Die Eiese eies

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Obschon er es Wohl lieber gehört, wenn seine neue Herrin ihn von Rittmeister von Ples­sow unterhalten hätte. Seit Wochen bereits war sein Urlaub zu Ende. Aber Waldi wuß­te es mit sicherem Instinkt, daß er im Spät­herbst wiederkam, um auf die Jagd zu zu gehen. Er hätte sich gerne dazu geäußert. Doch selbst die so tierliebe Lite verstand seine Sprache nicht immer. Da zog er es vor, den Kopf in ihren Schoß zu schmeicheln und sich die warme Augustsonne auf daS Fell schei­nen zu lassen.

Lite nahm das für Zustimmung auf ihre Frage. Nur eins wunderte sie, daß Wossil Petrowitsch ihr nie wieder geschrieben hat­te. Auch Hellmut hatte keinen Gruß von ihm erhalten.

Das Mädchen sprang Plötzlich mit einem Satz von der Schaukel. Das hätte sie -ja fast ganz vergessen. Heute hatte Mutter Ge­burtstag, der berühmte Tag, an dem die Dorfkindcr im Garten mit Kaffee und Ku­chen bewirtet wurden, selbst wenn die Her­rin von Markehnen nicht persönlich anwesend sein konnte. Seitdem sie zwangsweise er­wachsen war. wie Hellmut sich ausdrückte, hatte Lite diesen Tag geleitet. Die Tische standen schon gedeckt. Nur die Schokolade mußte noch eingeschenkt werden, der Kuchen geschnitten. Wenn das junge Fräulein allein War, scheuten sich selbst die zaghaftesten Kin­der aus dem Dorf nicht. Die Kuchenberge verschwanden in einem Nn. Und dann gab's eine Fülle von Spielmöglichkeiten, die mit verlockenden Preisen verbunden waren.

Lite schmückte gerade die Brust des sieg­reichen kleinen Sackläufers mit einem gol­denen Orden, als Waldi kläffend an ihr in die Höhe sprang. Die Kinder schrien laut heraus. Das Mädchen schaute auf.

Ohne irgend abzusteigen, war Otto von Plessow in den Garten geritten. Sein Fuchs troff von Schweiß. Ja, hatte der Mann denn völlkg den Verstand verloren?Aber ich bitte Sie, Otto-"

Der Mann nahm das Bild in sich auf: Die junge frische Mädchengestalt, um sie die fest­srohen Kinder. Und das alles in dem som­merlich stillen Park des Schlosses Markeh- nen. Das war Frieden! Frieden? Otto von Plessow schrak jäh zusammen. Er sprang nun doch vom Pferd.

Lite!" Seine Stimme war so ernst, wie das Mädchen sie kaum kannte. Frieden säu­selte durch die Bäume, die Sonne küßte über die verlegenen, rotbackigen Kindergesichter, die sich begehrlich neuem Spiel zuwandten. Weshalb war der Herr so seltsam?

Lite nahm das Pferd am Zügel, schritt den Weg zum Schloß hinab. Sie wagte ein paar Augenblicke nicht zu sprechen. Dann hob sie

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die Augen dem Mann empor.Was ist geschehen?"

Otto von Plessow sah noch einmal den Bahnbeamten auf Schloß Heidkuhnen ein- fahren. Er hatte es über den Telegraph als erster gehört. Die Toten von Serajewo hat­ten Folgen bewirkt, vorher ausgerechnete Folgen. Die Länder der Erde hielten sich schon seit Jahren gerüstet, um über das friedliebende Deutschland herzusallen. De­peschen waren hin und her gegangen. Sie verzögerten aber nur oberflächlich einen Ausbruch, den viele schon längst geahnt. Und Deutschland, das einzige Land, das sich an dem Kesseltreiben zum Weltenbrand nicht beteiligt hatte, besaß die große Ehrlichkeit, die Karten der anderen anfzndeckcn und die Folgerungen zu ziehen.

Der Kaiser hat an Rußland den Krieg er- klärt!" Otto von Plessow sprach dis Tat- sache so langsam aus, als könne er sie noch einmal um Jahre verzögern.

