Seile 2 - Nr. 229

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter-

Donnerstag, 1. Oktober 1928

vetrag der im ersten Entschävigungsjahr gemachten Bestel­lungen (außer Kohle und Farbstoffen) betrügt für Frank­reich 113, für Belgien 15,8 Mill. RM.

Die Preisüberwachung

Berlin, 30. Sept. Die Ueberwachung der Ladenverkaufs- vr<Ze durch die Polizei, die bisher in Berlin auf das Fleisch beschränkt war, wurde auf das GewichtdesBrots und auf Obst und Gemüse ausgedehnt.

Das Strafverfahren gegen Zänicke Berlin, 30. Sept. Das Dienststrafverfahren gegen den Dr. Iänicke, den Schwiegersohn Eberis, wegen seiner taktlosen und beleidigenden Einträge gegen den Reichspräsidenten Hindenburg in das Fremdenbuch eines italienischen Gast­hofs findet am 7. November vor dem Reichsdisziplinar­gerichtshof statt. Den Vorsitz führt Senatspräsident Dr. Großmann vom Kammergericht, Verteidiger ist RA. Wert­bauer.

Der Schweizer Ständerat für Beibehaltung der Wehrpflicht Bern. 30. Sept. Bei der B .chung d" Berichts des Bundesrats über die jüngste Tagung der D ikerbundsver- sammlung im Ständerat äußerte der Berichterstatter den Wunsch, der Bundesrat möge den Anweisungen der s sirvei- zerischen Abordnung deutlich beifügen, daß die Schweiz bei allen Vereinbarungen über die allgemeine Abrüstung die in der schweizerischen Bundesverfassung enthaltenen allgemei­nen Wehrpflichtbestimmungen nicht antasten lassen werde.

Regierungskrise in Belgien?

Paris, 30. Sept. DieInformation" berichtet, die bel­gische Arbeiterpartei verlange die Herabsetzung der Militär­dienstzeit auf 6 Monate und die Einführung einer Kapital­steuer. Da die Forderung wohl nicht durchdringen werde, werde mit der Auflösung der sozialistisch-christlichdemokrati­schen Koalition und dem Rücktritt des Kabinetts Poullet zu rechnen sein.

Die Durchführung der deutschen Entwaffnung London. 30. Sept. DerManchester Guardian" meldet aus Berlin, daß die Durchführung der deutschen Entwaff­nung gemäß den letzten Forderungen des Verbands so gut wie vollendet sei, obwohl dies mit Rücksicht auf die Oppo­sition derNationalisten" sehr geheim gehalten würde. Nur die Umwandlung des Generalstabs sei noch nicht voll­zogen, aber in allen übrigen Fragen sei eine befriedigende Verständigung gefunden worden. Namentlich seien die an­stößigen industriellen Anlagen entweder zer­stört oder ausreichend um gestellt worden. Die Aen- derungen der Sicherheitspolizei werden in der Weise vollzogen, daß die 30 000 überzähligen Mann nicht insgesamt entlassen, sondern nur die Ausgedienten nicht durch neue Leute ersetzt würden, bis die erlaubte Zahl er­reicht sei. Es sollte demnach keine Schwierigkeit machen, daß Köln noch vor Jahresende geräumt würde.

Au den französisch-amerikanischen Schulden Verhandlungen Paris, 30. Sept.Echo de Paris" läßt sich aus Was­hington melden, Präsident Coolidge werde in den Wider­streit des französischen und des amerikanischen Standpunkts als Schiedsrichter eingreifen.

Der Krieg in Marokko

London, 30. Sept. Französische Kriegsschiffe haben die Beschießung der Kabylenstellungen begonnen. Die Beschie­ßung soll einen spanischen Angriff auf Sidi Dees, das die Kabylen kürzlich den Spaniern entrissen haben, vorbereiten.

Sidi Mohammed, der Bruder Abd el Krims und Ober­befehlshaber des Rifheers, erklärte dem Berichterstatter des Daily Expreß", den 200 000 Franzosen seien niemals mehr als 18 000 Rifleute gegenübergestanden. Die Franzosen würden das Rifgebiet, auch wenn sie es erobern würden, niemals halten können. Die Rifleute können noch ein Jahr kämpfen und werden den Krieg bis zum äußersten fortsetzcn.

