Seite 2 — Nr. 304
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter*
Mittwoch, den 3V. Dezember 1331.
Aus Stadt und Land
Nagold, den 30. Dezember 1931.
Wer glücklich werden will, soll nicht heiraten. Glücklich machen — da liegt es. Wer verstanden werden will, soll nicht heiraten. Verstehen — da liegt es.
Oeser.
Nicht arbeiten und nicht verzweifeln...
„Arbeiten und nicht verzweifeln", so hieß es wohl einmal. Fast klingt es wie Hohn! „Nicht arbeiten und nicht verzweifeln" müßte man es heute formulieren. Aber „nicht verzweifeln" ist leicht gesagt — —. Wenn man in die elenden, verhärmten Gesichter der Arbeitslosen sieht, kommt einem jedes Trostwort leer und billig vor.
Iahre hindurch ohne Arbeit zu sein, eine Hoffnung nach der anderen schwinden sehen, der Fürsorge ungewollt zur Last zu fallen, und von vielen Mitmenschen einfach als „Stempelbruder" abgetan werden und schließlich in dieser
elenden Welt nicht mehr aus noch ein wissen-was
das heißt, kann nur der wahrhaft nachfühlen, der die bittere Tragik der Arbeitslosigkeit in ihren tiefsten Tiefen erfaßt hat.
Ein ungeheurer Wille gehört dazu, nicht den Mut sinken zu lassen und der Verzweiflung anheimzufallen. Zur Untätigkeit verdammt sein, ist das größte Unglück, das einen Menschen treffen kann. Viele, die sich ein hohes Ziel gesetzt haben, sind nun aus der Bahn geworfen worden, und sie versuchen, sich irgendwie zu beschäftigen, sich irgend eine Arbeit vorzunehmen, nur um den Gedanken nicht aufkom- men zu lassen, daß sie auf der Welt überflüssig sind. Die Jungen lesen Fachliteratur, suchen sich in ihrem Beruf weiterzubilden, ihre Leistungen zu steigern! vielleicht, daß es dann eher möglich ist, sich wieder einen Wirkungskreis zu verschaffen . . . Wissen bedeutet Macht, vielleicht ist es in Ausnahmefällen auch einmal möglich, mit Erfolg seinen Beruf zu wechseln.
Immer wieder sucht der aus seinem Arbeitsfeld Verdrängte, die verzweifelten, grübelnden Gedanken zu verscheuchen, sich nicht zermürben zu lassen, aber wie soll er den Willen dazu aufbringen, wenn er selbst und seine Familie Hunger leidet! Muß er da nicht verzagen, ist es ein Wunder, wenn ihm das ganze Leben sinnlos vorkommt! Hier mit Rat und Tat zu helfen, ist manch einer seiner Mitmenschen imstande. Wenn der aus seinem Beruf Verdrängte fühlt, daß man ihn nicht als Ausgestoßenen behandelt, sondern als Unglücklichen, der ohne sein Verschulden in Not geraten ist, und daß man ihm helfen will, so ist es ihm vielleicht möglich, die Bitterkeit und Verzweiflung, die ihn beschleichen wollen, nicht aufkommen zu lassen.
Der wichtigste Helfer aber im Kampf gegen die Verzagtheit ist der Glaube. Und in jedem lebt, oft uneingestanden, ein Fünkchen Hoffnung, daß die grausame Notzeit nicht ewig dauern kann, daß auf die lange Nacht auch ein Morgen folgen muß. Der unbesiegbare Glaube an den ewigen Wechsel, an das ewige Auf und Nieder, dieser Glaube allein hilft dem Unglücklichen sein schweres Los tragen und mutig auf eine bessere Zukunft hoffen,
*
Vom Rathaus
Die nächste öffentl. Eemeinderatssitzung findet am Mittwoch, den 30. Dezember 1931 nachm, ölt! Uhr statt.
Evang. Gottesdienst. Um den in der Arbeit stehenden die Teilnahme am Jahresschlußgottesdienst zu erleichtern, beginnt der Gottesdienst am 31. Dezember (Silvesterabend) in diesem Iahre statt um 4§6 um 6 Uhr abends.
Stenerlerminkalender der Landwirtschaft Januar 1932
2. Januar: Staats- und Gemeindesteuern (Grund-, Gewerbe-, Gebäude- und Gebäudeentschuldungssteuer).
5. Januar: Lohnsteuer einschl. Ledigenzuschlag und Krisenlohnsteuer.
11. Jauuar: Umsatzsteuer für Oktober bis Dezember 1931. (Es gilt noch der alte Steuersatz von 0,85 v. H., aber ermäßigte Hektarsätze.)
