wägungen sei es ratsam, daß der Frieden Europas dadurch nicht gestört werde, daß dem Kaiser erlaubt werde, an seinem gegenwärtigen Aufenthaltsort zu verbleiben. Im Interesse Hollands und in dem der übrigen europäischen Länder müsse dieser Gesichtspunkt in Erwägung gezogen werden.

Die Besprechungen in London.

London, 13. Febr. (Reuter.) Der Oberste alliierte Rat trat heute in Downingstreet zusammen. Zugegen waren Lloyd George, Millerand, Nitti und Curzon. Die Beratun­gen hatten allgemeinen und vorläufigen Charakter. Sie galten den hauptsächlichsten deutschen und türkischen Fragen und dauerten sechs Stunden. In gutunterrichteten Kreisen verlautet, daß die Zusammenkunft in London zwei Wochen dauern werde. Die Verhandlungen gehen langsamer von­statten als in Paris. Der Grund hierfür liegt in der schwie­rigen Verständigung da weder Nitti noch Millerand englisch sprechen, was Clemenceau geläufig sprach. Foch wohnte der heutigen Sitzung bei. Ein amerikanischer Vertreter nahm an den Verhandlungen nicht teil. Einer weiteren Reutermel­dung zufolge befaßte sich der Oberste Rat mit der Frage der Auslieferung der Kriegsverbrecher. Hinsichtlich weiterer Vor­stellungen Deutschland gegenüber wurde volle Uebereinstim- mung erzielt. Die Finanzminister der Alliierten werden in kurzem zusammen kommen, um über die Finanzpläne zu beraten.

Paris, 13. Febr. DieAgence Havas" meldet aus Lon­don : Millerand erklärte die wichtigste Frage für den Augen­blick sei die Antwort auf die deutsche Note. In maßgeben­den Kreisen herrscht die Ansicht, daß die Anwesenheit des Marschalls Foch vermuten läßt, daß Maßnahmen getroffen werden sollen, um Deutschland zur Ausführung des Friedensvertrags zu zwingen.

General Nieffels Verleumdungen.

Paris, 13. Febr. Im Ausschuß für auswärtige Ange­legenheiten ist gestern wiederum General Niessei erschienen, um erneut über die deutsche Armee Auskunft zu geben. Er setzte die Organisation der Reichswehr, der Sicherheitswehr und der Einwohnerwehr auseinander und sprach über die Organisation der Zeitfreiwilligen. Nach demMatin" hat General Niessel auch von der Möglichkeit gesprochen, daß Munitionsvorräte in den deutschen Fabriken versteckt werden könnten. Der Ausschuß, der unter dem Vorsitz von Louis Barthou steht, hat einmütig entschieden, den Kriegsminister baldigst darüber zu hören, wie die Friedensvertragsklau­seln, die auf die Entwaffnung Deutschlands Bezug haben, durchgeführt werden.

Reichstagswahlen im Frühjahr.

Die Neuwahlen zu dem in der Verfassung vorgesehenen Reichstag werden, wie nunmehr bestimmt verlautet, im kom­menden Frühjahr stattfinden, sobald daS Wahlgesetz von der Nationalversammlung verabschiedet ist. Um dies zu ermög­lichen, hat Reichsjustizminister Schiffer die Justizreform bis zum Herbst zurückgestellt.

Verschwörung gegen Rumänien in Siebenbürgen.

Budapest. 13. Febr. In dem von den Rumänen be­setzten Groß-Wardein ist laut amtlichen Bukarester Meldun­gen eine Verschwörung aufgedeckt worden, an der eine Reihe ungarischer höherer Persönlichkeiten aus jener Gegend be­teiligt sein soll und die sich gegen die rumänische Herrschaft in Siebenbürgen richtet. Mehrere Personen, insbesondere drei hohe Offiziere, sind von den Rumänen zum Tode ver­urteilt, andere mit langjährigen Zuchthausstrafen bedacht worden.

Kleine Nachrichten.

Berlin, 13. Febr. Der Kessel-Prozeß wurde wegen schwerer Erkrankung des Angeklagten auf unbestimmte Zeit vertagt.

Wien, 14. Febr. Wie die Blätter aus Budapest erfahren, gipfeln die von dem ungarischen Minister des Auswärtigen angekündigten Vorschläge an Oesterreich darin, daß sich Ungarn bereit erklärt, die Verpflegung Oesterreichs für längere Zeit hinaus vollständig zu übernehmen, wenn Oesterreich auf die Annexion Deutsch-Westungarns verzichten will, für das Ungarn eine territoriale Autonomie auf breiter Grundlage bietet.

