rugel des berMMn Takurn von Hl ZeMmeker; Van» folgt mit einer Entfernung von 2869 Meter die 5,0 Zenti­meter anfweisende Billardkugel des Uranus und endlich der bisher als letzter bekannter Geschwisterstern mit einem Lakmdurchmefser von 4459 Meter die 5,5 Zentimeter Durch­messer auftveisende Billardkugel des Neptun. Wie kräfte- leer muß doch der Weltraum sein, wenn ein Billardball von 5,5 Zentimeter Durchmesser in nahezu 5,5 Kilometer Ent­fernung den Wirkungen einer 1,4 Meter dicken Kugel ge­horcht. Hier aber hat der riesige Jupiter das ausschlag­gebende Wort zu sprechen. Auch hier greift eins ins andere, und staunend kann der winzige Mensch ehrfürchtig die Grütze des Alls ahnen.

Allerlei

General v. Lchoch f. In München ist General der Infan­terie Gustav v. Schoch im Alter von 66 Jahren gestorben, >Er war der älteste der vier Brüder, die 1914 mit den bayeri­schen Truppen als Generale ins Feld rückten.

Nahrungssorgen. In Breslau hat stch der Scharfrichter Schwietz aus Nahrungssorgen erschossen.

Immer «sch Seeminen. Der Spruch des Stettiner See­amtes, das kürzlich den Untergang eines deutschen Schiffes in der Ostsee auf die Explosion einer Seemine zurückfuhrte, findet nach einer Meldung desBerliner Lokalanzeigers" aus Lübeck jetzt seine Bestätigung durch die Nachricht,' daß tu der östlichen Ostsee noch Minenfelder, die sich auf über 280 L'uadratmeilen erstrecken, entdeckt worden seien. Das Minen­feld sei russischen Ursprungs und liege enva am Eingang zum Finnischen Meerbusen.

Polnische ArbEer. Der französische PostdampferBon« lc-ne" hat in dem polnischen Hafen Gdingen wieder 750 polnische Arbeiter für die französische Gruben- und Hütten­industrie an Bord genommen. Der franzosenfreundliche Dziennik Poznanski" schreibt: Die polnischen Arbeiter wer­den in Frankreich arg ausgenützt und vielfach zum Eintritt in die Fremdenlegion überredet.

Straßenraub. Einem 70jährigen Kassenboten wurden auf dem Charlottenburger Bahnhof 5000 Mark entrissen. Der Straßenräuber ist entkomnien.

Die Pest hat in diesem Jahr in der Provinz Behar (In- d'ni) bereits 10000 Todesopfer gefordert, davon in letzter Woche 1000 im Bezirk Champaran.

20 chinesische Seeräuber sind kürzlich gefangen genommen und in Kanton erschossen worden. Auch eins japanische See- rilnberbande, die sehr viel auf dem Kerbholz hat, wurde ab­gefangen.

Tuberkuloseheilung. Auf dem österreichischen Tuberkulose- tcg machte der Assistent Wesseley Mitteilungen über die Heil­barkeit der Kehlkopf-Tuberkulose. Wesseley hatte die Heil­kraft der Sonne studiert und festgestellt, daß die ultravioletten Strahlen als Sonnenersatz gelten können. Damit war das Rätsel der Gebirgssonne gelöst. Diese ultravioletten Strah­len zerstören das Tuberkulosegewebc, regen das Bindegewebe zur Wucherung und Narbenbildung an und beeinflussen Blut, Puls, Atmung und Allgemeinbefinden in günstiger Weise. Er baute eine Kohlenbogenlampe, derer. Kohlen mit bestimmten metallischen Salzen gekränkt sind, dadurch erzielte er ein neues Licht, das die Heilkraft der Hochgebirgssonne übertrifft. Die Bestrahlung der erkrankten Partien der obe­ren Luftwege findet durch den Mund statt. Das einfallendc Licht wird durch einen Nickelspiegel ausgefangen oder wirkt ohne Rückstrahlung unmittelbar ein. Die Bestrahlung wird mit der Uhr in der Hand gegeben. Die Dauer der Behand­lung erstreckt sich auf Monate, die Heilerfolge sollen gut sein.

