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Nr. 140
Montag den IS. Juni 1922
Der schwärzeste Tag der deutschen Geschichte
Am 28. Juni werden drei Jahre verflossen sein, seit jener unheilvollen Stunde (es war nachmittags 3 Uhr), als unsre beiden Vertreter, die Reichsminister Hermann Müller und Dr. Bell, in der denkwürdigen Spiegelgalerie des Schlosses von Versailles schweigend ihre Unterschriften unter das unglückliche Schriftstück setzten oder, sagen wir besser, setzen mußten. Vor ihren Unterschriften standen 67 Namen der 27 „alliierten und assoziierten Mächte". Die 28. — Rußland — fehlte. Immerhin ein unvergänglicher Ruhm für unser Volk, die Tatsache, die in dem Schandver- trag verewigt ist, daß 28 Mächte der Welt zusammenstehen mußten, um uns nach vier- und mehrjährigem Ringen endlich niederzuwerfen.
Clemenceau leitete jenen Schlußakt der entsetzlichsten Tragödie, die je über ein Volk hereingebrochen war, mit der kurzen aber grausamen Ansprache ein:
„Die Unterschriften sollen vollzogen werden. Sie bedeuten die unwiderrufliche Verpflichtung, alle fest gelegten Bedingungen in ihrem ganzen Umfang zu erfüllen und treu und redlich auszuführen. Ich habe demgemäß die Ehre, die deutschen Herren Bevollmächtigte aufzufordern, den vor mir liegenden Vertrag mit ihren Unterschriften versehen zu wollen." Und sie — und wir haben seither Wort gehalten. S i e, die sogenannten „Sieger", an ihrer Spitze Frankreich als ihr Gerichtsvollzieher, haben mit teuflischer Freude bei jedem irgendwie gegebenen Anlaß, uns Len entsetzlichen „Schein" vor die Augen gehalten, wo es nur auch war, in Paris oder London, in Spaa oder Boulogne und haben dessen restlose Erfüllung gefordert. Wir fanden nirgends Nachsicht, niemals Entgegenkommen. Cs blieb bei der unerbittlichen Erklärung, die Clemenceau 6 Tage vor der Unterzeichnung, am 22. Juni 1919 abgegeben hatt:
„Die alliierten und assoziierten Mächte halten sich zu der Erklärung verpflichtet, daß die Zeit der Erörterung vorbei ist. Sie können keinerlei Abänderung oder Vorbehalt annehmen oder anerkennen."
Ja, welchen Vorbehalt? Gemeint war^nämlich unser damaliges letztes Angebot vom 22. Juni 19M, das lautete:
„Die Regierung der deutschen Republik ist bereit, der Friedensvertrag zu unterzeichnen, ohne jedoch da- mit anzuerkennen, daß das deutsche Voll der Urheber des Kriegs sei."
Aber gerade das sollte unter allen. Umständen steher bleiben. Das ist es auch, was Frankreich heute nach dre Jahren nie und nimmer zulassen will. Sie wissen recht gut Laß mit dem Artikel 231, der die AlleinschulÄ Deutschland- behauptet, der ganze Vertrag steht und fällt. Hat doch der gegenwärtige Ministerpräsident Frankreichs, Po in ca re am 27. Dez. 1920 im „Temps" ausdrücklich geschrieben:
„Was in den Augen der ganzen Menschheit die französische Forderung rechtfertigt, das ist nicht der Ausgang der Feindseligkeiten, sondern allein der Ausgangspunkt des Kriegs. . . Wenn tatsächlich nicht die Mittelmächte es sind, die den Krieg hervorgerufen haben, warum sollten sie dazu verurteilt sein, dessen Schulden zubezahlen? Eine geteilte Verantwortlichkeit, schließt sie nicht immer auf Fug und Recht die Teilung der Kosten in sich? Man teile also die kosten, wenn Deutschland Entschuldigungen hat."
