nach habe der größte Teil der Volkes das Recht dazu behalten. Namentlich die alten Kameraden, die sich in den Krieger- oeretnen zusammenstnden, haben ihre Pflicht und Schuldig' keit im Krieg getan, ihren Rock in Ehren gehalten und dazu beigetragen, daß dar deutsche Volk die Bewunderung der ganzen Welt errungen habe. Sie seien dazu berechtigt, mit gutem Mut und hoch erhobenem Haupte zu singen: O Deutsch­land hoch in Ehren. Noch seien die Stürme nicht verebbt, darum heiße er den Mut nicht zu verlieren, auszuhalten, wie es oft beim Militär alr Soldat nötig gewesen sei; unsere Lo­sung sei: Haltet aur im Sturmgebraus I Herr Wachtmeister Ziegler, beglückwünschte den Verein im Namen der ganzen Verbunds Nagold. Er sei gekommen, sich mitzufreuen. In beredten Worten erinnerte er daran, daß es nicht allein auf die Kameradschaft ankomme, vielmehr auf die Tat und die innere Harmonie und forderte auf zu dem Gelöbnis treu zu- sammenzustrhen, dar KriegerveretnSwesen weiter zu pflegen, den Geist zu bereichern, die Bolkskultur zu erhöhen und na­mentlich der Jugend ein leuchtende- Vorbild zu geben. Der Verein möge sein eine Pflanz- und Pflegestätte aller edeln Tugenden. Ein Hoch auf das geliebte deutsche Vaterland bekräftigte seine eindrucksvollen Worte. Nach dem Hinweis auf die Bedeutung einer Vereinsfahne und dem Wunsche, auch der Haiterbacher Verein möge seine Fahne hoch und heilig Hallen, erfolgte al« Zeichen höchster Anerkennung für lang­jährige treue Mitarbeit die Ueberretchung von Erinnerungs­medaillen an die Kriegeroeretne Stmmerrfeld, Pfron­dorf, Obertalheim. Untertalhetm, sowie an den MM. Verein Eberrhardt. Der Redner schloß seine treff­lichen Ausführungen mit ernster Mahnung an die jungen Kameraden, den Fnßstapfen der alten Kameraden nachzufol­gen und dem gemeinsam gesungenen Deutschlandlied. Herr Oberreallehrer Küchle, Bezirks Obmann von Calw dankte für die Einladung und die Begrüßung-worie des Bez.-Ob- manns Ziegler und de- Vorstands der hies. Vereins. Ec forderte aus zu festem Zusammenhalt und zu vertrauen, daß et in Zukunft besser werde. Der heutige Tag sei zu der Feier besonders geeignet, denn ein herrlichere- Festwetter könne es ja nicht geben, außerdem sei gestern der 10. Jahres­tag gewesen, an dem die unglücklichen Schüsse in Serajewo gefallen seien, die den Anlaß zu dem unglückseligen Weltkrieg gaben, sowie der 5. Jahrestag der VersaillerSchandvertragS". Er schloß mit dem Gelöbnis, der Bezirk Calw wolle treu zum Bezirk Nagold halten und mit einem Hoch auf letzteren. Einige Vorträge der Musikkapelle und de- Gesangvereins gaben der Feier einen würdigen Abschluß. Am Abend ver­sammelten sich die VereinSmitglieder zu geselliger Unterhal­tung im Gasth. z. Sonne. Alles in allem nahm da- Fest einen allseitig befriedigenden Verlaul. Herzl. Dank htefür gebührt vor allem dem Vorstand, Herrn Ziegler, und den Ausschußmitgliedern, sowie allen sonstigen Mitgliedern, die zum Gelingen des Fester beigetragen haben, Dank sei ferner gesagt der Musikkapelle Haiterbach, die unter der Leitung ihres neuen Dirigenten, Herrn Hendrtch, ehemaligen Kapell­meisters eine- Jnf.-Regls., ihr Bestes gab; nicht zuletzt ge­bührt Dank dem Kies. Gemeinderat und besten Vorsitzenden, Herrn Stadtschullh. Bernhardt, für die weitgehende Unter­stützung bei den Vorbereitungen aus da- Fest, sowie der Einwohnerschaft für Beflaggung und Dekoration der Häuser. Möge nun dar Fest die Erfüllung seines Zweckes finden in der allseittgen Betätigung der DtchterwortS: Ans Vaterland, ans teure schließ dich an, dos halte fest mit deinem ganzen Herzen: Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft!

