Aus Stadt und Land.

Nagold, den 20. Juni 1924.

Schülerwauderuugeu der Volksschule. Dar prächtige Sommerwetter der letzten Tage lockte in die Ferne. Am wei­testen traute sich naturgemäß die Oberklasse. Der Nagold von ihrer Wiege bei Urnagold bis zur Mündung in Pforz­heim galt ihre Fahrt. Wie schon früher Herr Seifenfabrikant Harr die Güte hatte, unsere Mittelschülerinnen der Hornis­grinde zuzusühren, so diesmal Herr Direktor Wohlbold, der unS dir Erzgrube im Lastauto führte. Beiden sehr verehr­ten Herren sei auch an dieser Stelle herzlich Dank gesagt. War wir dann im Raume zwischen Nagoldquellen, Besenfeld, Hohloh, TeufelSmühle, Herrenalb, Dobel, Wtlddad erlebten, kann hier nur angedeutet «erden. Glanzpunkte waren dar Abkochen, Uebernachten in der Bretterhütte und die herrliche Aussicht, besonders von der Loffenauer TeufelSmühle. Lehrer und Schüler kommen sich hier nahe in gemeinsamem Erleben wie kaum je sonst. Klasse 6 führte die herrliche und stets lohnende Tour aus: Hirsau, Schwetnbachial. Würzbacher Moor bei Oberreichenbach. Wtldbad die Sommerbergbahn ist hier «mmer der Höhepunkt Heimfahrt über Pforzheim. Die kleineren Schüler hatten einfachere Ziele, Klasse 5: Husau, Würzbacker Moor, Zovelstetn, Tetnach, Klasse 4: Liebenzell, Hirsau, Calw, Mmehchule 1; Hirsau, Monbachtal, Liebenzell, Ernstmühl. Klasse 3: Teinach, Zavelstein, Calw, lind was wohl die ganz Kleinen noch unternehmen?

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Rundfuukfreunde wird es interessieren, zu erfahren, daß am SamStag, den 21. Juni um 8 Uhr Ministerialrat sDr. Haentzschel (Berlin) in den Stuttgarter Sender überDie Grundzüge deS Sachverständigengutachtens" sprechen wird. Der Stuttgarter Rundfunk bietet hiermit seinen Hörern Ge- iegenheit, von berufener Seite über den Inhalt der für un­sere zukünftige Innen- und Außenpolitik so bedeutsamen Gut­achtens Ausklärung zu bekommen.

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Vom Rathaus

Temeinderatsfitzung vom 18. Juni 1924 Mitteilungen. Von der Mtn.Abt. für die Fachschulen ist für den erkrankten Gewerbehilsslehrer Pfanzler der Diplomingenieur Goebel als Stellvertreter ernannt worden. -- Durch Bescheid deS Ver> waltungsratS der PenstonSkasse für Körperschaftsbeamte ist Farrenwärter Sautter ab 1. Juli in die entsprechenden Ruhe- KkhMbezüge etngewiesen worden. Durch die Abbaugesetze vom Frühjahr d. IS. sind die Sicherheitsleistungen der öffent­lichen Rechner aufgehoben worden, demzufolge wtrddteLöjchung der vom Stadtpfleger bisher bestellten SicherungShyporhek be­willigt. Nach dem Bericht deS OberamtSbaumwartS sind die Obstbäume Heuer besonders krankheitS- und schädltngS- gefährdet. Die Baumbesitzer werden zu besonders sorgfältiger Beobachtung und Pflege chrer Obstbäume aufgefordert. Im kommenden Winter u. Frühjahr soll vorbeugend gespritzt werden. Auf die Eingabe der BeztrkSrats und GemeinderatS hat daS Ministerium de- Innern erwidert, daß eS gezwungen sei die Oberämter Nagold und Freudenstadt zu einem Ober­amtsarztbezirk mit dem Sitz in Freudenstadt zusammenzu­legen, daß e- aber bereit sei, die Frage später bet erneuter Erledigung der OberamtSarztstelle Herrenberg-Horb unter Nutzbarmachung der bis dahin gemachten Erfahrungen erneut zu prüfen. Bekannt gegeben wird der Bericht deS Vor» steheramtS der Latein« und Realschule im Schuljahr 1923/24. Danach Hot die Schule auch im letzten Jahr eine erfreuliche Weiterentwicklung erfahren. In der Lateinschule sind 27, in der Realschule 99, zusammen 126 Schüler (im Vorjahr 12 l Schüler), darunter 22 Mädchen und 46 Schüler von aus­wärts. Mit der Vornahme der Heuer fälligen Lokalfener- scha« wird der Bauwerkmeister Wtlh. Benz betraut. Von der Nrlaubsordnuna der Tchutzmannschatt wird Kenntnis

Der Tanz um das goldene Kalb

42j Von Erica Grnpe-Lörcher

(Nachdruck verboten.)