20. Januar: Lohnsteuer einschl. Ledigenzuschlag, Krisenlohnsteuer.
Zweiter Einmarsch des Winters
Nach Tau- und Sudelwetter haben wir gestern mit zurllckgehender Temperatur neue Schneefälle zu verzeichnen gehabt. Vom Morgen bis zum Mittag kam der Schnee in dicken Flocken und hat in kurzer Zeit der Erde wieder sein weißes Kleid angezogen. Glücklicherweise hielt der Frost an, so daß der Straßenmatsch der vergangenen Tage nicht all den sehnsüchtig erwarteten Schnee auffraß. Sportfähig ist es hier allerdings noch nicht, aber bei sinkendem Barometerstand dürfen wir jedoch auf weitere Schneefälle rechnen Außerdem „schmeckts" danach und das ist meist das beste Zeichen.
In der Jahreszeit geirrt
Gestern wurde uns ein Schmetterling, ein schönes Pfauenauge, auf den Sammelplatz so ziemlich aller Raritäten, den Redaktionstisch gelegt. Der bunte Geselle hatte sich durch dichtes Schneetreiben den Weg zu einem Fenster in der Turmstraße gesucht. Er fand wohl dort die gesuchte Wärme, die aber für das Naturkind nur Fata-morgana sein und ihm wie die Kälte den Tod bringen wird.
Geflügel- und Kaainchen-Gauausstellung Nagold
Am 23. und 24. Januar veranstaltet der hiesige Geflügel- und Kaninchenzüchterverein in der Möbelfabrik Schnepf eine Kaninchen-Eauausstellung. Den Nagolder Vereinsmitgliedern ist außerdem die Möglichkeit zur Ausstellung ihres Geflügels gegeben. Letzter Anmeldetermin ist der 16. Januar.
Neichsbuvd der Kriegsbeschädigte« etc. Ortsgruppe Nagold
Man schreibt uns:
Am Sonntag, den 27. Dezember, nachm. 4 Uhr fand im Nebenzimmer des Gasth. zur Traube unsere Weihnachtsbescherung der Kriegerwaisen statt. Die Feier wurde verschönert durch Herrn E. Besch, welcher mit seinen Schülern verschiedene wohlgelungene Musikstücke zum Besten gab. Hierauf erfolgte eine kurze Begrüßung durch den Vorstand, worin er der Stadtverwaltung und den übrigen
I Spendern, den wärmsten Dank aussprach, welche es ermöglicht haben, auch in der heutigen Notzeit eine Weihnachtsfeier im schlichten Rahmen zu veranstalten. Anschließend I erschien das Christkind mit dem Pelzmärte und bescherte im Lichterglanz des Christbaums den Kindern die ihnen zugedachten Gaben. Die Pausen wurden mit gemeinsamem Gesang, sowie verschiedenen Gedichten, welche von den Kin- s dern vorgetragen wurden, ausgefüllt. Nach gemütlichem Beisammensein kehrten die Kinder mit ihren Angehörigen wohlbefriedigt nach Hause.
Weihnachtsfeier
des Gesangvereins »Frohsinn« Nagold
Man schreibt uns:
Am Sonntag, den 27. Dez. veranstaltete der Gesangverein „Frohsinn" im Saalbau zum „Löwen" seine diesjährige Weihnachtsfeier, die in allen Teilen gut gelungen ist. Der Verein konnte sich bei dieser Veranstaltung eines sehr guten Besuchs erfreuen. Durch flott vorgetragene Stücke des Musikkollegs wurde die Feier eröffnet. Nach dem Chor „Heil'ge Nacht" hielt der Vorstand Chr. Schwarzkopf eine kurze Begrüßungsansprache. Vor allem dankte er dem Bruderverein „Sängerlust" Altensteig, der sehr zahlreich erschienen war und in uneigennütziger Weise das Fest verschönern half. Nach weiteren Chören, worunter besonders das „Stille Tal" v. Brenner großen Anklang fand, folgten die beiden Lustspiele „Der Modellhut" u. „Piepmatz". Die einzelnen Rollen wurden sehr gut gespielt. Der reichgedeckte Gabentisch erweckte großes Interesse am Losverkauf. Nach Erledigung des Programms verabschiedete Vorstand Schwarzkopf den Bruderverein Altensteig, appellierte nochmals an die unbedingte Zusammenarbeit beider Vereine und endigte mit dem Bundesgruß „Freundschaft". Der Gesangverein Frohsinn kann auch dieses Jahr auf eine schöne Weihnachtsfeier zurückblicken.