Eine bolschewistische Tauffeier. Ein Mitarbeiter der New York Times" beschreibt die erste öffentliche Ziviltaufe, die kürzlich im Opernhaus in Moskau vor dem Kongreß der kommunistischen Frauenpartei vor sich ging. Das Theater ist von etwa 4000 Personen, meist Frauen und Mädchen, be­setzt. Die Bühne ist mit rol-n Fahnen überzogen. Ein junges

Paar erscheint auf der: ->e und bringt "Mten Erstling, et« Mädchen, auf den Tisch des Vollzugsausschusses, damit es dem Kommunismus geweiht werde. Das Kind soll nach de» Rosa Luxemburg benannt werden. Clara Zetkin, die jam Ausschußtisch sitzt, steht auf, nimmt das Kind in den Arni und hält eine Lobrede auf Rosa Luxemburg, worauf Buch», ri« unter dem donnernden Anruf an die Revolution und Trommelwirbel das Kind in die Höhe halt und ihm deff Name» verleiht. Die Bühne wird etwas verdunkelt; Isis doraDuncan in blutrotem Gewand tritt mit ihrer Tanzf schule auf, und sie tanzen nach den Klängen von Schubes Ave Maria", Damit hat die Feier chr Ende erreicht, >

, Vas Damen Astronomen fragen. Ein bekannter AMD ! nom erzählt in seinen Erinnerungen von den häufigen Be« ! suchen, die er von jungen Damen auf seiner Sternwarte er< ! hielt. Die Schönen zeigten mehr Neugierde als Verständnis Einmal", schreibt er,hatte ich mich furchtbar angestrengt; ! um derhokden Weiblichkeit alles auseinanderzusetzen, was siä ! nur wissen wollte, und glaubte ihr wenigstens die Grunds begriffe der Sternenkunde klargemacht zu haben. Da fragte mich beim Weggehen eine der Damen:Wenn man aber gar! nicht genau weiß, ob die anderen Planeten bewohnt sind, wo­her kennt man denn dann ihre Namen?">, -

Inm internationalen G-ographenlag. der in Kairo stakt- findet, sind alle Völker zugelassen, nur die deutsche» unÜ österreichischen Forscher sind ausgeschloffen morden.

Aus der Zusammenkunft derInternationalen Fraven- Laa für Frieden und Freiheit" wurde u. a. der Vorschlag ge- v -st.Vereinigte Staaten von Europa" zu bilden. Fast olle Teilnehmerinnen behandelten den Vorschlag als schlech­ten Witz, aber etzliche Weiber aus Deutschland ereiferten sich sehr für den großartigen Gedanken.

Neues Flugzeug. Ein englischer Ingenieur baute ein Flugzeug, das zum Motorbetrieb nicht mehr Benzin und Lust verbraucht, sondern ein Gemisch von Erdöl und Wasserstoff. Dadurch soll jede Brandgefahr ausgeschlossen sein, außerdem sei die Heizung um ein Drittel billiger.

Handelsnachrichten

Dollarkurs. Berlin, 7. Mal. 4,2105 Bill. Mk. (nnv.). NenyorL 1 Dollar 4,21. London 1 Pfd. Sterl. 18,5. Amsterdam 1 Gulden Ich Bill. Mk.

Der Kurs der deutschen Dollarschahscheine ging bis auf 1B.40 zurück, was einem Dollarkurs von 4 -4t entspricht.

Der französische Franken notierte 66.80 zu 1 Pfd. Sterl. und 15.40 zu 1 Dollar.

Geldmarkt Berlin, 7. Mai. Tägliches Geld Ich v. T. Für lang-, sristige Darlehen gab eS kein Angebot.