Es war wirklich eine Wohltat, daß dis Dienerschaft jetzt sich daran machte, alle die Hunderte von bunten Lampions auszulöschen I Die wirkten im Grunde wie Fastnachts­plunder, wie ausdringlichste Prosa mit ihren bunten Farben inmitten dieser mattabgetönten Nachtsymphonie. Erst als seine Schwester den Namen Zyria im Gespräch nannte, horchte der alte Herr wieder aufmerksamer zu. Er hatte viel für ! das junge Mädchen übrig. So, seine Schwester war der Meinung, Zyria habe sich im füllen etwas für den jungen Doktor Barry interessiert! Oder war es nur das Interesse einer Jugen-freundschaft?

Wo war Zyria?Laß siel" entschied Fräulein Amanda, sie wird vielleicht noch zu tim haben!" Aber die Mädchen kramten Geschirr und Speisereste in großen Körben zur Rückfahrt in den Kremserwagen und verfahen ihr Amt ohne Aufsicht. Derweilen saß Zyria auf der Bank an« Jagdhäus­chen, a«f welcher vorhin Herr Wedel! gelauscht. Es war ihr ein Bedürfnis gewesen, jetzt allein zu sein. Endlich allein mit ihren Gedanken, mit ihrem immer sich wieder vordringenden Schmerz der Enttäuschung, mit ihrem harten Willen, sich stolz emporzureckeu. Wenn er sie nur nicht wiederholt geküßt hatte! Das brannte jetzt wie eine Schmach auf ihren Lippen. Nie würde fie geahnt haben, daß er frivol mit ihr gespielt!

önd dann suchte sie sich aller seiner Worte wieder zu er- trmern, mit denen er von den sichtlichen Vorteilen seiner Verlobung gesprochen. Wie er Herausblicken ließ, heiratete er Virginia durchaus nicht aus Zuneigung allein. Ihr Ver­mögen spielte die Hauptrolle in seinen Augen. Dazu hatte Virginia ihn zu bestechen gewußt. Selbst Herren, die schon weiter im Leben herumgekommen waren und viele Damen / kennengeiernt hatten, waren von der schicken Sportdame be­stochen worden. Geblendet hatte Virginia ihn mitsamt ihrem Reichtum.

Ob nicht der Tag kam, der ihm die Enttäuschung brachte? Der Tag, an dem das Schicksal die Rechenschaft von chm for­derte, daß er seine innerste Ueberzeugung, seine Liebe um des Geldes willen verbaust? Und wenn das Schicksal im wunder- chmen Lenken der Menschenwege sein Herz nach dieser Ent­täuschung ihr wieder zuwenden würde?

Was würde fie dann tun?

Letzte Knrzmeldrmgeir.

Die rheinischen Separatisten entfalten «enerding» wie­der «ine verstärkte Propaganda.

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Der französische Senat wählte mit 1S1 gegen 134 Stimmen den Kandidaten der Rechtsgrappe» de Seines» anstelle Donmergaes zum Präsidenten.

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Die französische Kammer setzte gestern die Anssprache über die Regierangserklärnng Herriot» fort.

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Herriot wird Samstag mittag in London «intreffev und sich «och im Laufe des Nachmittags zu Macdonald »ach Cheqners begeben.

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Das englische Unterhaus hat die konservative« Anträge auf Vorzugszölle für die Kolonien mit knapper Mehrheit abgelehnt.

