Res.-Inf.-Regt. Nr. 246 Wie bekannt, findet nächsten Sonntag in Eßlingen der 10 jährige RegimentSgründungStag statt. Schwer war die Zeit, als das Regiment neu gebildet und an den heißen und blutigen Kämpfen, oft an den gefahrvollsten Stellen, eingesetzt wurde. In einem jahrelangen stündlich vom Tode bedrohten gemeinsamen Erleben wurden Sande der Kameradschaft geknüpft, die durch Rot und Tod gehalten haben und allen 246 ern wird eS Bedürfnis sein, am RegimentSgründungStag mit den Kameraden einige Stunden zusammen zu sein und auch der Treuen zu gedenken, die der Tod wegriß von der Sette der Kämpfenden, um für die Heimat zu sterben. Kommt alle, Kameraden vom Res.- Regt. 246, unsre Toten haben ein gemeinsame« Gedenken aller verdient. (S. Anzeige in der letzten SamStagnummrr).
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Don der Freiwill. Feuerwehr Nagold. Daß alle Feuerwehrleute sich auf die Schlußübung freuen, ist mal bombensicher; die einen wegen des blanken Helmes, der ihrem Haupt einen ganz bedeutenden Schimmer verleiht, die andern wegen der Musik und die allermeisten wegen der Schluß Übung. ES ist immer eine ganz feierliche Sache, eine Schlußübung — in manchen Städten sagt man Hauptübung — und so auch vergangenen Sonntag. Von allen Winkeln und Gäß- chen leuchtete es heraus, ein ganz blanker Helm tauchte auf und pünktlich waren alle Mannen da. Zuerst kam eine Achulübung, die exakt und tadellos verlief, dann wurde durch Herrn BezirkSfeuerlöschinspektor Schleicher, die Geräte inspiziert, doch selbst ein strenge» Auge konnte nichts Tadel- hafteS entdecken, was dem Kommando und Mannschaften alle Ehre macht. Bon Herrn Bez.-Feuerlöschinspektor Schleicher wurde nun folgende Aufgabe gestellt: Die große Lagerhalle der Sägemühle Gebr. Theurer, sowie die linkt nebenstehenden Gebäude sind in Brand geraten. Wegen der Größe de» Brandherdes muß neben der Weckerlinte auch die Freiwill. Feuerwehr alarmiert werden. — Die Weckerlinie war natürlich als erste auf dem Brandplatz, stellte sich beim Klotzwciher auf und unternahm mit 2 A-Schläuchen einen Angriff auf das Feuermeer. Mittlerweile kamen 3 Spritzen der Freiwill. Feuerwehr — allerhand Hochachtung vor dem aufgestellten Laufrekord —, stellten sich der Waldach entlang auf, rasch und sicher wurden die Hydranten angeschraubt und in äußerst kurzer Zeit wurde der Brand von der Nordsette aus angegriffen. Mit 8 B-Schläuchen und A Strahlrohren konnte dem Feuer in denkbar kürzester Zeit Einhalt geboten werden. Nach vollständiger Durchführung des Projekt» wurde Halt und Zurück geblasen und alsbald das 2. Projekt in Angriff genommen, dem zugrunde lag, daß die alte Sägmühle und die umliegenden Lagerschuppen in Brand geraten sind. Die Aufstellung der Geräte und Mannschaften war rasch geschehen und mit äußerster Energie ging es an dir Bekämpfung des Feuers. Die Nebengebäude konnten alle gerettet werden, und gelang e» dank der umsichtigen Leitung und der Hingabe der Mannschaften, da» Feuer auf seinen Herd zu beschränken. 8 Strahlrohre schleuderten ihre Wafsermassen in das Feuer hinein, doch reichte zu einer wirksamen Bekämpfung de» Feuers der Druck der Wasserleitung nicht auS, wie auch allgemein festgestellt wurde, daß bei einem solchen ausgedehnten Brandobjekt, das jedoch durchaus im Bereich der Möglichkeit liegt, die Zahl der Wehrmänner zu klein ist, um erfolgreich solch einer Gefahr entgegentreten zu können.
Mit klingendem Spiel wurde eingerückt und die streng sachliche Kritik des Herrn BezirkSfeuerlöschinspektorSchleicher ergab kür Kommando, Offiziere und Mannschaften volle« Lob und Anerkennung. In dem frohen Bewußtsein, einen Dienst an der Allgemeinheit getan zu haben, konnten alle Wehrmänner wegtreten. Daß sie zu Hause einen Bärenhunger und Durst — oder war der Brand schon gelöscht? — entwickelten, versteht sich von selbst.
