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Montag de« 11. August 1824 Fernsprecher Nr 29

»erbrettetst« Zeitung »« Oberau tSbezirk. «»- ,eigen find daher vo» beste« »rfolg.

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88. Jahrgang

T a g e s s p i e g e kr

hMrmNch wird mttgekeikk. daß der Reichstag MM» sichtlich «ml 18. August ÄnbenHeu werden solle.

Reichskanzler Dr. Marx und Minister Stresemmm find sfir Samstag und Sonntag von dem Staatssekretär Lord Parmoor zu Gast geladen worden.

Der amerikanische Botschafter in Paris, tzerrik. ist nach Washington abeereist. Der Reise wird große polifijche Be­deutung beigemesseu.

Der große Streik der polnischen Bergarbeiter im In» dustriebecken von Dombrowa stk zusammengebrochen. Di« Arbeit wurde zu verminderten Löhnen wieder ausgenommen.

Der Zivilgouverneur vo« Saragossa erklärte, die ver­breiteten Gerüchte über einen bevorstehenden Sturz des Di­rektoriums seien eine Mache. Das Direktorium habe immer noch die große Mehrheit des spanischen Volks hinter sich Der neugebildete Patriotische Bund werde nicht dulden, daß die allen Politiker wieder ans Ruder kommen.

Die Verhandlungen über die Wiederaufnahme der MilitSrkoutrolle find infolge einer Reise de» Generals Walch nach Pari» unterbrach«» worden.

Der Reichsrat hat die Zollvorlage mit 38 gegen 26 Stimmen angenommen.

Wann beginnen die Räumungs­fristen zu laufen?

Nach Poincare haben sie überhaupt noch nicht be­gonnen, da Deutschland seinen Erfüllungspflichten nicht nach- komme und nicht nachgekommen sei. Mehr als einmal hol er im Parlament und bei anderen Anlässen keck, wie er ist, kch Behauptung aufgestellt. Und bekanntlich macht so etwas Eindruck. Man darf nur ordentlich chreien, so glau- ben's gleich viele.

Wie sieht es aber mit der vertragsmäßigen Unterlage der Pomcareschen Behauptung? Auch hier verlohnt rs sich, den -Wortlaut des Versailler Vertrags ins Gedächtnis zuruckzurufen, und der heißt nach Art. 440:

»Ein erstes Protokoll über die Niederlegung der Bestäti- Aungsurliunden wird errichtet, sobald der Vertrag von -t-euischland einerseits und von den drei verbündeten Haupt­mächten andererseits bestätigt ist. MitderErrrchrung üiesesersten Protokolls tritt der Vertrag zwischen oen vertragschließenden Teilen, die ihn auf diese Weise be- Migt haben, in Kraft. Dieser Zeitpunkt gilt z u- gieich als der Zeitpunkt des Inkrafttretens °ei Berechnung aller in dem gegegenwärti- gen Vertrag vorgesehenen Fristen."

. Nichts Klareres als diese Bestimmung. Und es gehört eme starke Portion Frechheit dazu, um sie so zu drehen und Zu deuteln, daß man den Sinn Poincares herausbringt, «m 10. Januar 1920 ist Las fragliche Protokoll errichtet wvr- uen. Also muß, wie Reichskanzler Cuno im Reichstag "Er.'O^'rMung aller Parteien erklärt hat, am 9. Januar , o5 der letzte Entente-Soldat das deutsche Reichsgebiet ver- atzen haben. Und am 9. Januar 1925 muß der letzte Eng- die Kölner Zone geräumt haben.

Diesen Standpunkt vertritt auch Mac Donald. Nur A" französischer Kollege Herriotist anderer Ansicht. Alle glaubte, er wenigstens werde so viel Gerechstgkcits- °"l>hl aufbringen, um dem klaren Wortlaut des Vertrags

- - ^ gaben. Aber nein, auch Herriot plapperte Poin-

-ares Behauptung nach, bis man ihm auf der Londoner Konferenz ziemlich deutlich abwinkte.

kamen die Franzosen auf einen neuen Einfall. Der ^ "^amps" schrieb neulich:Die Frage ist nicht die, ob e Fristen überhaupt angefangen haben zu laufen, sondern >a, ob sie, nachdem sie ein oder mehrere Male unter- l"- 5" worden sind, wieder angefangen haben zu lau- uA . H Ruhreinbruch nach dem 1. Februar 1922, Wien wir nichts mehr an Frankreich und Belgien and nach em 11. August 1923 überhaupt nichts mehr bezahlt. Als "st dieser Unterbrechung schuld wären! Ls -.st out, S der frühere engl. Außenminister Cur,zon auf Tr md des . der Reichsjuristen, höchstamtlich seiner Zeit im Par- ment erklärt hat, daß die Ruhrbesetzung vertrags-

°r>g sei. Uebrigens selbst wenn dies nicht zuträse, so bemerken, daß der Versailler Vertrag nirgends eine rartige Einschränkung vorgesehen hat.

