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Nagolcker Oagblatt

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Rr. 38 Gegründet 1826 ^ Montag den 16. Februar 1925 Fernsprecher Nr 29

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99. Jahrgang

Tagesspiegel

Der amKchc preußische Pressedienst meldet, von einer Aufhebung der Wohrmngszwangswirtfchafi könne zurzeit nicht die Rede sein.

Der englische Oberkommandterende hat den rheinischen Ssfizierktub des Befetzungsheers geschlossen nnd das seither benutzte Scginsgebäude srvigegebek'..

DerSMußbencht" der Ueberrvachungskommission soll sm - 6. oder 17. Februar den verbündeten Regierungen über­geben werden.

D« frühere Generalsekretär des Außenministeriums. Philip Pcrlhelvt. ist zum ftcmzösischea Botschafter in Ber­lin ernannt worden.

Patriarch Konstantin hat sich bereit erklärt, seine Stel­lung avzugeben, wen» dadurch die politische Lage entspannt würde.

Ja Sofia ist der zum Gesandten in Washington ernannte Abgeordnete Prafiffor Nlkokaj Mileff von Kommunisten aus der Straße erschossen worden.

In der Nähe von Malta fanden große Manöver der britische» Mileuneerflotte mit Schießübungen statt.

Für Knegsschiffbanten usw. fordert das amerikanische Marmeamk 36 Millionen Dollar.

Die Marokkaner haben den Posten Saasa überrumpelt nnd genommen. Die Spanier hatten empfindliche Verluste.

Die Mnterschlacht in Masureu

4.-22. Februar 1S15

In diesen Tagen sähet es sich zum zehntenmal, daß a» der ostpreußffchen Grenze eine Schlacht geschlagen wurde, van der die Welt sprach: Die Winterschlacht in Ma­suren, ist ihrem letzten Teil auch Schlacht bei Augustowo genannt. Als die ersten Meldungen von einem Kampfbeginu in Eis und Schnee durch die Fronten derAlliierten" liefen, hatten jene wohl mit einem mitleidigen Lächeln die Achseln gezuckt.Bei meterhohem Schnee, bei völlig unwegsamen Straßen, bei einer Kälte von 10 Grad und mehr einen An­griff beginnen? Wahnsinn!" Aber als dann mit einemmal aus dem Wald von Johannisburg südlich des Spirding-Sees die jungen, frischen Truppen des Generals Litzmann als Teil der bereits bewährten achten Armee des Generals von Below plötzlich heroorbrachen, als 24 Stunden später, am 8. Februar, die zehnte Armee des Generals von Eich- hor n ebenso überaschend von Norden her auf die Nominier Heide zusirebte, erkannte man auf feindlicher Seite die drohende Gefahr. Dian wollte schleunigst die «Schlacht bei Tannenberg mar noch in all,zu frischer Erinnerungab­bauen", aber nur einem Teil der Russen, die. ihren Haupt- Mtzpunkt in Goldap gehwl-1 hatten, gelang es, sich der Um­klammerung zu entziehen. Das unerhörte Beginnen, im strengsten Winter auf einer Schlachifrant von über 150 Kilo­meter Länge einer: Angriff zu beginnen und einen Gegner aus festen Stellungen zu werfen, war schon wenige Tage nach dem ersten Vormarsch gelungen.

Worum handelte es sich bei erster Schlacht für? den obersten Führer der deutschen Truppen, den General- feldmarschall von Hindenburg, der in Götzen sein Hauptquartier aufzeschlagen hatte? Einesteils darum, den bedrängten Oesierreichrrn an der Karpathenfront ein« Entlastung zu verschaffen, anderenteils, was für Deutschland das wichtigere war, das letzte Stück Ostpreußens, das noch in der Hand der Russen geblieben war, vom Feinde frei zu machen. Für den Winter 1914 hatte man in Ostpreußen von Pillkallen au über Gumbinnen unter Benutzung der Seengegend und der vorgeschobenen Festungs­werke von Lätzen, und schließlich des großen Johannis- vurgsr Forstes eine Verteidigungslinie geschaffen, die durch verhältnismäßig schwache Truppen, wie die Besatzungen oon Königsberg und Lötzeu durch Landwehrformalionen und Grenzschutztruppen den Winter über leicht gehalten wurde. Dann kam aus dem Westen das 21. A.K., zu dem noch die neuausgestellten 38., 39. und 40. R-K. traten. Der Plan Hindenburgs war, daß die achte Armee unter Below die Russen unter dein General Sievers frontal binden, wäh­rend Eichhorn von Norden her und der linke Flügel der achten Armee mit dem 40. R.K. unter Litzmann von Süden her umfassend vorgehen sollten.

