Aus Stadt und Bezirk.
Nagold, den 4. Mai 1922.
* Beerdigung. Wieder ist, im Alter von 74 Jahren, in der Person des Johann Brezing Schmiedmeister, ein Veteran von 1870—71 dahingeschteden und wurde unter zahl reicher Beteiligung zu Grabe getragen. Die Stadtkapelle spielte Trauermärsche; Psalm 90,10 bildete den Grabtexr. Seitens des Militäroereins, der ein treues Ehrenmitglied tu dem Dahingeschtedenen verliert, legte Vorstand Riempp einen Kranz nieder. Beim Versenken des Sarges wurde die Ehrensalve abgegeben. Auch die Schmiede Innung ließ einen Kranz niederlegen.
ep. «Lohnender Nebenerwerb". Aas hinter einer Anzeige von^„lohnendem Nebenerwerb" und dcrgl. stecken kann, zeigt ein ^ vom „Zeitungsverlag", dem Organ des Vereins Deutscher Zeitungsverleger veröffentlichtes warnendes Beispiel. Darnach suchte eine Hamburger Firma in allen Orten Damen und Herren jeden Standes „für angenehme schriftliche Tätigkeit im eigenen Heim, auch nebenberuflich; Verdienst ca. 30 M täglich, Auskunft kostenlos." Ein junges Mädchen schrieb auf diese Anzeige hin an die Firma und bekam zunächst ein vervielfältigtes Schreiben, worin sie zur Zahlung von 12 ttl aufgsfordert wurde. Als sie den Betrag eingesandt hatte, erhielt sie ein Büchlein schmutzigenInhal t s mit der Aufforderung, es weiter zu verbreiten. Dies war also die in Aussicht gestellte „angenehme Tätigkeit", von" der es in dem vervielfältigten Schreiben ferner hieß, daß sie „mtercsfant und vor allem ehrenhaft" sei und reich machen könne. In Flensburg wurde kürzlich ein Verfasser - solcher Anzeigen verhaftet, dessen Schwindeleien sich, soweit gemittelt, auf 40 bis 50 000 beliefen.
Vorsicht bei ausländischen Zahlungsmitteln. Der Siein- orucker Johann Eggen von Viersen, der Kaufmann Ernu Glaser^von Wien und der Kaufmann Otto Wutsch le ! von Wilhelmshaven hatten bei einem Eoldwarenhändler m r Stuttgart Einkäufe im Betrag von rund 100 000 „ll gemach! und die Summe in amerikanischen Dollarnoten bezahlt. Wie sich herausstellte, waren diese Noten 1861/65 ausgegeben, nacy dem Krieg außer Kurs gesetzt, also wertlos. Da anzunehmen ist, daß von diesen oder ähnlichen Noten noch mehr betrügerischerweise in den Verkehr geleitet werden sollen oder schon gebracht worden sind, ist bei Annahme ausländische:.«Zah- lungsmittet größte Vorsicht geboten. Die drei Betrüger sind von der Krimö-olpolizei verhaftet worden.
Gültlingen. Am letzten Sonntag traf die Fahne des Männer esangveretns ein. Aktive und passive Mitglieder versammelten sich zu einer kleinen Feier im Schulhau«. Herr Schultheiß Kern sprach ernste Worte über die Aufgaben eines Gesangvereins. Herr Vorstand Reichart übergab die Fahne dem nevgewählren Fahnenträger, Herr Kaufmann forderte als Di-igent und Mitglied zu eifriger Arbeit im Verein auf. Einige markig gesungene Chöre verschönten die eindrucksvolle Feier.
—nn.
Württemberg.
Dornstetlen, 2. Mat. Gründjuug seiner Bezugs- urrd Absatzgenossenschaft. In einer gestern nachmittag in der Bahnhofwirtschaft abgehaltenen, gut besuchten Vollversammlung des landwirtschaftlichen BezirksoeretnS wurde nach einem ei-ig-hmden Referat von Gutspächter Herrmann Hoherr- mührrngen, an daF sich eine rege Aussprache ankntipfte, einstimmig die Gründung einer Bezugs und Absatzgenoffenschafi beschlossen und die Vorstandschaft und der engere Ausschuß beauftragt, sofort die einleitenden Schritte zu unternehmen. .... r Bai rsbron», 2. Mai. Glücklicher Sturz. Das mit Tranitschotier beladene Lastauto der Firma Gatser in Klosterreichenbach stürzte eine 6 Meter hohe Böschung hinab unkt kipple zweimal um, so daß es auf der Wiese wieder auf die Räder zu stehen kam. Führer und Begleiter, wie das Fahr zeug selbst, nahmen keinen Schaden.
