KV Jahre Deutscher

Landwirtschaftsrat

Am 8. April 1873 fand in Berlin die Gründungs-Ver­sammlung des Deutschen Landwirtschaftsrats statt. Gestern am 30. Mai hatte in München der Präsident des Deutschen Landwirtschaftsrats, Staatsminister Dr. Freiherr v. S ch or- lern er die 50. Vollversammlung eröffnet und der lang­jährige Hauptgeschäftsführer, Professor Dr. Dade die Fest­rede über50 Jahre deutscher Agrarpolitik" gehalten. Es ist eine gewaltige wirtschaftspolitische Arbeitsleistung, auf die heute die ZenEalvertretung des landwirtschaftlichen Veruss- stcnds zurückblicken darf. Der Deutsche Landmirtjchcütsrat hat es stich zum Zweck gesetzt, die landwirtschaftlichen -Äurc- rchsen in, Gesamtumfang des Deutsch:n Reichs wahrzu- ishmen und überall, wo sie durch die R:st>-rcst'Sp.>bung oder

' h Anregungen und Maßregstn der ;c-.waltung s ;c,ordert werden können oder geschädigt zu werden Gefahr' - aufen,-nir-st nur die etwa von ihm geforderten^ Gutachten rbzugsben, sondern au-y unaufgefordert und beizeiten an die Reichsregierung Vorstellungen zu richten oder sich mit An­lagen an den Reichstag zu wenden.

Die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung war schon wr der Reichsgründung erkannt worden und führte damals eine Zusammenschlußbewegung des landwirtschaftlichen kereinswesens herbei. Aus den Vertretern der landwirt­schaftlichen Zentral- und Hauptvereine ist der Deutsche landwirtschaftsrat hervorgegangen. Das landwirtschaftliche Lereinswesen hatte in den Jahrzehnten des großen Auf­stiegs landwirtschaftlicher Technik um die Mitte des 19. Jahrhunderts für die Förderung des landwirtschaftlicher Lsrufsstandes, für die Verbreitung und Anwendung neuge­wonnener Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und der Technik Hervorragendes geleistet. Nur umsomehr vermißte man damals den nachhaltigen Einfluß auf die wirtschafts­politische Gesetzgebung. Diese selbst ist eine Folge des politi­schen und wirtschaftlichen Zusammenschlusses, für den seit 1833 der Zollverein die Anfänge des einheitlichen Wirtschaftsge­biets geschaffen hat. Der Norddeutsche Bund hat sich von vornherein Befugnisse der zentralen Regelung wichtiger Wirt- schafisfragen zugesprochen, und auf diese neugeschaffenen po­litischen Verhältnisse müßten sich die Wirtschaftsstände ein- stellen. Auf der 1. Vertretertagung sämtlicher landwirtsch ift- licher Zentralvereine des Norddeutschen Bunds wurde der Beschluß gefaßt, einen Ausschuß unter dem NamenLand- wirtschaftsrat" für den Norddeutschen Bund zu schassen. Die Beteiligung der damals noch nicht zum Bund gehörenden norddeutschen Zollvereinsstaaten wurde in Aussicht genom­men. Die wiedergewonnene Reichseinheit veränderte das Bild insofern, als nunmehr nn die Gründung eines gesamt­deutschen Landwirtschaftsrats gedacht werden könnte; die­ser wurde 1872 ins Leben gerufen. !

