Nagslvrr TaaLr-it «Der kl.estJfchastrr«

Dienstag, den 28. Juli 1931.

Seite 2 Nr. 172

Bombenanschlag in Madrid

Madrid. 27. Juli. Unmittelbar an der Stadtgrerrzs an der Straße nach dem Dorf Cragon platzte am Sonntag eins Bombe. Cs wurden nur die Telegraphendrähte zerrissen. Eine zweit« Bombe in der Nähe entlud sich nicht, weil dis Zündschnur feucht geworden war.

Der Sonntag ist in Sevilla ruhig verlaufen.

Schwere Unruhen in Meriko

bei der Durchführung des staatlichen Mrchengeßhes

Neuyork, 27. Juli. Associated Preß meldet: In Ia- lapa, der Hauptstadt des mexikanischen Staats Vera­cruz, kam es bei der Durchführung des Staatsgesetzes für die Kirche, durch das die Zahl der katholischen Priester stark vermindert wird, zu schweren Unruhen. Als der Gouverneur von Veracruz das Regierungsgebäude verließ, trat ein junger Mann auf ihn zu und feuerte mehrere Revolverschüsse auf ihn ab, die den Gouverneur leicht ver­letzten. Dieser zog ebenfalls einen Revolver und schoß; ein Regierungs-beamter schoß den jungen Mann nieder und verwundete ihn schwer. Man fand bei ihm mehrere Hei- ugenmedaillen, er selbst verweigerte jede Aussage. Die Kunde von dem Anschlag hatte sich aber rasch in der Stadt verbeitet, und es sammelten sich Msnschenmassen an, die nacheinander vier Kirchen angriffenund mit Benzin in Brand steckten. Die Kirche von Snnjos wurde vollständig eingeäschert, die drei andern wurden schwer beschädigt, doch konnte der Brand von der Feuer­wehr und Truppen bewältigt werden. In einer andern Kirche drangen während eines Kindergottesd.ienstes Leuts ein; ein Priester wurde erschossen, der an­dere schwer verletzt. Der Kinder bemächtigte sich wilder Schrecken, wobei viele verletzt wurden. Der Gouver­neur verhängte den Belagerungszustand und es trat wieder Ruhe ein; militärische Streifwachen ziehen durch die Stadt. Man befürchtet jedoch neue Unruhen, well die oberen Kir­chenbehörden in Mexiko-Stadt den Priestern von Veracruz befohlen haben, dem Kirchengesetz Widerstand zu leisten.

Württemberg

Stuttgart, 27. Juli.

Stuttgarter Stadt. Rechnungsabschluß für 1930. Der Rech­nungsabschluß der Stadtverwaltung für das Jahr 19W er­gab an Ausgaben 142 114 582,94 RM-, an Einnahmen 141 499 000,46 -K. Der Fehlbetrag ist somit 615 582,48 .tl.

Ersatz des Kuliministers über gesundheitsschädliche Scherzartikel. Unter dem Namen Knallplatten, Radau­plätzchen, spanisches Feuerwerk und dergl. kommen zuweilen pyrotechnische Scherzartikel in den Verkehr, die neben dem Knallsatz erhebliche Mengen weißen oder gelben. Phosphor enthalten, die Sistig sind und deshalb namentlich in den Händen von Kindern und Jugendlichen gefährlich werden können. Bei einem zehnjährigen Knaben, der zwei Radau­plätzchen in den Mund genommen und dann verzehrt hatte, traten Uebelkeit, Erbrechen und schließlich Tod «in- Das Kultministerium ersucht die Schulvorstände, zu-veranlassen, daß im naturwissenschaftlichen, namentlich im Ehemieunter- richt, bei geeigneter Gelegenheit auf die Gefährlichkeit der­artiger Mittel hingewiesen wirb. ->

Herabsetzung von Lehrvergütungen. Nach einer Ver­ordnung des Kultministeriums wurde die Belohnung von Ueberstunden im nebenamtlichen Unterricht von 3 Mk. auf 2.60 Mk. und von 2 Mk. auf 1.75 Mk. herabgesetzt. Nach «iner weiteren Verordnung beträgt die Vergütung der ver­tragsmäßig angestellten Fachlehrerinnen künftig 1 Mk. für die Stunde.

Aerzkekammerwahl ist ungültig. Der Landeswahlaus­schuß der württ. Aerztekammer hat die am 7. Juni vor­genommenen Wahlen zur württ. Aerztekammer für ungül­tig erklärt. Insgesamt sind beim Landeswahlausschuß drei Wahlanfechtungen eingegangen.

