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Ragoltzer TagSlatt «Der 8eseSsch«fter"

Aus Stadt und Land

Nagold, den 8. April 1931.

Jeder Lebensweg ist vo» Warnungstafeln gesäumt.

Dom Rathaus

Die Verwirklichung des Schivimmbad- projekts in greifbare Nähe gerückt

Gemeinderatsfitzuug vom 1. April 1931

Anwesend: Der Vorsitzende, Bürgermeister Maier und 13 Stadträte. Abwesend: Die Stadträte Raas, Strenger und J l g-

In der vorausgehenden Ortssürsorgesitzung, welcher auch die Herren Stadtpfarrer Wetzel und Prediger Schweißer anwohnten Prediger Schmeißer zum erstenmal unter freundl. Begrüßung durch den geschäftsführenden Vorsitzenden wurde der Borauschlag der Ortsfursorgekaffe beraten und in Ein­nahme festgestellt auf 20 300 RMk. und in Ausgabe auf 36 650RMk-, und demnach mit einem Abmangel von 16 350 RMk. lim Vorjahr 15000 RMk.). Der Mehrabmangel rührt in der Hauptsache durch die erhöhten Fürsorgelerstungen her, die auf die große Wirtschastsnst zurückzuführen sind

Aus der nachfolgenden Gemeinderatssitzung ist bekannt zu geben:

Mitteilungen : Die Staatsstraßenbauverwaltuug hat zur

Unterhaltung der Etterstrecken von Staatsstraßen für das Rech­nungsjahr 1930 einen Ttaatsbeitrag von 2900 RMk. ver- «iSigt (im Vorjahr 2800 RMk) Beim Breuuholzverkauf in der vorderen Lachs wurden 2960.80 RMk. erlöst, durchschnitt­lich 10.01 RMk. für einen Rm. Nadelholz, Scheiter. Prügel und Anbruch. Zu einem Gasschutzkurs bei der Berufs­feuerwehr Stuttgart werden der Weckerlinieführer und ein weiteres Mitglied der Weckerlinie abgeordnet. Die Landes­versicherungsanstalt bedarf zur Bezahlung ihrer Renten dringend außerordentl. Mittel und hat 2 kurzfristige Anlehen der Siadt- pflege mit zusammen 80000 RMk. gekündigt. Dieser Betrag soll bei der Württ. Girozentrale wieder ausgenommen werden. Der dieser Lage eingekommene X. Verteilungsschlüssel für die Einkommen- und Körperschaf! ssteuer ist gegenüber dem IX. Verteilungsschlüssel nicht unerheblich zurückzegangen, was eine weitere Kürzung der Ueberweisungssteuern für das Rech­nungsjahr 1931 zur Folge hat. Für die gegenwärtig im Gang befindliche Notstandsarbeit sind die Arbeiislosentagwerke von 1200 aus 2100 erhöht worden unter gleichzeitiger Ver­längerung der Förderungsfrist dis 30. Juni ds. Js. Kenntnis genommen wird von einem Beschluß des Bezirksrats, wonach die Anstellungs- und Besoldungsoerhältnifse der prioatrechtlich angestellten amtskörperschastlichen StraßeuwSrter neu geregelt werden. In Betracht kommt von hier ein Straßenwärter, der unter den neuen Bedingungen weiter tätig ist. Ferner von einem weiteren Beschluß des Bezirksrats, wonach eine Erhöhung der Gebühren der Rohbauprüfong durch die Kaminfeger ab- gelebnt wird. Sie betragen 50 Pfg. bei Umbauten von Kaminen, l Mk. bei Neubauten mit 1 oder 2 Kaminen, 1.50 Mk. bei Neubauten mit mehr als 2 Kaminen und sind künftig vom Bauenden direkt an den Kaminsegermeister zu bezahlen.

