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Naqolder Taablatt «Der Gesellschafter"

Montag, 28. April 1831 .

Neueste Nachrichten

Der Arbeitsplan des Reichslabinelis

Berlin, 19. April. Die erste Kabinettssttzung wir?» am Donnerstag stattfinde», in der Schieles Agrarzollvorlnge und die Preisfragen, besonders die Preisspannen beraten werden. Zn folgenden Sitzungen sollen die Vorschläge betr. Arbeitszeitkürzung, Sozialreform, Ausgabenkürzungen usw. erörtert werden. Zur Beratung stehen dann ferner die Hilfeleistung für die Knappschaftsversicherung, Wohlfahrts­lasten der Gemeinden, Arbeitsbeschaffung und Verwen­dungszwang für inländisches Bauholz. Endlich werdm die außenpolitischen Fragen (Zollunion und Gegen­plan) sowie die Reichs- und Verwaltungsrefoun eine Rolle spielen. Diese Arbeiten sollen in den letzten Apriltagen zu Ende geführt sein.

Auflösung des preußischen Landtags?

Berlin, 19. April. In politischen Kreisen geht das Ge­rücht, die preußische Regierung wolle unter dem Druck der bisherigen Erfolge des Stahlhelm-Volksbegehrens den Land­tag zum Herbst freiwillig auflvsen. Das Gerücht wird halb­amtlich als reine Kombination bezeichnet.

Der neue Vorschlag für Thüringen

Weimar, 19. April. Der volksparteiliche Vorschlag für die Regierungsbildung geht dahin, daß der frühere Minister Dr. Frick überhaupt nicht ersetzt werden soll; das Ka­binett solle nur aus den Ministern Baum und Kästner bestehen: dagegen soll die Zahl der Staats rate auf fünf erhöht werden, wovon die Deutsche Volkspartei zwei Posten statt bisher einen erhalten soll. Die Sozial­demokraten sind bereit, dieser Lösung zuzustimmen, sie ver­langen aber dafür die Bewilligung größerer Staatsmittel für Wohlfahrtszwecke.

Anfechtung der Reichstagswahl

Erfurt, 19. April. Die Großdeutsche Volkspartei, eine völkische Splitterpartei in der Provinz Sachsen und in Thü­ringen, die die zweitstärkste Gruppe im Rathaus von Erfurt stellt, hat die Reichstagswahl für die Kreise Thüringen, Magdeburg und Merseburg durch eine Klage beim Staats- gerichtshos angefochten. Vor der Wahl halten viele dieser Partei angehörige Beamte die Wahlarbeit für die Partei eingestellt, nachdem die preußische Regierung den Beamten das Eintreten für die Rechtsradikalen verboten hatte. In der Begründung wird ausgeführt, durch diese verfassungs­widrige Wahlbeeinflussung und Verletzung der politischen Meinungsfreiheit seien der Großdeutschen Volkspartei Tau­sende von Stimmen verloren gegangen, die Wahl sei daher ungültig.

Mürttemberg

Stuttgart, 19 April. Zum Fall Wols-Jacobo- w i tz. Die von einem Berliner Blatt verbreitete Nachricht, gegen Dr. Neunhöffer sei ein ehrengerichtliches Ver­fahren eingeleitet, ist eine freie Erfindung. Der Vor­sitzende der Württ. Aerztekammer, Dr Langbein, wies den von Dr. Wolf, der sich gegenwärtig in Berlin auf­hält, gegen Dr. Neunhöffer erhobenen Vorwurf der ..De­nunziation" (wegen der Anzeige der Vergehen der Frau Dr. Zacobowitz) mit Entschiedenheit zurück. Der Antrag des Dr. Wolf, gegen ihn (Wolf) ein ehrengerichtliches Verfahren

Zu Hirsau bei dem Abte"

Die Ortsgruppe Nagold der NSDAP, hatte am Samstag abend in den Löwen eingeladen und man war verhältnismäßig zahlreich dem Ruse gefolgt. Es galt einer Ausführung der Spieler­truppe der NSDAP., Ortsgruppe Hirsau, beizuwohnen.

»Zu Hirsau bei dem Abte' hat als Verfasser ein Mitglied der Ortsgruppe, einen Herrn Karl Greiner, und führt in das Jahr 1367. Eberhard im Barte, Württembergs geliebter Herr, besucht auf dem Weg nach Wildbad das Kloster Hirsau und seinen gütigen Abt Wigand, der ihn in beredten Worten zur Begnadigung eines Wilderers, des Jörg von Würzbach, bewegt. Eberhard droht nun von Seilen Ebersteinscher Ritter Gefahr und der begnadigte Jörg ist es, der seinen Landesherrn recht­zeitig warnt, ihn zur Flucht überredet und ihn auf verborgenen Pfaden auf tie Burg Zavelstein in Sicherheit bringt.

