Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Seite 2 Nr 1Ü8

HausWt der MeuverMW im Mil. Landtag

Stuttgart. S. Mat.

Der Landtag begann bi« Beratung des Haushalts der Lnnenverwaltung. Mg. Mößmer (S.) sprach gegen m» .gsmeindefeindliche Politik" des Finanzmmisters Abg. Mutschler (BB.) erklärte den Neckarkanalbau für ganz unmöglich, beklagte dis Belastung der Gemeinden durch die Trichinenschau und verlangte eine Kürzung der Personal- Husgabsn. Abg. Schelf (Dem.) verlangte, dagganAS Dsrwaltungssystem vereinfacht werde. Mg. Schneck (Komm.) begründete eine Reihe von Anträgen, so auf Strei­chung der Zuschüsse an Polizei, Justiz und Kirche, aus Herab- setzung der hohen Gehälter und auf Bereitstellung von 10 Millionen Mark zur Arbeitsbeschaffung für Erwerbslose.^ Abg Raih (DB.) stellte die Forderung, daß die nicht wleder- gewählten Orksvorsteher im Staatsdienst beschäftigt werden. Abg. Alb. Fischer (Komm.) begründete einen Antrag, für di« durch das Hochwasser geschädigten Kleinbauern, Klein- gewerbetreibenden und Arbeiter als erste Rate 1 Million RM. zur Verfügung zu stellen. Mg. Winker (S.) be­antragte sofortige Erhebungen für den Umfang des Hoch­wasserschadens und Vorschläge für die Hilfe. Abg, Dr. Wider (BP.) stellte einen Antrag, den Amkskörperschaflen und Gemeinden die Beteiligung an Konsumgenossenschaften zu untersagen. Bei Kontrollen von Drogerien sollte die Mit­nahme von Polizeibeamten unterbleiben.

Staatspräsident Dr. Bolz hielt es für zweckmäßig, daß lim Finanzausschuß über die Hilfe für die Hochwassergeschä- digien verhandelt werde. Es fehle das Geld, um den Ge­meinden Mittel für die Wohlfahrtserwerbslosen zu geben. 'Die Gemeinden sollten die Bürgersteuer einführen und die Diersteuer erhöhen. Auffallend fei, daß von 1132 Gemein- .den, die Zuschußanträge an den Staat stellten, nur 10 die 'Bürgersteuer eingeführt hoben.

Bei der Abstimmung wurden die Ausschuhanträge (Er, lhöhung der Staatsbeiträge an die Gemeinden für Straßen-, sWasfer- und Wohnungsbau, Beihilfen zu Notstandsarbeiten, finanzielle Unterstützung von mit Wohlfahrtsausgaben be­sonders belastete Gemeinden, Aufhebung des Gemeinde- iumlagen-Höchstsatzes von 12 v. H.) angenommen, ebenso der Antrag Winker über die Erhebungen betr. Umfang des ^Hochwasserschadens. Die kommunistischen Anträge werden Mgelehnt und der Antrag Wider an den Wirt­schaftsausschuß und ein Antrag des Abg. Kling (CBD.). fl>er ein wirksames Einschreiten gegen die Verwilderung und 'den Terror bei politischen Kämpfen gegen alle gewaltsamen .Umsturzbewegungen, sowie gegen die sittliche Zersetzung stmferes Volks und gegen die maßlose Gottlosenpropaganda chsxlmrgt, an den Finanzausschuß überwiesen. Der Antrag

Neymann (S.) betr. Verwendung von weiblichen Beam­ten bei polizeilichen Vernehmungen in Sachen des 8 218 wurde infolge schwacher Besetzung der Bänke der Regie- rungsparteien mit 27 gegen 22 Stimmen angenommen.

