Seite 4 — Nr. 105
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Donnerstag. 7. Mai 1831
Die Bekämpfung des Hederichs
Von der Landwirtschaftsschule Nagold wird uns geschrieben:
Der Hederich tritt in diesem Jahre wieder außerordentlich stark auf, und wenn wir nicht alles aufwenden, um über ihn Herr zu werden, dann wird sein leuchtendes Gelb auf den Getreidefeldern uns manchen Zentner guten Getreides kosten. Der Hederich ist das typische Unkraut der Dreifelderwirtschaft, indem es sich durch die doppelte Folge des Getreides einer gründlichen Bekämpfung oftmals entziehen kann. Er ist ein Samenunkraut und besitzt die Eigenschaft, daß er bis zu 30 Jahren im Boden liegen kann, ohne die Keimfähigkeit zu verlieren. Wer schon einmal eine alte Wiese umgebrochen hat, wird sich gewundert haben, daß plötzlich wieder der alte Bekannte zum Vorschein gekommen ist. Diese Wiese war früher einmal ein Acker, der durch Klee-Einsaat langsam zur Wiese wurde. Der ausgefallene Hederichsamen aber blieb unter der schützenden Grasdecke ruhen, bis diese umgebrochen wurde. Das gleiche können wir bei der Winterfrucht beobachten. Normalerweise geht hier der Hederich im Herbst auf, um dann zu erfrieren. Durch die Eggenarbeit im Frühjahr wird aber wieder neuer Hederichsamen an die Oberfläche gebracht, welcher aber nicht aufgeht, wenn der Roggen oder der Weizen recht dick ist, da er in der nun gleichmäßigen Schattentemperatur keinen Anreiz zur Keimung findet. Vernichtet ist er aber nicht, er ruht nur. Zeigt dis Winterfrucht aber Lücken, ist das Wetter in Wärme und Kälte wechselnd, dann können wir auch in der Winterfrucht starkes Auftreten des Hederichts beobachten. Fast immer aber tritt er in der Sommerfrucht mehr oder minder stark auf und ganz besonders in den Hachfruchtschlägen, wo er aber durch die Hackarbeit leicht vernichtet wird. Hier ist keine die Keimung hindernde Pflanzendecke vorhanden, so daß die Witterung ungeschützt auf den Hederichsamcn einwirken kann. Je wechselnder diese ist, desto rascher tritt die Keimung ein. Einen Vorteil hat der Hederich vor anderen Unkräutern: er keimt sehr früh, so daß er durch die Egge gehörig bekämpft werden kann, und von der Egge muß noch viel mehr Gebrauch gemacht werden, wie das
seither der Fall gewesen ist. Bei Weizen kann man, wenn er nicht aufgefroren ist, ruhig eine schwere Egge nehmen, hier muß ja das Eggen auch ohne daß Hederich auftritt, durchgeführt werden, da der Weizen luftbedürftig ist und sich erst durch das Eggen gehörig bestockt. Roggen verträgt das Eggen auf den schweren Bodenarten nicht gut, wogegen man ihn auf Sandboden mit einer leichteren Egge überstreichen kann. Normalerweise kommt im Roggen das Unkraut am wenigsten hoch, da er sich rasch entwickelst Von besonderer Bedeutung ist aber die Anwendung der Egge bei Sommersaaten. Hierzu muß nur eine leichte Saategge mit senkrechten und geraden Zähnen genommen werden. Hafer und Gerste dürfen damit geeggt werden, ehe sie herauskommen oder bis sie gerade Herausspitzen. Die folgende Zeit ist für die Saat die empfindlichste, und es ist zweckmäßig, zu warten, bis der Same fingerlang ist, d. h. wenn er 2—3 Blättchen hat. Dann kann ohne Bedenken gestreift werden. Zu beachten ist hierbei noch folgendes. Man egge nicht bei kaltem Wetter, weil der Boden durch den Eggenstrich geöffnet wird. Man egge auch nicht, wenn gleich darauf ein Regen zu erwarten ist, besonders nicht auf den lehmigeren Böden, da sonst der aufgelockerte Boden auf die Pflänzchen eingewaschen wird. Nachfolgendes trockenes Wetter schadet nicht. Zu spät darf aber vor allem nicht der Hafer geeggt werden. Von besonderer Bedeutung ist es, nun rechtzeitig die Keimung des Hederichs zu treffen. Er ist am sichersten vernichtet, wenn er im Boden weiße Fäden gebildet hat, ohne noch an die Oberfläche gekommen zu sein. Ist die Wurzel schon etwa 2 cm groß, dann wird man nicht mehr alle Hederichpfänzchen Herausreißen können. Leider läßt das Wetter es auch nicht immer zu, rechtzeitig zu eggen. Immerhin versäume man das Eggen der Sommerung auf keinen Fall. - Ist der Hederich schon größer geworden, so wird man ihn durch die allbekannten Strcumittel Kalkstickstoff und Hederichkainit bekämpfen. Man kann auf den W.