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Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Dienstag, den 8. Dezember 1931.
Offener Brief an Laval
^ gestellt werden. Auf der Baustelle Heilbronn worden in ! diesem Jahr täglich bis V50 Arbeiter beschäftigt, wozu nach
Der Doltsbund „Rettet die Ehre" veröffentlicht aus der Feder von V. O. Hartwi ch-Barmen einen offenen Brief an den französischen Ministerpräsidenten Laval auf dessen letzte Kammerrede in dem es u. a. heißt:
Wenn Herr Poincare sich fortgesetzt in solchen Aeuße- rungen gefiel, so war das psychologisch begreiflich. Denn er trägt neben Jswolski ganz persönlich die größte Mitschuld am Weltkrieg und hatte daher Ursache, sich herauszureden. Aber Sie, Herr Ministerpräsident? — Seit wann nennt man ein durch Gewalt aufgezwungenes „Diktat" einen „Vertrag"? — Wissen Sie nicht, daß dieser sogenannte „Vertrag" auf dem Wortbruch gegenüber den 14 Punkten Wilsons und aus der völkerrechtswidrigen Hungerblockade beruht? Seit wann gewährt ein« gewaltsam
erpreßte „unterjchrift" Lem trrprejjer ein „yeuiges mecyl r Wir haben als ein im Krieg unterlegenes Volk die Kriegsschäden Frankreichs schon dreifach wieder gut gemacht! Frankreich erstickt in dem aus uns herausgepreßten Go'ds Wir können nicht mehr zahlen! — Aber es fehlt Ihnen auch jedes Recht auf weitere Zahlungen! Denn nach Teil VIII des sogenannten Versailler Vertrages sollen die uns auf- erlogten Abtretungen, Erniedrigungen und Tribute „Strafe" für eine deutsche „Alleinschuld am Kriege" sein. Die amtlichen Aktenpublikationen der am Krieg beteiligten Völker beweisen jedoch, daß die Behauptung von Deutschlands Schuld am Krieg eine geschichtliche Unwahrheit ist! Herr Ministerpräsident, geben Sie als sin anständiger Mann der „Wahrheit" und der „Gerechtigkeit" die Ehre! —
Arbeitskräfte in den Nebenbrtrieden kommen.
(Stembrüchen ufty,)
Oesterreichische Generalsynode
Dr.ZKapler in Wien
Wien, 7. Dez. Der Präsident des Deutschen evangelischen Kirckenausjchnsses, v. Dr. K a p l e r, ist in Begleitung von Oberkonsistorialrat O. Hecke! in Wien eingetroffen, um auf besondere Einladung der Eröffnung der am Sonntag eröffneren verfassunggebenden Generalsynode der österreichischen evangelischen Kirche beizuwohnen. Die deutschen Kirchenpräsideuten wurden von Bundespräsident Miklas und Bundeskanzler Buresch empfangen.
Die 84 Mitglieder der Generalsynode vertreten etwa 4 v. H. der Gesamtbevölkeruno Oesterreichs. Der Protestantismus umfaßt 282 000 Seelen in 124 Pfarrgemeinden. Der Hundertsah ist am stärksten im Burgenland (16 v. H.), am schwächsten in Tirol (1,25 v. H-). In Wien leben 100 OM Evangelische. Das „Protestantenpatent" von 1861 erkennt dem evangelischen Bekenntnis Gleickbsrecktiauna ru Rn
der Spitze des Oberkirchenrats in Wien steht Dr. Cape- sius. Der Synode liegen verschiedene Entwürfe vor, die den veränderten politischen Verhältnissen Rechnung tragen sollen. Vorgeschlagen wird u. a. Einführung des aktiven und passiven Frauenstimmrechts, Berufung von Pfarrgshil- tinnen, Mitberatungsrecht der obersten Kirchenleitung bei Dsarrerwahlen, Einsetzung eines von der Synode zu wählenden Landesbischofs (an Stelle des früher vom Kaiser ernannten rechtskundigen Präsidenten), neben ihm d r weltliche Landeskirchenkurator. Das Ziel ist die Schaffung einer Landeskirche österreichischen Gepräges. 5m Jahr 1926 hat die evangelische Kirche Oesterreichs bereits den Anschluß an Deutschland vollzogen und ist Mitglied des deutschen Evangelischen Kirchenbunds mit gleichen Rechter» und Pflichten wie die Deutschen Landeskirchen geworden.