r Hallwangen, OA. Freudenstadt, 2. Mai. Tödlicher Unfall. Das 8jährige Söhnchen des Fritz Hayer wurde in
einer der Reinigung unterworfenen Dohle tot aufgefunden. Eine schwere Steinplatte hatte ihm den Brustkorb eingedrückt. Wie das Kind unter die Steinplatte kam, konnte bis jetzt noch nicht festgrstellt werden.
Lin Landkagsantrag auf Unterstützung der Streikenden
Stuttgart, 2. Mai. Die kommunistische Gruppe des Land- tags-hat an den Landtagspräsidenten den Antrag gerichtet, den Landtag sofort einzuberufen und auf die Tagesordnung ;u setzen: Der Metallarbeiterkampf. In der Begründung dieses Antrags wird gesagt, es sei Aufgabe der Volksvertretung, Norstandsarbeiten für die ausgesperrten und streikenden Metallarbeiter zu veranlassen und den „durch die Brutalität der Metallindustriellen" in schwere Not geratenen Metallarbeitern beizustehen. Gleichzeitig haben die Kommunisten im Landtag*eine Große Anfrage betr. die Untsrstützunck^der üreikenden Metallarbeiter eingebracht.
Weinsberg, 2. Mai. Gestohlenem Ochse. In der Anstalt Lichten st ern wurde nachts ein Ochse im Wert von 35 00st-fll gestohlen; von den Tätern hat man keine Spur,
Plochingen, 2. Mai. Verhaftung n. Gestern wurde eine internationale Verbrecherbande verhaftet, die verschiedene Einbrüche und Betrügereien in mehreren Großstädten verübt und zum Teil hier unangemeldet Unterschlupf gefunden hatte.
Mergentheim^ 2. Mai. Der R ei ch s p r äs bd e n t als Kurgast. Wie die „Tauberzeitung" hört, wird Reichspräsident Ebert wieder zum Kurgebrauch hierher kommen.
Tübingen, 2. Mai. VonderUniversität. Professor Dr. Robert König in Tübingen wurde zum ordentlichen Professor der Mathematik an der Universität Münster ernannt.
Vannweil, 1. Mai. Genossenschaftsgründung. Ln einer auf Anregung des Ortsvorstehers gehaltenen Versammlung wurde die Gründung einer Dresch-Genos- s e n s ch a f beschlossen, der sofort 80 Mitglieder^beitraten. Die Genossenschaft wird sofort eine Dreschanlage mit Loko- beschaffen.
mobil
a. I. Mai. Die Straßenbahn nach Stuttgart.. .Der EemeinLsrat hat den Straßenbahnvertrag mit der Stadt Stuttgart genehmigt. Sobald dies auch vom Stuttgarter Eemeinderat geschehen ist. soll mit den Erdarbeiten begonnen werden.
Kornwestheini, 3. Mai. Schulhausbau. Nach einem Plan von Architekt Adel-Stuttgart wird an der Weimarstraße ein Schulhausneubau erstellt mit -10 Lehrsäl-en. Schul- dienerwohnung, Bad, Kochküche und Werkstatt. Sechs weitere Lehrsäle sollen nur im Rohbau feriiggestellt werden.
Enzweihingen, 3. Mai. Von der Lokomotive erfaßt. Das Lastauto des Fahrradhcindle-s Bauer von Vaihingen, das mit 10 Personen besetzt war, wurde beim Ueberfahren der Gleise von der Lokomotive des Sonderzugs von Mühlacker her erfaßt und gegen die EinfahrtHweichs gedrückt. Die auf dem Auto stehenden Personen wurden hrraus- geschleudert und kamen ohne Verletzungen davon. Der Sohn des Friseurs Beathalter von Vaihingen konnte nichr mehr ab- springen und wurde von dem umkippenden Lastkraftwagen erdrückt, so daß er sofort tot war.
Neckarhausen. OA. Nürtingen, 3. Mai. Vom Zug überfahren. Am Montag abend wurde auf der Bahnstation Schreinermeister Gentner von Abtsgmünd vom Zug überfahren. Er wollte noch aussteigen, als der Zug in Bewegung war, kam zu Fall und wurde vollständig zermalmt. Er hinterläßt zahlreiche unversorgte Kinder.
