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Nr. 103
Gegründet 1827
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Schwierigkeiten im Reichskabinett
Berlin, 3. Mai. In politischen Kreisen erwartet man neue Entwicklungen in der Reichsregierung. Es wird darauf hingewiesen, daß die Schwierigkeiten wegen des übereilten SA.-Verbots durch den Reichsinnenminister Grüner und dessen einseitige Stellungnahme für das Reichsbanner seine Stellung erschüttert haben, denn diese Schwierigkeiten bestehen nach wie vor und der Reichspräsident soll mit der Haltung Gröners keineswegs einverstanden sein. Au einer Äenderung der politischen Verhältnisse können auch andere unvorhergesehene Zwischenfälle Anlaß geben. So soll sich der Reichswirtschastsminister Dr. Warm bald neuerdings sehr entschieden gegen das Experiment der „Arbeitsbeschaffung durch Notverordnung" des Neichsarbeits- minifters Stegerwald gewandt haben. Diese Pläne seien undurchführbar. Diese Art „produktive Arbeitslosenhilfe" sei um einBielfaches teurer als die unterstützende, und wenn überhaupt etwas erreicht werden sollte, müßten dafür w ungeheure Summen aufgebracht werden, wie sie das deutsche Volk unter den gegebenen Verhältnissen niemals leisten könne. Schon die mit Steuerfreiheit usw. bevorzugte Reichsbahnanleihe sei kaum zur Hälfte bezahlt und viele ziehen ihre Zeichnungen zurück, weil sie die Einzahlungen nicht leisten können. Wie sollte es möglich sein, den dreifachen Betrag für eine Prämienanleihe zu beschaffen. In und außerhalb des Kabinetts, im Reich und in Preußen sei die politische Atmosphäre also mit nicht geringen Spannungen geladen. Unentschieden sei zunächst nur noch die Frage, von welcher Stelle aus der Anstoß zur Lösung ausgehen werde.
Rücktritt des Reichswirtschaftsministers
Berlin» 3. Mai. Wie r-erlautct, hat Reichswirtschaftsminister Prof. Dr. Warmbold sein Rücktrittsgesuch eingereicht. Der Rücktritt ist auf scharfe Gegensätzlichkeit zu den Plänen des Reich sarbeitsmini- sters, besonders gegen die 40-Stunden-Woche und die Prämienanleihe für Arbeitsbeschaffung, zurückzuführen. An der heutigen Kabinettssitzung hat Warmbold nicht mehr teilgenommen.
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Brüning beim Reichspräsidenten
Berlin» 3. Mai. Der Herr Reichspräsident empfing heute den Reichskanzler Dr. Brüning zum Vortrag über die innerpolitische Lage und die gegenwärtigen Kabinetts- beratuMen.
Czermak beim Reichspräsidenten
Berlin, 3. Mai. Der Herr Reichspräsident empfing heute den zur Zeit in Berlin weilenden österreichischen Bundesminister für Unterricht, Dr. Czermak, der von dem Berliner österreichischen Gesandten begleitet war.
Neuer deutscher Schritt in Litauen
Berlin» 3. Mai. Der deutsche Gesandte in Kowno hat gestern den litauischen Außenminister Zaunius noch einmal auf die Vorgänge aufmerksam gemacht, die einen V e r- stoß gegen das Memelstatut bedeuten und ab- gestellt werden müssen. Bereits bei den Wahlen für den memelländischen Landtag im Jahr 1930 hat ein ähnliches Verhalten zu einer Beschwerde beim Völkerbund geführt. Zauni-us hatte seinerzeit namens der litauischen Regierung eindeutige Zusicherungen für eine unbeeinflußte Abstimmung und Wahlpropaganda gegeben. Damals wurden die bereits rein großlitauisch zusammengesetzten Wahlkreiskommissionen und Wahlvorstände entsprechend dem Stärkeverhältnis der Parteien umgebildet, so daß auch die deutschen Parteien auf Grund einer überwiegenden Mehrheit genügende Vertretung bekamen.
