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)r. Eckener. Av ,rere Pressever- effor Dr. Hoff, lniversität Ber- Die Flugzeit ist , Dienstag und ircmf das Lust« und Schweden

Aus Stadt und Land.

Nagold, den 8. September 1924.

Der 1. Septembersonutag versprach ein richtiger Sonnen- iaa zu werden und entschädigte das lange Warten darauf reichlich. In der Frühe übte die Feuerwehr, die mit flottem Spiel durch di« Straßen marschierte. Der Vormittags-Gotter- dlenst war der Mission geweiht, ebenso auch der Nachmittag, an welchem das alljährliche BezirkSmisstonsfest stattsand. Das prächtige Wetter begünstigte auch die Veranstaltungen des Sportvereins, der ein reichhaltige» Programm für sein Werbe­sportfest aufgestellt und viele Zuschauer von nah und fern berbeigelockt hatte. Auch sonst war alle» auf den Beinen, um die Wärme und Trockenheit zum Einbringen der Ernte zu nützen. Biele auch verbrachten den Sonntag draußen in Wald und Flur, um sich neuen Mut und Lebensfreude für die kommende Woche zu holen.

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Eduard Reinacher. Der Dichter Eduard Reinacher, der in unserer schwäbischen Landeshauptstadt eine vorübergehende Heimat gefunden hat, ist elsässtscher Abstammung. Er ist in den literarisch interessierten Kreisen eine anerkannte Begabung mit einer starken, eigenwilligen Kraft. Er hat seine eigene Welt geschaffen, wa» Weltschau und Wrlterkennen betrifft, und er vermag die Sprache au» ihren Elementen heraus (Musik und Plastik) der Schau und dem Er-Leiden dienstbar -u machen. So wie die größten Werke der Kunst nicht der Lust, sondern dem Letden entsprungen sind, so sind auch Reinacher» Werke dem Letden um die Seele seine» Volke» entsprungen. Besonders die DichtungenRunold» Ahnen" undElsässer Idyllen und Elegien" offenbaren die». So wie er bat wohl kern moderner Dichter die Möglichkeiten der Ausdruckskraft der deutschen Sprache vermehrt. Die Dich- mngenTodes Tanz" und das Dramenbuch .Bauernzorn" sind an Sprache Riesen. Reinacher» Gemüt lebt von den Geheimnissen der Sprache, und in seinen Werken gibt er der Sprache ein neues Gemüt, Gemüt aber ist diejenige Stelle im Menschen, wo sich Liebe, Schönheit, Güte. Kraft vereini­gen uud so in ihrer persönlichen Einheit dem geistigen Men­schen das Schwergewicht verleihen. Durch Reinacher ist r-,«m deutschen Volke wieder eine Volksdichtung geschenkt, d. h. ein geistige» Gut, worin da» Beste de» Volke» lebt, und dessen Besitzergreifung nicht an irgendeinen Bildungsgrad gebunden ist, sondern an eine ursprünglich-seelische Wertig­keit. Wer e» vermag, sein beste» Innere in Reinacher» Dich­tungen zu finden, gehört zu demjenigen Volk, da» Reinacher» Fühlen, Lerden und Sprache offenbart. Er ist da» Deutsche Volk, da» in seinen Besten nie ander», denn al» eine Sehn­sucht da war. Es mitzubilden, eS zu verwirklichen, ist Be- kmvtnissache des Einzelnen. Dr. Z. W. Mack, StEgan.

Eduard Reinacher liest am nächsten Donnerstag abend im Seminarfestsaal au» seinen Werken. Einige Proben sei­ner Dichtkunst werden morgen zum Abdruck kommen. D. S.

Die Reichsrichkzahl für die Lebenshaltungskosten beläuft sich für den 3. September auf das 1,15-billionenfache der Vorkriegszeit. Sie erhöhte sich gegenüber der Vorwoche- (1,14 Billionen) um 0,9 Proz. Für den Durchschnitt des Au­gust berechnet sich die Relchszahl auf das 1,14-billionenfachs gegenüber dem 1,16-billionenfachen im Durchschnitt des Juli. Die Ernährungskosten allein betragen im Durchschnitt im August das 1,22-billionenfache der Borkriegszeit.