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^ Oberamt Herrenberg. ^

Herrenberg, 30. Juni. Aus dem Gemeinderat. Der Vorsitzende berichtet über die Verhandlungen beim Kreisstädte- tag. Der Wohnungsbau stockt allerorten, beinahe überall bleibt das Angefangene wegen Geldmangel stecken. Die ange­strengtesten Bemühungen der Württ. Städtetags in Holland, Schweden, Schweiz, Amerika Gelder zu bekommen sind ergeb- ntSlor gewesen. Auch, unter Vermittlung der Industrie war Geldbeschaffung uur in einzelnen Fällen und nur kurzfristig möglich, auch die Fälle, in welchen gegen Bürgschaftsleistung durch Schweizer Bürger Gelder zu bekommen waren sind ver­einzelt und den Beträgen nach ohne großen Belang. Allge­meine Ansicht war, man sollte eben nicht« weiter unternehmen, als die vorhandenen Mittel zulassen, man solle bet den Ge­meinden und durch private Beihilfe entsprechende Fonds an­sammeln, auch darauf hinwtrken, daß den Sparkasten und

Letzte Kurzmeldungen.

Die Reichere,ierung wird für den Monat Juli die Hälfte der Leistungen an die Mieum übernehmen.

3m Reichstagsansschnß für Ausgewiefenenfrageu haben die Parteien eine Reihe von Richtlinien für die Ausge- wiesenen-Rückfkhrung aufgestellt.

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Der französische General Walsh wurde znm Präsiden­ten der 3nteralliierteu Militär-Kontrollkommission in Berlin ernannt.

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Zar Sabotage eines möglichen dentsch-frauzösischen Ausgleichs bereiten die französischen Nationalisten einen Generalangriff gegen Herriot vor.

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In unterrichteten politischen Kreisen Spaniens hegt man die Hoffnung auf einen Austausch Gibraltars gegen Spanisch-Marokko.s

Banken alle brachliegenden Gelder zugeführt werden. Ein weiterer Gegenstand waren die verschiedenen Steuerfragen, namentlich die SteuervorauSzahlung und die Gewerbesteuer- Veranlagung waren Gegenstand eingehender Beratung. Daß in letzterer Beziehung ganz unglaubliche Ungleichheiten bestehen, wurde an vielen Beispielen festgestellt. Er werden weiter Verfehlungen von Bäckermeistern festgestellt, die dar Brot mit sewtchtSabmängeln von 2560 Gramm verkaufen. Die Na­men werden veröffentlicht. DaS Reinigen, Begießen, Be­streuen der OrtSstraßen wird durch Beschluß den Eigentümern von Gebäuden und Grundstücken, welche an die öffentlichen Straßen angrenzen auferlegt.

Bondorf, 1. Juli. Bauerntag. Heiß brannte die Sonne auf die Erde herab und brachte die vielen, vielen Meir­ichen die zum Bauerntag nach Bondorf gekommen find in Durst und Schweiß. Ein überaus großer Festzug, in dem fast alle Gemeinden der Bezirks vertreten waren, setzte sich unter den schneidigen Klängen der Musikkapellen von Bondorf Hailfingen und Seebronn in Bewegung. Die vielen Fest­retter auf ihren kräftigen Pferden, die vielen malerischen Trach­ten, die sinnigen Gruppen, und die verschiedenen Festwagen boten zusammen ein prächtige- Bild. Auf dem Festplatz hiel­ten Ansprachen H Martin Haa g-Unterjettingen, H. Schmtd, H. Schweizer-Rohrdorf und H. Kletn-Vorbachzimmern. Worte des Danke- wurden ausgesprochen von H. W eiß-Voll- marirmen und Bauernanwalt Walte r-Herrenberg, dem rüh­rigen Veranstalter der BauerntagS. Die Gemeinde Bondors hatte den Bauecntag gut vorbereitet und jeder Festteilnehmer ging reich befriedigt nach Hanse.

Oberjettinge», 1. Juli. Vieh- und Schweinemarkt. Zufuhr 2 Ochsen, 2 Farren, 6 Kühe, 10 Kalbeln, 5 Stiere, 25 Rinder, 1 Ziege, 56 Milchschweine, 8 Läufer. Verkauft 4 Rinder, 1 Stier 200250 ^ pro Stück, 40 Milchschweine und 4 Läufer, Preis bei Mtlchschweinen 3050 bet Läufer 5070 pro Paar. Handel bei Rindvieh flau, bet Schweinen lebhaft. Trotz der sehr langen Pause, in der kein Markt mehr abgehalten wurde und der gegenwärtigen Geldknapp­heit fanden sich zahlreiche Marktbesucher ein.s K.

