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Dienstag, 31. März 1831

Württemberg

Stuttgart. 36 April.

Ehrenvolle Auszeichnung. Dem Professor Dr. Sieg­mund, Direktor des pathologischen Instituts des Kathari­nenhospitals Stuttgart, wurde die Medaille des Zentraloer­eins deutscher Zahnärzte verliehen. Die Auszeichnung ist neu geschaffen und wurde bei der diesjährigen Tagung des Zentralvereins deutscher Zahnärzte in Berlin zum erstenmal verliehen.

Verzicht auf die Jubiläumsfeier? Die Stadt Stuttgart wäre in der Lage gewesen, in zwei Jahren ihr 700jähriges Stadtjubiläum zu feiern Es war dazu bereits ein Fonds von 100 060 Mark angesammelt Dieser Fonds ist nun zum Ausgleich der Einnahmen und Ausgaben im neuen Stadt- haushaltplan in Einnahme gestellt worden, soll also auf­gelassen werde» Es ist damit kundgetan, daß das 700- jährige Stadtjubiläum nicht gefeiert wird.

Das württ. Handwerk zur Gebäudeentschutdungssteuer. Die Handwerkskammer Reutlingen als Borort des württ. handweukskammertags hat eine Eingabe, di« sich mit der Frage der Gebäudeentschuldungssteuer beschäftigt, an Re­gierung und Landtag gerichtet. Viele Angehörige des Hand­werks, die größtenteils Hausbesitzer sind, erwarten eine Aen- derung der geltenden Bestimmungen über die Erhebung -er Gebäudeentschuldungssteuer, die sich unter den heutigen Ver­hältnissen immer mehr hemmend der Entfaltung der Bau- wirtschast in den Weg stellt. Namentlich wird gefordert, daß der Finanzausschuß des Landtags einen größeren Betrag als gesehen der Wohnugskreditanstalt zusühren möchte.

Anzeigepslichl der österreichischen Staatsangehörigen. Das hiesige österreichische Konsulat teilt mit: Gemäß Art. 5, Punkt 4 des österreichischen Bundesgesetzes vom 20. 12. 1928 sind die im Ausland wohnhaften österreichischen Staats­angehörigen verpflichtet, Aenderungen in ihrem Familien­stand der zuständigen österreichischen Vertretungsbehörde anzuzeigen. Die österreichischen Staatsangehörigen werden auf diese Pflicht aufmerksam gemacht, da die Unterlassung oft unangenehme Folgen nach sich zieht.

Die Arbeitszeit der Lokomotivführer. Die Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer, Bezirk Württemberg, teilt mit: Der Hauptvorftand der Gewerkschaft deutscher Lokomotiv­führer hat sich in seiner Tagung vom 20. bis 23. März d. I. mit der Arbeitszeitfrage des Lokomotivpersonals beschäftigt. Das Lokomotiopersonal ist durch die Dienstdaueroorschrist, die die Reichsbahn-Hauptverwaltung herausgegebsn hat, immer noch verpflichtet, im Schnell- lind Eilzugsdienst wöchentlich 51 Stunden reine Arbeitszeit zu leisten. Im übrigen Dienst beträgt diese Arbeitszeit 5356 Stunden in der Woche. Die Forderung des Vorstands der Gewerk­schaft, daß in Anbetracht der großer! Arbeitslosigkeit für das Personal Erleichterungen geschafft werden, indem die Arbeitszeit nach den jeweiligen Zeitgrenzen um drei Stunden pro Woche gekürzt werde, wurde von der Reichs­bahn-Hauptverwaltung abgelehnt. Der Hauptvorstand ist über die Ablehnung der Forderung entrüstet und hat eine entsprechende Entschließung gefaßt

Beschlagnahmung. Am Samstag nahm die Polizei im kommunistischen Literaturvertrieb Beschlagnahmungen vor. Unter anderem wurden auch Schallplatten beschlagnahmt.

