rveit'zu'versorgen, näRentlich"rvenn er auf die^VeskMing be^ reits Anzahlungen gemacht hat.
Die Zeitung ist heute wichtiger denn je! Ein Herr von der Oberamtsstadt Freudenstadt hatte dieser Tage im oberen Murgtal dienstlich zu tun. Unterwegs begegnete ihm eine Schar Beerensammler nud -sammlsrinnrn, mit denen sich der Herr in ein Gespräch einlieh. ° In dessen Verlaus stellte es sich heraus, daß sie die Beeren gegen andere Gegenständes des täglichen Bedarfes in der Stadt eintauschen wollten und daß sie dies nächster Tage besorgen wollten. Auf die Frage, ob sie denn auch schon die Fahrkarten hiefür gekauft hätten, da ab 18. ds. Mts. die Bahn um rund das 6fache aufschlage, verneinten sie es alle, da sie von dem Ausschlag noch keine Kenntnis hätten. Es handelte sich um Leuts, die meinten, ohne Zeitung äuskommen zu können. Sie dankten für die Aufklärung und bemerkten, daß ihr erster Gang nun zur Austrägerin des „Grenzer" sei, denn ohne Zeitung sei man doch tatsächlich hinter dem Mond daheim, ob man es glauben wolle oder nicht.
Ein Fortschritt. Von der Landw. Korresp. wird uns geschrieben: In einer Pressekonferenz, die am Montag abgehal- ten worden ist, hat der Leiter des Ernährungsministeriums, Staatsrat Rau, sich in folgender bemerkenswerter Weise geäußert: „Auch bei den Kartoffeln wird es sich darum handeln, daß bezahlt wird, wie die Marktpreise sich bilden. Die Gesetze des freien Marktes müssen dazu führen, daß die Gegensätze sich ausgleichen. Aber wir haben mit hohen Preisen zu rechnen: die Rechnung nach Goldmark setzt sich immer mehr durch. Man kann einer derartigen Preisgestaltung mit Wucherparagraphen nicht entgegentreten. Es wäre nichts dagegen einzuwenden, wenn den Landwirten vorgestellt würde, was diese hohen Preise bedeuten. Aber zu verlangen, daß mit wucherpolizeilichen Eingriffen entgegengetreten würde, läge nicht im Interesse der Versorgung und wäre schon von vornherein zum Mißerfolg verurteilt. In der Hauptsache hätte die polizeiliche Tätigkeit darin zu bestehen, daß scharf überwacht wird, daß die Märkte nur von zugelassenen Händlern befahren werden und daß alle wilden Händler vom Markt verdrängt werden." — Das bedeutet eine erfreuliche Kursänderung in der Behandlung des württ. Wirtschaftslebens.
Wildberg, 24. Sept. Kinderdankfest. Das einfache Kindererhotungshetm mit seinem schattigen Garten an der Nagold war am Freitag nachmittag der Schauplatz eines fröhlichen Kinderdankfestss. Wie im ganzen Lande, so wurde auch hier an diesem Tage durch eine einfache Feier den edlen Spendern in Amerika der Dank für ihre tatkräftige Nächstenliebe dargebracht. Anwesend war der Leiter der „Württem- bergiichen Ktnderhilfe", Herr Kaufmann Hermann Berner aus Eßlingen, der zugleich auch der Inhaber des hiesigen Kindererholungsheims ist. Außer ihm war noch eine kleine Zahl von Freunden des H-ims geladen, darunter der Stadtvorstand und die Vorstände der Volks- und Realschule. Wie fröhlich die Kinder waren und wie glücklich sie sich fühlten, daS zeigten ihre mit ganzer Hingabe dargebotenen Vorführungen unter Leitung ihrer vielgeliebten „Tante" Julie Huzen- laub. Schon das Eingangslied: „Laßt die Heizen immer fröhlich", zeigte den Geist der fröhlichen Mädchenschar. Nach einem Dankgedicht an die edlen Spender in Amerika, sprach der treu und liebevoll seines Amtes waltende Hausvater Hauser über den Grund der Veranstaltung und schickte warmen herzlichen Dank vom Schwarzwald hinüber über daS Meer. Dann folgten Spiele auf Spiele. Welch eine Freude ist es, in dieser hastenden, sorgenschweren Zeit fröhliche Kinder sorglos singen und spielen zu sehen! Die größte Heiterkeit aber erregte Herr Direktor Griese aus Eßlingen mit seinen köstlichen Vorträgen, „Das kleine Hannchen", „Die Stotterer", der „Geschichtsunterricht des Herrn Professor" u. noch
W Wichte M Tilge mserer Keimt NagO
von Hermann Kiefner.
