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89 Gegründet 1826.

Tagesspiegel

Der Landwtrtschoftrminister Graf Kanitz hat auf einer Dollfitzung des deutschen Landwirtschaftsrates ln Bremen das Gutachten der SachverstSndtgen als eine Grundlage zur Lösung der Entschädigungsfrag«, «ber nicht als die Lösung selbe bezeichnet.

Belgien und Cuqiaud erklären sich bereit, die Sachver- ständigengutachtea als Gesamtheit zu betrachten und fie zur Grundta-e von Berhaudlunge« zam Zwecke einer praktischen und gerechten Regelung der Entschädigung» frage zu machen. Die Antwort Italiens trifft heute erst ein, doch erwartet mau eine znstimmende Erklärung Nur Potncortz macht Einwendungen, ihm geht das Gutachten nicht wett genng. Ob PotaesrS wieder als Sieger aus dem Handel herovrgetzen wird?

Me Reichsregierung verhandelt mit der französischen Re- tzierung über den gegenseitigen «Austausch" weiterer poli­tischer Gefangenen.

Poincare halte mit dem englischen Botschafter Lord Lrewe eine längere Unterredung über die militärische lieber- wachung Deutschlands und die Entschädigungsfrage.

Nachdem der Neuyorker Geldmanu Morgan ln Paris mit den Mitgliedern der Enlfchädigungskonmi-ssion sich he- hvochen hatte, wurde er von Poincare empfangen.

Me englische Regierung sosi von dem Verlauf der Ber- Km' lungen mit der Moskauer Abordnung befriedigt fein. Ls besiehe Aussicht, daß die Streitfragen gelöst werden können.

In dem in Pariser Blättern besprochenen Plan eines französisch-südslawischen Bündnisses erklären die Belgrader Blätter, Serbien werde niemals die romanische Rasse gegen das russische Brudervolk unterstützen.

In den Kämpfen gegen die Araber in Syrien haben die Franzosen mehrere schlappen erlitten. Nach demTM-ffa- gero" verloren sie auf der Straße Alexandrette Alc a drei Maschinengewehre, und in einem anderen Gefecht eins Gebirgskanone und viel Munition.

Treibt Deutschland Ausrvandetungs- politik?

Don Dr. Hugo Magnus.

Der Drang zur Auswanderung will in Deutschland noch nicht zur Ruhe kommen, da das deutsche Wirtschaftsleben trotz gewisser Festigung sich noch nicht in gesicherten Bah­nen bewegt. Im verflossenen Jahr vsrze-chnete die amtliche statistische Beobachtung der deutschen Auswanderung, die über die deutschen Seehäfen sich bewegte, bis November 1923 bereits 101000 Seelen. Einschließlich der Ueberlandwande- rung und unter Berücksichtigung der Fehlerquellen der deut­schen Statistik werden daher 150160 000 Menschen, die 1923 der Heimat den Rücken kehrten, nicht zu hoch gegriffen sein. Wir nähern uns also in bedenkicheml Maß den Zeiten, da die deutsche Auswanderung (wie z.B. 18801890) in­folge des Anreizes erstarkender Verdienstgelegenheit in Ueber- see den Höchstgrad von 200220 000 im Jahr erreichte

Man erwäge nun, welchen gewaltigen Abfluß von geld­lichen Werten eine in derartigen Ziffern sich darstellende Abwanderung für das deutsche Nationalvermögen bedeutet. Rechnet man, daß von den 150 000 Auswanderern jeder im Durchschnitt 1000 Goldmark miführte viele vermochten unter Einrechnung der Unkosten der Ausreise für Durch­führung der Auswanderungsabsicht nur 500 bis 600 Marl aufzuwenden, gar manche aber setzten mehrere 1000 Marl für ihr Ziel des Aufbaus einer neuen Zukunft ein, so hat man in einem einzigen Jahr eine Summe von 150 Millionen abgewanderter Goldmark. Und wieviel Jugendfülle, bewuß­tes Mannestum und Unternehmungsgeist zog mit ihnen in die Fremde! Gewiß, da an 123 000 über See gingen und mit deutschen Schiffen fuhren, blieben ebensovielmal etwa 300 Goldmark in den Taschen deutscher Reeder. Aber wehe d m Volk, das den Auswanderer als zu verfrachtende Ware einschätzt und seine Maßnahmen innerpolitischer Natur von den Wirkungen abhängig macht, welche die Auswanderung auf den Säckel der Schiffsgesellschaften ausübt.