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Gefährliches kinderschlafmikkel. Nach dem Genuß von Mohnbrühe starb in Wiesental in Baden plötzlich das Kind des.Arbeiters Scholl. Es besteht noch vielfach die Unsitte, unruhige kleine Kinder durch den Genuß von Mohn zur Ruhe, zu bringen. Es kann vor dieser Unsitte nicht genug gewarnt,werden.

Spiel und Sport.

Der S.-V. Nagold hielt am gestrigen Sonntag seine alljährlichen leichtathletischen Bezirkswettkämpfe ab. 65 Wett­kämpfer und 6 Faustballmannschasten beteiligten sich an dieser Werbeveranstaltung. Au»führltcher Bericht folgt.

Bet den Europa-Meisterschaften der Schwerathleten, die in Neuntirchen abgehalten wurden, stellte Fritz Wenninger- Zuffenhausen einen neuen Weltrekord im Stetnstoßen auf. Eugen Kißling errang sich die zweite Meisterschaft im Ge­wichtheben der Altersklasse Mittelgewicht.

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Die Oberligaspiele im Bezirk Baden-Württemberg erbrach­en folgende Ergebnisse: Stuttgarter Kicker» F.C. Mühl­burg 6:0; F.C. Freiburg V.f.B. Stuttgart 7j:1; I.F.C. Pforzheim Sportklub Stuttgart 4:0 und V.f.R. Heilbronn Sportklub Freiburg 3:2.

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B.f.B. Stuttgart errang mit 277 Punkten die württem- belgische VereinSmeisterschaft in der Leichtathletik.

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Beim Motorradrennen anläßlich der Baden-Badener Sportwoche fuhr HauSmann-Heidelberg auf Viktoria die schnellste Zeit.

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Die Kreirmeisterschaft»-Wettkämpfe des 6. Turnkreise» Schwaben in Heubach nahmen einen glänzenden Verlauf.

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Breitensträter schlägt Rudi Wagner in der ersten Runde. *

Ebhansen» 7. Sept. Spielplatzei nwethung. Der Turnverein weihte heute bet schönstem Wetter unter Anwesen­heit der Gemeindeverwaltung und zahlreicher Beteiligung der nies. Einwohnerschaft, der Musikkapelle, de» Ltederkranze» so­wie auswärtiger Turner den von der Gemeinde in dankens­werter Weise zur Verfügung gestellten Spielplatz ein. Näh. Bericht folgt.

ep. Eine deutsch-evangelische Kulturstätte in Oesterreich. 50 Jahre sind verflossen, seit durch die Gründung eines «Ver­eins für Innere Mission" im Pfarrhaus zu Gallneu- Kirchen, bei Linz, die evang. Liebesarbeik in Oesterreich ihren ersten bescheidenen Anfang genommen hat. Nachdem zunächst im Stuttgarter Diakonissenhaus die ersten Diakonis­sen für das neue Werk ausgebildet waren, hak sich in Gall- neukirchen im Lauf eines halben Jahrhunderts eine Stätte umfassender Liebeskäkigkeik gebildet, die in ihren Anstalten mit den Angestellten und Arbeitskräften etwa 650 Personen vereinigt. Neben dem Diakonissenhaus mit 160 Schwestern, die über ganz Deutschösterreich und Böhmen zerstreut ihre segensreiche Arbeit tun, befinden sich jetzt dort 12 Anstalten, die Epileptische, Blinde, Taubstumme, Krüppel, Sieche, sitt­lich Gefährdete, überhaupt Pfleglinge und Schützlinge der verschiedensten Art und beiderlei Geschlechts, vom Säuglings- bis zum Greisenalker beherbergen. In der zwei Stunden ent­fernten Waisen- und Retkungsanstalt Weikersdorj finden 60 bis 70 Kinder Unterkunft und Erziehung. Dis schwere wirtschaftliche Not, in der sich diese Liebeswerks auch nach der Festigung der österreichischen Währung befin­den, macht das Jubeljahr des 50jährigen Bestehens zu einem der schwersten Jahre seit der Gründung. Es ist zu hoffen, daß die Besserung der deutschen Berhälknisse ein Wieder­aufleben der alten Beziehungen gerade auch Württembergs zu Gattneukirchen zum Besten dieses segensreichen WerkH bringen wlrd.

M Kim AOrag auch msMir!

Aamiliennachrichten der Stadtgemeinde Nagold vom Monat August 1824.