Vom Tage. In einem Haus der Döblinger Straße ver­suchte sich ein 23 Ja. altes Mädchen durch Einnehmen von Tabletten zu vergiften. Die Lebensmüde wurde ins Marien­hospital verbracht. In der Küche seiner Wohnung eines Hauses der Schloßstraße in Gaisburg unternahm ein 55 I. alter, getrennt lebender Mann durch Einatmen von Gas einen Selbstmordversuch. Er wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Ein weiterer Selbstmordversuch, den eine .34 I. alte Frau in einem Haus der Gartenstraße in Gais- durg durch Einatmen von Gas unternommen hat, konnte durch sofortige Anwendung des Sauerstoffapparates recht­zeitig vereitelt werden. Im Nesenbach zwischen Kaltental und Vaihingen a. d. F. wurde ein 57 I. alter Mann mit einer Kopfverletzung aufgesunden. Es hat sich herausgestellt, daß der Verunglückte in angetrunkenem Zustand vom Weg abgekommen und in den Nesenbach gefallen war.

Aus dem Lande

Vaihingen a. A., 30. Mörz. Schultheiß Kachel vermißt. Am vergangenen Samstag hat sich der frühere Schultheiß Kachel von hier aus seiner Wohnung ent­fernt, um einen Spaziergang zu machen. Er ist seitdem nicht wieder zurückgekehrt. Die sofort aufgenommene Suche seitens der Behörden. Vereine und der Bevölkerung ist bis jetzt ergebnislos verlaufen, so daß die Annahme besteht, daß ihm ein Unglück zugestoßen ist.

Eßlingen, 30. März. Der Bezirksrat zur Ein­gemeindung von Rotenberg nach Stuttgart. Der Bezirksrat hat dem Eingemeindungsoertrag der Ge ' meinde Rotenberg mit der Stadt Stuttgart zugestrmmt. Als Gegenleistung der Stadt Stuttgart an die Amtskörperschaft Eßlingen aus Anlaß des Ausscheidens der Gemeinde Roten­berg aus dem Amtskörperschaftsverband werden gefordert: aj voller Ersatz der aufgewendeten Straßenbaubeiträge für Rotenberg,- b) Übernahme der langfristigen Schulden der Gemeinde Rotenberg auf die Städtische Sparkasse Stutt­gart: cj Verzicht der Stadt Stuttgart als Rechtsnachfolgerin cer Gemeinde Rotenberg auf alle Ansprüche aus das Ver­mögen der Amtskörperschaft Eßlinaen.

Beo klingen, 30. März. Württ. Gemeindetag und Staatsfinanzverwaltung. In einer Gauver- samml-ing des Württ. Gemeindetags am Samstag mittag, an der Vertreter der fünf Oberämter Reutlingen, Tübingen, Rottenburg, Urach und Münsingen teilnahmen, führte Ver­waltungsdirektor Schmid aus, man müsse leider feststellen, daß bei der Aufstellung des Haushaltplans für 1931 am 1932 der württ. Staat die Notlage der Gemeinden in keiner Weise berücksichtigt habe. Die Gemeinden, die an Staats­straßen lägen, seien zu bedauern, da sie nicht allein ganz er­hebliche Kosten für Unterhaltung der Straßen aufzubringen, sondern dazu noch dauernd Gefahren zu fürchten hätten und die Häuser, die direkt an verkehrsreichen Straßen liegen, einer Entwertung ausgesetzt sehen. Leider seien auch die Wafserleiumgsbeiiräge gekürzt worden. Das gleiche sei der Fall bei dem Posten für Schulhausbauten und Schulhaus- uinbaureir. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen habe der Württ. E melndetag den Gemeinden geraten, keine Scharl- hausbrmen in Angriff zu nehmen, w-snn sie nicht die schrift­liche Z'.-fage hätten, daß der Staat mindestens 50 Prozent Best'-og zu den Kosten leiste.

Gomaringen OA. Reutlingen, 30. März. Flammen- t o d. Am Samstag abend wollte Frau Marie Lutz an­scheinend einen Kochtopf vom Feuer nehmen. Dabei fingen ihre Kleider Feuer und im Nu stand die Frau in Flam­men. Eine Tochter versuchte, die brennenden Kleider ab­zureißen und das Feuer zu löschen, doch die Bedauerns­werte hatte schon so schwere Brandwunden erhalten, daß sie noch in derselben Nacht starb.