Baufachen: Zum Ausbau des Steinbruchs Mittlerbergle bittet das Stadtbauamt um Genehmigung zum Ankauf eines Komprefsers mit etwa 3000 zLL Bei der Dringlichkeit der Anschaffung werden die Mittel verwilligt. Der städt. Feld­weg 179 im Brühl wird vom Garten des Konditors Gauß ab bis zur Einmündung in die Freudenstädterstraße vom Wasser, das infolge des wasserreichen Jahrgangs dauernd fließt, voll­ständig aufgeriffen. Das Wasser sollte in dem Ablaufgraben im Acker der Firma Geigle abgeführt werden, wo,u aber die Führung einer 30 in langen Röhrendohle nötig ist. So wie der Zustand sich entwickelt hat, kann er nicht bestehen bleiben. Nachdem die Firma Geigle sich zur Uebernahme der Hälfte der zu 135 veranschlagten Dohlenkosten bereit erklärt hat, wird der Anlage zugestimmt. Durch die Ausführung der Waldach­korrektion ist die Fläche des alten Flutkanols der Stadt an heim gefallen. Die Angreifer haben sich schon im Vorjahr be­reit erklärt, die Flächen um einen angemessenen Preis (im all­gemeinen 4^t pro gm) zu übernehmen. Nach wiederholten Verhandlungen hat der Gemeinderat diese Angebote angenom­men, sodaß die m Betracht kommenden Flächen den Angren­zern zugemeffen werden können.

Aufhebung eines Teils der Bürgerlündchen am Eis- berg : Nach den Erhebungen der Feldschützen wurden im Vor­jahr am Eisberg 43 Ländchen und am Galgenberg 47 Bürger- ländchen nicht angepflanzt, die also verwildert sind. Die Ver­wahrlosung der einen Ländchen hat aber zur Folge, daß auch die gutgepflegten Nachbarländchen notleiden. Nachdem eine größere Anzahl Bürgerländchenbesitzer auf die weitere Benützung der Ländchen verzichtet hat, wird vom Gemeinderat beschlos­sen, die Bürgerlündchen Nr. 101 bis 152 am äußeren Eisberg aufzuheben und sie durch die städt. Forstverwaltung sofort mit Forchen aufforsten zu lassen. Den Nutzungsberechtigten, welche keinen Verzicht ausgesprochen haben, sollen heimgefallene Länd­chen am vorderen Eisberg oder am Galgenberg zugewiesen werden. Es wird aber darauf aufmerksam gemacht, daß Länd­chen, die Heuer wieder nicht angepflanzt werden worüber genau gewacht wird den betreffenden Besitzern im nächsten Jahr entzogen werden.

Erstellung eines ueueu Schwimmbads:

In Kreisen des Badepublikums wird das öffentliche Frei bad an der Nagold beanstandet, weil es keine geschlossene An läge ist und die Badenden auf weiten den Spaziergängern vor­behaltenen Gebieten sich bewegen müssen und weil bei länger andauerndem Niederwasser Schlammablagerungen, die befand, von der Walddach kommen, stattfinden und weil in diesem Falle aus der Sohle Scherben, Gläser und sonstiger Unrat sich vor­findet. Die letzten Hochwasser haben zwar in dieser Beziehung zweifellos eine Besserung gebracht, doch wird heute ein ausbe­toniertes Bassin für Erwachsene und ein solches für Kinder angestrebt. Dies sei ein Bedürfnis für die Einheimischen, ganz besonders aber für die Fremden und Luftkurgäste. Man hofft von einem solchen Bade eine starke Belebung des Fremden­verkehrs. Nach den alljährlichen Einnahmen im bisherigen Bad iei ohne Zweifel mit einer entsprechenden Rente für das An­lagekapital zu rechnen. Stadtbaumeister Benz hat verschie­denen Anregungen bei der vorjährigen Gewerbe- u. Verkehrs- osreinshauptversammlung zufolge in diesem Winter von sich aus sin Projekt über ein 50 in langes und 13 m breites Schwimm­bassin und ein 10 m langes und 6 in breites Planschbecken entworfen und zur Erstellung als den geeignetsten Platz die Wiese von Posthalter Lutz aus dem Sand bezeichnet, wozu auf natürlichem Wege das Badwaffer aus der Nagold etwa beim