Geburten: 1. August, Theurer Jultu», SägwerkSbe- sttzer in Altensteig 1 Sohn. 5. Bretschneider Friedrich, Dr. der Naturwissenschaften, 1 Tochter. 11. Lang Ernst, Kauf­mann 1 S. 13. Schwarz Gottlieb, Glasermetster 1 T. 18. Armbruster Hermann, Sparkaffenbuchhalter in Altensteig 1 T. 19. Schmettert Karl, Obersekretär in Nltensteig 1. S. 24. Gom- mel Wtlh., Forstwart in Berneck 1 T. 29. Koch P., Schrifts. 1 S. 31. Hafner Eugen, Gipsermeister I T.

Erlassene Aufgebote: 7. Hartmann Han», led. Maschinen-Jngenieur in Karlsruhe und Tafel Ottilie, led. Hau»tochter hier. 18. Hemmtnger Hermann, led. Schreiner hier und Knie» Anna led. Hau»tochter in Hofen a. N.

Sterbefälle: 16. Fischer Elisabethe, geb. HaaS, Bäk- kermetster»ehefrau. 70 I. alt. 20. Helbltng Jngeborg, Friseur- meifterStochter, 5 Wochen alt. 22. Speidel Barbara, geb. Knapp Goldarbeiter»-Witwe, 73 I. alt.

Im Bezirkskrankenhau» gestorben: 2. Bühler Elisabeth, geb. Morhard, BauerS-Witwe aus Rotfelden, 68 I. alt. 6. Ungericht Philipp, Kronenwirt au» Rorfelderr, 43 I. alt. Zusammen 9 Geburten, 2 Aufgebote und 5 Sterbesälle.

Allerlei.

Zerstörung der Ieppelinrverft? Da nun die Abfahrt des für Amerika bestimmten Luftschiffs immer näher rückt, wird auch die Frage kaut, was aus der ältesten und größten deut­schen Luftschisfwerft in Friedrichshafen werden soll. Nach dem Versailler Friedensvertrag müßte dies Werk nach Voll­endung dieses letzten Reparationsluftschiffes abgerissen oderfriedlichen Zwecken dienstbar gemacht" werden. Dil französische Regierung hatte ja seinerzeit versucht, den Verei­nigten Staaten von Amerika in der Frage der Fertigstellung des Z. R. 3 Schwierigkeiten zu bereiten: doch zog man iu Paris schließlich nach einer energischen Note aus Washing­ton die erhobenen Einwände wieder zurück. Augenblicklich gibt man sich in Friedrichshofen der Hoffnung hin, daß in, zwischen in Paris eine vernünftigere Auffassung Platz ge­griffen hat, und daß man dort nicht auf den Versailler Ver­trag pochend, die sinnlose Zerstörung der vom technischen Standpunkt bewundernswerten und vorbildlichen Anlagen der Zeppellin-Gesellschaft verlangen wird.

Der bekannte Nordpolfahrer Amundfen hak beim Gericht in Christiania die Einleitung des Gantverfahrens gegen sich

beantragt.

Explosion. In Leipzig-Wahren gingen am Sonntag vor­mittag 27 Zentner Feuerwerkskörper in die Luft. In dem dortigen Lunapark sollte abends ein großes Feuerwerk statbi finden. Die Feuerwerkskörper, die von einer Fabrik i» Württemberg geliefert waren, lagen in 50 Kabine» des Fctz milienbades untergebracht. Ws nun vormittags mit de» Vorbereitungen begonnen und eine Zündschnur angele^ wurde, entzündete sich eine Rakete und bald war das Lager ergriffen. Man vermutet, daß die Rakete sich entzündet habe, wahrscheinlicher ist jedoch, daß bei den bereitungen durch Unvorsichtigkeit (Rauchen) die Zündsck in Brand gesteckt wurde. Das ganze Bad ist vMg bramrt. -

Das neue amerikanische Kabel, das von Neuyork nach Scn portugiesischen Azoren-Idseln (nordwestlick von Afrika) gelegt wird, ist das beste Kabel der Gegenwart. Durck das Kabel können nach derTimes" in der Minute 1500 Buch­staben telegraphiert werden, während bisher 300 Buch­staben das Höchstmaß waren. Es muß noch ein besonderer Apparat erfunden werden, der die Kabeltelegramme in die­ser Schnelligkeit aufnehmen kann. Das Kabel hat eine Länge von 10 372 Kilometern. Die Kosten belaufen sich arck 7 Millionen Dollar.

