Seile S - Nr. 7S
Nagoltzer Tagblatt „Der Tesellchafter'
Dienrtag, 7. April lg».
Seudefolge der SlMarler Rundfunk AB.
Mittwoch, S. April,
I.1S: Zeitangabe, Wetterberichts Atorgengymnastik. 7.IS: Wetterbericht. 10.00: Schallplattenkonzert. 11.00: Nachrichtendienst. 11.45: Funkincrbungs- konzert. I2.L0: Promenadekon-"-t. 12.58: Nauencr Zeitzeichen. IZ.00: Schall, plattenkonzert. 18.30: Nachrichtendienst. Wetterbericht, Bericht über die Be- schaffenheit der Schwarzwaldstraßen, Schallplattenkonzert. Iö.80: Kindccstunde. 10.30: Konzert. 18.00: Zeitangabe, Wetterbericht, Landwirtsck--stonachrichten. 18.13: Vortrag: Allerlei seltsame Bräuche um Geburt, Hochzeit und Tod. 18.43: Esperantokurs. 19.10: Zeitangabe. 19.13: Das gefürchtete Opus. 19.43: Operettenkonzert. 21.00: Emil, ein heiteres Spiel. 21.30: Studie^-Konzert. 22.43: Nachrichtendienst, Wetterbericht. 23.10: Reis- durch neue Tonfilm- und Lanzschlager.
Donnerstag, 9. April:
0.13: Zeitangabe, Wetterbericht, Morgengymnastik. 7.13: Wetterbericht. 10.00: Schallplattenkonzert. 11.00: Nachrichtendienst. 11.43: Funkwerbungs- konzert. 12.20: Schallplattenkon -rt. 13.30: Nachrichtendienst, Wetterbericht, Bericht über di- Beschaffenheit . : Schwarzwaldstraßen, Schallpla tenkon'ert. 13.20: Stunde der Jugend. 18.30: Konzert. 18.00: Zeitangabe, Wetterbericht, Landwirtschaftsnachrichten. 18.13: Vortrag: Wer ist musikalisch? 18.43: s-'r- trag: Finanzen vor und nach dem Krieg. 19.03: Zeitangabe. 19.10: Französischer Sprachunterricht. 19.43: Unterhaltungskonzert. 20.30: Schwäbischer Heimatabend. 22.00: Kachrtchtendi-nst, Wetterbericht. 22.20: Tanzmusik.
Die Marktlage
Unter dem Einfluß der Feiertage ist die scharfe Abwärtsbewegung im Buttergeschäft zum Stillstand gekommen. Di« Nachfrage des Einzelhandels ist gestiegen. Da zudem der Eigenbedarf der Erzeuger stärker war und infolgedessen die Inlandszufuhren nicht weiter stiegen, nahm der Markt wenigstens für die billigere Mittelwar« eine feste Haltung an, während die ersten Qualitäten wegen des höheren Preises nur langsam Absatz finden konnten. Die steigende Erzeugung im In- und Ausland lassen aber die Aussichten für die nächste Zeit nicht als günstig erscheinen. Kempten notierte am 1. April für Molkereibutter 1.09 bis 1.15 Mk. gegen 1.14 bis 1.20 Mk. in der Vorwoche.
Das Käsegeschäst ist in den Grundzügen unverändert geblieben. Während die Nachfrage nach Emmentaler befriedigend war. ist sie bei Weichkäse weiter zurückgegangen. Von Emmen- taler waren wieder vor allem zweite und dritte Qualitäten gefragt. Die Kemptener Notierung lautet unverändert für Weichkäse (grüne Ware) 20—23 Mk., für Emmentaler 95—102, — (87—90) und 84—87 Mk.