§218

Bei Kap. 23 (Gesundheitswesen) erklärte Mg. Hey» mann (S.), auf die Jauer könne man die soziale Indikation für die Schwangerschaftsunterbrechung nicht zurückhalten/ Es müsse ein Ventil geschaffen werden gegen die übergroße Not. Man dürfe aber auch nicht der zügellosen Hemmungs­losigkeit das Wort reden. Frau Dr. Jakobowitz würde nach dem sowjetrussischen Gesetz bestraft werden. Die Komm», nisten sollten an den Staat keine Forderungen stellen, die in Rußland selbst nicht verwirklicht seien. Abg. Kling (CVD.) machte religiöse, volksgesundheitliche und seelische Gründe für die Beibehaltung des 8 218 geltend.

Ministerialrat Dr. Enant sprach über die Neuordnung der Schwesternausbildimg. Man komme den Pflegerinnen weitherzig entgegen. Wenn in Kanada wirklich große Men­gen von Radium gefunden worden seien, dann könne man vielleicht auch für württembergische Bedürfnisse Radium bitlrger kaufen. Mg. Schneck (Komm.) bezeichnet« die Ab- treibung als einen individuellen Abwehrakt der Frau gegen dos soziale Elend. Dr. Beyerle (Z.) wandte sich mit aller Entschiedenheit gegen jede Erleichterung der Abtreibung. Die Kraft einer Familie gegen die Widrigkeiten des Lebens wachse mit der Zahl der Kinder. Die Frau würde in ihrer Stellung zum Manne verlieren, wenn man die Abtreibung sreigäbe. Abg. Vauser (VR.) wünschte Radium für die Landeshebammenschule. Abg. Dr. Hölscher (BP.) sprach von der Ueberfülle der Medizinstudierenden. Man stehe vor einer Katastrophe der akademischen Berufe. Die Ueber- süllung bedeute eine Gefahr für die Moral des Standes

Bei der Abstimmung wurden die Ansschußanträge betr. die Prüfungsordnung der Säuglings- und Kleinkinder- schwestern angenommen. Zum Kap. 24 (Veterinärwefen) erklärte Abg. Schmid (VB.), daß sich das Veterinärwesen in Württemberg in guten Händen befinde. Man sollte die Tierarztkosten senken. Mg. Ellinger (BB.) erklärte es als Sebsthikfe, wenn die Bauern ihre Schweine selbst schlach­ten und auspsunden. Abg. Oben laut» (DB.) wandte sich gegen den Milchbearbeitungszwang in den Städten. Das Kapitel wurde angenommen und noch Kap. 28 (Oeffentliche Fürsorge) beraten. Abg. Bauser (BR.) bezeichnete es als Skandal, wenn man den Rentnern seit Jahren sin Rentner­versorgungsgesetz verspreche, ohne mit diesem Versprechen Ernst zu machen.

Aus Stadt uud Laad

Nagold, den 11. Mai 1931.

Das Vefugtsein, die volle Wahrheit zu sagen, gehört denen, die den Mut dazu haben.

cki

Vom Wochenende

Die vergangene Woche hat uns wieder lebhaft an den 5. Mai 1927 zurückdenken lassen, wo Nagold durch einen Wolkenbruch schwere Schäden erlitt und nach dem sich die Stadtverwaltung entschloß, die Nagold- und Waldach­korrektion durchzuführen. Wir konnten dankbar sein ob die­ses vollendeten Werkes, denn sonst hätten auch dieses Mal wieder Straßen und Häuser unserer Stadt unter Wasser gestanden und der Name Nagold wäre ebenfalls in der Liste der Ortschaften zu lesen gewesen, die unter den Un­bilden des Unwetters besonders zu leiden gehabt haben. Nachdem nun so nach und nach die Meldungen aus dem ganzen Lande eingetroffen sind, muß man feststellen, daß die Schäden ein viel größeres Ausmaß annahmen, als man es nur annähernd vermutete. Nun stehen uns in kommen­der Woche noch die drei Eisheiligen bevor. Wollen wir hoffen, daß sie ein gnädig Regiment walten lassen.