Tübingen, 30. März. Der Universitätsneubau. Mit Beginn des Sommerseinesters wird das neue Umversi- tätsgebäude der Benutzung übergeben werden. Der Neubau umfaßt einen weiträumigen, dreiflügeligen Anbau an das Gebäude der «Reuen Aula" und einen Unrdau des alten Gebäudes. Reben einer Reihe größeren und kleineren, den derzeitigen Anforderungen angepaßten lichten Hörsälen wer­den für die Seminare der evangelisch- und der katholisch- theologischen Fakultät, der Mathematiker und der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ihren Bedürfnissen entsprechende Arbeits- und Uebungsraume geschaffen.

Jungingen OA. Ulm, 30. März. Mutige Vögel. Auf einem Grundstück außerhalb der Ortschaft wurde dieser Tage der Begleithund eines Hausierers, der einigen Vögeln nachjagte, von Raben angepackt: er mußte schleunigst bei seinem Herrn Schutz suchen.

Friedrichshafen, 30. März. «Graf Zeppelin" ist heute früh 6.05 Uhr nach seiner Ungarnfahrt auf dem hiesi­gen Werstgelände glatt gelandet. Das Luftschiff erschien be­reits um 144 Uhr über Friedrichshafen, mußte aber die auf 6 Uhr bestellte Haltemannschast abwarten. Es wird über Ostern in der Halle verbleiben und zur Besichtigung frei­gegeben.

Alm. 30. März. 400-Iahrfeier des Gymna­siums. Das Gymnasium Ulm beging am Samstag und Sonntag seine 400-Iahrfeier in festlicher Weise. Neben dem Gymnasium hat die alte Reichsstadt eine Obervealschule, ein Realgymnasium, dazu kommt die Realschule und der zu er­wartende Vollausbau der Mädchenrealschule. Das Gymna­sium zählt rund 360 Schüler, darunter 69 Schülerinnen. Das Gymnasium wird unter den 13 Gymnasien des Lands nur von Stuttgart Lbertroffen.

hechingen, 30. März. Totschlag. Am Palmsonntag, morgens 1 Uhr, ist der 23jährige Fabrikarbeiter Heinrich Bäuerle von zwei Wanderburschen erschlagen worden. Der Tat, die in der Nähe der Ankerbrücke geschah, sind Streithändel vorausgegangen. Die Täter wurden festgenom­men und ins Amtsgerichtsgefängnis eingeliesert. Der Haupttäter ist der 26 I. a. Karl Heß. Mittäter der 27 I. a. Franz Hauser. Ersterer ist von Gottenheim bei Frei­burg (Breisgau), letzterer von Tunningen OA. Tuttlingen gebürtig

Der Württ. Fischereiverein tagt

Friedrichshafen. 30. März. Der Württ. Fischereioerein hielt am Samstag hier seine diesjährige Jahresversammlung ab. Der Vorsitzende, Fischermeister Jäger-Langenargen, erstattete den Geschäftsbericht. Mit dem verflossenen Jahr konnte man im allgemeinen zufrieden sein, wenn auch man­cher nicht auf seine Rechnung gekommen sein dürfte, beson­ders die Schwebnetzsischer. Eingesetzt wurden 3200 Zander (davon 1200 vom Landesfischereiveiein). Einen eingehenden Bericht erstattete daraus Polizeidirektor Quintenz über die Ergebnisse des Felchenlaichs. Die Fänge waren vom Wetter mäß'g begünstigt, die Laichoerhältmsse nicht gut. Klage geführt wurde wieder über die sog. Motorboottaxe, die Württemberg als einziger deutscher Staat von den Fi­schern erhobt und die als ungerecht und Ausnahme-Besteue­rung verurteilt wird.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 31. März 1931.

Alles, worüber ich Freude empfinden kann, gehört mir", sagte ein Armer. - Wie reich er oft ist!