Volles Brennrecht für Karkoffelir. Die Beschränkung der Ver­arbeitung von Kartoffeln in Brennereien auf 50 Prozent LeS Brennrechls ist aufgehoben worden, da sich herausstellte, daß ein! nicht unerheblicher Teil der vorjährigen Ernte infolge Erfrir.enK für die menschliche Ernährung nicht mehr tauglich ist. <

Amerikanische Einkommensteuer. Nach einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Washington haben amerikanische Bürger, die im Ausland wohnen, in Amerika Einkommensteuer auch v, m dem Teil ihres Besitzes zu bezahlen, der außerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten Legt.

«

Stuttgarter Börse, 7. Mai. Die Stimmung der heutigen BörsL hak sich vollständig gedreht. Gerüchte über neue Zahlungsschwierig, keilen als Folge der augenblicklichen Krise auf dem Geldmarkt veranlaßten zahlreiche Verkäufe. Die Neigung zu Käufen war da-> gegen nicht gering, weshalb die Kurse ohne wesentlichen Wider­stand zu finden verhältnismäßig stark geblieben sind. Man Äi'btz schwach. Von den Bankaktien ermäßigten sich Hypotheken­bank auf 0,8, Vereinsbank auf 2,1 und Notenbank auf 51« Brauereiwerte lagen verhältnismäßig widerstandsfähig. Es büßten nur Eßlinger 0,25 und Wulle 0,35 ein. Von den Metall- akkien schwächten sich Feinmechanik auf 15,25, Hansa Metall auf 1,8, Zunghans auf 5,8, Hohner auf 22, Andr. Koch auf 9 und> Würkt. Mekallwaren auf 31,9 ab. Auf dom Markt der Mafch i-! nenakkien und Autowerke büßten u. a. Eßlingen 0,65, Hes- ser 0,3, Weingarten 2, Daimler 0,55 und Neckarfülmer 0,5 -in. Der Markt der Sp in n e r e ia kt i en lag ebenfalls mit weniocn Ausnahmen schwächer. Es notierten u. a, Erlanaen 8,75, Bi-:

heim'45, Kolb-Schüle 8,05, Kottern 27, Ver. Filz 18, Südd. Kumu­li und Leineninüustrie 24. Als etwas fester sind Unterhaufen r ik SO G. zu erwähnen. Von den Nahrungsmikketwerten! schwächten sich Kaiser Otto auf 1,1, Leibbrand 0,8, Krumm .',6, Skuttg. Zucker 2,7; von den Verlagsaktien Union auf 7,'. 5. Deutsche Verlag 0,5, Chr. Bester 2, Skuttg. Vereinsbuch 0,55. Auß dem Markt der übrigenWerke verloren u. a. Bad. Ansin, Dremen-Besigheimer Oel je 2, Mannheimer Oel 1,5, Zementwerk! Heidelberg 1, Germania 0,75, Köln-Rotkweil 1,35, Neckarwerke 9,7, Skuttg. Gips 20, Schildknecht, Südd. Holz je 0,5, Sekt WachenhciMi 2Z und Ziegelwerke Ludwigsburg 0,25. Württ. Vereinsb-

Karlsruher Produktenbörse, 7. Mai. Als Folge der fortgesetz­ten Mehlversteigerungen sind die Preise gedrückt. Weizen 19 bisj 19.50, Roggen 15.2516, Braugerste 19.5020, Hafer 1515,50, Gelbmais ohne Sack 19.5020, Weizenmehl, Mühlenforderung 28.25, Aoggenmehl 24. Mehl aus zweiter Hand fe nach Zahlu.'gs- bedingungen billiger. Weizenfukkermehk se nach Fabrikat 11.25 bis 11.75, Weizenkleie 10-10.50, alles die 100 Kilo. Mehl- und lenfabrikake, Getreide ohne Sack, FrackkparikSk Karlsruhe. Raub-, fuktermittel: loses Wiesenheu, gut, gesund rnid trocken 10lO.och .Weizeu-Roggenfiroh, brahkgeprehk 66.25, alles die Kilo.

