vor allem nach den ernsten Erfahrungen, die Polen, Finnland und Norwegen mit pluto- kratischen Beistands- und Garantieverspre- chungen gemacht haben einem durch eine völlig unmotivierte Kursschwenkung brüs­kierte» Deutschland und einem durch die turanische Propaganda empfindlich getroffe­nen Rußland gegenüber, mährend es keines­wegs zu ermessen ist. was von den Westmäch­ten zu erwarten ist. die alles tun. um die Türkei auch gegen Italien anfzuputschen. das ans dem Dodekanes, im Nitgesicht des anatvlischen Festlandes, eine nicht zu unter­schätzende strategische Position besitzt.

Es hat sich somit das außenpolitische Ge­bäude Atatürks sozusagen auf den Kops ge­stellt. Tie schwere Erkrankung des Staats­chefs während der letzten Feit seines Lebens wurde bereits von der immer mehr erstarken­den Opposition unter Inönü. zu der auch als führender Kopf der englandhörige Botschaf­ter in London. Okijar, zu rechnen war. dazu benutzt, um künftige Wandlungen vorznberei- ten. Zu Lebzeiten des Staatsgründers blieb alles beim alten: enge Freundschast und Zu­sammenarbeit mit dem mächtigen sowjetrus­sischen Nachbarn, gute Beziehungen zum Reich, Heraushalten aus den Blockbildungen und den Allianzen der Weltpolitik, sofern sie die Großmächte des Mittelinccrranmcs und Mittel- bzw. Osteuropas anging.

Als Inönü zur Macht kam. bedeutete schon die Berufung Okijars zum Minister einen entscheidenden Schritt ans dem neuen Wege. Okijar hat niemals ans seiner anglvphilen und deutschfeindlichen Einstellung ei» Hehl gemacht. Man weiß, daß er ans das intimste mit treibenden Kräften der englischen Kriegs­hetzer befreundet ist und vermutet noch wci- tergehende gemeinsame Interessen mit den Londoner Geldsäcken. Ter Abschluß des Bei­standpaktes dürfte zu einem sehr wesentlichen Teil ans seine Initiative znrückznführen sein. Immerhin aber wird auch er sich nicht der Tatsache verschließen können, daß sich seit der Unterschrift unter den TreierPakt aller­lei ereignet und manche Politische Rechnung als falsch erwiesen hat. Ter Kredit Groß­britanniens und Frankreichs kann zum min­desten in den über alle Einzelheiten der Vor­gänge in Nordenropa unterrichteten türki­schen Regiernngskreisen nicht mehr allzu hoch stehen. Was also wird man jetzt in Ankara beschließen? Wird man sich in Abenteuer stürzen, deren Ende nicht abzusehen ist?

Das eine steht für uns jedenfalls fest, daß die Welt schon in aller Kürze mit neue n britischen Aggressionen an Fron­ten zu rechnen hat. an die der Krieg eigent­lich nicht hingehört. Aber daran kann ebenso­wenig ein Zweifel sein, daß wir unbedingt auf der Wacht sind und uns ebensowenig wie im Norden an irgendeiner anderen Stelle das Gesetz des Handelns entreißen lassen werden.

Reichsarbeitsführer Hier! traf gestern in Prag ein, wo er im Czcrnin-Pälast den Reichsprotektor Freiherrn von Neurath be­suchte.

Mittelnreer-Aktion bevorstehend

I »risetrunz vo» Seite I

scheu Meer erhalten, außerdem wollen ihm die Westmächte das Recht einräumen, nach dem Krieg auch seine übrigen Revisionsforderuu- gen zur Diskussion zu stellen.

Die türkische Presse bestätigt heute, daß England au Bulgarien ein derartiges Ange­bot gerichtet hat. lieber die Aussichtslosigkeit einer solchen kaum verblümten Aufforderung zur Unterwerfung herrsche im Südosten völ­lige Einmütigkeit. In Budapcstcr Kreisen wird daS englische Manöver als das Meister­stück für ein uupsvchologischcs Vorgehen und ein Schulbeispiel für Englands völlige Un­kenntnis der politischen Kräfte im Südosten bezeichnet.

