Seite 4 — Nr. 47
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'
Donnerstag, 26 . Februar 1631.
aufs äußerste zuspitzte, daß Schneider von Braun bezichtigt wurde, systematisch aus seinem Fischbehälter Forellen gestohlen und mit ihnen einen schwunghaften Handel betrieben zu haben.
Mit seiner Revision bemängelte der Angeklagte u. a. als vermeintlichen Prozeßverstoß den Umstand, daß der Vorsitzende des Schwurgerichts sich vor der Verhandlung den Tatort angesehen habe, weiter aber auch eine Beschränkung in der Verteidigung, die darin gefunden werden müsse, daß man einen wichtigen Zeugen nicht ermittelt habe, der für einen Alibibeweis in Frage gekommen wäre.
Diese Rügen hatten aber keinen Erfolg, da der Schwurgerichtsvorsitzende nichts getan hatte, was das Urteil irgendwie beeinflußt hätte. Daß der auf der Wanderschaft befindliche Zeuge Mohr nicht geladen wurde, ergebe sich einfach daraus, daß dessen Aufenthalt nicht ermittelt werden konnte, aber auch seine Vernehmung hätte nichts anderes ergeben, als daß der Angeklagte am Mordtage spätestens um 6.55 Uhr das Lokal verlassen hat, in dem kurz vorher auch noch der später Ermordete gesessen sei. Ein Fehler sei es vielleicht nur gewesen, die beantragte Ladung des Schuldirektors Silberschmidt, der über die Schulzeit des Verurteilten aussagen sollte, abzulehnen. Aber auch das ändere nichts an dem Ergebnis. Nach allem dem sei die Revision zu verwerfen.
Die Kommunistenschlacht in Nagold.
Der Revolverheld verhaftet.
Stuttgart, 25. Febr. Den Bemühungen der Kriminalpolizei ist es nunmehr vor einigen Tagen gelungen, denjenigen, der in Nagold in der Traube die Schüsse abgegeben hat, zu verhaften. Es ist ein 21jähriger Gärtner aus Stuttgart, der der Arbeiterjungwehr angehört.
Letzte
Es brodelt weiter
Del dem „Deltarbettslosenkag" am 25. Februar der Kommunisten kam es in Berlin zu verschiedenen Ausschreitungen. Mehrere Lebensmstlel- und Fleischergeschäfke wurden znm Teil geplündert. Auch aus anderen Stödten Werder» Ausschreitungen gemeldet. In Frankreich ist der Tag ruhig verlaufen.
Der «Weltarbeitslosentag" ist in Stuttgart, soviel man bis jetzt hört, ruhig verlaufen. Um 2 Uhr fand auf dem Marktplatz eine Kundgebung statt, worauf sich verschiedene Züge mit Musik und roten Fahnen durch die Straßen der Stadt bewegten.
Blutige Zusammenstöße in Leipzig.
Leipzig, 26. Febr. Im Anschluß an eine von den Kommunisten einberufene Versammlung wurde in Leipzig- Volkmarsdorf versucht, trotz des ausdrücklichen Verbotes einen Zug zu bilden. Ein Kommando Schutzpolizei, das dagegen einschreiten wollte, wurde von den Kommunisten angegriffen u. mit Steinen, Briketts und ähnlichem beworfen. Auch sollen aus den Reihen der Angreifer Schüsse gefallen sein.
Als sich einem Demonstrationszug von etwa 2000 Personen ein Polizeikommando entgegenstellte, wurde es mit Steinen beworfen und beschossen. Hierbei wurden 6 Polizeibeamte durch Steinwürfe mehr oder weniger schwer verletzt, während ein Beamter einen Streifschuß am Schenkel erhielt und bei einem anderen Beamten das Geschoß am Koppelschloß abprallte. Darauf machten die Beamten von der Schußwaffe Gebrauch. Hierbei wurde einer der Angreifer getötet,- acht weitere wurden vorwiegend schwer verletzt. Zwei dieser Schwerverletzten sind nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus gestorben.
Im Laufe des Abends ist im Krankenhaus St. Jakob der Hilfsarbeiter Hans Hertel an einer schweren Kopf
verletzung gestorben. Hertel, der sich an den Demonstrationen beteiligt hatte ist somit das vierte Todesopfer der Ausschreitungen. Mehrere der Schwerverletzten schweben noch in Lebensgefahr.