Und deren hat Deutschland mehr als genügend. Die deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch (Kautshy-Akten), das Weißbuch des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses, das österreichische Rotbuch, die Veröffentlichungen eines uürpitz, Bethmann-Hollweg, v. Jagordg Helfserich, v Bülow, Hamann — und wenn diese Deutschen nicht gelten sollen, dann greise man zu den direkten und indirekten Zeugnissen von Männern, die dem f e i n d l i ch e n Ausland an- gehören, zu Lord Fisher. Viscount Haldane, Jswolsky, Paleologue, Caillaux, nicht zu vergessen die Belgier Beyens und Guillaume, namentlich aber zu dem unerschrockenen englischen Wahrheitszeugen E. D. Morel und der hinter ihm stehenden „Union der demokratischen Kontrolle."
Obenan aber steht ein Mann, der neben Wilson und Clemenceau die größte Verantwortung am Vertrag von Versailles trägt. Wir nennen keinen geringeren als Lloyd George. Er sagte am 23. Dez. 1920:
„Je mehr man Aufzeichnungen und Bücher liest, die in den verschiedenen Ländern über die Ereignisse vor dem 1. August 1914 geschrieben wurden, desto mehr sieht man ein, daß niemand an führender Stelle zu
lener Zeit geradezu den Krieg wollte. Es war etwas, in das sie glitten, oder eher wankten und stolperten vielleicht aus Dummheit und eine Aussprache hätte es. zweifellos verhindert."
Ist dem so, warum wird dann Deutschland kein mildernder Umstand zugebilligt? Fahrlässigkeit ist kein Verbrechen. Aber der Friedensvertrag stempelt uns zu Verbrechern schlimmster Sorte. Das Ultimatum vom 16. Juni 1919, das unsere Unterschrift über das Versailler Diktat forderte, enthält die furchtbare Anklage gegen uns:
„Der Ausbruch des Kriegs ist nicht auf einen plötzlichen Entschluß, der in einer schweren Krisis gefaßt ist, zurückzuführen. Er war das logische Ergebnis einer Politik, die seit Jahrzehnten von Deutschland unter dem Einfluß des preußischen Systems vertilgt wurde."
Jahrzehnte! Welch himmelschreiendes Unrecht! Genau das Gegenteil ist wahr. Soeben sind die ersten sechs Bände der diplomatischen Akten des Auswärtigen Amts der Oeffentlichkeit übergeben worden. Das gesamte Material über die deutsche Politik vor dem Weltkrieg soll offen vor aller Welt ausgebreitet werden, nichts zurückgehalten, nichts verschwiegen werden. Die neuen Veröffentlichungen enthüllen eine große unumstößliche Wahr- heit: die zielbewußte Friedenspolitik des ^ersten Kanzlers. Und seine Nachfolger haben es nicht anders gewollt und nicht anders gehalten.
Jetzt heißt es auch für die andern Völker, für England und Frankreich: Heraus auch mit Euren Karten! Und nun sollen unparteiische Richter ihren Spruch fällen. Wir Deutsche brauchen uns nicht davor zu fürchten. Aber dann fordern wir auch eine Nachprüfung des Schimpfvertrags von.Versailles. Der 28: Juni 1919 muß wieder gut gemacht werden.
Es muß wieder tagen. „Die unwürdige Rolle", sagte einmal Moltke, „die man uns spielen läßt, kann ja nicht von langer Dauer sein. Ein schimpflicher Friede hat noch niemals Bestand gehabt."
Vss. tt.