Abends fanden sich nun die Feuerwehrmänner im Lrau- bmsaal zu einem geselligen Unterhaltungsabend zusammen, Ml natürlich, nur die Offiziere in Uniform. „Achtung" tönte
Tilo Brand und seine Zeit
23s Roman von Charlokie Niese
<Nachdruck oerbslm.l
„Ihr wollt den Ehestand nicht mehr?" erkundigte sich Marga- rete. Dabei sah sie zu Alheid hin, die in einer Ecke des düsteren Saales stand und sich mit einem langen Schweden unterhielt. Sie war in blauen Samt gekleidet, und ihr Haar schien goldener als ehemals.
„Weshalb soll 'ch nicht heiraten wollen, Königin? Aber jedes Ding will seine Zeit haben. Wenn di« Waldtiere ihre Zeit haben, daß man sie töten muß, dann darf man nicht an Hochzeit denken. Die Wölfe hatten bei Ständers zehn Kinder gefressen. Dafür mußten sie sterben."
Sein« Augen funkelten, und Margarete betrachtete ihn mit einem gewissen Neid. Sie war jünger als er und kämpfte oft mit Müdigkeit. Man hatte ihr gesagt, daß es besser wäre, sich ihrer Umgebung manchmal zu zeigen und auch den Beamten und Führern ihrer Söldner Gelegenheit zu geben, sie zu sehen und einige -Worte mit ihnen zu wechsen. So wandelte denn bald dieser, bald jener von den Männern bei ihr vorüber, erwartete eine Ansprache und erwiderte darauf, was ihm gerade einfiel. In Deutschland gab der deutsch« Kaiser wohl diese Empfänge, und in Italien und Frankreich waren sie die Mode. Hier aber paßten sie eigentlich nicht her, und als nach diesem Empfang im Nebensaal ein Mahl aufgetilcht wurde, an dem die Königin sich durch Jürgen Eggeling vertreten ließ, atmeten die Geladenen auf. Setzten sich zu den großen B raren, tranken Bier und wurden allmählich erst lustig, obgleich die Lustigkeit nicht ganz natürlich schien. Es waren manch« Männer unrer den Teilnehmern, die mit Margaretens Politik nicht einverstanden waren. Vor allem nicht der Bürgermeister von Flensburg und seine Ratsherren, die wohl gekommen waren, sich aber am liebsten gleich wieder entfernt hätten.
Der Jarl aß sehr viel Schweinebraten, trank dazu Hamburger Bier, berichtete von seinen Jagden und ließ dabei seine Blicke umherschweifen. Es war aber keine Frau mehr im Saal, auch Alheid und ihre Damen waren verschwunden.
Hinter des Jarl Stuhl stand Sven, sein Begleiter. Er hielt «in Stück flacher Brot in der Hand, und der Jarl gab ihm von feinem .Fleisch und ließ ihn aus seinem Becher trinken. Sven war auch -mit in Jütland gewesen und hatte manche Jagd mit geritten. Er 'war «in hübscher, breitschultriger Bursch mit Hellen blauen Augen KUnd.einem gleichgültigen Gesichtsausdruck. Er sprach niederdeutsch,
Letzte Kurzmeldungen.
Das Reichskabinett wird heute vormittag 11 Ahr zu entscheidenden Beratungen, vor allem über das Völker- buudproblem zusammeutreten.
Der Besuch Nausens beim Reichskanzler stellt sich als eiu Glied einer Kette diplomatischer Sondierungen zwischen Genf und Berlin dar.
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Das Londoner Kabinett hat der deutschen Regierung einen vollständigen Text eines Handelsvertragsentwurfes
zur Ueberprüfuug übermittelt.
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Nach Klärung der wesentlichen Grundlagen wurde» die deutsch belgischen Wirtschaftsverhandlungen bis zum 16. Oktober vertagt.