Wie hat Deutschland seine AuswcmÄerungspolitik nach Innen und außen zu gestalten? Positive Auswanderungs- Politik nach außen zu zeigen, dazu verfügt das Deutsche Reich m " ^'21 weder über Machtgeltung noch über Machtwillen. Verträge, die es mit Staaten zu schließen gewillt wäre, di« einer deutschen Einwanderung ein sicheres und zukunftsreiches u-ld zu bieten geneigt und imstande sind, würden von seiten rnserer Feinde manche Durchkreuzung zu erdulden haben, «o konnte die amtliche Beeinflussung der Auswanderungs- ^^egung sich nur auf schwache Füße stellen. Sie vermochte Och., lediglich durch das Reichswanderungsamt zu betätigen, das seit 1919 eine stille, unermüdliche und leider ^.l bngeferndete Arbeit leistete. Man hat dieser Reichsbe- tcrde zu Unreäsi den NamenReichswarnungsamt" aege-

Monlag den 28. April 1924

Bon der kolonialen Schuldlüge.

And nu» der Betrugt

Nm 13. Januar 1919 halte der Rat der Zehn sich mit einer von dem Präsidenten Wtlsott aufgestellten Liste der zu erörternden Gegenstände einverstanden erklärt, worin der Völkerbund an erster Stelle stand, gefolgt von den Repara­tion»- und territorialen Fragen, mit den Kolonien als letztem Punkt. Lloyd George schlug am 23. Januar 1919 trotzdem vor, die kolonialen Angelegenheiten zusammen mit der Orient­frage zu behandeln, Clemenceau und Sonntno stimmten zu; Wilson widersprach. Es wurde nun entschieden, daß der Generalsekretär alle Delegationen aufforderu solle, innerhalb von 10 Tagen Ausstellung über ihre territorialen Ansprüche etnzurelchen. Doch schon am folgenden Tage, am 24. Jan., brachte Lloyd George in überraschender Weise die Sache wie­der zur Verhandlung. Es erschienen plötzlich wie sonder­bar die 4 Erstminister der britischen Kolonien, um ihre Ansprüche auf die deutschen Kolonien geltend zu machen, welche, wie Llcyd George aus führte, von den Truppen der brtt. Kolonien erobert seien. Lloyd George gab eine kurze Erklärung ab, worin er darlegte, daß die deutsche Kolonial- politik schlecht gewesen sei «in Südwestafrika hätten sie ab­sichtlich eine Ausrottung-politik vei folgt". Das Geheimpro­tokoll des RatS der Zehn sagt über da», was folgte, den nachstehenden Wortlam:

Alles, was er (Lloyd George) im Namen des britischen Reiches als Gesamtheit sagen möchte, sei, daß er im höchsten Maße dagegen wäre, Deutschland irgendeine seiner Kolonien zurückzugeben."

Präsident Wilson sagte, seiner Meinung nach stimmten alle darin überein, sich der Rückgabe der deutschen Kolonien zu widersetzen.

M. Orlando stimmte im Namen Italiens und Baron Mäkln o im Namen Japan» zu.

Niemand erhob Widerspruch und so war dieses Prinzip angenommen."

Die Wegnahme der deutschen Kolonien war entschieden.

Und nun, deutscher Leser, nimm den Punkt 5 des Prä­sidenten Wilson, veröffentlicht in der Nummer 98 ds.Mattes zur Hand, lies ihn genau durch und dann urteile!