In Bukarest weist man darauf hin, da/; der erste Grundsatz der bulgarischen Politik seit Jahrzehnten die durch die Waffenbrüder­schaft gestählte F r e n n d s ch a s t z u m Reich und die auf der slawischen Tradition des bulgarischen Volkes ruhende Freundschaft zu Rußland sei. Außerdem findet cs starke Be­achtung, daß die Presse von Sofia als Be­gleitmusik zu dem Besuch des britischen Bot­schafters mit allem Nachdruck das Festhalten Bulgariens an der Ncntralitätspoli- t i k unterstreicht. Der britische Versuch, über die Mission Knatchbulls und die von ihm dort improvisierte britische Diplomatcnkonfercuz die Türkei wieder stärker in das politische Spiel des Balkans, cinzuschalten und als Sprengmittel zu mißbrauchen, wird damit als gescheitert angesehen.

Die türkische Nationalversammlung hat am Montag die Gesetzesvorlagc über den Belage­

rungszustand angenommen. Nach Artikel 86 der türkischen Verfassung hat der Ministerrat das Recht, im Kriegsfälle oder beim Vorliegen außerordentlicher Umstände, die Kriegsgefahr für das Land bedeuten, den ganzen oder teil­weisen Belagerungszustand zu verhängen. Das gilt zunächst für die Dauer eines Monats und erfordert die Zustimmung der Nationalver­sammlung. Ueber etwaige Verlängerung des Belagerungszustandes beschließt wiederum die Nationalversammlung.

Wie der Kurzwellensender Neuyork mel­det, wurde Sofia durch die großen türkischen Truppenkonzcntrationen entlang der bulgari­schen Grenze alarmiert. Führende bulgarische Persönlichkeiten konnten sich kein Bild über den Grund der türkischen Truppenbewegun­gen in der europäischen Türkei, an der Nord­küste der Dardanellen und am Eingang zum Schwarzen Meer machen. Es wurde fest- gestellt. daß Bulgarien nichts getan hat, was die türkische Handlungsweise rechtfertigen könnte.

Aegypten erteilt keine Paßvisa mehr

Aeghptcu hat in Anbetracht der Lage einige verschärfte Maßnah m e n ergriffen. Paßvisa werden nicht erteilt, bei Ein- und Ausreise nach oder aus Aegypten ist ein be­sonderer Ausweis des Jnneministeriums er­forderlich. Zivilpersonen müssen sofort mel­den, ob sie im Besitz von Feuerwaffen, Explo­sivstoffen usw. sind, am Suezkanal ist ein un­unterbrochener Sicherheitsdienst eingerichtet worden. ^

Stilles Heldentum deutscher Kapitäne

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Bcrlin. 7. Mai. Deutsche Hanöclsschiffs- kapitünc Pflegen ihre Schiffe, wenn sie dem drohenden Zugriff des Feindes anders nicht mehr entzogen werden können, selbst zu ver­senken. Dies geschieht trotz der immer wie­derholten Drohung der Engländer, den Ka­pitän zu erschießen und ohne Rücksicht darauf, ob dir Wetterlage sichere Aussichten für die eigene Rettung bietet. Zwei Beispiele dieser Art haben die Kapitäne des DampfersAru- cas" (Norddeutscher Lloyd) und des Dampfers Uffukuma" (Deutsche Afrika-Linie) geliefert. Kapitän Robert Möhring von derArucas" hat hierbei den Heldentod gefunden.

Der DampferArucas" befand sich im Nord- atlnntik auf der Heimreise von Ucbcrsec, als er ein britisches Kriegsschiff sichtete. Sofort ließ der Kapitän die. Seevcntilc öffnen, um daS Schiff zu versenken. Unter welchen Um­ständen dieser heroische Entschluß gefaßt wurde, geht aus dem Bericht eines Augen­zeugen hervor, der sich au Bord des britischen Kriegsschiffs befand. Dem im ,,Dnily Tele­graph" erschienenen Bericht entnehmen wir folgendes:

Wir sichteten dieArucas" kurz nach 9 Uhr vormittags. Es wehte ein Sturm und schwere Seen brachen über unserem Heck. Das deutsche Schiff lag bereits tief zu Wasser mit geöffneten Seevcntileu, die Mannschaft be­fand sich,in Gruppen an Deck. Als wir in Rufweite kamen, wurden zwei Boote von der Arucas" heruutcrgeführt. Bei schwerem

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Die Länder des Balkans, der nach dem willen der plutokratilchen Kriegstreiber zu einem neuen Kriegsschauplatz werden soll

Wetter kcnterte das eine sofort und die Besatzung fiel ins Meer. Die schwere See machte es unmöglich, ein Rettungsboot zu Wasser zu lassen. Wir warfen Leinen aus und eine Anzahl der Deutschen wurde auf diese Weise an Bord gezogen. In der kur­zen Zeit waren ihnen die Kleider am Körper f c st g e f r o r c n. Einige unserer Leute sprangen augcscilt über Bord und be­festigten Leinen den anscheinend leblosen Körpern. So wurden noch einige Deutsche gerettet und die Besatzung des zweiten Ret­tungsbootes konnte an Bord genommen werden.

