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Rsgolber T«gblattDer «eseSsch«ster*

Freitag, 10. Sipril 1931.

?5 Stockschlüge verabreicht; ein sechsjähriges Mädchen sei infolge der barbarischen Behandlung gestorben. Die empör­ten Dorfbewohner haben das Schulhaus stürmen und den Lehrer lynchen wollen, dieser sei aber rechtzeitig aus d?m Ort geflüchtet. Die Opposition verlangt exemplarische Be­strafung des Schuldigen.

Württemberg

Skuttgart. 9. April.

Besuch des amerikanischen Botschafters in Stuttgart. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Der amerikanische Bot­schafter in Berlin, Sackett, traf Mittwoch nachmittag mit feiner Gemahlin aus Baden-Baden in Stuttgart ein. Be­reits vorgestern war der amerikanische Generalkonsul in Ber­lin, Messersmith, mit Gemahlin hier angekommen, um an dem Besuch des Botschafters teilzunehmen. Zum Empfang der Gäste, die im Hotel Marquardt abstiegen, hatte sich der amerikanische Generalkonsul in Stuttgart, Dominion, und Ministerialrat Cloß vom Wirtschaftsministerium eingefun­den. Im Lauf des Nachmittags tauschte der Botschafter mit dem württembergischeu Staatspräsidenten Dr. Bolz und dem Oberbürgermeister van Stuttgart, Dr. Lautenschla- ger, Besuche ans. Auf 5.30 Uhr hatte Generalkonsul Do­minion zum Tee eingeladen. Abends wohnten die Gäste aut Einladung der Regierung einer Aufführung desFliegenden Holländers" im Landestheater bei.

Die Sozialdemokratie für Laukenschlager. Die Sozial demokratische Partei von Groß-Stuttgart hat, wie die Schwäbische Tagwacht berichtet, gestern einstimmig be­schlossen, die Kandidatur Dr Lautenschlagers wieder zu unterstützen

Als 11. Bewerber zur Oberbürgermeisterwcchl hat Och Stadtrat Müller aus Frankfurt a. M. gestellt.

Di« Prüfung für Lehrerinnen an Frauenarbeitsschulen im März 1931 haben bestanden in der Fachrichtung für Wiischenähen und Sticken 12, in der Fachrichtung für Kleidernähen 17 und in der Fachrichtung für Sticken und Zeichnen 3 Prüflinge.

Elektrisierung der Strecke AuasburaStuttgart Von der RBD. Stuttgart wird mitgeteilt: Für die Einrichtung der elektrischen Zugbeförderung auf der Strecke Augsburg Stuttgart hat die Hauptverwaltung der Deutschen Reichs­bahn-Gesellschaft eineOberste Bauleitung für die Elektri­sierung AugsburgStuttgart" mit dem Sitz in Stuttgart (Dienstgebäude der Reichsbahndirektion. Iägerstr. 11) ein­gerichtet, die ihre Geschäfte am 8. April d. I ausgenommen hat Die Elektrisierung der Vorortsstrecke Ludwigsburg Stuttgart-Eßlingen wird von der Reichsbahndirektion Stuttgart bearbeitet, die sich hierbei im Benehmen mit der erwähnten Obersten Bauleitung halten wird.

Abermalige Senkung von Srankenkassenbeilrägen. Die Gedag-Krankenkasse Hamburg (Ersatzkasse), die Krank -nka-se des Gesamtverbands Deutscher Angestellten-Gewertzchasten ermäßigte ab 1. April wiederum ihre Beiträge. Zu gleicher Zeit traten namhafte Verbesserungen in Kraft

Di« Vorgänge in der nationalsozialistischen Arbeiter- Partei. Von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter­partei, Gau Württemberg-Hohenzollern, erhalten wir fol­gende Erklärung: Im Zusammenhang mit der Stennes- Meuterei in Berlin geht durch die Presse die Nachricht, daß die Berliner SA. deshalb Stennes verlassen habe, weil dieser zu den Soldzahlungen, die die SA. beanspruche, nicht di« nötigen Gelder besitze. Diese Behauptung ist durchaus irreführend. Die SA. im ganzen Reiche erhält weder Sold, noch sonst irgend eine Bezahlung für ihre Dienste in der Partei, sie erfüllt vielmehr ihre Pflicht ohne jede geldliche Gegenleistung in selbstloser, vorbildlicher, persönlicher Opfer- wivigkeit.

