Wertung des Verfahrens und der Urteile des Reichsgerichts in den bisher zur Verhandlung gekommenen Kriegsbeschuldigtenfällen einstimmig auf den Boden des Gutachtens gestellt, das der vom Obersten Rat zur Prüfung der Angelegenheit eingesetzte Ausschuß seinerzeit erstattet hat. Dieses Ergebnis muß umsomehr befremden, als die völlige Unparteilichkeit des höchsten deutschen Gerichtshofs von der an den bisherigen Verfahren in erster Linie interessierten englischen Seite verschiedentlich unumwunden anerkannt worden ist. So hat der englische Solicitor General Sir Ern es! Pollock, der in amtlichem Auftrag bei der Verhandlung der englischen Fälle zugegen war, in oer Unterhaassitzung vom 17. August 1921 u. a. erklärt, die Art und Weise der Prozeßleitung durch den Senatspräsidenten des Reichsgerichts habe mit Sicherheit den aufrichtigen Wunsch erkennen lassen, der Wahrheit auf den Grund zu kommen. Es würde völlig unfair und völlig unsachgemäß von ihm sein, nicht anzuerkennen, daß nach seinem Eindruck die Aufrichtigkeit des Gericht über jeden Zweifel erhaben erscheine, ob nun die Urteile des Reichsgerichts in den Augen der Ankläger ausreichend wären oder nicht. Gegenüber der Kritik an der Höhe der Strafen sei festzustellen, daß die Fälle notwendigerweise nach deutschem Recht abgeurteilt worden seien und die erkannten Strafen dem deutschen Gesetz entsprochen hätten. — Dieser von maßgebendster englischer Stelle yerrührenden Vertrauenskundgebung braucht kein Wort hinzugefügt zu werden. Das Reichsgericht steht in feiner leidenschaftslosen Unparteilichkeit über den in der Note enö> bastenen Vorwürfen. Ueber die weitere Behandlung der Angelegenheit durch die deutsche Regierung °md. wie wtr hören, die zuständigen Stellen bereits m Beratungen eingetreten, an denen auch der Oberr-nchsanwalt beteiligt werden wird.
Deutschlands Vertreter in Paris
versttt, 29. August. Staatssekretär Schröder ist, wie der Zeitungen mitgeteilt wird, heute in Paris emgetroffen. Di« näheren Einzelheiten der deutschen Vorschläge befinden sich in der Bearbeitung und werden ihm nachgejändt werden.
Gegen die Teuerung
Berlin, 29. August. In der Montagskonferenz der deutschen Ministerpräsidenten ist u. a. der Zeitpunkt der Einführung der neuen Staatsmaßnahmen gegen Teuerung und Wucher Gegenstand längerer Aussprache gewesen. Allgemein wurde der 15. September genannt. Die Getreideumlageist ein stimmig aufrechterhalten worbe n und zwar ohne Abänderung der Preisfestsetzung, steber die teilweise Wiedereinführung der Höchstpreise wurden die Verhandlungen am Montag noch nicht abgeschlossen. Entgegen einer irrtümlichen Auffassung in den Morgenblätterv sind die Konferenzen mit den Ministerpräsidenten der Länder gestern abgebrochen worden. Das Ergebnis wird in einer Kabinsttssitzung durchberaten werden.
Die Parkeiführer beim Kanzler
Berlin, 29. Aug. Den Morgenblättcrn zufolge hat der Reichskanzler die Führer sämtlicher Neichstagsfraktionen für Donnerstag abend zu einer Besprechung eingeladen. Dir Parteiführer sollen über den augenblicklichen Stand der Außenpolitik, sowie über die Teuerungsmaßnahmen unterrichtet werden.
Die Einnahmen der Reichsbahn
Berlin» 29. August. Im Juli wurden vereinnahmt: im Personen- und Gepäckoerkehr 184o (Juli 1921 925) Mill Mark gleich 195,3 Prozent, Güterverkehr 13 170 (1562) Mill gleich 743,4 Proz. und durch sonstige Einnahmen 380 (82' Mill. gleich 360,2 Proz. Das sind zusammen 15 396 Mist gegenüber 2269 Mill. Mk. im Juli des Vorjahrs cder mehr 578,4 Prozent. Die Einnahmen haben sich sowohl im Personen- wie im Güterverkehr günstig entwickelt. Die Steigerung der Einnahmen gegenüber dem Vorjahr ist auch in diesem Monat wieder höher als der Erhöhung der Tarife entsprochen hätte. Man beachte jedoch die starken Steigerungev in dem Güterverkehr als Folge der andauernden Tariferhöhungen.
