Sette 6 - Nr. 107
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter
Samstag, S. Mar 1V2S
Letzte Nachrichten
Die Wahl Hirrdenburgs für giltig erklärt.
Berlin, 9. Mai. Das Wahlprüfungsgericht für die Prüfung der Reichspräfidentenwahl hat gestern nach 10 Uhr abends beschlossen, die am 26. 4. erfolgte Wahl des Feld- marschall v. Hindenburg zum Reichspräsidenten für giltig zu erklären. Die vorgebrachten Einwände hätten auch das Ergebnis der auf den Generalfeldmarschall v. Hindenburg entfallenen Stimmenmehrheit nicht ändern können. Infolgedessen ist die Wahl für giltig erklärt.
Die Reichsregierung im neuen Preffehaus.
Berlin, 9. Mai. Im Pressehaus in der Matthäi- kirchstraße, in dem der Verein deutscher Zeitungsverleger seine beruflichen Arbeitsräume mit einem Heim für gesellige Zwecke vereinigt hat, empfingen gestern abend die Mitglieder des Vorstandes den Reichskanzler und die Reichsminister zu einer kleinen intimen Feier. Der erste Vorsitzende, Dr. Krumbhaar-Liegnitz begrüßte den Reichskanzler und die Minister. Der Reichskanzler erwiderte mit einer mit feinem Humor gewürzten Rede, in der er die gesellige Kultur als eine Förderung auch der politischen Sitten willkommen hieß.
Verhandlungen über die Abrüstungsfrage in Paris.
Paris, 9. Mai. Painleve empfing gestern den Minister des Aeußern, Briand, mit dem er eine längere Aussprache über die Frage der Abrüstung Deutschlands hatte. Briand verhandelt heute über ähnliche Gegenstände mit dem Vorsitzenden der Berliner Kontrollkomisston, Walck. Die Frage der Abrüstung Deutschlands wird von dem morgen zusammentretenden Ministerrat eingehend geprüft werden.
Aufhebung französischer Waffenkontrolle im besetzten Gebiet.
Berlin, 9. Mai. * Wie die Morgenblätter melden, werden auf Grund einer Abmachung zwischen der deutschen Regierung und der Rheinlandkommission d'ie seit 1918 und 1919 in Karlsruhe-Rheinau und im Mannheimer Mühlau- hafen stationierten französischen Schiffskontrollposten ab heute, den 9. Mai zurückgezogen.
Wie sie abrüsten.
Berlin, 9. Mai. Die Morgenblätter melden aus Washington: Der Vorsitzende des Marinekomitees des Kongresses, Butler, sagte, er werde in der nächsten Tagung dem Kongreß dringend ein Gesetz empfehlen, durch das die Hawaischen Inseln zum stärksten militärischen Stützpunkt der Welt gemacht werden sollen.
Dan der Dyvere mit der Kabinettsbildung in Belgien beauftragt.
Brüssel, 9. Mai. Aus gut unterrichteten Kreisen wird mitgeteilt, daß der König van der Vyvere mit der Kabinettsbildung beauftragt hat.
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Im Reichstag hat gestern die Beratung der neuen Aufwertungsvorlagen ihren Anfang genommen.
In Berlin konstituierte sich gestern eine interfraktionelle Vereinigung kolonial interessierter Reichstagsmitglieder.
Im preußischen Landtag fiel gestern die Entscheidung, der Mißtrauensantrag der Deutschnationalen wurde mit 222 gegen 216 Stimmen abgelehm.
Die französische Presse, die die Festlichkeiten bei der Eröffnung des Deutschen Museums in der gemeinsten Weise zu Hetzzwecken ausschlachtet, widmet der Bedeutung des Museums keine Silbe._
Allerlei
Admiral Skurdes, der m der Seeschlacht bei den Falk- /andinseln 1914 das Kommando über die gewaltige Ueber- macht der vereinigten englischen und japanischen Schisfc führte, ist gestorben.
Ein Burgwart der Wartburg. Der Redakteur Hermann Nebe, der 17 Jahr dem Redaktionsverband der Eisenacher Tagespost angehört bat, ist von der Wartburg- Stiftung in das neugeschaffene Amt einesMurgrvnrts der Wartburg berufen worden. Nebe, der sich bereits den Namen „Burgenfahrer" errungen hat, ist mit den Tbüringer Burgen aufs innigste vertraut und kennt insbesondere die Wartburg und ihre Geschichte genau.