Eins gesetzlich begründete Gesamtvertretung des landwirt­schaftlichen Berufsstands war der Deutsche Landwirtschaftsrat allerdings nicht und ist er auch bis heute noch nicht gewor­den, wenn er auch von der Regierung anerkannt ist. Er be­ruht auf f r e i w il l i g e m Zusammenschluß. Er besteht aus den Abgeordneten der in den L ä n d e rn errichteten landwiE- schaftlichen Vertretungen, welche durch Gesetz oder Verord­nung als berufene Vertretungen von Landesregierungen an­erkannt sind. Es bestehen heute in Deutschland 35 Land- wirtschaftskammern. Soweit einzelne Länder wie Preußen und Bayern noch besondere Landeszentraloertretungen ge- scyasfen haben, besitzen diese, also die heutige Preußisch« Hauptlandwirtschaftskammer''und die Bayerische Landes- bauernkammer, öffentlich-rechtlichen Charakter. Die land­wirtschaftlichen Zentral- und Hauptoereine sind meist in die Landwirtschaftskammern aufgegangen, während ihre Unter­organisationen heute etwa noch in der Zahl von 6000 den , Unterbau der Berufsvertretungen bilden. Im Jahr 1920 Hai - der Deutsche Landwirtschaftsrat dis Forderung ausgestellt, alsbald in eine auf gesetzlicher Grundlage beruhende Reichs- ^ landwirtschaftskammer als Spitzenoertretung der j einzelnen Landwirtschaftskammern umgewandelt zu werden, Auf der Vollversammlung 1921 ist noch einmal eingehend über diese Frage verhandelt und ein« Kommission mit der - Fühlungnahme mit den zuständigen Roich-stehörden beauf­tragt worden. Der Entwurf des Rsick^cnährungsministe- riums zu einer vorläufigen ReichslanLrstchastskammer . 'fegt bereits vor, und es steht zu bosfen, daß ans einem mög­lichst einfachen und raschen Wegs das Ziel erreicht wird, der deutschen Landwirtschaft endlich die erwünschte gesetzliche , Gesamtoertretnng zu geben. Das steht umsomehr zu erwar- ! ten, nachdem der Deutsche Landwirtschaftsrat in 50fähriger erfolgreicher Tätigkeit bewiesen hat, daß es wirklich keiner umstürzenden Reformen, sondern nur des Weiterbaus aus der gesunden Grundlage bedarf.

Der Deutsche Landwirtschaftsrat hat im ersten halben Jahrhundert seines Bestehens Großes für die deutsche Land­wirtschaft geleistet. Namentlich seit 1901 Gras Schwerin- Löwitz zum Präsidenten gewählt worden war, stieg die Bedeutung seiner Tagungen für die Behandlung der großen Landwirtschaftssragen; während sich zugleich seine ständige Arbeit auf den verschiedensten landwirtschaftlichen Gebieten, erinnert sei nur an die Verfolgung des landwirtschaftlichen Marktwejens, durch die Rührigkeit seines Hauptgeschäfts- führers Professor Dade immer fruchtbarer gestaltete. Die Tätigkeit des Deutschen Landwirtschaftsrats stand in dieser ^ ersten Zeit ganz vorwiegend unter dem Zeichen des deutschen Aufstiegs, zu. dem er an seinem Teil verdienstvoll mitgewirki hat. Seine fünfzigste Versammlung fällt mitten in die Zeil des deutschen Niederbruchs: seine jetzige und künftige Tätig- ^ keit steht im Zeichen deutschen Wiederaufbaus, an dem f die deutsche Landwirtschaft noch mehr als früher aus eigene, Kraft mitzuwirken berufen ist. Wie für die deutsche Land­wirtschaft überhaupt so auch für den Deutschen Lcmdwirt- schaftsrab^vird dieser neue Arbeitsabschnitt von noch-Hrößs- rer Bedeutung sein. An dem Gelingen ihrer Arbeit hängt die Zukunft des deutschen Volts.

Aus Stadt und Bezirk.

Naaold, den 1. Juni 1922.

* Gemeinderat. Die 3 großen taufenden Brunnen in der Siadt sollen wie in Vorjahren mit einem Gesamtaufwand von ca 500 wieder geschmückl werden. Die städt. Ein- ! woym-iswaft soll angewiesen werden, die Straßen mehr als

bisher fteizuhalten und das wochenlange Belagern derselben mit Holz und Reisig zu unterlassen. Bei der',anhaltend trok- kenen Witterung sollen 3 mal wöchentlich die Straßen ge- sprenzr werden, sofern Pferde zum Gespann zu erhalten sind.