Kundgebung des Stahlhelms. Der Bund der Front­soldaten, Ortsgruppe Stuttgart, veranstaltet am Samstag, 1. August, im Festsaal der Liederhatte eine öffentliche Kund­gebung anläßlich des Volksentscheids in Preußen l9. August). Ansprachen werden halten der Ortsgruppen­führer Oberleutnant a. D. Amling, Regierungsrat S ch w a rz k o p f für die Bereinigten Vaterländischen Ver­bände. Reichstagsabgeordneter Dr. Widerfür die Deutsch-

Kampf um Rosenburg

L. v s c> s L rr s c n r, L s i e K

Fortsetzung 75.

Spannung hielt auf Rosenburg in ihrem Bann.

Willfried, der junge Rosenburger, kämpfte den Kampf mit dem Tode, Tag und Nacht kamen sie, die ihn mit nim­mermüder Liebe umsorgten, nicht zur Ruhe.

Um die Mittagsstunde kam der Fiebernde endlich zur Ruhe und schlief abermals ein. Aber unruhig war sein Schlaf. Hin und wieder schrie er verzweifelt auf, daß es allen ans Herz griff.

Der Kommerzienrat zitterte um den Sohn.

Er saß im Jagdzimmer, und immer, wenn sich jemand der Türe näherte, da fuhr er angstvoll auf.

Der Inspektor war gekommen, hatte ihm alles berichtet, was ihm Waslewski mitteilte. Stumpf und apathisch hatte er alles angehört.

Was machte ihm das jetzt alles aus . . . nur an den Sohn dachte er.

Die Mamsell traf im Eutshof den Feldwebel Lehmann.

.Wie gehts dem jungen Herrn?" fragte der Feldwebel.

Sie faltete die Hände.Schlecht, Herr Feldwebel! Es ist ein Jammer, wie er sich quält und nicht zur Ruhe kommt."

Der Mann Nichte ernst, schließlich sagte er gedrückt: Mamsell . . in acht Tagen rücken wir ab von Rosenburg."

Sie erschrak.

Ach, du lieber Gott ... so bald!"

Ja, die Ernte ist jetzt vorbei! War eine Zeit . . . trotz allem werde ich sie nicht vergessen."

Man kann sich nicht vorstellen, wenn Sie alle nicht mehr da sind."

Lehmann nickte, dann wandte er sich zur Mamsell.

,Haben Sie es sich mal überlegt ?"

nationale Volkspartei, Landtagsabgeordneter Professor Mergenthaler für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP.), sowie der Bundesführer von Baden-Württemberg Major v. Neufville, Die ver­stärkte Kapelle leitet Kamerad Musikdirektor Walter.

Unsere Auslandsreisen. Nach amtlicher Schätzung sind im Jahr 1930 annähernd 300 Millionen lnach anderen Be­rechnungen 320 Millionen) von reisenden Deutschen im Aus­land ausgegeben und damit unserer Volkswirffchaft ent­zogen worden. Von dieser Summe entfallen auf Oesterreich etwa 58, auf Italien 54, auf die Tschechoslowakei 40, auf die Schweiz 37, auf Frankreich 20, aus Polen 18. Skandinavien 10, England 8,5, Holland 8, auf Uebersee 55 Millionen, der Rest aus andere Staaten.

Autobus stürzt eine Böschung hinunter. Sonntag nacht gegen 11 Uhr kehrten drei Auto-Omnibusse mit Mitgliedern der Vereinigung der Stuttgarter Marktstandbesitzer von einer Schwarzwaldtour zurück. In der Nähe des Kurhauses Glemstal stürzte der zweite Omnibus, der mit etwa 30 Personen besetzt war, eine etwa acht Meter hohe Böschung hinab. Polizei und Feuerwehr wurden sofort alarmiert. Bis zu ihrem Eintreffen wurden die verletzten Personen im nachfolgenden Omnibus untergevracht und nach Stutt­gart befördert. Während der Führer des Wagens unverletzt blieb, erlitten beinahe sämtliche Insassen des abgestürzten Wagens Verletzungen, allerdings nur leichter Natur. Der Führer des Omnibusses gibt an, er iei durch den Schein­werfer eines entgegenkommenden Motorrades geblendet gewesen.