Im Eiergeschäft machte sich allenthalben eine leichte Erholung bemerkbar, doch hat das Ostergeschäft auch in diesem Jahr wieder enttäuscht. Anzeichen sprechen dafür, daß dieser Tatsache eine Geschmacksänderung des Publikums zugrunde liegt. Der Absatz von Zucker- und Schokoladewaren aus Anlaß des Osterfestes hat in den letzten Jahren steigend zugenommen. In Len Läden waren Berge von solchen Ostereiern ausgestellt, Heuer wie noch nie vorher. Mau wird kaum fehlgehen in der Annahme, daß diese Absatzsteigerung der „süßen" Ostereier auf Kosten der Hühnereier vor sich gegangen ist — trotz der allgemeinen Wirtschafts- schwierigkeiten. Die Zufuhren aus dem Inland überstiegen dis Nachfrage, diejenigen aus dem Ausland waren zwar nicht groß, sie drückten aber durch sehr niedrige Preise auf den Markt Unter diesen Umständen muß es schon als gewisser Erfolg bezeichnet werden, wenn keine weiteren Preisermäßigungen eintraten.
Auf dem Rindermarkt war der Auftrieb geringer, die Märkte konnten daher bei meist leicht anziehenden Preisen größtenteils geräumt werden. Umgekehrt waren die Kälbermärkte stark befahren, vielfach gingen die Preise etwas zurück, wie z. B. in Nürnberg, während sie sich in Stuttgart und Frankfurt trotz starker Zufuhr behaupteten oder sogar leicht verbesserten. Das Schafgeschäft war befriedigend bei schwachen Zufuhren. Im Schweinehandel waren München und Mannheim abgeschwächt. Stuttgart konnte dagegen höhere Preise und flottes Geschäft notieren, obgleich der Auftrieb stark war
Auf dem Kartosfelmarkt hielt die freundlichere Stimmung an: die Nachfrage nach Saatkartoffeln ist sogar als sehr. stark zu bezeichnen. In Sämereien, wie Rotklee. Luzern«, Serradella, Lupinen, Hülsen-früchten und Rübsamen fanden groß« Umlätze statt.
Nach alten Tabaken hielt die Nachfrage cm, besonders für Zigorrensorten, di« mit 85—100 Mk. d. Ztr. und darüber (Haardt- Sandblatt erzielt« einen Preis bis zu 130 Mk.) bezahlt wurden. Das vorübergehend kalte und trockene Wetter hat sich für die erste Fermentation auch der 1930er Tabake sehr vorteilhaft erwiesen.
Die Auswanderung aus Württemberg ist im Jahr 1930 aus 2377 Personen mit Pässen fürs Ausland zurückgegangen gegen 3846 1929, 4377 1928 und 15 450 1923.
74 Edelpelzflerfarmen in Württemberg. Zu Anfang Februar 1931 gab es in Württemberg 74 LLelpelztiersarmen mit insgesamt 1412 Edelpelztieren und zwar folgenden: Nerz« 642, Silberfüchse 378, Nutria 194, Waschbären 154, Biber 19, Karakul 13, Edelmarder 5, Iltis 4, Silberdachse 3.
Die Dekriebsräkewahlen im Ruhrgebiet hatten in den 185 Schachtanlagen folgendes Ergebnis: Freie Gewerkschaften 81344 Stimmen, Christliche Gewerkschaften 54161, Hirsch-Duncker 1976, Polen 163, Rote Gewerkschaften 62 476, Syndikalisten 1931, Deutsche Arbeiter 10 560, Nationalsozialisten 7893. Die Wahlbeteiligung betrug 80—85 Prozent. Aus die Freien Gewerkschaft ten entfielen 38 (im Vorjahr (43 6) Prozent, auf die Christlichen Gewerkschaften 24,7 (26 2), auf die Rote Gewerkschaft 28 (23.2). Deutschs Arbeiter 4.8 (12,9), Nationalsozialisten 2,5 (0) Prozenr.
Kündigung. Die Konkordia-Bergbau-AG. hat beim Demobilmachungskommissar Antrag auf Entlassung von 1200 Bergarbeitern und Angestellten gestellt. Als Grund wird Absatzmangel angegeben.