Württemberg

Stuttgart, 30. Sept. Das neue Reichsschulgesetz und die Stellungnahme der Länder. Bon zu­ständiger Seite wird mikgeteilt: Zn der Frankfurter Zellung am 29. September ds. Zs. wird behauptet, auf der Leipziger Schutkonferenz hätten die Vertreter der Unterrichtsverwal- tungen der Länder eine Entschließung zu dem Entwurf eines Äisichsschulgesetzes gefaßt. Es K zwar richtig, daß der Ver­treter eines kleinen Landes die in der genannten Zeitung mit- aetellte^lltsM^LL,VLLlchMi^^..rL^L^ÄUßrt ijttN KM

Abendteuer des Entspekter Brasig,

bürttg aus Meckelborg-Schwerm, von ihm selbst erzählt.

Von Fritz Reuter.

10. Fortsetzung

,Nu haben wir en ollen Voß gefangen", sagt Trebonius, und ich denk: .Komm mir bloß en birsch- gen neger k"

.Herr Levi Josephi", sagt Pistorius. .wollen Sie die Wand umliegen?"

.Er wärmt sich an ihr", sagt Prätorius. ..nd so machen sie ihre Witze und danzen und jökeln um mich herum, jeder mit en Licht in der Hand, aber in Arm- weite, denn sie mußten es mir woll ansehen, daß ich in einen gefährlichen Zustand übergegange» war.

Endlich bückte sich Livonius, was der Gutmütigste von dtzi Bande war, und machte mir aus die Angeln los; aber so drad ich los war, brach auch bei mir die Wut aus, und indem die andern weggelaufen waren, gab ich Livoniussen ein paar nachdrückliche Maul­schellen. Was mich nachher sehr leid war. indem es einen undankbaren Schein aus mich lud, worin ich mir aber in dem Augenblick nicht helfen konnte.

Den andern Morgen exkusierten sie sich bei mir sehr wegen der Lächerlichkeit, und ich bei Livoniussen wegen der Maulschellen und daß ich ihn nicht damit hatte beleidigen wollen, was auch genügend ange­nommen wurde, und Trebonius gab mir das verab- redete Geld.

Es kam mir aber so vor, a's wenn es nicht aus Treboniussen seine Tasche allem stamme, denn als dieser es mir gab, standen die andern Lateiner um mich rum und gaben mich gute Lehren: wo ich hin gehen sollte, was ich dasor besehen und kaufen sollte, wo ich es verstecken sollte, und daß ich es mich ja »ich stehlen lassen oder es verlieren sollte; grad wie es die Wohltätigkeit bei die Snurrers macht.

einziger der anwesenden LänServerkreter, insbesondere auch nicht der württembergische, dieser Entschließung zugestimmt und es wurde überhaupt keine Entschließung der Länder ge­faßt. Die Konferenz hatte lediglich den Zweck, Mischen den Referenten des Reichsminifierimns des Znnern und den'Ver- tretern der llnterrichtsverwaltungen der Länder einen Mei­nungsaustausch über den im Reichsminifterium des Znnern ausgearbeiteten und der OeffenEchkeit inMvischen bekannt ge­wordenen Entwurf herbeizuführen. -

Stuttgart, 30. Sept. Vom Landtag. Abg. Strö­bele hat eine kleine Anfrage eingebracht, in der er das Staatsministerium fragt, ob es bereit ist, dem landwirtschaft­lichen Charakters des Oberamts Biberach entsprechend, der Biberacher Geschäftswelt das Offenhalten der Geschäfte an zwei weiteren Sonntagen des Jahres zu gestatten.

ep. Bundesfest. Ein Aufgebot von 56000 Festgästen führte das 56. Bundesfest des Württ. Jungmännerb.mds, der in 380 Vereinen 19 000 Mitglieder umfaßt, am letzten Sonntag nach Stuttgart zusammen. In drei Kirchen landen Festgottesdienste statt, in denen Prälat v. Planck tUlm), Stadtpf. Hartenstein (Urach) und Pfarrer Beck (Meßstellen) die Festpredigt hielten.. In denselben Kirchen mußten der Witterung halber auch die Nachfeiern gehalten werden, wo­bei Männer- und Posaunenchöre mit Ansprachen abcvech- selten. In einem geschlossenen Zug auf den Marktplatz, wo nach einer Ansprache von Stadtpf. Riethmüller (Eßlingen) unter Posaunenbegleitung das Lutherlied angestimmt wurde, fand der Tag seinen erhebenden Abschluß.