° Gberamt Horb. A

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Horb, 1. Juli. Amtsantritt. Die Amlseinsetzung des neugewählten Stadtschultheißen Dr. Geckle ging ver­gangene Woche in feierlicher Weise vor sich. ES wurden herz­liche Worte de- Danke- an den scheidenden Stadtvorstand Manz gerichtet und der neue Stadtvorstand wurde de- ehr­lichen Vertrauens aller Bürger versichert.

Aller! e i>

- Pom Blitz erschlagen. In Gladau (Alkmärk) wurden zwei Bauerntöchter vom Blitz erschlagen. Der Blitz schlug ferner in eine Schafherde und tötete 40 Stück; der Schäfer und sein Hund waren längere Zeit bewußtlos.

lieber schwere Gewitter wird aus Pommern berichtet Zahlreiches Vieh, viele Maschinen und Futtervorräte wurden vernichtet. In Swinemünde wurde der Kurpark über­schwemmt, so daß die Kurgäste von Fischern in Sicherheit ge­bracht werden mußten.

Im Nordamerika». Staat Ohio hat ein Wirbelsturm auf einer Strecke von 96 Kilometern von Cleveland an den Ufern des Eriesees bis Sandusky fürchterlich gehaust. In Lo­rain stürzte das Theater ein; der am Wasser gelegene Stadt­teil ist vollständig zerstört. Aus den Trümmern des Thea­ters wurden bereits 165 Leichen herausgeholt, im ganzen sind in der Stadt nach vorläufiger Feststellung 250 Menschen um­gekommen. Der Sachschaden in Lorain wird aus 12 Millio­nen Dollar geschätzt.

Der Wind hatte eine Stärke von 136 Kilometern in der Stunde. Die Städte Sandusky und Lorain sind nach den letzten Berichten ganz verwüstet.

Bei dem Wirbelsturm im Staat Ohlo Mv nacy neuere Meldungen im ganzen 159 Personen getötet und 950 ver­letzt worden, davon in Lerain etwa 100 bzw. 500.

Verhaftung auf dem Standesamt. Auf einem Standes­amt im Norden Berlins wurde just vor der Zioiltrauung der Bräuligam durch Kriminalbeamte verhaftet. Es mar eiip Masseneinbcecher, der unter falschem Paß in einer angesehe­nen und sehr »ermöglichen Familie sich Eingang zu verschaf­fen gewußt und sich mit der Tochter verlobt hatte.

Ein Wohltätigkeitsschwindler. Der Kaufmann Franz Auf» fahrt in Chariottenburg hatte nach dem Krieg eine Wohl» fahrtsunternehmungLuftfahrerdank" gegründet, die angeb­lich die Unterstützung ehemaliger Luftfahrertruppen be­zweckte. Es gingen bedeutende Summen ein, an die Flieger wurde aber kein Pfennig abgegeben. Der Schwindler wurde vom großen Schöffengericht zu der sehr milden Strafe von 2 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt.

Der Einbrecher, der am 23. März d. I. in der amerikani­schen Botschaft in Berlin wertvolle Gegenstände raubte, wurde in der Person des 30jährigen Kaufmanns Gergemann, eines berüchtigten Verbrechers, ermittelt und verhaftet. In seiner Wohnung wurden die meisten Beutestücke gefunden.

Pofldleb. In Haspe (Wests.) wurde der Oberpostsekretär Korkens verhaftet, der eine große Zahl Postpakete unter­schlagen hatte. In seiner Wohnung w rde ein solches La­ger gefunden, daß man zur Wegschaffung ein großes Last­auto brauchte. Im Zusammenhang mit der Verhaftung wur­den zwei weitere Beamte des Dienstes enthoben. Die Un­terschlagungen gehen bis 1919 zurück.

Geistesgegenwart. Ein Streckenwärter kam bei Buchloe (Schwaben), als er einem Personenzug auswich, aus das zweite Gleis in dem Augenblick, als auf diesem ein Kies­wagenzug heranfuhr. Rasch entschlossen warf ;r sich mitten in die Schienen. Der Kieszug mit 14 Wagen fuhr über ihn weg, ohne ihn zu verletzen.