Das Stück muß man nun mit zweierlei Augen ansehen. Zunächst als Merkchen zur Aufführung auf Vereinsbühnen und sodann, so wurve es uns gesagt, als Heimatipiel. Als erstes darf man es loben und anerkennen als eines der besten Stücke in der unendlich großen Reihe Theaterstücke für Vereinsbühnen, vor allem deswegen, weil es den Blick der bewegten und unklaren Gegenwart auf eine Zeit zurückienkt, in der Treue,Liebe zur Heimat und zum Vaterland etwas Selbstverständliches waren Dinge, die witgeboren und nicht nur anerzogen leider bei vielen heute fremde Begriffe sind. »Zu Hirsau bei dem Abte" als Heimat­spiel müssen wir ablehnen. Es fehlt ihm dafür jedwede Größe der Gestaltung, sprachlich sowohl wie im Persönlichen. Im Persönlichen wäre höchstens der Abt herauszustellen, alle an­deren, insbesondere Eberhard und sein Retter Jörg gleichen nur sehr wenig den Gestalten, als die sie vielleicht gedacht sind.

Das Spiel selbst war mit viel Liebe und unendlich mühe­voller Kleinarbeit vorbereitet und aufgeführt. Die besten Spie­ler waren der Abt und was das Sprachliche anbelangt einige der Wassernixen und der Waldfeen. Auch die Mönche hatten ihr Gebühren fein abgelauscht. Der Verfasser war als Bruder Klausner gut, aber klausneiische Sprache und klösterliche Gesten gestalten trotz Ritterkleid keinen Graf Eberhard. Diese unglück­liche Gestalt drückte von Anfang bis zu Ende, vor allem den Schlußakt vollständig nieder. Calwas Vogt und Jörg waren teils gut, d. h. solange sie Szenen widerzugeben halten, die ihrem Naturell entsprachen. Wechselte aber die Szene, sodaß schauspielerisches Talent vonnöten war, versagten sie vollkom­men. Sehr nett und sinnig waren die Reigen der Nixen uns Waldfeen, vor allem der Reigen an der Wildbader Quelle. Auch der musikalische Teil wird gut wirken, wenn er gut sitzt. Inszenierung und Kostüme sind geschmackooll und gut ausgesucht. Das Refektorium und die Quelle mit ihrer primitiven Beleuch- tungsdrapierung malten sedr gut. Mtt viel, viel Arbeit und Mühe und wenn die Spieler sich von den Schwierigkeiten der Sprache und des Spiels losgelöst haben, wird dem Stück noch manch guter Erfolg beschiedsn sein.

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einzuleiten, wurde von der Aerztekammer abgelehnt, da ein ^ solches nicht zulässig ist, solange das ordentliche Gerichts­verfahren gegen ihn schwebt. Die Kammer billigte in einer Entschließung das Verhalten Dr. Neunhöffers durchaus und verlangte eine Ergänzung der Bestimmungen des 8 218 dahin, daß zur Feststellung der Notwendigkeit einer Schwangerschaftsunterbrechung die vorherige Beratung mit wenigstens einem zweiten Arzt erforderlich ist. Das Er­gebnis dieser Aerzteberatung ist in einem von beiden Aerzten Unterzeichneten Protokoll niederzu­legen und innerhalb drei Tagen in verschlossenem Umschlag dem Vorsitzenden der Aerztekammer einzusenden, der dar­über eine Empfangsbescheinigung gibt.

Eßlingen» 19. April. Fragen der Landespoli­tik. In einer stark besuchten Versammlung der Deutsch­nationalen Volkspartei führte Finanzminister Dr. Deh- linger aus: In Württemberg sei es in den letzten Jahren, und auch im neuen Plan bis auf 13 Millionen, gelungen, den Staatshaushalt auszugleichen. Wenn die Einnahmen nicht zu erhöhen seien, bleibe nur die Verminderung der Ausgaben möglich. Im Reich habe man versäumt, recht­zeitig die Finanzen zu ordnen, und so ist es zum Poung- plan gekommen, der für kurze Zeit vermeintlich eine Tribut­verminderung brachte. Lieber sparen, als Schulden machen! Die größeren Gemeinden seien mit dem Ausgleich nicht durchweg einverstanden, aber man könne die kleinen auch nicht verkommen lassen. Die Durchführung der Vorschläge des Reichssparkommissars jetzt schon könnte niemand ver­antworten.

