Seite ki — Nr. 238,
Nagolder Tagblatt «Der Gesellschafter«
Montag, de« 12. Oktober 1931.
Württemberg
Stuttgart. 10 Oktober.
Erlast des Kulkministeriums über die Verwendung denk- scher Erzeugnisse. In der Zeit vom 12. bis 17. Oktober wird von den Wirtschaftsverbänden und Verbraucherorgaui- satronen in Württemberg eine „Deutsche Woche" veranstaltet werden, die den Zweck hat, alle Volkskreise über die Notwendigkeit einer Bevorzugung der Erzeugnisse deutscher Hand- und Geistesarbeit aufzuklären und die als Werbung für di« einheimischen Erzeugnisse industrieller, handwerklicher, gewerblicher, land- und forstwirtschaftlicher Art dienen soll. Hier kann auch die Schule mithelfen, indem sie die Schüler bei jeder Gelegenheit auf die hier vorliegende nationale Aufgabe und auf die wirtschaftliche Bedeutung einer strengen persönlichen Selbstzucht bei der Anschaffung ausländischer Erzeugnisse immer wieder eindringlich hinweist. In erster Linie eignet sich nach einem Erlaß des Kultministeriums dafür der Unterricht in der Erdkunde, in den Naturwissenschaften, in der Geschichte und Staatbürgerkunde. Das Verständnis für den Leitspruch der Deutschen Woche „Deutsch« Arbeit — deutsche Ware" kann aber auch im deutschen U tterricht durch Bearbeitung geeigneter Aufsatzthemen und im Zeichenunterricht durch Herstellung geeigneter Plakatentwürse geweckt werden. Die bevorstehende Deutsche Woche (oder, wo fi« mit Ferien zusammenfällt, die darauf folgende Woche) ist in allen Schuten in besonderem Maße zu einer dem Verständnis der Schüler angepaßten Aufklärung Mer die Bedeutung des inneren Marktes für Deutschlands wirtschaftliche Zukunft zu benützen.
Die höhe de« Gemeindeanteils an den Bezügen der Lehrer an Volks- und Mittelschulen. Nach einer Bekanntmachung des Kultministeriums wird auf Grund der Gehaltskürzungen die Höhe des durchschnittlichen Diensteinkommens der Lehrer an Volksschulen einschl. der Mittelschulen, nach dem der Anteil der Gemeinden an den Schullasten berechnet wird, wie folgt bestimmt, und zwar: ab 1. Juli 1931: 1 für jede ständige Stelle eines Lehrers oder einer Lehrerin 4817 Mk; 2. für die unständigen Lehrer und Lehrerinnen 2941 Mk.; 3. für jede ständige Stelle einer Fachlehrerin (Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin) 3680 Mk.; 4. für die unständigen Fachlehrerinnen (Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerinnen) 2277 Mk.; ab 1. August 1931: 5. für die unständigen Lehrer und Lehrerinnen 2623 Mk.; 6. für die unständigen Fachlehrerinnen (Handarbeits- und Hauswirtschaftslehreiinnen) 2064 Mk. Die Sätze für die ständigen Lehrer und Lehrerinnen, sowie für die ständigen Fachlehrerinnen bleiben ab 1. August 1931 unverändert. Die Höhe des Anreils der Gemeinden beträgt somit ab 1. Juli 1931 wie ab 1. August: in großen Städten 80 v. H., in mittleren Städten 65 v. H. und in den übrigen Gemeinden 45 v. H. der oben genannten Bezüge. Diese Bekanntmachung tritt, soweit sie die Gemeindeleistungen ab 1. August 1931 festsetzt, am 31. März 1933, im übrigen mit dem Ablauf des 31. Januar 1934 außer Kraft.
Roberl-Vofch-Iubiläumsaussiellung. Um einer breiten Oeffentlichkeit die Bedeutung des Lebenswerks von Robert Bosch anläßlich seines 70. Geburtstages vor Augen zu führen, hat sich die Robert Bosch A.G. bereit erklärt, in der König-Karl-Halle des Landesgewerbemuseums eine Bosch- Jubiläumsausstellung aufzubauen, die in markanten Zügen darstellen wird: Wie entwickelte sich Bosch, was fabriziert Bosch, was ist Bosch für die verschiedensten Verbrauchsr- gebiete, was bedeutet Bosch für die württ. Landwirtschaft. Die Ausstellung wird demnächst eröffnet werden.