Ein Todesopfer. Bei dem gestern auf der Solitude- Rundstrecke tödlich verunglückten Motorradfahrer handelt es sich um den 36jährigen Chauffeur Friedrich Kurs aus vberurbach bei Schorndorf.

Lannstatt, 9. April. Oberkirchenrat Oehler gestorben. Im Alter von über 85 Jahren ist Oberkirchen­rat a. D. Hermann Oehler aus dem Leben abberufen worden. 35 Jahre seines arbeitsreichen Lebens widmete

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Oio vom

(Nachdruck verboten).

(Fortsetzung 59)

Vor der langen Kette der schaufelnden Leute stand eine kleine Gruppe mit Tragbaren. Samariter, unter ihnen Doktor Herling. Eke Selbach trat auf ihn zu. Mit ernstem Gruß lüstete der Arzt seinen Hut.

»Wen haben Sie bis jetzt geborgen?" Beherrscht klang lyre Frage.

Dreiundzwanzig Leicht- und zwei Schwerverletzte."

Und wer sind diese?"

Bergverwalter Hamffchmidt und Direktor Bertsch."

Bertsch?" Wie ein Wanken ging es durch Ek s Gestalt. Ich denke man sagte mir doch, er sei unter den Toten!"

Ganz recht, man glaubte es zunächst, als man ihn unter dem Geröll herausholte, anscheinend leblos, mit zerschmetterter Stirn. Aber er hatte zu seinem Glück etwas abseits gestanden. So war es nur eine Ohnmacht, und die Verletzung zwar tief, aber nicht tödlich. Soweit sich bis jetzt übersehen läßt, wird er ohne bleibenden Schaden davonkommen. Mit dem Berg- r srwalter dagegen sieht's schlimmer aus."

Und der Arzt berichtete weiter von einer schweren Rück­gratsverletzung bei Hannichmidt. Ader Eke hörte nicht mehr hin. Wie wenn der Bergkoloß dort sie selber begraben und die Retter sie doch noch einmal befreit hätten aus der steiner­nen Gruft, so war es ihr. Er lebte, würde davonkommen, ahne ernsteren Schaden Gott, mein Gott! Und ihre Lippen preßten sich ineinander, daß ihnen nicht ein Iubelschrei entfloh, vier ans dem grausigen Erntefelde des Todes.

Doch da traf sie der ernste Blick des Arztes wie ein stum­mer Vorwurf. Und scheu glitt nun auch ihr Auge hinüber zu dem wirren Chaos der Trümmer, von woher das Ausstößen und Schrapen der Schaufeln klang.

Und die dort?"

Doktor Herling folgte ihrem Blick. Nun zuckte er leise die Schultern.. .-g . 8 «

Oberkirchenrat Oehler der hiesigen Stadtkirchengemeinde. Im Jahr 1920 war der verdiente Geistliche in den Ruhe­stand getreten.

Ueberfahren. In der Ruppstraße fuhr ein 15 I. a. Radfahrer gegen einen Lastkraftwagen. Er wurde zu Boden geschleudert, überfahren und schwer verletzt.

Aus dem Land«

Reutlingen, 9. April. 13 neu« Polizeischüler in Reutlingen. Gestern nachmittag trafen in Reutlingen 15 neue Polizeischüler von der Polizeischule Weingarten in Reutlingen ein. Sie wurden der hiesigen Schutzpolizei zu­geteilt, wo sie im Polizeidenst ausgebildst werden.

Vom Echaztal, 9. April. Gefährliches Läufe­rn i t t e k. In diesen Taigen entdeckte ein Landwirt bei einem seiner beiden Ochsen zu seinem großen Schrecken Läuse. Bekanntlich bedarf es immer der größten Anstrengung, um das Meh von diesem Ungeziefer zu reinigen. Der Bauer verschaffte sich etwas Nikotin und rieb seinen Ochsen mit dem starken Gift ein. Kaum war seinem neben ihm stehenden Kameraden der Geruch des Gifts in die Nase gestiegen, als auch letzterer ihn schon an der Seite beleckte. Die Wirkung des Gifts war derart, daß der eine Ochse notgeschlachtet und zum anderen der Tierarzt herbeigezogen werden mutzte.