Die belgische Regierung hat aemäß den Bedingungen des Londoner Abkommens die Freitaffuug der Ruhrgefangenere aiigeordnet.
das Horn des Kommandanten H Fabrik, Schnepf und ein ichneidiger Marsch für Klavier und Violine, gespielt von den Herren E. Schnepf und Beesch, eröffnete den schönen Abend. In einer kernigen Ansprache forderte H. Schnepf die Kame- aden auf zu fernerem Zusammenhalten, zum Etnstehen einer !ür alle und alle für einen in Stunden der Gefahr und seine Worte klangen aus in dem Wunsche, daß der heutige Abend dazu dienen möge, unsre schwere drückende Zeit auf ein paar Stunden vergessen za machen und dar Band der Kameradschaft immer enger zu knüpfen. Ein Mäanerchor — Deutsch- iand dir mein Vateriand — trefflich und sicher vorgetragen von Feuerwehrmännern, die dem Liederkranz angehören lei- i-te über zu der Ansprache von Hrn. Stadtschulthetß Maier, der in packenden Worten die Treue der Männer schilderte, die nun 25 und 20 Jahre ihren Dienst bei der Feuerwehr zum Wohle AVer verrichteten. Folgenden Männern konnte Herr Sradtschultheiß Maier im Auftrag der Ministeriums unter herzlichen Worten de? DankeS da« Dtenstehrenzeichen !ür 25jähr»oe Dienstzeit überreichen: Buz JohS., Kehle Eugen, Hörmann Christian Friedrich, Hörmann Gottlteb, Jenne Karl, Weimer Ferdinand, Blum Hermann, Maier Gottlieb (sämtl. zugleich Ehrendiplom der Stadt für 20jähr. Dienstzeit), Broß Albert, Harr Ernst. Das Ehrenzeichen der Stadt für treue 20jähr. Dienstzeit erhielten: Schnepf Adolf, Strenger Heinrich, Hezer Fritz, Gauß Fritz, Hammacher Johannes, Raaf Julius, Schitlenhelm Emil. Dürr Philipp, Grüntnger Wtlh., Günther Einst, Harr Heinrich, Harr Theodor, Keck Ludwig, Rähle Gottlob, Rähle Wilh., Rapp Adolf, Schühle Christian, Wai- delich Michael, Kugel Heinrich, Klumpp Albert, Jlg Josef, Nuding Eugen, Gauß Jakob, Harr Leonhard.
Den Dank der Dekorierten brachten Herr Buz und Herr Raaf aus und gaben beide dem Wunsche Ausdruck, daß alle der Feuerwehr noch Fernstehenden bald auch in ihrre Rethen eintreten möchten. Weitere Ansprachen hielten Herr Ar. Merkt, der die Glückwünsche der Oberamtk überbrachte, Herr BezirkSfeuerlöschinspeklor Schleicher und Herr Ehren- kommandant Gabel. Und nun folgten Darbietungen ernsten und doch meist heiteren Inhalt». Da kam da« Stücklein von dem Jäger und der Jägerin, geboten von Frl. Broß,
Alles Wichtige
von aller Welt, von der nächsten Umgebung teilt Ihnen der „Gesellschafter" rasch und zuverlässig mit. Bestellen Sie deshalb den Gesellschafter für den Monat Oktober so rasch wie möglich, mindestens noch vor dem 25. September. Sie ersparen dadurch eine besondere Bestellgebühr, die von der Post für Bestellungen nach dem 25. Sept. verlangt wird.
Herrn Finkenbeiner und Herrn Blum, dann eine ganz ergötzliche Geschichte — Muckt! Schnucki! und in den Armen lagen sich beide! von Frl. Broß und Herrn Jourdan sehr lebenswahr vorgetragen. Zwei alte Sänger, Herr Schnepf und Herr Braun, sangen von der jungen Liebe Sehnsucht und Schmerz und sie haben sich noch ganz vorzüglich in junge Herzen hinetnversetzen können. Und nun kam der Jakoble, der Enkel vom g'scheitste Ma' von ganz Plattehardt, der zur allgemeinen Ansicht gelangte, daß jetzt d' Futerwehr von Plattehardt her mueß. Und wie konnte er er, der Jakoble, — met Großvater . . . —, und auch der andere Schwöb, der den „Herrn Schwitzgäbele von der Patrolle ziuckmeldete". Herr Raaf und Herr Nuding haben ihre Sache gut gemacht. Wer bis dahin das Lachen noch halten konnte, der mußte sich aber jetzt „kapott" lachen, denn bet den Gesichtern und dem Lachen, da» die Herren E. Schnepf und Finkenbeiner vormachten, da mußte man einfach_ Die ganze
Feier war umrahmt von GesangSvorträgen unter der bewährten Leitung von Herrn Schnepf, die Begleitung zu den Solo-, Duett- und Terzettoorträgen führte Frl. Schnepf sicher und gewandt durch. Ein Tänzchen für Alt und Jung schloß den allerseits harmonisch und gemütlich verlaufenen Abend, der bei jedem den Eindruck hinterlassen hat, daß bei der Feuerwehr Nagold ein Geist der Kameradschaft und Zusammengehörigkeit herrscht und daß die Feuerwehr Nagold eS ernst meint mit dem Wahlspruch: Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!
