Seite 4 Nr. 11

Nagolder Tagblatt ^Der Gesellschafter-

Donnerstag, 15. Januar 1831

Ein englischer Generalstabsoffizier zu der Kriegsschuldlüge

Stuttgart, 15. Jan. Am Mittwoch abend sprach im Eu- stav-Siegle-Haus vor einem großen Zuhörerkreis, vor allem Mitgliedern der Volksrechtspartei und des Stahl­helms, der frühere englische Eeneralstabshauptmann der Luftstreitkräfte, Magister phil. der Universität London, Vivian Stranders, Ehrenmitglied des Stahlhelms, über die Kriegsschuldlüge. Stranders, der ein energischer und entschlossener Kämpfer gegen die Kriegsschuldlüge und gegen die französische Vorherrschaft in Europa und ein Vorkämpfer für ein Bündnis der germanischen Völker ist, führte in seinen interessanten Darlegungen aus, daß er keineswegs gegen sein englisches Vaterland Landes­verrat treibe. Durch seine zwölfeinhalbjährigen Studien in Deutschland vor und nach dem Krieg habe er festge­stellt, daß die Deutschen u. Engländer demselben Stamm, den Cermanen, angehören und daher zusammengehören. Vis 1914 habe es niemals einen Krieg zwischen den bei­den Ländern gegeben. Beide seien blutsverwandt. Wenn es 1914 doch zum Kriege gekommen sei, so sei das dem Treiben der internationalen Hochfinanz zuzuschreiben, die ein Interesse hatte, Germanen gegen Germanen zu Hetzen. Zu Ausbruch des Krieges sei das englische Volk betrogen und verdummt worden, so wie das deutsche Volk heute betrogen und verdummt werde. Die Lüge von der Alleinschuld Deutschlands am Weltkrieg müsse zurückgewie­sen werden. Ein Hauptkriegsverbrecher sei der König Eduard von England gewesen. Das Bündnis zwischen England und Frankreich sei ganz unnatürlich gewesen. Ein Kulturvolk habe sich mit einer verluderten Nation verbunden. Im Anschluß an den Vortrag von Stranders sprach Landtagsabgeordneter B a u s e r-Nagold über die Zusammenhänge zwischen Reparationsbelastung, Kriegs­schuldlüge und Entschuldungslüge. Beide Referate wur­den überaus beifällig ausgenommen. Zum Schluß wurde eine Entschließung angenommen.

Von dem deutschen Außenminister fordert die Ver­sammlung, daß er sich mit größtem Nachdruch und ent­schlossener Energie für Recht und Gerechtigkeit einsetzt und keine Verschleppung der Angelegenheit duldet.

Plötzlicher Tod des Feldwebels Fahlbusch.

Bremen, 15. Jan. Der durch die Femeprozesse bekannte Farmer und ehemalige Feldwebel August Fahlbusch, der sich zur Zeit bei Bekannten in Osterholz aufhielt, ist plötz­lich gestorbeiz. Fahlbusch wurde gestern früh bei Tiedjens- Hiitte in der Hamme-Niederung in der Kabine eines Mo­torbootes, in dem er die Nacht zugebracht hatte, tot aufge­funden. Der Tod ist anscheinend durch Herzschlag einge­treten.

Fahlbusch hatte sich bekanntlich in der Inflationszeit nach den Vereinigten Staaten gewandt und war dort im Mittelwesten Farmer geworden, bis er auf Ersuchen des Deutschen Reiches von den Vereinigten Staaten ausgelie­fert wurde. Nachdem der Reichstag im Sommer eine Am­nestie beschlossen hatte, die sich auch auf die sogenannten Femetaten erstreckte, wurde Fahlbusch wieder auf freien Fuß gesetzt. _

Handel und Verkehr

Stillegung d-.r gesamten Bemberg-Delriebe. Nachdem die Ar--' beiter der I. P. Bemberg AG.-Obervarmen die Arbeitsvertrage auf 14. Januar gekündigt haben, hat die Gesellschaft der ganzen Belegschaft gekündigt und der ganze Betrieb ist am Dienstag stillgelegt worden. Die Gesellschaft erklärt, sie habe genügend Vorräte all Kunstseide, um die Kundschaft auf längere Zeck belie- fern zu können. Es ist jedoch anzunehmen, daß baldigst Verhand­lungen zwischen den Parteien ausgenommen werden.

Außer den 3000 Arbeitern der Bemberg-Werke haben weitere 2800 Tertilarbeiter anderer Werke in Wuppertal das Arbeitsver- hältnis gekündigt, weil sie den Schiedsspruch (Lohnabbau von 7 v. H.) nicht anerkennen. Die Gesamtzahl der Feiernden bs,ragt nunmehr 4800 gegenüber einer Gesamtzahl der Textilarbeiter von 15 000.