Neckarsulm, 3. Mai. M i l ch f ä l s ch u n g. Das Amtsgericht verurteilte Walburga Vogt in Degmarn wegen Milchfälschung durch Zusetzung von mindestens 26 Prozent Wasser in die zur Sammelstelle adgelieserte Vollmilch zu einer Geldstrafe von 10 000 Mark. »
Heidelberg, 3. Mai. Das Reichsgericht hat dis Berufung des Raubmörders Siefert, der im Sommer vorigen Jahres die beiden Bürgermeister ermordet hat, verworfen. Das Schwurgericht hatte ihn im Januar zweimal zum Tode verurteilt. Me Vollstreckung des Todesurteils ist in Bälde zu erwarten.
8 Wir sollten aufmerken auf die kleinen Fingerzeige, 8 Ö unS richten fü; das, was werden will, Hände ergreifen, V I die sich zu uns bereinstrecken, und ausführen, was sich " ^ in unS lebensvoll regt. Mnckh..
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Lichtenstein.
129) Romantische Sage von Wilhelm Haust.
„Wohlan, so will ich hoffen," erwiderte Ulerich von Württemberg, „will hoffen, daß uns das Land verbleibe, wie dunkel auch jetzt unsere Lose seien. Mögen unsere Enkel nie s« hatte Zeiten sehen wie wir; möge man auch von ihnen s gen, st- stad — furchtlos!"
.Und treu!" sprach der Bauet mit Nachdruck und stand auf. „Doch ist es Zeit, Herr Herzog, daß Ihr aufbrechet. Das - orgenrot ist nicht mehr fern, und über den Neckar wenigstens müssen wir kommen, solange es noch dunkel ist."
Sie standen auf und rvaffneten sich. Die Pferde wurden K»rb?igesührt. sie saßen auf, und der Pfeifer ging voran, den Weg aus der Schlucht zu zeigen. Die Reise des Herzogs zum Land hinaus war mit großer Gefahr verbunden, denn d>r Bund suchte sei:.er mit aller Mühe habhast zu werden. Um auf rinen Weg zu gelangen, wo er sichre seinen Feinden entgehen könnte, war der Herzog genötigt noch einmal über c>n N ckar zu gehen. Dieser Uebergang war nicht ohne Gefay;. Ein starker Gewitterregen hatte den Fluß angsschwellt, so daß es nicht möglich schien, ihn mit Pferden zu durchschwimmen. Die Brücken aber waren zum größten Teil von dem Bunde besetzt worden. Doch auch hier wußte Han« guten Rat, denn er hatte durch treue Leute ausgespät, daß die Brücke von Köngen noch frei sei. Man hatte sich wohl nicht die Mühe genommen, sie zu besetzen, weil sie Eßlingen und dem feindlichen Lager allzu nahe war, als daß man hätte glauben können, der Herzog werde dort vocübrrkommrn. Dieser Weg schien wegen seiner großen Gefahr die meiste Sicherheit zu gewähren. Ihn wählte Ulerich, und so zogen sie stille und vorsichtig dem Neckar zu.
Als sie aus dem Walde ins Freie herauskamen, säumte schon das Morgenrot den Horizont. Sie ritten jetzt aus beffr- rem Wege schärfer zu, und bald sahen sie den Neckar schimmern, und die hochgewöibte Brücke lag nicht ferne mehr von ihnen. In diesem Augenblicke sah sich Georg um und gewahrte eine bedeutende Anzahl Reiter, di« von der Seile her hinter ihnen zogen. Er machte- seine Begleiter darauf aufmerksam Sie sahen sich besorgt um und musterten den Zug, der wohl fünfundzwanzig Pferde betragen mochte. Cs schienen hündische Reiter zu sein, denn des Herzogs Völker waren gesprengt und zogen nicht mehr in so geordneten Scharen wie diese.
Noch zogen jene ruhig ihren Weg und schienen die kleine Gesellschaft nicht zu bemerken, aber dennoch schien eS ratsam, die Brücke zu gewinnen, wo sich drei Wege schieden, ehe man von ihnen angerufen und befragt würde. Der Pfeifer lief voran, so schnell er konnte, der Herzog und die Ritter folgten ihm in gestrecktem Trab, und je weiter sie sich von den Bün» dischen entfernten, desto leichter wurde ihnen ums Herz, denn alle bangten nicht für ihr eigenes Leben, wohl aber für die Freiheit Illerichs.