(Fortsetzung.)
Die Ltebfrauenkirche in Berneck weist einen Taufstein von 1490 und ein spätgotisches SakramentshauS von 1495 aus. Von Nagold mit seinen 5 Kirchen und Kapellen ist aus der Zeit unmittelbar vor der Reformation nur zu melden, daß die Oberkirche zu St. Remigius 1511 eine Setlenkapelle mit einem Marienaltar erhielt. (Die Ltebfrauenkirche, ursprünglich eine Kapelle stammt ja schon von 1380, die St. Leonhardskapelle an Stelle der jetzigen Stadtkirche, war schon vor der Reformation abgegangen, die Kapelle zu St. Nikolaus, auch „Wetzelkapelle" dem Ftscherpatron geweiht, stand auf der Insel). Die Johanniterordenskapelle in Rohrdorf schmückte der Komturherr Jörg von Hohenheim genannt Bombast t. I. 1485 mit einem Altar, der 4 lebensgroße Heiligenfiguren aus Holz enthielt nud 6 Gemälde von hohem Kunstwert. (Der Altar wurde 1910 um 15 000 verkauft.) Der Kunstsinn stand am Ende des 15. Jahrhundert» sehr hoch und das Volk erfreute sich wachsenden Wohlstandes. Man konnte sich nicht genug tun in großartigen kirchlichen Werken und Leistungen. Auch die Wissenschaft blühte (Humanismus) und die Bildung verbreitete sich auf breite Schichten des Volkes.
Die Nagolder Gegend blieb von dem neuen Geist nicht unberührt, was schon daraus hervorgeht, daß der Bedarf an Priestern in der Hauptsache durch Angehörige des Bezirks gedeckt werden konnte. Wissenschaftliche Bildung und akademische Schulung fehlte allerdings der Mehrzahl der Priester. Doch bestanden in Nagold, Wildberg, Hatterbach und Nlten- fieig Lateinschulen. Die Stadlschreiber führten im Nebenamt das Schulszepter. In 24 Jahren (1477—1500) sandte der Bezirk Nagold nur 18 Söhne auf die Universität Tübingen. In den folgenden 35 Jahren Nagold allein schon 32. Im Jahre 1802 widerfuhr der Stadt Nagold sogar die Ehre, ttnen Teil der durch die Pest vertriebenen Tübinger Universität vorübergehend in ihren Mauern beherbergen zu dürfen, «kpt. 1502 wurde ein Baccalaureat in Nagold abgehalten, unter den Nagolder Priestern kurz vor der Reformation waren etliche mit der Magisterwürde geziert, so Ulrich und Bttu, Kapp (um 1530). Ein vielseitiger Gelehrter war der Pfarrer Johann Spenlin von Haiterbach, ein tüchtiger Theologe M. Petrus Rumetsch von Bulach, der 1466 in Paris wagistriert hat, 1477 an die neugegründete Universität Tübingen
Für 1s8 Pfund Weizen oder 75 Pfund Rartoffeln oder 30 Eier oder 3 Pfund Butter
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„Gesellschafter"
das ganze Vierteljahr Gktober-Dezernber.
Bei dieser Bezugsart ist jegliche Nachforderung ausgeschloffen.
manche andere brachte die Kinder fast außer sich vor Lachen, und auch die Erwachsenen konnten sich den Wirkungen dieses köstlichen Humors nicht entziehen. Nach einer Ansprache von Oberlehrer Rentschler über Ephes. 5, 20: „Saget Dank alle- zeit und für alles", ging eS vom Garten zurück in den Sß- saal, wo noch zwei kleine, reizende Ausführungen dargeboten wurden: „D'Krämermaiere" und „Lustiges aus dem Ferienheim", geleitet und zum Teil verfaßt von „Tante" Julie, lind nun kam daS Allerfeinste: Kakao, soviel man wollte, und — Hefenkranz. i„AH, ist da» feil" hörte man rufen, und dann ging'» stillvergnügt ans Vertilgen der köstlichen Speise, so still vergnügt, daß „Tante" Martha sagen mußte: „So still send se nett emmer gwese!" Nach einem selbstoerfaßten, in schwäbischem Dialekt gehaltenen Gedicht von „Tante" Julie: „Der Tageslavf im Ferienheim", wurde noch ein Lob und Danklied gesungen. Damit war die wohlgelungene Feier zu Ende. Wir nahmen alle den Eindruck mit, daß unser Ferienheim hier, wenn es auch noch so einfach ist, doch eine Stätte bildet, wo notleidende, unterernährte Kinder an Leib und Seele sich erholen können. Dar k sei darum allen denen gesagt, die sich in selbstloser Weise keine Mühe und Arbeit verdrießen lasten, um solchen Kindern einige Wochen sorgloser Fröhlichkeit zu bereiten. Aber das wäre in der heutigen Zeit auch beim besten Willen nicht mehr möglich, wenn nicht edle Menschenfreunde drüben in Amerika, die sogen. Quäker, durch ihre reichen Gaben dieses Werk der Nächstenliebe tatkräftig unterstützen würden. Darum sei auch ihnen an dieser Stelle warmer, herzlicher Dank über das Meer hinüber zugerufen.