Arbeitslosenrückgang in England. In der vergangenen Woche hat die Zahl der Arbeitslosen in England um 59 515 abgenommcn. Das bedeutet für die letzten 14 Tage eine Gesamtabnahme von 111619.
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Konkurse waren es 1930 in Württemberg 445, davon 135 in Stuttgart gegen 473 (119) im Vorjahr mit Gesamtverbindlichkeiten von 13,31 (1929 14,35) Will. Mk. Die Zahl der gerichtlichen Vergleichsverfahren betrug 233 (Stuttgart 50) gegen 162 (41) in 1929. Davon entfielen auf Landwirtschaft 1 (—), Industrie 116 (Stuttg. 75), Warenhandel 98 (83), andere Wirtschaftsgruppen 18 (4)
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Alugsireckenänderung für Westdeutschland. Wie die Badische Presse meldet, hat das Reichsverkehrsministerium trotz der von der badischen Regierung unterstützten Vorstellung der Stadt Karlsruhe die Entscheidung getroffen, daß die Ost-West-Fluglinie Wien — München — Stuttgart — Saarbrücken — Paris in Zukunft von Stuttgart nicht mehr über Karlsruhe, sondern über Mannheim nach Saarbrücken und Paris weitergeführt werden soll. Nach dem genannten Blatt ist als Entschädigung für den Verlust dieser Linie die Umlegung der Linie Baden-Baden—Stuttgart—Nürnberg über Karlsruhe geplant.
Die Hagelschäden in Württemberg
Im Jahr 1930 ist lt. Mitteilungen des Württ. Stal. Landesamts an 51 Tagen Hagelschlag mit Schaden an landwirtschaftlichen Gewächsen vorgekommen. Betroffen wurden sämtliche Oberamts- - o«zirke mit einziger Ausnahme des Oberamtsbezirks Backnang,
" sowie 817 Gemeinde- und Teilgemeindemarkungen. Die verhagelte landwirtschaftliche Anbaufläche beträgt 80 382 Hektar gegen 89 453 Hehtar im Jahr 1929, der Schaden 9 198 395 RM. gegen 11585 398 RM. und 8 594118 RM. im Jahr 1928, sowie 12 500 900 RM. im Jahr 1927. Den größten Schaden haben im Jahr 1930 erlitten: Stutgart-Stadt 850 677, Saulg.au 838 485, Geis- 'ingen 789 454, Rottenburg 660094, Heilbronn 585 153, Ravensburg 582 466, Stuttgart-Amt 345 748, Aalen 253 471, Ellwangen 277 627, Riedlingen 562 454, Btberach 212 062, Neckarsulm 211 243, Schorndorf 177 047, Besigheim 173 580, Gaildo f 156 436, Leutkirch 154 243, Brackenheim 121006, Gmünd 119 95 Eßlingen 120 142, Kirchheim 111809, Herrenberg 106 737: in allen übrigen Fällen betragen di« Schäden unter 100 000 RM.
Endgültiges Ergebnis der Viehzählung ln Württemberg. Nach dem endgültigen Ergebnis der Viehzählung gab es am 1. Dez. 1930 in Württemberg: Pferde 106 301 (2. Dezember 1929 107 598, 2. Dezember 1912 110 023): Esel, Maultiere, Maulesel 322 (339 und 219): Rindvieh 1101 223 (1066 021 und 1068 612): Schaf.- 171887 (180302 und 214 081): Schweine 679174 (548 468 und 482 221): Ziegen 75 004 (79 421 und 112142): Geflügel 4 30815«, (4 067 580 und 3 247 134): Bienenstöcke 154 183 (128 921 und. 166 319): Zahl der viehbesitzenden Haushaltungen 283 331 (286845 und 273 044).