Rußland! Lite verhielt den Schritt. Ruß­land der Feind! Jenseits der Wälder konnte man ihn ahnen, ja wissen und erfassen. Nur auf Stunden war er fern gerückt. Das Mäd- chen griff jäh nach des Mannes Arm.Otto, es ist ja nicht wahr. Denken Sie-Wos­sil Netrowitmi-"

Ist ad heute unser Feind!" Otto von Plessow sprach den Satz hart zu Ende, den Lite in seinem Anfang andeutete. Es tat ihm leid, weil er wußte, daß die junge Nach- darin in dem Russen ihren Jugendfreund sah.

Sr ist unser Feind!" Lite wiederholte den Satz, fast lautlos. Sie dachte an den Brief in ihrem Geheimfach. Er war besorgt gewesen, aber mehr zwischen den Zeilen. Und Wossil Petrowitsch schrieb nur dies eine Mal! Lite hörte neben sich Otto von Plessow spre­chen, trotz aller Besorgnis begeistert. Gerade hier hart an der Grenze würde man wißen, wofür man stand. Der Mobilmachungsbefehl war über ganz Deutschland gegangen. Er selbst würde in der Frühe des nächsten Mor­gens abfahren. Einen treuen alten Inspektor ließ er auf Heidkuhnen zurück. Er brauchte sich keine Sorge zu machen. Der Mann sprach plötzlich hart und erregt. Am letzten Abend war ein Deutscher über die Grenze gekommen, einer, der sich mit Mühe noch durch die Wälder geschlichen hatte. Seit Wochen schon habe man in Rußland mobi­lisiert. sibirische Regimenter ständen nahe der deutschen Grenze,

Wossil Petrowitsch bat darum gewußt! Lite flüsterte es vor sich hin. Sie wußte jetzt, daß der Russe damals nicht zu seinem kran­ken Bruder abgereist war. Schon damals bereitete man m Rußland den Krieg vor. Schöne Stunden gemeinsamen Erlebens stan­

den vor des Mädchens Augen. Immer war Wossil Petrowitsch ein Freund, sorgsamer Beschützer gewesen. Von der kleinen un­bändigen Lite wendete er manche drohende Strafe ab. Nie hatte er ihr ein böses, hef­tiges Wort gegeben.

Otto von PlessoP konnte es sich nicht deuten, weshalb Lite sich ihm Plötzlich in fas­sungslosem Schluchzen in die Arme warf, gar nicht beruhigen ließ sie sich.Es kann ja nichts geschehen!" Er versuchte zu beruhigen. Wir stehen ja an der deutschen Grenze und halten ewige Wacht." Das Mädchen aber ließ sich nicht beruhigen. ES weinte, als wollte es den großen, furchtbaren Weltcnbrand lö­schen, der dicht vor seiner Heimat in einer feiner Flammen aufloderte.

Lite, Sie müssen sich beruhigen. Hal­tung!" Otto von Plessow sprach das aus, was die Geschlechter des Landes feit Jahr­hunderten verband.

Das Mädchen fuhr sich mit dem Taschen­tuch über das tränennasse Gesicht. Ja, sicher, Haltung sie schaute ungewiß zu dem Mann empor.Ich habe keine Angst, Otto!" Sie sprach ganz klar und bestimmt Plötzlich:

Es war nur-gar nichts war es." Lite

warf den braunen Lockenkopf zurück. Schwer war es, daß Rußland, das bis jetzt zum Hori­zont der Heimat gehört, Feindesland bedeu­ten sollte.

(Fortsetzung folgt.)

Zess' »Ae

Aenderungen im Reichsbahn-Gütertarif

Tarifentfernungen werben verkürzt

Im September werden einige Aenderungen des Reichsbahngütertarifs durchgeführt wer­den, die den geographischen Veränderungen des Reichsgebietes infolge Rückgliederung der Ostmark, des Sudetenlandes und der deutschen Ostgebiete sowie der Errichtung des Protekto­rats Böhmen und Mähren Rechnung tragen.