Ein Teil der Besatzung einschließlich des Kapitäns befand sich immer noch auf der Arucas". Als das Wasser über den Ladungs- lukcn stand, sprangen sie über Bord. Der .Kapitän derArucas" ging verloren, nach­dem er fast gerettet war. Als einige unserer Leute ihn an Bord ziehen wollten, riß eine schwere See ihn wieder fort. Man sah ihn zuletzt etwa 100 Meter von unserem Schiff. Von de i 50 Mann derArucas" konnten die britischen Seeleute 40 retten."

lieber die Sclbstverscnkung des Dampfers Ussukuma" liegt ein Bericht eines Augen­zeugen vor. Er zeigt, wie das englische KriegsschiffAjax" den Kapitän und die Be­satzung cinzuschüchtcrn versucht hatte, um eine Selbstversenkung zu verhindern. Bei der Annäherung desAjax" wurden die Deut­schen durch Funk- uud Morsefprnch aufgefordert, das Schiff nicht zu ver­lassen und es nicht zu versenken, da sie andernfalls nicht gerettet werden würden. Trotz die­ser Aufforderung wurden die See­ventile geöffnet und die Vorberei­tungen zum Ver­lassen des Schiffes getroffen. Beim Ausschwenken der Rettungsboote wurde auf den deutschen Dampfer ein Schuß 'gefeuert, beim Heruntersie- ren der Boote ein zweiter Schuß und noch beim Ablegen ein dritter Schutz. Als die Rettungs­boote schließlich von dem sinkenden Schiff freigekom­men waren, gab der Engländer einen Morsespruch und befahl den deutschen Seeleu­ten, auf das sin­kende Schiff zu­rückzukehren. da man sic nicht ret­ten würde. Der Kapitän befahl hierauf, Segel zu setzen und Kurs auf die Küste zu nehmen. Etwa eine Viertelstunde ließ der Engländer die Deutschen fort­segeln, nahm dann plötzlich die Ver­folgung auf und übernahm jetzt erst auf hoher See die deutsche Besatzung. So wurden zwei deutsche Handels­schiffe unter Ein­satz des Lebens der Besatzung dem Zu­griff des Feindes entzogen. Die Bri­ten hatten das Nachsehen.

pesnttck ...

zf Das von der deutschen Presse veröffent­lichte vertrauliche Ferngespräch zwi­schen den beiden Aggressoren Eham Ver­la in und Reynaud hat in den neutralen Landern wie eine Bombe eingeschlagcn. Es erregte überall Aufsehen und wurde in großer Ausmachung von den Blättern veröffentlicht.

Es war freilich vorausznsehen, daß man sich nn Lager der Kriegsausweiter in London und Paris wie immer im Falle von Enthüllungen und Veröffentlichungen von Dokumenten aufs Leugnen verlegen würde. Die peinliche Wir­kung auf Paris geht schon daraus hervor, daß sich der französische Rundfunk verpflichtet fühlte, am Dienstag mehrmals auf dieses höchst aufschlußreiche Gespräch zu sprechen zu kommen. Ossenbar gibt man sich dem Irrtum I hm, die'Tatsache dieser Unterhaltung der bei- ^ den Oberkrieastreiber dadurch aus der Welt schaffen zu können, indem mau einfach den Inhalt nbstreitet.

Für Reyuaud und seine Hintermänner mag dieses intime Zwiegespräch allerdings in besonderem Maße höchst peinlich sein, denn Cbamberlain beliebte dabei einen Ton auzu- schlagen, der wahrlich deutlich genug dartnt, wer unter den Weltmächtentonangebend' ist: nämlich das England eines Cbamberlain. Churchill und Genossen. Eine treffende Illu­strierung fand dabei die längst znm geflügel­ten Wort gewordene Behauptung unter den , Neutralen, daß Frankreich zn einer englischen » Kolonie geworden ist. Dieses Gespräch läßt allerdings auch nicht mehr den mindesten Zweifel darüber, daß nach dem kläglichen Zu­sammenbruch des norwegischen Abenteuers die Aggressoren mit besorgter Miene nach neuen Kriegsschauplätzen Ausschau halten, um ihren belogenen und betrogenen Völkern die neue große Niederlage nicht voll bewußt werden zu lasten.

