rstag, 12. Februar 1831
Seite 7, — Nr. 35
Nagolder TagSlatt „Der Gesellschafter"
Donnerstag, 12. Februar 1S31
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Äö!' Skizze von Ernst Heller
Seit Stunden fasten sie zu Zehntausenden auf der Straste, Männer und Frauen, und legten den Verkehr der indischen Großstadt lahm. Sie folgten dem Rufe ihres Propheten, sie fühlten hinter sich die Massen der Millionen Inder, die von der Freiheit ihrer Heimat träumten, und die Polizei überließ ihnen die Straße. Sie wich nicht der Gewalt, sondern dem Willen eines ganzen Volkes.
Zwei junge Inder in europäischer Kleidung sahen vom Balkon eines Geschäftshauses auf die schweigenden Massen hinunter. „Unsere Sache wird siegen", sagte der eine, „ganz einerlei, ob heute oder morgen!" Der andere zuckte ein wenig geringschätzig die Achseln: „Vielleicht bin ich durch meine Erziehung zu sehr Engländer geworden, Chu- nilal, um die Psyche der primitivsten Menschen dort unten verstehen zu können. Glauben sie denn, daß es ihnen besser gehen wird, wenn die Engländer das Land verlassen haben und mit ihnen Kapital und Unternehmungsgeist?" — „Ein Riesenland wie Indien mit seinen unerschöpflichen Hilfsquellen kann nicht immer der Sklave eines anderen sein. Auch Du, Rataswami, wirst noch einmal denken wie ich, wie die Massen dort, wie . . "
Der Inder stutzte, denn sein Freund war zusammengeschreckt und starrte in die Menge hinunter. Chunilal folgte seinem Blick. Dort unten saß zwischen den anderen ein alter Mann. Sein grauer Vollbart hing ihm zerzaust um das eingefallene Asketengesicht, und seine Augen glühten zum Balkon herauf. Stumme Anklage lag in ihnen, als , hätte der Alte'die Worte des Engländerfreundes gehört, als wollte er sagen: „Verräter an Deinem Volke!" Da hob Rataswami die Schultern, um das Unbehagen von sich ab- zuschiitteln wie Regen tropfen: „Unsinn!" Doch seine Stimme klang gepreßt.
Der Zwischenfall schien vergessen zu sein, als Ratas- wami ein paar Tage später den Freund abholte: „Ich habe meiner Braut gegenüber von Dir gesprochen. Du weißt, daß auch sie europäisch erzogen ist und die Vorurteile unseres Volkes überwunden hat. Sie bat mich, Dich zu einem Eisgetränk im Hause ihrer Eltern mitzubringen. Mein Wagen wartet".
So lernte Chunilal die Braut des Freundes kennen. Ihr schien nicht daran zu liegen, als Inderin zu gelten. Die Ansichten ihres Verlobten waren wohl auch die ihren, denn sie folgte seinen Worten, die bald die politische Tagesfrage behandelten, den Kampf um die Freiheit, in gespanntem Schweigen, als' wären sie eine prophetische Verkündigung. Seine unbekümmerte Lebensfreude, die nicht nach dem Los der anderen fragte, sondern sich mit dem eigenen Wohlsein zufrieden gab, war wohl auch ihr Bekenntnis. „Warum soll ich nicht Engländerin sein?" lachte ne, als Chunilal ihrem Verlobten widersprach. „Was nützt aller Ruf nach Freiheit, wenn England das Geld besitzt? Der Friede von heute darf nicht durch einen Kampf um ein ungewisses Ziel gestört werden".
Chunilal sah das Mädchen an. Da schien es ihm, als trete an Stelle der europäischen Dame, die vor ihm saß, eine Inderin in langen, weißen Kleidern, das schwere, schwarze Haar gescheitelt und im Nacken zum Knoten verschlungen, große Ringe in den Ohren, lind Ena tat ihm leid, weil sie ihrem Volke verloren schien.
Rataswami wollte den Freund nach Hause begleiten. Er trat mit ihm auf die Straße, wo sein Wagen stand. Er wollte schon den Fuß auf das Trittbrett setzen, als Chunilal ihn Zögern und mit weit geöffneten Augen auf die Straße vor sich starren sah. Dort kauerte ein Mann auf dem Randstein. Ein alter Inder im zerzausten grauen Vollbart, der Asket mit den eingefallenen Wangen. Er sagte kein Wort, doch seine Augen waren wie Fesseln, die
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(Nachdruck verboten),
(Fortsetzung 13)
Stundenlang hatte Gerhard Bertsch beim Schein der Lampe droben über seinen Grubenbildern gesessen. Er hatte sich zu ungestörter Arbeit alles Nötige vom Zechen- Lüro hier in seine Privatwohnung im „Hirschen" bringen lassen. Doch nun sprang er auf. Ein letzter Blick flog zu den Zeichnungen. Aufflammende Kampflust — Siegesahnung! Jetzt wußte ers, wo er den Gegner treffen mußte. Und der Angriff sollte nicht auf sich warten lassen. Noch heute nacht sollte er erfolgen. Die Gelegenheit war günstig wie nie: Fast alle die Leute vom Erbstollen, Hannschmidt mit dabei, waren ja drunten zum Fest und kamen erst am Morgen wieder zur Frühschicht. Bis dahin konnte alles schon geschehen sein.