Aufhebung des Haftbefehls gegen Dr. Wolf.
Stuttgart, 26. Febr. Die Gerichts-Pressestelle teilt soeben mit: Der Untersuchungsrichter hat mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft beschlossen, den Dr. med. Wolf gegen Leistung einer Sicherheit in Höhe von 25 660 Mark mit der weiteren Untersuchungshaft zu verschonen.
Das Neichsehrenmal zu Ostern fertig.
Berlin, 26. Febr. Die Schinkelwache unter den Linden wird bekanntlich zur Zeit umgebaut, da hier das Reichsehrenmal nach dem Entwurf von Professor Tessenow Platz finden soll. Die Vauarbeiten sollen so beschleunigt werden, daß mit der Einweihung der Eedächtnisstätte für die Toten des Weltkrieges Ostern zu rechnen sein dürfte.
Die thüringischen Ministergehälter vom Ausschuß gekürzt.
Weimar, 26. Febr. Im Haushaltsausschuß des Landtags wurde der Antrag der Nationalsozialisten, die Gehälter der Minister von 16 000 auf 12 000 Mark herabzusetzen, mit den Stimmen der Nationalsozialisten, bei Enthaltung aller übrigen Parteien angenommen. Der Antrag, die Aufwandsentschädigung der Minister, die im Jahr 2000 Mark beträgt, zu streichen, wurde mit den Stimmen sämtlicher Regierungsparteien abgelehnt.
Zeitungsverbot in Liegnitz.
Liegnitz, 26. Febr. Die „Schwarze Fahne", das Organ der Landvolkpartei in Liegnitz und den Nachbarkreisxn ist vom Oberpräsidenten in Breslau wegen Vergehens gegen das Nepublikschutzgesetz für die Dauer eines Vierteljahrs verboten worden.
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Donnerstag, 2«. Februar!
S.U: geNangabe, Wetterbericht, anschließend Morgengymnastik. 7.15: Wetterbericht. 10.00: Schallplattenkonzert. 11.00: Nachrichtendienst. 11.15: Funkwerbungskonzert. 12.00: Wetterbericht. 12.05: Fortsetzung des Funk, werbungskonzerts. 12.20: Schallplattenkonzert. 13.30: Wetterbericht, Nach, richtendienst, Bericht über die Beschaffenheit der Schwarzwaldstratzen. Anschließend Schallplattenkonzert. 15.2«: Stunde der Jugend. 16.30: Nach, mittagskonzert. 18.00: Zeitangabe, Wetterbericht, Landwirtschafisnachrichten. 18.15: Bortrag. W.50: Vortrag. 10.15: Zeitangabe. 10.20: Französischer Sprachunterricht. 10.45: Stenographisches Rundfunk-Probeschrsiben vom Deutschen Stcnographenbund. 20.00: Vortrag: Die Instrumente des Orchesters. 20.30: Rheinland und Westfalen. 22.00: Nachrichtendienst, Wetterbericht. 22.20—23.30: Unterhaltungsmusik.
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Die Lage des Arbeitsmarktes
Fünf Millionen Arbeitslose
Nach dem Bericht der Reichsanstalt ist die Belastung der Arbeitslosenversicherung in der Zeit vom 1. bis 15. Februar 1931 um rund 48 000 auf rund 2 602 000 Hauptunterstützungsempfänger gestiegen (gegen 2 318 000 am 15. Februar 1930). In der Krisenfürsorge betrug außerdem die Mehrbelastung rund 50 000 Hauptunterstützungsempfänger (861 000 gegen 811000 am 31. Januar). Von den verfügbaren Arbeitsuchenden, die am 15. Februar bei den Arbeitsämtern eingetragen waren, waren rund 4 991000 an diesem Stichtag arbeitslos. Die Zunahme ging im Bezirk des Landesarbeitsamts Südwesideuisch- land, besonders in Baden, über den Reichsdurchschnitt hinaus.