Anglerglück. In Konstanz fing ein Angler sine lO'Pfund schwere Barbe. Als Köder hatte er eine Kirsche benützt.

Eine Rosenstadt ist das märkische Städtchen Britz, süd­lich von Berlin. Auf langen Aosenfeldern blühen hier zur­zeit rund eine Million Aosenstöcke. Die Blumen werden täglich mit den Frühzügen nach Berlin gebracht, wo sie aus den Straßen und in Läden massenweise gekauft werden.

Die Raupenplage. Aus Schlesien kommen erneut Be- richke über Raupenschaden in den Wäldern. Besonders die Föhreneule und die Nonnenraupe treten ln ungeheuren Massen ans. Biele Hunderte von Morgen Wald sind schon vernichtet, und es hat den Anschein, daß das Uebel sich wei­ter ausdehnk. Am schlimmsten haben die Raupen in der Görliher Heide, im Bunzlauer Forst und in der Primke- nauer Heide gehaust, ferner in den Forsten der Stadt Glo- gau. Die Waldschläge sind vollkommen kahlgefressen, die Raupen prasseln wie Regen von den Bäumen nieder, der Boden ist von ihnen ganz bedeckt. Gleichen Schaden richtet die Nonnenraupe in der sächsischen Schweiz in der Gegend von Radewalde an, wo bereits mehrere hundert Morgen kahlgefressen sind.

Der Eichenwrckler. An den Eichenbeständen am Nieder- rhein hak die Raupe des Eichenwicklers im letzten Monat so großen Schaden angerichkek, daß kleinere Waldbeskände voll­kommen kahlgefressen sind. Man kennt bis jetzt kein an­deres Mittel gegen die Schädlinge als ausgedehnten Vogel­schutz.

Lin schweres Unweiter hat im Eulengebirge (Oberschlesien) an Feldern und Obstpflanzungen ungeheuren Schaden ange- richtet. Das Getreide wurde durch angeschwemmte Erdmassen aus weite Strecken buchstäblich in den Boden gewalzt.

Klopstock.

Zum 200. Geburtstag (2. Juli) de» Dichters.

Von Dr. Alfred Somerau, Schöneberg.

Wenn man die Führer und Spitzen unserer neuen Lite­ratur nennt, hat man bet KlopstockS Namen fast unwillkürlich die Vorstellung von einem gotischen Dom, den man bewun­dernd betrachtet, aber den zu betreten man sich scheut. Eine eruste, feierliche Stimmung erfüllt uns, eine erhebende, weiche Musik ertönt und trägt unS in die Kreise empor, die der 24jährige Leipziger 'Student Klopstock kühn und mit dem ganzen Feuer und Schwung der Jugend in raschem Flug erobern wollte, in die Kreise, wo das Erhabene und Gött­liche sich mit dem erdgewachsenen und am Boden Haftenden berührt und ineinanderfließt. Die Schöpfung der drei ersten T-sänge deSMessias" war ein« Tat, die den Dichter mit einem Male berühmt machte, und eS ist die Tragik diese» PoetenlebenS, das durch die Gunst der Verhältnisse von allen äußeren Sorgen bewahrt wurde, daß diese erste Schöpfung auch der Gipfel blieb, der in einem langen Leben nicht mehr überstiegen, ja nicht einmal mehr erreicht wurde. Der Ruhm KlopstockS umgläntt seine Jugend. Wenn er auch noch von einer dankbaren Mitwelt dem Mann und Greis gespendet wurde, so galt dieser Preis nicht mehr so dem Dichter, der mit Milton um die Palme gerungen und den großartigen Plan gefaßt hatte, nach dem Sündenfall, der das Paradier schloß und verlieren ließ, die Erlösung der Menschen zu be- singen, sondern dem Wegweiser und Lehrer eine- neuen Dtch- lttgeschlecht,, da» die Erfüllung dessen brachte. waS er, ein Mose» aus der Schwelle eine» neuen, gelobten Lande», ge­schaut und verkündet hatte.