! alten Männervad entnommen und in 50 cm i.L. w. Röhren in das Becken zugeleitet und aus dem Becken wieder in die j am Schwimmbad vorbeifließende Nagold abgeleitet werden kann. ! Dieser Platz ist besonders windgeschützt und kann später noch zu Spielplätzen ausgestaltet werden. Die Kosten der Schwimm­becken samt zaunartiger Umschrankung und Aufstellung d>s Badhauses sollen ohne Grunderwerb nicht höher als 30 000 kommen. Weganlage und Ausbau der Spielplätze sind nicht inbegriffen und sind nach Maßgabe der Entwicklung einem späteren Ausbau Vorbehalten. Im Verkehrs- u. Verschönerungs­verein sowie im Gewerbeverein, ebenso in weiten Kreisen des Badepublikums hat der Plan lebhaftes Interesse erweckt und Beifall gefunden. In diesen Kreisen war man sich aber auch darüber einig, daß man in der heutigen Zeit, wo die Stadst kaffe so schwer tut, und die Nutzholzeinnahmen so verhee-snd zurückgegangen sind, dieses Projekt nicht einfach der Stadtoer waltung ansinnen dürfe, ohne kür Deckung zu sorgen, wenn auch die Ueberzeugung vorherrschend ist, daß sich das Unter­nehmen selbst trage. Bei einer 7V°°/oigen Verzinsung und einer 20jährigen Tilgung des Anlagekapitals von 30000 LF ergiebt sich eine Jahresannuität von 2940 rLF, wozu noch die jährl. Betriebs- und Unter haltungskosten kommen, sodaß der Siadt eine Jahreseinnahme von rund 4000 .LF garantiert werden muß, d. h. die Garantiezeichner müssen für die Verzinsung und Tilgung des Baukapitals anfkommen, wenn die Bade- und sonstigen Einnahmen nach Abrechnung der Betriebs- und Un­terhaltungskosten für die Verzinsung und Tilgung nicht aus- reichen. Ein etwaiger Ueberschuß des einen Jahrs wäre zur Deckung des Abmangels in anderen Jahren gutzuschreiben. In der heutigen Sitzung ist nun eine Garantie- bezw Bürg schaftsurkunde vorgelegt worden, in welcher etwa 150 Zeichner eine Bürgschaft bis zu 3500 .-L 4 ! im Jahr übernommen haben und der Verkehrsoerein bittet oen Gemeinderat auf Grand dieser Abmangelgarantie dem Bau des von weiten Kreisen an­gestrebten Schwimmbads näherzutreien und die erforderlichen weiteren Schritte einzuleiten. In der darauf folgenden Erör­terung wird die praktische und zweckmäßige Lösung der Schwimm­badfrage vom technischen Standpunkt aus anerkannt, ebenso die Vorzüge, die ein geschlossenes Bad gegenüber dem bisherigen Zustand hat, wo nicht jeder Spaziergänger auf den schönen Nagolduferwegen an dem auf das ganze Gebiet sich erstrecken­den Badeleben seine Freude hat. Ohne Deckung der Skadtkassc sei aber in finanzieller Hinsicht nicht daran zu denken, das die Stadtgemeinde eine Ausgabe von 30 000 Mark riskieren könne oder Regierungsgenehmigunq dazu erhalte. Wenn aber die Bürgschaftszeichnungen zu Gunsten der Siadt auf 4000 erhöht werden, so ist der G.Rat bereit, dem Projekt näherzutreten, zumal aus den zahlreichen Bürgschaftszeichnungen das Jnteceff- und das Bedürfnis für ein modernes Schwimmbad bekundet ist. Schließlich wird beschlossen, nicht zuletzt auch unter dem Ge­sichtspunkt der Arbeitsbeschaffung, das vorliegende Projekt zur Ausführung zu bringen, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