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Versammlung der Nationalsozialisten. Eine große Zu- Hörerschaft lauschte gestern Abend im vollbesetzten Traubensaal dem Vortrag de» nat.-soz. Führer« und ReichtagSabgeordneten H. Prof. Mergenthaler au» Hall. Der Redner wteS eingangs seiner 2 stündigen Ausführungen darauf hin, daß dem deutschen Volke wesentliche und die wichtigsten Teile des Sachverständigengutachtens vorenthalten worden seien. Was besonders drückend und untragbar für dar deutsche Volk sei, daß die Zahlungen an die Alliierten unbegrenzt seien, daß die seitherigen Zahlungen nicht angerechnet worden seien. Eine Riesengefahr für dar deutsche Volk bestehe darin, daß das Gutachten von der Voraussetzung auSgehe, daß der Staat, die Industrie und die Eisenbahn durch die Markentwcrtung völlifl entschuldet seien und keinerlei moralische oder rechtliche Verpflichtungen haben, die durch dar JnflationSelend illusorisch gemachten Darlehen ihrer Gläubiger nach Treu u. Glauben aufzuwerten. Weiterhin verbreitete sich der Redner über die künftige Gestaltung unsere« Eisenbahnwesens, über die Belastung der Industrie, über die diktatorischen Befugnisse der „neuen Bank" — Bank der Banken —, über die den schaffenden Ständen nicht zu gute kommende 800 Millionen Anleihe, über die weitere Herabsetzung der Ausgaben für unser ohnehin zu kleiner Heer und dafür Unterstützung de« Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold durch Gelder des internal. Kapitals. Sehr eingehend und scharf ging der Redner mit der Deutsch.Nat. Volkspartei um und insbesondere geißelte er mit scharfen Worten den Umfall der 48 Deutsch-Nat. Abgeordneten. Reicher Betfall belohnte den Redner. In der Diskussion sprach Herr Prof. Baus er der mit beredten Worten zum Kampf für die Aufwertung und damit für eine Abänderung de» Gutachtens ausforderte. Herr Walz konnte mit DankeSworten an den Referenten die auch von auswärts stark besuchte Versammlung schließen.
" Oberamt Horb. °
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Bildechingeu, 22. Sept. Warnung für Radfahrer Gestern früh ereignete sich auf der steil abfallenden Bildechinger Straße wiederum ein UnglückSfall. Ein in voller Fahrt befindlicher Radfahrer versuchte im letzten Augenblicke einem Kinde anrwetchen und stürzte dabei mit voller Wucht die Böschung hinunter, wobei er sich schwere Verletzungen zuzog und sofort in ärztliche Behandlung begeben mußte. ES ist
I als wäre er hier geboren, und manche Junker behandelten ihn wie ibresoleichen, während andere behaupteten. Laß er der Sohn eines Leibeigenen wäre. Er ging gleichmütig seine Straße. Wer freundlich gegen ihn war, dem war er auch freundlich gesinnt: den andern ging er aus dem Wege.
Als die Herren genügend gegessen und getrunken hatten, verabschiedeten sich einig«, andere blieben, tranken noch mehr oder legten sich auf di« Holzbänke zum Schlafen. Jürgen Eggeling schob seinen Sruhl neben den des Norwegers und sprach artig mit 'hm. Eggeling trank niemals zu viel, hatte immer Haltung und beherrschte durch seine Vorsicht manche andere. Esckildsen war ein wenig benebelt, als der Rat zu reden begann, wurde aber sehr bald wieder klar.
„Ja, ja, Herr Eggeling, ich weiß, ich soll das fürstliche Fräulein heiraten, und ich will es auch wohl. Aber es ist mir noch nicht die richtige Jahreszeit dazu. Auch müht« der Bischof von Drontheim kommen, um mir den kirchlichen Segen zu geben, und die Reise ist weit und beschwerlich. Mein Vater erzählte von einem Bischof, der einmal in di« Schären hinausfahren mußte, um «inen Freund zu kopulieren, und der niemals wiederkam. Es war Treibeis, und der Schlitten muß in eine Eisspalte gefallen sein. Das Wunderlich« ist, daß man den Bischof in Hellen Nächten immer noch fahren sieht!"