So stand Bertsch noch einen Augenblick. Ganz hochgespannter Wille. Dann aber folgte langsam die Entspannung. Er spürte nach dem stundenlangen Berechnen und Kombinieren nun doch ein Verlangen nach Ablenkung. Zudem — sein Auge suchte die Uhr — es galt auch noch über eine Stunde hinwegzukommen, ehe er sein Vorhaben ausführen konnte. Der Schichtwechsel auf dem Erbstollen mußte sich erst vollzogen haben, die Grube drüben leer von Leuten sein, bis auf die paar Reparaturhauer der Nachtschicht. Es war denn wohl das beste, er ging noch nach unten ins Gastzimmer. Bei einer Flasche Wein würde er über diese Zeit des notgedrungenen Wartens am ehesten hinwegkommen.
Aber wie Bertsch durch das schon stille Haus nach unten kam, ins Honorationszimmer, war zu seiner Ueber- raschung hier alles dunkel. Doch sah er noch einen Lichtschein im Nebenraum. So klopfte er denn dort an. Es war das Familienzimmer der Neuschs.
Die Tür ging auf, das Licht fiel zu ihm heraus, und auf der Schwelle stand Marga. Ein wenig erstaunt sah sie Bertsch.
„Sie? Ich glaubte, Sie wären schon oben. Ich habe daher eben hier überall das Licht ausgemacht".
„Entschuldigen Sie, wenn ich störe. Es ist im übrigen ja auch so spät noch nicht — ich dachte noch eine Flasche Wein bekommen zu können. Doch, wie ich sehe, ist «ohk niemand mehr da —"
Rataswami gefangen hielten: „Du willst unser Freund nicht sein, und doch lassen wir Dich nicht los!"
Dann schien es, als sollte Rataswami den stummen Kampf gewinnen. Denn er strich sich mit der Hand über die Stirn und bedeckte für eine Sekunde die Augen. Er richtete den Kopf auf und setzte sich hinter das Steuer: „Scharlatan!" Er fuhr an dem Alten vorbei, der unbeweglich auf dem Randstein saß, und nur die Hand, die übereilig die Gänge wechselte, verriet seine Erregung. Doch Chunilal wandte sich zurück. Er sah, wie der Alte dem Wagen nachblickte, und dann sank die Gestalt des Freundes ein wenig in sich zusammen, als legte sich eine schwere Last auf seine Schultern. Die Freunde sprachen während der Fahrt kein Wort mehr.
Chunilal war der letzte, der Rataswami sah, denn seit dem wortkargen Abschied blieb Leilas Verlobter verschollen. Seinen Wagen fand die Polizei nach Wochen tief im inner» des Landes abseits der Straße unversehrt im Dik- kicht stehen. Spuren von einem Kampfe waren nicht zu entdecken. Niemand in der Nähe des Fundortes hatte den Wagen oder seinen Insassen gesehen. Den Asketen suchte die Polizei vergebens. „Rataswami ist zweifellos einem Anschläge zum Opfer gefallen" sagte sie und schloß damit die Akten.
Ena nahm Chunilals Berichte ohne Klagen entgegen. Sie schien ihm gefühllos zu sein. Doch als er ihr sagen wollte, daß alle Hoffnung begraben werden mußte, trat sie ihm in der Kleidung ihrer Heimat entgegen. Da wußte er, daß sie in der Not zu ihrem Volke zurückgefunden hatte.
Jahre vergingen. Einst feierten die Inder in Chunilals Heimatstadt ein religiöses Fest. Hundertausend waren aus dem ganzen Lande zusammen geströmt. Gaukler, Priester, Betrüger, Fakire, Ehrliche und Gauner, suchten die drängende Menge auf dem Festplatze zu fesseln. Vor dem Podium eines, den sie Saddu nannten, den Heiligen, stauten sich Tausende und horchten. Denn er sprach von Freiheit und Brot, von der Heimat und von der Religion, von der Stunde, die einst kommen mußte und die den letzten fremden Soldaten und Beamten abziehen sehen würde.