Die gesetzliche Oklobermiele unverändert. Wie in Preußen und Bayern wird auch in Württemberg im Monat Oktober eine Aenderung der gesetzlichen Miete nicht stattfinden.

Industrie- und Handelst««?. Der Deutschnationale Hand­lungsgehilfenverband teilt uns mit, daß die Arbeitgeberver­bände des Handelsgewerbes den Schiedsspruch vom 23. Sept. angenommen haben. Dagegen haben die Industrie-Arbeit­geber am gleichen Tag abgelehnt. Der Schlichter wird um Verbindlichkeitserklärung ersucht werden.

Krankenhausneubau des Marienhospitals. Gestern vor­mittag fand die feierliche Grundsteinlegung für den Neubau des Marienhospitals statt.

Reue Zeitung. Vom 1. Oktober ab erscheint hier wö­chentlich einmal eine neue Zeitung,Die Schwäbische Warte", die von der Deutschen Volkspartei herausgegeben wird und die Fortsetzung des bis zum Jahr 1919 bestehenden national­liberalen Blatts bildet. Für das neue Blatt zeichnet ver­antwortlich der Landessekretär der Deutschen Volkspartei in Württemberg, Dr. Merz.

Aus dem Lande

Waiblingen, 30. Sept. Unglücksfall. Der 27jährige verheiratete Eisenbahnarbeiter Friedrich Zürn, wohnhaft in Neustadt, geriet beim Rangieren unter die Räder, wo­durch der sofortige Tod herbeigeführt wurde.

Böblingen» 30. Sept. Tödlicher Motorrad Un­fall. Der 39 Jahre alte Schuhmachermeister Paul Hof­meister stieß auf dem Rückweg von Holzgerlingen beim Bier­keller mit einem Einspännerfuhrwerk zusammen und wurde so schwer verletzt, daß der Tod sofort eintrat.

Münklingen, OA. Leonberg, 30. Sept. Erhängt aufgefunden. Ein seit einigen Tagen vermißter Bür­ger wurde in seiner Scheune erhängt aufgefunden. Zer­rüttete Nerven dürften der Grund zur Tat gewesen sein.

Heilbronn» 30. Sept. Lebensmüde. In der Bottwar- straße verübte ein 18 Jahre alter Bursche durch Einatmen von Gas Selbstmord.

Goldshöse OA. Aalen, 30. Sept. Zugsunfall. Am Dienstag abend 10 Uhr ist der Zug v 148 bei der Einfahrt in die Station Goldshöfe auf eine Wagengruppe, die aus einem Nebengleis über das Merkzeichen einer Weiche hinaus­ragten, aufgestoßen. Die Ursache ist mangelhafte Fahrstraßen­prüfung. Verletzt wurde niemand. Zwei Güterwagen wur­den beschädigt. Der Zug l) 148 erlitt eine Verspätung von 2)4 Stunden.

Aufhausen bei Bopsingen, 30. Sept. Sein eigenes Gut in Brand gesteckt. Der frühere Besitzer der Ell- wängischen Mühle, Georg Häußler, wurde in Haft ge­nommen, da er im vorigen Frühjahr, wie sich jetzt heraus­stellt, sein Anwesen (Wohnhaus und Mühle) in Brand ge­steckt hatte, das bis auf den Grund niederbrannte. Es wurde auch ein Knecht verhaftet, der z. Zt. des Brandausbruchs bei Häusler im Dienst war und bei der Tat mitgeholsen hatte.

Dies kam micl schon dmrnmals hellschen almohsen­mäßig vor: aber wenn ich dazumalen wüßte, was ich nu weiß, nämlich daß Trebonius sor mich, als ver­schämten Armen, mit einem Töller bei die andern rumgegangen war, und sie sich sor mich subskribiert hatten, so hätte ich dagegen prostituiert und hätte ihnen das Geld vor die Füße geworfen; aber meine Seele hatte keine Idee davon, und ich war in Hin­sicht dessen unschüllrg w'e ein Anlamm, indem Laß ich schon wegen der Abtragung dieser Vorstreckung meinen Ueberschlag machte.