Ein deutsches Olympia
Neun Jahre sind verflossen, seit Wilhelm II. in Gegenwart zahlreicher Fürstlichkeiten und Männer des öffentlichen 'Lebens das deutsche Stadion, von Otto Marchs Meisterhand gebaut, im Grunewald bei Berlin feierlich geweiht hat. In diesen Tagen rüstet sich das Stadion wieder zu einer Feier, zur Eröffnung der ersten Deutschen Kampfspiele. Freilich in einem wesentlichen Punkt ist eine einschränkende Aenderung vorgenommen worden. Die Veranstaltung internationaler Olympisches Spiele, wie sie für 1916 dem damaligen deutschen Reichsauschüß für Olympische Spiele übertragen war, kommt nach dem Weltkrieg für uns nicht mehr in Frage. An ihre Stelle sind unter Leitung des Reichsausschusses für Leibesübungen die Deutschen Kampfspiele getreten; und damit ist der alte Gedanke, der vor langen Jahren bereits von so verdienten Männern wie Rolfs- München, F. A. Schmidt- Bonn, Witte-Braunschweig und dem Freiherrn von Schenkendorff - Görlitz befürwortet wurde, endlich in die Tat umgesetzt. Am 10. Februar 1916 gab der Wettkampf-Ausschuß des Deutschen Reichsausschusses den Gedanken eines internationalen Olympia für Deutschland endgültig auf und nahm Grundsätze für rein deutsche Kampf- fpiele an, deren wichtigste Punkte folgendermaßen lauteten: Die Deutschen Kampfspiele*sollen durch ihre Wiederkehr in jedem vierten Jahr eine ständige Einrichtung werden. Bei ihnen sollen sich alle deutschen Leibesübungen treibenden Verbände zu einer machtvollen einheitlichen Kundgebung vereinen. Die Spiele sollen sein das „Deutsche Volksfest der Zukunft" als Ausdruck einer Volkseinheit der leiblichen Kraft und Gewandtheit der Jugend und ihres stolzen und hochgemuten Sinns. Deutsche Sitte, deutsches Fühlen, deutsches Lied, deutsche Kunst, all dies soll bei diesen Festen vollendeten Ausdruck finden.
Ein eigenartiger Zufall hat es gewollt, daß einige Tage vor dem Beginn der Kampfspiele das Pariser Olympische Komitee eine Meldung verbreiten ließ, nach der in Zukunft die Beteiligung an den Olympischen Spielen allen Nationen freistehen solle. Aber die Abhaltung internationaler Spiele ist bei uns trotz der Pariser Friedensnachricht so gut wie unmöglich, ebenso die Beteiligung an den Olympiaden im Ausland. Wenigstens für die deutschen Kriegsteilnehmer ist der internationale olympische Gedanke tot. „Zwischen den früheren Olympischen Spielen und uns", so sagt Karl Diem einmal, „stehen die Schatten unserer gefallenen Kameraden." Ein internationaler sportlicher Verkehr, von Verein zu Verein, oder von Verband zu Verband mag im Lauf der Zeit sich noch mehr als bisher entwickelt und auch erwünscht sein, — zu freundschaftlichen Berührungen, wie es gemeinsame Olympische Feste sind, haben wohl wir und auch jene, die unsere Gegner waren und zum Teil noch sind, keinen Anlaß.
SS. Jahrgang
Am so klarer zeigt sich die Berechtigung zur Feier eines Deutschen Olympia.
Der deutschen Jugend, die bereit ist, auf ihre Schultern die deutsche Zukunft zu nehmen, über der so viele graue Schatten liegen, wird an diesen Tagen die Hand gereicht von zahlreichen Ausländsdeutschen. Ein wirkliches deutsches Na- tionalfest, das können die Kampfspiele allerdings erst werden, wenn Parteihader und Parteizwist in Deutschland verstummt sind. _^
Kleine politische Nachrichten.
Das Bsmelmann-Abkommen angenommen
Paris, 18. Juni. Die Entschädigungskommission hat das im Februar d. I. von dem belgischen Mitglied der Kommission, Bemclmann, in Berlin abgeschlossene Abkommen über Sachlieferungen, das an die Stelle des Wiesbadener Abkommens vom 6. Oktober 1921 (Loucheur- Rathenau) tritt, angenommen. Die französischen Entschädigungsberechtigten und Fabrikanten können danach unmittelbar ihre Bestellungen bei deutschen Lieferern aufgeben; die Waren werden nach einem bestimmten Kostensatz von der Entschüdigungsschuld des Reichs abgeschrieben and das Reich hat zu sehen, wie es die deutschen Lieferer bezahlt. Im Jahr 1922 hat Frankreich nach dem Abkommen des Zahlungsaufschubs das Recht, Waren und Rohstoffe (Holz usw.) im Wert von 950 Millionen Goldmark abzufordcrn, wovon bis jetzt etwa für 60 Millionen bezogen sind.