Mindersbach, 29. Dez. Nachdem am Sonntag vor Weihnachten die Weihnachtsfeier der Schuljugend in der Kirche mit Bescherung stattgefunden hatte, versammelte der Militär-Verein am Stephanusfeiertag seine Mitglieder zu einer, der Not der Zeit entsprechenden einfachen und von patriotischem Geist getragenen Feier im Gasthaus zum Lamm.Nach den üblichen Ansprachen wurde die Gratisverlosung für die Mitglieder vorgenommen. Ein auswärts wohnender hiesiger Vürgerssohn verstand es vortrefflich, den wirtschaftlichen Tiefstand unseres Volkes und Vaterlandes und einen Ausblick in einem Gedicht in sinnbildlicher Weise vor Augen zu führen. Worte des Dankes von verschiedenen Mitgliedern belohnten den Vortragenden für das Darge- ^ botene. Die Weihnachtsfeier des Sängerkranzes am Sonntag abend, ebenfalls mit Gabenverlosung, nahm einen würdigen, dem Ernst der Zeit entsprechenden Verlauf.
Gündringen, 29. Dez. Weihnachtsfeier. Der hiesige Musikverein hielt am Stephanusfeiertag seine Weihnachtsfeier im Gasthaus zum Mohren für die Mitglieder und am Sonntag sodann für die Eemeindemitglieder ab. Beide Veranstaltungen waren sehr gut besucht. Zur Aufführung kamen „Der Herrgottswinkel" in 5 Aufzügen und zwei weitere lustige Stücke. Die Musikkapelle füllte die Zwischenpausen mit schönen Vorträgen. Anschließend war Gabenverlosung. Die Aufführungen sollen am Neujahrstag wiederholt werden. Die Weihnachtstage vergingen im übrigen sehr still.
Horb, 29. Dez. Die Diphtherieerkrankungen sind zurückgegangen, damit ist aber die Gefahr einer weiteren Verbreitung noch lange nicht behoben: im Gegenteil gilt es jetzt besonders aufmerksam zu sem. Wir wissen, daß die Diphtherie durch einen Bazillus hervorgerufen wird, der vom Kranken direkt oder indirekt auf den Gesunden gelangt. Aber nicht nur der Kranke scheidet diese Bazillen beim Husten, Nießen und Sprechen aus, sondern auch die von einer Diphtherie Genesenen und z. T. auch deren gesund gebliebenen Geschwister beherbergen als sogenannte Bazillenträger oft noch lange diese Krankheitskeime und sie sind es hauptsächlich, die die Krankheit weiter verbreiten. Es ist deshalb geboten, die von Diphtherie genesenen Kinder sowie deren Geschwister noch mindestens 3—4 Wochen von jedem Umgang mit gesunden Kindern feruzuhal- ten.
Horb, 30. Dez. Stadtpfarrer Alois Stahl 1° In der Mittagsstunde des vorgestrigen Montags entschlief nach längerem Leiden Horbs ehemaliger Stadtpfarrer Alois Stahl im 79. Lebensjahr und im 55. Lebensjahr seines Priestertums. Heute Vormittag wird der Verstorbene im Friedhof von Horb seine letzte Ruhestätte finden. Geboren am 16. Februar 1853 in Oberkessach OA. Künzelsau wurde der Verstorbene 1876 zum Priester geweiht. Nach verschiedenen Vikarstellen übernahm er die Pfarrei Oberbettringen bei Gmünd, von wo er Mitte Oktober 1900 als Stadtpfarrer nach Horb kam, wo er bis zu seiner Pensionierung am 1. Oktober 1918 seines priesterlichen Amtes waltete. 65jährig trat er kurz nach Kriegsende in den Ruhestand, der ihn zunächst nach Vollmaringen, dann nach Rottenburg führte, wo er am Dom Gelegenheit fand, sich ganz seinen musikalischen Neigungen zu widmen. Nach Verlauf einiger Jahre siedelte er in die Schweiz über, wo er in Mellingen als Anstaltsgeistlicher nach den Jahren der Inflation, die auch ihm alles nahmen, eine Unterkunft fand. Aber die Erinnerung an den Ort, in dem er die bedeutungsvollsten Jahre seines Lebens verbracht hatte, ließ ihn nicht los. Zur Freude seiner ehemaligen Pfarr- kinder, kehrte er als 75jähriger Pviestergreis anfangs Juni 1928 zurück zu ihnen und erwarb sich in ihrer Mitte ein Haus in der Saarstraße. Hier lebte er fromm und zurückgezogen seine letzten Erdentage.