1. Die Min.-Abt. für Bezirks- und Körperschaftsoerwaltung einer Schuldaufnahme bis zu 30000 zustimmt,

2. Das Baugrundstück zu annehmbarem Preise von Frau Post Halter Lutz für den Liegenschaftsgrundstock erwarben werden kann und der Pächter des Baugrundstücks, Gärtnereibesitzer Reule gegen eine annehmbare Entschädigung vom Pacht vertrag zurücktritt,

3. mit dem Werksbesitzer L. Rentschler eine befriedigende Ver­einbarung über die Wasserentnahme aus der Nagold ge troffen wird und mcht zuletzt

4. die Bürgschaftszeichnungen auf mindestens 4000 5LL jähr lich gebracht werden. Dabei wird davon ausgegangen, daß Bau, Verwaltung und Betrieb der Anlage vom G-münde rat allein wahrgenommen und daß die Bürgen bezw. Ga rantiezeichner kein Mitbestimmungsrecht haben und

5. die flußpolizeiliche Genehmigung der Wasserentnahme erteil: wird.

(Punkt 2 und 3 wurden in der Zwischenzeit berüts er ledigr, so daß sie die Inangriffnahme des Projekts nicht meh behindern. D. Schr.)

Um den Badbetrieb rentabler zu machen, wurde vorgc- schlagen, einen Kaffee- und Wirtschaflsbetrieb im Sommer zu betreiben. Im Gemeinverat herrscht aber Einmütigkeit darüber, daß in absehbarer Zeit daran nicht zu denken ist, ganz abge sehen davon, daß die Erlangung einer Konzession mit Schmie rigkeiten verknüpft ist. Etwas anderes ist es, wenn Milch und Mineralwasser und Brot verabreicht werden soll. Auch die Badpreise müssen nieder festgesetzt werden, sodaß der Besuch des Bades von Einheimischen recht zahlreich ist.

Sonstiges: Die Bewohner der künftigen Göthestraße, Feldweg Nr. 19 haben schon im letzten Herbst darauf aufmerk sam gemacht, daß dieser Feldweg, der keine Vorlage hat und für den Autoverkehr nicht geeignet ist, mit Last- und Personen autos befahren wird. Vom Gemeinderat wurde die Sper­rung des Wegs in Aussicht gestellt, wenn dieser V-rketv nicht aufhöre. In einer erneuten Eingabe vom 30. März d. Z. bitten die Bewohner der Göthestraße erneut, den Feldweg 19 für Kraftfahrzeuge zu sperren, da es in der Zwischenzeit nickt bester geworden sei. Einer derartigen ortspolizeilichen Vor­schrift erteilt der Gemeinderat seine Zustimmung.

Aus dem Schurarzwa!!»« ^

Wenn um die Monatswende die Blätter des Württembergischen Schwarzwaldvereins etntreffen, weiden wohl jedem Heimatsfreund Freuden geschenkt, gleichviel ob er durch wissenschaftliche Abhand­lungen, durch Erzählungen oder an Hand von Bildern durch sein? Heimat wandern darf. Dieses Mal wird das Murgtal vor 125 Jahren geschildert, die reizende TiergeschichteMunk" findet einen traurigen Abschluß und schließlich erzählt irgendeiner von einer Wanderfahrt unter dem Sternenzelt. Die Ortsgruppenbericht neh men einen großen Teil dieser Ausgabe ein.

Hailerbach, 8. April. Eine Hiobsbotschaft. Am Oster montag kam aus Schwenningen a. N. die Nachricht, daß Herr Albert Maser, Sohn des hiesigen Bäckermeisters Maser, de? dort schon längere Zeit im HotelRößle" als Oberkellner tätig war, auf einer Motorrad-Ausfahrt durch Streifen mit einer- Radfahrer stürzte und bewußtlos ins Krankenhaus eingeliefen

_ Mit two ch, 8. A pril 1931

wuroe. Gestern morgen ,st der Verunglückte um. tzMen ^ lehungen (Schädelbruch) erlegen. Alle, die den strebsamen jun gen Mann kannten, werden diese Nachricht mit großem Be dauern entgegennehmen. Der Familie Maser wendet sich all gemeine herzliche Teilnahme in ihrem großen Leide zu!