Die Restbestände an ulten Gußeiben werden an Schloffer- mstr. Gauß als Meistbietender zu 3,50p. Kilo abgegeben. D>e Akkordanten der städt. Stetnbrüche Mittlerbergle und Ztegel- berg ersuchen um Erhöhung der seitherigen Sätze nach. Die Zettoerhältniffs rechtfertigen den beantragten Zuschlag von 30°/o und werden diese genehmigt. Wilhelm Weinstein, Friseur und die Mithaus be.vrhner deS Sperdel'scheir Anwe jenS beantragen pachtweise lieberlassung deS nachbarschaftli­chen, städt. Grundstücks. Dis Be: Pachtung wird nach Fest­setzung der Grenzen genehmigt. Der Vorsitzende teilt mit, daß mit einer nicht unwesentlicher Erhöhung deS Mrlchprei- seS ab 16, Juni zu rechnen sti. Zur Feiobereinigung be­nötigt Herr OberamtSgeometer Klein zu Pfosten etn Quan­tum Stangen und ersucht die Siadt um vorzugsweise Belie­ferung, war ,«gesagt wird. An Hand von Plänen erläutert H. Geometer Klein das Projekt der Fsldbereinigung im Kernen, aus dem hervorgeht,daß die bisherige mühseiigeBeas Heilung resp. Begehung der meisten dort gelegenen Grundstücks verbessert resp, beseitigt würde. Da« Min d?S Innern, Abt. Straßen- und Wasserbau leh-tt in einem längeren Schreiben die Er­höhung der seitherigen Zuschüsse zum Unterhalt der Körper schastsstraßen mangels Mitteln ab.. Johs. Beutler, Schreiner sucht um Zuschuß seiner Einbaukosten nach. Da eS sich nur um Verbesserung seiner Wohnung nicht aber um Schaffung weiterer Wohnräume handelt, muß das Gesuch der Konsequenzen halber abgelehnt werden Der Latrinenertrag wird p. Faß an jedermann zu 10 abgegeben. Die Bau- holzabgabe an Bauwerkmeister Kaupp wird entsprechend den Weisungen der Wohnungsabt. genehmigt. Die WohnungS- abt. (Min. des Jnnei n) teilt mit, daß Heuer keine 50 Piozent der Baulustigen berücksichtigt werden können. Es wird in den einzelnen Bezirken festgestellt werden, wer als dringendst in Betracht kommt. Eine Zuschrift derselben Abt. in Sachen der Baudarlehen Theurer u. Raas wird zur Kenntnis genommen.

Das Minist. deS Innern kündigt in längerem Rundschrei­ben die Erhöhung der WohnungSabgade auf 4°/o für Staat, 1*/-°/° sür dis Gemeinde an. Von demselben wird angeregt, einen Verband zu gründen, dessen Trägerin die Amtskörper- -chaft sein würde. Der Gemeinderat nimmt hievon Kennt­nis und wäre eo. bereit, dem Verband unter der Bedingung beizutreten, daß die hier anfällige Wohnungsabgabe hier ver­bleibt. Gerbermeister Kemps wäre bereit, eine Wohnung der Stadt zur Verfügung zu stellen, fall« die notwendigen Reparaturen auf städt. Rechnung übernommen werden. Der Gemeinderat stimmt zu. Anschließend Schulsachen und nichtöffentl, Sitzung. Die Firma Theurer teilt mit, daß sie nunmehr an die Ausführung der Erweiterung ihrer Gleis­anlage und ihres Werkes gehen wolle Hiebet wirb der Feld­weg 11 in Richtung Stsinberg mehrfach mit den Gleisen überschritten und kann deshalb künftig als Verkehrsmittel nicht mehr in Frage kommen. Im Prinzip hat früher schon der Gemeinderat der Aufhebung und der Umleitung des Verkehrs auf Feldweg 142, entlang der Al enstetger Bahn zugestimmt, wenn dieser Weg am Austritt aus dem Eisenbahndurchlaß und vor der Einmündung in die Haiterbacherstraße erbreitert wird. Sofern etwa berechtigte Einwendungen gegen die Auf­hebung zu erheben sind, wären sie in nächster Zeit auf dem Rat­haus anzubringen. Weiterhin sollen überfahrtsberechtigte Wie- senbesttzsr vom oberen Jselshäuser-Tal ihre Fahrt künftig nicht mehr über den Weg durch das Werk nehmen, sondern auf einem neu zu erstellenden, mit Vorlage versehenen 4 m breiten Weg mit 5°/o Steigung quer zur Haiterbacherstraße. Diese Ver­änderung hat im Einvernehmen der Beteiligten zu geschehen.