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Die seit langem angeküudigte Denkschrift über den Personalabbau ist nunmehr dem Reichstag zugegangen.

genommen. StelloeriretungSkosten dürfen keine entstehen. Bausache». ES hat sich als zweckmäßig erwiesen, den auf ^em Eisberg anzulegenden Hauptweg für die Feldbereintgung durch daS FeldbereintgungSunternehmen diesen Sommer auch auf Kosten der Stadt chauffieren zu lassen; weil die Arbeiten miteinander zusammenhängen, stimmt der Gemeinderat der gemeinsamen Veraebung der Arbeiten zu. Ueberschüfstge und entbehrliche Banmaterialieu wie Schwemmsleine, Back­steines Roheisen usw. sollen verkauft werden. Die Firma Bangert L Zieste möchte nun ihren Neubau auS verschiedenen Gründen nicht hinter der Calwerstraße, sondern an der Ern- ningerstraße errichten, und zwar aus dem südlichen Eckbau­platz deS SchlächthansgartenS. Unter bestimmten Bedingungen wird der Abtretung zugestimmt. Die Vermietung einer städt. Wohubaracke wird genehmigt und die nachgesuchte Zu­zugsgenehmigung einer Familie von auswärts abgelehnr. Die Wohnung im 1. Stock des stiidt. Neubaues 3 an der Hatterbacherstcaße wird dem Stadtoorstand überlasten. Von neu Baudarlehen der Versicherungsanstalt sind die ersten Raten an mehrere hiesige Baulusttge verwilltgt worden. Waldsachen: Zur Bezeichnung der Abteilungen deS Stadt- maldes sind 680 neue Abteilungtafeln nötig; die erforderli­chen Mittel werden bewilligt. Auf Vorschlag der F«rstver- waltung soll auf den Tafeln der Waldetgentümer mit ..Stadtwa'.d Nagold" bezeichnet werden um die leichtere Orien- nerung insbesondere an den Grenzen zu ermöglichen. Einige -undert Fstm. Nadelstammholz liegen verkauf-bereit im Wald. Bei der schlechten Marktlage soll derzeit mit dem Verkauf zu- I qwartet werden. Schulsachen: Der eoang. Oberschulrat hat das Gebäude der früheren Prüparandeuanstalt der Stadt vom i. September ab zur Verfügung gestellt. Die UnterrtchtSver- wal-ung behält sich vorläufig noch da» Recht vor, daS Gebäude wieder für seine bisherigen Rechte in Anspruch zu nehmen, fall« dies die wiederzunehmende Zahl der Semtnarklafsen er»

M«rge», Ml>M m nicht heute....!

Die Bestellung deS Gesellschafter auf l. Juli wird immer wieder verschoben, von einem Tag zum andern. WaS ist die Folge? DerGesellschafter" kommt ab 1. Juli nicht regel­mäßig. Deshalb:

Willst dn sparen Aerger. Geld und Beit Bestell de« »Gesellschafter« sofort, «och heul!

5. Kapitel

Es währte Tage, bis Fräulein Werner ihren Bruder zu einer Rücksprache bewegen konnte- Trotzdem es dem Som­mer zuging, stand täglich irgendeine neue Veranstaltung, ein Ausflug, eine kurze Reise inDie Amgegend, eine Verab­redung zur Jagd, kurz, irgend sonst eine Abhaltung auf dem Programm. Mehr als einmal hatte sie versucht, in einer der ihnen zwischen den Zerstreuungen liegenden ruhigen Stunden die Angelegenheit mit der Lorelli anzuschneiden. Aber ohne Erfolg. Der alte Zerr verstand es, wenn das Ge­spräch auf dieses Thema kam, trotz seiner sonstigen Gemüt­lichkeit, aalglatt zu entschlüpfen, auf notwendig zu bespre­chende andere Sachen hinüberzulenken oder kurz abzubrechen oder Müdigkeit nach einem abwechslungsreichen Tage vor- zuschühen.

Aber ein Anfall kam ihr zu Hilfe, als der alte Herr eines Tages auf der Treppe ausglikt und sich den Fuß ziemlich stark verstauchte. Da war er ans Zimmer gebunden. And so gab es für ihn Kein Entrinnen, als seine Schwester an einem Nachmittag nach dem Kaffee unter vier Augen die Rede auf das Verhalten der Künstlerin brachte. Auch als er anfänglich so abweisend war, wie er sonst nie gegen die so geliebte Schwester austrat, ließ sie sich nicht einschüchtern. Sie blieb beharrlich. Die Situation und die Stunde war günstig, um ihm reinen Mein einzuschenken. Die Diener­schaft hatte den Befehl erhalten, keine Besuche vorzulassen. Der alte Herr, der einen besonderen Wert darauf legte, noch für ungewöhnlich jung und elastisch zu gelten, wollte sich nicht von andern im Schlafrock und mit verbundenem Fuße in Pantoffeln bewundern lassen. And Fräulein Amanda zog es vor, ihrem Bruder Gesellschaft zu leisten.