Sie hatten die Brücke erreicht, sie zogen hinauf, aber in demselben Augenblick, wo sie oben auf der Mitte der hohen Wölbung angekommen waren, sprangen zwölf Männer, mit Spießen, Schwertern und Büchsen bewaffnet, hinter der Brücke hervor und besetzten den Ausgang. Der Herzog sah, daß er entdeckt war, und winkte seinen Begleitern rückwärts. Lichtenstein und Schweinsberg, die letzten, wandten ihre Roste, aber schon war eS zu spät, denn die hündischen Retter, die ihnen im Rücken nachgezogen waren, hatten sich in Galopp gesetzt und den Eingang der Brücke in diesem Augenblick erreicht und besetzt.
Noch war eS zu dunkel, als daß man den Feind genau hätte unterscheiden können, doch nur zu bald zeigten sich seine feindlichen Absichten. „Ergebet Euch, Herzog von Württemberg," ries eine Stimme, die den Rittern nicht unbekannt schien. „Ihr sehet, es ist kein Ausweg da zur Flucht!"
„Wer bist du, daß Württemberg sich dir ergeben soll?" antwortete Ulerich mit grimmigem Lachen, indem er sein Schwett zog. „Du sitzest ja nicht einmal zu Roß; bist du ein Ritter?"
Lehrplan für den Religionsunterricht oer Grundschule
ep. Der vorläufige Lehrplan für den ev. Religionsunter-! richt im 2.—4. Jahr der Grundschule, durch einen aus Lehrern und Geistlichen zusammengesetzten Lehrplanausschuß vo^e- reitet, wird von der Oberkirchenbshövde in der neuesten Nummer ihres Amtsblatts bekannt gegeben. Die Zahl der Religionsstunden beträgt darnach an der ausgebauten Schule im 2. Schuljahr 21-, im 3. und 4. Schuljahr je 3 Stunden, an der emklassigen Schule für das 1.—4. Schuljahr insgesamt drei Stunden. Der Unterrichtsstoff besteht aus sorgfältig für das kindliche Verständnis ausgewählten biblischen Geschichten, Sprüchen und Liedern. Beim Unterricht soll das Miterleben und Mitdenken der Schüler sorgsam gepflegt werden. Die biblischen Sprüche werden im Anschluß an die biblischen Geschichten erklärt und gelernt. Wörtliche Einprägung ist notwendig, aber kleine sprachliche Abweichungen sind nicht als Fehler zu rügen. Für schwache Schüler sind wÄr bisher entsprechende Erleichterungen vorgesehen.
Deutscher Vauerntag
Der Andrang zum Deutschen Bauerntag am 20. bis 22. Mai in Ulm a. D. wird voraussichtlich so groß, daß eine besondere Regelung und Einstellung des Eisenbahnverkehrs notwendig wird. Wer also die Absicht hat, zum Bauerntag zu reisen, hat dies unverzüglich seinem lcmdw. Bezirks».wein usw. mitzuteilen, der die Zahl der Gaste an dis Hauptgeschäftsstelle in Ulm mitteilt, die wiederum mit den Eisenbahnbehörden in Verbindung-tritt.
Nachl'ftdem nunmehr vorliegenden Festplan wird die Ausstellung am 18. Mai durch Freiherrn u. Frey- berg-Allmendingen eröffnst. Am 19. Mai finden Versammlungen der verschiedenen Bauernverbände statt. Am 20. Mai tagen die Vertreter der Deutschen Bauernvereine, nachmittags schließt sich die hochinteressante Trachtenschau für das ganze Reich und das berühmte alte Fischerstechen auf der Donau an, dem ein Be- grühungsabend im Saalbau folgt. Der Haupttag, 21. Mai, wird mit Gottesdiensten in den evang. und katholischen Kirchen von Ulm und Neu-Ulm um 81? Uhr ein- geleitet, um 10 Uhr findet derDeutsche Landfrauen- t a g im Saalbau statt. Um 12 Uhr beginnen die öffentlichen Versammlungen im Saalbau und im Saal des kath. Gesellenhauses. U. a. wird Reichstagsavg. Geh. Landesökonomierat Dr. Heim über das Thema sprechen: Bauern heraus! Nachmittags wird Gelegenheit sein, in der Friedrichsau verschiedene Turn- und S p o r-t Vorführungen zu besichtigen.. Den Schluß bildet eine Studie n- reisezu den Molkereien des württ. und bager. Allgäus.