Bezirksgeneralversammlung des Reichsbunds der Kriegsbeschädigten etc. in Nagold M M

Man schreibt uns:

Palmsonntag! -- Unsere Gedanken schweiften zurück in jene Zeit, da wir mit unfern Kameraden, die draußen fern der Lie­ben ihre letzte Karwoche hatten und ihr Leben für die Brüder und Schwestern ließen, in gleichem Schritt und Tritt, in Schick­salsverbundenheit durch die fremden Lande marschierten und sangen von der Heimat, vom Wiedersehen.Wir sollen ihre Lieben einst nicht im Stiche lassen!" war ihr letzter Ge­danke und für uns ein Vermächtnis, das wir im Reichsbund vor allen anderen Organisationen - zuerst in die Tat um­setzten. Kein Wunder, daß noch viele Kameraden jene Zeit mit ihren Lehren nicht vergessen haben. In diesem Sinne wa­ren auch am Sonntag recht viele Kameradinnen und Kamera­den unserer Einladung nachgekommen, um wieder mal zu hö­ren, wie heute dieAktien" derer stehen, die einst ihr Teuer­stes draußen ließen und jener, die zuriickkamen, aber mit verwundeten und kranken Körpern. Zu aller Freude hatte uns die Eauleitung einen alten, erfahrenen Praktiker auf die­sem Gebiete, Kamerad V a i s ch-Böblingen gesandt, der als Schwerbeschädigter der gegebene Vertreter unserer Interessen und Gefühle ist. Mehr als zwei Stunden schilderte Kamerad Barsch die Licht- und Schattenseiten der Versorgung für die Opfer des großen Völkerringens 1914/18. Die Notverordnung vom 26. Juli 1936 mit ihrer Berufung auf den berühmten K48 habe bereits ihre Wirkung in vielen Fällen getan, weitere Abbaumaßnahmen stünden bevor. Er erinnerte an die Kür­zung der Zusatz- und Elternrenten, Erziehungsbeihilfen, an die Bedürftigkeitsfrage, an die vielenkann" undwenn" und aber" in den Gesetzen. Die Sperrung des H 63 Z Reichsver­sorgungsgesetzes stelle uns sogar vor die Tatsache, daß neue Rentenanträgc so gut wie keine Aussicht auf Erfolg mehr ha­ben, eine Ungerechtigkeit gegen alle diejenigen, bei denen sich erst jetzt die Folgen ihrer Kriegstätigkeit zeigen. Scharf ver­urteilte der Redner, daß man die Notverordnung gerade in jenen Kreisen anwende, denen man einst hoch und heilig den Dank des Vaterlandes" versprach und die oft gerade durch den Tod des Ernährers in vielen Fällen sich schon in Not be­fänden. Wohl gäbe es manche Kriegsopfer, die nichts Besseres wüßten, als ihre Renten in Alkohol etc. anzulegen, wieder andere würden durch dumme Prahlerei oder sonstige Unklug­heiten in dieser schweren Zeit den Neid ihrer Mitmenschen herausfordern. Solche Fälle seien scharf zu verurteilen, weil dadurch viele andere brave Kriegskameraden, Kriegerwitwen und Kriegerwaisen und Kriegereltern in Mißkredit kommen. Auch der Reichsbund werde künftig, selbst auf die Gefahr hin, derartige Mitglieder zn verlieren, von sich aus energisch vor- j gehen, denn schon die Kameradschaft allein gebiete, die große Masse nicht wegen Verfehlungen und Taktlosigkeiten einiger