So war man vor Störungen durch Besuche sicher. Zyria hatte einen Gang in die Stadt gemacht, der mit seinen zahl­reichen Erledigungen längere Zeit in Anspruch nahm. James hatte das Kaffeeservice hinausgetragen und war ebenfalls verschwunden. So war man allein!

Fräulein Werner ließ deswegen auch ihren Bruder ruhig gewähren, als er nach dem anfänglich abweisenden Verhal­ten und einer still-reserviert zuhörenden Zwischenpause all­mählich in großen Zorn geriet. 3a, er wurde mächtig böse! Mas, die Lorelli, die er seit 3ahr und Tag offenkundig ver­ehrte, die er in den Gesellschaften des Hauses mit zu den ersten Kreisen einlud, sie bei Tanzfestlichkeiten am Arm durch den Saal an seinen Tisch führte, die sich in Samt und Seide

forderlich machen sollte. Außerdem behält die Unterrlchisver- waltung sich einige Räume zur Unterstellung der EtnrtchtungS- gegenstände im Anstaltsgebäude vor. Die frei werdenden Schulräume werden zunächst für die Zwecke der Latein- und Realschule und der landwirtschaftlichen Winterschule bereit gestellt. Für die Benützung der Semiaartnrnhalle durch die städt. Schulen verlangt der Staat wie in KünzelSau eine Ent­schädigung von je 11 «4k für die 4 ersten Wochenstunden und für jede wettere Wochenstunde eine solche von 12 ^k im Jahr. Die unentgeltliche Mitbenützung hat seinerzeit der Staat nur in widerruflicher Weise gestattet und e» ktetbt deshalb nichts andere« übrig als die verlangte Entschädigung zu zahlen. Der Beitrag der Stadt zur Besoldung der Lehrer an der Uebuugsschnle ist wieder wie in der Vorkriegszeit aus jähr­lich 600 ^k festgesetzt worden. Für den Turnunterricht au der Latein- und Realschule ist die Beschaffung einiger während de» Krieg» abhanden gekommener Turngegenstände nötig; der Aufwand von etwa 40 «4k wird bewilligt. DaS Knabeaschulgebäude wird in der heurigen Vakanz mit einem neuen Oelfarban strich versehen und die Decken und Wände geweißnet. Amtskörperschastsstraßenwärterposteu: Um die erledigte Straßenwärlerstelle nach Emmingen und Unter­jettingen sind 14 Bewerbungen etngekommen. Dem Bezirksa­mt werden 3 Bewerber in Vorschlag gebracht. Frauenbad. DaS Fcauenbad kann unter den bisherigen Bedingungen er­öffnet werden. Aufsichtsperson ist Frl. Luise Rähle. Kiu« derspeisuug. Für die Ktnderspeisung im Winter wird der sechste Tag wie bisher aus die Stadtkaffe übernommen und dem LandeSauSschuß der Pflichtbeitrag hiefür in Höhe von 325 «4k bewilligt. Ortssteneramt. Durch das Landes­finanzamt sind alle berufsmäßigen OrtSfteuerämter im Lande auf 1. Juli mit Ausnahme von Calw und Ravensburg, wo eine Verlegung der Finanzämter schwebt, aufgehoben wor­den. Darunter fällt auch daS hiesige Ortssteueramt. DaS ist sehr bedauerlich und nicht im Interesse der Steuerzähler gelegen. Auch die unentgeltliche Zurverfügungstellung der neuen Räume konnte die Maßnahme leider nicht aushalten. Der Slädtetag hat durch daS Ministerium des Innern gegen die Aufhebung noch einmal Vorstellung erhoben und auch in der Vollsitzung am nächsten Dienstag in Tübingen wird der Gegenstand noch einmal beraten werden. Die Aussichten auf Erhaltung de» Amts sind nicht besonders günstig.

