tritt. Was wir unsere Kinder nichr lesen lassen wallen, hat gegenwärtig über die Kinder dort unten Gewalt. Und das geschieht im Namen des Friedensvertrages, unter Berufung auf jenen Friedensvertrag, der den Völkerbund geschaffen hat. Darin liegt etwas, was das Ganze noch fürchterlicher macht. Nicht genug war eS, daß die Bevölkerung in den besetzten Gebieten afrikanischer Bestialität ausgeliefert ist, nicht genug damit, daß dies mit offener Kaltblütigkeit von Seiten der französischen verantwortlichen Instanzen geschieht, — es eschieht nicht im Namen des Krieges, sondern im Namen eS Friedens. Durch die Verwendung farbiger Besatzungstruppen gegen eine europäische Bevölkerung wird eine Drachensaat gesät. Es scheint, als ob die einstimmige schwedische öffentliche Meinung, die auf Grund völlig unwiderleglicher Zeugnisse an die Wirklichkeit der schändlichen Zustände glauben konnte, sie aber jetzt als unbestreitbar bewiesen ansehen muß, den Ausdruck in Hinwendung auf den Völkerbund finden kann und soll, zumal da Deutschland für sie selbst nicht an jenes Forum appellieren kann, das jetzt die gemeinsamen Interessen der Menschheit vertreten soll. Für einen solchen Schritt hat nicht nur die schwedische Regierung die vollkommen einige Volksmeinung hinter sich, sondern Schweden wird dabei auch die Unterstützung der allgemeinen Welt- meinung finden.
Kleine Nachrichten.
Berlin, 12 Mai. Im Auftrag des parlamentarischen Unterstaatssekretärs im Reichswehrministeriums haben sich vom Ausschuß zur Prüfung des Verhaltens der Offiziere während der Märzvorgänge Kommissionen nach Kiel und Wilhelmshaven begeben, um an Ort und StelleiErhebungen anzustellen.
Rom, 13. Mai. „Tribuna" meldet, daß auf Grund des UebereinkommenS zwischen der Sozialistischen Partei und der russischen Regierung die Delegation der italienischen sozialistischen Gewerkschaften und Genossenschaften am 17. Mai nach Moskau abreisen wird.
Rom, 13. Mai. Die lettische Delegation teilt mit, daß der lettische Gesandte in Rom ermächtigt ist, dem am 14. Mai in Rom tagenden Völkerbundsrat die Bitte Lettlands um Aufnahme in den Völkerbund vorzutragen.
Rom, 14. Mai. Der König hatte mit Boselli. Giolitti und Salandra hinsichtlich der Ministerkrise Besprechungen.
Haag, 12. Mai. Wie der Nieuwe Courant aus London erfährt, erklärte Walter Lorg im Unterhaus, es sei Wichtig, daß Kriegsschiffe der Alliierten im Schwarzen Meer neuerdings die russische Küste beschaffen hätten. Dies würde solange fortgesetzt werden, bis die Bolschewisten ihre Feind seligkeiten gegen das Heer des Generals Wrangel in der Krim einstellten.
Amsterdam, 12. Mai. Englischen Blätteru zufolge hat General Brussilow an den Chef des allrussischen Generalstabs einen Brief geschrieben, in dem es heißt: Polen hat volles Recht auf Freiheit der Selbstbestimmung. Dieses Recht müsse aber auch Rußland zuerkannt werden. Der Angriff Polens gegen Länder, die seit. urdenklichen Zeiten zu Rußland gehörten, muß mit Gewalt zurückgewiesen werden.
Paris, 14. Mai. Nach dem heutigen Kabinettsrat reiste Millerand in Begleitung des Finanzministers Marsal nach England ab.
Kopenhagen, 14. Mai. Acht Delegierte der Sowjetregierung sind am Mittwoch nach London abgereist.
Washington, 14. Mai. (Reuter.) Die Anhäufung von Trachten auf den Hauptbahnhöfen infolge des kürzlichen Streiks beginnt sich im Geschäftsleben sehr bemerkbar zu machen. Bei der Interstate Commerca Commission laufen zahlreiche Gesuche um Abhilfe ein. Die letzten Berichte besagen, daß 235 000 Güterwagen festliegen oder verspätet sind.
Aus Stadt und Bezirk.
