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Nr. 271

Donnerstag, den 19. November 1925.

SS. Jahrgang

Chamberlain über Locarno.

Der Loearno-Pakt

im englischen Unterhaus.

TU London, 19. Nov. Gestern nachmittag h'.elt der eng­lische Außenmin'ster im Unterhauie die schon langst ang-kün- digie und mit großer Spannung erwarte» Rede, über die Ab- n'...chu.lgen von Locarno. Er leitete sie ein mit folgender Ent- ^.»ßung die er dem Hau,e vorlegte.

Das Unterhaus billigt die Ratifizierung deS gegenseitigen Sicherhcitsvertrc gs, der in Locarno am 16. Oktober paraphiert und dem am selben Tage unrerzeichneten Schlußprotololl ange­fügt wur.e.

Er stellte mit Vergnügen fest, daß keiner der beiden Zu­satzanträge, die die Oppositionsparteien zu seiner Entschließung eingebracht haben, das Ueberein'ommen von Locarno kritisiere oder die Politik der Regierung angreife, weil sie die durch den Vertrag von Locarno entstandenen Verpflichtungen üvernom- men habe. Er habe, fuhr Chamberlain fort, mit den Kollegen, mit denen er in Locarno zufammentraf. Glück gehabt. Man habe sehr bald feststellen können, daß die deutschen Delegierten von dem gleichen Wunsche nach Frieden und Ver öhnung beseelt gewesen seien, wie die Delegierten der übrigen Staaten. Wir gehen nicht zu weit, wenn ich sac- daß der Erfolg der Konferenz von Locarno h ächlich der Haltung der Vertreter Deutschlands und Frankreichs zu verdanken ist.

N-ch Abschluß der Konferenz seien alle Delegierten von dem Bewußtsein getragen gewesen, einen Wendepunkt in der Ge­schichte Europas und vielleicht sogar in der Weltgeschichte her­beigeführt zu haben. Dieses Bewußtsein liege in dem tiefge­gründeten

Vorgefühl eines neuen inte nationalen Geistes und neuer Beziehungen

die sich im Laufe der Jahre entwickeln und verstärken würden. Zu der in dem Zusatzantrag der Arbeiterpartei enthaltenen Kritik bemerkte der Minister: In kurzer Zeit werde ein Völkcr- bundZausschuß zusammentreten, um die

Einberufung einer Abrüstungskonfor"nz vorzubcr-iten. Unsere Arbeit, so betonte Chamberlain, muß den Erfolg haben, daß die Abrüstungsfrage größere Dringäch- keit und praktischen Wert erhält. Wir müssen dem Völker- bundZrat und dem Völkerbünde helfen, diese Frage zu einem erfolgreichen Abschluß zu bringen. Der Wunsch der britischen Regierung und auch, wie er annehme, der Wunsch aller Mit­glieder des Völkerbundes, sei es, den Völkerbund nach Möglichkeit auf alle Staaten auszudehnen. Das Fernbleiben großer Nationen schwäche das Ansehen des Bundes und beeinträchtige seine Wirkung. Die Zulassung Rußlands müsse in erster Linie von der Haltung der russischen Regierung selbst abhängen. Die Absicht der deutschen Regie­rung, in den Völkerbund einzutreten, glaube er als eine Ge­nugtuung für alle Freunde des Bundes und der internationalen Verständigung bezeichnen zu können.

Zum Vertrag von Locarno selbst bemerkt^Chamberlain^ eS sei kein Vertrag einer Machtgruppe gegen die andere, sondern die Gewährung

gegenseitiger Sicherheit aller beteiligten Mächte untereinander, denn sämtliche Verträge lägen im Sinne des Völkerbundes und stehen unter seiner Aufsicht. Der Völker­bund sei für alle möglichen Folgerungen aus den Verträgen die höchste Instanz.

Heber die Verpflichtungen Großbritanniens betonte Cham­berlain, daß ein militärisches Einschreiten Großbritanniens nur auf Grund der Bestimmungen des Bölkerbnndpaktes zu erfolgen habe. Sollte ein Fall eintreten, der eine so unmittelbare Ge­fahr darstelle, daß man nicht den Zusammentritt des Völker- brmdes abwarten kann, so habe die britische Regierung über die Notwendigkeit eines sofortigen Einschreitens zu entscheiden.