Der erste Abschluß der Deutschen Aündholzmonopolgesellschafi. für die ersten 7 Monate (1. Juni bis 31. Dezember 1931) weist einen Rohgewinn von 2,12 Mill. Mk. und einen Reingewinn von 1,13 Mill. Mk. auf, während die frühere Deutsche Zllndholz-Ver- kaufs-A.-G. (d. h. dieselben zur Herstellung von Zündwaren berechtigten Unternehmer) bis zu ihrem Ende keinen Gewinn aus- weisen konnte. Das Reich erhält von jeder Normalkiste 13 Mk., insgesamt 750 000 Mark, die Aktionäre erhalten eine Dividende von 8 v. H. Der verbleibende Rest von 280 000 Mark fließt ebenfalls dem Reich zu, es ist aber verpflichtet, die Hälfte davon, also 140 000 Mk., an die Svenska Taendsticks AB. in Stockholm abzuführen. Der Absatz von Zündhölzern ist in den 7 Monaten nach dem Bericht wegen der Vorversorgnng vor Inkrafttreten des Monopols um annähernd 30 000 Normalkisten zurückgeblieben, er zeige aber im neuen Jahr eine langsame Steigerung.
Zwei Drittel der deutschen llhrenindustrie vereinigt. In Stuttgart sind jetzt die fett Jahren dauernden Verhandlungen über weitere Zusammenschlüsse in der deutschen Uhrenindustrie zum Abschluß gekommen. Der Kienzle-Uhren-Konzern in Schwenningen hat sich mit dem Iunghans-Konzern zusammengeschlossen, und die Mauthe-Uhrenfabriken GmbH., Schwenningen, ist ebenfalls der Verschmelzung beigetreten. Damit sind etwa zwei Drittel der deutschen Uhrenherstellung in diesem neuen großen Konzern, der den Namen Deutsche Uhren- Jndustrie AG. tragen wird, vereinigt. Technischer Leiter der neuen Gesellschaft wird Herr A. Kienzle. .
Die Sparkasseneinlagen im Deutschen Reich beliefen sich Ende Februar 1931 auf 10,94 Milliarden gegen 10,7 Milliarden RM. Ende Januar. Die Einzahlungen betrugen 624,51 (Januar 1009,24) Millionen RM., davon aus Aufwertung 8,71 und aus Zinsgutschrift 74,50 Millionen RM. und die Auszahlungen 452,98 (643,80) Millionen RM. Die Scheck-Giro-Kontokorrent- und Depositen- Einlagen stellten sich Ende Februar auf 1452 Millionen RM. gegen 1425 Millionen RM. Ende Januar 1931.
Die Russenkredile bewilligt. Wie verlautet, hat die Reichsregierung 300 Millionen Mark für die in Aussicht gestellten Nus- senbestellungen zusätzlich bewilligt.
Die Leipziger Herbstmesse findet vom 30. August bis 4. September statt.
Märkte
Vlehpreise. Biberach: Farren 320—380, Ochsen 490—540 Kühe 190—400, Kalbeln 350—450, Jungvieh 180—300 Mark. — Hall: Kühe 400—536, Jungvieh 119—503. — Alünsingen: Ochsen 530—670, Farren 250—520, Kühe 245—315. Kalbeln 280—630 Jungvieh 125—295. — Sulz a. R.: Rinder 140—300, Kalbinnen 400—580, Kühe 300-500, 1 Paar Stiere 800-1000. 1 Paar Ochsen 1200-1300 Mark.
Schweinepreise. Biberach: Milchschweine 17—25, Läufer 35 bis 40. — Buchau a. A.: Milchschweine 20—22. — Alünsingen: Milchschweine 20—27, Läufer 35. — Schömberg: Milchschweine 1«, bis 21. — Sulz a. R.: Milchschweine 15—27. — Wangen i. A.: Ferkel 15—24. — Winnenden: Milchschweine 20 Mark.