Der Aufmarsch war in aller Stille, wohl völlig unbe­merkt von den sanft so aufmerksamen Russen, die vielfach bedeutend kampfkräftiger waren, als ihr Ruf ihnen vor- ausgesagt hatte, gelungen. Das neblige Wetter, der tiefe Schnee begünstigten die riesigen Truppenverschiebungen, du allergrößten Teils nicht auf der Eisenbahn, sondern au' istn Landstraßen erfolgten. Schon vom ersten Februar an rollten stundenlang und tagelang die Truppen von Nord und Süd erwartungsfroh und in guter Stimmung, Ost­preußen. Pommern, Sachsen, Mecklenburger, Hanseaten waren es in erster Linie, die für das überkühne Wagnis bestimmt waren, aber auch Elsäßer, Rheinländer und Schle­sier waren vertreten.

Als die ersten. Haubitzen plötzlich an dem Pisstk-Flüß-

« cheu im Süden donnerten und einige JagervataMone oen i lieber gang hier rasch erzwangen, horchte der Russe kaum

> auf. Aber als plötzlich die gewaltige Masse der Eichhorn- Truppen von Norden drückte, als an der ganzen Front Lei stehengebliebenen achten Armee, vor allem an der Angerapp-

! Linie, ein großes Scheinunternehmen in Szene gesetzt wurde,

! wurde dem russischen Oberkommando doch etwas bänglich zumute. Aber noch immer glaubte der russische Führer ar ; ein örtlich begrenztes Unternehmen. Ein Schneesturm vor- selbst in dortiger Gegend 'ungewöhnlichen Außmaßen, dei meterhohe Schneewehungen schiff, ein Hagelschauer von Eis­körnern, der einen ganzen Tag und eine ganze Nacht nieder­ging, schien ihm ein willkommener und rettungbringendei Bundesgenosse zu werden. Aber die Russen hatten nicht mit der Zähigkeit der Ostpreußen gerechnet, die ihre Heimat verteidigten, nicht mit dem Elan der Sachsen und Hanseaten, nicht mit der Kraft der Pommern, die Unmögliches er­zwangen. lieber Bialla Vaitkowen, wo ein falsch angesetzter nächtlicher Sturm schwere Opfer kostete, und Neuendorf stürmt? Litzmann, der weißhaarige Feuerkopf, der mit einem Spazierstock in der Hand selbst auf der verwehten Chaussee die Truppen anseuerte, aus Ly ck zu, während Eich­horn van Norden her den Ring beinahe schloß. Da rafft« sich (Keneral Siewers zu einer letzten Kraftleistung auf. Um Lyck türmte er eine wichtige Stellung auf und setzte firne besten Divisionen, Sibirier und Donkosaken, M, um den Abmarsch seines übrigen Heers zu retten. Und in der Tat gebot er zunächst den durch Eis und Schnee und i Kälte ermüdeten Deutschen einen Halt, zumal auch von der Festung Kowno Ersatz für die Russen anmarschierte und Litzmann gezwungen wurde, seine östliche Flanke durch ein ' Emrderdetachement (Oberstleutnant Hohnhorst) zu schützen. ! Aber nur zwei Tage'hielt sich Lyck. Dann war es sturmreif: i der Russenblock von Lyck fiel auseinander, der Russe floh ! mit den Trümmern seiner Armee noch dem Wald von ! Augustowo.

! Noch waren Tausende von Russen unverwundet in den Häusern von Lyck, noch standen schußbereite russische Vatte- ! rien rings um die Stadt, deren brennende Gebäude wie lodernde Fackeln den bleigrauen und schneetrüben Tag grell erleuchteten, als von allen Seiten deutsche Truppen in die Stadt stürmten, um den Kaiser zu begrüßen, der inmitten der kämpfenden Truppen auf dem Marktplatz von Lyck hielt. ? Den umringenden Soldaten drückte der Kaiser immer wieder die Hand und dankt« ihnen mit dem Lob:Ihr habt Ost­preußen vom Feinde freigemacht." j Tagelang ging die Schlacht weiter. Auf Schnee und ! Eis war Tauwetter gefolgt, das die Straßen in einen ! zähen Brei verwandelte und ein Vorwärtskommen von i Wann, Roß und Geschütz beinahe unmöglich machte- Aber i mich der Russe blieb in dem sumpfigen Waldgelände stecken, ungeheure Beute fiel den Siegern zu: mehr als hundert­tausend Gefangene, mehrere hundert Maschinengewehre, gegen 300 Geschütze, ganze Lazarettzüge usw. usw- Wochen­lang räumten besondere Formationen auf manches Beutestück verschwand in den unwegsamen Waldsümpser

> zwischen Suwalki und Augustowo.