Die evangelisch« Lr-rchc W Lssierreicki. Die in Wien ver- krmmelte Keneralinu<'d<> der evcmo-'ttscki'n Kircben an----
burgischen Bekenntnisses in Oesterreich hat einmutig den Anschluß der österreichischen Kirche an den Deutschen evangelischen Kirchenbund beschlossen.
Höfles Betäubungsmittel. Bei der Vernehmung der Gefängnisbeamten vor dem Untersuchungsausschuß des preußischen Landtags gaben die Beamten an, im Bett des verstorbenen Reichspostministers a. D. Dr. Höfte seien 33 Betäubungstabletten vorgefunden worden, außerdem sei in der Zelle eine Anzahl Flaschen Bier und Wein vorhanden gewesen. Cs sei nicht bekannt- von wem die Gegenstände eingeschmuggelt worden seien. Die Pfleger haben, als sie hörten, daß Höfle in der Charite gestorben, sofort angenommen, daß er sich vergiftet habe und daß er, um aus dem Gefängnis loszukommen, die Tabletten genommen habe- um Krankheitserscheinungen herbeizuführen. Der Verteidiger Höfles. Rechtsanwalt Peschke, bekundet, daß Höfle ibm gegenüber niemals Selbstmordgedanken geäußert habe. Bei einem Besuch in den letzten Tage habe er den Eindruck gehabt. daß Höfle schwach war.
Die nicht geschlossene Eisenbahnschranke. An einem Bahnübergang in Mannheim wurde ein mit über 100 Zentnern Mehl beladener Kraftwagen von einem Güterzug ersaßt und vollständig zertrümmert. Das Mehl lag in Haufen auf den Schienen und ging verloren. Der Wagenführer und der Begleitmann wurden nur leicht verletzt. Die Schuld trifft den Schrankenwärter, der trotz der Signale versäumt hatte, die Schranken zu schließen.
Angetreuer Beamter. Der frühere Vorstand der Ablösungsstelle beim Wohnungsamt in Frankfurt a. M.. Köne- mund, wurde wegen Amtsunterschlagung, Urkundenfälschung and Bestechlichkeit zu 7 Monaten Gefängnis verurteilt.
Aufgebrachte Schmuggelschiffe. Vier neue Alkoholschiffe, )is auf die erneute Tätigkeit der amerikanischen Schmuggel- agdschiffe nicht gefaßt waren, wurden, beim Ankerwerlen oon acht Petroleumschiffen, die ihnen den Weg zum Hafen rbjchnitten, aufgebraäst.
Handel und Volkswirtschaft
Dollarkurs Berlin, 8. Mai: 4.2«. Neuyork 1 Dollar 4.2«. 1 Pfd. St. 20,37. Amsterdam 1 Gulden 1.68«. Zm,ü) 1 Franken 0.813 -4t.
Dollarschatzscheine «2.5«.
Kriegsanleihe «.587.
Franz. Franken «2.8« zu 1 Pst. St.. 1S.1« zu 1 Dollar.
Der Reichsschlagschatz. Der Gewinn der Reichskasse aus bei Siiberprügung betrug am 31. März ds. Is. rund 22« Millionen Reichsmark.
Nie Großhandelsmeßzahl aus den 6. Mai ist gegenüber dem Stand vom 29. April <130,5) um 0.9 v.H. auf 131,7 gestrege... Du Meßzahl für d-ie Hauptgruppe (Lebensmittel) ist von 126,6 am 12«,1 oder um 2 v. H. gestiegen, während diejenige der 2nvustr:e stoffe von 137,6 aus 136ch oder um 0,7 v. H. nachgegeben hat. - Für den Durchschnitt des Monats April ergibt sich ein Rückgang der Großbank elsindexMer von 134,4 im Durchschnitt des Mo nctts März aus 131,0 oder um 2,5 v. H.
Die deutsche Rentenbank, die am 15. Nov. 1923 ihre Tätig keit zur Schaffung einer neuen deutschen Währung mit emen -Kamt«! und Liner Gnm-örücklage von ins-zescmt 3,2 Millierder Vrnienrnerk begonnen heile und die sich nunmehr nuslöst, svo-alr die Rentenbankscheine eingezogen sind, legt jetzt ihren ersten uni damit auch letzten Geschäftsbericht vor, der die Zeit vom IS. Rov. 1923 bis 31. Dezember 1924 umfaßt. Die Bank hat den Beweis erbracht, daß auch ohne Golddeckung eine Wahrung fest erhalten werden kann- Die Rentenmark ist sicherer als die Reichsmark. Wenn der Parteihader diese von Helfferich ott verfochtene Wahrheit nicht unterdrückt hätte, so hätten die schlimmsten Auswirkungen der Inflation abgewendet werden können.