Im übrigen scheinen die verschiedenen Schritte Deutschlands wie auch die der Signatarmächte insofern einen gewissen Erfolg gehabt zu haben, als in den letzten Tagen keine Ausschreitungen gegen die Wahlpropaganda der Memeldeutschen vorgekommen sein sollen. Es wird aber berichtet, daß von unbekannter litauischer Seite 50 000 g e - fälschte Stimmzettel der memelländischen Volks- partei an die Wähler verschickt worden sind, um dadurch offenbar das Wahlergebnis im litauischen Sinn zu beeinflussen.
Deutscher Schrill in Moskau für die deutschen Ingenieure und Arbeiter
Berlin, 3. Mai. Die Aeichsregierung hat mit der Regierung der Sowjetunion über die großen finanzieller Schwierigkeiten der in Rußland befindlichen deutschen Ingenieure und Facharbeiter Besprechungen eingeleitet. Die russische Regierung hatte hei den Vertragsabschlüssen mit diesen deutschen Spezialisten vereinbart, daß ein Teil der Bezahlung in deutscher Währung erfolgen soll, der den Angehörigen in Deutschland überwiesen werden sollte und zur Bezahlung der deutschen Sozialversicherungsbei- träae diente. Bei der Erneuerung der Verträge bat nun die
Sowjetregierung versucht, sich der Auszahlung in Mark zu entziehen^ so daß dadurch die Betroffenen in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geraten sind.
Wenn die Regierung in Moskau ihr Verhalten mit der in den Verträgen enthaltenen sogenannten «Katasirophen- klausel", die sie von der Zahlung in fremder Währung entbindet, zu rechtfertigen sucht, so wird demgegenüber darauf hingewiesen, daß zwar Devisenschwierigkeiten für die Sowjetunion bestehen mögen, daß aber von einer wirtschaftlichen „Katastrophe" nicht gesprochen werden könne.
Verschärfung der Devisenbestimmungen für Auslandsreisen
Berlin» 3. Mai. Die schlimme Devisenlage macht Verschärfungen der Bestimmungen für den Reiseverkehr nach dem Ausland und dem Saargebiet notwendig. Die Deoisenbewirtschaftungsstellen werden für nicht geschäftliche Reisen fortan den Nachweis der Dringlickkeit der Reise verlangen; bei Reisen zum Kurgebrauch im Ausland ist hierbei die Vorlage eines amtsärztlichen Zeugnisses erforderlich.
Von einigen ausländischen Kurverwaltungen usw. sind in letzter Leit Prospekte verschickt worden, in denen deutschen Kurgästen empfohlen wird, bei einem beabsichtigten Kuraufenthalt im Ausland bereits einige Monate vor Antritt der Reise regelmäßig Usberweisungen im Rahmen der Freigrenze vorzunehmen. Es wird davor gewarnt, aus solche Empfehlungen einzugehen, da dieses Verfahren eine Umgehung der Devisenvorschriften darstellt.
Auch bei Ge s ch ä f t s r e"i j e n wird strenger als bisher darauf geachtet werden, daß die Anforderungen an Devisen berecbtiat anerkannt iverden können.
Neue Sparnotverordnung in Anhalt
Dessau. 3. Mai. Das anhaitische Staatsministerium Hw eine Ergänzung zur Reichssparverordnung erlassen, in dei bestimmt wird,' daß die Gehaltsregelung für Staatsbeamti auch für Beamte der Körperschaften des öffentlichen Rechts die der Staatsaussicht unterliegen, maßgebend ist. Die Be- sörderungssperre wird aufgehoben und eine Sonderabgabi auf die Einnahmen der Notare geführt, die mit 5 Prozen; bei 50 Mark vereinnahmter Vergütung beginnt und mii 50 Prozent bei den Vergütungen, die 50 000 Mark übersteigen, endet.