Katholikentag und Bekenntnisschule
München, 29. Aug. Im Anschluß an den Katholikentag fand heute die Versammlung der katholischen Schul- organisation statt, die vom Re-.chsmgsabg «ordneten Senatspräsidenten Marx mit einer längeren Aussprache eröffnet wurde. Währenddessen erschien der apostolische Nuntius Kardinal Pacelli. Sodann begrüßte der Vorsitzende dev bayerischen Kultusminister Dr. Matt und sagte, dieser Tax werde mit goldenen Buchstaben in die Geschichte der katholischen Schulorganisation eingetragen werden, weil der Kultusminister eines Landes auf einem Katholikentag bei eine, Versammlung der katholischen Schulorganisation erschienen sei. Dr. Matt dankte mit einigen Worten, indem er sagte daß es für einen Kultusminister in Bayern eine Selbstverständlichkeit sei, auf dem katholischen Bekenntnis zu stehen. Aus innerster Ueberzeugung bekenne er sich zu den Zielen und Aufgaben der katholischen Schulorganisation. (Stürmischer Beifall.) Die Bekenntnisschule sei tatsächlich die wahre Einheitsschule, den sie umfasse sie Einheit von Schul« und Haus. Dann hielt der Erzbischof Kardinal Dr. von Faulh-aber eine längere Rede, in der er u. a. sagte: Wn können eine Vorherrschaft der Gemeinschaftsschul« nicht anerkennen. Wir können dir Schule nicht zr einem Spielball parteipolitischer Launrn und Zufälligkeiten herabdrücken. — Die Sitzung schloß mit e n.m von dein Senatspräsidenten Marx ausgebrachten Hoch auf die Bischöfe insbesondere den Kardinal Dr. v. Faulhaber.
Lredithilfe für Oesterreich
Zürich, 29. August. Der Mailänder „Secolo* melde! aus Verona: Die österreichisch-italienischen Besprechungen in Verona gehen am Mittwoch zu Ende. In ihrem bisherigen verlaufe sind Anschluß- und Zollgemeinfchastssrage entschieden worden. Die Kredithilfe, für Oesterreich unter Italiens aktiver Führung wird das Resultat« der fünftägigen Aussprache sein. — Nach einer weiteren Nachricht aus Rom ist die teilweise Besetzung Oesterreichs durch die allüer- ten Truppen wahrscheinlich geworden.
Aus Stadt und Bezirk.
Nagold, den 30. August 1922.
v Preis- und Einkommenssteigerung vom 1. Juli 1814 auf 1. 3uli 1922. Die Württ. LandeSpreisstelle veröffentlicht in dankenswerter Weise eine amtliche Zusammenstellung der Preise für die wichtigsten Nahrungsmittel und Bedarfsgegenstände in Stuttgart am 1. Juli 1914 und 1922. Darnach beträgt tm Mittel die Preissteigerung mindestens das 50—60fache des Frtedensstandes. An der oberen Grenze der Steigerung (zwischen dem lOSfachen und 80fachen) stehen darnach Kohlen, Schweinefleisch (Fleisch tm Durchschnitt „nur" das 60fache), Schweineschmalz, Himbeeren, Erdbeeren, Braunkohlen, Briketts, Eter und Aurlandszucker, während der Preis am wenigsten (um das 8—ZOfache) gestiegen ist bet Rhabarber, Salz, Kopfsalat, Grünkernmehl, Markenbrot (das andere Brot um das 75fachel), Kartoffeln und Spinat. Dagegen macht die Wohnungs miete zur Zeit nur etwa 3—7°/» der GefamthauShaltungs-Ausgaben aus gegenüber */«—'/» tm Frieden. Zum Vergleich ist bei gefügt, daß die Gehaltserhöhung in der obersten DienstalterSstufe bet l Beamten mit Frau und 2 zu Kinder zulagen berechtigten Kindern im Alter von !4—21 Jahren in den Besoldungsgruppen II da« 32,3-, VII das 25 6 und XU gar nur das 18,5fache, je ohne Abrechnung der Einkommensteuer, beträgt.