Nagold, den 15. Mai 1920
* Dom Rathaus. In der Gemeinderatssitzung vom 11. ds. wurde das kürzlich zum Verkauf ausgeschriebene Nadelholzstammholz zum Preis von 320°/a der neuen Forsttaxe der Firma Gebr. Theurer zugeschlagen. — Die neueste Amerikanerspende Nagolder Landsleute soll in nächster Zeit an hiesige notleidende Einwohner verteilt werden (s. Inserat). — Schreinermeister Gabel hat gesundheitshalber sein- Amt als Feuerwehrkommandant niedergelegt. Der Gemeinderat bringt dem verdienten Feuerwehrkommandanten, der die Feuerwehr auch in der Kriegszeit leistungsfähig zu erhalten wußte und sie heute wieder auf ihren guten Stand brachte, volle Anerkennung und wärmsten Dank zum Ausdruck. — Mitgeteilt wird, daß die Eisenbahngeneraldirektion den 12 Uhr Mittagszug nach Eutingen angesichts des fortdauernden Kohlen- und Lokomotiv- mangels ab 1. Juni 1920 noch nicht fahren könne. — Für erholungsbedürftige Kinder sind der Stadt 2 Freistellen für einen 8wöchigen Kuraufenthalt in der Schweiz eingeräumt worden. Es wird beschlossen, die entstehenden Reise- usw. Kosten auf die Stadtkasse zu übernehmen.
* Wie wir hören findet das Frühjahrskonzert des vereinigten Lieder- und Sängerkrauzes am Sonntag, 13. Juni unter Mitwirkung des Konzerlsängers Konzelmann (Stuttgart) statt.
Deutsche Bolkspartei. Am Abend des Himmelfahrts- festes fand hier im „Rößle" eine gut besuchte Werbever- sammlnna der D. V. P. statt. Den Vorsitz hatte Sem.- Oberlehrer Goes, der einleitend auf die Wahlmüdigkeit -infolge der Enttäuschungen der letzten Jahre hinwies und die Notwendigkeit betonte, dennoch mitzuarbeiten am Wiederaufbau des Vaterlands und Politik zu treiben nicht bloß als Geschäfts- und Parteisache, sondern auch als geistige^und sittliche Arbeit im Dienste des Volksganzen. Diese Aufgabe habe sich die D. V. P. gestellt, die Erbin der nationalliberalen Partei. Der Hauptredner des Abends war der Generalsekretär der D. V. P., Dr. Hammes aus Stuttgart, der in seinem ausgezeichneten Voltrag ein doppeltes Ziel verfolgte: er wollte ungerechtfertigte Vorwürfe gegen die Deutsche Volkspartei zurückweisen und unter Hervorhebung der wichtigsten Grundsätze das besonders betonen, was das Parteiprogramm anszeichnet: den Willen zum Wiederaufbau und die Wege dazu. Der Redner ging aus von der ungeahnt raschen Entwickelung der Partei, die in wenig mehr als Jahresfrist von 100000 ans 1 800000 eingeschriebene Mitglieder angewachsen ist. Eine bessere Widerlegung des Geredes von der „Splitterpartei" und der „Stresemannpartei"
! gebe es nicht; die Notwendigkeit der nationalen und sozialen - Mittelpartei sei glänzend erwiesen. Es sei zu beklagen, daß man der Partei die volle Möglichkeit einer fruchtbaren Mitarbeit in der Regierung bisher genommen habe. Wenn diese nach den Wahlen gegeben sei, werde sich die Partei als das erweisen, was sie zu sein sich bestrebe: ein Hort der Verfassung, aber auch zugleich ein Hort des Bürgertums. Die Partei wolle am Wiederaufbau unter der jetzigen Staatsform Mitarbeiten und rufe alle aufbauwilligen Kräfte voll rechts bis links dazu auf Es sei eine Dummheit und ein Verbrechen, heute noch ohne die Sozialdemokratie regieren zu wollen, wie dies die Deutschnationalen (Bürgerpartei) wollten. In der neuen Regierung müßten alle arbeitswilligen Parteien gleichberechtigt vertreten sein, Vorbedingung sei allerdings Beseitigung der einseitigen Vorherrschaft der Sozialdemokratie und der schamlosen Ausbeutung der Parteimacht. Leider hätten die bürgerlichen Koalitionsparteien völlig versagt und seien nur die Schleppträger der Sozialdemokratie gewesen. Vor allem die D. d P. sei nicht mehr gewesen als der ..Anhängewagen der Sozialdemokratie" und habe die bürgerlichen Interessen wieder und wieder verraten seit der Zustimmung zur Maifeier 1919 bis zum Generalstreik von 1920, diesem Verbrechen am deutschen Volk, und bis zum Mileiustimmen in den Klassenkampfruf der Sozialdemokratie: „Der Feind steht rechts!" Wir