Das französische Sicherheitsfieber
London» 3. Mai. Zu den Genfer Abrüstungs-Verhandlungen schreibt der diplomatische Mitarbeiter des „Daily Telegraph"» Tardieu habe klar zu verstehen gegeben, Frankreich wäre zu einer Verminderung feiner Rüstungen nur bereit, wenn die amerikanische und die britische Regierung gewisse Sicherheitsgarantien gäben. Diese unannehmbaren Bedingungen lauten: 1. Amerika verpflichtet sich, mit einem vom Völkerbund als Angreifer be- zeichneten Staat keinen Handel zu treiben, mit anderen Worten eine auf Befehl des Völkerbunds unternommene Blockade. 2. Großbritannien verpflichtet sich, dem Völkerbund seine Flotte für eine solche Blockade zur Verfügung zu stellen.
Von der Abrüstungskonferenz
Die Frage der Linienschiffe im Alottenausschutz
Genf» 3. Mai. Im Flottenausschuß der Abrüstungskonferenz wurde heute die Aussprache fortgesetzt über die Frage, ob die Linienschiffe als Angriffswafse anzusehen sind- Amerika trat für die Beibehaltung der großen Kampfschiffe ein. Die Abrüstung zur See habe vorläufig ihre Regelung gefunden: nach dem erstrebten Beitritt Italiens und Frankreichs zum Londoner Dreimächte-Vertrag solle die Flottenfrage bis 1936 zunächst ruhen. Der englische Vertreter erklärte, die Linienschiffe feien Verteidigungsmittel, er trat jedoch für eine Herabsetzung der Tonnage ein.
Auffallend war die Haltung der französischen Abordnung, die jegliche Festlegung vermied, obwohl in den allgemeinen Vorschlägen, die Frankreich der Abrüstungskonferenz vorgelegt hat, eine Herabsetzung der Tonnage bei den Linienschiffen vorgesehen ist. Eine unzweideutige Erklärung, daß Pinienschiffe als besonders gefährliche Waffen anzusehen sind, schien dem französischen Vertreter im Hinblick auf die späteren Entscheidungen der Konferenz unbequem zu sein.
Der deutsche Standpunkt, der sich aus den Deutschland im Versailler Vertrag auferlegten Verbote« deI großen Linienschiffe ergibt, wurde von Frhr. von Rheinbaben zur Geltung gebracht.
Der russische Vertreter erklärte, daß gerade in den letzten Jahren durch technische Vervollkommnungen der Angrisss-
Tagesspiegel
Das Luftschiff «Graf Zeppelin" hak um Mitternacht aus Mittwoch die Kapverdischen Inseln überflogen. Das Schiff hak gute Fahrt. An Bord ist alles wohl.
In einer Besprechung der Geschäftsführer der Fraktionen des preußischen Landtags wurde die Verteilung der Arbeiksräume und der Plätze im Sitzungssaal besprochen und von der Mehrheit den Nationalsozialisten auf ihre Forderung der Platz auf der äußersten Rechten eingeräumt, so daß die Deulschnationalen, die bisher auf der äußersten Rechten saßen, nunmehr fast in die Mitte kämen. Der Vertreter der Deuischnakionalen erhob gegen diese Verteilung Einspruch.
Die Stadt Essen hat aus Mangel an Kassenmitteln die Arbeitslosenfürsorge bis auf weiteres eingestellt.
Im Luftfahrkausschuß der Abrüstungskonferenz begründete Ministerialdirektor Brandenburg den deutschen Antrag auf Abschaffung der gesamten Militärluftfahrt. Der Amerikaner Senator Swanfon behauptete, im Weltkrieg hätten sich die Flugzeuge als die beste Abwehrwaffe gegen Tauchboote erwiesen, was Frhr. v. Rheinbaben durch den Nachweis widerlegte, daß den deutschen Tauchbooten durch Flugzeuge nur geringer Schaden zugefügt worden fei.