Württemberg
Stuttgart. 7. Dezember.
Jubilars des Landtags. Am 6. Dezember 1906, also vor jetzt 25 Jahren, fanden nach der Revision der alten württembergischen Verfassung die ersten Landtagswahlen nach dem neuen Recht statt. Von den damals in die Kammer der Abgeordneten neu etngetretenen Mitgliedern haben bis heute ununterbrochen dem Landtag an gehört dis Abgeordneten Andre vom Zentrum, Heymann von der Sozialdemokratie und Kör« er vom Bauernbund. Sie feierten somit jetzt ihr „silbernes" Landtagsjubiläum und sind jetzt nächst den Abgeordneten Dr. Hieber und Keil, die diesen Tag schon vor einigen Jahren begehen konnten, die dienstältesten Mitglieder des Landesparlaments.
ISO OOS Mark unterschlagen. Ein pensionierter Röch- nungsrat bei der Mintsterialabteilung für Straßen- und Wasserbau hat, wie der „NS.-Kurier" meldet, bei dieser Körperschaft in früheren Jahren 100 000 Mark unterschlagen. Die Unterschlagungen wurden erst nach sechs Jahren durch die Oberrechnungskammer aufgedeckt. Eine amtliche Mitteilung über die Angelegenheit liegt noch nicht vor. Der Rechnungsrat soll auch früher bei einer Siedlungsgesellschaft Unterschlagungen in Höhe von 20 000 Mark begangen haben. Nach demselben Blatt hat sich ein Cannstatter Stadt- rat bei Lieferungen an die Stadt, die an ihn vergeben waren, die er aber durch eine andere Firma ausführen ließ, um etwa 1000 Mark bereichert, indem ihm die liefernde Firma einen Rabatt gewährte.
Arbeitsmarktlage im Arbeitsamksbezirk Stuttgart. Am
30. November 1931 standen im Arbeitsamtsbezirk Stuttgart 7395 männliche und 2068 weibliche, zusammen 9463 Personen in der Arbeitslosenunterstützung. In der Krisenunterstützung standen 8270 männliche und 1452 weibliche, zusammen 9722 Unterstützungsempfänger. Davon entfallen aus Groß-Stuttgart 12 721.
Die Graphische Sammlung im Kronprinzen - Palm ?, Königstraße 32, eröffnet am Mittwoch, den 9. Dezember eine Ausstellung von Neuerwerbungen der letzten vier
Krandik -x« SuUachst von neuerer außerschwäbischer Graphik. Es folgt darauf em zweiter Teil, der die ältere Am,- ^«sondere schwäbische Graphik umfassen wird. Schließlich ein dritter Teil mit dem Gesamtwerk des 1930 Verstorbenen Hans Otto Schönleber.
Geschästsjubiläum. Das bekannte Spezialgeschäft für Teppiche, Gardinen, Möbelstoffe und Linoleum H. Schmid vorm C H. F. Stammbach, Kanzleistrahe 8, konnte das 110jährige Bestehen feiern. Das Geschäft wurde 1821 als Weiß- und Modewarengeschäft in der Hirschstraße gegründet, 1841 in die Stiststraße, 1872 in die Königstraße, 1884 in die Kanzleistrahe verlegt. Das Haus war das erste und lange Zeit einzige in Deutschland, das 1836 grundsätzlich den Sonntagsschluh durchführte.
Rückständig« Kirchensteuer. Die evangelische Gesamtkirchengemeinde Stuttgart, die auch unter der Not der Zeit schwer leidet, bittet ihre Kirchengenossen um Zahlung der bis 15. November verfallen gewesenen Kirchensteuerbeträge.
Kirchengemeinde Sillenbuch Aus dem bisher zur Kir- cyengemeinde Rohracker Dek. Cannstatt gehörigen Nebenort Sillenbuch ist eine selbständige Kirchengemeinde gegründet worden. Die neue Kirchengemeinde Sillenbuch hat die staatliche Anerkennung und damit Rechtsfähigkeit erlangt.