Deutsche - hätten genug Feinde im Ausland, wir sollten ini Innern uns nicht als Feinde gegenüberstehen, vor allem nicht wir Bürger, deren Rechte durch das Streben nach Arbeitervorrechten in Gefahr seien. Der Redner wies dann rein sachlich die Unterstellung, die D. V-P. sei am Kapp-Putsch schuldig und ihre Führer seien hinter diese Regierung getreten, aufs schärfste zurück! Er wies nach, wie die Partei korrekt und ihren Grundsätzen getreu gehandelt und alles getan habe, den Putsch zur Wirkungslosigkeit zu verurteilen Allerdings halte sie den Generalstreik, der den Ruhrboischewismus aus gelöst und nur die Kranken und Kinder getroffen habe, für ein falsches Mittel. In den weiteren Ausführungen geißelte der Sprecher die heutigen Regierungsverhältnisse, den Äemter- mißbrauch, die unsinnige unüberlegte Steuerpolitik, die die Wirtschaft erdrossele und wettbewerbsunfähig mache und dem Mittelstand den Todesstoß versetze. Hierauf legte er die Stellung der Partei gegenüber einzelnen Berufsständen dar und behandelte die Schulfrage. Die Partei will Erhaltung einer christlichen Schule, eines christlichen Staates und einer christlichen Familie und bekämpft alle undeutschen Zersetzungsbestrebungen, deren Vorfrucht der Internationalismus sei. Er verlangte Würde gegen das Ausland und Geschlossenheit aller Deutschen in außenpolitischen Fragen, die nicht nach parteipolitischen, sondern nach rein vaterländischen Gesichtspunkten behandelt werden dürften. Ein Weg zur Geschlossenheit sei die gemeinsame Arbeit, die lieber brückung der Klassengegensätze in der Arbeitsgemeinschaft, in der sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer als Diener am Volkswohle betrachteten. Das sei 8ann wahres Deutschtum, abhold jeder chauvinistischen Hurraphrase. Aber erst müßten wir Deutsche sein, dann erst Arbeiter, Bauern usw. Im Schlußabschnitt der fesselnden Ausführungen, die bei aller Schärfe gegen den Gegner ein warmes vaterländisches Gefühl verrieten, aus dem das Recht zu dieser Kritik abgeleitet werden muß, umriß der Vortragende die Stellung der D. V. P. zu den anderen Parteien. Er zog einen scharfen Trennungsstrich nach links und wies auf Unterschiede hin zwischen Bürgerpartei und D. V. P Beide ständen in gemeinsamer Angriffsfront gegen links, könnten aber weiter nicht zusammengehen, denn es sei eine bedauerliche Verschleierung, wenn die BP. nicht den Mut habe, sich als Landesverband der konservativen Deutschnationalen Partei zu bekennen, wohin fie gehöre und der sich ihre Abgeordneten anschließen müßten. Mit einem warmen Appell zur Mitarbeit in den politischen Parteien als dem einzigen Mittel der Einflußnahme auf die Regierung schloß der Redner mit der Losung der D. V. P. „Vaterland und Freiheit". — An die mit lebhaftem Beifall aufgenymmene Rede schloß sich eine Aussprache an, an der fick Sem. Oberlehrer Weinbrenner und Verwalter Bauer beteiligten. Ein beträchtlicher Teil der Versammlung trat sofort der D. V. P. bei Die Gründung einer Ortsgruppe wird in den nächsten Tagen erfolgen.
Turnverein. Der Verein machte wie alljährlich, so auch in diesem Jahr an Himmelfahrt einen Ausflug. Morgens r/z7 Uhr sammelten sich die Mitglieder mit ihren Damen in der Vorstadt. Trotz des einsetzenden Regens war die Beteiligung eine zahlreiche. Es ging zunächst mit Wagen bis nach Berneck, von wo aus man bei schönstem Wetter die Wanderung zu Fuß antrat, durch das Köllbachtal, wobei manches Hindernis zu nehmen war, nach Simmersfeld. Dort wurde iit dem gut bekannten Gasthof z. Anker Rast gemacht, wo wir eine freundliche Aufnahme bei guter Bewirtung fanden. Von hier ging der Marsch weiter über Aichelberg nach dem Endziel Wildbad. Nachdem man die Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigt und ein Vesper zu sich genommen hatte, brachte uns der Abendzug wieder der Heimat zu, wo man sich trennte mit dem Bewußtsein und der Befriedigung, daß man wieder einige frohe u. genußreiche Stunden erlebt hatte.