Zur Gemeinderatswahl. Die Vereinigten Gewerbevereine von Groß-Stuttgart nahmen in einer Versamm'ung in der Liederhalle eine Entschließung an, in der selbständiges Vorgehen der Gewerbevereine bei der Gemsmdecats- wahl in Aussicht gestellt wird, falls von den Parteien die bekannten Forderungen des Handwerks unberücksichtigt bleiben.
Notsiedlung in Württemberg. In der Mitgliederver- ! sammlung der Württ. Arbeitsgemeinschaft des Deutschen ! Werkbunds wurde nach Erledigung der geschäftlichen An- j Gelegenheiten nachfolgende Entschließung gefaßt: Die Württ. l Arbeitsgemeinschaft des D.W.B. hat in ihrer heutigen Mit- j aliederversammluna von dem Siedlungsprogramm der '
Zaust über Danzig
/?omcr/r von v. Uft'n7er/e/c/-^Vate/r
(Nachdruck verboten)
7. Fortsetzung.
Der alte Gerold reitet mit dir bis Danzig. Er weiß über alles Bescheid. Auch in welcher Herberge ihr übernachten sollt. Da wird er ein Gastzimmer für dich besorgen. Ich kenne die Wirtsleute wohl, und sie sind mir treu zugetan. Ich will, daß du frisch und nicht zu ermüdet in Danzig anlangst. Darum soll er des öfteren Rast machen Auch der Pferde wegen. Ich selbst habe den Ritt nach Danzig in jüngeren Jahren oft an einem Tag zuriickgelegt, in Gervlds treuer Begleitung. Daher keimt er den Weg sehr wohl. Ich denke, so bei Lauenburg wird der junge Beldeke dir entgegenkommen. Entbiete ihm meinen väterlichen Grus; und folge ihm gern. Im Frühjahr, wenn es besser geht mit meinem Bein, dann besuchen wir dich alle.
Und ziehe mit Gott, mein Kind. Sein Segen wird allezeit über dir sein!"-
Und je weiter die Heimat hinter ihr lag, beste mehr beschäftigten sich ihre Gedanken mit dem, was sie in Danzig wohl erwarten würde,
Oh, wie wollte sie fleißig sein und der Frau Katharina helfen in Haus und Küche! Wie wollte sie es ihneu allen schön und schmuck machen, wie sie es von zu Hause gewohnt war. Ob man in Danzig auch reiten und Kahn fahren durfte? Ob man auch ein Fensterbrettlein hatte mit Blumentöpfen voller Blüten wie daheim? Und ein Betpult mit der Mutter darüber wie in der Mutter Kemnate? Ob die Frau Katharina wohl auch so sauft und gütig war, wie es die liehe Mutter gewesen? Und ob ihr Verlobter Klaus Baldeke auch einst als Ehegemahl so gut und liebreich mit ihr sein würde, wie es der Baker alleweil mit der seligen Mutter gewesen? Die er auf Händen trug und der er alle Wünsche von den Lippen las. Ach, wie war sie neugierig auf diesen Klaus!
Groß sollte er sein und blond, hatte der Vater gesagt.
Reichrregierung Kenntnis genommen. Sie nimmt an, daß ein Teil der dafür vorgesehenen Mittel auch der württ. Erwerbslosensiedlung zur Verfügung gestellt wird. Sie bittet deshalb die zuständigen Stellen, unverzüglich mit den notwendigen praktischen Vorarbeiten zu beginnen. Solche sind, soweit sie in das Arbeitsgebiet des,Werkbunds fallen: 1 Landesplanungsmäßige Feststellung der in Württemberg für «ine Aussiedlung noch zur Verfügung stehenden Flächen, und zwar sowohl für die rein bäuerliche Siedlung wie auch für die Randsiedlung. 2. Für die davon benötigten Flächen sind Bebauungspläne unter neuzeitlichen Gesichtspunkten, d. h. unter Berücksichtigung wirtschaftlicher, sozialer und hygienischer Forderungen der Neuzeit aufzustellen. 3. Es ist zu fordern, daß nicht jeder Siedler nach seinen Jndi- vidualwünschen baut, sondern daß für jede Siedlung bestimmte Haus- und Wohntypen festgelegt werden. Dabei ist vorzugsweise an die Verwendung heimischer Baumaterialien, sowie des in überreichem Maß in den staatlichen Forsten liegenden Bauholzes zu denken. Die Württ. Arbeitsgemeinschaft des Deutschen Werkbunds stellt sich den zuständigen Stellen zur Mitarbeit gerne zur Verfügung.