Waldenburg OA. Oshringen, 9. April. Stahlhelm- tagung. Am Ostermontag fanden sich die Führer des Stahlhelms vom Gau Hohenlohe hier ein, um in Bespre­chungen zu Tagesfragen Stellung zu nehmen. In Anwesen­heit des Gauführers GrafOttozuRechteren-Lim- purg fand die Aufstellung der erschienenen Kameraden im hiesigen Schloßhofe statt, um hernach in Vereinigung mit der Ortsgruppe Waldenburg zum Kirchgang anzutreten, der in der Stadtkirche feierlich und würdig verlief. Nach­mittags war großes Konzert im Gasthof zur Krone unter Mitwirkung der Heilbronner Stahlhelmkapelle. Den Abend beschloß eine gesellige Kameradschaftsssier.

Ellwangen, 9. April. Was kostet ein Schüler die Stadt? Nachdem die evangelische Volksschule mit der Schule des evangelischen Landsswciisenhauses verbunden ist, ist der evang. Volf-sschüler weitaus der billigste, er kostet die Stadt, so berichtet die Ipf- und Iagstzeitung, im Fahr nur 10.95 NM. Schon der Kleinkinderschüler verursacht einen größeren Aufwand, nämlich 19.61 NM. Ihm folgt die Zaus- wirtschaftsschülsrn mit 25.82 NM. und der Gewerbeschüler mit 28.13 AM. Der katholische Volksschüler kostet 66,30 NM. An der Spitze marschiert der Realschüler mit 210.68 Reichsmark.

G o t t l o se n a r b e i t. Am Karfreitag wurde ein Feld­kreuz an der Straße von Dalkingen nach Ellwangen zer­schlagen. Die Entrüstung über diese frevelhafte Tat ist in Dalkingen und im ganzen Bezirk groß.

Stillau OA. Ellwangen, 9. April. 1 5. Kind. Dem Land­wirt Valentin Nagel hier wurde von seiner Ehefrau Iosepha, geb. Schneider das 15. Kind eine Tochter, geboren. Die. Familie har nun 7 Knaben und 8 Mädchen­heilbronn» 9. April. Gesunkener Salzkahn. Ein mit Salz vollbeladener Kahn stieß unweit von Wimpfen im Tal offenbar gegen einen Felsen, wurde leck und muhte an Land gezogen werden. Um das Ersaufen des Kahns zu verhindern, wurde die Motorspritze von Neckarsulm alar­miert; sie hatte stundenlang mit dem Auspumpen zu nun.

Aalen, 9. April. Zu schwer beladen. Gestern abend ist ein schwerbeladener Lastwagen mit Anhänger am Fuß des Magazinbergs eingesunken. Das gab Veranlassung, das Ge­wicht dieser Fahrzeuge nachzuprüfen, wobei sich herausstellte, daß beim Wagen und Anhänger das Ladegewicht um das ll-fack? (über 260 Zentner mehr als zulässig) überschritten mar. Die Fahrzeuge wurden zunächst zwecks Durchführung der weiteren Untersuchung festgehalten

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Nichts mehr zu hoffen. Wer dort lieg», der"

Und seine Rechte strich flach durch die Luft.

Ein Aufschrei gellte neben Eke. So schrill, daß es ihr eiskalt ans Mark griff. Auch Doktor Herling fuhr herum.

Was ist's mit dem Mädchen?"

Er deutete auf Anne-Marie, die jetzt ohnmächtig zusam­mensank, von zwei Samaritern aufgefangen.

Die Unglückliche! Ihr Bräutigam liegt da mit vorn."

Ja, freilich dann"

Und der Arzt blickte mitleidig auf die Aermste nieder, die jetzt von den Sanitätsmännern beiseite getragen wurde. Auch Ekes Augen folgten ihr, aber plötzl'ch fragte sie:

Wo befindet sich Herr Berisch?"

Wir haben ihn in seine Wohnung geschafft."

Hat er denn dort die nötige Pflege?"

Eine Schwester ist telefonisch berufen worden und ver­mutlich schon bei ihm."

Wieder noch eine Last von Ekes Seele und nun fanden ihre Gedanken Ruhe, sich dem furchtbaren Geschehen selbst zu- zuwenden. Mit geheimem Erschauern streifte ihr Blick die scharf abgebrochene Felswand da vorn.

Wie ist denn eigentlich nur alles das gekommen?"