Wir frühstücken denn nu ganz auf meclelnburgjche Manier mit Mettwurst un Schinken un suren Aal un allerlei geistreiche Getränke, und als die lateinischen Oekonomiker abreisen, schüttelte ich diese entfahmtigten Bengels noch alle die Hände, ohne Wissenschaft, was sie mich hinterrücks sor einen Lack als Powerinrky . angehängt haben. i

Als sie weg sünd, mache ich mir einen ordentlichen Schlachtplan sor meine Umstände zurecht und indiziere so: mit zwei Luggerdohr kommst du gm und gerne reiuhr, du hast also vier Luggerdohr zum Be,ehen der hiesigen Stadt, und da du einmal hier büst, jo besieh sie dich von Anfang zu End!

Vor allen Dingen sorg' aber dasor, daß deine augenblicklichen Geldmittel nicht achter deine Uhr ver­lausen; denn wo ich gung und stund, stund mit goldne Buchstaben angeschriebsn: .Vor Taschendieben wird gewarnt", was in mich eine sehr unbehagliche Stim­mung verursachte.

Ich geh' also mit mir zu Kehr, ob ich mich eine Knipptasche, die sie hier ein Portepeh nennen, oder einen Geldbeutel kaufen soll; stimm' aber endlich jür einen Geldbeutel, weil er mich geläufiger war, und kauf mir einen kleinen seidenen, der sich nachher aber als einen gewöhnlichen, baumwullenen auswies.

Wo aber mil die Kreatur hin? In die Tasche ging s nich wegen die Taschendiebe: also aus bloßem Leibe.

Truppenübungsplatz Münsingen, 30. Sept. Explo- skonsunglück. Durch Explosion eines Geschosses wurde in der Munitionsanstalt der Oberfeuerwerker Rieth so schwer verletzt, daß er bald nach der Ueberführung ins Lazarett starb.

Tübingen, 30. Sept. Freiwillig aus dem Leben geschieden. Der 25 Jahre alte Kaufmann Gottfried Müller in der Westbahnhofstrahe hat sich im Wald er­schossen.

Rottenburg, 30. Sept. Württ. Rompilgerzug. Dienstag früh ist der württ. Herbst-Pilgerzug von Stuttgart aus abgefahren. Die Fahrt geht über den Brenner nach Padua und Venedig. Es beteiligen sich 420 Pilger, Leiter 5es Zugs ist Weihbischos Dr. Sproll.

Rökenbach OA. Oberndorf, 30. Sept. Ein Todes­opfer bei einem Brand. Montag früh kurz nach 5 Uhr ist in dem einstöckigen Wohnhaus des Holzhauers Joh. G. Hermann, wahrscheinlich infolge Fahrlässigkeit, Feuer ausgebrochen und das Gebäude bis auf den Grund abge­brannt. Der 29 Jahre alte Stiefsohn des Abgebrannten, Christian Baumann, ist in seinem Schlafzimmer in der Nähe des Fensters als Leiche aufgefunden worden.

Skstten OA. Rottweil, 30. Sept. Ueberreste vom Krieg. Bei einem Spaziergang einer Kleinkindsrschule auf demBloßen Bühl" fand ein Kind einen Gegenstand, den es für ein Uhrengewicht hielt. Die Schwester, die den Gegen­stand ebenfalls nicht erkannt hatte, forderte das Kind auf, ihn fortzuwerfen. Ein anderes Kind steckte nun das ver­meintliche Uhrengewicht in die Tasche und benützte es als Spielzeug, bis die Eltern gewahrten, daß es sich um eine scharf geladene Granate handelte, die von der Fliegerabwehr­station unweit der Stettener Höhe aus dem Krieg stammte.

Aus Stadl und Land

Nagold, 1. Oktober 1925.

Die Frau muß die Interessen des Mannes teilen, ohne ihn mit Fragen und mil Kritik zu bestürmen.

Dienstnachrichten.

Durch Entschließung des Herrn Reichspräsidenten ist der Oberpostmeister Krämer in Waiblingen zum Postamtinann (Amtsvorstand) in Calw ernannt worden.