tz Walddorf, 25. Sept. Auswanderer. Immer und immer wieder fährt aus hiesiger Gemeinde ein mit Tannengrün geschmücktes Gefährt zum Ort hinaus, das einen Auswanderer zur Bahn bringt. So auch heute früh wieder. Es ist der bereits noch in den Knabenjahren stehende 16jährige Albert Zeitter, Sohn des Gotrl. Zettter, Schreiner von hier. Bor etwa einem halben Jahr reiste als erster von hier der Bruder des nun AuSwandernden noch Amerika zu Verwandten und nun läßt er schon diesen seinen jüngeren Bruder Nachfolgen. Am Vorabend des Abschiedstages brachte der hiesige Liederkranz dem von uns Scheidenden ein Abschtedsständchen. „O, Mutter, gib mir deinen Segen", „So wett dich Wellen nagen" und „Wo's Dörflein dort zu Ende geht" sang der Verein in ergreifender Weise. Darauf nahm der Scheidende mit Dankesworten Abschied von dem Verein, dem sein Vater als treues Mitglied angehört. Mögen ihn die schönen Klänge Ser Lieder auch über das Meer begleiten und ihm eine angenehme Erinnerung an die Heimat sein. Wir wünschen dem Auswanderer von Herzen Glück.
berufen wurde. D r Nagolder M. Johann Epp, Sohn des Kloster Steinschen Pflegers Auberlin Epp, studierte 1491 in Tübingen, magistrierte 1494, wurde 1503 Pfarrer in Rotfel- Sen, kehrte aber schon 1508 zur Hochschule zurück, um allda wie er sich in der Restgnalionsurkunde ausdrückt, „noch mehr künstlicher Gezierd zu erlernen." Er wurde später Lehrer in Tübingen, 1521/22 sogar Rektor der Universität. Er starb 1530.
Betrachten wir vorurteilsfrei diese Art Frömmigkeit der oorreformaiortschen Zeit, so werden wir neben manchen Vorzügen doch kräftige Schatten und böse Jrrtümer entdecken. Der kirchliche Eifer der Besten erscheint bis inS krankhafte gesteigert, die Frömmigkeitsübung ganz und gar veräußerlicht. Die beunruhigten und vergewaltigten Gewissen zu immer neuen Leistungen aufgepeitscht, fanden doch den Weg des Friedens nicht. Die Mehrzahl der oberflächlicheren Naturen glaubte durch Häufung guter Werke den zürnenden Gott versöhnen und das drohende Gericht abwenden zu können und gab sich im übrigen immer mehr dem üppigen Lebensgenuß hin, der in jener Zeit bürgerlichen Wohlstandes gang und gäbe mar. Die kirchlichen Formen hatten sich überlebt und waren im Formelkram erstarrt; desto krampfhafter klammerten sich gerade diese weltlichen Leute daran. Die LtebeStätigkett beherrschte ganz der Lohngedanke. Durch Häufung guter Werke wollte man sein Seelenheil schaffen und die Strafen des FegfeuerS verkürzen. In Pfründen und Klöstern hatte man bequeme Versorgungsanstalten. Meßgottesdienste, Seelenmessen v. dgl. waren hinwiederum für die zahlreiche Priester- schaft eine gut« Einnahmequelle. Die religiösen Uebungen and Gottesdienste wurden vielfach recht geschäftsmäßig und mechanisch abgemacht. Der Bischof von Konstanz mußte 1499 seinen Geistlichen ausdrücklich verbieten, während des Beten» aus dem Br-vter sich mit Hunden, Vögeln und anderem Getier abzugeben, Posten zu treiben und zu lachen. Bet der Menge der Priester (42 in dem kleinen Bezirk Nagold) war eS nicht zu verwundern, wenn viele dem Müßiggang und Lasier in die Arme getrieben wurden und keinerlei wissenschaftliches Streben mehr zeigten. Der Mechanismus des priesterltchen Dienste« ertötete die lebendige Frömmigkeit (vgl. das bei den Htrsauer Mönchen Gesagte!) Viele Geistliche waren sogar im Besitz mehrerer Pfründen, die sie in ihrer Abwesenheit durch Ersatzmänner versehen ließen. So hatte z. B. der Nagolder Kaplan Heinrich Nestlin auch die Frühmeßpfründe zu Vollmartngen, der Pfarrer dl. Ulrich Kapp in Nagold seit 1531 auch die Wetzeipfründe daselbst. In Rotfelden zehrten etwa 10 Jahre lang sogar 4 Parteien von dem dortigen Pfründeeinkommen, neben dem Abt von Stein am Rhein als Lehensherrn der Pfründebesttzer X. Johann