Berliner Getreidebörse, 7. Mai. Weizen märk. 1717.20, Noa-, gen 12.80-13.40, Sommergerste 17-18.70, Hafer 12.50-13.20,' Weizenmehl 2428, Noggenmehl 19.2521.75, Kleie 010, RapS 310.

Berliner Buttermorkk. Grüschandel 1. Sorte 1.82, 2. Sorte r.77, abfallend 1.67 d. Pst».

Berliner Kartoffelpreis: Weiße und rote Kartoffeln 3.50 Mk, der Zentner.

Allgäuer Butter- und Käsebörse. 7. Mai. Marktpreise in den letzten acht Tagen in Goldpfennigen. Butter 150175, häufia-ev Treis 165; grüner Weichkäse 3538, häufigster 35, konsumrei'-c Nundkäse 100150, häufigster 130. Marktlage: Bei Butter ist ante Qualität gesucht. Nachfrage nach Weichkäse ruhig: bei Nund- Käke hak erstklassige Ware noch mäßige Nachfrage, abfallende Qua­litäten vernachlässigt.

Stuttgarter Edelmekallpreise, 7. Mai. Platin 14,50 Billionen G d, 15,20 Brief d. Gr., Feingold 277 bezw. 284, Feinkornsilber 88 bezw. 89.50 d. Kg., Silber in Barren 1000 fein 86 bezw. 87,50.

Nürnberger Hopfenmarkt, 6. Mai. Der Markt blieb in den ersten Tagen dieser Woche vollkommen geschäftslos.

Magdeburger Zuckerbericht vom 6. Mai. Preis für Weißzucker aiis'chl. Sack und Verbrauchssteuer für 50 Kilo netto ab Verlade­stelle für Magdeburg und Umgebung bei Mengen von mindrtte-s 100 Zentner: gemahlener Mehlis, bei prompter Lieferung inner­halb 10 Tagen 25,25-25,50.

Morste

Kirchheim u. T., 7. Mai. Viehmarkk. ZnqefShrk wurden 34 Farren, Preis 360750 ^l. 53 Ochsen und Stiere, Preis 306 bis 700 Mi., 132 Kühe, Preis 140580 Mk., 82 Kalbinken und Rinder, Preis 350725 Mk., 210 Stück Schmalvieh, Preis 96 dis 300 Mk., 24 Kälber. Handel flau.

Heidenheim, 7. Mai. Fruchtmark k. Weizen kostete 9.80 -4L. Gerste 9L0 ^L, Haber 6.95lL.

Devisenkurse i« Billionen

Berlin

Holland 100 Guld.

Belgien 100 Fr.

Norwegen 100 Kr,

Dänemark 100 Kr,

Schweden 100 Kr. Italien 100 Lira

-London 1 Pfd. Sterl. Treuyork 1 Dollar

Paris 100 Fr.

Schweiz 100 Fr.

Spanien 100 Peseta S.-Oester. 10000« Kr. Prag 100 Kr.

llngarn 100 000 Kr. Argentinien 1 Peso

rlokio 1 Zen

Danzig 100 D. Guld.

6. Mar

Geld

Brief

157.60

2185

58,45

71,52

111,22

18,95

18,455

4,19

27,23

74.81

58.45 6,98

12.46 4.78 1,385 1,675

73.81

158,40 21,95 58,75 71 88 111,78 19,65 18.545 4,21 27.37

75.19 58,75

6,02

12,54

4.82

1,395

1,685

74.19

7. Mai

Geld

Brief

158,10

158,90

22,24

22,36

58,60

58,90

71,72

72 08

111,47

112,03

1S,0S

19,15

18,455

18,545'

4,19

4.21

27,68

27,82

74,81

75,19

58.45

58,75

5,98

6,02

12,46

12,54

4,73

4.77

0,385

0,395 i

1,675

1.685 ^

73,81

74,19

Das Wetter

Das Cyklontznsystem im Nordwesten beeinflußt noch die Web- ierlage. Für Freitag und Samstag ist zeitweise bedecktes, jedoch M z» geringen Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.