Rundfrage betr. Scheiugewiuue und Goldmarkbilaoz
Wenn der Kaufmann sein Lager ausverkauft hat, so hat ei buchmäßig einen großen Gewinn erzielt, den er zur Einkommensteuer zu versteuern hat. In Wirklichkeit hat er jedoch nichts verdient. Es handelt sich um Scheingewinne. Er hal nur die Substanz seines Vermögens in Papiergeld umgewandelt und von dieser Substanz gezehrt. Deutlich wird ihm dies, sobald er versucht, seine Voriätr wieder auf den alten Bestand zu bringen. Hierzu fehlt ihm daß erforderliche Kapital. — Diese« P.oblem, das noch vor Jahresfrist von vielen Steuerbeamten nicht verstanden wor den ist, ist gegenwärtig, bet dem enormen Rückgang des Wertes der deutschen Mark, das aktuellste Problem unseres ganzen SteuerrechtS geworden. ES wird z. Zt. in einem Ausschüsse de§ Vorläufigen ReichswtrtschaftSralS behandelt, woselbst der Entwurf eines Gesetzes über Aufstellung der Bilanzen in Goldmark vorliegt.
Elternpflicht. Es ist nötig, daß auch an dieser Stelle über die meist mutwilligen Schändungen an Bäumen, Fel dein und Wiesen ein Wort geredet wird. — Vor allen Dingen werden die Eltern ersucht, ihre Kinder entsprechend aufzuklären. — Man sieht Getreideflächen um Obstbäume herum vollständig umqetreten, ganze Zweigs sind abgerissen. — Einem Ackerbesitzer, der über leinen Haselnußstrauch diese« Jahr glücklich ist, weil er Nüsse trägt, sind sämtliche Nüsse abgerissen worden, so daß er genötigt wird, den Strauch um zuhauen. Die Haselnüsse sind aber doch nicht reif, was kann damit angefangen werden — rein nichts; eS ist nur de: Mutwille und da gehört exemplarische Strafe her!
v Frühkartoffelanba«. Nur 3,6 vom Hundert der gesamten Kartoffelanbaufläche werden in Württemberg zum Anbau von Frühkartoffeln, d. h. vor dem 15. September ge ernteten Kartoffeln benützt. Frühkaroffeln werden in allen Oberkmtern gebaut, wenn- eS sich meist auch um ver hältniSmäßig unbedeutende Flächen handelt. Nur in 100 Gemeinden beträgt die Anbaufläche über 5 Hektar. Der Nek karkrets ist an der Gesamtanbaufläche mit der Hälfte, Donau- und JagstkreiS mit je einem Fünftel und der Schwarzwald kreis nur mit einem Zehntel (rauhe Lagen!) beteiligt. Haupt anbaubezirke sind die Oberämter Besigheim (besonders Lausten a. N.) mit 363 Hektar, Brackenhetm mit 276 Hektar, Heilbronn mit 115 und Mergentheim mit 101 Hektar.
Erhöhung der Fahrpreise bei den Personenpsflm. Mi! Rücksicht auf die seit der letzten TarNfestfetzung eingetretem weitere, ganz erhebliche Steigerung aller Betriebskosten werden vom 1. September 1922 an die Fahrpreise bei den Kraftposten und Pferdeposten auf 2 -4t lür das Tarifkilometer erhöht,
Gefährdung der Obstoerforgung durch die Eisenbahn fruchten. An den ständigen Tarifausschutz des Reichseisen- bahnrates hat die Firma Hallmayer in Stuttgart telegraphisch das dringende Ersuchen gerichtet, daß frischesObst, ähnlich wie in anderen Staaten, sofort in die billigste Tarifklasse für Lebensmittel emgereiht werde. Ohne diese Maßnahme werde durch die Schuld der Reichseisen- bahnverwaltung eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit preiswertem Obst unmöglich sein, da durch di« jetzt in Kraft tretende weitere 50prozentige Frachtsteigeruno das Obst aus entfernteren Gegenden nicht mehr in die Verbraucherzentren werden geschasst werden können und verfaulen werde. In einem Telegramm an den Reichsver- kehrsmtnister Grüner wurder der Hoffnung Ausdruck verliehen, daß der Reichsverkehrsminister den berechtigten Wünschen jemer Heimat, eines Haupkerzeugungs- und Verbrauchsgebiets für Obst Geltung verschaffen werde; alle Bemühungen, Wucher und Teuerung zu bekämpfen, müssen erfolglos bleiben, solange die Reichseisenbahnen fortfahren, durch eine verfehlte Tarifpolitik den Güteraustausch — Schindern. _
Württemberg
Stuttgart, 29. August. Todesfall. Gestern abend ist der in weiten Kreisen bekannte Vcrlagsbuchhänd- ! er H. Dietz im Alter von 79 Jahren in Stuttgart ge- ftorben. Cr hat vor allem sozialistische Werke und Zeitschriften verlegt und sich auch als Politiker für die Sozialdemokratische Partei eingesetzt. Lange Jahre vertrat er Hamburg im Reichstag, dem er bis zur Revolution angehörte. Mit August Bebel und mit dem jetzigen Reichspräsidenten Ebert war er eng befreundet.