Frachtpreise. Biberach: Weizen 14.40—14.50, Saatweizen 16.50, i Roggen 9.50, Gerste 11—12, Saatgerste 11.50—14, Haber 8—10, Saathaber 9.80—11.30, Wicken 13. — Wangen i. A.: Haber 9.50 bis 11.50, Gerste 11—13, Roggen 11—13, Weizen 14—16. — Leutkirch: Roggen 15.50, Gerste 13—15, Saathaber 11.50—12.50, Futterhaber 9—10.70. — Rottweil: Saathafer 10.50—12, Saatgerste 14 bis 15.50, Futterhafer 10, Futtergerste 13, Sommerweizen 18, Erbsen 14, Bohnen 13.50—14. — Winnenden: Wei?->" 15—15.30, Haber 8.70—9, Roggen 10.50-11.30. Gerste 14
Fruchtschranne Nagold.
Markt am 4. April 1931
Verkauft:
42,13 ,
Weizen
Preis pro Ztr. 3LF
15.00—18.35
24,20 ,
Gerste
» M F M
13.80—14.50
>8,34 ,
Haber
I M M »
9.80—1050
2.35 .
Ackerbohnen
»»FS
11.75
Handel recht lebhaft, alles verkauft, nach Saatgut immer noch Nachfrage.
Nächster Fruchtmarkt am Samstag, den 11 April.
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(Eine wirtschaftsgeographische Betrachtung).
Ein oberflächlicher Beobachter mag vielleicht die Ansicht vertreten, daß die gewerbliche Produktion des west-mitteleuropäischen Wirtschaftskörpers durch den technischen Kapitalismus schlechthin gleichmäßig beeinflußt worden sei und in ihren Leistungen keine besonderen Züge einer nationalen Eigenart aufweise. Doch allein schon natürliche Tatsachen, wie die geographische Lage, die geologischen Verhältnisse eines Landes haben ebenso wie auf die Landwirtschaft auch auf die gewerbliche Produktion einen bestimmten Einfluß. Es mag doch z. V. für jeden nicht schwer zu erklären sein, warum gerade die Insel England einen mindestens quantitativen Vorsprung im Bau von Seeschiffen, das mit Kanälen vielfach durchzogene Holland einen solchen im Vau von Binnenschiffen hat. Einfach deshalb, weil das Jndustriesystem dieser Länder aus natürlichen Gründen den Schiffbau besonders betonen muß. Diese Zwangsläufigkeit hat natürlich im Gefolge, daß sich in diesen Ländern eine vielseitige Arbeitsorganisation, Erfahrung und Tradition im Schiffbau entwickelt haben. Auch in Frankreich und Deutschland finden wir Beispiele der besonderen Entwicklung solcher naturgegebenen Industriezweige. So gründet sich die starke Betonung der Seiden- und kosmetischen Industrie Frankreichs zum Teil auf die Leistungen, zu welchen die südfranzösische Landwirtschaft durch das Mittelmeerklima befähigt ist. Das Gedeihen des Maulbeerbaums und zahlreicher Riechstoffe enthaltender Blumen haben den Anstoß zu dieser Entwicklung der französischen Industrie gegeben. In Deutschland haben die vielseitigen Erzlager den Antrieb zu einer umfangreichen Entwicklung der Metall verarbeitenden Gewerbe schon seit dem Mittelalter gegeben, sodaß sich als Folge dieser traditionellen Fortbildung noch heute eine besondere Ueberlegenhert dieser Leistungsfähigkeit wenigstens in qualitativer Beziehung feststellen läßt.