Dom Mittellandkanal. Im hannoverschen Provinziallandkag urde der Plan vorgelegk, zum Ausbau des Mittellandkanals ne Aktiengesellschaft zu gründen, an der das Reich und die
BannoiiLn werden eiwa
Aufhebung der Beamten-Warenlager. Der Reichssinanzmmi- ster hat der sächsischen Einzelgemeinschaft di« Richtlinien über den Handel der wirtschaftlichen Beamtenverbände mttaewüt. Darin wird von der Reichsregierung verfügt, daß die noch vorhandenen Warenlager der B-amtengenchsenschaften ausverkautt werden müssen und nicht wieder aufgesüllt werden dürfen. Diese Verordnung gilt auch für die Post und Eisenbahn.
Deutsch-französisches Kaliabkommen. Zwischen dem französischen Staat als Inhaber der Domänengru-ben >m Elsaß, und der französischen und deutschen Kaiigeselljchaften ist in Paris ein Abkommen unterzeichnet worden, durch das der Kal-werkauf der drei llnterreichnec in allen Ländern der Welt geregelt wird, sc daß kein Wettbewerb entsteht. Auch über die Preisbildung wur- den Bestimmungen getroffen und eine gemeinsame Werbung für die Ausbreitung des Kaliverkaufs vereinbart.
Dover deutscher Anlegehafen? Halbamtlich wird zu den Ber- Handlungen der deutschen und englischen Schisfsgesellischaften mtt- k!» Scadt Dvn-r n-arde es mit Freuden begrüßen, wenn
r': dcui'chen Schiffe in Dover aniegen wurden (statt in Goutyamp- tonh Es müßten wohl größere Hafcnbauleu oorgenommen wer- den. aber Dover wäre gern bereit, sie auszuführen.
MUl cuen Mark betrage!!.
Die englischen .Luxuszölle". Das Unterhaus hat mit Mehr- heit der Wiedereinführung der Mac-Kennazölle auf 1. Iuni zu- gestimmt.
Stuttgarter Börse, 8. Mai. Zu Beginn der Börse hak die all- aemeine Lustlosigkeit und schwache Stimmung angehalten. Im Verlauf stellte es sich jedoch heraus, daß zu den ermäßigten Kur- sen, zu denen man eröffnet hatte, eher Kaufsneigung bestand. Die Kurse zeigten darauf guten Widerstand und man bleibt in be- ruhlgter Stimmung. Der Rentenmarkt war nur wenig ver- ändert. 5 v. H. Reichsanleihe 0Z7.
Würkt. Bereinsbank, Filiale der Deutschen Bank.
Berliner Getreidepreise, 8. Mai. Weizen märk. 25.89—26.2«, Re-'gen 22.-10-2L.6«, Wintergerste 20-21.5«, Sommergerste 22.7« btt- 24.4«, Hafer 21.4V—22.2«, Weizenmehl 32.5V—36, Rozgen- meh! 30—32.25, Weizenkleie 15.20—15.3«, Roggenkleie 16.5«, Raps —.
Bom Schrottmarkt. Die Preise für die einzelnen Sorten stet- len sich etwa wle folgt: Stahlschrott 79 bis 8« -K, KernfchroA 77 bis 78 -4l, Späne für Martinwerke etwa 64 ,4t, Hochofen- schrott etwa 58 ,1t, Gußbruch etwa 82 -/k. alles frei Verbrauchs- werk rheinisch-westfälischem Industriegebiet.
Märlle
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Der Stuttgarter lpserdemarkt findet am Montag, den 11. Mai, im städtischen Vieh- und Schlachthof statt.
Viehpreise: Hall: Ochsen 500—609, Kühe 20«—609, Jungvieh 189—400, Kälber 120—170 ,<t. — Metzingen: Ochsn 1V9—689, Kühe 259— 550 , Kalbmuen 4M—700, Iuugvieh 12« bis 800 -4l. — I l l e r t i s s e n: Iungrinder 169 bis 368, Kalbinnen j S41 ,4t. — Wurzach: Kühe 300—59«, Arbeitstiere 350—45«, j tzalbeln 50«—65«, Iungrinder 20«—34« -4t. l
Schweinepreise. Winnenden: Zufuhr 114 Milchschweine und 6 Läufer. Preis Milchschweine 30—32 -4t, Läuferschweine i 55—W -4t d. St. — Blaufet den: Milchschweine 50—7« -1t. ,
— Gaildorf: Milchjchweine 58 bis 68 -4t. — Gerabronn: Milchschweine 5«—73 stl. — Metzingen: Milchschweine 35 bis 45, Läufer 50—4L« °4t. — Nürtingen: Läufer 50—73, Milchschweine 26—4« -4t. — Wurzach: Läufer 60—68 -4t.
