamerikanischen Arbeiterschaft machen will, muß das europäische Vorbild vergessen und sich auf gänzlich andere Begriffe einstellen. Alles das, was uns als geläufige und selbstverständliche Gegensätzlichkeit erscheint und sich in dem Begriff „Klassenkampf" zusammen- faffen läßt, gibt es drüben nicht oder in nur sehr geringem Ausmaße. Das hängt mit der völlig anders gearteten industriellen u. politischen Entwicklung der „Staaten" zusamnien. So fest umrisiene „Klaffen" wie im alten Europa gibts drüben weder wirtschaftlich noch staatsbürgerlich. Der amerikanische Arbeiter erfreut sich einer recht hohen Lebenshaltung ist er doch garnicht so . selten im Besitz eines Kleinautos! Der „Unternehmer" kann ihm auch nicht als Erbfeind erscheinen, solange er die Möglichkeit des Aufstiegs hat; der Kapitalismus ist die milchgebende Kuh, warum sie also um grauer Theorien willen totschlagen? Ist die Arbeitszeit vorüber, so wird aus dem Fabrikarbeiter der solide, respektable Kleinbürger, der die New-Uorker Milliardäre noch nicht unbedingt nur als Blutsauger betrachtet. Anderseits kennt den Jndustriemagnaten vom Arbeiter noch nicht eine solche gesellschaftliche Kluft wie bei uns. Er sieht in seinen Arbeitern in erster Linie den Mitarbeiter. Das alles gibt denn auch der amerikanischen Arbeiterwegung den stark bürgerlichen Einschlag, den sie — bis heute wenigstens gehabt hat. Die Zahl der gewerkschaftlich Organisierten kann aus 10—15°/» der Gesamtarbeiterschaft veranschlagt werden, der beste Beweis für die Entbehrlichkeit einer geschloffenen Kampfstellung gegenüber dem Unternehmertum. Die drei stärksten Gewerkschaften sind die American Federation of Labour, an deren Spitze der bekannte Arbeiterführer Gompers steht, die Rail- road Brotherhoods und die Industrial Workers of the World. Die Reihenfolge entspricht ihrer Bedeutung: Die erstgenannte zählt über 2 Mill. Mitglieder, ist 1881 auf rein sachlicher Basis gegründet und verhielt sich bis vor kurzem ablehnend gegenüber einer Politisierung der Gewerkschaftsbewegung: die Zweite — Eisenbahnergewerkschaft — zählt etwa V- Million Mitglieder und war stark wirtschafsfriedlich gesinnt, entsprechend den sogenannten gelben Gewerkschaften in Deutschland. Die Dritte endlich, — an ordentlichen Mitgliedern kleinste (etwa 200 000), dagegen an Mitläufern weitaus größte — vertritt den Typus der „klaffenbewußten" Arbeiterschaft syndikalistischer Richtung.
Es kann nun nicht geleugnet werden — die wachsende Streiklust beweist es, — daß auch in den Ver. Staaten die Arbeiterschaft erheblich unruhiger geworden ist, als sie es noch vor dem Weltkriege war. Immerhin aber ist die Denk- und Lebensweise des amerikanischen Arbeiters so grundsätzlich von der des europäischen verschieden, daß es völlig verfehlt wäre, aus einer zweifellos vorhandenen Beunruhigung des amerikanischen Wirtschaftslebens, — die ihre Hauptursache nicht in einem Gesinnungsumschwung der Arbeiterschaft, sondern in der steigenden Lebensmittelteuerung hat, — auf eine wachsende Radikalisierung der Arbeitermaffen nach europäischem Vorbild zu schließen. Dazu fehlen drüben nahezu alle Vorbedingungen. Die Bewegung zielt auf die Schaffung einer politischen Arbeiterpartei hin, die aber unter den gegebenen, vermutlich noch ziemliche Zeit andauernden Verhältnissen nur in Anlehnung an eine der bürgerlichen Parteien wirken könnte. Erst wenn auch der nordamerikanische Kontinent vom „Klaffenhaß" beherrscht wird, dürfte die Erntestunde des radikalen Sozialismus auch drüben gekommen sein, bis dahin hat es aber noch lange Wege. Das russische Bolschewistenparadies hat für den amerikanischen Arbeiter, der gewohnt ist. seine Standesinteressen „busineßlike" (geschäftsmäßig) zu behandeln, wenig Anziehungskraft. vr. Oskar Wingen.
Tages-Neuigkeiten.
Die Erfolge einer vernünftige» Preisabbau-Politik in Thüringen.
Weimar. Auf den Märkten fast aller thüringischen Städte kann man in den letzten Tagen infolge der durchgreifenden Tätigkeit der zentralierten Preisfestsetzungskommissionen teilweise recht beträchtliche Preissenkungen, vornehmlich für Obst- und Gemüse, feststellen. In verschiedenen Städten Thüringens geben die Textil und Schuhwarengeschäftsinhaber bekannt, daß sie im Einvernehmen mit der Landesregierung eine wesentliche Herabsetzung der Preise vornehmen. um dem Käuferstreik, der sich allenthalben bemerkbar macht, ein Ende zu bereiten. -
Die Einwohnerwehr unentbehrlich.
Hamburg, 16. Juli. Der Zentralausschuß der Hamburger Bürgervereine fordert im Namen von 22000 Mitgliedern Senat und Bürgerschaft auf, bei der Reichsregierung aus der Erhaltung der Einwohnerwehr als des unent- '-ehrlichen örtlichen Selbstschutzes mit allem Nachdruck zu bestehen. Erst wein: alle in unrechtmäßigen Händen befind-
94 . bahrgau,
lichen Waffen eingesammelt seien, könne die Reichsregierund daran denken, die Art der Entwaffnung von Sicherheitspolizei und Einwohnerwehr zu ändern.