Für alle Gütertarife der Reichsbahn werden künftig die Tarifentfernungen im Ver­kehr zwischen und mit den genannten neuen deutschen Reichsgebieten über die kürze­sten Wege berechnet. Eine weitere Aenderung betrifft die Staffel des Regel- gütertarifesder Reichsbahn. Der Güter­tarif ist bekanntlich nach Entfernungen ge­staffelt, so daß die Fracht für große Ent­fernungen verhältnismäßig niedriger ist als für kleinere Entfernungen. Während bisher bei Entfernungen ab 900 Tarifkilometer der Anstoßsatz für die über SM Kilometer hinaus- gehenoe Entfernung ein Zehntel des kilome­trischen Anfangssatzes der Staffel betrug, wird dieser Anstoßsatz künftig zwei Zehntel des Anfangssatzes betragen. Eine weitere Ver­billigung im Regeltarif wird auch den Gebie­ten zugute kommen, die durch die neue Ent- " "" ""- - - Reichs"'^

fernungsberechnung im Reichsbahnanterver- kehr Nicht begünstigt werden. Künftig wird nämlich für sie LMgsten Massengüter der niedrigsten Tarifklasse 6 eine Nebenklasse sür fünf Tonnen eingeführt, während bisher für diese kleinen Transporte die SätzH der Höheren Tarifklasse gezahlt werden mußtem Alle diese Aenderungen im Regeltarif für

den Rcichsbahngüterverkeyr Habers'ebenso MZ zahlreiche andere Aenderungen in den Reichs-! bahnausnahmetarifen den Zweck, die durch bis bekannten besonderen Aufgaben zur Zeit stark beanspruchte Reichsbahn von einem Teil des Verkehrs zu entlasten und diesen Verkehr auf die Wasserstraßen abzulenken. .

Milchanfall schon 10 v. H. höher s -

Der Erfolg der Milcherzeugungsschlacht -

Zur Durchführung der Milcherzerigungs? schiacht wurden nn ganzen Reich Milchlei­stungsausschüsse gebildet, deren Auf» gäbe eine weitgehende Einsparung im Milch-! verbrauch auf dem Lande, stärkere Erfassung der Milch, Erweiterung der Erzeugung uns Forderung der Gefolgschaft ist. Von den im Jahre 1938 im Altrcich erzeugten 25 Milliay den Kilogramm Vollmilch wurden rund 5L Milliarden Kilogramm im landwirtschaftlichen Betrieb verwendet, davon etwa 2,5 Milliarden als Fütterungsmilch im Stall und 3 Milliar­den rm landwirtschaftlichen Haushalt. Durch Verminderung der Vollmilchabgabe in der Aufzucht lassen sich etwa 1 Milliarde Kilo­gramm Vollmilch ein sparen, und die Einschränkung um ein Drittel des Verbrauchs, im landwirtschaftlichen Haushalt macht eine weitere Milliarde Kilogramm frei. Dadurch wird eine Mehrerzeuguug Von80000 TonnenButter jährlich allein schon durch diese Maßnahmen ermöglicht, lieber den bis­herigen Erfolg der Milcherzeugungsschlacht teilt der Vorsitzende des Milchleistunasaus» schusses beim Reichsbaucrnführer, Dr. Zweig-' ler, imVierjahresplan" mit, daß der Milch­anfall bei den Molkereien im Altreich um rund 10 v. H. höher lieat als in der gleichen Keit des Voriaüres. " '

Stuttgarter Schlachksiehmarkk

vom Donnerstag, 22.- August ^

Preise für 0,5 Kilogramm Lebendgewicht in Pfennig: Ochsen a) 4545F, b) 39,54lA

d) 32; Bullen a) 42-43^, b) 38-39,5, c)33; KühS a) 40^43,5, b) 35,539,5, c) 24,5-33^, d) iS bis 24; Färsen a) 42-44,5, b) 39,5-40,5; Käl- Ler a) 59, L) 54-59, c) 42-50, d) 3440s Schweine a), bl) und L2) 57,5, c) 56,5, d) 53F,

e) 51^, f), gl) 57,5. Spitzentiere über Notiz. Marktverlauf: alles zugeteilt; Läm­mer, Hammel und Schafe nicht notiert, r

Tapfere Offiziere ausgezeichnet

Weitere Ritterkreuze für Kommandeure s

Berlin, 22. August. Der Führer und Oberste, Befehlshaber der Wehrmacht hat auf Vor­schlag des Oberbefehlshabers des Heeres, Generalseldmarschall von Brauchitsch, daS Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz an folgende Offiziere verliehen: Generalleutnant Volt ChappUis, Kommandeur einer Infanterie­division; Generalleutnant Freiherr von Gablenz, Kommandeur einer Infanterie­division; Generalmajor Sintzenich. Kom­mandeur einer Infanteriedivision; General­leutnant Wiktorin. Kommandeur emer Infanteriedivision; ls-Overführer Keppler, Komandeur eines Regiments der Waffen-ff, und ff-Oberführer Steiner, Kommandeur eines Regiments der Waffen-ff.