Christlich« Gewerkschaft gegen Bolz. In einer Rede hatte kürzlich Staatspräsident Bolz erklärt, von den Gestehungskosten einer Ware kommen 90 v. H. auf die Lohnsumme und nur 10 v. H. auf das Material. Daher sei es notwendig, die Gestehungskosten durch eine entsprechende Herabsetzung der Löhne zu senken, um eine Verbilligung der Lebenshaltung (Nahrung, Kleidung, Wohnung) herbeizusüh- ren. Gegen diese Anschauung legte eine erweiterte Vertreterversammlung des Ortskartells Stuttgart der Ehrist- lichen Gewerkschaften Verwahrung ein. Verbandssekretär Rödlach wies daraus hin, daß nach der Feststellung des Instituts für Konjunkturforschung das gesamte Volkseinkommen im Jahr 1929 70 Milliarden Mark betragen habe, wovon auf Lohn und Gehalt 46,2 Milliarden oder 66 v. H. entfallen. Der Arbeiter sei doch nicht nur Gegenstand der Kalkulation. Es sei unmöglich, die Löhne weiter zu senken, ohne daß die Lebenshaltung der Arbeiter empfindlich getroffen werde, da ein vollbeschäftigter Arbeiter nach erfolgten Abzügen durch Steuer, Versicherungen nsw. nur noch etwas über 130 Mark monatlich verdiene. Die Folgen der Rationalisierung dürfe man nicht außer acht lassen. In der erregten Aussprache wurde der Entrüstung Ausdruck gegeben, daß in gegenwärtiger Notzeit selbst von maßgebender Seite immer noch von Lohnabbau gesprochen werde.
Entschließung der südd. Kulturorchester. Eine Versammlung der südd. Kulturorchester erhöbt in einer Entschließung starken Einspruch gegen die Notverordnung betreffs der Gehälterherabsetzung der Orchestermitglieder. Die Konferenz vertritt die Ansicht, daß zur Stützung der gefährdeten Kunstinstitute sehr wohl Mittel sreigemacht werden könnten, wenn man z. B. nur einen Test der Ueberschüsse des Rundfunks für diesen Zweck verwenden würde. Dieser Gedanke liegt um so näher, als das Reich, dem der Rundfunk unterstehe, bisher zur Stützung der Kunstinstibute keinerlei Mittel zur Verfügung gestellt habe. Die Konferenz warnt alle maßgebenden Stellen vor überspannten, mcht wieder gut zu machenden Abbaumaßnahmen.
Betriebsunfall auf dem Bahnhof Frommer». Am Freitag, 9. Oktober abends um 18 Uhr ist auf dem Bwhzchos Frommern bei der Ausfahrt des Güterzugs 9176 TWingen- Sigmaringeu ein Güterwagen infolge vorzeitiger Weichen- Umstellung entgleist und umgesallen. Verletzt wurde niemand. Der Zugverkehr konnte ausrecht erhalten werden. Personenzug 3293 Sigmaringen—Tübingen erlitt 30 Minuten Verspätung.
Schwarzbrenner. Eine größere Gesellschaft von etwa zwölf Schwarzbrennern und Branntweinschiebern wurde in den letzten Wochen durch die Zollsahndungsstelle Stuttgart ausgehoben. Von der Schwöb. Alb gingen die Fäden ins badische Oberland, nach Mittelbaden, ins Neckartal, die Pfalz, das Rheinland und nach Bayern. Eine gut eingerichtete Geheimbrennerei war schon sechs Jahre betrieben, ein« andere mit Da-mps betriebene Geheimbrennerei war erst vor
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Und Kaufherr und Ratsmann war er auch schon. Da kam man sich gewiß recht klein u. dumm neben ihm vor. Denn so .in bißchen lustig sein und hin und wieder noch tüchtig umtollen mit den Kindern, das machte Antje doch gar zu gern. Dann brannten die Mangel wie zwei überreife Apfel, und die dunkelbraunen Augen blitzten nur so voll Lebenslust.
In all solchen Gedanken ritt Antje versonnen in ihr neues Lebensglück hinein. —
Man hatte in Lauenburg übernachtet. Aber Antje konnte nur wenig Schlaf finden. Immer gingen ihre Gedanken um den tomemnden Tag und die große neue Welt, die sich vor ihr auftun würde. Als sie das Städtlein hinter sich ließen und weiter ritten, lachte die Sonne wie gestern nom Himmel.
Hoch und steil saß Antje im Sattel. Das dunkelblaue Reitkleid, das sich knapp und glatt anschmiegte an ihre schlanke Gestalt, war mit Pelz verbrämt. Denn die frühen Herbstmorgen waren schon kühl, voll Nebel und schwerem, silbernem Tau, der alles durchnäßte.