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Reije-Erleichlerung für Begleiter erholungsbedürftige, Kinder. Eine wesentliche Reiseerleichterung ist für Begleitei erholungsbedürftiger Kinder zugestanden worden. Allein- reisenden Begleitern darf, wenn ihnen geeignete Eil- und Personenzüge nicht zur Benützung stehen, ausnahmsweise die Benützung von Schnellzügen bei Gewährung der Fahrpreis­ermäßigung mit Schnellzugszuschlag gestattet werden, sofern Heimat- und Unterkunftsort mehr als 500 Kilometer von einander entfernt sind und davon mindestens 200 Kilometer auf Reichsbahnstrecken entfallen. Die Genehmigung kann die für den Abgangsort zuständige Reichsbahndirektion schon iwi der Hinfahrt erteilen. Für ausländische Begleiter, di« Kinder aus Deutschland abholen, kann die Grenzstation dis Genehmigung erteilen,

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Wildderg» 1». Juni. Löhne der Etsenbahnarbetter. Um den anläßlich deS drohenden Etsenbahnerstretk» umher­schwirrenden Gerüchten über die Löhne der Eisenbahnarbeiter entgegenzutreten, sei mitaeteilt. daß ein Bahnhandwerker über 24 Jahre alt in Ortsklasse C 48 ^ pro Stunde verdient, ein Bahnarbeiter 38 xZ sin der Grunde. In Ortsklasse D ver­mindert sich der Lohn um 2 Der Zuschlag für Verhei­ratete beträgt 3 ^ in der Stunde/ Man darf die Löhne von Stuttgart Ortsklasse A nicht ohne weiteres auf sämt­liche Bahnarbeiter und Bahnhandwerker übertragen, denn der Unterschied zwischen Ortsklasse A und C und D macht an­nähernd 2025°/» der Löhne aus, während die LebenShal» tun« aleich teuer, wenn nicht noch teurer ist al< in Siuttaart.

kleiden konnte und ihrer Verschwendungssucht frönen, dem eigenen Geschick, sich gut zu kleiden zu verstehen, um die Damen der Gesellschaft auszustechen, die Corelli führte ihn an der Nase herum? Setzte ihm Hörner auf?

Zuerst wollte er das alles nicht glauben. Bezeichnet« es wieder als leeren Klatsch, den der Neid und die Mißgunst der schönen und wohlsituierten Künstlerin anhing. Aber seine Schwester mit sehr stichhaltigen-Beweisen kam und als Trumpf die persönliche Beobachtung des Rechtsanwalts For- gitz brachte, wurde der Geheimrat kleinlauter. Er wurde kleinlauter, um dann in lauter Zornausbrüche Überzugehe«.

Jetzt wandte sich das Blatt. Fräulein Amanda wurde immer stiller und der Geheimrat immer lebhafter. Fern­stehende hätten sich gewundert, daß der immer so ruhig- freundliche alte Herr, der von Gemütlichkeit und Behaglich­keit strotzte, so erregt, so mißmutig und so lebhaft-bewegt sein konnte. Am liebsten wäre er zornig durch das ganze Zimmer auf und ab gerannt. Aber sein schmerzender Fuß hinderte ihn und so mußte er sich bemrüaen, mit seinem Stock, den ihm James zur Mithilfe beim Aufstehen gegeben, wütend an die Beine des Fauteuils zu Klopfen.

Seine grenzenlose Bewunderung und Anhänglichkeit an die schöne Künstlerin schlug in dem Bewußtsein, sich vor der Gesellschaft durch ihre sonstigen Abenteuer blamiert zu ha­ben, in heißblütige Empörung um. 3mmer klarer wurde es ihm, daß seine Schwester richtig darin gehandelt, ihn schon seit längerer Zeit von der Corelli zurückzuhalten eben weÜ sie sich durchaus unwürdig erzeige. Aber eigensinnig hatte er sein Ohr auf ihre früheren Vorstellungen verschlossen. ,3ch werde sie Herkommen lassen,' rief er zornig, .ich werde fie direkt fragen, wie sie sich unterstehen kann'

Aber Fräulein Amanda lächelte mit einer abweisende» Bewegung. .Sie müßte keine gute Schauspielerin sein, wen» sie nicht alles ableugnete und sich nicht gut verstellen würdet Laß sie aus dem Hause!'

Aber in dem Gefühl, in seiner Aufregung irgend ettoaS Positives tun zu müssen, um seine Empörung zur Tat mn- zusehen, wollte er sich nicht beruhigen. Er kam auf den Ge­danken, Rechtsanwalt Forgiß herzubitten. 3a, Dr. Forgkß sollte Herkommen, mit ihm wollte er sprechen! Fräulein Amanda pflichtete ihm hierin nur bei. Mit einigen geschickten Aeußerungen wies sie ans das Testament des Bruders hin. Ob er nach diesen Vorgängen noch gewillt fei, der CoreD die stattliche Summe zu vermachen, die er bestimmt habe. '