Zwerenberg, 28. Dez. Weihnachtsfeier. Die Weihnachtsfeier vom Männergesangverein und vom gemischten Chor wurde, wie alljährlich, am Stephanusfeiertag im Gasthaus zum „Ochsen" abgehalten. Es ist den beiden Chören mit ihrem Dirigenten auch diesmal wieder gelungen, diese Feier zu einem schönen Abend zu gestalten. Viel Zeit und Mühe wurde geopfert um den Zuhörern nur bestes geben zu können, und dies wurde durch zahlreichen, anerkennenden Besuch belohnt. Gesang und Spiel fand allgemeinen Beifall. Das für einfache Spielerkreise keineswegs leichte Theaterstück „Der Meineidbauer" von L. Anzengruber, wurde von den Spielern besonders auch in seinen Hauptrollen glänzend gemeistert. Bezeichnend in seiner Art ist
es ein ernstes, bayrisches Volks- und Charakterstück. Das Stück wird seines wertvollen Inhalts wegen wahrscheinlich wiederholt werden.
Freudenstadt, 29. Dez. Schnell ertappt. Vor etwa vier Wochen befand sich ein Freudenstädter Geschäftsmann auf einer Reisetour abends in Dornstetten. Bei dem Besuch eines Kunden stellte er seinen Wagen vor dessen hellerleuchtetes Schaufenster. Nach Erledigung des Geschäfts, wollte er wiederum nach Freudenstadt zurückfahren, mußte aber unterwegs zu seinem nicht geringen Schrecken feststellen, daß seine mit wertvollen Spezialwerkzeugen gefüllte große Ledertasche abhanden gekommen war. Da kam am vorletzten Samstag in die Wohnung des Bestohlenen eine Hausiererin mit einer schwarzen außergewöhnlich großen Ledertasche, um ihre Pfannenputzer zu verkaufen. Die Hausfrau wollte die Hausiererin, da kein Bedarf vorlag, kurzerhand abfertigen, als ihr Blick auf die schwarze Ledertasche fiel. Sie forderte die Frau nun auf, in ihre Wohnung einzutreten und rief ihren Mann herbei. Nach kurzer Aussprache erklärte die Hausiererin, daß ihr Mann die Ledertasche in der Dornstetter Gegend gefunden habe,' von dem Inhalt der Tasche wollte sie nichts wissen. Als die Frau aber wieder nach Hause kam, war ihr Mann schon in sicherem Gewahrsam. Bei Durchsuchung des Hauses wurde das gesamte Werkzeug wieder gefunden.
Freudenstadk, 29. Dez. Schneesturm. Zn der vergangenen Rächt gab es einen richtigen Schneesturm, der Ersatz für den geschwundenen Weihnachtsschnee geschaffen hat. Die Schneehöhe betrug heute früh 15 Zentimeter.
Klosterreichenbach OA. Freudenstadt, 29. Dez. Brand. Am Montag nachmittag ist das Wohnhaus des Sägers Bernhard Kallfaß vollständig ausgebrannt. Das Mobiliar konnte teilweise gerettet werden.
Wildbad, 29. Dez. Abgelehnter kommunistischer Einspruch. In der heutigen Gemeinderatssitzung wurde der kommunistische Einspruch gegen die Gemeinderatswahl abgelehnt.
GdF. — Neue Baugeldzuteilung vom 18. Dezbr. 193 l. 3,8 Millionen Mark — 315 Bausparer. Trotz der allgemeinen Wirtschaftskrise hat in diesen Tagen die Gemeinschaft der Freunde Wllftenrot in Ludwigsburg (Wiirtt.) wieder 3,8 Millionen Reichsmark an 315 deutsche und österreichische Vausparer zugeteilt, in diesem Jahr zusammen über 23,3 Millionen. Damit hat diese größte und erfolgreichste deutsche Bausparkasse seit 1924 bis heute über 12 294 Eigenheime mit insgesamt 183 Millionen Reichsmark finanziert. Die durch die Gemeinschaft der Freunde bereitgestellten Mittel fließen schnellstens der Vauwirtschaft zu, die bekanntlich als Schlüsselgewerbe jedem 8. deutschen Arbeiter Brot gibt. Für den Sparer bietet sich in der heutigen Krisenzeit keine bessere, keine sicherere Geldanlage als die auf erftstellige Eoldhypotheken, die sich auf die vielen tausend GdF.-Eigenheime verteilen.