Fahrplanänderung. Auf der Strecke Nagold Al­tenstet g fällt künftig, wie uns heute mitgeteilt wird, die Personenbeförderung mit Zug 57 Nagold ab 7.0l abends, Alten steig an 8.10, weg.

Ältensteig. TodeSfall. An Blutvergiftung starb im 17. Lebensjahr infolge eines Spreißel« an.einem Finger, der "n der Möbelfabrik I. Walz beschäftigte Schreinergeselle Otto Schwarz, Sohn der Maria Schwarz Wwe. hier.

Wtldberg, 31, Mat. Durch das eifrige Bemühen deS Vorstands des Schwarzwaldvereins, Herrn Professor Elwert, sind in der Umgebung der Stadt an schönen Aussichtspunk­ten oder lauschigen Eckchen die schadhaften Bänkchen anSge- bessert oder ganz neu erstellt worden. Sie seien der Obhut der ganzen Einwohnerschaft empfohlen und jedermann sollte diese Sitzgelegenheiten vor mutwilliger Zerstörung schützen. Für oen Beitrag, den die Stadt dazu gegeben, sei herzl. gedankt. Für die Badezeit möge sich die badende Jugend doch gesagt sein lassen, daß die Badeplätze auch in Ordnung gehalten u. nicht unnötigerweise vergrößert werden. Es wäre ja be­dauerlich, wenn des entstehenden Schadens wegen die Wiesen­besitzer das Baden an den Wehren verbieten würden. Bei dem derzeitigen hohen Wasierstand mögen des Schwimmens Unkundige es vermeiden, über die Wehre zu gehen. Am letzten Montag wurde ein wagehalsiges Bürschchen fortgeris­sen und in den Strudel hinter der Stellfalle hinunter gezogen. Da sofort ein Schwimmer ihm nachsprang, kam er mit dem Schrecken davon. Also Vorsicht!

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Württemberg.

Nnterjettingen, 30. Mai. Eine für unsere Abgebrannten hier begonnene Hanssammlung, die nahezu abgeschlossen ist, ertrug etwas über 23000 und 10 Ztr. Frucht. Da der Schaden ems halbe Million übersteig;, die Versicherungen höchstens den iünften Teil der Kosten decken, ist freiwillige Hilfe den Betroffenen hoch nöt'.s.

Rottenburg 81. Mai. Unglückrfa», Am Himmelfahr,-fest abends fand der Turbinenwätter der Firma Fouzaet und Fcauz un­weit der Leerschutzsalle hinter dem Schneiderschen Sägwerk hier den 12 Jahre alten Knaben des Bauern Paul Heberle Mich S. mit einer großen, klaffenden Wunde am Hinterkopf in bewußtlosem Zu­stande auf.