Die italienische Regierung sei in derselben Lage. Er könne nicht daran zweifeln, daß beide Garanten im gegebenen Fall ihre Meinungen über die Lage austauschcn würden, doch hänge die Entscheidung in diesem Falle von jeder Regierung ab. Die Entscheidung des Völkerbundes brauche also nur in dem Falle nicht abgewartet zu werden, wenn die Lage der angegriffenen Parteien unhaltbar und in ihrer Sicherheit bis zum äußersten bedroht sei.

Zur Regelung der Fragen der Ostgrenzen äußerte sich Chamberlain sehr befriedigt. Am Schluß erklärte er, er dürfe nicht behaupten, daß die Vertrage von Locarno einen Krieg unmöglich machten, doch werde der Ausbruch eines Krieges derart erschwert, daß es kaum möglich sein dürste, aus irgendwelchen obskuren oder zweifelhaften Zwischenfällen einen casi-s bellt zu machen.

»Ach hoffe, daß wir heute ein neues Blatt beginnen und den Geist des Krieges hinter uns geladen haben. In Zu­kunft wollen wir gemeinsam für die Erhaltung des Frie- denS zusammen arbeiten."

Chamberlain wies dann auf die Stellung der Dominions ßum Vertrage hin. Er bedauerte, daß die Dominions in Lo­carno nicht vertreten gewesen seien. Nur die Regierungen und Parlamente der Dominions könnten aus den Verträgen für ihre «Mer Verpflichtungen übernehmen. Diese Frage könnte auf

der nächsten Reichskonserenz erörtert werden. Er hoffe, dies in nicht allzu ferner Zeu geschehen werde.

daß

Dor der Stellungnahme

der Ministerpräsidenten.

TU Berlin, 19. Nov. Wie die Telegraphenunion erführt, ist die vom Neichsaußenminlster zu bearbeitende Vorlage, die die Zustimmung der ge»tzgeben en Körper>chas:c zu dem Locarno­vertrag, sowie zum Eintritt Dcutschai.Ls in den Völkerbund enthält, im Lause des Mittwochs soweit gediehen, dag sie in der heute vormitrag stattsindcuden Konferenz mit den Miuister- präst-enien der Länder fertig vocliegen wird. Nach »er Stel­lungnahme der Ministerpräsidenten wird d»s Reichstadlnett er­neut zusammentreten, um endgültig über die Vorlage zu be­schließen.

Die Gewerkschaften beim Reichskanzler.

Wie derVorwärts" meldet, waren die Vertreter derGe- wertjcl-aften beim Reichskanzler eingeladen, um von ihm über die Verhandlungen von Locarno und die darauffolgenden Rück­wirkungen unterrichtet zu werden. Der Reichskanzler erläuterte die Gründe für die Notwendigkeit der Unterzeichnung des Vertrages, die insbesondere auch im Interesse der deutschen Wirtschaft geboten sei und sprach die Hoffnung aus, daß eine möglichst große Mehrheit des Volkes sich hinter den Vertrag stellen möge. Auf mehrere Fragen des Allgemeinen Deutschen Gewevksch-astsbundverlrcters bezüglich der Rückwirkungen des Vertrages für das besetze Gebiet gab Außenminister Dr. Strese- mann in längeren Ausführungen die gewünschte Auskunft.

Der spanische Zollkrieg beendet.

Abschluß eines Provisoriums.

TU Madrid, 19. vloo Ge,r«nu wm-b« iw Madrid ein modns vivendi von de» deutschen und der spanischen Handelsdelegation unterzeichnet, wodurch der Zollkrieg ausyört. Das Provisorium gilt für 6 Monate. Die Verhandlungen über einen endgültigen Handelsvertrag werden sofort ausgenommen werden. Für dje Dauer des Provisoriums wird die Tabelle 2 der Zolltar,,Novelle eingesührt. _

Die Negierungskri e in Po*»rr.