Stuttgart, 29. August. Vorauszetchnungenaus Zwangsanleihe im Monat August. Der Ze«ch- nungskurs von 96 Prozent für Vorauszeichnungen auf die Zwangsanleihe gilt nur noch bis zum 31. August. Da der Zeichnungskurs für die Vorauszeichnungen in den folgenden Monaten steigt und zwar bis zu einem Kurs von 104 Pro- zent für Zeichnungen im Februar 1923, so erwächst den Zeichnungspflrchtigen aus der Ausnutzung des August-Zeich- nungskurses ein erheblicher Vorteil. Die Zeichnung kann bei
den bereits bekannt gegebenen Annahmestellen vorgenommen werden. Sie geschieht dadurch, daß der Zeichner einen Zeichnungsschein, der bei der Annahmestelle erhältlich ist, ausfüllt und ihn unter gleichzeitiger Einzahlung des Zeichnungspreises der Annahmestelle übergibt. Zeichnungen ohne gleich- zeitige Einzahlung des Zeichnungspreises gibt es nicht. Wer zuviel vorauszeichnet, läuft keine Gefahr, sein Geld zu ver- lieren, da ein zu viel gezahlter Betrag mit 5 Prozent Zinsen zurückerstattet wird.
Heilbronn, 29. Aug. Auf dem K o p s d e s K i l i ans- turm-Mändle. „Nichts ist mehr sicher", — nicht einmal mehr der Kopf des in 56 Meter Höhe in die Lust ragenden Kiliansturm-Mändle. Hatte er erst jüngst einer Kopfstandkünstler zu Besuch, so verflieg sich gestern abend laut Neckarzeitung, um 6 Uhr ein verwegener Dachdecker auf sein Haupt und machte darauf allerhand Akrobatenkunststücke mit Händen, und Füßen. Diese immerhin absonderlichen und todgefährlichen Hebungen hatten in der Abendstunden eine riesige Menschenmenge auf dein Marktplatz und in der Kaiserstraßs angesammett, die, als der Verwegene wegen Feststellung seiner Personalien vorgsführi werden sollte, Partei für den schwindelfreien Dachdecker nahm. Er wurde schließlich wegen Widerstand, Ruhestörung und Beleidigung festgenommen. Die beharrliche Menge mußte durch Polizei auseinändergebracht bezw. zum Weitergehen veranlaßt werden. — Wie wir'hören, handelt es sich um den Dachdecker Martin Hörr aus Erstem im Elsaß.
tzengen, OA. Urach, 29. August. Vermißt. Der 43 Jahre alte griftesschache, ledige Korbmacher Oaoid Heß wird seit 1. August vermißt. Das Schuitheißmamt fcchndei ngch ihm,
Ehingen, 29. August. V a l u t a s r e m d e. Eine billige Postautofahrt von Ebingen nach Sigmaringen und zurüc! mit Extrawagen hat ein Ausländer am letzten Samstag gemacht, sozusagen umsonst. Er ließ 10 Schilling, früher gleich 10 Mark, wechseln, bezahlte davon die Extrapostautofahrt, den ganz großen Postomnibus von Ebingen nach Sigmaringen und zurück und bekam dann noch 2230 Mark zurück, trotzdem der Poftamtsvorftand bei der Berechnung einigemale nach oben anfrundete. Mit der Bemerkung „allrigth" steckte der Ausländer das Geld schmunzelnd ein Ausgeplündertes armes Deutschland, wo der Ausländer alles geschenkt bekommt
Friedrichshofen, 29. August. Der 70 000 Raummeter-Zeppelin für Amerika. Auf der Zeppeliu- werft in Friedrichshofen wird zurzeit, wie bereits bekannt ist, ein 70 000 Raummeter-Luftschiff erbaut. Die Reichsregierung hat trotz der Baubeschränkungsbest-mmungen der Entente, durch die der deutsche Luftverkehr und die deutsche Luftindustrie fast völlig lahmgslsgt werden, zu dem Bau die Erlaubnis gegeben, da das Luftschiff für die Vereinigten Staaten für die von Zeppelinen tm Weltkriege zerstörten Werte bestimmt ist, die Deutschland auf Grund der Note der Ob. Rates vom 28. 2. 21 wieder aut zu machen hat.