«ino A "eu ist, daß die französischen Politiker von der Sorte i>i°« neuerdings auch die Behauptung wacun,

der Rheinlands sei keine Zwangs- und Sk.af-, ^ . eine Sicherheitsmaßnahme. Solange

sickwüt nicht gegen einenUeberfall" Deutschlands ge- Klange müsse es die Besetzung verlangen, auch im Vertrag vorgesehene 15jährige Frist hinaus, die lZrund dürfe auch Englandam 10. Jan 1025

tt'ckwk Zone nicht räumen, und wenn es ' ennoch

- ! -cye. dann müsse die Lücke irgendwie ausgefüllt mecden.

Jedenfalls dürfe Köln nicht geräumt werden, solange das Ruhrgebiet noch besetzt sei, sonst hänge die französische Besatzung in der Luft.

Kurz: der Versailler Vertrag soll auf der einen Lcite heilig und unverletzlich sein, auf der andern Seite aber wird er gedreht und gedeutet und verletzt, ganz wie es dem franzö­sischen Vernichtungswillen paßt. Der Franzmann sit r.^n eben einmal um Rhein, und dort will er bleiben. Bei -a alr heißt es:Der Rhein bleibt deutsck wie meine Brust!"

Der Ku-§UuX-Klan und die Wahlen

Die unerhörten Vorgänge auf dem demokratischen Par- ieikonoent zur Aufstellung eines Präsidentschaftskandidaten im Madison Square Garden in Neuyork rund 100 Ab­stimmungen waren nötig, um einen Kandidaten zu bestellen haben, wie derKöln. Zeitung" aus Washington ge­schrieben wird, eine Kluft im Volkskörper der Vereinigten Staaten aufgerissen, von deren Vorhandensein bisher kein Mensch eine Ahnung hatte.

Man hatte den Ku-Klux-Klan für eine Schrulle ge­halten, für eine Kinderei, an deren Spukformen man sich einige Zeit berauscht, und die dann ganz von selber absticbt. Aber es erwies sich, daß er nicht ein Parasit auf dem Stamm, sondern ein Teil dieses Stamms selber ist, und obendrein der größere Teil. Er hatte den Konvent so sehr in seiner Ge- wast, daß der Ausschuß, der das Programm ausarbeitete, mit überwältigender Mehrheit beschloß, dem Klan nicht zu Leibe zu gehen und ihn vor allem nicht beim Namen zu nennen. In diesem Augenblick war zum erstenmal di; tiefe Spaltung zu erkennen, die durch das amerikanische Volk geht und die es in eine protestantisch-nordisch-weiße Hälfte und eine katholisch-südlich-schwarze Hälfte zerlegt und damit eine Gliederung erzwingt, die der Volkseinheit ein Ende setzt. Diese Religions- und Rassenlinie wird zwar vorläufig noch nicht zu einer politischen Scheidelinie werden, aber in das politische Getriebe ist ein Element eingefügt worden, oost dem Amerika sich bis jetzt frei wußte. Ein Kulturkampf droht.

Hinter der religiös und ethisch gefärbten Bewegung stehi noch eine treibende Kraft wirtschaftlicher Natur, die Forde­rung nach Einengung des amerikanischen Arbeitsmarkts durch Fernhaltung übermäßiger Einwanderung und somit das Streben der eingesessenen Arbeiterschaft, die Arbeitskraft rar und teuer zu machen.