Prinz Joachim von Preußen 1°.
Berlin, 18 Juli. 3a einem Anfall von schwerer psychischer Störung, hervorgernfen durch den Druck allgemeiner und persönlicher Schwierigkeiten, hat Prinz Joachim von Preußen, der jüngste Sohn des vormaligen Kaiser- paares» in der Billa Liegnitz die Waffe gegen sich gerichtet. Die Verletzung war so schwer, oatz der Prinz hente nacht 1 Uhr ihr erlegen ist.
Die Genfer Konferenz.
Spaa, 17. Juli. Die Frage der Wiedergutmachung wird, wie schon gemeldet, einer gemischten Kommission zur Prüfung überwiesen werden, der je zwei Mitglieder jeder Macht angehören. Diese Kommission wird wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des August in Genf zusammentreten.
England unabhängig in Erz und Kohlen.
Der im Februar in wichtiger Mission ausgesandte Oberst Morden ist auf der „Mauretania" nach England zurückgekehrt und erklärte einem Interviewer: Ich bin mit Vollmachten des Premierministers ausgezogen, um für die „Reichsstahlkorporation" zu wirken. Was mir gelungen ist, bedeutet die Schaffung einer Kontrolle innerhalb des Reiches über die größten Erz- und Kohlenlager der Welt in einer Hand. Das Reich wird dadurch unabhängig von fremden Zufuhren und England wieder die alte Suprematie in der Beherrschung der basischen Industrien der Welt gewinnen, nämlich von" Kohle. Eisen und Stahl.
- Internattonale Beratung der Kohlenfrage.
Basel, 17. Juli. Nach einer Berliner Meldung der „Basler Nachrichten" beschlossen die deutschen Bergarbeitersachverständigen in Spaa, einen internationalen Bergarbeiterkongreß einzuberufen, auf dem die internattonale Kohlenstage erörtert werden soll.
Die Kohlengefahr für Sachsen.
Von amtlicher Seite wird aus Dresden mitgeteilt, daß die sächsische Industrie zusammenbrechen würde, wenn infolge der Verbandsforderungen Ruhrkohlen nicht mehr nach Sachsen geliefert werden könnten, da Sachsen auf den Bezug dieser Kohlen unbedingt angewiesen ist.
Deutschlands Eutschädignngszahlung.
Paris, 17. Juli. Ueber die Austeilung der deutschen Entschädigungssumme haben die Alliierten folgende Vereinbarung getroffen. England erhält 22 Prozent, Frankreich 52, Italien 10, Japan 0,75, Belgien 8, Portugal. 0 75, Griechenland und Südslavien zusammen 6,5 Prozent. Belgien wurde' ein Vorzugsrecht auf 2*/r Milliarden zugestanden. Zu diesem Abkommen ist zu bemerken, daß in Artikel 3 Deutschland zugestanden wird, eine internationale Anleihe zu seinem Wiederaufbau aufzunehmen. In Boulogne hatte man nur davon gesprochen, Deutschland 20 Prozent dieser Anleihe zu überlassen. Jetzt heißt es, daß Deutschland so viel zur Verfügung aestellt erhalte, als es brauche, um sich seiner Schulden gegenüber den Alliierten so schnell wie möglich zu entledigen. Der Artikel 6 des Finanzabkommens der Alliierten hat vor allem für England große Bedeutung. England erwirbt zum Preise von 15—20 Pfund Sterling jede Tonne des deutschen Handelsschiffsraums, der ihm nach dem Waffenstillstandsabkommen, dem Friedensvertrag und dem Zusatzvrotokoll zusteht. Auch die im Hafen von Antwerpen als gute Prise erklärten Schiffe fallen an England. Belgien muß dafür entschädigt werden.
Die Pariser Presse unzufrieden.
Paris, 17. Juli. Die Pariser Morgenpreffe ist mit dem Ergebnis der Verhandlungen in Spaa nicht ganz zufrieden. Fast alle Blätter stellen mit Bedauern fest, daß das Hauptthema. die Frage der deutschen Entschädigungssumme, nicht einmal angeschnitten worden sei. Es paßt ihnen offenbar auch nicht, daß die Verhandlungen zwischen den Deutschen und den verbündeten Sachverständigen auf neutralem Boden stattfinden. Figaro ist der Ansicht, Fehrenbach u. Simons kämen nicht mit leeren Händen aus Spaa zurück. Sie würden erklären, daß Frankreich von seinen Alliierten verhindert worden sei, das zu verlangen, was sie gewollt haben. Die deutschen Delegierten hätten die Protokolle unter Vorbehalt unterzeichnet. Ob zwar dieser Vorbehalt auf den ersten Blick platonisch erscheine, so gestatte er ihnen doch, über das wesentliche des Abkommens, nämlich die Zwangsmaßnahmen, zu verhandeln. Das wenigste, was man sagen könne sei, daß die Lage unklar und beunruhigend'bleibe. Humanitö meint, Frankreich habe zugestanden, daß es die deutsche Kohle zum internationalen Preise bezahle und nicht zum FörderungSpreise. Das bedeute eine Preisverdoppelung. Das sei die Bilanz von Spaa. Besonders zufrieden scheint das Petit Journal zu sein, denn sein Berichterstatter in Spaa sagt, die Deutschen seien mit großen Plänen und Hoffnungen gekommen und gingen mit einem unbestreitbaren Mißerfolg. Die Konferenz in Spaa habe den Weg einer Flüßigmachung verlassen und das sei am meisten zu bedauern.