Trotz allem aber hatte die vergangene Woche aber auch ihre schönen Seiten und öffnete der Frühling Tür und Tor. Die Wiesen sind übersät mit Frühlingsboten, die Kastanien stellen ihre Kerzen in die Höhe und haben ihr kahles Geäst mit zartem Grün umschleiert, andere Hecken und Bäume zeigen bereits ihre Blüten, ja selbst den Tannenwald hat ein Frühlingsahnen überkommen und sogar die kleinen fliegenden, summenden Plagegeister über­fallen einen bereits, wenn man irgendwo am Waldesrand ein lauschiges Stündchen verträumen will. Der Blick wan­dert dann zu unserem schönen Heimatstädtchen und wir müssen immer wieder von neuem dankbar sein, hier zu Hause sein zu dürfen. Auch der Schloßberg beginnt sich neu zu kleiden. Er kümmert sich nicht viel um Modetor­heiten. Er behält sein alljährliches Tuchmuster getreulich bei, ein Gewand von grüner Farbe in den verschiedensten Schattierungen. Ueber allem ragt unsere Burg stolz empor wie ein getreuer Schirmherr unserer Heimat. Eines ist nur schade, daß man es nicht unterlassen kann, mit allen mög­lichen und unmöglichen Bebauungen dem Schloßberg sein einheitliches und feierliches Bild zu nehmen. Es wird doch wohl gut sein, mit der Zeit das Bauverbot offiziell auszusprechen. Oder sollte man an derEardehäusles G. m. b. H. mit b'schrängde Platz ond Finanzverhältnis" im schönen Wiesental an der Nagold noch nicht genug haben? Weil, wir nun gerade am Bauen sind, soll eine Neuerung am Stadtbild nicht unerwähnt bleiben, die Reklamesäulen, die an den verkehrsreichsten Punk­ten unserer Stadt erstellt wurden. Durch sie werden nun hoffentlich die ungefügen Tafeln bald verschwinden und sie werden mithelfen, unserer Stadt ein städtischeres Gepräge zu geben.

Das waren nun die Aenderungen, die wir in den Dmgen bemerkt haben. Aber der Mensch selbst? Da hat ein benachbarter Journalist eine Diagnose über den Mai- "ne alljährlich auch Heuer wieder über die Menschen gekommen ist. verbrochen. Er weiß folgende herauszustellen und ein qemischterträq- liches Rezept für mögliche Heilung zu empfehlen-

Krankheitssymptome: a) bei den Männern- Arbeits­unlust, besonders ausgeprägt bei den jüngeren; eigenartige Druckgesuhle im Kops und im Herz; Tagesprogramme wer­den wild durcheinander geworfen; alle Verabredungen wer­den vergessen und neue getroffen; das abendliche Heimkom- men geschieht unregelmäßig und spät und meist diagnosti­ziert bei Ledigen das Telephonfräulein im Büro am andern

Morgen eine neue weibliche Stime am Telephon; b) bei den Frauen: es stellt sich ein starker Drang des Sich-Häu- tens ein, ein meist etwas kostspieliger Vorgang, der auf das Gemüt des pp. Mannes deprimierend einwirkt; Schreib­fräuleins brechen den deutschen Tippfehlerrekord; Haus­frauen zetteln interne Putzrevolutionen an und junge Mäd­chen . . . man müßte sie eigentlich am gescheitesten in Ket­ten legen. Geeignete Vorbeugungs- und Heilmittel gegen den ansteckenden Bazillus sind bis jetzt noch keine absolut wirksamen gefunden worden: am besten hilft immer noch schließlich das alte Hausmittel der Maibowle oder kalte Ab­reibungen, wie sie das Wetter in den letzten Tagen ver­schiedentlich gratis und franko geliefert hat.