Stuttgarter Rechtsanwalt verhaftet. Vor einigen Tagen ist in München der Stuttgarter Rechtsanwalt Heyn au verhaftet und in das Stuttgarter Untersuchungsgefängnis übergeführt worden. Es handelt sich nach Blättermeldungen vermutlich um Unterschlagung von Kiientengeldern, jeden­falls um Unregelmäßigkeiten in bezug auf die Entgegen­nahme von Geldern sowie um unreelle Machenschaften in Geschäften, die außerhalb des Anwaltsbetriebs liegen. In die Affäre ist der vielfach vorbestrafte stübere Musiker Marr verwickelt, der schon vor längerer Zeit verhaftet wurde, sowie ein gewisser Rabe. Der bisher entstandene Schaden soll sich aus über 500 000 RM. belaufen. Gegen Rechtsanwalt Heynau ist schon vor längerer Zeit ein Disziplinarverfahren bei der Stuttgarter Anwaltskammer eingeleitet worden.

Gegen fremdes Baumaterial. Die Abgg. Dr. Höl­scher und Dr. Wider (Bürgerp.) weisen in einer Anfrage an die Regierung darauf hin, daß die wüxtt. Ziegelindustrie darüber Klage, daß bei öffentlichen Bauten vielfach aus­ländisches Material und ausländisches Kupfer statt einhei­mischer Ziegel verwendet werden. Die Abgeordneten bitten um Abhilfe.

Rasche Justiz. Der 32 Jahre alte Schleifer, der in der Nacht zum 25. Juli im südwestlichen Stadtteil in drei Fällen mutwillig Straßenfeuermelder zog und hierdurch das An­rücken der Berufsfeuerwehr veranlaßte, wurde am 25. Juli im gerichtlichen Schnellverfahren zu der Gefängnisstrafe von sechs Wochen verurteilt.

Landfriedensbruch. Bor dem Großen Schöffengericht hatten sich wegen Landfriedensbruchs sechs Arbeiter und eins Frau von Sindelfingen zu verantworten. Es handelt sich da- bei um einen Zusammenstoß mit Nationalsozialisten. Von den Angeklagten erhielten sechs Gefängnisstrafen von drei bis zu acht Monaten; ein Angeklagter wurde freigesprochen.

Haltet den Dieb. Der reisende, 54 I. a. Einmietedieb Julius Iacoby von Königsberg, vor dem schon wiederholt öffentlich gewarnt worden ist, setzt seine diebische Tätigkeit fort. Zuletzt ist er am 24. Juli in Heilbronn mit Erfolg auf­getreten. Er läßt sich ein Glas Wasser geben und benützt den Augenblick des Alleinseins, um seine Diebstähle auszu­führen. Neuerdings besucht er außer Zimmervermieter­innen, deren Adresse er den Tageszeitungen entnimmt, auch Frauenaltersheime und Kinderheime, wobei er sich als Obermedizinalrat vorstellt und vorbringt, er suche.-Unter­kunft für eine »ermögliche ältere Dame oder für Kinder. Er läßt sich die Wohnräume zeigen, um dabei die Diebstahls­möglichkeit auskundschaften zu können. Es wird vor ihm wiederholt gewarnt und gebeten, bei seinem Erscheinen den nächsten Polizeibeamten zu rufen.

Zu Tod« geschleift. Heute mvE" wurde in der Hqupt- stätterstraße ein 70 Jahr« alter Mann von einem Per­sonenkraftwagen angesochren, zu Boden geworfen und ein«

Was denn?"

Na, Sie wissen doch, Mamsell . . . von wegen uns beiden! Gothe meint, er könnte mich ganz gut gebrauchen. Die Meierei . . . das machte mir Spaß, und Sie sind wei­ter die Mamsell . . . wenn Sie wollen."

Die Mamsell sah verlegen vor sich hin.

Ja ... ich weiß nich' recht . . . ich . . .!"

Sind Sie mir denn ein bißsen gut, Mamsell?"

Gut leiden, das kann ich sie schon!"

Dann ists ja gut, Mamsell! Ich bin doch kein Hans­wurst mehr, kein stürmischer Springinsfeld! Möcht' nur mal wissen, wie so'n häuslicher Herd ist. So 'ne recht herz­liche Kameradschaft! Mamsell . . . geben Sie mir Ihre Hand."

Eothes kräftige Stimme fuhr auf einmal dazwischen.

Das machen Sie nur, Mamsell! Geben Sie die Patsch­hand hin. Der Lehmann, das ist doch ein properer Kerl."

Und wirklich, die Mamsell schlug ein.