Die Weltagrarkrife

Die Agrarsachverständigen des Völkerbunds führen in ihrem Bericht über die Wettagrarkrise an, die Krise sei zunächst auf die fortschreitende Mechanisierung der Landwirtschaft (durch Maschi­nen usw.) und auf die Ordnungsauflösung, die der Weltkrieg her­vorrief, zurückzufllhren. Unter den industriellen Hochschutzzöllen nach dem Krieg habe die Landwirtschaft zu leiden gehabt. Die Schwankungen in der Kaufkraft des Geldes, Inflation und Defla. tion habe das ihrige dazu beigetragen. Der Verkaufspreis d r landw. Erzeugnisse stehe in keinem Verhältnis mehr zu den Selbst­kosten. Der größte Teil der landw. Erzeugung habe noch nicht ein­mal den Vorkriegsstand erreicht, während Löhne, Steuern und Abgaben, die Preise für Maschinen, Geräte usw. stark gestiegen seien. Seit dem Jak-- 1929 seien die landw. Preise stärker gefallen als die Preise im Kleinhandel und der Lebenshaltungskosten. Be­sonders schädlich für die Landwirtschaft seien die fortwährenden Schwankungen der Preise. Für den Verkauf müßten bessere Or­ganisationsformen geschaffen werden.

Die Eisenpreissenkunq

Die Rohstahlgemeinschaft mit Unterverbänden hat folgende Senkungen der Eisenpreise ab 1. Januar 1931 beschlossen: For m- eisen Frachtbasis Oberhausen von 134 auf 125 für Form­eisen Frachtbasis Neunkirchen von 128 auf 119 ^77. für Stab­xi s e n Frachtbasis Oberhausen von 137 auf 129 ^77, für Stabei! n Frachtbasis Neunkirchen von 131 auf 122 ^77, für Grobbleche von 153 aus 147 ^77, für Mittelbleche von 160 auf 151 tt7, für Handelsfeinbleche von 170 auf 160 F7, für Quali- tätsfeinbleche von 295 auf 282 .77, für Bandeisen sür nördliche Absatzgebiete von 159 auf 148 ^7. für Bandeisen (Süd­deutschland) von 155 auf 144 .77. sür Walzdraht Thomas­güte Frachtbasis Oberhausen von 167 auf 158 ^77. für Walzdrabt Thomasgüte Frachtbasis Neunkirchen von 164 auf 155 ^77. Die, Halbz'eugpreise sind um 4.50 bis 5 ^77 ermäßigt worden. Der Universaleisenverband und der Röhrenverband schließen sich grundsätzlich der Preissenkung an.

Neben den vorstehenden Ermäßigungen der Grundpreise sind erhebliche Nachlässe auf die U e'b erpresse beschlossen wor­den. Aus diesen Ueberpreisermäßigungen ergibt sich eine weitere Senkung dgr Stabeisenpreise, auf die Gesamtlieferungen bezogen/ um 2.50 bis 3 ^77. Demnach wird am 1. Januar 1931 der Sta b- eisenpreis durchschnittlich insgesamt um 11.50 bis 12 ^77 er­mäßigt. Die Stärkeaufpreise für Walzdraht wurden für die verschiedenen Dimensionen im Ausmaß von 0 50 bis 2.50 -/7 herabgesetzt. Durch die Ermäßigung der Bandeisenübsrpreise ergibt sich für Bandeisen, auf die Gesamtlieferungen bezogen, eine Herabsetzung von durchschnittlich bis zu insgesamt 18 -47. Zu diesen Preisbeschlüssen ist zu bemerken, daß das Standardprodukt Stab­eisen allein bei dieser Preisherabsetzung um mehr als 50 Prozent stärker ermäßigt wurde, als in den letzten fünf Jahren die beiden Preiserhöhungen, um die der große Streit gina. überhaupt aus­machten.

Eaugenwald, 14. Jan. Holzverkauf. Die Gemeinde erlöste aus ihrem diesjährigen Langholz 63 Proz. für Tannen und 68 Proz. für Forchen.

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Einigung im Eisenbahnerkarifstreik

Im Tarifstreit über die Arbeitszeit bei der Reichsbahn ist im Reichsarbeitsministerium am Mittwoch eine Einigung zwischen den Parteien zustande gekommen. Auch der Hauptstreitpunkt, der die Sonntagsarbeit wichtiger Arbeitergruppen betraf, ist durch Vereinbarung geregelt. Künftig wird für Sonntaosarbeit ein be­sonderer Zuschlag gezahlt werden.

Preisfestsetzung für Zündwaren. 2m Reichsanzeiger Nr. 10 1931 gibt dis Deutsche Zündwaren-Monopol- gesellschaft Uebernahmepreise und Monopolpreise, d. h. die Preise, A* Monopolgesellschaft die Ware von der inländischen

Fabrik übernimmt bzw. zu dem sie die Zündwaren für den In­landsbedarf verkauft, bekannt.

Lufkverkehrsfragen. Am 15. und 16. Januar finden in M ü n- ch e n zwischen den Vertretern der deutschen, österreichischen und italienischen zivilen Luftfahrtsbehörden Verhandlungen uber gemejnsame L u f t v e r k eh r s f r a g e n, insbesondere über den Aufbau deg die drei Länder berührenden Lufistrecken- netzes und des Flugsicherungsdienstes statt.