Wildberg, 7. April. Ein neuer Kirchenpfleger. Da Stadt schultheiß a. D. Mutschler in Anbetracht seines hohen Alters sich genötigt sah, auf l. April das Amt als Kirckenpfleger nieder­zulegen, mußte diese Arbeit in neue Hände gelegt werden. Der Kirchengemeinderat wärilte einstimmig Herrn Kaufmann Ernst Frau er zum Kirchenpfleger von Wildberg. In dankenswerte: Weise hat der Gewählte dieses Amt übernommen. Damit kommt die Kirchenpflege von hier wieder in das Haus Fauer zurück, da schon der Vater des neuen Kirchenpflegers vor Jahren längere Zeit die kirchliche Kasse verwaltet hat. Die Kirchengemeinde ist dem scheidenden Kirchenpfleger Mutschler aufrichtigen Dank schuldig, der 7 0 , Jahre lang in hohem Alter bei nicht ganz leichten Verhältnissen alle Geschütze der Kirchenpflege treu und gewissen­haft besorgt hat. Dieser Dank der Kirchengemeinde ist bei der letzten Kirchengemeinderatswahl dadurch zum Ausdruck gebracht worden daß der scheidende Kirchenpfleger mit der größten Stimmenzahl zum Mitglied des Kirchengemeinderats gewählt worden ist. Es ist zn wünschen, daß Herr Stadtschuliheiß a. D. Mutschler noch manche Jahre mit seiner reichen Erfahrung der Kirchengemeinde dienen darf

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Herrenberg, 7. März. Straßensperre. Die Amtskörperschafts­straße Güllstein Altingen ist wegen Bauarbeiten tür den gesam ten Fährverkehr bis auf Weiteres gesperrt. Umleitung erfolgt über Kayh.

Allerlei

Bluttat. Auf der Landstraße nach Leyh, in unmittel­barer Nähe von Nürnberg, fanden am Ostermontag Rad­fahrer einen Mann und eine Frau erschossen auf.

Felsskurz im Vierwaldstädler See. Am Alpnachersee, einem Ausläufer des Merwaldstädter Sees, südlich Luzern, stürzten 30 000 Kubikmeter Felsen in den See. Der Wellen­schlag war so stark, daß die Staatsstraße an mehreren Stellen überspült wurde. In 1^ Kilometer Entfernung er­reichten die Wellen noch die Höhe von über 1 Meter. Trans­portschiffe von 60 Tonnen Nutzlast wurden zertrümmert.

Museum der Gottlosen. Am zweiten Osterfeiertage wurde in Leningrad (Petersburg) die dazu umgestaltete Isaaks-Kathedrale als Museum der Gottlosen er­öffnet. Es soll dies nach Mitteilung der Sowjetvrejse das größte derartige Museum werden. Die Isaaks-Kathedrale wurde einst als eines der Wahrzeichen der alten Zarenstadt Sk. Petersburg angesehen und gehört zu den großartigsten Kirchenbauten in Rußland.

Englisch oder Französisch? Der Deutsche Philologen- Verband sprach sich auf seiner Tagung am 22. März in Berlin für die englische Sprache als erste mR>erne Fremdsprache im Unterricht an den höheren Schulen aus- Dies entspreche auch den Wünschen der Mehrzahl der Schüler. Der von dem preußischen Kultminister Grimme vorgeschlagene Weg für die an sich wünschenswerte Ver­einheitlichung des höheren Schulwesens sei nicht gangbar: eine Einheitlichkeit im deutschen Schulwesen könne nur durch ein gemeinsames Vorgehen aller Länder herbeigeführr werden.