Der Alarm im Südosten findet dazu eine nur zu deutliche Parallele. Der alte Heuchler Chamberlain scheute sich sogar nicht, einen letzten Termin" festznsetzcu. Durch die recht­zeitige Enthüllung dieses beabsichtigten Ge­waltstreiches sind jene gewarnt, die es in erster Linie angcht. Wieder sollen also für die plnto- kratischen Kriegsbrandstifter andere Völker die Kastanien aus dem Feuer holen, das heißt die Blüte ihrer Jugend opfern. Dasallmächtige" Älbion dagegen will sich mit einerFlotten- demonstration" begnügen, während zumindest der namenlose Poilu den blutigen Teil dieses l Geschäftes übernehmen soll. Was im übrigen aber die S ü d o st st a a t e n von denGaran­tien" Englands halten, das geht aus den täg- ^ lich sich mehrenden ablehnenden Presteslimmen nur zu deutlich hervor. Das Beispiel Polens und Norwegens ist freilich ein Abschreckungs­mittel, wie es deutlicher Wohl kaum noch mög­lich ist.

SchlachtschiffLittorio" im Dienst

Italiens Vorherrschaft im Mittelmeer

Mailand, 7. Mai. In Anwesenheit der Ver­treter der Militär- und Zivilbehörden der Stadt Genua und der Belegschaft der Werste wurde das 35 000 Tonnen große Schlacht­schiffLittorio" von den Erbauern auf der Ansaldo-Werft den Marinebehörden über­geben, womit das Schin in den aktiven Ver­band der italienischen Kriegsflotte eingcreiht wurde. DerLittorio", der in einer Rekord­banzeit von IV- Jahren fertiggestcllt worden war, und in den vergangenen Monaten seines Probefahrt mit bestem Erfolg ablegte, bildet j mit drei Schwesterschiffen gleicher Größe die stärksten Einheiten der italienischen Kriegs­flotte, die das Kräfteverhältnis der Mittcl- meer-Secmächte erheblich zugunsten Italiens verschieben.

England ruft Vierzehnjährige auf-

Sie sollen die Handelsschiffe bemannen

Amsterdam, 7. Mai. Wie schlecht cs um die englische Flotte steht, zeigt ein Aufruf, den der Handels schiffahrtsminister erlassen hat, um die Lücken auszufüllen, die in der englischen Han­delsschiffahrt dadurch entstanden sind, daß alle) nur einigermaßen tauglichen Matrosen vonsi Churchill in die Kriegsmarine übernommen wurden. Die englische Handelsschiffahrt ver- fügt daher nicht mehr über einen ausreichen­den Manuschaftsbestand und der Handclsschiff- fahrtsministcr hat sich entschlossen. Jugend­liche imAltervonll bis 18 Jah ren zu mobilisieren und sic hum Dienst in der Schiffahrt anzuheucrn. Diese Halbwüch- , sigen, die jetzt also die schwere Schiffsarbeit, verrichten sollen, werden durch einen Wochen­lohn von 35 Schillingen bei freier Verpflegung ' und Unterkunft angclockt. Die anhaltende lär- » mende Propaganda in der englischen Presse' H läßt darauf schließen, daß der Aufruf des Han­delsschiffahrtsministers, für einen Wochenlohn^ von 35 Schilling sein Leben zu riskieren, selbst bei abenteuerlustigen Halbwüchsigen nicht mehr verfängt.

Fünf br,tischs Schifte verloren

Neue Opfer an Englands Todeskiisten

Amsterdam, 7. Mai. Nach einer Meldung derTimes" sind die drei Grimsbycr F r s ch- KämpferPenn" (179 BRT.),Hercules"

(310 BRT.) undLconora" (218 BRT.) be­reits seit längerer Zeit überfällig und nun­mehr als verloren anfgegeben worden. Jedes der drei Schiffe hatte eine neunköpfige Be­satzung an Bord. DieTimes" meldet wei­ter, daß auf der Insel Guernsey. einer der kleinen englischen Kanal-Jnselm die Nachricht eingetroffen sei, der DampferT Horn h i l 1 (628 BRT.) sei im Kanal nach einem Zu­sammenstoß mit dem französischen Dampfer Circe" gesunken. Der auf der Fasirt nach Blyth befindliche MotorschoncrMagr- cian" (250 BRT.) ist, einer weiteren Mel­dung derTimes" zufolge, an der Küste von Bcrwickshire auf Strand gelaufen.

Ncichsführer ^ Himmler besuchte auf sei­ner Besichtigungsreise im Osten ^n der Um­gebung von Litzmannstadt die zuruckgefuhr- ten Wolhyniendeutschcn.