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Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Donnerstag, 7. Mai 1931
vorwärts getan worden sei, entscheidende Matznahmen seien jÄwch noch zu vermissen. Die Wirtschastsverhandlungen mit Oesterreich seien zu begrüßen.
Pros. Dr. Warmbold - Berlin sprach über Aufgaben und Ziele der landwirtschaftlichen Selbsthilfe. Er faßte seine Ausfuhrungen zusammen in folgende drei Leitsätze:
1. Genügenden, den Wettbewerbsverhältnissen ausreichend Rechnung tragenden Schuh gegen die Einflüsse des Geltmarktes: 2. Hebung des Anteils der Landwirtschaft an den von den Verbrauchern gezahlten Preisen landwirtschaftlicher Erzeugnisse und 3. Senkung der Lrzeugungskosien in den landwittschastlichen Betrieben. Ueber die Verschärfung der Krisis der deutschen Landwirtschaft durch die Not des deutschen Walds sprachen Geheimer Oekonomierat Prie- g e r - Hafenpreppach und Hofkammerpräsident von Garnier-Berlin. Erfterer schilderte besonders die Forstver- hältaisse Süddeulschlands. Seit 1929 habe die Krise der Landwirtschaft auch auf die deutsche Forstwirtschaft übergegriffen. Der Redner forderte Erhöhung der Holzzölle bzw. Einführung von Kontingenten, Senkung der Frachten von Holz und Venvendungszwang von deutschem Holz für alle öffentlichen Gebäude, auch Verwendungszwang von Papierholz, sowie Einsetzung einer großzügigen Propaganda sür deutsches Holz mit staatlicher Unterstützung. Hofkammerpräsident vonGarnier kennzeichnete die forstlichen Verhältnisse im Osten Deutschlands als wesentlich ungünstiger Äs in anderen Gegenden. Der Redner verlangte vor allem handelspolitische Maßnahmen zum Schutz vor der Ueber- schwemmung mit billigem Auslandsholz.
Reichsernährungsminister Schiele
führte in einer Ansprache ans: Die Lage der Landwirtschaft in dem politischen Ringen um ihr Lebensrecht ist so ernst, wie Präsident Brandes sie geschildert hat. Aber die Not hat auch in allen anderen Volkskreisen ihren Einzug gehalten. Not macht schließlich ungerecht. Es ist daher verständlich, daß man in der Landwirtschaft von der Staatshilfe mehr Verlangt, als selbst ein Diktator zu geben vermag, während man in andere« Berufskreisen aus Sorge um die eigene Existenz die Geneigtheit für weitere Hilfsmaßnahmen zugunsten der Landwirtschaft immer mehr verliert. In solchen Zeiten heißt es, unbeirrt durch Jnteressentenwünsche, — gleichgültig, aus weicher Lage sie kommen — die großen Ziele der Gesamtpolitik niemals aus dem Auge zu lassen.
Das Barometer für die gesamte Agrarpolitik im letzten Jahr war der Roggen. Das Großreinemachen auf dem deutschen Roggenmarkt ist agrarökonomisch mit Erfolg beendigt. Angesichts der zunehmenden Angriffe, die diese Politik erfährt, kann ich versichern, daß ich mich durch Versuche, die Getreide- und Bro.wirtschaft zu politisieren, nicht irre machen lasse.