Reichstagsabgeordneter Dr. Wider bedauerte, daß Dr. Brüning den Vorschlag Dr. Hugenbergs auf Zusammen­arbeit von Zentrum und Deuischnationalen abgelehnt habe. In Württemberg und Bayern habe sich dieses Zusammen­gehen sehr gut bewährt.

Alm, 19. April. Der Hund als Retier. Als Ret­ter bewährte sich gestern ein großer Schäferhund, der bei einem Knaben in der Langestraße am Eckeingang eines Kaufhauses stand. Während die Mutter Einkäufe besorgte, schob der Zunge einen leeren Kinderwagen über den Geh­weg auf die Straße, wo lebhafter Fahrzengverkehr herrschte. Das treue Tier beobachtete besorgt das Trei­ben des Bübchens und als Gefahr drohte, packte er es am Hosenbund, zog es auf den Gebweg und hielt den heulenden Ausreißer solange fest, bis Erwachsene eingriffen.

Winterrückfall im Schwarzwald. Zm Hochschwarzwald herrscht in über 900 Meter Höhe bis zu sechs Grad Kälte; es fiel 25 bis 50 Zentimeter Neuschnee auf 40 bis 80 Zentimeter Altschnee. Die Möglichkeit für Schisport ist ausgezeichnet, der Straßenverkehr unbehindert.

(Fortsetzung stehe Seite 5j

Aus Stadt und Land

Nagold, den 20. April 1931.

Die so oft angeführte Nervosität unserer Zeit ist häufig nichts anderes als ein Deckmantel für das Stch-Gehenlassen

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Der April

macht es bekanntlich, wie er's will und im Blick auf die letzte Woche darf man ruhig sagen, daß dieser Monat mit Recht noch nie in der besonderen Gunst der Menschheit gestanden hat und also auch das Sprichwort über die Veränderlichkeit des Aprilwetters und des Frauensinnes nicht ganz unbegründet ist. Mag man sich auch noch so oft sagen, daß im April wohl kaum ein beständiges Wetter zu erwarten ist. es ist aber trotz­dem keinesfalls angenehm, wenn uns am Margen die Sonne aus dem Bett wirft, bald darauf sich die Wolken zusammen­

ziehen, die ersten in dieser Woche angekommenen Schwälblein lief über den Flüssen segeln, und bald darauf die ganze Früh­lingsfreude verwässert, wenn nicht gar wie am Samstag Nach­mittag eingeschnett wird. Aber wollen wir nicht lieber gerecht sein? Braucht nickt die Erde auch das köstliche Naß? Saugt sie es nicht gierig auf, um nach den ungezählten Verbrauchsstationen unter der Erde weiterzuleilen? Die schwellenden Knospen brauchen Nahrung und was möchte aller Sonnenschein nützen, mangelte von innen heraus die Triebkraft. Sonnenschein und Regen im steten Wechsel gehören nun einmal zum Aprilwetter und je öfter der Wechsel eintritt, je öfter freuen wir uns auch an dem Sieg des Lichtes über die Finsternis. Gerade in dem Wechsel, himmelhochjauchzend zu Tode betrübt, liegt die Schöich.it des Lebens Alles G'eichmaß wirkt auf die Dauer drückend, ja vernichtend und zerstörend und macht in jeder Be­ziehung bettelarm. Die Welt ist schön im Regen, ist schön bei Sonnenschein, bei Wetter und Sturm, denn alles muß sein, um die Welt so prächtig erleben zu dürfen, um als nächstes den jungen Lenz im grünenden und blühenden Kranze zu begrüßen und zu genießen.

Der Samstag und Sonntag Abend brachte durch die Ein­ladungen der NSDAP, und des Ver. Lieder- u. Sängerkianzes Abwechslung in das gesellige Leben. An anderer Stelle ist über ihre Veranstaltungen berichtet, ebenso wie über die Tätigkeit unserer Sportvereine, die leider am gestrigen Sonntag nicht erfolg­reich sein konnten. Der Fremdenbesuch und Paffantenvelkehr stand oerständlicherweise unter dem Einfluß des unbeständigen Wetters.