Weiterer Fahrpreisabbau bei der Hapag. Der über Hamburg auf dem Seeweg nach und von Frankreich, England und Irland gehende Reiseverkehr mit den großen transatlantischen Schiffen der HamburgAmerika-Linie, die auf ihren Fahrten nach und von den Vereinigten Staaten französische, englische und irische Hafen anlaufen, hat in den letzten Jahren eins stetige Steigerung erfahren. Um den Verkehr weiter zu beleben, hat die Hamburg Amerika-Linie sich entschlossen, eine Reihe von Fahrpreis­ermäßigungen vorzunehmen. Demgemäß beträgt jetzt beispiels­weise der Fahrpreis (einschließlich Verpflegung) für die Strecken HamburgSouthampton, HamburgBoulogne und Hamburg Cherbourg 72 RM. in der Kajütsklalle und der 2. Klasse, 62 RM. in der 3. Küjüte für Touristen und 50 RM. in der 3. Klasse. Die entsprechenden Prelle für die Strecke HamburgCobh (Irland) betragen 92 RM.. 82 RM. und 72 RM.

Schweinepreise. Buchau a. Milchschweine 2023. Ober- sonkheim: Milchschweine 2032. Tettnang: Ferkel 1822. Tuttlingen: Milchschweine 1525. Waldsee: Milchschwekn« 1825 Mark.

Frnchtpreise. te.-'kllch: Gerste 11. Tuttlingen: Weizen 13.50 bis 14.50, Gerste 10, Haber 8.308.50 ,47 pro Zentner,

Ulm 14. Jan. Zuchtviehmarkt des Vereins Ober- schwäb. Fleckviehzuchtvereine. Die Zuchtviehmärkte des Verbands der Oberschwäbischen Fleckviehzuchtvereine zählen zu den größten Märkten des Landes. Mit dem gestrigen Markt war eine große Prämiierung verbunden. Zugeführt waren 190 Far- ren und 10 weibliche Tiere. Nicht zuletzt dürfte zu diesem Erfolg die geradezu ideal und mustergültig angelegte neue Max Eyth- Halle beitragen. Die Anfuhr der Tiere und die Ausladung ging rasch von statten. Die Eisenbahnwagen können bis an das Tor angefahren werden. Das Preisgericht war in zwei Abteilungen tätig. Das vorgeführie Material war zum Teil hervorragend. Die Vorführung der Tiere begann um 3 Uhr und dauerte bis 6 Uhr. Der Verkauf setzt erst heute ein. Preise wurden verteilt in Klasse II 2 erste, 6 zweite, 11 dritte; in Klasse III 5 erste, 3 zweite und 8 dritte; in Klasse IV 2 erste, 5 zweite und 8 dritte; in Klasse V 7 zweite, 16 dritte und in Klasse VI 1 zweiter.

Wetter

Nach Vorüberzug der Depression kommt nun wieder Hoch­druck von England her zur Geltung. Für Donnerstag und Frei­tag ist zeitweilig bsdeckres, jedoch vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.

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Anschließend an den staall Na>elsta>nmbolzv?rkaus bringt die Gemeinde am Samstag, den 17. Jan., nachmittags 3 Uhr, im Gasthaus zumBären" h er aus Heiligenwald zum Verkauf: ^

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Mit Wirkung vom 1. Januar 1931 ab ist der Bezirksv rband Heimbachkraftwerk in Freudenstadt durch BZchluß oec beteiligten Aiins'örp rsMaiten und mit G:> ehmiaung der staatlich n Au'stchtsbebörde aufgelöst worden. Der Bezirksverband Oberschwäbische Elek- tnzitäisweike in B>b rach bat m» Wukung vom geuaw ten Tage ab das ganze Vermögen des BezirksverbandsHeimbachkraftwerk über­nommen und ist in seine sämtlichen Rechte» Pflichten und Schulden eingetretea.

Für den bisherigen Belsorgungsbeziik des BestrksverbandS Humbacbkrastwerk ha! der Be- zirksserband Oberschwäbische Eiekirizilälsweike eine Geschäftsstelle in Fieudenstadi errichtet Diese besorgt alle diesen Versorgungsbezirk betreffenden Geschäfte unter den Namen und der Anschrift: Bezirksverband Oberschwäbische Elektri­zitätswerke, Heimbachkraftwerk» in Freu­denstadt. 99

Der Sitz der Geschäftsstelle ist im bis­herigen Verwaltungsgebäude des Bezirks­oerbands Heimbachkraftwerk (beim Haupt bahnvof).

Freudenstadt, den 12. Januar l93l.

Bezirksverband

Oberschwübische Elektrizitätswerke Heimbachkraftwerk.

.loclss lllslt 90 scksmugs Abonnements nimmt enlßse^en Sl. Buchhandlung.

Mindersbach.

Am Samstag» den 17. Jan., mittags 2 Ahr»

verkauft die Gemeinde einen 95

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