Es ist selbstverständlich, daß von mir alles geschieht, um die Versorgung des deutschen Volks mit Brot zu ermöglichen Preisen möglich zu machen. Aber es gibt doch auch eine natürliche Grenze der praktischen Möglichkeiten. Diese Grenze sehe ich in einem Roggenpreis, der der Landwirtschaft noch die Existenz gewährleistet. Es wird also an der bisherigen Zollpolitik festgehalten werden müssen. Auf dis Dauer ist keine Volksernährung so teuer wie jene, die von der Gunst und Ungunst internationaler Schicksalsmächte abhängig ist. Es kommt für die Landwirtschaft nicht auf den absoluten, sondern auf den relativen Preis an. Die Regierung ist verpflichtet, mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln einer Erhöhung des Brotpreises über den vom Statistischen Reichsamt ermittelten durchschnittlichen Brotpreis der letzten sechs Monate vorzubeugen. Entgegen den vielfach unrichtig wiedergegebenen Darlegungen kann ich seststellen, daß nach den Ermittlungen des Statistischen Reichsamts der durchschnittliche Brotpreis im April sogar noch etwas unter dem im Gesetz als Richtlinie festgelegten Ausgangspunkt im Durchschnitt der Monate Oktober 1930 bis März 1931 lag. Die besonderen Verhältnisse bei Eosin- cvggen hoffe ich noch, in diesen Tagen wieder korrigieren zu können. Dem Gedanken des Verbraucherschuhes habe ich in letzter Zeit durch eine Reihe von Maßnahmen Rechnung getragen. An dem mühsam wiederhergestellten Gleichgewicht in unserer Roggenwirtschaft aber lasse ich schon angesichts der besonderen Not des Ostens nicht rütteln. Bei Weizen ist durch die neue indirekte Einfuhrregelung eine Vorbelastung unseres Marktes mit ausländischem Weizen ausgeschlossen. Die Weizenpreise sind einer der Eckpfeiler des ganzen Produttionsumstellungswerks: deshalb verdient der Weizenmarkt nach wie vor eine besonders pflegliche Behandlung.
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Kampf um Nosenburg
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(Fortsetzung 8)
Willsried gab sich freundschaftlich, steckte in keiner Weise den Herrn heraus. Aus keinem seiner Worte ging hervor, daß er etwa die Absicht hatte, das Heft selber in die Hand zu nehmen.
Sie kamen auf die Polen zu sprechen.
„Ist es Tatsache, daß die Polen den größten Prozentsatz unter Sen Hofarbeitern ausmachen?"
Brucks bejahte.
„Das ist bedauerlich!"
„Gewiß! Ich begreife, daß Ihnen dieser Umstand als Deutscher nicht behagt. Aber . . ., was soll man tun? Deutsche Landarbeiter sind erstens rar und zweitens teuer. Drum heißt es, in den sauren Apfel beißen."
„Hm! In dem Punkte kann ich noch nicht mitsprechen, Herr Inspektor. Da bin ich Laie, aber . . . mir ist die Angelegenheit wichtig und es ist der Mühe wert, zu überlegen, wie man diesen Zustand abschasft oder mildert."
Der Inspektor stimmte ihm höflich zu.
»Zweifellos ist's der Mühe wert. Sie dürfen überzeugt jein, daß ich als guter Deutscher mir oft schon die Mühe genommen habe, darüber nachzudenken. Aber es ist so schwer. 2a, wenn die Regierung ein wenig mehr Ohr für die Landwirtschaft hätte! Aber das ist leider nicht der Fall."
„Wie meinen Sie das?"
„Die Getreidepreise sind zu niedrig!"
„Wie stehen sie jetzt?"
„Roggen 10,80 und Weizen 13,—."
„Hm! Dazu kann ich wiederum nichts sagen, denn ich bin noch Laie. Ich hoffe aber, lieber Inspektor, daß Sie mich in alles einführen werden, denn ich möchte mein Laientum etwas ablegen. Es ist bestimmt nicht zu Ihrem Nachteil, wenn Ihr Patron selber klar sieht."
„Sich?:! Pcrzsih'.inL . . . eine Frage. Her: von Käme:-
Württemberg
Stuttgart. 6. Mai.
Stillegung der Zuckerfabrik Züttlingen. Abg. Geiger Hai das württ. Staatsministerium in einer Kleinen Anfrage ersucht, dahin zu wirken, daß die von der Süddeutschen Zucker-AG. Mannheim beabsichtigte Stillegung ihrer Zweigstelle in Züttlingen OA. Neckarsulm unterbleibe.
lOOjähriges Jubiläum des ersten Fahrplans „Stuttgart— Dodensee". Am 5. Mai waren 100 Jahre verflossen, seit der erste schwäbische Fahrplan Stuttgart—Bodensee zur Ausgabe gelangte. Es war der Fahrplan der ersten Eilwagen- verbi-ndung Stuttgart—Friedrichshafen, die über Tübingen, Hechingen, Sigmaringen, Mengen, Saulgau, Ravensburg führte und folgenden Kurs hatte: Freitag 4.30 nachmittags ab Stuttgart, Freitag 11 Uhr nachts ab Hechingen, Samstag 6.45 morgens in Sigmaringen, Samstag 6 Uhr abends in Friedrichshafen.