Der Hellbrauner Reckardurchstich für den Reckarkanal
mit rund 2,1 Km. Länge und 80 Meter Sohlenbrette, der die Staatsstraße Heilbronn — Neckargartach durchschneider, ist fertiggestellt worden. Diese Staatsstraße mußte verlegt und in einer großen Eisenbetonbrücke über den neuen Flußlauf und zwei beiderseits anschließenden Eisenbetonbrücken sowie mit zwei kleineren Brücken über mehrere Anschlußgleise des Bahnhofs Heilbronn hinweggeführt werden. Sämtlicke Brückenbauten konnten im laufenden Jahr fertia-
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EnlfernnngsSnderungea auf der ivürtt. Haupt- und Süd- bahn. Durch den viergleisigen Ausbau der Stuttgarter Vvr- ortsstrecken, die Vorarbeiten für die Elektrisierung der Aauptbahnstrecke Alm—Stuttgart und andere in den letzten wahren vorgenommene bauliche Veränderungen haben sich di» Entfernungen auf den genannten Strecken vielfach geändert, in zahlreichen Fällen um 1 Kilometer verkürzt, doch vereinzelt auch um 1 Kilometer verlängert. Die Entfermmgs- änderungen werden auf 1. Januar 1932 durchoeführt werden. Von diesem Zeitpunkt an werden beispielsweise die Entfernungen Mischen Ludwigsburg und Stuttgart Abs. von 15 auf 14, zwischen Stuttgart Hbf und Stuttgart—Ämter- türkheim von 8 auf 7, zwischen Stuttgart—Cannstatt un- Mettingen von 9 auf 8 Kilometer herabgesetzt werden. Dies wird flch neben teilweiser Ermäßigung der Fahrpreis« des gewöhnlichen Verkehrs besonders im Berufsverkehr durch Ermäßigung der Preise der Monats-, SchmermonatS-. Ar- beiterwochen- usw. Karten auswirken.
Personenkraftwagen fährt durch geschloffen« Eisenbahnschranke. Die RVD. Stuttgart teilt mit: Am Samstag abend um 8.45 Uhr fuhr ein Heilbrunner Personenkraftwagen durch die geschlossene Bahnschranke am Weststraßenübergang in Bückingen und blieb auf dem Gleis Heilbronn—Großgartach stecken. Zwei um dies« Zeit fälligen Züge aus Richtung Hetl- bronn und Eppingen konnten vom Schrankenwärter kurz vor dem Bahnübergang zum Halten gebracht werden. Der Kraftwagen und di» Schranke wurden stark beschädigt.
Ass dem Lande
Aalen, 7 Dez. Großfeuer. In der Nacht zum Sonntag ist das Färbereigebäude der Lindenfarb, Inhaber R. Probst, vermutlich durch Kurzschluß abgebrannt. Das Wohnhaus konnte gerettet werden. Der Schaden ist beträchtlich, aber durch Versicherung gedeckt.
Ebingen, 7. Dez. Guter Arbeitsgang. Im <8«bi«t des Balinger Arbeitsamt» bestehen schon feit längerem in einigen Geschäftszweigen ganz günstige Arbeitsveryältnisse, so in der Trikot- und Möbelindustrie, die in der Hauptsache voll beschäftigt sind. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen hat in der zweiten Novemberhälfte nur um drei zugenommen.
Reuhausen OA. Tuttlingen, 7. Dez. Besserung der Arbeitsmarktlage. In der hiesigen Schuhindustrie hat sich die Arbeitslage etwas gebessert, so daß sämtliche Betriebe gegenwärtig voll beschäftigt sind, doch konnte die früher beschäftigte Arbeiterzahl nicht mehr eingestellt werden, da seit neuzeitlich mechanisierter Umstellung der Betriebe ein Teil der früheren Belegschaft entbehrlich geworden ist.