Winterfahrplan.

Die mit dem 4. Oktober eintretenden Milderungen im Zugsverkehr sind wohl schon in dem von uns im Juni heraus­gegebenen Fahrplan vermerkt, doch wollen wir es nicht ver­säumen, unsere Leser nochmals darauf aufmerksam zu machen.

Richtung Pforzheim.

Es fallen aus: Ab Nagold 5.25 nachm, und der O Zug

7.«L abends;

dafür wird 7.2« abends ein Personenzug eingelegt.

Richtung Horb.

In dieser Richtung fällt nur der Zug ab Nagold 8.39 morgens aus.

Nagold-Altensteig.

Es fallen aus: Ab Nagold 7.27 vorm.

8.45 8

9.00 W

5.45 nachm 8

Der bisher nur Werktags 5.58 .nachm, in Nagold abfah­rende Zug verkehrt nunmehr täglich.

Eingelegt wird der Zug ab Nagold 7.57, also 30 Minuten später wie seither.

Altensteig-Nagold.

Der um 5.00 Uhr morgens in Altensteig abfahrende, bis­her täglich verkehrende Zug, fährt jetzt nur noch Sonn- und Feiertags, dafür verkehrt an Werktagen der Zug 6.15 ab Alten­steig 7.10 an Nagold.

Es fallen aus: Ab Altensteig 7.15 vorm. 8

7.30

9.46 8

6.Z1 abends.

Der Zug 9.17 vorm, ab Altensteig, der bisher nur Werk­tags verkehrte, fährt nunmehr täglich. Altensteig ab 7.1» abends wird nunmehr neu eingelegt.

Vorspielabend.

Wir machen nochmals darauf aufmerksam, daß Emanuel Nowotny aus München heute abend Klavierwerke von I. S. Bach spielt. Er hat sie schon in vielen deutschen Städ-

Jch juche mich nun also ein stilles, verschwiegenes Plätzchen auf. knöpfe mir die Extremitäten los und binde mir meine Habseligkeiten unterhalb die Magen­gegend fest.

Dies hat mich auch nicht gereut bis aus die Letzt, wo es zu meinem Schaden ausschlug.

Da ich mir nu in Sicherheit wußte, geh ich denn rum und deseh mir allens.

Das erste war denn nu der große Kuhrjürst aus der Brücke, wo er über die erbärmlichen Sklaven sort­iertet.

Hat 'ne P'rück (Perücke) aus. ne unverschämre P'rück! Ich trage auch ne P'rück. was man im Hoch­deutschen eine Tuhr nennt; aber so ne P rückl Hel­lisch forscher Herr übrigens, dieser olle Kuhrsürst! Aber nichts gegen den ollen trächtigen Hengst, den er unter sich hat. Das ist s! Der tut sl Diese runden ! Knochen und das platte Kreuz, nichts von Spalt und Hasenhack! Der könnt' unser olles meckelburgisches Blut noch mal ausfrischen, besser als diese olle Zegen von engelsche Wrudschneider.

Ich frag', wo ,oll einer artt Sturm ns noch rich' tige Sadelmähren Herrriegen? Dieser is einer; aber auch woll lang' all dod. Na, wir können nicht ev-ig leben; aber schad', daß diese Rasse ausstirbt.

Daraus besah ich mich das Sloß, d. h. auswen- drg, denn inwendig ging's nicht, indem daß Kömgs augenblicklich eigenhändig da«n wohnen; aber ncn auswendig besah ich mich es sehr genau, auch von der verkehrten Seite, allwo ich wieder ein Paar Pseroe antras mit zwei nackigte Figuren von junge Menschen, die sie stats Reitknechte .Pssrdebändiger" benennen.

DaS glaub' ich, mit diese ollen Schinder werden sie woll fertig, das sünd Bauernklöpper und ke.ne Rah is nich drin; ich möcht' aber bloß mal sehen, wenn sie den ollen Kurfürsten-Hengst so mit der alter- nigen Trense aufs Hinterteil setzen wollten, wo der woll mit ihnen bliebe. Es soll dies russisches Ge- blüt sein und soll von dem seligen Kaiser Nikolas herstammen, d. h. als Present. (Forts, folgt.»