Eroßhansen und allzueifriger Alkoholverehrer büßen zu las­sen. Wir sind gewiß keine Pfennigspalter aber Mißbrauch mit Kriegsrenten darf unter keinen Umständen getrieben wer­den. Auch beim Schwerbeschädigtengesetz könne der Reichs­bund bezw. die Fürsorge die Hilfe versagen, wenn einwand­frei feststeht, daß derartige Kameraden am guten Willenbe­schädigt" sind. Zahlreiche Ausschnitte und Beispiele aus der Praxis gab Kamerad Bai sch noch zum Besten, wobei auch der feldgraue Humor wieder etwas ausgesrischt wurde. Die lehr- und aufschlußreichen Ausführungen mit der Mahn­ung, auch fernerhin dem Reichsbund die Treue zu hatten, ernteten eine kräftige Beifallssalve. Für die sachlich, fachlich und kameradschaftlich hochstehenden Gedanken auch an dieser Stelle freundliche Anerkennung. Ueber den geschäftlichen Teil wäre noch Folgendes mitzuteilen: Der Geschäftsbericht des Be­zirksleiters erzählte von mannigfachen Streifzügen in seinem Gebiet, von Sprechstunden-Erfolgen und Mißerfolgen, von Dank und Undank etc. Immerhin, die Mitgliederzahl hat ih­ren vorjährigen Stand behauptet.Gnädig" zustimmend wurde das Protokoll des Bezirks-Schriftführers entgegenge­nommen. UeberSoll" undHaben" und -Nichthaben" be­richtete der Vczirkskassier, der auch manchem Kameraden vä­terliche Ermahnungen zu mehr militärischer Pünktlichkeit Leim Abliefern der Moneten mit auf den Heimweg gab. Einer der Bez.Revisoren bestätigte die Richtigkeit der Kassenführunq und unterstrich kräftig die Mahnungen des Kassiers. Punkt Wahlen - war rasch erledigt. Man ließ die Alten weiter­schalten und zwar ohne Notverordnung! Der Kreisleiter hatte auch noch einige praktische Winke auf Lager. In der Aussprache wurde u. a. von einem Kameraden lebhaft gerügt, daß man heute mit 8 48 anstatt im Geist der alten 48-er regiere. Um 6 Uhr konnteweggetreten" werden. Parole: Weiterarbeiten im Reichsbund -- Taktgefühl gegen die Neben­menschen bewahren Hoffnung auf bessere Zeiten nicht aus­geben! Regierung, bitte notieren: das vieleSperren" unserer Versorgungsgesetze könnte am Ende denWagen" gefährden oder dieBremse" könnte einenBruch" bekommen und bitte nie vergessen, daß Deutschlands ärmster Sohn sein getreuester war! E. L.

Schlutzfeier der Gewerbeschule

Die für gestern nachmittag in den Schulrüumcn der Gewerbe­schule augesetzte Schlußfeier, zu der die Behörden und die Kreise der Stadt zahlreiche Vertreter entsandt hatten, begann mit einer Unterrichtsstunde über Materialienlehre der Kl. VIc Oele und Fette", die von Gewerbelehrer Sannwald ge­halten, einen Einblick in die Lehrgebiete der Schule gab. In der Reihe der einzelnen Programmpunkte hörte man Eedicht- vorträge der Schüler und einen Vortrag des Schülers Her­mann Bienz überDie Entwicklung und Bedeutung des Or­naments und seine Vernachlässigung in der modernen Kunst". H. Vienz entledigte sich an Hand eines mit großer Sorgfalt und mit Fleiß ausgearbeiteten Manuskripts seiner Aufgabe mit viel Geschick und gab dabei der Hoffnung Ausdruck, daß die kalte Sachlichkeit, die mit der Zeit nicht mehr genügen und befriedigen könne, wieder verschwinden und der Zukunftstil wieder die richtige Einstellung zum Ornament finden möchte. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Begrüßungsan­sprache von Eewerbeschulrat V e u t'e l s p a ch e r, Zunächst zeich­nete er seine Stellungnahme zu der Erziehungs- und Vildungs- arbeit, weil er es für seine besondere Pflicht hatte, von Zeit zu Zeit der Oeffentlichkeit und besonders all denen, welche mit der Schule die Sorge und Verantwortung für die Jugend ha­ben, einen Einblick in die Unterrichts- und Erziehungsarbeit zu geben. Den Schülern aber solle die Schlußprüfung und Schlußfeier das Bewußtsein und die Ueberzeugung mitgeben, daß freudige Mitarbeit und reges Interesse der Lehrer sie seit­her begleitet habe, die dies auch noch künftighin tun werden. Der Referent dankte der Stadtverwaltung, dem Bezirksschul­gemeinderat, dem Eewerbeschulrat, den Verbandsgemeinden insbesondere aber Bürgermeister Maier für alle Förderung und Unterstützung, ebenso seinen Kollegen für ihre Arbeit Der Jahresbericht zeigte folgende Daten: Am 26. November wurde eine ständige Lehrstelle dem Gewerbelehrer Sannwald übertragen. Die Schule wurde nach dem Stand vom 1. Dezem­ber 1936 von 264 Schülern in der Gewerbeschule und Ä in der Handelsabteilung und 2 Eastschülern besucht. Der Rückgang zum Vorjahr ist ein ziemlich erheblicher infolge der schwachen Kriegsjahrgänge. In Nagold waren 199 Schüler beschäftigt in den Verbandsgemeinden 69, in den übrigen Gemeinden ' 21 Schüler. Unterrichtet wurde in 16 Klassen. 16 technischen 3 mchttechnischen und 2 Klassen der Handelsabteilung. In'der Handelsabteilung bestanden alle 6 Schüler die Abschlußprü­fung. Die im Winterhalbjahr abgehaltenen freiwilligen Abend­kurse wurden von zusammen 64 Teilnehmern besucht. In der Zeit vom Oktober bis Januar fand unter Mitarbeit des Ee- werbevereins ein Vorbereitungskurs zur Meisterprüfung mit gutem Erfolg statt. An dem Kurs beteiligten sich 22 Teilneh­mer. Im Februar und März wurden auf Wunsch des Arbeits­amtes und der Stadtgemeinde drei 6wöchentliche Fachkurse für Arbeitslose durchgeführt. Die Schulversäumnisse sind erfreuli­cherweise etwas zurückgegangen.