Göppingen, 7. Dez. Einbrüche. In der Nacht zum Samstag wurde in einem in der Stuttgarterstraße gelegenen und einem hiesigen Bäckermeister gehörigen Verkaufspavillon eingebrochen. Den Tätern fielen Lebensmittel und Tabakwaren in größerer Menge in die Hände. — In der Nacht zum Sonntag wurde in den im Erdgeschoß des Restaurants zum Stadtgarten gelegenen Werkstatträumen des „Sturmvogel", dem Flugverband der Werktägigen, ein weiterer Einbruch verübt. Durch Eindrücken der Türfüllung gelangten die Täter in die Jnnenräume. Hier wurden Sachbeschädigungen begangen, auch wurde versucht, einen dort stehenden fahrbereiten Personenkraftwagen zu entwenden. Das Vorhaben mißlang und die Täter entkamen. Im ersten Fall führte die Spur des angesetzten Polizeihunds zu der Festnahme mehrerer verdächtiger Personen.
Altshausen OA. Saulgau, 7. Dez. Todesfall. Im 59. Lebensjahr verschied am Samstag früh der frühere Direktor des Wilhelmsstifts in Tübingen, Msgr. Dr. cheol. und phil. Vinzenz Schweitzer. Geboren 1872 in Aktheim (OA. Horb) wurde er 1896 zum Priester geweiht und, 1909 als Direktor des Wilhelmsstists in Tübingen berufen, mit dem die Klinlkenpfarrei verbunden ist. Im Frühsabr 1921 trat er in den Ruhestand. Er ließ sich neben dem Josephshaus in Altshausen nieder und versah den Anstal--, gottesdienst. Daneben arbeitete er an der Herausgabe der
Faust über Oanzig
7?oma/r von I.eo nk/ae v. l^//rker/e/ck-/^/aken
(Nackdruck verboten)
56. Fortsetzung.
Wer ist stärker? Das plumpe Holländerschisf oder der Holzbau der Polen? Ein Krachen, ein Bersten und Splittern!
Ein Schrei aus hundert Kehlen! — Die Brücke ist durchbrochen von dem furchtbaren Anprall 600 polnische Landsknechte und Söldner sind abgeschnitten von den Ihren — von jeglicher Hilfe und aller Verstärkung. Sie wollen sich den Danzigern ergeben und in ihre Dienste treten. Aber die Städter weisen sie zurück. Alle 600 werden bis aus etwa 30, die sich retten können, von den wütenden Danzigern niedergemacht oder ertrinken.
Und Piter Erootjes breites Schliff fährt langsam und ruhig weiter stromabwärts.
Denn nun die tolle Fahrt geglückt ist. zieht er die Segel ein und sucht einen sicheren Platz, um Anker zu werfen.
Auf einem Bündel Taue liegt Antje Veldeke. Nun ha. ben die Sinne sie verlassen, wo das Werk getan ist. Und Piter Erootje schüttelt den Kops und sucht nach einem stär- kenden Trunk für sie.
» » *
Sternenbesäte Sommernacht steigt auf über Danzig. Im Laufgraben schreiten Schatten durch das tiefe Dunkel. Ablösung für die todermatteten Männer von Weichselmünde. In Harnisch und zerbeultem Helm kommt Klaus Veldeke hinter den Berschanzungen vor. Minutenlang steht er am Ufer und sieht die schwarzen Wasser ziehen zu seinen Füßen. Die zertrümmerte Brücke sieht er und die vielen, vielen Toten. ^ ^ ^
Aber er hat noch keine Ruhe, zurückzukehren nach Danzig, wenn auch seine Ablösung erfolgt ist.
Es muß erst Gewißheit haben über das Schiss, das vorhin in so maßloser Kühnheit die Brücke brach und
damit Danzigs Schicksal entschied. Wenn er im Getümmel des Kampfes und im flatternden Pulverdampf vorhin recht gesehen, hatte es große Aehnlichkeit mit dem schweren Holländer des Piter Erootje.
Aber seine Augen konnten sich auch geirrt haben in all der Wirrnis um ihn her.
Darum mußte er es festhalten, noch diese Nacht.
Er sieht die plumpen Umrisse liegen am Ufer, nicht weit von ihm. Schwarz heben sie sich aus dem Silber der mondhellen Sommernacht. Und jetzt erkennt er deutlich, daß cs das holländische Schiff ist. Aber wie übel und zugerichtet nach dem wilden Sturmlauf! Schwere Steinkugeln stecken im Holzwerk der Planken, am Bug ist teilweise alles zersplittert von dem jähen Anprall. Piter Erootje wird lange zu tun haben, bis er wieder flott gemacht hat zur Seefahrt.