Die dicken, rehbraunen Zöpfe hingen rechts u. links vorne der die Schultern herab. Die Hände, die in großen Stulphandschuhen staken, hielten fest und kraftvoll die Zügel ihrer schwarzen Stute. Denn Antje war das Reiten von Kind an gewöhnt. Eine kleine enganliegende Kappe aus Goldbrokat hielt die widerspenstigen Haare des Scheitels dicht zusammen, die beim schnellen Reiten sonst wild um die Schläfen geflogen wären. Eros; und erwartungsvoll sahen die dunklen Kinderaugen in die Weite, von wo der kommen sollte, der ihres Lebens Herr und Beschützer sein würde. Ihr kam eine alte Erzählung der Mutter in den Sinn, wie der fromme Elieser die Rebekka abholte, als Braut seines Herrn, Und hatten sich die beiden auch noch niemals gesehen.
Sie ritten jetzt durch knorrigen, wild verzweigten Eichen- > wald, dessen Kronen schon anftngen, goldgelb und rötlich ! zu werden. Gewaltig strebten die breiten Stämme zum ! blauen Himmelsdom empor, und die Hufe der Pferde rauschten manchmal schon durch fallendes Blattwerk. ^
Wildgänse flogen schreiend in spitzem Dreieck nach ! Süden, und Antje schattete die Augen mit der Hand, um ! ift besser sehen zu können. Sie schienen ihr wir liebe Bo- ! i n vom grauen Lebasee. Sonst war eine große Stille rings "
! zwei Monaten errichtet worden. Aus einer Berschluhbrenne- l rei wurden erhebliche Mengen Branntwein heimlich entnommen und in verschiedenen Abfindungsbrennereien wurden bedeutende Stofftnengen widerrechtlich verarbeitet. Der verbotswidrig gewonnene Branntwein wurde ungefähr zur Hälfte des gesetzlichen Mindestpreises gehandelt und ging häufig durch viele Hände. Di« Nbgabennachsorderungen belaufen sich auf ungefähr 30 000 RM. Bei den schweren Strafandrohungen des Branntweinmonopolgesetzes haben die Täter, von denen kaum einer aus wirtschaftlicher Not gehandelt hat, sehr hohe Geld- und Freiheitsstrafen zu erwarten.
Eia Hirsch greift seinen Wärter an. Im Tiergarten Dog- genburg erlebte ein Wärter ein böses Abenteuer, das noch gut abgelaufen ist. Als der Wärter am Mittwochnachmittag im Hirschgeheg beschäftigt war, wurde er plötzlich von dem brünstigen Hirsch angegriffen, aufs Geweih genommen und herumgeworfen. Zum Glück kamen einige beherzte Männer dem Wärter zu Hil-f« und befreiten ihn von feinem gefährlichen Gegner. Der Unfall, der ein übles Ende hätte nehmen können, beweist, wie gefährlich die Hirsche während der Brunft sind. Das Rohren der Hirsche im Tiergarten ist zur Zeit fast immer zu hören und lockt viel« Besucher cm.
Stuttgart, 11. Okt. Die Lebensmittelgeschäfte von Groß- Stuttgart eiyschließlich der Bäcker, Metzger und Warenhäuser haben sich bis auf weiteres bereit erklärt, Arbeitslosen gegen Vorlegung des amtlichen Ausweises eine Vergünstigung von 5 v- H. zu bewilligen mit Ausnahme von Spirituosen, Wein. Bier und Tabakwaren
weinsberg, 11. Okt. Brüderliche Hilfe des Weinsberger Tals. In der vergangenen Woche ^ wurde im Einverständnis mit Oberamt und Bezirksschulamt j für die Nikolai- und Friedensgemeinde eine einheitliche ! Obstfammlung im Weinsberger Tal veranstaltet. Durch das ! Zusammenwirken aller örtlichen Stellen konnten auf den l von hiesigen Firmen zur Verfügung gestellten Lastwagen rund 500 Zentner Obst gesammelt und herangeführt wer- ! den. Das Obst wurde zum Teil unmittelbar an di« Be- ! dürftigen der beiden Gemeinden verteilt, zum Teil durch ! die Löwenwerke gedörrt und für den Winter zurückgestellt.
! Neckarsulm, 11. Okt. Ein Neckarsulmer leitet ein Weltereignis. Am 12. Oktober, dom Jahrestag ! der Entdeckung Amerikas, wind bei Rio de Janeiro die ! Kolossalstatue Christus des Königs feierlich eingeweiht, die ! von der brasilianischen Regierung und dem brasilianischen Volk errichtet wurde. Marconi wird — wie bei der Ausstellung in Sidney — durch radioelektrisch« Wellen die Christ- Königsstatue erleuchten. Pater Alfons Zart mann, ein geborener Neckarsulmer. wird die Zeremonien bei diesem Weltereignis leiten.