,vrc. me weweroe,lyuie m üas 26. Jahr ihres Bestehens seit der Neuorganisation auf Grund des Gewerbe- und Handels- ichulgesetz.es vom Jahre 1966. Aus diesem Anlaß werde durch die Beteiligung an der Vezirksgewerbeausstellung im nächsten Ä" weiterer Einblick in die Schularbeit gegeben werden. Nach Verteilung der Preise, die am Schluffe des' Berichts auf- gefuhrt sind, fand der Schulvorstand treffliche Morte für die zur Entlassung kommenden Schüler. Die Ausführungen sind auch zur weitere Kreise so beherzigenswert, daß wir' sie im Wortlaut wiedergeben möchten

freudige und voll froher Zukünftshoffnungen sein? Sie wären nicht ehrlich in der bitteren Gegenwart, deren Zukunft mehr als positive Bilder zeigt, in einer Zeit.^da mehr als L Millionen im besten Mannesalter stehende feiern müssen, es Gedanken sein, in müder Resignation müßig und untätig >ich vom Leben treiben zu lassen? Sie würden nicht pas­sen zur «zugend, die schaffend und vorwärtsstrebend sich betä- ngen will. Mir alle, ob wir wollen oder nicht, müssen zu den Forderungen des Lebens Stellung nehmen. Wir alle brauchen um unseres Lebens froh zu werden, das Gefühl, daß unser Leben einen Zweck hat. Wir müssen Ziele haben, denen wir zu­streben, Ideale. welche wir verwirklichen wollen. Und das be­sonders ihr, die ihr zwischen 2 Lebensabschnitten steht. Seit- ner hattet ihr einen Lebensweg zurückzulegen, geführt und gc- leitet vom Elternhaus, Schule, Meisterlehre und Berufsschule. Diese Bindungen fallen nun zum großen Teil weg. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt für euch. Eure eigenen Hoffnungen und Wunzche, eure ergene Energie soll mehr als bisher zum Aus- üruck kommen und euch die Richtung weisen. Die persönliche Freiheit wrnkt euch mit ihrem Hellen Schein. Sie kann dem einzelnen vorwärts bringen, ihm aber auch zum Verhängnis werden. Einen Weg müßt ihr wählen und gehen. Ein Vorwärts gibt es nur für den einzelnen, aber kein Zurück' Mugigang und Zögern bedeutet Stillstand und läßt die besten Jahre nutzlos vergeuden, um unwiderruflich verloren zu sein Dle,e Leute sind es aber auch, welche später im Wirtschaftsle­ben wre Flugsand hin und her getrieben werden, und andere anktagen anstatt sich- selbst. Darum nehmt euch ein Lebensziel, auf welches ihr hinstrebt und hinarbeitet! Fragt euch: Was liegt ,n der Linie meines Berufs, meiner geistigen Entwick­lung. was möchte und was muß ich lernen? Das Notwendige kommt zuerst. Je klarer euer Wille ist, um so sicherer seid ihr auch auf eurem Wege; destomehr werdet ihr verstehen, eure tägliche Arbeit eurem Lebensziel einzuordnen. Je größer die Not werden kann, desto größer muß euer Wille sein, euer Mut