TU Marschau, zg. Nov. Sirzynski teilte gestern dem Staats­präsidenten mit, dag er sich gezwungen sehe, den Auftrag zur Bil­dung des Kabinetts zarsckzuLebeu. Wie verlautet, scheiterte seine Mission an der Neube,etzung d-.s krlegsministeriums. Die Rechtsparteien verlangten du chcus den General Sikorski zu be­halten, während die Linksparteien davon nichts wissen woll­ten. Alle Versuche Skrzyirstis, dre Parteien zu einigen, si»ü mißlungen. Dian glaubt nun, daß der Ministerpräsident ein Bc- anttenvlinisterium "biiden wir^.

Der Sejm-Marsch-all Nataj mit der Kabinettsbildung beauftragt

TU Warschau, 19. Nov. Wie der Vertreter des A O.E.-Dien- stes erfährt, hat der Stao'spräsident den Sc,»>» arschall Rataj beauftragt, die Bildung des Kabinetts zu übernehmen. Wie verlautet, wird die Kabinettsbildung in Vervindung mit dem Führer der W.jH-o.tnde Witos erfolgen, dem ein sehr maßge­bender Einfluß im Kabinett eingeräumt werden soll.

Der Krieg in Marokko.

Abd el Krim will weiterkämpfen.

TU Paris, 19. Nov. Die Blätter melden aus Rabat, daß die französischen Behörden neue Beweise dafür erhalten haben, daß der Führer der Nifleute Md ei Krim, entschlossen ist, den Kampf bis aufs äußerste fortzusehen. Die Propagandatätig­keit der Sendboten Abd el Krims soll in den letzten Tagen in außerordentlichem Maße zugenommen haben. Abd el Krim hatte gestern vor Truppen, die nach der Front aufbrachen, in Ajdier eine Ansprache gehalten, in der er sagte: Kämpfet bis zum letzten Blutstropfen, denn wir sind von der Hand Gottes geführt. Abd el Krim läßt weiter keine Gelegenheit vorüber­gehen, die Waffen der neu ausgehobenen Truppen zu segnen. Aus Madrid liegen Meldungen vor, wonach Primo de Rivera erklärte, daß die Operationen im marokkanischen Gebiet wäh­rend des ganzen Winters und im Frühjahr fortgesetzt werden sollen. Die politische Aktion, die vor kurzem begonnen hat, hat bereits zu nennenswerten Ergebnissen geführt. Immerhin muß man sich davon Rechenschaft oblegen, daß alle mili­tärischen und politischen Resultate vergeblich waren, wenn es Abd el Krim wieder gelingen sollte, auch nur teilweise sein Prestige wieder herzustellen.

Die Lage in Syrien.

TU London, 19. Nov. Wie Evening News aus Beirut berich et, ist die Lage in Beirut recht ernst. Es sind Nachrich­ten eingetrofsen, daß eine westlich von Damaskus operierende Truppe von Ausständigen sich mit den Drusen zu vereinigen trachte, und daß andere Stämme auf den westlichen Abhängen des Libanon gleichfalls sich anzuschließen drohen. Das würde eine direkte Bedrohung von Beirut und der Eisenbahn von Beirut nach Damaskus bedeuten. Gleichzeitig treffen Gerüchte ein, daß der Sultan Atrasch, der Führer der Drusen, ein Frie-

Tages-Spiegel

Die Ueberführung des Kampffliegers Richthofen in die Heimat gestaltete sich zu einer gewaltigen Ehrung des toten Helden.

*

Der englische Außenminister Chamberlain hielt gestern im Un­terhaus die lange erwartete Rede über den Locarno-Pakt, in

welcher er den Regierungsantrag begründete.

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Heute vormittag treten die Ministerpräsidenten der Länder in Berlin zu einer Beratung über den Vertragsentwurf von Lo­carno zusammen.

*

Ter Zollkrieg mit Spanien ist durch die Unterzeichnung rincS Provisoriums beendet worden.

Die Rener'ngSkr'se in Prften dauert an. SkrzhnSkiS Versuche

zur Regierungsbildung sind gescheitert.

«

Die interalliierte Rheinlandkommission hat einen amtlichen Berick-t i.bex die Erleichterungen im ves- hten Gebiet ver­öffentlicht. ^

In d«r aettt-kaen Kammerdebatte war da-i Finanvroiekt des französischen Kabinetts Painleve scharfen Angriffen ausgesetzt.