Chunilal stand unter den Horchenden. Eine Welle trug ihn näher an das Podium heran, und plötzlich erkannte er den Saddu: Es war der Asket im grauen Vollbart. Zu seinen Füßen aber kauerte, nur mit dem Lendentuch bekleidet, die braune Brust abgemagert, ein Inder, und seine Haltung verriet, daß er der Diener des Saddus war. Ein schwarzer Bart kräuselte sich um sein spitz gewordenes Kinn, und doch erkannte ihn Chunilal: Rataswami, den Totgeglaubten.
Chunilal drängte sich langsam vor. Ellbogen und Fäuste trafen ihn in Brust und Seite und wollten ihn zurückstos- sen. Doch er kämpfte, bis er vor dem Saddu stand. „Rataswami!" rief er leise. „Rataswami!" Der Wiedererstandene sah nicht auf. Keine Regung in seinem Gesicht verriet das Erkennen. Doch der Saddu sah zu Chunilal hinab. Er schwieg einen Augenblick, und der Menge mochte es scheinen als schöpfe er Atem. Chunilal aber hörte feine Worte: „Laß ihn! Noch ist Indien nicht frei, und sein Leben gehört seinem Volke, das er verleugnen wollte".
Als Ena erfuhr, was Chunilal gesehen und gehört hatte, wollte sie von ihm zum Saddu geführt werden. Er erfüllte ihre Bitte, doch den Asketen und seinen Diener fanden sie nicht. „Wir haben sie wohl gesehen", sagten Leute, „aber sie sind fort, und wir wissen nicht, wohin sie gingen, woher sie kamen und wer sie sind".
Da senkte Ena den Kopf. Doch dann sagte sie: „Ich warte. Denn Rataswami wird einst wiederkehren, wenn die Stunde für Indien geschlagen hat".
„Allerdings — der Vater und Hermann sind beide nach der Stadt, und die Mamsell ist schon zu Bett".
„Das wußte ich freilich nicht. Unter diesen Umständen —"
„Deswegen können Sie Ihre Flasche Wein aber doch haben.
„Oh — ich möchte Sie in der Tat nicht bemühen, Fräulein Reusch".
„Und was wünschen Sie zu haben?"
Er überlegte einen Augenblick.
„Am liebsten — haben Sie Sekt im Hause?"
Ein Nicken.
„Wenn ich Sie also um eine Flasche bitten darf? Mir wäre heute gerade einmal danach zumute".
Schweigend ging sie und trug den Wein herzu. Reichte ihni auch noch den Sektbecher hin, sagte dann aber mit leisem Nachdruck:
„Das Weitere muß ich freilich nun Ihnen überlassen".
„Selbstverständlich". Er war schon dabei, den Kork zu lösen. „Sie müssen mir nun noch gestatten, Ihnen meinen Dank abzutragen für diese besondere Liebenswürdigkeit. Darf ich Sie bitten, das erste Glas mit mir zu leeren — auf Ihr Wohl?"
Und er reichte ihr bereits den schäumenden Kelch dar. Ein kurzes Sichbesinnen, dann nahm sie das Glas entgegen, mit einem leichten Neigen des Hauptes, und stieß an mit ihm. Sie nippte auch von dem Wein, aber eben nur so viel, daß der prickelnde Schaum ihr die Lippen netzte. Dann setzte sie den Kelch auf den Tisch und wollte sich wieder zurllckziehen. Aber da bat er:
„Würden Sie mir nicht noch ein paar Minuten wenigstens Gesellschaft leisten?"
Sie trat unwillkürlich etwas zurück; doch er fügte hinzu: „Ich habe heute einmal ein Bedürfnis, noch ein Wort mit jemandem zu sprechen".
„Wirklich — haben Sie das bisweilen doch?"
„Warum zweifeln Sie daran?"
„Es war Ihnen bisher nichts davon anzumerken, und Sie leben doch nun schon Wochen hier im Haus".
„Wochen voll harter Arbeit, Fräulein Reusch, da muß alles andere zurücktreten".
„Das scheint in der Tat so".
Er hatte inzwischen ihr Glas neu aufgefüllt, nun rückte er ihr mit einer einladenden Bewegung einen Stuhl heran.
„Bitte — lassen Sie mich heute wenigstens gutmachen, was ich in diesen Wochen fehlte".
Seine Augen suchten sie dabei. Es war das erstemal, daß er sie so ansah. Wirklich, er konnte also auch liebenswürdig sein. Da ließ sie sich schweigend nieder. Nur ein wenig rückte sie mit dem Stuhl doch von ihm ab.
Der Verschollene
Der Reiseschriftsteller Petersen aus Kopenhagen machte eine Reise nach dem Kongo. Und war eines Tages verschollen. In Kopenhagen hieß es, er sei von Kannibalen aufgefressen worden.
„Das wäre das erste Mal", sagte Jens Peter Jacobfen dazu, „daß jemand diesen Petersen genießbar gefunden hätte."