Eo. Landeskirchenversammlnug H.

ep Stuttgart. 31. Mat. Die Besprechung über das Wahlgesetz zum Landsskirchentag wurde am Mtttwochvormit- mg fortgesetzt. Von Setten der Kirchenletiung Staatsrat v. Mosthaf, Dr. Müller, Präsident Dr. v. Zeller, wie von einer

Reihe Abgeordneler Dr, v. Schwandner, Betz, Reiff auch Dr. Hahn, wird nachdrücklich darauf hin gewiesen, daß das Ver­hältniswahlsystem mit Notwendigkeit zur Bildung ausgespro­chener kirchlicher Parteien und zu eigentlichem Parteitretben führen würde, daß die Bevölkerung vollends bei der kirchlichen Wahl die unmittelbare Bezirkswahl, deutlich bevorzugt, daß die Zusammenlegung von Bezirken unerwünscht und die Verhältniswahl auch technisch viel umständlicher sei. Je größer der Wahlkreis ist, umso kleiner ist der Kreis derer, die die Wah! eigemlich machen, und umso mehr wird nach Richtungen gewählt. Für Stuttgart, wo mehrere Abgeordnete nebenewan >er zu wählen sind, liegen die Dinge ande-s; hier empfehle sich die beschränkte Stimm- gebung oder dis Verhältniswahl, v Traub und Reiff wol­len auch für Stuttgart die Beznkswahl, evtl. Te-luna der S.adt in 2 Bezirke. Von anderer Sette, den Abg. Hinderet von Scheurien l, v Holzlager, wird demgegenüber hervor- gehoben, daß bei der Bezirkswahl infolge d?s notwendigen Wechsels zwischen westlichen und geistlichen Abgeordneten kein rechisr Zusammenhang zwischen denn Abgeordneten und seinem Beziik entstehe und daß d e sür die Geschästssähig keir des LandcSknchentags wichtige Wiederkehr führender Persönlichkeiten durch die Verhältniswahl viel eher gesichert sei. De, Antrag von Scheurien I auf Einführung der Ber- bältuiSwahl sür sämtliche Abgeordnete wird mit 60 gegen 15 Trimmen abgelehnt, der Antrag Traub aus Einführung der Äezirksioahl auch sür Stuttgart mtt 39 gegen 30 Stimmen angenommen.

LsttftarH, 30. Mai. A u s st e !lu n g v o n K i r ch- s geraten. Vom 8. Juli bis 10. August wird im hiesigen .Mrdelshos eine Ausstellung für Küchengeräte und Kir­ryenschmuck staitsinden. Viele Einzelfirmen und eine Reihe Verbände, vor allem der Wsrkbund, haben sich bereits an- nemoldet. Es wird alles zu sehen sein, was zur Ausstattung osr Kirchen dient. Der deutsche, insbesondere der schwäbi­sche Kuusisieiß wird dabei zu eindrucksvoller Darstellung kommen.

L-ktliZLe!. 31. Mai. Die Zeitungsnot. Eine Ab­ordnung des Vereins Wärst. Zeitungsverleger wurde gestern rom Staatspräsidenten Dr. Hieber und FinanZministsr Dr. Schall empfangen. Die Abord­nung gab Aufschluß über die Notlage der Zeitungen und lichtete an die Minister bis Bitte, dem vom Verein Deutscher ^eitungsvsrleger ausgearbeiteten Entwurf zur Sichsrstel- ,-,mg des Paxisrbedarfs Förderung zu gewähren und bei steichsrat und Reichsregierung dahin zu wirken, daß ent­sprechend der einstimmigen Entschließung des Reichstags rom 7. April auf Vorlegung geeigneter Eesetzesmaßnahmen eine Tat erfolge. Die Erfüllung der Bitte wurde zugesagt. Auch soll aus den Staatsforsten nach Möglichkeit Papierholz rur Verfügung gestellt werden.

Das Reichskabinett soll sich nach einer Berliner Meldung gestern mit der Zeitungsangelegenheit besaßt haben.