Mit Mel M ZiiMeigc zu W ich Rom

und die Meerfahrt als blinder Passagier.

Wir beginnen heute mit dem Abdruck der uns - freundlich zur Verfügung gestellten Retseschilderungen und Erlebnisse eines Wandervogels, den wir noch gerne zu den Unfern zählen. Es ist Herr Karl Mast, der im hiesigen Seminar bi» 1S23 weilte und der auch man­chen unjern Lesern bekannt sein dürste. Me überaus schlechten Zukunstshoffnungen, die unsere das Seminar rerlassenden Junglehrer hegen müssen, Wartezeiten bis zu 4 und 5 Jahren, ehe sie in den ersehnten Vchulberuf eintreten können, da» notdürftige Unterkommen in an- deren V.rufen, dir seelischen Bedrückung:», der Verlust de» für die Schu'irbttt so notwendigen It alismu» im Kamps um das reckte Dasein, all diese Umstände find wobl geeignet, eiren jungen Menschen hoffnungslos und reroittert zu machen. Umsomehr ist dann zu begrüße,-, wenn einer im Vertrauen aus seine eigene Kraft hinaus­zieht 'i die schöne r rite Gott.swrlt, sie ansieht mit heiteren, fröhlichen Augen und sich auch nk ' unter- krlrgen läßt von böien, schlechten Tagen. Das hat unser Wandervogel getan und in diesem Sinne wollen wir nun sein« Erlrbnifse auch miterleben.

Die Schrisileltung.

Bon zu Hause fort.

Wem Gott will rechte Gunst erweisen,

Den schickt er in die wette Welt".

Uns hgt er fortgeschickt, mich und meinen Kameraden, und da hat er gar nicht Übel dran getan. Die Gelegenheit war in jener Zeit außerordentlich günstig. Nach sechsjähriger Seminarzeil hatten wir die Aussicht auf eine mehrjährige Stellenlosigkeit und der Herr über Himmel und Erde, der sicher auf den genialen Gedanken des Beamtenabbaus nicht gekommen wäre, kam aus den zweifellos noch genialeren, die ^pser dieser sozialen Einrichtung zu versorgen. Freilich, schwarz weiß i» einem amtlichen Dekret hat er'S uns nicht zu- geschickt, daß wir in seiner schönen Welt einjbißchen sollen herum- spazieren. Weshalb sich auch mancherorts ein deutlich ver­

nehmbares Gebrumme erhob von denen, die nur an dar Schwarz auf Weiß" glauben. Wir aber waren unserer Sache sicher und so zogen wir denn im August 1923 loS, ein wenig in die Welt hinaus. Geld hatten wir ja wohl keines, aber dafür einen frohen Mut und einen Rucksack zum Hereintun und Herausnehmen. Unser« über das Mittelmaß lang geratenen Beine machten uns unabhängig von Eisenbahn und Auto und allen sonstigen Fortbewegungswerkzeugen Die Fiedel über dem Rücken und die Zupfgeige, so zozen wir zum Tor hinan» als Wanderer fahrende Schüler

Vagabunden.

Die erste» Tage i» der Schweiz.

Gottmadingen Schwetzergrenze Paßkontrolle Zollrevision. In einer langen Reihe standen die Leute und ließen mit auffälliger Bereitwilligkeit ihre Gepäckstücke durch suchen. Auch wir hatten unsere Rucksäcke geöffnet, damit man bequem htneinsehen konnte in deren Bauch, wo in bun­testem Durcheinander Strümpfe mit Brot, Taschentücher mit Seife, Hemden und Marmelade eine seltene Masse bildeten. Ein mitleidiger Blick der Beamten maß uns und unseren Besitztum und mit einemArme Teufel" waren wir zollfrei.