Lehmann um armte sie und gab ihnen Kuß auf auf die Backe.

Jottlob!"

Gothe reichte Frau Rosellen, die noch ganz verdutzt dastand, die Hand:Recht gemacht! Und jetzt. . . sollen Sie auch mal eine gute Nachricht hören. Unser . . . Herr . ... der Willfried ... der ist übern Berg . . . sagt der Doktor!"

Der Mamsell kamen die Tränen. Sie schluckte.Gott sei Dank!"

Der Kommerzienrat hört die Botschaft des Arztes: Er schläft fest ... ich glaube, wir haben ihn über den Berg. Das Fieber ist gefallen."

Eine unendliche Freude, die so beglückend war, erfüllte ihn.

Er hatte das Bedürfnis, es den andern zu sagen.

Erhob sich, traf Gothe, dem er es sagte, dann ging er über den Hof. Er suchte den treuen Schaffranz.

Fänd ihn auch im Stalle.

Er war eben damit beschäftigt, dem Stier Futter zu schütten.

Herr Schaffranz!" sagte er er mit belegter Stimme.

! Strecke weit geschleift. Er erlitt hierbei schwere Verletzungen,

! an deren Folgen er kurz nach seiner Einlieferung in das Marienhospital starb. Der Fahrzeuglenker wurde zur Klärung des Tatbestands festgenommen.

Zwei Personen ertrunken. Auf der Berger Neckarseite sind am Samstag nachmittag zwei Badende ertrunken. Da der Neckar viel Schlamm absetzt und die Neckarböschung, die ohnehin zu steil und im Wasser sehr glitschig ist, rutschte einer aus, hielt sich am andern fest und Mg ihn mit in die Tiefe. Beide konnten nicht schwimmen. Dis Leichen konn­ten trotz eifrigen Suchens nicht gefunden werden. Der eine der Ertrunkenen ist ein arbeitsloser Knecht aus der Ludwigs­burger Straße. Der Name des anderen, etwa gleichaltri­gen, ist noch nicht sicher festgestellt.

Aus dem Lande

Eßlingen, 27. Juli. Semesterschluß der Höhe­ren Maschinenbauschule. Am Donnersmg und Freitag fand das Sommersemester der Höheren Maschinen­bauschule mit der mündlichen Prüfung seinen Abschluß. Es waren wieder insgesamt 78 Kandidaten, die die Schluß­prüfung bestanden und sich damit die Befähigung zur-Aus­übung des Jngenieurberufs erworben haben. 48 von der Maschinenbauabteilung und 29 von der Abteilung für Fein­mechanik und Mengenfertigung. Die Berufsaussichten im irtaschinentechnischen Beruf sind schlechter denn je; nur ein kleiner Teil der Absolventen hat bis jetzt Stellung. Das neue Semester wird am Donnerstag, 8. Oktober, beginnen.

Oberndorf a. N.. 27. Juli. Ein Jubilar der Ar­beit Am 24. Juli konnte Fabrikmeister Jakob Schmid auf eine 50jährige Tätigkeit bei den Wauserwerken zurück­blicken. Die beiden Direktoren der Mauserwerke beglück wünschten den Jubilar, widmeten ihm herzliche Worte des Dankes und der Anerkennung für die treuen lanamhrigen Dienste und überreichten ihm ein Geldgeschenk. Auch von seinen Kollegen wurde der Jubilar geehrt und beschenkt.

Mengen a. Br., 27. Juli, meugravungen rn oer I r p f el h ö hl e. Bom 20. bis 32. Juli haben das Landes­amt für Denkmalpflege und die Naturaliensammlung in Stuttgart in der Jrpstlhöhle neue Grabungen pornehmen lassen. Es gelang, Teile einer Feuerstelle aufzudscken. In ihrer Nähe lagen Reste menschlicher Mahlzeiten und eine Anzahl Feuersteingeräte. Wir können die Jrpstlhöhle nun­mehr als eine Wohnstelle des Urmenschen ansehen. Nach Abzug der Menschen besetzte, vielleicht durch die Maylzeit- reste angezogen, die Hyäne die Höhle, in die sie die Massen von Tierresten hineinfchleppte, die bei den früheren und jetzigen Grabungen zum Vorschein kamen und die, meist Spuren der Benagung durch Hyänen tragen. Das genaue Untersuchungsergebnis der Grabung wird in den Funk­berichten aus Schwaben veröffentlicht werden. Eigen­tümerin der Jrpstlhöhle ist dir Stadtgemeinde Giengen.