Der Sonntag selbst war der Mutter geweiht, dem einzigen Wesen, das sein Herz immer offen hat, dem für das Kind nie etwas zu viel ist und das wahrlich wert ist, einen Ehren- und Ruhetag im Jahre zu haben. Auch in Nagold hat sich diese schöne Sitte bereits in weiten Kreisen eingebürgert. Im übrigen brachte der Sonntag, der sich im Wetter recht tapfer hielt, wieder einen regen Verkehr. Zu Besuch waren die Heilbronner Tur­nerfrauen in einer großen Anzahl gekommen. Sie haben sich über die Schönheit unserer Heimat, die sie recht genau in Augenschein nahmen, in jeder Beziehung lobend ausgedrückt. Am Abend sang der Chor der Alt­pietist ischen Gemeinschaft den Kranken der Kuranstalt Waldeck mit Chorälen und Liedern aus dem Singkreis unter Leitung ihrer Dirigentin, Fräulein Lenz, ein herzlich bedanktes Ständchen. Ueber die Versammlung der Bienenzüchter, ebenfalls am gestrigen Sonntag, wird ein näherer Bericht noch folgen.

Eine aufregende Jagd brachte der Sams­tag. Die beiden unter vieler Mühe in Haft genommenen Spitzbuben, die in der Nacht von Donnerstag auf Freitag Emmingen mit ihrem Besuch beglückt hatten, sollten am Samstag Morgen vorgeführt werden. Bei dieser Gelegen­heit gingen sie aber dem Eerichtsdiener durch und suchten ihre köstliche Freiheit durch die Fixigkeit ihrer Beine zu verdienen. Die Herrschaften hatten sich jedoch einen ungün­stigen Zeitpunkt ausgesucht und zwar den Tag, an dem alle Landjäger des Bezirkes in Nagold versammelt waren. Bald darauf waren die beiden Ausreißer, der eine aus einem Barackenwohnhaus heraus, der andere in der Nähe der Nagold, durch die Landjäger verhaftet. Gefesselt brachte man sie noch am gleichen Tage nach Stuttgart. Nach dem Sprichwort:Dem inen sin Ul, is dem annern sin Nachti­gall", mußte auch irgendwer Freude an dem Vorkommnis haben. Und das war die Jugend, die noch den ganzen Tag über lebhaft den Vorfall in allen Farben ausmalte und behandelte.

v«0»t»

^unckneicienl L?,

"" S»st«Ilung bsllsgsn, »rksltsn suck SU

ckr gute ktteiveih vsuerk«

»«rr-nr-xi Nr.11» NI» »»«ISdliin,«-, u. vol-IUnI»«- V«r»I«r»,a,, ». p».

8«r«Ilun, sU. <«,-

n,.

N r.14 8O) krsektlf«! u. vssp»ekung»fr«I bl» ru Ibr»r

elisnd-bn-t-»-,«. VorksU«>»»socI.Saknnseknskms. Ustslog Nr. 1 «, vom grstl» uml Irsnko. ^»bi-rbclsr, KISKm»»ckInsn u. 6ummIr»I1»n mit un,«-» o»»«trllck osscklUrtsn U-xl>»k6«l»slü" »lnri In rskrnxt- ksnalungsn ntciil «rkilmick, »onrisrn nur von un» ober un»»rn Vsrtrstsrn

Lisksr übsr IVsillion krlslwsiilrscssr gslisfsick

O« ltonntsn »Ir »okl nlmmsrmskr, »onn klisl»slör»cl nickt gut u. billig »Sr.

«lelveiS-oseker. Deutet,-Wgftsnderg 70

" ^»krr«tbau-l.«I^ungstSklgkslt pro Wock» IlXXl «6«l»»lg-NSU»r

__ Monta g, de» 11. Mai 1831 .

Es rast der See, er will sein Opfer haben . .

Nein, doch nicht ganz, aber ein schönes Ruderboot ist wieder einmalde Vach na". Und das ging so. Ein junger Ratsch vergnügte sich mit Bootfahren auf der Nagold und kam dabei dem Wehr zu nahe. Das hohe Wasser riß das Boot über das Wehr hinunter und machte es im Tosbecken zu Kleinholz. Der aus allen Maiträumen heraus­gepurzelte Steuermann dachteHein holt di fast" und konnte sich im letzten Augenblick an dem Wehr anklammern. Er entging so einem recht kühlen Bad oder vielleicht sogar einem weit schwereren Schicksal.