Aber: Nie davou sprechen, stets daran denken!

ben. Aber nun ist auch die nach vielen Nichtungen sich nütz­lich auswirkende Arbeit des Reichswanderungsamts von Reichs wegen selbst erdrosselt. Durch Beschluß des Reichs­kabinetts vom 12. Februar d. I.. zu dem Anträge irn Relchsrat den Anstoß gaben, ist feit dem 1. April das Reichswanderungsamt zu einer überbescheidenen, mit ganzen sechs Hilfskräften besetztenReichsstells für das Wanderungs- wesen" zusammengeschrumpft, das im Reichsministerium des Innern seinen Unterschlupf findet. Der gesamten reichs­amtlichen Veratungsarbeit, wie sie durch zehn Zweig­stellen im Reich vertreten war, die jährlich an 150 000 Aus­künfte auf einen weitgehenden Fragenkomplex zu erteilen in der Lage waren, wurde ein jähes Ende gesetzt. Merk­würdigerweise gerade in einem Augenblick, da die seit Sep­tember 1923 eingeführten Beratung? gebühren ein« Anzahl größerer Zweigstellen in den Stand setzten, sich selbst zu erhalten, ja sogar Ueberschüsse lieferten, eine für ein Neichsamt wohl noch nicht dagewesens Tatsache.

Auswanderung nach Mexiko

Der Verband Deutscher Reichsangehöriger in Mexikc schreibt:

Die geschäftlichen Verhältnisse liegen in Mexiko heut« mehr oder weniger gleich ungünstig wie in allen übriger Ländern der Erde. Es gibt eine sehr große Anzahl vor Stellungslosen, darunter viele Deutsche, die Wochen- und monatelang vergeblich nach Arbeit suchen und in arge Not geraten. Der Verband Deutscher Reichsangehöriger in Mexiko bemüht sich nach Kräften für diese Leute, indem er durch ein eigens für diesen Zweck eingerichtetes Stellcnver- mittlungsbureau für Deutsche der Not zu steuern sucht. Lei­der ist es gegeirwärtig nur möglich, einer sehr beschränkte Anzahl von Arbeitslosen zu einem bescheidenen Unterkom­men zu verhelfen. Auch wenn sich die Verhältnisse in abseh­barer Zeit bessern sollten, würde immer noch auf eine längere Zeit das Angebot der Arbeitnehmer aller Berufe groß und für neu Zuwandernde geringe Aussicht sein, lohnenden Ver­dienst xu finden. Auf dem Bureau der Stellenvermittlung des Verbandes Deutscher Reichsangehöriger in Mexiko sind gegeirwä-.t:g als stellungslos eingeschrieben: 46 Kaufleute, 12 Landwirte, 3 Plantagenverwalter, 13 Techniker, 3 Elektro­techniker, 10 Schlosser und Schmiede, 3 Schreiner und Zim­merleute, 11 Kraftwagenführer, 8 Maschinenbauer, 3 Köche 21 Leute verschiedener Berufe. Hiervon ist ein Teil obdach­los und zum Betteln gezwungen, da die Mittel der Hilfstätig- ! kcit nicht ausreichen. Viele konnten als einfache Feldarbei­er untergebracht werden, auch als Tellerwäscher und in ? ähnlichen ungenügend bezahlten Verlegenheitsa.beiten. Jin-

Fernsprecher Nr. 29. 98. Jahrgang

mer aber bleibt die Tatsache bestehen, väß 133 Deutsche in Mexikos Hauptstadt ohne jede Arbeit sind, wozu noch ein« Anzahl von Deutschen kommt, die sich nicht an die Stellen­vermittlung gewandt haben. Jeder Dampfer, der aus Deutsch, (and eintrifft, bringt weitere Einwanderer aller Berufe, welche vorläufig dis Zahl der Stellunglosen erhöhen werden, ohne Aussicht zu haben, rasch eine auch nur einigermaßen bezahlte Arbeit zu finden. Ebenso verhält es sich mit dem Beruf der Aerzte, der Optiker, der Krankenschwestern uswc Der Aerzteberuf ist in der Hauptstadt überfüllt und auch im Innern nist nur noch wenig Platz für Aerzte, die sich mit einer sehr bescheidenen Existenz begnügen wollen- Das gleiche gilt in verstärktem Maße für Optiker und ganz besonders für deutsche Pflegerinnen, Hebammen usw. Ohne feste Anstel­lung sollte niemand aus Deutschland nach Mexiko auswan­dern, denn die Möglichkeiten, festen Fuß im Land zu fassen, sind sehr gering, die Aussichten aber, lange arbeitslos zu bleiben und in Not zu kommen und im günstigsten Fall sehr schwer kämpfen» zu müssen, sind dagegen sehr groß. Um kopflos auf gut Glück nach Mexiko Auswundernden ein elen­des Los zu ersparen, um weiteres Unglück zu verhüten, bit- len wir Sie, im Einverständnis mit der Deutschen Gesandt- lchaft zu Mexiko, diese Zeilen in Ihrem geschätzten Blatt P> veröffentlichen.