Lohnbewegung in der Forstwirtschaft. Die weitere Verteurung wichtiger täglicher Bedarfsartikel machte die Gewährung eines weiteren Teurungszuschlages zu den Lohnsätzen des württ. Waldarbeitertarifes notwendig Auf Antrag der Arbeiterverbände fanden daher zwischen den Vertretern des Finanzministeriums, der württ. Forstdirekrion, des württ. Waldbesitzerverbandes und den Vertretern des Zentralverbandes der Forst- und Landarbeiter sowie dem Deutschen Landarbeitervcrband am 12. Mai in Stuttgart entsprechende Verhandlungen statt. Unter Berücksichtigung sämtlicher in Frage kommender Gesichtspunkte einigten sich die Parteien dahin, zu den Lohnsätzen des württ. Wald- arbeiteriarifes ab 25. Mai in Lohnklasse I und II einen Teurungszuschlag von 25°/o und in Klasse III - einen solchen von 28°/o zu gewähren. Der Grundlohn bei Taglohngeschäften beträgt somit über 20 Jahre in der Lohnklasse I 3.50 4L in Klasse II 3.40 4L und in Klasse III 3.20 4L. Für Arbeiterinnen über 18 Jahre in Klasse I 2.10 ^ in Klasse II 1.95 4L und in Klasse III 1.55 4L. Nähere Auskunft über die weiteren Lohnsätze sowie über Anwendung derselben bei Akkordabschlüssen erteilt die Landesgeschäftsstelle des Zen- traloerbandes der Forst- und Landarbeiter Deutschlands (Sitz Leutkirch). Den Ortsvereinen obigen Verbandes geht der neue Tarif in den nächsten Tagen kostenlos zu.
Anmeldung von Forderungen an die Entente, Die
Handelskammer Calw schreibt uns: Jnlauddeutsche, die Forderungen an Großbritannien (ohne Aegypten u. Südafrikan. Union), Frankreich mit Elsaß-Lothringen und den Kolonien Belgien mit Kongo, Italien und Siam sowie Griechenland haben, müssen diese Forderungen beim Reichsausgleichsamr anmelden. Da der Anmeldetermin teilweise ein sehr kurzer ist, gegenüber England z. B. nur bis zum 1. Juni, empfiehlt es sich besonders, diese Anmeldungen beschleunigt durchzuführen. Anmeldebogen sind von der Handelskammer zu beziehe»!. Den Anmeldebogen werden Merkblätter beigefügt.
13. Staatslotterie. k>. Klasse, 9. Ziehungstag Auf Wiirt>- temberg gefallene Gewinne: 3000 ^ auf Nr. 174 203; 3000 ^ auf Nr. 30 805, 174 344, 174 856, 175 882, 177 802, 173 080,
183174, 201081, 211065; 1 000 auf M. 17 955, 50 932,91 880, 172542, 173 494, 189 065, 212 209, 212 270,. 230382 ; 500 ^ auf Nr. 93 936, 176 424, 176 580, 176 762, 176 927,177 836, 173 070, 182 746, 183 6 0, 187337, 188664- 189724, 189849,
212 908, 213408, 225 364 Außerdem 218 Gewinne zu 240 .41 (ohne Gewähr).
A«S de« übrige« Württemberg
r Stuttgart, 13. Mar. Am Miliwoch, Len 19. Mai, vsrm. f/i! 0 llhr sinder im großen Saal des Sieglehauses hier eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Land : wirtsch. Hauptverbandes statt. Am Tage vorher Nersammetn . sich die Vorsitzenden der landw. Bezirksvereine und die Mitglieder des Verbandsausschusses zu einer Vorbesprechung.
r Stuttgart, 12 Mai. Der württ. Gerberoerein hatte zur gestrigen Lederbörse folgende Richtpreise ausgegeben: Sohlleder und Vacheleder in Hälfte», reine Grubengerbung, das Kilo >00 Sohlleder und Vacheleder in Hülsten gemischte Gerbung, das Kilo 85—95 4L, Wildevacheleder in Hälften 75—85 ,4k, Kerntafeln, reine Grubengerbung 1404k, Kerntafeln, gemischte Gerbung. >25—135 4L; Fahlleder 12V —130 4L. Rindbox der Quadratfuß 28—30 4L. Boxkalf, schwarz, 38—42 4L, Roßoberleder 25—28 -4L, Treibriemen- Kernstücke, kurz geschütten, das Kilo 140 4L, Treibriemen- Schultern 105 4L, Blankleder, Natur. l25 .4L: Me Börse war von Interessenten stark besucht, doch wurden größere Verkäufe nicht gemeldet, weshalb Schlußnotierungen unterblieben. Die nächste Lederbörse findet in Stuttgart am Dienstag, den 8. Juni statt.