Vom Echrvarzrsaidverein

Sonntags frühmorgens um 6 Uhr antreten zu einer Wanderung. Das ist eine schwierige Sache. Da liegt man im Bett und überlegt sich: Hier Auskosten der Feiertags­ruhe, süße Faulheit dort, aber viel ferner, Spaziergang durch die Morgenfrische. So werden schon zu Tagesbeginn in aller Stille Kämpfe ausgetragen; der Sieg ist sicher sobald man einmal in den Strümpfen steckt. Heute gilt es^ einen kleinen Rundgang über den Dürren- hardterHof, Eündringn und Jselshausen. Etwa 20 Teilnehmer haben sich eingefunden unter die Füh­rung von Herrn Obersekretär Bohlinger. Es ist keine Maientour im üblichen Sinn, bei dem späten Frühlings­erwachen hat sich kaum das Blattgrün ans Licht gedrängt, vereinzelt schimmert das Weiß einer ersten Blüte durch. J», Wald herrscht morgendliche Stille, die nach regnerischer Nacht einen sonnigen Tag erwartet. Am nassen Langholz kleben schwarze Schnecken und pflegen ihrer Morgenruhe. Auf Dürrenhardt und in Gündringen ist es schon lebendig, die vielgewundene Steinach plätschert leise durch ihr enges Tal. In Jselshausen in derLinde" trinken wir Kaffee und ein vierfüßiger Weggenosse schasst köstliche Unterhal­tung: Der gute HundWächter", durch zarte Düfte verlockt, hat den gewandten Einfall, aus Richtung Küche eine lange Äratwurstkette vorzufllhren. Rasches Eingreifen vereitelt den allzu egoistischen Plan, eine schöne Wurst jedoch fällt zum Opfer und ward nicht mehr gesehen. Auf der letzten Etappe über die Teufelshirnschale bricht die Sonne durch und bescheint unser schönes Nagold in seinem dunklen Kranz von Wäldern. L. W.

AlL-StadLschultheiß Mutschler -j-

Wildberg, 10. Mai. Nach kurzer Krankheit ist am Samt­tag abend unser allseitig verehrter Alt-Sladtschultheiß und Ehrenbürger Mutschler im 77. Lebensjahr unerwartet rasch gestorben. Die Kunde von seinem Ableben versetzte die ganze Bürgerschaft in große Trauer. Fast 42 Jahre lang, vom 8. Dez. 1879 bis iS. Juni 1922, leitete er als Stadtoorstand die Ge­schicke der Siadt Wildberg. Durch seine treue und gewissenhafte Pflichterfüllung erwarb er sich die Achtung und Liebe seiner Bürger. Auf allen Gebieten des öffentlichen Gemeindelebens betätigte er sich zum Wöhle der Gemeinde. Es würde zu weit führen, all die Verdienste aufzuzähien, die er sich während seiner langen Amtstätigkeit und nach seiner Zuruhesetzung erworben hat. Eine reiche Fülle von Arbeit hat er in bescheidener und selbstloser Weise mit viel Umsicht und Tüchtigkeit vollbracht. Wie inhaltsreich war dieses Leben durch all die Jahrzehnte hindurch, aus der guten alten Zeit bis zu den Nöten des Krieges, der Inflation und der heutigen Zeit. Als er im Juni 1922 in den wohlverdienten Ruhestand trat, um mit seiner Lebensgefährtin an der Stätte seines Wirkens den Lebensabend zu verbringen, hinterließ er eine wohlgeordnete Gemeinde. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er bei diesem Anlaß zum Ehrenbürger der Stadt Wildberg ernannt. Auch nach seiner Zuruhesetzung stellte er seine Kraft noch in den Dienst der Gemeinde. Bis zuletzt gehörte er dem Kirchengemeinderat an. Lange Jahre bis zum März ds. Is. war er Kirchenpfleger. Bis in die letzten Tage blieb er in voller Geistesfrische und Rüstigkeit und machte als großer Naturfreund täglich seine Spazier­gänge. Umso überraschender kam die Kunde von seinem Ableben. Im nächsten Frühjahr hätte er mit seiner Lebensgefährtin das Fest der goldenen Hochzeit gefeiert. Diese Freude sollte ihm nicht mehr vergönnt sein. Mit der tiefgebeugten Gattin, den Söhnen, Enkeln und weiteren Angehörigen steht die ganze Bürger­schaft in tiefer Trauer an der Bahre des langsährigen Stadt- vorstands und Ehrenbürgers. Die ganze Gemeinde wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Von anderer Seite wird uns geschrieben:

Heute früh durcheilte unsere Stadt die Trauerkunde vom Tod ihres langjährigen Ortsvorstehers und Kirchenpflegers Stadt­schultheiß a. D. Mutschler. Am Donnerstag abend mußte er sich im Bezirkskrankenhaus Nagold einer Blinddarmoperation unter­ziehen. Da aber die Entzündung zu weit vorgeschritten war, mußte mit seinem Ableben gerechnet werden, was am Samstag abend Vz9 Uhr auch zur Wirklichkeit wurde. Der Kirchen- gemeindera-, dessen aktives Mitglied der Verstorbene war, ver­sammelte sich am Sonntag nach dem Vormiltagsgottesdienst zu einer Trauersihung, in der Stadtpfarrer Dilger auf den großen Verlust hinwies, den das Kollegium durch den Tod von Ltadt- schultheiß a. D- Mutschler erlitten habe. Seine Sachkenntnis auf allen Gebieten des Gemeindelebens war von großer Be­deutung für das Stadtpfarramt und den Kirchen gemeinderat; in allen Fragen konnte man bei ihm einen guten Rat und eine wertvolle Hilfe holen, bei vielen Beratungen war sein Wort von ausschlaggebender Bedeutung. Zu ehrendem Andenken er­hoben sich die Mitglieder des Kirchengememderats und gedachten in der Stille ihres verstorbenen Kollegen. Da der Heimgegangene bei der ganzen Bevölkerung geschätzt und beliebt war, ist die Trauer in der ganzen Gemeinde sehr groß. Es wird wohl kaum eine Familie geben, die bei der am Dienstag statlstndenden Beerdigung nicht einen Vertreter entsenden wird.

GauversamrnluKg des Nagoldgau-Söngerburides

Man schreibt uns:

Garnicht mit Unrecht ist Breitenberg für dies­mal zur Gauversammlung des Nagoldgau-Sängerbundes ausersehen worden. Und es war gewiß garkein Fehler, in den sonst so stillen Ort etwas sangesfrohes Leben hinein­zutragen. Wir waren aber auch nicht wenig überrascht, den Gau in so stattlicher Zahl in dem etwas entlegenen Ort beieinander zu finden, wenngleich auch dieKrone" Auf­nahmemöglichkeit genug bot für so viel fremde Gäste. Die Gauversammlung erössnete der Gesangverein Vreitenberg, unter H. Hauptlehrer Niklas Stabführung mit dem im­mer gern gehörten, diesmal besonders gut passenden Liev O Schwarzwald, o Heimat", worauf sofort Herr Gauvor­stand Präzeptor Wieland-Nagold die Leitung der Gau­versammlung übernahm. Vor allem entbot er Gruß mit Willkommen allen den Vertretern der Gauvereine, dankte dem Ausschuß für die treue Mitarbeit, allen Sängern für die treue Anhänglichkeit ans deutsche Lied, den Vorständen und den Dirigenten für die gebrachten Opfer und wies nicht unbegründet darauf hin, daß einer der wichtigsten Weg­weiser zum Wiederaufstieg des deutschen Volkes, die Rück-