Amsterdam,'13. Febr. Wie die englischen Blätter mel­den, hat der Gemeinderat von Bradford den Vorschlag ver­worfen, 1000 Kinder aus Mitteleuropa in Bradford aufzu­nehmen. Ein Mitglied des Gemeinderats nannte den

ZW Gastspiel der SchM. Volksbühne

vom 14.16. Febr. 1920.

- Von Prof. A. Bauser.

3.Maria Magdalene". An die große Sünderin des Neuen Testaments, die Jesu Füße salbte und mit ihren Haaren trocknete, erinnert der Titel dieser bürgerlichen Tragödie von Friedrich Hebbel, dem bedeutendsten deutschen Dra­matiker nach Schiller und Goethe. Der Schiller'sche Idealis­mus ging aus von einer sittlichen Idee und dichtetein die Wirklichkeit hinein", Hebbels Realismus ging aus von der Wirklichkeit, dichteteaus der Wirklichkeit heraus". Hebbel, der von Kind auf die Not als Gefährtin sah, mußte tragischer Dichter sein. Seine Helden gehen nicht an einer Schuld zu Grunde wie die Schiller'schen; sie sterbenschuldlos". Der Wille des Einzelmenschen muß mit eiserner Notwendigkeit zerschellen am mächtigeren Willen des Ganzen, in unserem Stück an der unerbittlichen Sitte des bürgerl. Lebens, an dem Schein, an der unüberwindlichen Scheu und Furcht vor dem, was die Leute sagen.

Der Tischlermeister Anton ist ein ernster, strenger, recht­schaffener Mann, der aus Not und Entbehrung sich herauf­gearbeitet hat. Wenn es ihm warm ums Herz wird, wird er bärbeißig wie sein alter Meister Gebhardt, den er vor dem Selbstmord bewahrt hat und dem er dann später den Schuldschein über 1000 Taler zerrissen im Sarge unter den Kopf geschoben hat. Aber er kann nicht ertragen, daß die Menschen hinter ihm her zischeln, die Köpfe zusammenstecken und mit den Fingern zeigen. Er ist stölz auf seine und der Seinen Rechtschaffenheit und hat im Wirtshaus, wo der Ge­richtsdiener mit ihm anstoßen wollte, diesen scharf abgewiesen

Vorschlagabscheulich",, da in Bradford Kinder seien, deren Eltern von den Eltern der Kinder, die man aufnehmen soll, ermordet worden seien.

Rotterdam, 13. Febr. Der Nieuwe Rotterdamsche Cou­rant meldet: Mit den niederländischen Molkereioereinigungen finden Verhandlungen über eine 2jährige Milchverseqgung des rheinisch westfälischen Industriegebietes statt. Im Som­mer sollen täglich 50 000 und im Winter 30 000 Liter Milch geliefert werden.

Der Prozetz ErKM'Helfferich.