Niederstetten OA. Gerabronn, 11. Okt. Traubenreife. Das herrliche Wetter dieser Woche hat den Weinbergen sichtlich großen Nutzen gebracht. Die Reise geht schnell vorwärts und es wird für die Qualität des Heurigen gut sein, wenn die Weingartner die Lese noch hinausschieben. Unsere Weinberge zeigen einen ausgezeichneten Behang, die Trauben sind groß und voll. Auch der Mena« nack dürfte es ein recht gutes Weinjahr geben.
Crailsheim, 10. Okt. Tödlicher Berkehrsunfall. Das 2K 3. a. Töchterchen des Polizeiwachtmeisters Fritz Ehrmann in Hellbronn, das z. Zt. hei seinen Großeltern zu Besuch weilte, wollt« in dem Augenblick die Straße überqueren, als ein schwerer Lastwagen mit Anhänger die Strecke fuhr. Trotzdem der Wagenführer sofort stark bremste, wurde das Kind vom Vorderrad erfaßt und war sofort tot.
Aalen, 11. Ott Der Gemeinderat bewilligte für die Arbeitslosen eine Winterbeihilfe in se einer Rate aus 1. November und 1. Februar in Höhe von zusammen etwa 10 000 RM. Dazu kommen vom Wohlfahrtsamt 500 Zentrier Kartoffeln und 1500 Zentner Koks. Auch sind Wärme- ! stuben und Suppenküchen in Anssicht genommen, sowie klei- ! nere Notstandsarbeiten. — Dem Krankenhaus wird durch Erwerb eines Hauses ein Wöchnerinnenheim mit freier Arzt- und Hebammenwahl angsglredert. — Das Altersheim erhält von einem in Amerika verstorbenen Fräulein Rösler ein kleines Legat.
Tübingen. 11. Okt. 9 0. Geburtstag. Heute feiert Johannes Kost, langjähriger Pedell an der Universität, im
im Walde, nur die Wipfel rauschten leise, und das Aechzen und Knarren des schwerfälligen Gefährtes am Ende des Zuges tönte dazwischen. Ab und zu hob eines der Pferde wiehernd den Kopf, denn es trabte sich leicht und schön auf dem schönen Waldweg. Der Wald war noch nicht ganz zu Ende, da tauchte im blauen Dunst des Herbstmorgens in der Ferne ein anderer Reitertrupp auf.
Der alte Gerold hatte ihn mit seinem scharfen Jägerauge lange erspäht.
Voran flatterte auf rotem Felde das Wappen von Danzig: die zwei übereinanderstehenden weißen Kreuze mit darüberschwebender, goldener Krone. Man sah es jetzt klar und deutlich, als sie näher kamen.
Antje war ein wenig blaß geworden und richtete sich steiler und stolzer auf im Sattel.
„Die Danziger!" sagte sie laut und richtete ihre Augen starr geradeaus, den Fremden entgegen.
Die kamen schnell heran und schwenkten das Fähnlein zum Gruß.
Bertie Veldeke sprang als erster vom Roß und trat auf die Jungfrau , den Federhut ehrerbietig in der Hand.
„Willkommen, vielliebe Jungfrau, im Namen der Sippe und Veldeke und der Stadt Danzig."
Und er zog mit höfischem Anstand ihre Hand an die Lippen. Sie war ein wenig verwirrt »nd wußte nicht recht was sie sagen sollte.
Der alte Gerold kam ihr zu Hilfe und bestellte polternd die vielen Grüße von Guntram Borcke.
Und dann wandten die Danziger ihre Pferde und der ganze Zug setzte sich langsam in Bewegung.
Bertie Beldeke trabte auf Antjes linker Seite und betrachtete sie neugierig und unverhohlen. i
Dabei plauderte er von Danzig, von seiner Mutter, von dem herrlichen Ritt an dem schönen, warmen Herbsttag. Und Antje hörte ganz still zu.
Es war ein großes Erstaunen in ihr. Und sie konnte sich doch selbst keine Rechenschaft geben, worüber eigentlich. Vielleicht weil der junge Veldeke so ganz anders war, als sie es sich gedacht hatte? Verstohlen musterte sie ihn hin und wieder von der Seite. Wie zart und weiß seine Haut war, und wie leuchtend rotblond sein keckes Bärtchen! Er wußte auch so zierlich zu reden und so gewandt, daß es ihr fast den Atem benahm. (Fortsetzung folgt.)