-Morgen 80—90 Pfd. Kalkstickstoff allein verwenden, aber nur dann, wenn keine Lagerung zu erwarten ist, d. h. mit Stickstoff durfte noch nicht gedüngt worden sein. Den gleichen Zweck erfüllen auch etwa 3 Zentner Kainit, staubfein gemahlen oder eine Mischung von 40—50 Pfd. Kallstickstoff und 3 Zentner Kainit. Wenn auch durch die Verwendung von Kainit etwas mehr Kali in den Boden kommt, als die Sommersaat notwendig hat, so kann man das an der folgenden Hackfrucht wieder einsparen, da Kali auf allen besseren Böden gut fest
gehalten wird. Durch die Anwendung des Kainits wird aber gerade Lagerfestigkeit erzeugt, so daß, wenn bereits eine starke Stickstoffdüngung gegeben wurde, man vorzugsweise nur den Kainit anwenden sollte. Diese Düngemittel sind möglichst hoch im Bogen auf den Hederich auszustreuen, wenn das 3. bis 4. Blatt gebildet hat. Daß das Wetter durch kräftigen Sonnenschein Mitwirken soll, weiß jeder Landwirt und wenn das nicht der Fall ist, dann kommt der Hederich wieder davon. Die Vertilgung mit diesen Streumitteln ist aber deswegen so beliebt weil wir auch eine Düngung des Samens damit verbinden. Für den Fall aber, daß der Hederich ins Blühen kommt, haben wir noch eine Reihe von Jndustriemitteln, welche einfach anzuwenden sind und sicher wirken. Nur beträgt der Kostenaufwand etwa 7—8 Mark je Morgen, eine Ausgabe, die sich bei starkem Hederichbesatz immer noch lohnt. Bekannt ist das gut wirkende Raphanit, welches flüssig und neuerdings in Pulverform in den Handel kommt. Auch Obranit u. Hedolit sind erprobte Mittel und es werden in diesem Jahr wieder einige neue Mittel geprüft werden. Die Spritzmittel eignen sich auch zur Bekämpfung des Hederichs in Kleeuntersaat, wo wir die Streumittel nicht anwenden können. Zur Verteilung der Spritzmittel ist die einfache rückentragbare Obstbaumspritze mit einen feineren Düse sehr geeignet. Eisenvitriol wurde früher gerne zur Hederichbekämpfung in 25 Prozent Lösung verwandt und ist heute noch ein gutes Mittel, hat aber gegenüber den neueren oben angeführten Mitteln den Nachteil, daß die Wirkung bei cintretendem Regen stark vermindert wird. Der dicke Belag wird eben abgewaschen, was bei den anderen Mitteln nicht der der Fall ist. Wenn auch der Hederich durch sein starkes Auftreten eines der lästigsten Unkräuter ist, so hat er vor anderen doch wieder den Vorzug, daß er sich auch leicht vertilgen läßt, infolge seiner frühen Keimung und seiner hohen Empfindlichkeit gegenüber Salzlösungen. Vor allem aber denke man nach der Ernte daran, die Stoppeln gleich leicht zu stürzen, damit der zahlreich ausgefallene Hederichsamen aufgeht und ihn nicht durch eine tiefe Furche zu vergraben, um ihn dadurch für das Frühjahr aufzubewahren. Durch systematische Bekämpfung vor allem durch eine vernünftige Bodenbearbeitung wird der Hederich auch in den bäuerlichen Betrieben allmählich zum Verschwinden gebracht werden, wie man das bereits auf den gut geleiteten größeren Gütern sehen kann.
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Danksagung.
Kür alle Beweise herzlicher Teilnahme, die wir beim Hinscheiden meines lieben Gatten und unseres guten Vaters
Friedrich Holder
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so reichlich erfahren durften, sowie für die Ehrungen am Grabe sagen innigen Dank
die trauernden Hinterbliebenen.
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