Berlin, 12. Febr. Jni Prozeß Erzberger-Helfferich teilte Rechtsanwalt Alsberg heule mit, angesichts der Bekundung Bergers und Erzbergers, daß sie während der schiedsrichter­lichen Tätigkeit Erzbergers keine Beziehungen zueinander gehabt hätten, habe sich Regierungs- und Baurat Morgen­stern als Zeuge dafür angeboren, daß tatsächlich jene Bezieh­ungen in der angebenen Zeit sehr eng und rege gewesen seien. Kommerzienrat Berger erklärte, der Abgeordnete Faßbender habe ihn, Erzberger als Schiedsrichter vorgeschlagen. Dr. Helfferich behauptete, nach aller kaufmännischer Er­fahrung müsse Erzberger damals schon als Aüfsichtsratsmit- glied in Aussicht genommen gewesen sein, da die Zeit zwischen dem Schiedsspruch und Erzbergers Eintritt in den Anfsichls- rat verhältnismäßig kurz geivesen sei. Berger kann darüber keine sicheren Angaben mehr machen. Der frühere Ge­schäftsführer seiner Firma Regierungsbaumeister Hatzki er­klärte, daß Erzberger während der Schiedsgerichtssache oft von Berger informiert worden sei. Ueber seine Wahl in den Aufsichtsrat sei damals noch nicht gesprochen worden, doch sei seine u. anderer Meinung die, daß Erzberger als Schieds­richter für die Firma zweckmäßiger gewesen sei, denn als Aufsichtsrar. Regierungs- und Banrat Morgenstern bekun­det u. a., er habe den Eindruck gehabt, daß die Beziehungen Bergers und Erzbergers das übliche Maß überschritten. Es sei ein dauernder Könner gewesen. Ob die Rücksprache den Zweck gehabt habe, die Schiedsrichter zu beeinflussen, sei schwer zu sagen. Nach seiner Ansicht wurde Erzberger be­sonders wegen seiner Beziehungen zur Regierung zum Auf­sichtsrat gewählt. Auf Befragen Helfferichs bekundet der Zeuge, daß Berger Erzberger auch mit Dingen befaßt habe, die nicht zum Schiedsgericht gehörten. Er halte es nicht für möglich, daß Erzbergsr bei der engen Verbindung nichts von der Ausschaltung der Firma Berger durch die Heeresverwal­tung gewußt habe. Ueber das Entgelt Erzbergers wisse er nichts. Staatsminister Stein macht eingehende Bekundun­gen über die Erörterungen vom Februar 1914 in der Bud- getkommission über die Streitfälle zwischen dem Kanalamt und den Baufirmen. Ihm sei damals die Stellung Erzber­gers aufgefallen, der im Gegensatz zu der Stellungnahme der Zentrumsabgeordneten Schwartze und Pfleger mit Nach­druck dafür eingetreten sei, daß ein rechtsgültig gewordenes Schiedsgerichtsürteil auf Grund der Petition einer Baufirma von der Budgetkommission revidiert werden sollte. Auch Ministerialdirektor von Jonqulieres habe ihm mitgeteilt, daß er es als sehr bedenklich halte, daß Erzberger von der Bau­firma als Schiedsrichter in Aussicht genommen sei. Basser­mann und Gröber, mit denen er auch gesprochen habe, hät­ten es ebenfalls für bedenklich gehalten, wenn ein Mitglied der Budgctkommission, das zu Gunsten der Forderungen von Baufirmen eingetreten sei, ein solches Schiedsrichteramt an­nehme. Erzberger weist demgegenüber darauf hin, daß vor ihm auch andere Abgeordnete, z. B. Bassermaun, in der Konzessionsangelegenheit einer Kolonie gegen den Fiskus Schiedsrichter waren. Der Zeuge General ».Oldershausen bekuiidet im Zusammenhang mit den Erörterungen über den Ausschluß der Firma Berger von Heeresaufträgen, daß er es sehr auffällig gesundem habe, daß bereits im Frühjahr 1918 Erzberger sich für Verleihung des Eisernen Kreuzes an Berger verwandt habe. Auf eine Frage des Rechtsan­walts Dr. Alsbergs, auf welchen Einfluß hin die Firma Berger zu Arbeiten wieder zugelafsen worden sei, sagte der Zeuge, er habe keinen Beweis, wohl aber die Empfindung, daß es Erzbergers Einfluß gewesen sei. Ministerialdirek­tor Jonqulieres erklärt zu den Vorgängen in der Budget­kommission, aus den Akten habe er Feststellen können, daß Erzberger in drei Fällen und zwar in den Jahren 1911, 1912 und 1913 Schiedsrichter gewesen sei. Er habe den Ein­druck, daß ein Abgeordneter mit so ausgebreiteter schiedsrich­terlicher Tätigkeit nicht gut in der Kommission auftreten könnte. Zeuge Zivilingenieur Bruno Koch, vielfach Schieds­richter und Sachverständiger in Fällen, die gegen den Staat gerichtet waren, sagt aus, es erscheine ihm richtig, daß Ab-

mit den Worten,Leute im roten Rock mit blauen Aus­schlägen sollten ihm nie ins Haus kommen".

Mit rasender, atemraubender Schnelligkeit sehen wir über dieses ehrsame Bürgerhaus das Schicksal Hereinbrechen. Der von der Mutter verwöhnte, weil vom Vater überstreng behandelte Sohn wird fälschlicherweise eines Juwelendiebstahls bezichtigt. Der rachgierige Gerichtsdiener schreitet sofort zur Verhaftung und zur Haussuchung. Die eben von schwerer Krankheit wiedererstandene Mutter fällt tot zu Boden. Leon- Hardt, der Verlobte der Tochter Klara, ein niedrig denkender Mensch, den die ersparten Taler angezogen haben, hat die widerstrebende Brautauch durch das letzte Band an sich festzuknüpfen gesucht", weil er das Wiedererwachen der Ju­gendliebe Klaras zu dem nach jahrelanger Abwesenheit zu­rückgekehrten Sekretär fürchtet. Eiligst löst er die Verlobung, um mit der buckligen Nichte des Bürgermeisters, die seinem Weiterkommen förderlich sein kann, ein Verhältnis zu beginnen.