Allerlei
Me Zahl der Studierenden an den deutsche« Universitäten zeigt im abgelaufenen Wintersemester zum erstenmal einen nennswerten Rückgang: 82 668 gegen 87147 im Eommersemester 1921, das bedeutet ein Weniger von 4 479 Studierenden. Die Zahl der studierenden Frauen mit 7 988 gegen 8 293 im vorigen Semester weist im Verhältnis zur Gesamtzahl eine geringere Abnahme (305) auf. Der Rückgang macht sich am stärksten im Studium der Philologie, Philosophie und Geschichte geltend, sowie bei den Medizinern. Dagegen ist die Zahl der Studierenden an den technischen Hochschulen in Deutschland noch im Steigen begriffen; sie betrug im letzten Wintersemester 25 556, (darunt. 388 Frauen) gegenüber 23 512 (346 Frauen) im Sommersemester 1921.
Württemberg war an der Gesamtzahl der Aniversitäks- Stüdierenden mit 2677 (darunter 191 Frauen) vertreten, von denen 1673 (darunter 106 Frauen) in Tübingen studierten. Unter der Gesamtzahl der Studierenden der Techni- schenSHochschulen waren 1660 Württemberger, davor^1483 (26 Frauen) in Stuttgart.
. — Papterpreise. Für de« Mcwat Moi betrügt der
Aufschlag auf den FriedenspieiS für Zeituugspapier
„Ich bin der Doktor Kalmus," entgegnete jener, „und bin bereit, die vielen Liebesdienste zu vergelten, die Ihr mir erwiesen habt. Ein Ritter bin ich, denn Ihr habt mich ja »um Ritter vom Esel gemacht Aber ich will Euch dafür zum Ritter ohne Roß wachen Abgestiegen, sag' ich, im Namen des durchlauchtigsten Bundes."
„Gib Raum, Hans," flüsterte der Herzog mit unterdrück ter Stimme dem Sptelmann zu. der mit gehobener Axt zwischen ihm und dem Doktor stand; „geh, tritt auf die Seit--. Ihr, Freunde, schließt such an, wir wollen plötzlich auf sie einfallen, „vielleicht gelingt es, dnrchzubrechen I" Doch nur Georg vernahm diesen Befehl des Herzogs, denn die zwei anderen Ritter hielten wohl zehn Schritte hinter ihnen den Eingang besetzt und waren schon mit den hündischen Rettern im Gefecht, die umsonst dieses ritterliche Paar zu durchbrechen und zu dem Herzog hindurchzudrtngen versuchten. Georg schloß sich an Ulerich an und wollte mit ihm auf den Doktor und die Knechte einspringen, aber diesem war das Flüstern des Herzogs nicht entgangen. „Drauf, ihr Männer! der im grünen Mantel ist's; lebendig oder tot!" rief er, drang mit seinen Knechten vor und griff zuerst an. Sein langer Arm führte einen fünf Ellen langen Spieß. Er zückte ihn nach Ulerich, und es wäre vielleicht um ihn geschehen gewesen, da er ihn in der Dunkelheit nicht gleich bemerkte, doch Hans kam ihm zuvor, und indem der berühmte Doktor Kahlmäuser nach der Brust seines Herrn stieß, war ihm die Axt des Pfeifers tief in die Stirne gedrungen. Er fiel, so lang er war, mit Gebrüll auf die Knechte zurück. Sie stutzten, der Bauersmann schien ein schrecklicher Kämpfer, denn seine Axt schwirrte immer noch in den Lüften, er bewegte sie wie eine Feder hin und her; sie zogen sich sogar einige Schritte zurück. Diesen Augenblick benutzte Georg, riß dem Herzog den grünen Mantel ab, hing ihn sich selbst um und flüsterte ihm zu, sein Pferd zu spornen und sich über die Brüstung der Brücke htnabzustürzen. Der Herzog warf einen Blick auf die hoch- gehenden Wogen des Neckars und hinauf zum Himmel. Es schien keine andere Rettung möglich, und er wollte lieber auf Leben und Tod den Sprung wagen, als seinen Feinden in die Hände fallen. Doch der Anblick, der sich ihm ln diesem schrecklichen Moment darbot, zog ihn noch einmH zurück.
(Sortsetznng folgt)