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In der Zeit vom 1ö. bis 22. März ds. Js. findet unter der Schirmherrschaft des Herrn Reichspräsidenten erstmalig eine Neichs-Handwerks-Woche statt. Für dieser erste geschlossene und über das ganze Reichsgebiet sich erstrek- kende Eemeinschaftskundgebung des deutschen Handwerks ist seit Wochen regste Vorarbeit im Gange. Die Veranstalter, der Reichsverband des deutschen Handwerks und der Deutsche Handwerks- und Gewerbekammertag, haben Kammern, Reichsfachverbände, Innungen und die sonstigen Körperschaften des Handwerks mobil gemacht, um dem Unternehmen zu einer starken und nachhaltigen Wirkung zu verhelfen. Gerade zur Zeit des Tiefstandes der Wirtschaft will das Handwerk auf diese Weise an seinem Teil zur Belebung des Arbeitsmarktes kräftig beisteuern.
Das deutsche Handwerk vertraut darauf, daß diese seine Maßnahmen vollen Widerhall im ganzen deutschen Volk finden. Zur Durchführung der Vorarbeiten für die Reichs-Handwerks-Woche ist in B e r l i n-S ch ö n e b e r g, Grunewaldstraße 6/7, ein Organisationsbüro geschaffen worden.
Zeitschriflenschau
Die letzten Methoden aus dem Gebiet der Schönheitspflege behandelt das als Spezial-Schönheitsnummer erscheinende neueste Heft der „Eleganten Welt". Es ist heute eine allgemein anerkannte Tatsache, daß Schönheit gleichbedeutend mit Gesundheit ist. Und wie man Gesundheit und Schönheit erlangt, sagt Ihnen dieses Heft der „Eleganten Welt", in dem Sie interessante, reichillustrierte Artikel über alle neuzeitlichen Schönheitsbehandlungen, über kosmetische und hygienische Gymnastik etc. aus berufener Feder finden.
Auf alle in obiger Spalte angegebenen Bücher und Zeitschriften nimmt die Buchhandlung oo« E. W. Zaiser Nagold, Bestellungen entgegen.
Er lächelte leise dazu und hob dann das Glas zu ihr hin.
„Das ist nett, daß Sie mir über diese Stunde hinweghelfen".
„Hat sie denn eine so besondere Bedeutung für Sie?"
„Ich hoffe es". Und er trank mit einem starken Zuge den Kelch leer.
In Marga Reuschs Augen stand ein verwundertes Fragen, aber er schüttelte den Kopf.
„Ich will einmal an etwas anderes denken. Herrgott, man ist doch auch nicht bloß ein Arbeitstier!"
Und ergriff mit einer lebhaften Bewegung nach der Sektflasche.
Sie sah ihm zu, wie er den perlenden Schaum langsam Zn das schräg geneigte Glas rinnen ließ. Dabei sprach er weiter zu ihr.
„Volle zehn Jahre Hab' ich ja weiter nichts gekannt, als Arbeit — nichts als Arbeit. Da kriegt man auch davon einmal genug".
Ihr Blick ruhte auf seinen Händen: einem Paar starken, großen Händen. Er gewahrte es und streckte sie ihr lächelnd über den Tisch hin.
„Ja, Fräulein Reusch, die wissen, was zupacken heißt".
Sie nickte, aber mußte dabei denken: Trotz ihrer Größe wohlgebaute Hände — richtige Manneshände. Und etwas Leidenschaftliches lag in dem stark hervortretenden Geäder.
„Nun — Sie sind ja so still", mahnte er.
„Ach, — ich muß eben nur denken, wie Sie es so haben aushalten können da drüben. Zehn volle Jahre in solcher Einsamkeit".
„Ja. es war nicht immer leicht".
„Was fingen Sie denn nur mit Ihrer freien Zeit an?"
„Die gab es nicht viel. Und wenn es Feierabend war, wurde es auch gleich Nacht. Noch ein paar Zigaretten draußen vorm Haus — dann war der Tag wieder einmal um".
„Aber die langen Sonntage?"
„Allerdings. Nun — da gab's eben auch zu tun. AI die notwendigen Schreibereien, zu denen man in der Woche nicht kam. Na, und blieb wirklich noch so viel Zeit am Nachmittag, so hing man sich die Flinte um. und net» terte in den Bergen umher. Daß man vielleicht mal ein Murmeltier schoß oder einen Geier".
„Mein Gott — was für ein entsetzliches Leben! Und' das so tagaus, tagein."
„Ja, ein Vergnügen wars freilich nicht. Aber ich wußte doch auch, warum ich's tat: diese zehn Jahre sollten mich frei und unabhängig machen für mein ganzes späteres Leben". ' (Fortsetzung folgt)