Tilo Brand und seine Zeit

Hi Roman von Lhorlokle Niese

iscochdruck verbaten.!

.Wer bist -u?" fuhr er einen Burschen an, -er eben vorsichtig j «inen alten Ritter in den Saal leitete. i

Jarl Esckildsen befahl mir, den Gefangenen zu helfen!" lautete' die Antwort. Tychsrn sagte nichts weiter. Unten im Verließ, wo ein« Laterne mit Hornfenstern kaum Licht verbreitet«, sah man nichts von dem Graus, der hier in der Helligkeit zutage trat. Ab- gemagerke, verfallene Gestalten mit erloschenen Augen, von Unge­ziefer bedeckt, mit schwärenden Wunden.

Zwanzig Herren waren es, die durch den Verrat eines Knechtes m dänische Hände gefallen waren. Lustige und frische Gesellen. Meistens jung, bis auf zwei Herren, die schon weißhaarig waren, aber gerade so frisch in den Kampf ritten wie die andern. Von diesen Weißhaarigen war der eine im Keller gestorben, weil ihm die Kraft ausging, außer einer bösen, nicht verbundenen Wunde Hunger, Durst und ekle Umgebung zu ertragen. Den andern bettete Tiko Brand jetzt vorsichtig auf ein« Schütte Stroh, die der Kerkermeister hier und dort verstreuen ließ, hielt ihm eine Schale mit Wasser an den Mund und versuchte ihm das schmutzige Gesicht zu reinigen. Außer Tilo sorgte noch ein anderer Jüngling für die Gefangenen. Das war Sven, der Diener des Norwegers. Und weil der Norweger mehrere Knechte und auch einige vornehme Landsleute mitgsbracht hatte, so ahnte niemand in Flensburg Hus, daß es ein Holste war, der den Holstenrittern Liebesdienste erwies. Da Tilo möglichst wenig sprach und seine niederdeutsche Sprache auch gelegentlich von Dänen und Norwegern gesprochen wurde, so erkundigte sich niemand weiter noch chm. Er war geschickt, und geschickte Diener waren damals ebenso selten wie heutzutage

*

Die Königin Margaret war sehr zornig. Ihre alte Dienerin und Freundin, Armgard, hatte den Auflauf vor den Mauern -es Schlosses gesehen und di« Rufe und Drohungen gehört, auch di« , Steinwürfe beobachtet, die in den Burghof fielen. Frau Armgard^ war einige Jahre Ater als Margarete und hatte sie kaum in ihrem ganzen Leben verlassen. Sie war die Tochker eines jütischen Edlen, ' der im Hof- und Ritterdienst dem dänischen Hofe bis zu seinem Tod« gedient hatte. Seine Tochter war die Spielkameradin der Königstochter, verheiratete sich ungefähr zu gleicher Zeit und wurde ebensofrüh Witwe. Sie war immer um Margarete, und wenn sie

auch nicht die Hälft« des Verstandes der Herrscherin besaß, so hatte sie doch gute und vernünftige Gedanken, die sie gelegentlich aussprach, obgleich auch sie sich in acht nehmen mußt«. Seitdem d:e Königin unter dem Einfluss« Erichs von Pommern stand, war sie härter geworden und auch grausamer. Dieser junge hübsche Mann, -er sanft reden konnte und Margarete liebkoste, wenn sie ihm nicht gleich den Willen tat, konnte eigentlich alles mit ihr anfangen. Und sein Einfluß war nicht gut.

Frau Armgard Linneby stand heute vor der Königin, hürstei« ihr die Haare und schminkte sie vorsichtig. Am Nachmittag wollte Margarets einige schwedische Edlen empfangen und ihnen später einen Trunk reichen lassen. An diesem Gelage nahm sie nicht teil, obgleich sie ehemals einen guten Trunk liebte. Aber der Medikus warnte, well sich das Geblüt bei ihr verdickte, und da er in Bologna seine Weisheit geholt und später in Prag beim König Sigismund gewesen war, so erschien es richtiger, seinen Worten zu folgen. Aber ehe die Herren sich um den Tisch mit den weiten Bechern setzten- zeigte die Königin sich doch noch ein­mal, und daher mußt« sie etwas verschönert werden.