Fruchtpreise. Winnenden: Zufuhr 59 Ztr. Weizen, 7V Ztr. Haber, 9 Ztr. Dinkel, 3 ZK. Gerste. Preis für Weizen 11.5« bis 12 -4t, Haber 9—4« -1t, Dinkel 8.8V—9 -4t, Gerste 10-11 ,4t je Zentner.
Schwehlnger Snargelmarkt. Am 5. Mai waren etwa 1« Ztr. Spargel ungefähren. Preis 1.15—1.25 d. Pfd. für gute War«.
^ Hochdruck im Osten ist noch welker nördlich abaezSM Bei England liegt ern LFtwirbel,, der die Oberhand geiMntzA
^ Montag vielfach bedecktes, teilweise M regnerisches Weller zu erwarten ist. *
Auswärtige Todesfälle.
Allcnsteig. Rosine Sltck-l 74 I.
EttmannSweüer. Agaihe Waiaelich, geb. Theurer. Nufringen. Advif Keller, 19 I.
Sulz a. N.: Gomicd Jener, Schneidermeister, 72 A.
Büchertisch.
Auf alle in dieser Spalte angezeiglen Bücher und Zeitschriften utnu > die Buchhandlun g von G. W. Zais er, Nagold, Bestellungen entgegen.
Eine große Aeberräschuug bereitet uns der Verlag Brockhaus, Leipzig. >Lr kündet das Mitte Mat beginnende Erscheinen des Kleinen BrockhauS an, eines einbändigen Handbuchs dek WissmS. Hai schon der vielbändige "Neue Brock- Haus" in den paar Jahren, die er als erstes größeres F.tedenS- lex kon vollständig vorltegt, seine allseiiige Brauchbarkeit und unübertreffliche Zuverlässigkeit bewiesen, so wird der Kleine BrockhauS gewiß in noch wetteren Krisen der unentbehrliche Liebling des deutschen Volkes werden, schon weil er trotz seiner Fülle von Stichwörtern (40000) und der zahlreichen bunten und schwarzen Abbildungen und Karlen (5400) in schmuckem Einband bet Subskription nur 2l Mark kostet. Und wem diese Ausgabe auf einmal lästig fällt, der kann bei der Buchhandlung Zaiser, Nagols auf die Lieferungsausgabe subskribieren, die in 10 vierzehntägtgen Lieferungen zu je 1.90 Mark erscheint, so daß dieser kostbare Bilvungrstoff während ungefähr einer halben Jah:e» wöchentlich nur 95 Pst. erfordert Dabei hat der Subskribent noch die Möglichkeit, sich an einem lockenden mit vielen Preisen ausgestatteten Preisausschreiben zu b-ttiltgen, dessen erster Preis nicht weniger als 1800 Mark beträgt. Wlr werden unsere Leser über die Lieferungen unterrichten und benutzen die Gelegenheit, jetzt schon auf da» bevorstehende Erscheinen des „Kleinen BrockhauS", diese» langersehnten Handbuchs des Wissen» in einem Band, hinrnweisen.
Drei Tage aus dem Leben eines Kriminal-Beamten.
28 Von P —witsch.
Aus dem Russischen von F. Pa l m - N a ia r e f f
„Nun, Wer von uns hat Recht?" frohlockte Kotorgow.
„Die richtige Mordwaffe hat sich gefunden und die Schere hat keine Bedeutung mehr."
„Wo fanden Sie den Dolch?"
„Auf dem Ofen, wohin ihn der Mörder wahrscheinlich geworfen hatte. Vermittelst eines Tisches, auf den ich einen Stuhl stellte, gelangte ich znm Sims des Ofens und uberzeugte mich persönlich, daß die Tapete mit Blut bespritzt war und sich in dem Staube, wo der Dolch gelegen hatte, blutige Abdrücke befanden."
„Wem gehört er aber?"
„Dieselbe Frage stellte auch ich mir. Niemand von den Hausgenossen, mit Ausnahme Maria Pankratjewas, hatte ihn früher gesehen. Diese diente, wie Sie bereits wissen, bei den Eltern Aglaö Borissownas, als letztere noch nicht verheiratet war.