Das Hilfsfest für Verdun
London, 18. Juni. Am Freitag begann das sogenannte „Hilfsfest für Verdun", das mit Basaren und Festessen die Mittel zum Wiederaufbau der französischen Stadt Verdun (wofür die Franzosen scheir.ls trotz der deutschen Goldmil- liarden und Sockilierernnaen die Mittel nicht aufbringen rönnen. D. Schr.) beschaffen soll. Das Fest ist von ven Franzosenfreunden, wie es heißt, nicht ohne Anregung aus Paris, veranlaßt worden und dürfte in erster Linie den Zweck haben, für den Abschluß des englisch-französischen Bündnisses Stimmung zu machen. Lloyd George, der verhindert war, am ersten Festessen teilzunehmen, entschuldigte sich brieflich und forderte die Essenden auf, alles zu tun, damit Verdun wiedcrhergestellt werde. „Alle vernünftigen Geister" Frankreichs und Englands'seien heute mit festeren Banden verbunden als je, und es sei eine „unverzeihliche Lüge", wenn jemand von Mißverständnissen zwischen den beiden Ländern spreche. (Lloyd George selbst hat schon von viel mehr als von „Mißverständnissen" gesprochen. D. Schr.) Der französische Marschall Petain, einer der Verteidiger Verduns, sagte in einer Rede, Frankreich sei weder kriegerisch noch herrschsüchtig, aber es'müsse vor Deutschland aus der Hut sein, da der Feind nicht abgerüstet habe. Wenn Frankreich das Lied „Deutschland über alles" auf der andern Seite des Rheins höre, so verstehe es diese'„Drohung".
Erst der Osten» dann das Bündnis
London, 18i Juni. Der britische Botschafter in Paris machte, wie die „Times" meldet, den Ministerpräsidenten Poincare vor seiner Abreise nach London darauf aufmerksam, das (von Frankreich angestrebte) englisch-französische Bündnis werde von der britischen Regierung nicht ohne weiteres als das Mittel betrachtet, das die zwischen den beiden Ländern bestehenden Schwierigkeiten beseitigen solle. Vielmehr müßten erst die Gegensätzlichkeiten in Kleinasien und bezüglich des Hafens von Tanger geregelt werden, dann könne man die unterbrochenen Verhandlungen über das Bündnis wieder aufnehmen.
Keine Erhöhung der Umsatzsteuer.
Berlin, 18. Juni. Dem Hauptverband des deutschen Großhandels wurde auf Anfrage aus dem Reichsfinanzministerium mitgeteilt, daß eine weitere Erhöhüng der Umsatzsteuer, da st« wirtschaftlich unmöglich wäre, nicht beabsichtigt sei.
Die Gekreideumlage
Berlin, 18. Juni. Der Reichsrat hat die Gesetzesvorlage über die Umlegung von 21L Millionen Tonnen Getreide auf die Landwirtschaftsbetriebe mit 49 gegen IS Stimmen angenommen. Der Umlagepreis ist noch festzusetzen.
Forderung der deutschen Zeitungsverleger
Hamburg, 18. Juni. Die Hauptversammlung des hier tagenden Vereins deutscher Zeitungsverleger sprach die Erwartung aus, daß die von der Reichsregierung vorgeschlagenen Hilfsmaßnahmen für das notleidende Zeitungsgewerbo noch vor dem Auseinandergehen des Reichstags Gesetzeskraft erhalten, da sonst jede Maßnahme zu spät kommen würde. Zum Ort für die nächstjährige Tagung wurde Breslau gewählt.
Ein französischer Natioaalheld gestorben.
t Paris, 17. Juni. Die französischen Blätter bringen die Todesnachricht oe« tapferen Mann-S, der im November 1914, in dem Augenblick, als die deutsche Armee die Schelde