Neben der durch die Natur bedingten Beeinflussung der nationalen Eigenart der west-mitteleuropäischen Jndustrie- systsme macht sich eine Beeinflussung geltend, welche von verschiedenen psychischen Einstellungen der großen Völker West- Mitteleuropas herrührt. Trotz der vielen gemeinsamen Wesenszüge des Europäers spiegeln sich die verschiedenen psychischen Merkmale der Großvölker Europas in ihren jeweiligen Jndustriesystemen wieder. Bei der Entwicklung und auch ge- genwätigen Leistungsfähigkeit der englischen Industrie erinnern wir uns, daß im 18. Jahrhundert die großen Erfindungen der Dampfmaschine, der Textilmaschinen, der Eisen- ewinnungs- und Verarbeitungsweisen, der neuzeitlichen erkehrsmittel alle von Engländern gemacht worden sind — hat nicht zuletzt auch die besondere Begabung des Engländers für physikalische und mechanische Verfahrensweisen und seine Fähigkeit diese wirtschaftlichen Zwecken nutzbar zu machen mit- aewirkt. Bei der Charakterisierung der französischen gewerblichen Produktion darf man die Tatsache nicht übersehen, daß
die originelle Leistungsfähigkeit des Franzosen von seinem Verbrauch her stark bestimmt wird. Der Franzose hat gewisse Verpflegungsgewohnheiten, welche besonders auf kosmetische, Bekleidungs-, Wohnungs- und Nahrungsseinheiten ausgehen. Dadurch werden Landwirtschaft und zahlreiche Eewerbezweige wesentlich beeinflußt. Aus dem entwickelten ästhetischen Empfinden des Franzosen ergibt sich eine besondere Betonung der Formgebung seiner gewerblichen Erzeugnisse. Hierdurch wieder erklärt sich, daß cm Arbeitsverfahren die Handarbeit gegenüber maschineller Arbeit vielfach bevorzugt wird, eine Tatsache welche die technisch-kapitalistische Entwicklung Frankreichs im Vergleich zu Deutschland und England nicht unwesentlich gehemmt hat. Die Eigenart des französischen Gewerbes äus- sert sich deshalb in den verschiedenen Zweigen der kosmetischen Industrie, der Mode, besonders der Damenkleidung, in der Herstellung von Möbeln, Ausstattungsgegenständen der Wohnung, feiner Leder-, Papier- und Glaswaren. Die Formgebungsfähigkeit des Franzosen hat die zivilisierte Welt bis auf den heutigen Tag nicht unmerklich beeinflußt, auch hat sich Frankreich seine traditionelle Stellung in überseeischen und weniger entwickelten europäischen Ländern zu wahren gewußt, man denke an die bedeutende Stellung der Pariser Modeindustrie.
Die Eigenart des deutschen Jndustriesystems gründet sich auf Verbrauchstendenzen sondern schlechthin auf das Är- beitsprinzip. Der Deutsche lebt weniger um zu verbrauchen, als um zu arbeiten! Daraus folgt, daß der Deutsche besonders auf die Durchgestaltung des Arbeitsverfahrens ausgeht. Die Formgebung spielt keine große Rolle. Die wirtschaftliche Betätigung wurde zuerst in Deutschland mit der Wissenschaft verbunden: deshalb mußte in den Industriezweigen, in welchen in erster Linie der Arbeitsprozeß entscheidend für den Erfolg ist, und nicht die französische Eigenart der Formgebung bezw. die englische Eigenart der praktischen Anordnung eine wesentliche Rolle spielen, die deutsche Eigenart den größten Effekt erzielen. So erklärt sich die große Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie auf dem Gebiete der Chemie, der Metallurgie, Feinmechanik auch Elektrotechnik. So muß es sich z.V. auch aus psychologischen Gründen erklären, daß Deutschland in der Farbenindustrie das führende Land geworden ist während doch eigentlich England mit seiner weit größeren Textilwirtschaft dieses wichtige Hilfsgewerbe der Textilindustrie auf einen entsprechenden Stand hätte entwickeln müssen. Eine weitere Folge der deutschen Eigenart ist die seit Jahrhunderten führende Stellung der Deutschen im Hüttenwesen, der Porzellantechnik, der Druckereiverfahren: auch in der Optik, in der Produktion von Meßwerkzeugen, Uhren, Musikinstrumenten, Spielwaren und Edelmetallprodukten erweist sich besonders die feinmechanische Leistungsfähigkeit der Deutschen.
Erich Combe, Dipl.-Handelslehrer.
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