r Stuttgart, 13. Mai. Der Führer der Deutschen Bolkspartei, Abg. Dr. Srresemann. wird in einer öffentlichen Wählerversammlnng am Donnerstag den 20. Mai abends 8 Uhr im Festsaal der Liederhalle zu Stuttgart sprechen.
r Reutlingen, 13. Mar. Nächste Woche will hier, laut Generalanzeiger, Matthias Erzberger sprechen.
r Plochingen, 13. Mai Im Zeichen der neuen Freiheit und begünstigt durch einen starken Nebel, hat eine Diebes bande auf dem hiesigen/Bahnhof vier Güterwagen vollständig ausqeraubi.
r Alm, 13 Mai. Die von der BUrgerpariei embenifeue Wahlversammlung, in der Abg. Bazille über Deutschland und die Weltrevolutron sprach, ist von den Linksradikalen gesprengt worden Die im Saal geschickt verkeilten Ueberroten machten einen Höllenspektakel und raten, als wenn sie ganz unter sich wären. Sie fingen an, die Internationale zu singen, worauf die Bürgerlichen mit dem Liede „Deutschland, Deutschland über alles" antworteten. Die Radaubrüder be haupteten den Saal und zogen dann ans den Münsterplatz, wo sie ihr Leiblied -weiter sangen. Ein Kriegsblinder wurde mißhandelt. Die demokratische Ulmer Zeitung sagt zu dieser Errungenschaft der Revolution ein ungeschminktes Pfni Teufel!
Dom Unterland. Eine alte Wetterregel lagt : „Kommt die Esche vor der Eiche (gemeini ist der Austrieb des Laubes) hält der Sommer große Bleiche, kommt die Eiche vor der Esche, hält der Sommer große Wäsche." In diesem Jahr trifft erstsrs zu, demnach hätten wir einen trockenen Sommer zu erwarten.
r Don der Enz, l3. Mai. Aus einem verschlossenen Eisenbahnwagen beim Pforzheimer Güterbahnhof hat nachts ein Dieb zwei Pferde von 5 und 6 Jahren, einen Braun- und einen Fuchswallach, die dem Händler Berh. Beer in Königsbach gehören, gestohlen. Dieser hat 1000 4L Belohnung ausgesetzt. Der Dieb soll ein Hinkender namens Heinrich Pfirsching sein.
Letzte Nachrichten.
Der deutsche Lehrerverein arbeitet nach gewerkschaftlichen Grundsätzen.
Berlin, 15. Mai. Nach dem B. L. A. beschloß der deutsche Lehrerverein in seiner 28. Vertreterversammlung in Halle nach gewerkschaftlichen Grundsätzen zu arbeiten; die Bildung einer Gewerkschaft wurde abgelehnt.
Weiterbestehen der Einwohnerwehren in Bayern.
Berlin, 15. Mai. Wie der Tägl. Rundschau aus München berichtet wird, teilte der stellv. Landeshauptmann der Einwohnerwehr Bayerns in einer Sitzung in Rosenheim mit, daß an zuständiger Stelle die Nachricht vorliege, daß man sich in Paris mit dem Weiterbestehen der Einwohnerwehren in Bayern abgefunden habe.
Keine Besserung im Binnenschifferstreik.
Berlin, 15. Mai. Die Lage im Binnenschiffahrtsverkehr ist unverändert; der Streik geht weiter; im übrigen ist abzuwarten ob sich die werteren Notentladungen in Ruhe vollziehen werden.
Bon der türkischen Nationalversammlung.
Amsterdam, 14. Mai. Der Konstantinopeler Korrespondent der „Times" meldet, daß die Nationalversammlung Mustafa Kemal zum Teil aus gewählten Vertretern, zum Teil aus Abgeordneten des aufgelösten türkischen Parlaments besteht. In Angora wurde ein Kabinett von Kommissaren mit Mustafa Kemal als ersten Kommissar gebildet. Die Nationalversammlung beschloß, die Verträge und Abkommen, die die türkische Regierung seit dem Waffenstillstand mit einer auswärtigen Macht abgeschlossen hat, nicht anzuerkennen und jeder nicht durch die Nationalversammlung ermächtigten Person das Recht abzusprechen, das türkische Reich auf der Friedenskonferenz zu vertreten.
Einstellung des Stratzenbahnverkehrs in Jena.
Berlin, 15. Mai. Aus Jena wird dem B. L. A. berichtet, daß dort ab 1. Juni der Straßenbahnverkehr wegen der hohen Nnterbilanz eingestellt wird; es sollen nur einige