Tödlicher Unglücksfall

Von einem tragischen Schicksal betroffen wurde am Sams­tag vormittag I I'/. Uhr die 72jährige Ehefrau des früheren städt. B-ickkücheinhabers Schwerkle. Frau Schweikle war mit ihrem Mann beschäftigt im Rohrdorfer Wätdle unweit c>er Oelmühle Losholz zu machen. Beim Aufschichten des Hol­zes auf der anderen Straßenseite wurde sie, die hinter einem von Nagold Richtung Rohrdorf fahrenden Fuhrwerk heraus­gekommen sein soll, beim Uebcrschreiten der Fahrstraße von einem von Rohrdorf kommenden Auto erfaßt. Die Verletzun­gen waren so schwer, daß sie noch vor Einlieferung ins Kran­kenhaus verstarb. Der Wagen gehört einem Holzaufkäafer Hehr aus Aliensteig und wurde von einem Chauffeur aus Kuppin­gen mit Namen Dußling gesteuert. Die Schuldfrage ist bis jetzt noch nicht geklärt. Dem in tiefer Verzweiflung zurückblei- venden Ehemann sowie der ganzen Familie wendet sich die größte Teilnahme der ganzen Stadt zu, denn wer den F eiß, die Nimmermüdigkeit, den frohen Mut der in allen Kreisen be­kannten Verstorbenen und mit alledem das glückliche Familien­leben Schweikles kannte, der muß von ehrlichster Anteilnahme durchdrungen sein.

Der Unfall zeigt aufs Neue, wie durch den sich dauernd steigernden Verkehr man vorsichtig bei der Ueberschreitung der Straße sein muß, vor allem aber, wenn man harter einem Fahr­zeug her vorkommt. Die Regel heiße Augen links Augen rechts und dann erst gerade ausgehen.

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Wildberg, 20 . April. Vom Pferd geschlagen. Am Sams­tag wwde der 48jädnge Fuhrmann Christian Nüßle von einem Pferd so unglücklich geschlagen, daß er einen Onerschenkel- bruch davontrug und ins Bezirkskrankenhaus eingeliesert wer­den mußte.

Freudenstadt, 26 . Apnl. Immer noch wenig Arbeit für die Schwarzwälder Sägewerke. Der letzie B richt des Arbeits­amtes Nagold über die Arbeitsmarktlage in den zu seinem Be­reich gehörigen Oberämtein Freudenstadt, Nagold, Horb, Herren­berg und Calw hat wohl, wie der Srenzer" schreibt, festgestellt, daß entsprechend dem im ganzen Deutschen Reich festgestellten Rückgang der Zadl der Arbeitslosen in den letzten vier Wochen von 4 900 000 aus 4 700 000 eine Verminderung der Arbeits­losigkeit auch in seinem Gebiet eingetreten ist und zwar von 5634 am >5.März auf 5078 auf 1. April. In dem Bericht

Die Schlußworte des Verfassers, die von liefinnerlicher Hei­matliebe zeugten und das Schlußbild »Ich mein Haupt kann kühnlich legen jedem Untertan in Schoß" söhnten den kritischen Zuschauer mit vielem wieder aus..

Konzert

des Ber.- Lieder- und Sängerkranzes

und einer Abtlg. des Philh. Orchesters Stuttgart

In seiner langen Reihe von Konzerten hat wohl der Ver. Lieder- und Sängerkranz einen Höhepunkt wie den gestrigen noch nicht erreicht, wenigstens nicht bei Darb etungen, die der­artiges künstlerisches Können voraussetzten. Die Leistungen im Zusammenklang mit der Programmausstellung gestalteten das Konzert gestern nachmittag im Traubensaal zu einem Fest, das, nicht nur ein Abend wie andere, ohne starken Inhalt und des­halb ohne seelischen Wert, vielmehr herausgestellt aus dem Alltag einige Stunden des Erlebens und einen schönen Nach­klang gab.

Abgeseh-n von einigen, die immer erst im letzten Augen­blick abgehetzt kommen, wenn schon die ersten Töne erklingen, unv abgesehen von dem Klang klappernder Geldmünzen während den fett sten Pianissimostellen, haben unsere Nagolder Lieder­kranzgäste ausgeruht, also wohl eine scheinbare Aeußerlichkeit als geistige Vorbereitung zum Konzert mitgebracht. Mit den Ohren allein wird man nämlich nie zu einem musikalischen Genuß kommen, auch der Geist muß bewußt auf das Hören eingestellt werden. Die Programmzusammensetzung war das Zweite, das das Konzert zu einem Fest, so genußreich gestaltete, vor allem aber Grieg und Wagner neben den vom Verein her be­kannten Chören. Ein Stück das man kennt, bietet doch einen weil größeren Genuß, die Wirkung ist beim Kennen eine stärkere, man fühlt das Quälende von Dissonanzen heftiger, die Sehn­sucht eines Verhaltes drängender und immer klarer hebt sich der innere Aufbau mit seinen Linien heraus. Das Wiederkennen bildet einen Hauptteil des ästhetischen Vergnügens an der Musik, die Musik wird zum Erlebnis. Diese bewußte oder unbewußte Vorbereitung schenkte der äußerst glückliche gelungene Aufbau der Veranstaltung.