NL.-krssss ^Vürttsmberx 6 wb 8 . QesawtloUavs 6 . vos L 6 r, Ltultßart, k^rlsäriedstr. 13 . Verlagklviler auä Lekrl Isltvr k'. 8 . 8 v Ir s »1 s, Oalvr. Verla«: Ledvarrvalä-IVac 0 wd 8 . Druck: X. OelsekILzer'scko vuekäruekersi Oal

8 . 2 t. I>reisN»ts k aMIx.

Amtliche öekanntmachungen

Stadt Calw

Abwehr des Kartoffelkäfers

Nächster Suchlag: Sonntag. 2K. August 1940. Sammlung aller Pflichtigen: Vormittags S Uhr in Calw: beim Schiff, in Alzenberg: beim Schulhaus.

In verschlossenen Gärten ist der Suchdienst von den Nutznießern selbst vorzunehmen.

Calw, den 22. August 1940

Der Bürgermeister: Gähner.

Stadt Nagold

Zu dem am Samstag» den 24. August 1940, hier staltfindenden

Meh- und Schweinemarkt

ergeht Einladung. Beginn des Schweinemarktes 7.30, Beginn des Bieh- markte, 8 Uhr.

Nagold, den 22. August 1940

Der Bürgermeister

^ Leineinselratt

Sonntax, 25. August, 20 vkr, Inkadlblsdonroll (Kursaai) Sonderveraastaltun/; mit dem Kraken Sommervariets

IVas Lueli xeksllt

16 erste Künstler und Künstlerinnen bringen ein erstklassiges Programm, das bestimmt den iiäkspunkt aller Veranstaltun­gen darstellen wird.

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Pi.-Sturm 414

einschl. ausmLrt. Scharen und Wehrmannschaft Ealrv (mit Al­zenberg, Wim berg und Kentheim).

Sonntag, den 25.8. 40 Sturm­dienst. Antreten 7.30 Brühl Calw.

Ernteeinsatz, sowie evtl. Wehrm.- Dienst der ausw. Scharen befreit vom Dienst. Entsprechende Ent­schuldigungen sind einzureichen.

Der Sturmführer

RSM. SI»M 2 MW

Trupp Ealw Am Sonntag, 2K. 8.49

Schießen

Antreten Punkt 8 Uhr.

Der TruppfLhrer.

Fräulein gesetzten Alters sucht

Anfangsstelle

auf Büro oder Behörde

Schöne Handschrift und Kenntnisse in Maschinenschreiben.

Angeb. erbeten unt. T. W. 198 an die Gefchäftsft. derSchwarz- wald-Wacht".

Suche auf 15. Sept. od. 1. Okt. ein tüchtiges

Mädchen

das schon in Stellung war, in mei­nen Geschiistshaushalt.

Frau K. Heim LederwarengesHäft Tübingen, Langegasse 14

Es. Kirchcsqor Calis

Samstag, 24. August

12 Uh« in der Kirche. Probe sür eine Trauung.

Hlle Skalen des Kunrt- gesan^es rsurcben an un­seren Obren vorüber, kdsn veik, velcben Zauber und vievlel Olsnr diese Stimme bst. V/ss uns sn diesem Olglt-isilm besonders er- kreut, ist die überaus span­nende Handlung und das schlickt« Spiel der Süngers,

Qulss Vorprogramm mit V/oobsnsobau

Spielreiten: breitax diontag je adcls. 8.30 Okr, Sonntag nackm. 2 und 5 Okr.

dugsncilioks

babsnkslnsnTulritt

dolk»tke»ter

Lederne

EilWsrtiW

mit Inhalt in Calw verloren ge­gangen. Abzugeben gegen Beloh­nung Lorgafse IS, III. Stock