Der Reichebahn-Elektcisiziernngskredik. Die Neichsbahnverwal- tnng hat bekanntlich an ein Konsortium der Elektroindustrie einen Auftrag zur Elektrifizierung der Strecke Augsburg —Stuttgart vergeben. Es war in Aussicht genommen, einen Kredit von 30 Will. RM. für das Konsortium Siemens — AEG. — Bergmann — Brown Boveri zu beschaffen. Die Verhandlungen hierfür konnten laut „L.T." jetzt zu einem Abschluß gebracht werden, und zwar wird ein mehrjähriger Kredit von etwa 40—50 Mill. RM. seitens einer Bankengruppe gewährt, der die Schweizerische Kreditanstalt, die Stockholmer Enskilbank und die Firma Marburg u. Co. angehören, und an dem vielleicht außerdem noch Mendelssohn beteiligt ist. Die Auszahlung des Betrags wird, wie es heißt, in drei auf einen längeren Zeitraum verteilten Raten erfolgen, deren erste beide je ein Viertel der Gesamtsumme umfassen sollen, während die dritte di« restliche Hälfte darstellen wird. Das Reich hat sich bekanntlich bereit erklärt, die Bauzinsen so lange zu übernehmen, bis sich eine Rentabilität für die elektrifizierte Strecke ergibt.
keine neuen Packungen für Tabak notwendig. Entgegen anderslautenden Nachrichten über eine Verfügung des Reichssinanz- ministeriums, wonach angeblich in Zukunft der Tabak nur in Packungen von 40 und 80 Gramm in den Handel kommen darf, erfahren wir von unterrichteter Seite, daß die betreffende Verfügung dxs Finanzministeriums den Fabriken freie Hand läßt, ob sie den Tabak in Packungen von 40 und 80 oder, wie bisher, von 50 und 100 Gramm verkaufen wollen.
Die Berliner Kündigungen zurückgenommen. Gegen die von der Berl-ier Stadtverwaltung ausgesprochene Kündigung von 1350 Angestellten wurde von diesen in einer erregten Versammlung Einspruch erhoben. Die Stadtverwaltung hat darauf die Kündigungen zurückgezogen, weil sie arbeitsrechtlich nicht haltbar sind. Der Haushaltausschuß des Magistrats nahm einen Antrag an, daß die etwa später notwendig werdenden Kündigungen nur im Einvernehmen mit den Gewerkschaften und den Angestelltenraten erfolgen dürfen.
Schwein.epreise. Backnang: Milchschweine 18—24. — Buchau a. A.: Milchschweins 16—21. — Murrhardt: Läufer 46, Milchschweine. 12.50—22. — Niederstetten: Milchschweine 17—25. — Tuttlingen: Milchschweine 12—19. — Tetknang: Ferkel 16—23 .((.
Almer Pferdemark'. Dem Pferdemarkt am Dienstag waren etwa 300 Pferde zugeführt. Der Handel war im Gegensatz zu den früheren Märkten um diese Zeit schleppend. Nur in besonders gesuchten Pferden war ein schwaches Anziehen der Preise zu beobachten. Cs kosteten junge schwere Pferde 1200—1500, mittelschwere Pferde 900—1100, Fohlen 2jährig 600—800, Schlacht- pferde 50—150 RM. Handel mittel.
Versammlung der INilcherzeuger. Im Rahmen der „Landw. Woche" findet am Sonntag, den 1. März, nachmittags 2 Uhr, in Stuttgart im großen Saal des „Gustav-Siegle-Hauses", Leonhardsplatz, eine große öffentliche Versammlung für Miicherzeuger statt, die der Landesverband der Milcherzeuger- und Lieferanten- vereinizungen für Württemberg anberaumt hat.
Geschäftliches
— Hinweise dürfen sich nur auf Inserate beziehen und werden mit 86 Pfennig die Zeile berechnet. —
Wir machen unsere Leser auf das in dieser Nummer erscheinende Inserat betreffs „Rhöner Gebirgskräuter- Tee" aufmerksam. Dieser Tee ist eine hervorragende Mischung medizinischer Heilkräuter und deshalb nur in der Apotheke erhältlich.
Gestorbene: Moritz Gideon, 53 Jahre alt, Rexingen — Luise Schutz, geb. Marquardt, Witwe, Hi ldriz- hausen. — Ehr. Hornberger, Schmiedmeister, 67 Jahre, Hallwangen.
Wetter
Unter dem Einfluß eines über Deutschland befindlichen Hochdruckrückens ist für Freitag und Samstag mehrfach heitere» und trockenes Wetter zu erwarten.
Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten einschließlich der Beilage „Unsere Heimat".
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