Die Behändigkeit der NcnLenmark

In der Sitzung des finanzpolitischen Ausschußes des Reichswirtschaftsrats am 10. April wurde von einem Mit­glied die Aeußerung getan, daß die Rentenmark nur noch 60 Prozent (also eine Mark gleich 60 Pfennig) wert sei. Diese ganz aus dem Zusammenhang gerissene Bemerkung ist von eurem Teil der Zeitungen in völliger Unkenntnis des Geld- and Währungswesens in der Richtung aus-"-^'^"^>tet wor­den, daß die Rentenmark als ein unsicheres Geld hingestellt wurl-, Reichsbankpräiident Dr. Schacht nimmt daher Veranlassung, an den Präsidenten des Derwalttingsrctts der Rentenbank, Staatsminister Lentze, folgendes Schreiben zu richten:

Um Mißdeutungen dieser Bemerkung entgegenzutreten, vohm ich Gelegenheit, bei der Fortsetzung der Äusschußbe- rarung vom 11. April auszuführen, daß in der ganzen Welt der Wert des Golds, gemessen am Preisstand der hauptsäch­lichsten Waren, gegenüber dem Friedensstand im Durchschnitt u. a. etwa 40 v. H. gesunken ist. Bedauerlicherweise wurden auch diese Ausführungen in bewußter oder unbewußter Ber- t nnung ihrer tatsächlichen Bedeutung benutzt, um die Sache so hinzustellen, als wollte ich damit eure Unterwertigkeit der Rentenmark gegenüber der Goldmark feststellen. Davon kann selbstverständlich nicht die Rede sein. In jener Sitzung handelte es sich um eine einfache Feststellung derallgemei- nen Erhöhung des Preis st anks, die der größte Teil aller Waren gegenüber der Vorkriegszeit auf dem Welt­markt erfuhr, die sich naturgemäß in der geringer» Kaufkraft des Goldes und damit auch auf die auf Gold lautenden Währungseinheiten ausdrückt. Da die Ren­tenmark grundsätzlich der Goldmark gleichgestellt ist, nimmt sie auch selbstverständlich an diesem Vorgang teil, dem auch d e hochwertigsten Zahlungsmittel, wie der nordamerikanischs Dollar und die schwedische Krone, unterworfen >id. Gegen­über den mehrfach hervorgetretenen Versuchen gewissen­loser Geschäftsleute, diese Tatsache zu einer Diskre­ditierung speziell der Rentenmark zu benutzen, sowie zur Richtigstellung aller abweichenden Darstellungen in den Zei­tungen, erkläre ich ausdrücklich, daß die Rentenmark nach wie oor als vollwertiges inländisches Zahlungs­mittel anzusehen ist, und die Reichsbank nicht nur den ernsten Willen hat, die Festigkeit der Rentenmark sowohl wie de- Paviermark unter allen Umständen aufrecht zu erhalten,

ern auch über wirksame Mittel verfügt, diese Absicht durchzusetzsn."

Neue Nachrichten

Das erste Enkschädigungsmonovol

Berlin, 27. April. Die Reichsregierung verbandest mit den Vertretern der Tabakindustrie über die Über­leitung der Industrie in ein Staatsmonopol, wie es der Sachverständigenbericht verlangt.

Deutsch-chinesische Verhandlungen

Berlin, 27. April. Die Verhandlungen über neue Han­delsbeziehungen usw. mit China, die kürzlich ergebnislos ab­gebrochen worden waren, sind gestern mit den chinesischen Vertretern unter Beiziehung der am ostasiatischen Handel beteiligten deutschen Kreise wieder ausgenommen worden. Letztere haben in einer Versammlung in Hamburg die von der Reichsregierung China gemachten neuen Zugeständnisse als unannehmbar bezeichnet.

Nach einer Reutermeldung soll die englische Regierung auf dem Standpunkt stehen, daß seitens der Pariser Ent- schädigungskommission gegen die deutsch-chinesischen Ver­handlungen keine Bedenken zu erheben seien. (Deutichb nd darf nach dem Vertraa von Versailles bis 1925 keine Han-