So laufen gegenwärtig zwei Gedanken- und Gefühls­reihen nebeneinander her, ergänzen und verstärken sich gegen- festig und münden in den einen Strom des Fremdenhasses; ver wahrend des Kriegs dann verheerend über alle Ufer­dämme brach. Japaner, Italiener, Griechen, Armenier, sie alle gefährden heute nach der Behauptung des Ku-Klux-Klan aicht nur die Reinheit des amerikanischen Bluts, sondern die Brund- und Eckpfeiler der amerikanischen Verfassung, des amerikanischen Lebens und der amerikanischen Kultur. Die Vlutsbrüderschast des Schlachtfelds hat kaum den letzten Kanonendonner überdauert.

Soweit sich diesereingeborene Amerikanismus" nur nach außen kehrte, so lange war er ziemlich ungefährlich. Im Madison Square Garden aber tauchte er innerhalb der eigenen Volkskreisen auf. Auch die Republikaner werden vor die Frage gestellt werden, obgleich sie auf ihrem Konvent in Eleveland den Kopf in den Sand steckten. Schon haben die Reger, die bisher republikanisch wählten, weil sie demo­kratisch nicht wählen konnten, an Coolidgedie Frage ge­eichtst, und Coolidge ist ausgewichen mit dem Erfolg, daß die Regerstimmen wahrscheinlich diesmal wo anders zu finden sind. Die Juden werden ebenfalls wißen wollen, wo ihre Interessen gewahrt oder gefährdet werden, und ^as ganze sremde Votum, die Deutschen eingeschlossen, wird ebenfalls erst sehen wollen, bevor es springt, von den Katholiken gar aicht zu reden. Es wird die verwickeltste Wahl werden, die Amerika je erlebt hat.

Von der Londoner Konferenz

Herriot fliegt nach Paris

London, 10. August. In der französischen Abordnung sind scharfe Meinungsverschiedenheiten aufgetreten. Kr-egs- minister Rollet widersetzte sich der Räumung des Ruhr­gebiets zu festgesetzter Frist aufs entschiedenste, obgleich ihm entgegengehalten wurde, daß Poincare selbst den Zweck der Ruhrbesetzuna alsSchutz der Ingenieure" d. h. der wirt­schaftlichen Besetzung, angegeben habe und daß deshalb mit der Beendigung der wirtschaftlichen Besetzung die mili­tärische nicht aufrechtzuerhalten sei. General Rollet be­hauptete, der Zweck der Besetzung stehe mit den wirtschaft­lichen Maßnahmen in keinem Zusammenhang und sie diene vor allem der militärischen Sicherheit Frankreichs. Mindestens müssen die militärischeGeneralinspektftn" in Deutschland durchgeführt und die dortige Ordnungspolizei sowie die bestehenden militärischen Geheimverbände auf­gelöst sein, bevor man an die Aufhebung der Besetzung denke. Rollet verlangte ferner, daß 4000 französische Eisen­bahner im besetzten Gebiet belassen werden. Herrioi machte darauf aufmerksam, daß für die Räumung von Deutschland andere Zugeständnisse, wie ein. vor-

teilhafker Handelsvertrag, zu erreichen- seien. 'Nouei beharrte auf seinem Standpunkt und drohte zweimal mii seinem Rücktritt. Rollet weigerte sich auch, Herriot bei seinem Gegenbesuch beim Reichskanzler zu begleiten. Di« Vermittlungsversuche des Finanzministers Elemente! waren erfolglos. Herriot glaubte unter diesen Umstan­den die Verantwortung nicht mehr allein tragen zu können. Er beraumte auf telegraphisch einen Ministerrat beim Präsidenten Doumergue in Paris auf 10 Uhr abends am er selbst wird mit Elemente! und Rollet spätestens abends 9 Uhr, nötigenfalls mit Flugzeug, in Paris eintreffen.

Ueberraschung in der Konferenz?

Die plötzliche Abreise Herriots hat in Konferenzkreisen die größte Ueberraschung hervorgerufen, um so mehr, als man nicht sicher ist, ob er wieder nach London zuruckkehren oder ob er, wie seinerzeit Briand bei der Konferenz von Cannes, gestürzt werden wird.

Die Pause

Mac Donald ist heute aufs Land gefahren. Er bs.ibsich- tigt. am Montag den Rat der Vierzehn wieder einzubsruren.

Das auswärtige Amt in Paris hat der Presse mstgetestt, die Abreise Herriots, Clementels und Nollets habe keine po­litische Veranlassung. Sie wollten nur nach 25tägiger Ab­wesenheit Paris Wiedersehen. Und dazu braucht man einen nächtlichen Ministerrat!