Allerlei
ep. Das staatsgefährlich« Gesangbuch. Die Erfurter „Mitteldeutsche Zeitung" schreibt: „Auf der Straße eines Thüringer Landstädtchens begegnet mir der Diener des Amtsgerichts. Er trägt heute statt der gewohnten Aktenmappe ein Bündel Gesangbücher und Bibeln." Ich meine, ein Gesangbuch ist genug", so rede ich ihn an, „wenn man in dis Kirche geht, warum denn gleich ein ganzes Bündel? Außen dem ist heute kein Sonntag." Da sieht der Mann mich ernst an und sagt nur: „Befehl aus Weimar! Aus der Biblisches für Untersuchungsgefangene sind alle Bücher religiösen Iw Halts auszuscheiden und ihren Besitzern, also in dem Fall« unserer Kirchengemeinde, wieder zuzustellen. Für die HeN ren Untersuchungsgefangenen sind nur noch Räubergeschichten erlaubt." Spricht es und geht verdrossen seines Weges weiter." '
Gemeinsinn. In Liebengrün, Provinz Sachsen, soll dit Kirche nach dem Erntefest neu gemalt werden. Um sie baulich vorzurichten, haben alle Zimmerleute, Maurer, Schreiner, Wagner, Schlosser und Schmiede des Ortes sich erboten die nötigen Arbeiten freiwillig und unentgeltlich zu leisten. Unter der baukundigen Beratung des Professors Joker aus Dortmund sind die Arbeiten in letzter Woche ausgeführt worden und die Kirche hat nun ein einheitlicheres Gepräge erhalten. Der Ausmalung steht nichts mehr im Wege.
Eine Falschmünzerwerkstätte zur Herstellung falscher No- !en wurde in Darmstadt entdeckt. Hehler wurden in Frankfurt a. M. und in Offenbach festgenommen.
Abgesttirzk. Bei der Besteigung des Ortlers (Tirol) ist der Schriftleiter des „El Popolo", Prof. Zabughin tödlich ver- unglückt.
Die Pariser Modistinnen streiken. Sie verlangen doppelte Löhne.
Sprechsaal.
Bo« de« Buchdruckerlöhuen. Seit einiger Zeit finden die Leser verschiedener Zeitungen jede Woche die Löhne der Buchdr.-Gehilsen veröffentlicht. Es sei uns gestattet, auch die Löhne anderer Arbeiter in Nagold in Vergleich zu stellen. In der Woche vom 15.—22. Septbr. belief sich der tarifliche Stundenlohn eines oerheir. Buchdr.-Gehilfen aus 5375000.-
, , Bauhandwerkers „ „ 9500 000.-
„ „ Schreiner» „ „ 8 000000.-
„ „ Stadttaglöhners „ . 8000000.-
Wir wollen damit nicht sagen, daß die Löhne der Arbeiter, die nicht Buchdrucker sind, zu hoch seien, wenn doch die Miltton in den Geschäften, in denen die Arbeiter ihre notwendigen Lebensmittel kaufen müssen, nur noch gleich 2 Goldpfg. gewertet wird, sondern damit die gelegentlichen Behauptungen gewisser Kreise von den „hohen" Buchdruckerlöhnen zurück- weisen. In der Vorkriegszeit war der Stundenlohn eines htes. Buchdr.-Gehilfen 50 Goldpfg. und in der letzten Woche 11 Goldpfg. Es ist für jeden klar, wie die „hohen" Löhne M der Haushaltung sich auswirken. Wir wollen nicht die öchsten Löhne, weil wir wissen, daß eS unser Gewerbe in j-tziger Zeit nicht verträgt, aber wir bitten, auch uns gegenüber für den Grundsatz leben und leben lasten noch etwas übrig zu haben und nicht im Unmut über die jetzigen Zeitverhältnisse einfach die Zeitung, an der wir unser Brot verdienen, abzubestellen. Die Gehilfe n im „Gesellschafter".