Der Doktor zuckte die Achseln.

Vermutlich ist das anstehende Gestein durch die Spreng- schüsse am Morgen abgespalten worden und hing nur noch löse am Berg. Durch die Erschütterung bei der Bohrarbeit ist es dann zum Absturz gelommen."

Entsetzlich!"

Ekts Augen flogen noch einmal mit einem Erzittern hin­über zu dem Trümmergrab der Unglücklichen dort. Doch dann entriß sie sich dem Bann des Grauens. Hatte der Doktor vorhin nickt auch von zahlreichen leichter Verletzten gesprochen? Ihre freiwillig übernommenen Pflichten mahnten sie, und sie fragte Herling nach denen, die ihrer Hilfe bedurften. Der Arzt nannte Namen und schloß:

Sie werden viel Arbeit finden."

Um so besser. Aibeit ist ja das Beste vom Leben."

Sehr ernst sagte sie es und ging bereits zu ihrem Wagen. Sie gab die nötigen Anordnungen wegen Anne-Marie, die noch immer unter den Händen der Samariter war, dann stieg sie auf und fuhr davon, zu ihrem Werk der Barmherzigkeit

Verwundert blickte ihr Doktor Herling nach. Arbeit das Beste am Leben wenn das eine Jungverheiratete sagte, das gab zu denken!-

Markgröningen OA. Ludwigsburg. 9. April. Rapi­der Preisabschlag in Schweinefleisch. Seit geraumer Zeit haben sich die hiesigen Bauern darauf ver­legt, ihre Schweine selbst zu schlachten und das Fleisch wie auch die Wurst zu bedeutend billigeren Preisen als die Metzger das Pfund zu 80 Pfennig aüzugeben. Auf dieses Vorgehen der Bauern hin haben nun die hiesigen Metzger sich entschlossen, ab heute das Pfund Schweinefleisch zu 6075 Pfg. abzugeben.

Neckartenzlingen OA. Nürtingen, 9. April. Fischer­glück. Fischer Gottlob Breisch fing im Baggerloch mit Netz einen Hecht von 7Pfund. Erst kürzlich war ihm ein öpfündiger Hecht ins Garn gegangen.

Rtzoensburg. 9. April. R a u b ü b e r f a l l. Das Schwurgericht hat den led. Schlosser Josef W u rst, der zwei Kastenboten der Firma Escher u. Wyß überfallen und be­raubt hatte, wegen erschwerten Raubs unter Versagung nuloernder Umstände und wegen eines Verbrechens des versuchten Totschlags und der vollendeten Körperverletzung unter Einbeziehung einer gegen ihn ausgesprochenen Ge­fängnisstrafe von 5 Monaten wegen schweren Diebstahls zu einer Gssamtzuchthausstrafe von 6 Jahren, 1 Monat und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre ver- nrllät.

Württ. Lehrerverein

hast, 9. April. Am 7. und 8. April tagte im Neuen Bau hier die diesjährige Vertreterversammlung des Württ. Leh- reroereins. In einer Entschließung wurde mit Bedauern festgsstrllt, daß die Schaffung eines einheitlichen Schulgesetzes und die Neuordnung der Lehrerbildung durch die wirtschaft­lichen Schwierigkeiten zum Stillstand gebracht worden seien. Durch Stölleneinziehungen seien empfindliche Eingriffe irr den Stand des Volksschulrvssens herbeigesührt worden, doch habe dankenswerterweise das Kultministerium und das Staatsministertum den Schulabbau in weit geringerem Maß durchgsfith-rt als der Sparkommissar vorgeschlagen habe. Es werde erwartet, daß eln weiterer Eingriff in den Kkassen- stcmd der Volksschule unterbleibe und die Schulgesetzgöbung sobald als möglich wieder ausgenommen werde. Gefordert wurde die allgemeine Durchführung des achten Schuljahrs bis spätestens 1. April 1933 und Inangriffnahme des Um­baus der Volksschule in Verbindung mit Berufsschule und Aufbauklassen, sodaß deren Bildungsbahn derjenigen der höheren Schulen gleichwertig sei.

Ferner wurde eine Entschließung angenommen, daß der Württ. Lehrervorein im neuen Lehrplan eins brauchbare Grundlage für e'.rr erstrießlickr Volksschiularbrlt erblicke. Dje Lehrerschaft sei bereit,-ihre volle Kraft für die Berrvirklichung seiner Gedanken einzusetzen. Bei etwa geplanten Aenderun- gen n clange aber dis Lehrerschaft, rechtzeitig gehört zu werden.