General Sarrail hat einem Kammerausschuß Erklärungen über die Vorgänge in Syrien abgegeben.

Der wiirttembergische Landtag hat gestern das Gesetz über Straf­freiheit in drei Lesungen angenommen. _

densangebot gemacht habe. Der stellv. Oberkommissär hat einen Oberst und Delegierten entsandt, die mit den Vertretern des Sultans Zusammentreffen sollen.

Der amtliche Bericht: I» Syrien alles ruhig! "

TU Paris, 19. Nov. Nach dem amtlichen Bericht herrscht in Syrien überall Ruhe. Nur im Westen von Damaskus habe sich eine verschärfte. Tätigkeit von Banden bemerkbar gemacht. Ferner wird erklärt, daß die Meldungen über den Anschluß der Städ e Palmyra-i lovpo und Deir-el-Shoi an die Aufstän­dischen jeglicher Grundlage entbehren.

Die christlichen Freiwilligen des Libanon geschlagen.

TU Paris, ig. Nov. Chicago Tribüne meldet aus Beirut, daß das christliche Freiwilligenheer in Libanon gestern von den aufständischen Drusen geschlagen wurde. Die Christlich-Freiwil­ligen mußten den Rückzug antreten.

. General Sarrail wird gehört.

TU Paris, 19. Nov. General Sarrail wurde gestern von der Kommission für Auswärtige Angelegenheiten und von der Armec'ommlssion gehört. Dem amtlichen Communique zufolge gab der General eine ausführliche Schilderung der Lage in Syrien und berichtete über die näheren Umstände des Drusen­aufstande?. sowie über die Gründe, die ihn bei dem Uebertall der au ständ schen Trugen, der Driften und transjordanischrn Elemente auf Damaskus zwangen, Artillerie auffahren zu las­sen. Zum Schlüße zäblte der General die Maßnahmen auf, die er zur Wiederherstellung der Ordnung in Syrien und des französischen Prestiges für geboten hält. Im Anschluß an die Anhörung Sarrails entstand ein Meinungsaustausch zwischen den Mitgliedern der Kommission. Der Kriegsminister machte Angaben über die geplanten militärischen Operationen. Brianb berichtete über die Haltung Eroß-Britanniens und erklärte, daß die englische Regierung angesichts der letzten Ereignisse auch für die Zukunst eine loyale Zusammenarbeit zugesagt habe.

59 000 Mann Verstärkungen angefordert.

TU Paris» 19. Nov. Aus Damaskus wird gemeldet, daß General Gamelin, der französische Oberkommandierende in Sy­rien, der Pariser Regierung einen Bericht eingcsandt habe, in dem er die Entsendung von 50 900 Mann zur Verstärkung for­dert. um die Lage in Syrien wieder herzustellen. An der Grenze Palästinas ist von den Engländern der Belagerungszustand verhängt worden. _

Aufstandsbewegung der Turkmenen.

TU Paris, 19. Nov. Nach Meldungen aus Konstantino­pel hat die Bewegung unter den Turkmenen erheblich zuaenom- men. Zahlreiche Banden durchziehen das Land und greifen die Garnisonen der Roten Armee an. In Samarkand haben am 17. November unbekannte Täter ein großes Granatlager zur Explosion gebracht. Mehr als 50 009 Granaten wurden zer­stört. 20 Soldaten blieben tot und mehr als 59 wurden ver­letzt. Die Stadt selbst hat keinen Schaden erlitten.

Waffenstillstand in China.

TU Berlin, 19. Nov. Die Dofftsche Zeitung meldet ans Pe­king: Zwischen den chinesischen Generälen ist ein Waffenstill­stand zustandegekommen, in dem sie einander versicherten, nicht zu kriegerischen Handlungen zu schreiten. Der militärisch« Ruhe­stand kommt den Maftchällen deshalb willkommen, weil viele große Kontingent« sich unzuverlässig gezeigt haben. Die Proses- svren und Studenten nahmen die politische Propaganda ans mit dem Schlagwort von der uneingeschränkten Souveränität Chi­nas.