Turnen» Spiel und Sport.
Sportverein I — Ottenhausen b. Pforzheim! 1:0.
Als ob er all das nachholen wollte was er bisher oer- äumt hatte, goß der Wettergott seinen nassen Segen in all- mreichlicher Fülle auf einmal am Sonntag über uns aus. Und trotzdem trug der Sportverein sein erstes Verbandsspiel auf dem mit herbstlicher Kleidung umgebenen Eisbergsptel-
Epp, der Pfründepächter Ludwig Hemminger und der arme Pfarrvikar LI. Theodor Mayer. Eine unwürdige Etellenjagd um gut dotierte Pfründen setzte ein. Die Pfründertnkommen ^ Bezirk Nagold schwankten zwischen 170 und 19 Pfd. Heller (136 und 13 fl) Der Bezirk besaß die fetteste Pfründe deS ganzen Lande», Effringen (170 Pfd. Heller) und die magerste, die Wetzelpfründe in Nagold mit 19 Pfd. Die Patronatsherrschaft der begehrenswerten Effringer Pfarrpfründe, die Familie Grückler in Bulach, wußte dafür zu sorgen, daß der Genuß derselben stet» einem Famtlienglied Vorbehalten blieb. Bet Besetzung der Pfründen zeigten sich vielfach unwürdige und unhaltbare Zustände. Die Folge war, daß das Ansehen des geistlichen Standes im Volk tief geschädigt wurde und die derufsfreudigkeit der Geistlichen Not litt. Daß der Klosterkaplan zu Reutin sich zu Glaserarbeiten in der Stadt Wtld- berg gebrauchen ließ, war noch nicht die schlimmste Entgleisung eines gering besoldeten Priesters. Der Sittenverfall im Prtester- stand war zu Beginn des 16. Jahrh. allgemein. Bischof Hugo (von Hohenlandenberg) zu Konstanz selbst, hat ihn schmerzlich beklagt. Aber er besaß nicht die sittliche Kraft und Reinheit, um den Mtßständen abzuhelfen. Bei dem Mangel an Selbstzucht waren seine gut gemeinten Reformversuche zur Unfruchtbarkeit verurteilt. Bischof Hugo war „ein Mann von herkulischer Leibesgröße, aber ohne Tatkraft und abhängig von den Launen einer Isabel" (er hatte in Erfurt die Frau eines ehrbaren Manne» verführt und lebte mit ihr, die Mann und Kinder im Stich ließ, in ehebrecherischem Umgang, jagte sie aber zuletzt davon. Luther hatte davon Kenntnis und erzählt in seinen Tischreden den Fall). Er tat wohl gut daran, die Leitung des Bistums in den 5 entscheidenden Jahren 1518 bis 1523 in der Hauptsache seinem immerhin sittlich höher sichenden und geschäftsgewandten Generalvikar Johann Fabri zu überlasten. Dieser fein gebildete Humanist und «Hedem Luthers Freund und Bewunderer, erlebte 1S21 bei einer Reise nach Rom trotz der von ihm beklagten Mißwirtschaft am päpstlichen Hofe sein Kanossa und trat fortan inS lutherfeindliche Lager über. Er wurde später Hofprediger des König» Ferdinand. Aber auch Fabri konnte sich nicht losmachen von der Hauprsünde des damaligen Klerus, der unersättlichen Geldgier, welche alle sittliche Kraft lähmte und sogar noch aus dem Laster Kapital schlug. Für seine Wahl hatte der Bischof 774 Goldgulden an den Papst zu bezahlen, außer alten BiStumsschuIden und den Erfordernissen seiner großen Baulust. Die schmutzige Geldpolitik am bischöflichen Stuhl mußte das Vertrauen der Geistlichkeit zu ihrer kirchlichen Behörde auf» tiefste erschüttern und die Zucht auf» bedenklichste untergraben. (Forts, folgt).