Grenzen der Körpergröße

In der Akademie der Wissenschaften in Berlin machte der bekannte Zoologe Professor Dr. Richard Hesse fesselnde Mitteilungen über den Vorgang pflanzlichen und vor allem tierischen Wachstums und die mannigfachen hier rückwirken­den Faktoren. Die Ernährung, die eine große Rolle spielt, wird umgesetzt in Betriebsstoff und Baustoff. Je größer nun der Betriebsstosfverbrauch, vor allem durch die An­forderungen der Bewegung ist, um so weniger kann den Baustoffen zugeführt werden, und so ist es verständlich, daß wir die größten Lebewesen, die tropischen und subtropischen Baumriesen, die eine Länge von bis zu 120 Meter er­reichen, unter den Pflanzen vorfinden. Bei den Tieren ver­hält es sich so, daß die Bewegung im Wasser sehr viel weniger Kraft verbraucht als auf dem Land und in der Luft, und es wird wiederum erklärlich, daß das größte Wassersäugetier, der Walfisch, zugleich das größte Tier der Erde ist, und daß wie eine schematische Darstellung im Lichtbild zeigte der größte Landriese, der Elefant, bequem im Bauch des Walfischs spazieren gehen kann. Der große Derbrauch an Betriebsenergie durch den Flug wird über­zeugend veranschaulicht durch die sehr viel größeren Körper­maße derjenigen Vögel, bei denen das Fliegen gar keine oder nur eine geringe Rolle spielt, gegenüber ihren Art­genossen. Das schlagendste Beispiel ist hier der Vogel Strauß.

Sehr wichtig ist die Wechselbeziehung zwischen der Länge des Darms der Nahrungsaufnahmefläche und der Wachstumsgrenze. An einem einfachen Würfel-Beispiel wurde anschaulich gezeigt, wie bei Wachsen des Körpers die relative Größe der Oberfläche auf die Raumeinheit bezogen, geringer wird. Das Wachstum darf also eine bestimmte Grenze nicht überschreiten, da sonst die Ernährungsfläche nicht für den ganzen Körper ausreicht. So ist denn auch vom frühesten Entwicklungsstadium an die relative Größe des Darms um so größer, je stärker das Tier nach dem Urgesetz der Natur sich entwickeln soll, und danach lichtet sich auch das frühere oder spätere Eintreten des Zustands, da das Wachstum aufhört, die Geschlechtsreife eintritt und die Nahrung nun zum weitaus größten Teil zur Erzeugung der Samen- und Eizellen gebraucht wird.

Dieser Zustand der Geschlechtsreife kann durch Wärme beschleunigt herbeigeführt werden, und so finden wir die interessante Tatsache, daß dieselben Tierarten in wärmeren Gegenden, da sie schneller zur Reise gelangen, eine geringere Körpergröße erreichen als in kälteren, in denen die Nahrung längere Zeit zum Aufbau verwendet werden kann, ehe sie der Fortpflanzung dient. Ausnahmen finden sich dort, wo in solchen kalten Gegenden die Ernährungsmöglichkeiten ungenügende sind, wie z. B. bei dem verhältnismäßig klei­nen Renniier auf Spitzbergen.

Keinen Einfluß hat das Klima hingegen auf das Wachstum des Mensche n, der durch Kleidung, Wohnung, Feuer unabhängig davon geworden ist. Die verschiedenen Körpermaße der Menschen richten sich nach der Entwicklung der in der Nähe des Sehzentrums befindlichen Hypophyse, einer Drüse, deren Absonderungen das Wachstum ganz ent­scheidend beeinflussen. Bei übermäßiger Entwicklung dieser Drüse entstehen die Riesengestalten, bei Verkümmerung die Zwerge. Mit Sicherheit gemessen wurden bisher 2.53 Meter für den größten, 38 Zentimeter für den kleinsten der Wissenschaft bekannt gewordenen Menschen.