„Wo haben Sie den Dolch gesehen?" fragte ich das Mädchen.
Er lag stets auf dem Schreibtische Aglaö Borissownas, jeden Morgen stäubte ich ihn ab, aber Plötzlich war er verschwunden."
„Bei welcher Gelegenheit?"
„Damals galt Constantin Dimitritsch für den Bräutigam meines Fräuleins und besuchte uns jeden Abend. Einst hörte ich, wie er beim Fortgehen leise zum Fräulein Wgte: „Ich danke Ihnen nochmals! Die alte gnädige Frau, welche in der Nähe staub, batte diese Worte ebenfalls vernommen und als Constantin Dimitritsch gegangen
war, fragte sie das Fräulein, wofür er ihr gedankt hal Da ich hinausgehen mußte, vernahm ich die Antwort nie mehr. Als ich aber am nächsten Margen abstäubte, fehl der Dolch an seinem Platze, da wußte ich sofort, daß ik das Fräulein Constantin Dimitritsch geschenkt habe."
. „Sie sehen also, Gregor Petrowitsch", schloß Kotargo seinen Bericht, „daß ich bas Mädchen durchaus nicht g drängt hatte, mir irgend einen Namen zu nennen: ar eigenein Antriebe sprach sie diese schwerwiegende Ueberzei gung aus."
„Konnte Aglaö Borissowna den Dolch nicht verstec haben?" fragte ich.
.„Versteckt? Wer hätte sie denn nms Leben gebracht?
„Sie selbst!"
„Ich habe Einwendungen Ihrerseits vorhcrgesehen un mich auf dieselben vorbereitet. Auf dem Wege hierher bi suchte ich unseren Kreisarzt und richtete an ihn die Frag ob es möglich wäre, daß, nachdem die Verstorbene sich de Dolch in die Brust gestoßen, sie denselben wieder herau- ziehen und bis an das andere Ende des Zimmers auf de Ofen habe werfen können. Der Doktor erwiderte mii daß etwas derartiges sehr zu bezweifeln sei. Und wen schon er, der so überaus vorsichtig ist, daran zweifelt, so i es für uns ein unwiderlegbarer Beweis, daß kein Selbs mord vorliegt. Wenn Sie aber auch auf die Aussage de Dienstmädchens keinen Wert legen, so verbinden sich doc mit dem Verschwinden des Dolches noch einige andere Um stände. Woher rührt z. B. die Schramme in Ussolzew Hand und weshalb geriet er in Verwirrung, als man ih darüber befragte? Ich will ihn durchaus nicht vcrdächti gcn. doch dieses Zusammentreffen ist höchst sonderbar.
„An Ogla Jwanownas Schuld glauben Sie also »ich mehr?"
„Damit bin ich noch nicht im Klaren; ich weiß nur soviel, daß die Aufgabe, welche ich zu lösen übernommen habe, keine leichte ist."
Er ließ das junge Mädchen demnach noch immer nicht aus den Augen. Mein Diener trat ein, um zu melden, daß die Waschfrau nach dem Plaid von Constantin Dimitritsch geschickt habe.
„Befehlen Sie, ihr denselben zu senden?"
' , Er ging hierauf an das andere Ende des Zimmers, wo
auf einem Stuhle der zusammengelcgte Plaid lag. Das scharfe Ohr des Untersuchungsrichters hatte sofort den Namen meines Freundes vernommen und sein Falkenblick bereits auf einige Schritte Entfernung die dunklen Flecken im hellgrauen Grunde des Plaids bemerkt.
„Erlauben Sie einen Augenblick", hielt er den Diener an und begann aufmerksam die Flecken zu betrachten, sowie allmählich den ganzen Plaid auszubreiten.
„Ist es Ihnen bekannt, Gregor Petrowitsch, woher, diese Flecken kommen?" wandte er sich zu mir.
„Ja; Ussolzew bekam Nasenbluten."
„Hier bei Ihnen?"
„N—ein."
„Hm, hm! Weshalb läßt er nicht zu Hause reinigen, sondern bringt ihn zu Ihnen?"
„Er hat ihn nicht gebracht, sondern ein Dienstmann. Ussolzew war gerade bei mir und ich machte ihm selbst den Vorschlag, den Plaid waschen zu lassen."
„Ein Dienstmann? Von wem?"
„Das habe ich nicht gefragt."
„Haben Sie sich die Nummer des Dienstmannes gemerkt?" wandte sich jetzt Katorgow zu dem Diener.
„Nein."
(Fortsetzung folgt.)