Kath. Lehrerverein in Württemberq

Gmünd, 9. April. Die 30. Vollversammlung des Kaih. Lehrervereins in Württemberg wurde gestern vormittag sin- geleitet durch eine Sitzung des Gesamtvorstands und der Obmännerversammlung. Um die Mittagszeit fand unter Teilnahme einer stattlichen Anzahl von Lehrern eine Kund­gebung am Grab des ehemaligen Führers Steidle statt. Nachmittags eröffnet« der 1. Vorsitzende, Mittelschulober­lehrer Alfons Mayer, die Versammlung, zu der rund -100 Lehrer aus allen Gauen des Schwabenlands erschienen waren. In der Vollversammlung der SLerbekasse wurden einmütig Anträge angenommen, die eine gesicherte Weiter­führung dieser segensreichen Einrichtung gewährleisten. In der Vollversammlung des Mobiliarversicherungs-Veretns wurde der Entwurf einer neu zu gründenden Erfatzkasse für Schäden bei Diebstahl und Einbruch gutgeheißen und die Gründung dieser Kasse beschlossen. Die Darlehenskasse kath. Lehrer wurde zu Grabe getragen. Es folgte eine zahl­reiche besuchte Junglehrerversammlung, die v, n sind. päd. Diesch geleitet wurde. Hier wurden die gegen­wärtigen Sorgen und die Notlage der Junglehrer in ein­dringlichen Worten dargesilllt und Mal -ahmen zu bald'snr Abhilfe gefordert. Abends fand in der stadt. Festhalle em Begrüßungsabend statt.

Eberhard Selbach saß einsam in dem Wohnzimmer, das ihm und Eke zam besonderen Gebrauch diente. Es war schon dunkler Abend, fast Nacht, und Ecke noch immer nicht zurück. Nur durch den Kutscher hatte sie sagen lassen, sie würde erst spät heimkommen. Die Sorge um die Verwundeten würde sie sehr in Anspruch nehmen.

Als es neun schlug und sie noch immer nicht zurück war, hatte sich Henner von Grund mit einem beißenden Hohnwort gegen den jungen Mann zurückgezogen. Seitdem saß Selbach h>er allein und wartete. Nur seine Gedanken waren bei ihm. Aber die waren keine frohe Gesellschaft.

.Guten Abend, es ist späl geworden. Aber ich ließ es dir ja melden. Es ist dir doch bestellt worden?"

Mit flüchtigem Gruß reichte sie ihm die Hand hin. Aber er hielt sie fest.

Ja, es ist mir bestellt worden. Auch das andere" und seine Augen suchten ernst die ihrendaß Berisch nicht unter den Toten ist. Damit ist dir ja Schweres von der Seele genommen."

Ein nervöses Aufzucken in ihrer Rechten. Aber er ließ sie nicht. Bewegt klang es aus seiner Stimme:

Ich bin froh, daß du wieder da bist, Eke. Ich hatte Sorge um dich und Sehnsucht."

Näher wollte er sie an sich ziehen. Doch mit einem Ruck machte sie sich frei.

Eke!"

Verzeih' aber ich bin sehr abgespannt."

Schweigend wandte er sich ab und trat ans Fenster. So sah er in das Dunkel hinaus, aber an sein Ohr drangen die leisen Geräusche ihrer Anwesenheit. Sie ging hin und her. Sie legte wohl ihre Verbandsutmstlien an ihren Platz. Deutlich kam der süßliche Karbolgeruch zu ihm hin, der auch ihren Ge­wändern anhaftete.

Ein fremder Hauch, der alles Persönliche an ihr übertönte. Wie eine Krankenschwester erschien sie ihm, die auch in diesem Hause nur ihres Amtes waliete, ihre Obliegenheiten erfüllte, gewissenhaft, aber kühl. Eben nur Pflicht, nicht Herzenssache. Da kehrte sich Eberhard von Selbach langsam seiner jungen Frau zu, und in seinen traurigen Augen stand ein bitteres Er­kennen. Nein er durste sich nicht länger selbst betrügen. So sagte er schwer:

Eke mich friert neben dir."

(Fortsetzung folgt).