Am rechten Weichselufer liegt es ein wenig schief und unbeholfen. Und jetzt erkennt Klaus Veldeke eine Holzplanke, die man vom Schiff bereits zum Ufer gelegt. Der Ratsherr springt hinauf. Er muß Piter Grootje die Hände schütteln, und wenn der auch im tiefsten Schlafe liegt!
Aber wer kann schlafen nach solch einer Tat?
Und richtig, da 'steht der Holländer am Bug und prüft den Wind.
„Erschreckt nicht. Piter Erootje. ich bin es. Und ich muß nur erst zu Euch, um Eure Hand zu drücken für diese Mannestat."
Piter Erootje hat sich langsam gewandt und sieht den anderen groß an.
„Frauentat müßt Ihr sagen. Klaus Veldeke, denn die mich gezwungen zu diesem jähen Tun. liegt da auf den Tauen. Sie war wohl ohnmächtig erst, da gab ich ihr Wein zu trinken. Sie schlug die Augen auf und ist dann eingeschlafen vor Erschöpfung".
„Klaus Veldeke fährt herum, und seine Augen suchen in der Richtung von Piters zeigender Hand.
Und dann schreit er auf.
Kniet neben Antje und starrt ihr ins weiße Gesicht.
„Sie — sie hat Euch getrieben dazu, Piter Erootje? Wie war das möglich, bei allen Heiligen?"
Der alte Seebär ist langsam zu dem Knienden getreten.
„Es gibt Zeiten, Herr, wo Gottes Engel niedersteigen zu den Menschen und ihnen kund tun, was sie sollen. Bon
allein wäre man nimmer darauf gekommen. So ist es ihr wohl auch gesagt worden, ohne daß sie es selber weiß."
Klaus Veldeke hat sich tiefer gebeugt über sie.
Und leise sagte er:
„Antje, meine Antje!"
Da schlägt sie die Augen auf. Aber es ist ein große Furcht und eine Not darin.
„Die vielen Toten", flüstert sie schaudernd, „und das viele, viele Blut, o Gott! Die Weichselwellen waren ganz rot davon."
..Tu' deine Augen zu. süße Antje. Jetzt ist es Nacht, jetzt siehst du nichts mehr davon. Und ich trage dich in der Dunkelheit durch den Laufgraben heim ins Beldekehaus.
Zu Tode erschöpft schließt sie wieder die Augen und es ist wie ein fernes, müdes Lächeln in ihrem Gesicht, als sie die Stimme Klaus Beldekes erkannt hat.
Der erhebt sich von den Knien und sagt leise zu Piter Erootje:
„Es ist besser, ich bringe sie jetzt fort, als bei Tage, daß sie all die furchtbaren Greuel nicht sieht, die um Weich- selmttnde herum gen Himmel schreien. Es sind mehr Tote in den Schanzen, denn Lebendige Und alles Wasser hier herum ist blutrot. Und hört Ihr das Wimmern der Verwundeten in den Gräben, die man vergessen hat? Ehe sie ganz wieder zur Besinnung kommt, will ich sie heimtragen durch die Nacht."
Er legte seinen zerbeulten Helm zur Seite, daß ihm der Wind weich durch das blonde Haar fährt. Dann beugt er sich hinab und hebt Antje vom Boden. Trägt sie behutsam über die schwankende Bohle zum Ufer und steigt dann mit ihr in den Laufgraben, der tief und sicher ist. Sie hat ihren Kopf auf seine Schulter gelegt, und er weiß nicht, ob sie schläft oder wach ist. So trägt er sie durch die schlafende Sommernacht und atmet in stillem Glück den süßen Duft ihrer rehbraunen Haare, daß er sie wieder halten darf!
(Schluß folgt.)
(* Dieser mit so großer Spannung gelesene Roman ist nun auch in Buchform erschienen und zu 5 Mark, schön in rot Leinen gebunden, in der Buchhandlung Z a t s e r - Nagold vorrätig?
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