Er berichtete Oe näheren Begleiterscheinungen und Eggeling hörte geduldig zu. Als der Jarl schwieg, meinte er dann, daß er nur von einem schwedischen Herrn berichten wollt«, der die Königin fragen ließ, ob Fräulein Alheid noch zu vergeben wäre. Es mar «in reicher Mann mit mehreren Burgen und Gütern und hatte sich auch auf Fühnen angekauft. Sehr lang« dürfte Margarete den Herrn nicht auf Antwort warten lassen.
Langsam erhob sich der Jarl, verabschiedet« sich artig und verließ das Gemach, ohne sich auf seinen Sven zu stützen, der stattlich hinter ihm herging.
Das Fest war zu Ende. Es hatte von 10 Uhr vormittags bis in die vierte Nachmittagsstunde gedauert. Eggeling konnte seiner Königin berichten, daß die Stimmung im allgemeinen eine gute gewesen wäre.
„Und unser Jarl?" erkundigte sie sich, als der Rat eine Pause machte.
„Er wird sich wohl zu Fräulein Alheid entschließen!" erwidert« Eggeling, und die Königin warf «inen flüchtigen Blick auf Tilo Brand, der eben mit dem Nachtessen für die Herrin das Turingemach betrat. Er trug auf silbernem Brett allerlei lecker bereitete fremde Speisen.
1 „Hast du vernommen, Tilo," neckte die Fürstin. „Nun wirst du deine Alheid los. Bist du nicht sehr traurig?"
Margarete wußte genau, daß Tilo immer schweigend an Alheid vorüberging, wenn er sie einmal traf. Aber sie wußte auch, daß Alheid sich darüber ärgerte, und das belustigte sie. Kein Mensch kann sich immer mit den großen Fragen des Lebens beschäftigen. Auch die Staatskunst verlangt «ine Ablenkung, und Margaret« war es manchmal «in Bedürfnis, zu lachen. Tilo antwortete nicht. E: legte die feine weiß« Decke auf den Tisch, setzt« die Speisen daragt. schenkte den Becher voll. Dann zündete er mit einem Wachsstock die zwei großen Kerzen an, dis neben Margaretens Tisch standen, und stellte sich daneben. Er hatte gelernt, seine Augen und Ohren nur auf den Dienst zu richten, und Alheid bedeutete ihm nichts mehr. Einmal hatte er sie geliebt und geküßt. Das war lange her. Jetzt scherzte sie mit den vornehmen Rittern und kannte ihn nicht mehr. Weshalb sollte er sie kennen? Gab es nicht andere Jungfrauen, die besser zu chm paßten als dies hochmütige fürstliche Fräulein? War da nicht di« Tochter des Bürgermeisters, sin blondes zartes Ding, das ihn viel freundlicher ansah als di« Stolze, die sich der Verwandtschaft mit König Erich rühmte?
Die Königin vergaß schon ihren 'Scherz. Sie trank und atz mit Appetit und ließ sich dabei von Eggeling «ine Schrift vorrragen. Es waren wieder di« Hansen, di« sich über die Dänen beklagten, über ihre Raubgier, ihren Treubruch. Ihr Ton wurde drohender, und Margarete fluchte, während sie aß. Es war noch nicht alles, das der Rat mitzuteilen hatte. Auch di« Likedeeler, die Seeräuber waren wieder an der Arbeit, hatten in Schonen und auf Seeland gelandet, Dörfer und Burgen ausgeplündert und sich frech gegen di« schwedischen Landsknechte benommen, die geschickt wurden, sie zU vertreiben. Sie hatten etliche gefangen genommen, getötet und in ihre Masten gehängt. Als Gruß für die Königin Margarete.
Margarete wurde dunkelrot vor Zorn.
. „Sir follen's büßen! Und weshalb diese Frechheit?*
Eggeling räusperte sich.
„Die königliche Gnade hat hier den Ratsherrn Bornholt hängen kaffen. Es wird behauptet, daß ein Anverwandter von ihm bei den Likedeelern ist!"
„Also werden wir die ganze Familie Vornholt hier ausrotten!" Klirrend setzte Margarete ihren Becher auf den Tisch.
Eggeling schüttelt« den Kopf. „Dies ist nur ein Gerücht, königliche Gnaden, und auf dies« Gerüchte darf man nichts geben. Ich erwähn es nur, weil di« Frau Königin alles wissen muß, was gesagt wird. Sie weiß dann besser als wir andern, was oerordnet werden muß!" (Fortsetzung folgt.)