Hechlngen, 29. August. Schützenfest. An dem zweitägigen 17. Schwarzwaldgau-BerbanLschießen in Hechingen nahmen einige hundert Schützen teil. Das prächtig am Martinsberg gelegene Haus der Hechinger Schützengilde und die anliegenden Höhen sahen ein volksfestartiges Treiben. Ein reicher Gabentempel und ein versilberter Schützentaler, besonders auch ein kostbarer in echtem Silber getriebener Prunkpokal des Fürsten von Hohenzollern erregten Bewunderung. Der Pokal fiel an Ernst Lutz-Pfullingen. Die ersten Preise erzielten auf der Gaufestscheibe Eduard Wahl-Oberndorf, auf der Standmeisterscheibe Riester jun.-Iungingen bei Hechin- gen, auf der Feldmeisterfcheibe Karl Schickler-Stuttgart. Bei oem überaus stark besuchten Bankett in den Räumen des Museums hielten Oberschützenmeister Julius Löwenthal, Bürgermeister Häußler, Gauschützenmeister Sontheimer-Tübin- gen, Landesschützenmeister Hengerer-Stuttgart, Rechtsanwalt und Notar Sauer, sowie Oberamtmann Schaaff vaterländt- che Ansprachen. Stadt und Schützenhaus waren reichlich be- laggt. Am Haupttage war Regierungspräsident Dr. Belser zum Fest erschienen. Das nächste Schwarzwaldgau-Verbands- schießen findet 1923 in Tübingen statt.
Bonndorf, 28. August. Wie in verschiedenen andern Gegenden Badens, grassiert auch im Bezirk Bonndorf eine unwürdige Vergnügungssucht. Seit Wochen und Monaten jagt eine Festlichkeit die andere. Um zur Teilnahme an all diesen Festivitäten das nötige Kleingeld zu gewinnen, kam ein 21jähriger Bauernsohn von hier aus den Gedanken, bei seiner Tante drei Goldstücks zu entwenden, welche diese als Andenken an ihren verstorbenen Mann aufbewahrte, der vor 30 Jahren in der Schweiz gearbeitet, und der das Goldgeld von dorther mitgebracht hatte. Zwei der Goldstücke waren von dem jungen Mann bereits gegen Papiergeld eingewechselt worden. Beim Versuch, auch das letzte zu holen, wurde er ertappt und verhaftet. Es handelt sich um den Sohn acht barer Leute.
Allerlei
Das Ieikungssterben. Der soeben erschienene 13. Nachtrag der offiziellen Zeitungsliste des Deutschen Reiches verzeichnet wiederum 144 Zeitungen und Zeitschriften, di« im letzten Monat ihr Erscheinen eingestellt haben.
Untergang eines französischen Panzerschiffs. Auf der Rückkehr von einer Nachtübung geriet der Panzerkreuzer „France", als er in dem Busen von Quiborne (Atlantischei Ozean) eintras, auf Untiefen und wurde gegen eine Felswank geschleudert. Das Schiff sank, weil es infolge der Beschädigungen, die es erlitten hatte,' nicht mehr manöverierev konnte. Bis jetzt sind keine Verluste an Menschenleben zu beklagen. Anderen Nachrichten zufolge sind aber drei Matroser verschwunden. Der Kreuzer „France" war 180 Meter lang: er hatte 23 500 Tonnen, 12 Kanonen von 30 und 22 Kanoner von 14 Zentimeter Kaliber. Seine Geschwindigkeit betrug 21 Knoten. Im Augenblick des Unfalls befanden sich 901 Mann an Bord. Im Kriegsfälle hatte der Kreuzer 108k Mann. Die „France" begleitete im Frühjahr 1914 Poincar« auf seiner Reise an den russischen Zarenhof.
Der Baumfrevel und das Strafrecht. Das deutsche Rech kennt ein Sonderdelikt des „Baumfrevels" nicht. Wie osi kommt es leider vor, daß rohe Burschen junge Bäumchen an der Landstraße abschneiden oder Bäume sonst beschädigen
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