Das Wagnis war gelungen: die Deutschen hatten gezeigt, daß sie auch in Schnee und Eis fechten konnten. Freilich eine Truppe gehörte dazu, wie sie das deutsche Heer einst­mals darstellte. Für alle, den ältesten Landwehrmann wi« den jüngsten Kriegsfreiwilligen, galt das eiserne Gebot der Pflicht. Alle, die damals den Unbilden der Witterung trotzten, die bei 15 Grad Kälte nächtelang nur über ein« Schneehöhle, ein Loch im Straßengraben zum kärglichen Schlaf verfügten, trieb die Liebe zum Vaterland, das Be­wußtsein, das Leben gern und freudig einzusetzen zur Ab­wehr des Einbruchs des Feindes, der Wille, deutsches Land vom Feinde frei zu machen. Fast alle, die in jenen Februar­tagen vor zehn Jahren kämpften, hatten die Leiden der deut­schen Bevölkerung in Ostpreußen kennen gelernt und hatten sie nicht vergessen.

j Deutschland jubelte damals auf, als Hindenburg seine ? neuen Siegesnachrichten drahten konnte. Bei der Entente erschrak man und-beschimpfte den russischen Bundes­

genossen. Der aber war tapfer gewesen und hatte sich zähe gewehrt. Um so höher muß die Leistung der Winterschlacht- Kämpfer bewertet werden, der lebenden und jener, die in ostoreutzischer Erde seit zehn Jahren schlummern, die fielen bei der Verteidigung deutschen Heimatbodens.

Neue Nachrichten

Dir Kabinettskrise in Preußen

Berlin, 15. Febr. Alle Bemühungen des Ministerpräsi­denten Dr. Marx, die sechs Deutschhannoveraner für die Unterstützung Rr Negierungskoalition zu gewinnen, sind er­folglos geblieben. Dis Deutschhannoveraner erklärten wie­derholt. es scl ganz ausgeschlossen, daß sie ein Kabinett unterstützen, st: dem Eevering oder gar zwei Sozial­demokraten, wie die Sozialdemokratische Partei jetzt ver­lange, sitzen.

Dr. Hermes Hai den Eintritt in das preußische Kabi­nett obgelermt.

. Die Rechtsparteien haben die Forderungen aus­gestellt, daß sie das Kabinett Marx nur dulden können.

j w«mn der bisherige Innenminister Severing, sowie alle j diefinftren höheren Beamten entfernt werden,

! die von den, Barmatskanda! auch nur mittelbar be­rührt werden.

Drr Prozeß Himmelsbach,

s BerAn. 15,. Febr. Das Gericht verkündigte am Freitag i bas Urten in dir Privatilagesache der Firma Hi i Nels­bach gegen den Schriftleiter Fernbach wegen Beleidi­gung, Fernbach wurde freigesprochen, weil die von i chm "gegen Htm me', rbach erhobenen Beschuldigungen erwie-

- s e l- 'worden fistn und er irr Wahrung berechtigter Jnter- , ffsen gehandelt habe. Es haben tatsächlich geheime Verträge

^ -i'ir den Franzosen zum Schaden des Reichs , also Landes-.

§ »errat Vorgelegen und Fernbach war verpflichtet, dies den . Lesern seiner Hotzz-Fachzeitung mitzuteilen. Fernbach sei als »eiltscher Mann so zu bewerten wie jeder gute Deutsche, der ! jeinen grünen Wald liebe. Die Kosten des Verfahrens hat ! Himmelsbach zu tragen.