Das Vorspiel zur romantischen OperLorelei" wurde schwungvoll vom Orchester herausgebracht und schuf eine be­geisterte Zuhörerschaft für das von Dost vertonte Eichensoiff'sche GedichtDer Freiheit Wiederkehr", das Chor und Orchester bot und das endete in dem jubelndenJa, sie ist's,, die wir da schauen, uns're Königin im Tal, holde Freiheit schöne Frauen, grüß dich Gott viel tausendmal". Wer kennt Grieg nicht, wer nicht »Peer Gynt" und aus ihm »Morgen­stimmung" undSolvejgs Lied'? Technische Arbeit, ansprechende Melodien und ihre Beziehung zum Nationalen fesseln. Der unsagbare Zauber einer nordischen Märchenwelt ersteigt vor uns in der »Morgenstimmung", und Seen, Flüsse,

Berge und Täler, ein vollkommenes BildPeer Gynts" malt »Solvejgs Lied". Es war eine Glanzleistung des Orchesters, vor allem auch unter Betonung des ersten Geigers. Auffassung und Turckdringung des Stoffes triumphierten hier. Die musi­kalische Frische und temperamentvolle Formgestaltung und präzise Malerei Grieg'scher Musik kamen so recht mit dem Chor, Orchester u--d Solo in derLanderkennung" zum Ausdruck. Wenn auch am Anfang etwas verständlich unsicher, wurde der Chor mit ausdrucksvoller Sinnbetonung, mannigfaltiger dynamischer Schattierung und reiner Jntonisation vorgetragen und bot in dem Barttonsolo (Präzepwr Wieland) eine kostbare Unter­brechung.

Der Krönungsmarsch aus der OperDie Folkunger" von Kretzschmar bildete eine geschickte Stufe zum 2. Teil. Dieser Orchesterdarbietung folgte durch den Chor dieGotentreue" von H. Wagner, die prächtige Baßvariationen zeigte und die in den schwierigen und glücklich gelungenen Uebergängen einer vollendeten und meisterhaften Vortragskunst des Chores das Zeugnis sprach. Begrüßen durfte man hierbei auch ei en stimm- ttchen Zuwachs des Tenors. Dann kam R chard Wagner, der Höhepunkt des Abends, Wagner, der nicht ein ausgespro­chenes musikalisches Kennen und Können vorauSsetzt, der viel­mehr erdgebunden an den ganzen Menschen appelliert und so von jedem gefühlsmäßig eingestellten Menschen verstanden wird. Zunächst spielte das Orchester von ihm die Ouvertüre zuLö­tz eng rin", Chor uno Orchester folgten mit dem Pilgerchor der wohl am Anfang etwas zu farvig und etwas zu schnell, aber sonst als gelungen zu bezeichnen ist. Den Glanzpunkt bildete derMatrosenchor", der faszinierend die Herzen in den Bann schlug und aus dem ungehemmte Lebenslust und -Freude herausklang und dem das ganze Haus ergriffenen und begeisterten Beifall spendete. Stürmisch verlangt wurde ein Dacapo gewährt, ebenso wie bei dem orchesterlichen Finale, dem Einzug der Gäste auf der Wartburg aus denMeister­singern".

Wir waren überrascht von den blendenden Leistungen des Chores, der seinen Erfolg in erster Linie seinem Dirigenten Hauptlehrer Nicht zu verdanken hat, dessen straffe und doch äußerst bewegliche Leitung nur gefallen kann und der nicht nur als Chordirigent sondern auch mit zusammenfassender Hand aus dem Orchester zu schöpfen wußte. Bis auf einen jungen Geiger, dem dieProvinz" zu sehr in den Geigenbogen ge­fahren war, zeigte sich das Orchester in bester Form, das unter der sicheren, feinfühlenden und eindringlich andeutenden Stab­führung von Kapellmeister G. Görlich für die klangprächtigen eindrucksvollen und von geschliffener Technik zeugenden Wieder­gaben der Werke von Anfang bis zu Ende gern geschenkte Aas- merksamkeit und vollen Beifall fand..

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