Meister Anton läßt die von seelischen Qualen gemarterte Klara schwören, daß sie ihm keine Schande bereiten werde. Er selbst schwört, daß er an dem Tage, wo man auch auf sie mit Fingern zeigen werde, sich rasieren, denganzen Kerl weg­rasieren" werde. Ergreifend sind die Worte, die aus der gequälten Seele des armen Mädchens sich zum Himmel em­porringen.

Die Nachricht von der Unschuld des Bruders bringt ihr keine Freude, ist'S nun doch sie allein, die dem Vater Schande macht. Dem Jugendgeliebten gesteht sie, daß sie ihn immer liebte,- aber doch dem Ungeliebten gehören muß. Auch er kommt nicht darüber hinweg,vor dem die Augen Nieder­schlagen zu müssen, dem man ins Gesicht spucken möchte". Er will ihn zum Zweikampf fordern. Klara macht einen letzten Versuch, Leonhard dazu zu bewegen, sie zu heiraten,

geordnete Einblick in vorhandene Mißstände bekämen, damit unter Umständen auch auf diese Weise bessere Verhältnisse herbeigeführt werden könnten. Aus diesem Grunde billige er die Zuziehung Erzbergers in verschiedenen Fällen als Schieds­richter wie gelegentlich auch anderer Abgeordneter. Das Kanalamt sei sehr scharf in seiner Ablehnung von Schieds­richtern gewesen. Der Zeuge bestätigt ferner, daß es äußerst schwierig gewesen sei, unabhängige Schiedsrichter zu gewin­nen. Die Verhandlung wird hierauf auf Freitag vertagt.

Berlin, 13. Febr. An der heutigen Sitzung des Erz­berger-Prozesses wurde der Fall Kowatsch angeschnitten. Es handelt sich dabei um ein Verfahren, bei dem aus flüssiger Luft ein Sprengmittel hergestelll wird. Nach der Darstellung Helfferichs hat Erzberger sich an diesem Unternehmen finanziell beteiligt und dann den Sprengstoff mir allen Mitteln bei den Behörden zu fördern gesucht. Rechtsanwalt Friedländer, der Vertreter Erzbergers, erklärt, daß die Darstellung Helfferichs falsch sei, denn Erzberger habe die Förderung der ganzen Sache ans vaterländischen und allgemeinen Interessen be­trieben, nicht ans Eigennutz. Ministerialdirektor NeuhauS bekundet u. a., daß die Interessenten sich gegen die Einfüh­rung des erwähnten Verfahrens äirs technischen u. finanziellen Gründen gewehrt hätten. Erzberger gibt an, 1910 habe sich Kowatsch, der Erfinder des Verfahrens, an ihn gewandt und er habe, da der Erfinder arm gewesen sei, selbst den Betrag gezeichnet und dann das Handelsministerium dafür zu inte­ressieren versucht, wobei er aber von vornherein erklärt habe, daß er selbst die Sache finanziell unterstütze. Er Habe nur das allgemeine Interesse, insbesondere den Schutz der Berg­arbeiter gegen Schlagwetterexplosionen, im-Auge gehabt. Die Sache habe das Handelsministerium nie einen Pfennig gekostet.