Stuttgart, 31. Mai. Nach dem Streik. Durch Ver­handlungen zwischen dem Metallarbeiteroerband und den Metallinbustriellen wurden am Dienstag die Streitpunkte bei den meisten Betrieben der Metallindustrie beigelegt und die Arbeit am Mittwoch wieder ausgenommen. Im Indu­striegebiet Groh-Stuttgart besteht nur noch bei fünf Firmen, darunter Daimler, Norm« und Fein Uneinigkeit, über die jedoch am Mittwoch weiter verhandelt wurde.

Am letzten Sonntag tagte der Landssvorstand der Sozial­demokratischen Partei für Württemberg und Hohenzollern, um zu politischen, agitatorischen und organisatorischen Fragen Stellung zu nehmen.

Sluttgari, 31. Mai. Sängerbesuch. Der Kölner Liederkranz E. V. von 1855 wird eine Sängerfahrt nach Süddeutschland veranstalten. Als Besuchsstätten wurden Bad Nauheim, Frankfurt, Würzburg, Rothenburg o. T., Nürnberg und Stuttgart festgelegt. In Stuttgart trifft der Kölner Liederkranz am 1. Juli mittags ein. Noch am sei- ben Abend gibt er im großen Saal der Liederhalls ein Stuhlkonzert.

Die Wärme stieg gestern im Stuttgarter Tal auf 26)4 Grad, womit der 15. Sommertag erreicht war.

' Großbottwar. 31. Mai. Traubenblüte. In dem Harzberg-Weinberg des Johannes Kranich wurden die ersten blühenden Trauben angetroffen.

Reckarsulm, 31. Mai. Streikende. In den Fahrzeug­werken Neckarsulm sind im Lauf des gestrigen Tages die Streitpunkte^ ausgeglichen und die Arbeit heute früh^ wieder ausgenommen worden. Zur Frage der Arbeirszeit wurve ver­einbart, daß nach Wiedereinstellung aller Arbeiter die 48- Stundenwoche in Kraft tritt.

Eßlingen. 31, Mai. L a n d e s t u r n f e st. Der 11. Turn- kreis Schwaben hält vom 29.31. Juli hier sein Landes­turnfest. Äm 23. Juli findet ein Jugendtreffen mit turnerischen Wettkämpfen und Wettschwimmen statt.

Hausen a. d. 31. Mai. Brand. In dem großen Wohn- und Wirtschaftsgebäude von Karl Flinsbach an der Straße nach Lausten brach gestern nachmittag, während der Besitzer und seine Angehörigen auf dem Felde waren, Feuer aus, das in kurzer Zeit das ganze Anwesen einäscherte.

Lauphelm. 31. Mai. EingestellteAutolinie. Nach 12jähriger Dauer hat die Kvaftwagenlinie Wiblingen-Ulm ihre Auflösung beslchossen. Das Unternehmen rentierte sich nicht mehr.

Tuttlingen. 31. Mai. Besitzwechsel. Die frühere Wirtschaft zurLinde", Inhaber Dreher und Heinemann, Weinhandlung, wurde um den Preis von 385 000 Mk. an die Kartonnagenfabrik Schäfer u. Münzer verkauft.

Hausen a. A. (Hohenzollern), 31. Mai. Unglaublich. Einem Landwirt, der schon längere Zeit in seinem Stall Un­glück hatte, machten Zigeuner vor, daß eine Hexe in seinem Stall ihr Unwesen treibe. Sie erklärten sich bereit, diese zu vertreiben. Nach und nach entlockten sie dem Landwirt 60 000 Mark. Zum Schluß kam ein Schreiben aus einem Kloster mit der UnterschriftOberpater Zepitäus". in dem weitere 22 000 Mark angesordert wurden, um dl« Hexe ganz aus dem Stall zu beseitigen. Der Bauer borgte auch diese Summe und erzählte auf Befragen des Gläubigers die ganze Geschichte. Dieser rief den Landäger herbei, der sofort zwei Zigeuner verhaftete und nach Sigmaringen einlieferte. Von den 82 000 Mark wurden nur noch 22 000 Mark b:.h:br«cht.