Die Räumung wird fraglich

London, 10. Aug. DerDaily Telegrcwh" berichtet, Hcr- riot habe in Mac Donald ernstlich gedrungen, daß das Köl­ner Gebiet im Januar 1925 (nach Ablauf der vmtcogs- mäßigen Frist nicht geräumt werde. Mac Donald Hab« angedeutet, es komme darauf an, ob Deutschland allen sei­nen Verpflichtungen aus dem Dawesplan nachgekommen sei. Daily Mail" schreibt, nach einer langen Besprechung nlli Herriot habe Mac Donald zuaesagt, daß die britischen Trup­pen aus Köln nichtzurückgezogen werden ehe

man sich nicht mit Frankreich besprochen habe. Sollte dal ei keine Uebereinstimmung erzielt werden, so soll de-- Fall einem Ausschuß von Juristen unter dem Vorsitz ein-.s Ame­rikaners übergeben werden. Dieser Schwächling!

DieTimes" schreibt, hie deutsche Forderung, daß e!ne bestimmte Frist für die Räumung genannt werden üsie, beherrsche jetzt die ganze Konferenz. Es sei klar, daß kein allgemeines Protokoll unterzeichnet werden könne, bevor diese Frage geregelt sei. Herriot sei durch seine Erklärung bei den französischen Wahlen zur Räumung verpflicht st.

Das würdelose französische Doppelspiel

Paris, 10. August. Die Londoner Vorschläge über die Räumung des Ruhrgebiets hat in den poincaristischen Krei­sen einen Sturm entfacht. Warschau Foch erklärte einem Vertreter desTemps", er würde die Räumung nicht ver­antworten können. Die Besetzung sei ein wichtiger Bestand­teil der Sicherung Frankreichs. Nach demMatin" wird der Oberste Landesverteidigungsrat in Versailles pisammentreten, um gegen die Räumung ohne andere ge­nügende militärische Sicherungen Stellung zu nehmen.

Die ganze Velegenheit der französischen Politik tritt da wieder einmal zutage. 1919 konnten Clemenceau und Konsorten den endgültigen Raub der deutschen Rheinland« auf der Konferenz von Versailles nicht durchsetzen. Man wartete auf eine passende Gelegenheit. Im Januar 1924 ließ PoincareFoch das Ruhrgebiet besetzen, weil an den unge­heuren Sachlieferungen eine Kleinigkeit fehlte und also eine Verfehlung" vorlag. Die Besetzung sollte nurdem Sch«H der Ingenieure" dienen, die die Ablieferung betrieben. Jetzt sollen dieIngenieure" nach dem Dawesplan entfernt wer­den, und nun heißt es einstimmig: Die Besetzung war ja gar nicht wegen der Ingenieure da, sondern wegen der Sicherheit" Frankreichs, dieses waffenstarrenden Frank­reichs, das vier schwerbewaffenete Verbündete im Osten auf jeden Wink gegen das entwaffnee Deutschland bereit hat. Das verlogene Doppelspiel mitBezahlung" undSicherheit", das nur den einen Zweck hat, die grenzenlose Herrschsucht und die Eroberungssucht Frankreichs zu verdecken, wird von den Rollet, Foch ufw. im Auftrag Poincarös aufs neue ge­trieben. Die Londoner Konferenz würde sich verächtlich ma­chen, wenn sie nicht endlich diesem unehrenhaften Trei­ben, wie Lloyd George sehr treffend sagte, ein Ende machte.

Die Frage der Kriegsschulden

Die französische Abordnung hat durchgesetzt, daß die Frage der Verbands-Kriegsschulden nun doch in Angriff genommen wird. Finanzminister Elemente! übergab dem englischen Schatzkanzler Snowden eine Denkschrift, die, wie verlautet, Mac Donald auf einer besonderen Konferenz iy London oder Paris (!) von den verbündeten Ministerpräsidenten und Fi­nanzministern behandeln lassen will. Auch hierin hat Mac Donald wieder nachgeaeben. Die Schuldenfrage ist aller­dings auch eine heikle Sache, denn es könnten, um die Rege­lung zu erzwingen, von gewissen Verbündeten Dinge ausge­plaudert werden, wie die Schulden zustande kamen, was den Eesamtverband bezüglich der Schuldlüge in arge Verlegenheit bringen könnte.