Klopstock hat sich in seinem Leben, da» er bi» zum Pa-

rriarchenalter brachte, oftmals in äußerlichen Dingen gewan­delt, ist aber im Kern immer der gleiche geblieben. Den Plan seiner Jugend, nicht ein, sondern dar religiöse Epos zu schaffen, hat er. mit immer mehr ermattender Kraft, in 25 Jahren aus- und zu Ende geführt; aber die mühevolle Arbeit wurde nicht durch den Erfolg und den Beifall belohnt, den er erwartet hatte. Man konnte und wollte ihm nicht mehr in die überirdischen Höhen folgen, die sich immer mehr tn flüchtigem und schwindenden Nabel aufgelöst hatten. Man erkannte jetzt, wo ein anderes Dichtergeschlecht herangewachfen und zur Herrschaft gelangt war, daß dieser Mann, der sich einen Epiker mit kräftig gestaltender Hand und großartiger EtnbtldungSmacht geglaubt hatte, nie etwas anderes als ein Lyriker von fließender Weiche gewesen war. der, wo er nicht durch ein wirkliches Erlebnis gefesselt, nicht durch eine be­stimmte Situation festgehalten war, sich tn Empfindung, Empfindsamkeit und gestaltlosem Gefühl verlor. Ein großer Meister in der Kunst, Stimmung hervorzurusen, da» Unaus­sprechliche anzudeuten, ganz und gar tn dem Gesühl, das er Mitteilen will, aufzugehen, wird er unS in der höchsten Voll­endung, die ihm beschieden war. in seinen schönsten Oden sichtbar.

Schatzgräberarttg hat er, ein großer Kenner und Verehrer der antiken Literatur, unsere dichterische Sprach« »»ermüdet bereichert und auSgebtldet. Seinem feinen Sinn für die Schön­heit und die Geheimnisse der Worte geht die hingebende Sorg­falt zur Seite, mit der er da» Instrument der Sprache benutzte und sich dienstbar machte. Er studierte die antiken Versmaße mit einer Gründlichkeit und einem Verständnis, daß er eS wagen konnte, sie für seine Dichtung zu verwenden: sie wur­den unter seiner klugen und eifrigen Hand zu deutschen Vers­maßen umgeschmiedet. Und in diesen Oden wird unsere ernste Lyrik erneuert und jede tiefe Regung der deutschen Seele zu gestalten gesucht. Denn man darf nie vergessen, daß Klop­

stock sich immer al» ein deutscher Mann fühlte und diesem Gefühl überall einen kräftigen Aurdruck verlieh, daß eS sogar » inmal eine Zeit gab, wo ihn dies Gefühl auf einen wunder­lichen Abweg führte, als er da» uralte germanische Volkstum für seine Zeit zum Leben zu erwecken versuchte und nicht» andere» tat, als die Bardendtchtung großzuztehen.

Wie sein Vater, der ihn nicht nur zu einem aufrichtigen Christen erzogen, sondern ihm auch ein starkes StaatSgefühl ltngepflanzt hatte, mit ganzem Herzen dem König anhing, der Preußen groß machte und dadurch zum Ruhme Deutsch­land» beitrug, war auch er anfangs ein begeisterter Verehrer Friedrich» de» Großen; aber al» der König nicht die deutschen Musen schützte und hegte und französische Freigeister an sei­nen Hof zog, wandte sich der Dichter ebenso entschieden von ihm ab wie von der französischen Revolution,, deren erste Taten er freudig begrüßt hatte.

Wie er sich bi» in sein hohe» Alter die Kraft deS Kör­per» bewahrte den er durch gymnastische Urbungen aller Art M festigen nie müde wurde, biieb ihm auch der Geist leben­dig, der an allem Geschehenden seinen innigen Anteil nahm. Festgefügt in sich, mit einem starken Selbstgefühl, da» bis­weilen schroff hervortrat, unabhängig von allen Fesseln, die viele seiner Dtchtergenoffen so schmerzlich drückten, lebte er wie ein Patriarch, dessen Wort Achtung und Gehorsam for­dert, tn da» neue Jahrhundert hinein und die Vielen, die dem Toten nach Ottensen folgten, wo ihm die letzte Ruhestätte unter der Linde neben seiner geliebten und tn seiner Dichtung oft gefeierten Frau Meta bereitet war, hatten, wenn sie wohl auch nie den Messias gelesen hatten, da» lebendige Gefühl, daß mit ihm ein großer Mann dahingegangen sei, der deut­sche Art und Sitte wieder erweckt und gefördert hatte und der Vorläufer und der Prophet der Zeit gewesen war, die sich nun mit solchem Glanz erfüllt hatte.