Rückgang der Frauenstimmen bei der Oberbürgermeister wähl. Ueber die Beteiligung der Männer und der Frauen an der letzten Oberbürgermeisterwahl liegen interessante statistische Zahlen vor. Darnach war die Zahl der abgegebenen Stimmen im ganzen um 53 853 kleiner als bei der Rvichsiagswahl. Die Männerstimmen gingen jedoch nur um 21669, Die Frauenstimmen dagegen um 32184 zurück.
Aus dem Lande
Stetten i. R. OA. Waiblingen, 6. Mai. Wald b ran d- Uebung. Unter Leitung von Branddirektor Müller und Oberingenieur Reutlinger von der Berufsfeuerwehr Stuttgart fand hier eine Waldbrand - Ueb u ng statt, an der sich die Wehren von hiev, Rommelshausen und Stuttgart beteiligten. Auch die anwesenden Feuerwehren von Waiblingen, Beinstein, Strümpfelbach und sonstige viele Zuschauer und Gäste folgten der Uebung mit großem Interesse.
Böblingen, 6. Mai. Zeppelin lau düng. Dem Vernehmen nach unternimmt das Luftschiff „Graf Zeppelin" dieses Jahr wieder eine Landungssahrt nach dem Flughafen in Böblingen, und zwar voraussichtlich am Sonntag, den 28. Juni. Das Luftschiff wird um 11 Uhr zur Landung eintreffen und gegen 5 Uhr nachmittags die Heimreise nach Friedrichshafen antreken.
Rottenburg, 6. Mai. Lastauto fährt auf Bahnschranke. Aehnlich berüchtigt wie die Bildechinger Steige in Horb ist hier der Bahnübergang beim „Hirschen". Heute mittag kam ein Lastauto mit Anhängerwagen von der Weiler Straße herab und fuhr in dem Augenblick, als der beschleunigte Personenzug die Strecke passierte, auf die geschlossene Bahnschranke. Ein Zusammenstoß mit dem Zug schien unvermeidlich, aber im letzten Augenblick gelang es dem Führer, den Kraftwagen durch kräftigen Ruck nach links zu drehen. Die Schranke wurde vollständig zertrümmert und auf den vorbeisahrenden Zug geworfen, der anhielt Die Bemannung des Kraftwagens blieb unverletzt.
Gmünd, 6. Mai. W a g n e r-V e r b a nd s t a g. Am 9. und 10. Mai findet in Gmünd der Landesverbandstag der württembergischen Wagnermeister statt.
Waldenburg OA. Oehringen, 6. Mai. Hohenloher Po li z e ih u n d e s ch au. DieVorführung dressierter Polizeihunde fand reges Interesse. Die Tiere zeigten durch Ablegung staunenswerte Proben ihrer Tätigkeit und gute Ausbildung. Bewundernswert war die Verfolgung eines gesuchten Verbrechers, wobei die Wegrichtung genau eingehalten und der Gesuchte zuletzt ausgesunden und gestellt wurde, ebenso die verlangten Botengänge, sowie das Angreifer! und Festhalten des ausgespürten Versuchsobjekts. Die Vorführung geschah auf Veranlassung des „Vereins für Hundefreunde".
Ebingen, 6. Mai. Schwi in m b a d. Das Ministerium
hat die Schuld-aufnahme von 50 000 Mt. für die Errichtung eines Schwimmbads nunmehr genehmigt. Dadurch wird für 3700 Tagwerke Arbeitsgelegenheit gesichert. Die Wohnungskreditanstalt hat sür 46 Wohnungen ein Zuschußdarlehen von 120 000 Mt. bewilligt, wofür die Stadt Bürgschaft leistet. — Der Gemeinderat bat einem Vorschlag des Fürsorgeausschusses zugestimmt, die seitherigen Sätze der Unterstützungen, bei 40 Mt. beginnend, um durchschnittlich 25 v. H. zu erhöhen.