Aus Paris wird gemeldet, Tardieu beabsichtige, am 12. Mai nach Genf zu reisen.
Für die französischen Stichwahlen am 8. Mai haben die Radikalen und die Sozialisten in vielen Wahlbezirken Wahlbündnisse durch Verzicht auf die eigene Kandidatur abgeschlossen.
Auf dem Jahvesbankett der Londoner Handelskammer forderte der britische Handelsminister Runciman, die Nationen sollten „sofort die schlechte Politik der letzten 12 Jahre verlassen und alle Kriegsschulden und Tribute streichen".
Nach einer Meldung der japanischen Telegraphenagen- kur Rengo aus Chardin sollen Mitglieder einer russischen Jugendorganisation kommunistischer Richtung versucht haben, die Kathedrale von Chardin in die Lust zu sprengen. Der Anschlag wurde jedoch so rechtzeitig entdeckt, daß er verhindert werden konnte.
Wie die französische Agentur Indo Pacifique aus Schanghai berichtet, soll die Waffenskillstandskonferenz verschoben worden sein, -a die japanische Abordnung auf Weisungen ihrer Regierung über den Vergleichsvorschlag wegen der südlich des Sutfchau-Flusses liegenden chinesischen Truppen warke.
charaikter der Linienschiffe besonders erhöht worden sei. Di« übrigen Staaten entschieden sich größtenteils für einen Angriffscharakter der Linienschiffe. Eine Entscheidung üb«r- die Frage, ob die Linienschiffe als Angriffswaffe anzusehen seien, wurd» nicht getroffen.
Württemberg
Stuttgart. 3. Mai.
Beileid der württ. Regierung. Der Staatspräsident hak der Witwe des verstorbenen Staatsministers a. D. Dr. e. h. von Schmidlin im Namen des Staatsministeriums das wärmste Beileid ausgesprochen und dabei die großen Verdienste des Verstorbenen besonders hervorgehoben.
Zentrslleikung für Wohltätigkeit. Die von der Zentralleitung für Wohltätigkeit in Württemberg beschlossene Ernennung des Dr.-Jng. Robert Bosch in Stuttgart und des Geh. Kommerzienrats Jakob Sigle in Kornwestheim zu Mitgliedern der Zentralleitung für Wohltätigkeit ist vom Innenministerium genehmigt worden.
Ausfuhr van frischem Obst nach Frankreich. Die französische Regierung hat zur Verhütung der Einschleppung der San-Iose-Schildlaus nach Frankreich pflanzenpolizeiliche Bestimmungen erlassen, in denen unter anderem bestimmt ist, daß künftig alle Sendungen frischen Obstes, die aus irgendeinem Land nach Frankreich gehen, von einem Ursprungszeugnis begleitet sein müssen, aus dem zu ersehen sein muß, an welchem Ort das in der Sendung enthalten« Obst gewachsen ist. Mit der Ausstellung dieser Ursprungszeugnisse sind die Gemeindebehörden beauftragt worden.
Berlin—Bad Mergentheim. Seit 1. Mai verkehrt wieder der direkte Schnellzugswagen Berlin—Bad Mergentheim (Bad Mergentheim an 20.47 Uhr, Bad Mergentheim ab 9.18 Uhr).
Der Verband württ. Haus- und Grundbesitzervereine hat
auf seinem am 30. April hier abgehaltenen Verbandstag folgende Erklärung an die Landesregierung beschlossen: „Di« Versammlung des Landesverbands württ. Haus- und Grund, besitzervereine in Arbeitsgemeinschaft mit dem Stuttgarts^ Haus- und Grundbesitzerverein ersucht die württembergisch« Landesregierung dringend, Mittel bereitzustellen in Fornt von Nachlässen aus der Gebäudeentschuldungssteuer zur allgemeinen Wiederinstandsetzung der württ. Vorkriegshäuser und »UZ: Dekckättiauna des Handwerks. Ferner bitten wir