Aus aller Welt
Skrafanlrag gegen die Leiter der Reichsbundbank. Der
Gläubigerschutzverband der Reichsbundbank AG. der höhe- ren Beamten Berlin, die im November 1929 ihre Zahlungen einstellen mußte, hat gegen die ehemaligen leitenden Persönlichkeiten von Aufsichtsrat und Vorstand, nämlich den ehemaligen Aufsichtsratsoorsitzenden Dr. Scholz, den früheren Hauptgeschäftsführer Senatspräsident a. D. Spi e- gelth a l, dm Stadtsyndikus a. D. Münkel, den Regierungspräsidenten Pauli und den Bankvarsteher Haase- Mühlner, bei der Staatsanwaltschaft I Moabit Strafanzeige erstattet. Die Anzeige macht den Betreffenden vor allem den Vorwurf, daß sie angeblich die Bank, obwohl namhafte Sachverständigengutachten über ihre aussichtslose Lage vorhanden waren, bis zuletzt als sicherste Kapitalanlagestelle angepriesen haben. Ferner wird ihnen vorgeworfen, die Gelder der Einleger angeblich in weitem Maß zu satzungswidrigen Geschäften verwendet, sowie die Verhältnisse der Bank in ihren Bilanzen unrichtig angegeben zu haben.
Glockenläuten Bethlehem—Reuyork. Die Glocken der
Neuyorker Thomaskirche wurden in der Weihnachtsnacht drahtlos von der Bethlehemer Geburtskirche aus geläutet. Am Freilag früh 6.45 Uhr (Donnerstag Mitternacht Neuyorker Zeit) schaltete der amerikanische Kanonikus Bridge- man in der Geburtskirche den elektrischen Strom ein, der durch eine besondere Einrichtung amerikawärts geleitet wurde. Nach einem Glockenzeichen der Thomaskirche begannen alle Glocken Nordamerikas zu läuten.
Die Vakikansiadt ans unsicherem Boden, lieber den Einsturz bei der Vatikanischen Bibliothek hat der erste Bibliothekar eine beruhigende Erklärung im Osservatore Romano veröffentlicht. Dazu muß gesagt werden, daß das Unglück an sich noch nicht das Schlimmste ist, sondern die Tatsache, daß es vielleicht ein neuer Beweis ist für den schlechten Baugrund, auf dem die Gebäude der Vatikanstadt stehen. Es ist ja bekannt, daß die Peterskuppet und dis Sixtinische Kapelle seit mebreren Jahrhunderten immer wieder Risse zeigen und daß eins genaue Ueberwachung und ständige Ausbesserung notwendig ist. Infolge der durch schlechten Untergrund hervorgerufenen Baufälligkeit ist seit einiger Zeit die Kapelle des deutschen Eampo Santo nicht benutzbar. Vor etwa einem Jahr ist die Brücke der vatikanischen Eisenbabn im Bau plötzlich eingestürzt, was zwei Arbeitern düs Leben kostete. Jedenfalls werden in Zukunft die vatikanischen Gelder weit mehr als für Neubauten für Ausbesserungen und Stützungsbauten verwandt werden müssen.
Der englische Großdampfer wird dock gebaut. In der französischen Kammer hatte der Marineminister ausgeführt, nachdem die englische Cunard-Linie auf den Ausbau des 73 000-Tonnen-Dampfers verzichtet habe, bestehe für dis französische Regierung keine Neranlassung mehr, für den Vau von französischen Riesenschiffen Staatsbeiträge zu bewilligen. Darauf erklärt die Cunard-Linie, sie werde ihren Riesendampfer, dessen Rumpf zu mehr als drei Viertel fertiggestellt ist. nun dennoch weiterbauen. Großbritannien müsse seine führende Stelle in der Schiffahrt aufrechterhalten. Im englischen Publikum wird für den Ausbau Stimmung gemacht, obgleich die Regierung geldliche Unterstützung wiederholt abgelehnt hat. Auf eine Rundfrage haben sich bis jetzt 169 Abgeordnete des Unterhauses für den Weiterbau, 16 dagegen ausgesprochen und 52 enthielten sich einer bestimmten Stellungnahme. Man glaubt, daß di« Regierung schließlich doch in der einen oder anderen Form zu einem Beitrag zu den über 100 Mill. Mk. betragenden. Kosten sich bereitfindet.