Memmingen. 6. Mai. Frauenturnfest. Zum zweiten bayerischen Frauenturnfest in Memmingen sind bis jetzt von 117 Vereinen 1996 Turnerinnen Mit 75 Musterriegen AEsldet Es wird auch die bayerische Meisterschaft in den Faustballspielen ausgetragen, auch finden Schwimmwett- kämpfe und ein Tenmstournier statt. Die Siegerehrung wird der Vorsitzende des Bayr. Turnerbunds, Reichswehr- minister a. D. Geßler vornehmen.
Sigmaringen, 6. Mai. A u szug im H oh e nz. Ko m- m unall and tag. Nach einer längeren Aussprache im ^>hsnz. Kommunallandtag über die Verwendung der Ueber- schusse der Hohenz. Landesbank, wobei es sich am Ende darum handelte, die Bürgersteuer einzuführen und fällige schulden zu zahlen oder aber, wie der Bauernbund beantragt hatte, von den Ueberschüffen 2500 RM. zur Hagel- veis'-cherung und etwa 4000 RM. für örtliche Viehversicherungsvereine, sowie zur Förderung der Viehzucht zu verwenden, haben die Abgeordneten des Bauernbunds Schell, FNtz-J,ineringen, und Keller-Haigerloch dis Sitzung verlaßen. Der Bauernbundsabgeordnete Pstster-Bitte'lbronn nahm auch weiterhin an den Beratungen des Kommunal- iandtags teil.
Tagung des Schwab. Sängerbunds
Mergentheim, 1. Mai. Bei einer Beteiligung von über 600 Abgeordneten und Mitgliedern aus 283 Bundesoer- einen — im ganzen zählt der Bund 1104 Vereine — hat am Samstag und Sonntag hier die Mitgliederversammlung des Schwab. Sängerbunds stattgefunden. Bundespräsident I ä k l e - Heidenheim erösfnete die geschäftlichen Verhandlungen. Dann wurde der Schwenninger Beschluß bestätigt, wonach fortan Vereine mit weniger als 100 aktiven Sängern 1 Stimme, mit über 100 Sängern 2 Stimmen haben sollen. Der Mitgliederstand ist um 2000 zurückgegangen. Die Mitgliederzahl ist 45 918. Der Gestorbenen, insbesondere der Führenden, Kauderer- Cannstatt, Dederer - Heilbronn und Musikdirektor Butschart - Biberach wurde ehrend gedacht. Drei Bundesvereine, Männergesangverein Gmünd, Liederkranz Frohsinn, Neckarsulm, und Sängerbund Neckartailfingen, erhielten anläßlich ihres hundertjährigen Bestehens die goldene Staatsmedaille. Die Zahl der hundertjährigen Vereine ist damit im Bund auf 30 gestiegen.
Die kleinen Chorleiterkurse müssen aus Mangel an Mitteln in diesem Jahr ausfallen. — Bundessekretär Gabler ist nach Stuttgart berufen worden, sein Nachfolger ist Herr H e g ge nbe r ge r-Heidenheim. Gabler wurde zum Verwalter des Silchermuseums in Schnait berufen.
Im Deutschen Sängerbund ist es dem neuen Bundesschatzmeister Roth- Leipzig gelungen, die katastrophale Lage in den Finanzen zu überwinden. Zur Frauenfrage wird erklärt, daß der Schwäb. Sängerbund keine Lust hat, sich in einen Bund von Männer-, Frauen- und gemischten Chören umzuwandsln. Zum deutschen Sängersest 1932 in Frankfurt liegen jetzt schon über 90 000 Anmeldungen von Sängern vor.' Aus Württemberg haben sich über 8000 aktive und über 1100 Nichtsänger gemeldet. — Die Beschuldigungen des Mitglieds Scbätzle gegen den Reiseleiter nach Wien, Motz-Stuttgart. sind zusammengebrochen. Schätzte soll aus dem Verein Ebrense'^ ousgeschl-ch",- oder ad-r der Verein -oll
1 WüttsI nur noch
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lingk! Hat oder wird Ihnen 2hr Herr Vater Rosenburg übereignen?"
„Nein! Ob es noch geschieht? Das, lieber Herr Inspektor, läßt sich jetzt noch nicht sagen. Auf alle Fälle . . . aus gutes Zusammenarbeiten."