Bei Erörterung des Falles Kowatsch gibt Erzberger als Zeuge auf Befragen an, seine finanzielle Beteiligung an dem Unternehmen habe 2200 ^ betragen. Wenn ihm bei seinem Ausscheiden aus der Gesellschaft 30 000ausbezahlt worden seien, so sei dies die Frucht einer fast fünfjährigen angespannten Arbeit im Dienste des Unrernehmens. Dr. Helfferich stellt bei dieser Gelegenheit fest, daß daS Patern schließlich für 900000 ^ noch während des Krieges an daS Ausland verkauft worden ist. Erzberger erklärt hierauf, daß er zur Zeit des Verkaufs des Patents der Gesellschaft nicht mehr angehört habe. Im übrigen sei der Verkauf an das neutrale Ausland erfolgt. Eine Schädigung des deutschen Reiches habe also keineswegs statlgefunden. Hierauf wird der Erfinder Ingenieur Kowatsch vernommen. Durch Ver­mittlung ErzbergerS ist dem Zeugen eine staatliche Versuchs­anstalt zur Verfügung gestellt worden. Kurz vor Beendi­gung der Mittagspause kam es zu einem Zwischenfall. Ein junger Mann, der sich Zugang zum Zuhörerraum verschaffen wollte, wurde vorläufig festgenommen, iveil man bei der üb­lichen Durchsuchung in seiner Aktentasche einen Revolver fand. Da der betreffende einen Waffenschein nicht besaß, wurde er zur Feststellung seiner Persönlichkeit zur Wache gebracht. Hierauf wird der Fall Anhydat-Leder behandelt. Dr. Helffe­rich gibt hierzu an, ein Kommerzienrat Rechbcrg aus Hers- feld habe während des Krieges die Herstellung von soge­nanntem Anhydat-Leder ausgenommen. Er habe es für an­gezeigt gehalten, den damaligen Abgeordneten Erzberger sn dieser Fabrikation zu interessieren. Auch nach seiner Er­nennung zum Staatssekretär und Reichsminister habe Erz­berger die Beteiligung beibehalten. In dieser Frage macht Erzberger dem Angeklagten gegenüber geltend, daß in fast allen Staaten Europas es Minister gebe, die an industriellen Unternehmungen beteiligt seien. Es sei zutreffend, daß er seine Aktien auch nach seiner Ernennung zum Minister be­halten habe. Das wäre jedoch auch unter dem alten Regime durchaus nichts Ungewöhnliches gewesen. Hieran schließt sich eine lange Reihe von Kreuz- und Querfragen an den Nebenkläger. Die Verhandlung wird hierauf abgebrochen. Der Fall Anhydat-Leder ist noch nicht erledigt.

Aus Stadt und Bezirk.

Nagold den 16. Februar 1920.

* Volkshochschule Nagold. Heute abend fallen sämt­

liche Kurse aus wegen der Aufführung derSchwäb. Volks­bühne." B.

* Vom Schuldienst. Dem Hauptlehrer Breitling in Ebershardt ist eine ständige Lehrstelle an der Volks­schule in Naqold übertragen worden.

* Schwäb. Volksbühne. Das zweite Gastspiel der Schwäb. Volksbühne" in Nagold, das am Samstag abend in der Seminar-Turnhalle mit einer köstlichen Aufführung

aber schaudernd wendet sie sich ab, als siedurch seine Brust bis in den Abgrund der Hölle hinuntergesehen" hat. Sie ist zum freiwilligen Tod bereit. Karl, der wieder frei ist und in Amerika sein Glück versuchen will, bittet sie, am Brunnen ein Glas Wasser zu holen. Aber auch das Letzte soll Meister Anton nicht erspart sein: eine Magd sieht, daß Klara nicht hineingefallen, sondern hineingesprungen ist. Der Sekretär, der Leonhard im Duell getötet hat, wankt tödlich verwundet herein. Meister Anton und er selbst, sagt er sterbend, seien schuld an dem Tod der Unglücklichen, da Meister Anton auf das Zischeln der Zungen, auf das Kopfschütteln und Achsel­zucken der Pharisäer geachtet und er selbst von einem Men­schen sich abhängig gemacht hätte, der schlechter war als er. Ich verstehe die Welt nicht mehr" sind die Worte Meister Antons, mit denen das tiefergreifende Trauerspiel schließt.

E Schlaule.

Kopfrächne hänn st in d'r Klaff.

Füer d,Kinder isch des gar kei Gschbaß.

'S isch schwär; st welle 's nit verschdoh.

Em Lährer meecht d'r Muet vergoh.

E Beischbiel denkt 'r, klärt diä G'schicht;

Drum glich zues Müllers Fritz er schpricht:

Denk, wärsch jetz zwanzig Johr schu all Un mechtsch e eiges Hüsli bald.

Füer Drißigdaußend isch eins feil,

Doch zwelfi nuer sin bei Erbdeil.

Wenn jetz des Hes wit kaufe, Bue,

Sog mol; Was bruchsch do noch d'rzue?"

Drus sait mi Fritz un schmunzelt schlau:

Do bruch i nuer e riche Fraul"