kirchheim u. T., 27. Juli. Todesfall. U r - weiter. Im 72. Lebensjahr üarb hier der im RuhestaiiZ lebende Bankier Gmelich nach längerem Kranksein. Der Verstorbene kam 1891 hierher und brachte sein Bankgeschäft zu hoher Blüte. Am Samstag wurden die am Älbiand liegenden Gemeinden des Bezirks Kirchheim von einem schweren Unwetter heimgesucht. Großen Schaden richteten , die zu Tal stürzenden Wassermassen besonders in Bissingen an, wo verschiedene Straßen vollständig unter Wasser stan­den. In der Nähe von Aichelberg wurde der 43 I. a. Schmied Jakob Mayer vom Blitz erschlagen, als er unter einem Baum Schutz vor dem Wetter suchte. -In Holzmad>m schlug der Blitz ebenfalls ein, glücklicherweise ohne zu zün­den. Wäbrend der Kirchcheimer Bezirk vom Hagel ver­schont blieb, muhte das benachbarte Schlierbach ein Hagel­wetter über sich ergehen lassen, das beträchtlichen Schaden an der Frucht und an den Gartengewächsen anrichtsre. Hagel und Sturm zusammen setzten auch den Obstbäumen und ihrem Behang stark zu.

Friedrichshofen, 27. Juli. 75 I a h r s K ö n i g i n P a u- linenstift. Gestern feierte das Königin Pauiinsnsttst das 75jährigs Bestehen. Im Festgottesdienst hielt Stadt- psarrer Dr. Sieger die Festpredigt. Um 11 Uhr ver­sammelten sich die Festgäste zum Festakt in dem prächtig geschmückten Saalbau. Hierzu waren u. a. erschienen die Königin Charlotte, Herzog Albrecht, Prälat v. Dr. Hofmann-Ulm und Dekan Dr.. Ströle- Ravensburg. Professor Neefs, der jetzige Vorstand de; Paulinenstifts, entbot allen Gasten ein warmes Willkomm. Bürgermeister Schnitzler überbrachte Glückwünsche der Stadt Friedrichshofen. Oberrrgirrungsrat Dr. Mack sprach als Vertreter für Kultministerium und Ministerialabterlung

Der Mann wandte das Haupt. Sah Kamerlingk fragend an.

Mein . . . Junge!" stieß der Kommerzienrat hervor. Er . . . er ist . . . über den Berg! Der Doktor sagts."

Schaffranz sah ihn stumpf an, als könne er ihn nicht verstehen. Dann sank das mächtige Haupt nieder. Er wankte und mußte sich an die Wand lehnen.

Kamerlingk sah, wie die mächtige Brust arbeitete, wie der Mann die Zähne zusammenbiß, um nicht aufzuschluch- zenvor tiefer Freude.

Der Augenblick brachte ihn Schaffranz so nahe, daß er dachte, sie müssen zeitlebens nichts anderers als gute Freunde gewesen sein.

Herr. . . Schaffranz . . .!" sagte er erschüttert und faßte den Bewegten am Arm.

Und plötzlich lagen sich die beiden so verschiedenen Männer im Arme.

Lieber . . . Freund . . . Schaffranz!" sagte der sonst

so verstandeskühle Kommerzienrat bewegt.Unser.

Junge... ist über den Berg. Sie . . . Sie hängen an ihm?"

Stumm nickte Schaffranz, stieß abgerissen hervor:Ich . . . ich . . . dank' ihm alles! Alles! Mein Leben gehört ihm . . . dem Jungen!"

Kommen Sie mit mir, Schaffranz! Jetzt wollen wir uns einmal aussprechen! Mein Junge ist Ihr Freund, dann solls der alte Kamerlingk auch sein. Sie haben sichs ver­dient."

Arm in Arm sahen die Soldaten und das Gesinde die beiden über den Eutshof schreiten.

Im Jagdzimmer lebte noch einmal das bittere Schick­sal Schaffranz' auf. .

Als er zu Ende war, erhob sich der Kommerzienrat und sagte warm:Sie haben eine geringe Schuld bitter gebüßt! Jetzt werden wir um ihre Rehabilitierung kämpfen und eine Wiederaufnahme des Verfahrens anstreben." « Ich . . . bin Ihnen so dankbar, Herr von Kamerlingk.

Lieber Freund . . . kein Wort des Dankes. Sie haben mehr um meinen Jungen verdient."

Fortsetzung folgt.