Die Gläser klangen.
„Wegen Burger . . . bitte ich mir meine Eigenmächtigkeit zu verzeihen. Mir tat der arme Teufel leid und schließlich haben die Eleven doch im Herrenhause Platz."
Der Inspektor verbeugte sich.
„Gewiß, Herr von Kamerlingk, ich hatte nur nicht gewagt, über die Räumlichkeiten der Herrschaft zu disponieren.
„Das können Sie jederzeit, Herr Inspektor, Sie haben durchaus Vollmacht dazu."
„Wann darf ich Sie einmal auf der Herrschaft Rosenburg herumführen?"
„Morgen vormittag!"
„Gewiß, Herr von Kamerlingk. Und wann darf ich Ihnen die Bücher vorlegen?"
„Die Bücher ... ach das hat Zeit. Mein Vater hat in mir keinen Kontrolleur geschickt, Herr Inspektor."
Abermals verbeugte sich Thomas Brucks.
„Ich bin glücklich, daß mir der Herr Kommerzienrat das Vertrauen schenkt. Aber ... ich bitte darum, daß Sie meine Bücher kontrollieren."
„Wenn Sie es als eine Entlastung empfinden, recht gern. Dann morgen nachmittag!"
„Sie sprechen es aus, Herr von Hamerlingk. Es ist eine Entlastung sür mich."
„Gut, gut, Herr Inspektor. Aber sagen Sie mir, wo kann ich Schaffranz unterbringen? Er ist mir sehr empfohlen worden."
„Herr Schaffranz ... ist aus der Landwirtschaft?"
„So genau weiß ich das nicht! Mein Vater ist ihm verpflichtet. Sie verstehen!"
„Aber natürlich! Wie wäre es, Herr von Kamerlingk, wenn Herr Schaffranz die Meierei übernähme, das Milch-, Butter- und Käsegeschäft.'"
„Die Meierei? Die liegt doch dicht beim Gute?"
„Ja, vielleicht fünf Minuten zu laufen."
„Wenn Sie meinen?"
„Ich denke, dafür wird er sich eignen. Er macht keinen schlechten Eindruck."
„Gut! Mag Herr Schaffranz die Meierei übernehmen."
„In der Meierei sind allerdings nur Polen tätig. Aber einige von ihnen verstehen Deutsch, so daß Herr Schaffranz keine Schwierigkeiten haben wird. Allerdings ... die Behandlung der Polen ... ist nicht ganz leicht. Man muß sie gewissermaßen wie ein Pferd behandeln ... die Zügel mal scharf angezogen, dann wieder locker kaffen."
„Ich verstehe Sie!"
„Spricht Herr Schaffranz das Polnische?"
„Soviel ich weiß, nein. Beherrschen Sie die Sprache?"
„Ja, von Kind an. Ich spreche das Polnische wie meine Muttersprache."
„Das ist ja sehr günstig."
Am andern Morgen besichtigte Willsried zusammen mit dem Inspektor und Schaffranz das Rittergut, die Räumlichkeiten zuerst und dann ging es über die Felder. Das Korn stand ausgezeichnet, auch Hafer und Gerste ließen nichts zu wünschen übrig.
Alles war mustergültig bestellt. Es fehlte nirgends etwas.
Ueberall spürte man die kräftige Hand des Inspektors.
Die Polen gehorchten ihm aufs Wort. Wie die Hunde waren sie vor ihm.
Auch die Prüfung der Bücher am Nachmittag stellte dem Inspektor das beste Lob aus.
Willsried kargte drum auch nicht mit anerkennenden Worten.
Am Abend, ehe er schlafen ging, ließ er Schaffranz zu sich rufen.
„Ihr Urteil, Schaffranz?"
„Ein Meistergut!"
„Ganz das meine! Aber . . . soll dies nicht ein Ertragsgut sein? Das verstehe ein anderer. Ich denke, wenn mein Vater nicht so lange gewartet hätte, sondern schon vor Jahren einmal einen wirklichen Sachverständigen auss Gut geschickt hätte, dann wüßten wir heute, woran wir wären. Der Boden ist gut!"
„Erster bis fünfter Klaffe, Herr von Kamerlingk."
(Fortsetzung folgt).