! In einem vorgelegten Gutachten wird berechnet, daß die ! Firma Himmelsbach aus dom Franzosengeschäft einen Ge» f vinn von lchL Millionen Goldmark gehabt habe, was Him- ! nelsbach als schwindelhaft bezeichnet. Zu beanstanden sei i namentlich, daß die wertvollsten Eichen- und Buchenbestände > geopfert wurden. Nach dem Wortlaut der Franusten-Ver- j träge Hobe die Firma Zehntausende von Fest- ! Metern völlig kostenlos erhalten und hieraus allem j einen Gewinn von mindestens 1 460 000 gezogen, i Den Franzosen kam es, wie aus den schamlosen Verträ­gen zweifelsfrei hervorgeht, vor allem daraus an, deut­sches Land zu verwüsten, und dazu, haben deutsche ! Geschäftsleute um des eigenen Prosits willen die Hand ge­boten und noch behauptet, sie haben das Geschäft angenom- ; men,um die deutschen Wälder zu retten".

136 Toke in Dortmund

Dortmund, 15. Februar. Im Lauf der Nacht konnte we­gen der schwierigen AusräumungsarbeiLen nur die Leiche eines Singers geborgen werden, 14 Tot« befinden sich noch rm Schacht. Die Zahl der Toten ist nun arff 136 festgestellt.

Die Beerdigung der Opfer des Grubenunglücks findet am 17. Februar vormittags 10.30 Uhr statt.

Das preußische Staatsministerium hat als erste Hilfe zur , Änderung der Not der Hinterbliebenen und als Belohnung ' für die am Nettungsrverk Beteiligten 100 900 Mark zur . Verfügung gestellt.

- Bei der Deutschen Nothilse sind an Gaben eingegangea ! son der Diökoutcaeseilschaft, der Deutschen Bank und der i Dresdner Bank ie 10 000 Mark, von' Bankhaus Gebr. Arn- f HM 5000 Mark.

! Vom Skaatszerichkshoi

! Leipzig, 15. Sept. Der Gipser Georg Linke und sechs s Genossen aus Stuttgart hotten sich vor dem süddeutschen s Senat des Staatsgerichtshoss zu verantworten. Linke hat i aus der.; Bahnhcffgcbäude in Freudcnstadi durch Einbruch ein Maschinengewehr gestohlen und mit drei andern An­geklagten größere Mengen von Pistolen für eine kommu­nistische Gruppe arffgekauft. Der Staatsanwalt beantragte gegen Linke 5 Jahre Zuchthaus und 500 Mark Geldstrafe und gegen d>e übrigen Angeklagten Gefängnisstrafen von 1)6 bis 2>> Jahren, sowie Geldstrafen von 50100 Mark.

Hessen noch immer ohne Kabinett Darmskabt. 15. Febr. Alle Versuche seit den letzten Land- tvgswahlen (7. Dez.), ein neues Kabinett zustandezudringen, sind bisher gescheitert. Das Zentrum lehnt es ab, der bis­herigen Weimar-Koalition (Zentrum, Sozialdemokraten und Demokraten) weiter onzugehören, die keine genügende Mehr­heit hat. Noch langem Sträuben hat sich nun die demo­kratische Fraktion mit der Erweiterung durch die Deutsche Volksportei einverstanden erklärt. Die Antwort des Zen- ' trums ist noch nickt erfolgt.

Polnische Kriegsfpionaar

Königsberg. 15. Febr. Ein polnisches Militärflugzeug kreuzte, wie die K. Allg. Ztg. meldet, am Freitag nachmittag längere Zeit bei sichtigem Wetter in geringer Höhe übe«

M är i e n b u r g, einer der wenigen Festungen, die de« P->rtrag von Versailles Deutschland gelassen hat. Es kan« sich nur um Spionage handeln.

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j Politische Fremdenpolizei in Frankreich

j Paris, 15. Febr. Die Regierung hat eine besondere Pok- ! zeiabteilung zur Ueberwachung fremder Politiker, besonders ' der Kommunisten, eingerichtet. Gestern wurden fünf bol- ! jchewistische Armenier verhaftet: sie werden ausgewiesen.

. Die Regelung der Ausfuhrabgabe

London. 15. Febr. Nach demDaily Telegraph" soll : zwischen dem Dawes-Keneralagenten Parker Gilbert und dem briiischen Schachavzler Churchill bezüglich der 26prvzen- ! tiaen deutschen Ausfuhrabgabe die Vereinbarung getroffen i worden fiin, daß das deutsche Reichsfinanzmini- i sterin:n in bestimmten Zwischenräumen für die nach Eng- I lond :» kauften Waren kürzfristiae Reichsaul--^