Aber ganz so arm waren wir nicht. Unsere gemeinsame Kasse betrug noch 48000 Damit erstanden wir unS auf der Grenzstation eine Limonade und hatten dazu noch einen Rest von 3000 In der rosigsten Stimmung wurden Pläne gemacht. Mit unfern 3000 wollten wir einmal so einen Schweizer heretnlegen, denn daß die meisten Schweizer von der Valuta keine Ahnung hätten, nahmen wir ganz be­stimmt an. Al» wir jedoch mit langen Schritten durch Schaff­hausen zogen, da hatten wir Gelegenheit, festzustellen, daß unsere Annahme löcherig war. . . . Da« waren doch keine Schweizer ... In Stuttgart sahen die Leute genau so aus. Bei dieser Feststellung begannen unser« Gesichter ihre vorher kreisrunde Form mehr in» Längliche zu verwandeln.

Da sind wir nun am Wasserfall. Wir stehen und staunen. In hastiger Eile ziehen die grünlichen Wasser herunter da» Bett und ohne Besinnen springen sie über die Wand. Da braust'S und tost'», wenn die ungeheuren Massen im Sturze sich stoßen und drängen und wogend wühlen in den Wunden

des Felsens. Aber kaum heraus au« dem Getöse, da tänzeln sie hinweg, die grünlichen Wellen, wie hüpfende Kinder.

Wie wär'S, wenn wir jetzt eine Postkarte nach Hause schickten vom NuSland.Da» wäre so ein Trtumpf". Wir gehen zum VerkaufSstand, suchen unS einige schöne Karten heran» und legen einen Tausender auf den Tisch. Aber diese Enttäuschung l Statt der erwarteten Ehrfurcht fängt die dicke Verkäuferin ganz beleidigend unbändig an zu lachen, so daß der ganze Berkaufsstand wackelt.

Dieser Reinfall machte auf uns mindesten» so einen tiefen Eindruck wie der Rheinfall. Mit Schrecken wurde uns klar, daß «ff nun, nachdem man unser Geld nicht wollte, vollständig mittellos waren. Wie hatten wir nur auf den tollkühnen Gedanken kommen können, mittellos inS Ausland zu gehen? Ein Bad im kühlen Rhein jedoch rüttelte uns wieder auf und so zogen wir denn doch weiter, schwetz- einwärts.

Etwa« gedrückt waren wir schon noch und trübe bau­melten die Instrumente auf unserem Rücken den Takt zum Schritt, als wir in eine« der nächsten Dörfchen einzogen. Aber weg war der Trübsinn, als hinter den blühenden Geranten auf dem Fensterbrett eines der reinlichen, kleinen Häuschen am Wege ein lachender, blonder Mädchenkopf her- oorlugte. Wer will uns Wanderburschen da» übelnehmen, daß wir uns hinstellten und zum Fenster hinaufsangen von Rosastock und Holderblüat". Wir waren fertig und guckten

so lieb wir konnten zum Fenster hoch.Ha iatzt woiß

i net, send ihr Schwoba?" . . .Ha jo, fretle".Ha ond t den d' Babett vo Reitlenga". Daß wir allcS aßen, was auf den Tisch kam und von dem andern noch Mitnahmen, will ich nicht besonders erwähnen. Am liebsten wären wir gleich dageblteben, aber da» ist de» Wanderburschen LoS, daß er gehen muß wenn'» am schönsten wäre. Wie manchesmal in den nächsten Tagen wären wir gern geblieben bei den Lieben in einem Häuschen am Wege, in Psungen, Turbental, oder Wald. Wie manchesmal haben beim Abschiedsliedchen Tränen in den Augen grfunkelt und die Tücher und Hände gewunken bis der Wald oder eine Straßenbiegung die betoen Wandergesellen ausgenommen hatten. Und jedermal Hallte eS lang noch hintendrein:Schreiben";Wiederkommen".

(Forts, folgt.