Heute tat es besonders nötig, weil Margarete sehr schlechter Stimmung war.

Was gcht's das Flensburger Volt an, wie ich mein« Gesänge- i neu behandle?" wiederholte sie mehr als einmal.Cs soll «in Ge- j richt eingesetzt werden> die Rädelsführer müssen an Len Galgen!"

«Ganz genug, Mmgin, ganz gewiss mrmgaro strich vorsichtig eine weihe Flüssigkeit in das Antlitz der Fürstin.Ich sage auch, es ist unerhört, sich in dein« Angelegenheiten zu mischen. Aber der Jarl soll auch sehr ärgerlich gewesen sein. Es ist ja schlimm, daß sein Sohn bei den Holsten sitzt. Irgendwo in Rendsburg oder Schleswig, ich weiß es nicht genau. Und der Mönch hat gesagt: Auge um Auge, Zahn um Zahn! Wenn man denkt« daß unser lieber junger König nun auch in der Gewalt der Holsten ist." Die Königin zuckte so heftig zusamnren, daß der Pinsel mit der Flüssig­keit der Kammerfrau aus der Hand fiel.

Erinnere mich nicht daran," rief Margarete.Dann kann ich nicht schlafen!"

Du darfst es doch nicht vergessen, Königin! Und Giesecke und die kleine Prinzessin/

Um die Jungfrau ist mir nicht zu tun. Mögen die Holsten sie behalten! Giesecke ist schlimmer zu entbehren. Fürstliche Fräuleins gibt es genug in der Welt."

Aber der Jarl will doch eine Frau aus deinen Händen, Köni­gin, und dir selbst ist daran gelegen, seine Freundschaft zu «s halten!"

Er hat viel Geld!"

Und -u hast oft nicht genug, Königin! Den Führern der Söld­ner geht das Geld aus, und wenn sie keine Löhnung zahlen, laufen die Knechte zu den Holsten."

Rede kein dummes Zeug!" murrte Margarete, aber sie laß doch still, ließ sich schminken und in ein weites Brokatgewand hüllen, während sie dabei die Augen schloß. Das war das Zeichen, daß sie nachdachte. Dann durfte man sie nicht anreden. Armgard war dies Schweigen sehr angenehm. In der ersten Erregung hatte sie zuviel von dem Aufruhr, von den Steinwürfen, von dem Rufen des Vol­kes berichtet. Besser wäre es gewesen, zu schweigen und es dem Rat Eggeling zu überlassen, was er sagen und was er verschweige» lvollte. Aber so diplomatisch war Frau Armgard nicht; sondern - ein« Frau, die gern etwas erzählte und dazu auch eifersüchtig euch Eggeling war. In der Umgebung eines mächtigen Fürsten will jeder gern die erste Rolle sielen, und Armgard war nicht jo weitsichtig um einzusehen, daß Argen Eggelings Verstand über den ihre« ging. Wiederum hatte sie die gute Eigenschaft, gegen manche harte Maßregel der Königin ihre Stimme zu erheben. Ms sie jetzt die Köngin geputzt hatte und diese sich noch einen Augenblick in de« Lehnsessel setzte, fragte sie:

Weshalb mußtest du den kleinen Muke gleich hängen lasten?"

Die Königin, deren-Gesicht durch die Schmink« etwas Masken­haftes bekommen hotte, hob die Schultern.

Was fragst du? Du weißt, daß ich Untreue mit dem Tod« strafe. Er hat mich bestohlen und mir einen Schlaftrunk gemischt An dem hätte ich sterben können. Da war es bester, daß er starb."

Er war geschickt, und nun hast du keinen Edelknaben."

Besorge mir einen andern. Vielleicht von Alfen oder an« de» Smrdewitt."

Ae Ritter schicken nicht gern ihr« Söhne in deinen Dienst. Es ist nicht der erste Page, den du HArgen liehest. Und ein Ritter» bärtiger sollte doch mit dem Schwert hingerichtet werden."

Rede nicht töricht, Armgard! Sie freuen sich alle, wenn ns ihre Knaben m msnen Dienst nehme. Und nun rufe mir Eggeling und die andern Edlen, daß sie mich begleiteni"

(Fortsetzung folgst)