weil er das Holz nicht bekommen habe, dar sei nun dar zweitemal, daß er ihm so gehe. Man legte ihm die Sach läge, wie geschildert, klar und verwabrte sich dagegen, daß er die Stadtverwaltung zum Sündenbock mache für Fehler, die Herr Theurer selbst verschuldet habe. (Der erste Fall, den Hsrr Theurer an'Lhrte, war vermutttch der Stammholzver­kauf vom 16. l. 20, bet welchem die hiesigen vereinigten SägwerSbefitzer 650 Proz. der Taxe von 1919 boten, während der Durchschnittserlös mit Hilfe vonAuüwälttgen 884,77 Proz. war. Dama.S bestand in'tlemberg Ausfuhrverbot und der Gemeinderat hat die 3 kleineren hies. SSgwerke, die unter besonderem Holzmangel litten, in die Höchstgebote der badischen Bieter etngesetz:. (Wir behal'.en uns vor, die Akten hierüber im einzelnen noch zu oeröff ntlichen) Am Samstag vormittag vor 1t Uhr frag e nun Her> Tqeurer telephonisch beim S'.adtoorstand an, ob er ihn mit seiner Arb-iterschast, die wolle, daß das Holz hier bleibe, sprechen könnte. Die Begleitumstände der erregten Anfrage und m frischer-Ertnnerung der Auseinan­dersetzung vom Tag zuvor wie auch düngende Amtshandlungen veranlaßten den Smdtvorstand zu erklären, daß er heute weder Lust noch Zeit hätte, dis Abordnung zu empfangen, dagegen sei er tti nächster Woche dazu bereit. Trotzdem erschien Herr Theurer mit seiner gesamten Arbeiter und Angestelltenschaft cm 50 Mann nach kurzer Zeit, dis entgegen der Weisung deS diensttuenden SLntzn'äuns ins Rathaus etndrangen. Um seinen Anordnungen Geltung zu v-rschaffen, erbat der Schutz mann die sofortige Hille der Landjäger. Hierauf wurde das Rathaus wieder ver!:,sftn. Der von eiirem Dtenstgange mit GsmeindsratKiäger zurückkehrendr St idioorstansrerklärte, daß er mit der gesamten demonstrierenden Arbeiterschaft nicht ver- handle. Eine Deputation unter Führung des Herrn Theurer brachte dann ihre Forderung, aus sofortige Einberufung de» GerpeindAots. AnuuÜierung,de§ Verkaufs mit der Bedingung, daß daS Holz hier bleiben müsse, vor. Der Abordnung wurde erneut vom Forstmeister und Stadtoorstand Auf­klärung gegeben. Der Stadtoorstand verwahrte sich gegen den ausgeübteu Terror und Lehnte die verlangte Einberufmrg des GsmekcheratS ab. Er werde die Forderung in der näch­sten Sitzung Vorbringen, aber der Verkauf sei gültig. Der G meinderat hab§ tm Vollbewuß.setn seiner Verantwortung gehandelt und lasse sich auch nicht durch Demonstratiyn in seiner Entschlußfreiheit beeivträchtigeü. ' ES fei weiterhin entwürdigend von Jnterrffenlen sich Bedingungen machen zu lassen. Er habe nicht das Interesse Einzelner, son­dern daS Gesamrintereffe zu vertreten. D'e Arbeiterschaft gittg hierauf ruhig auseinander. Es mutet übrigens son­derbar an, Saß der Arbeiterschaft m-t Entlassung gedroht wird, nachdem die Firma allein tm- Sladtwald noch daS 17 fache der in Frage stehenden Holzmenge liegen, hat und wie man hört, jährlich noch viele Stämme unverarbeitet inS Rheinland schick:. Außerdem befielst kein Gesetz, daß dj? Stabt verpflichtet ist ihr Nutzholz am Platze zu lassen. Eine solche Praxis würde dis Stadt unter Umständen den Inter­essenten völlig aüSlisfsrw und den Schaden hätte die Stadt- kasse und,,damit die Allgemeinheit.

Geueraloersammsuug der Tewerbebank. Die Gewerbe- bmtk Nagold hielt am vergangenen Samstag in der »Traube" ihre diesjährige Generalversammlung, um ihren Mitgliedern über den Verlauf des. 57. Geschäftsjahres Bericht abzustat­ten. Herr P. Sch mkd-Nagold eröffnete die Versammlung und begrüßte die zahlreich Erschienenen. In einem kurzen Rückblick über das abgelaufene, im allgemeinen günstige, Ge­schäftsjahr gedockte er der durch Tod abgegangenen Mitglie­der, sowie des AListchtsratmi!glie,ds FahiMmt G. Fr., Kapp, zu desM EPipHe Ve,sp.m»luü« iMH. vv- de» Sitzen er­hob. 'DäNNtrieikke er oäs Worr oem Kassier Dolmetsch zu aSheren Erläutern-gen zur Rechnungsoorlage über das abqelausen» Geschästtjahr. Ans einen, von der Banklettung gestellten Antrag wurde beschlossen, vom Reingewinn jxr Höhe von 79 170,66 eine 5°/oige Dividende zu verteilen, den Rest zu Rsserverücklagen zu verwenden. Nach BeriiA von H. Johk. Schött-le von der Kontrollkommission und Verlesung deS Berichts über die im vergangenen Jahr vor- genommenen gesetzlichen Prüfung durch Perbandsrevisor

Schumacher wurde dem Vorstand und Aufstchtsrat Ent- lastung erteilt. Al» Höchstgrenze für aufzunehmende fremde Gelder wurde, um der Geldentwertung Rechnung zu tragen, der Betrag von 20 Millionen Mk. festgesetzt u, beschlossen, derDer- waltung künftighin die Gewährung von Krediten in unbegrenzter Höhe zuzubilligen. Ferner können künftighin 10 Anteile ä 300 ^ (bisher nur 5) von dem einzelnen Mitglied erworben werden. Die Neuwahl für das verstorbene AufsichtSratSmitglied G. Fritz Kapp, sowic für die statutengemäß auSscheiden, wieder wählbaren Aufsicht» atrMitglieder JohS. Schüttle - Ebhausen und Christian Schwarz-Nagold ergab bäi 70 sttmmberechttg- tesi'AlNvestzn-tzn die Wiederwahl von I. Schötlte mit 68, von Ehr. Schwarz mit 58 und die Neuwahl von Fabrikant Wil­helm HarvNagold mit 34 Summen. Die Bezüge der Auf- sichtsratkmitglieder und Kontrolleure wurden verdoppelt. W!e mitgeteilt wurde, ist der Mitgltederstarrd ein sehß" günstiger, er hat sich- von 781 auf 854 erhöht. Sehr angenehm wird bei der Steigerung der Post-Gebühren der nach sämtlichen Orten Deutschlands- unentgeltlich erfolgende Ueberweisungs- verkehr empfunden. Mit Dank an die Anwesenden für das der Genossenschaft entgegengebrachte Interesse schloß der Vor­sitzende, P. Schmid, nach Erledigung der Tagesordnung die Versammlung.

Bolksliederkonzert. Ein vo n Musikoerein bisher nicht gewohntes Darbieten, aber ein sehr dankenswertes, das ihm mindestens' so viel» Zuhörer zufüyrte als sonst ein großes Oratorium. Warum? Weil man das zu finden hoffte, was man versteht, was man selbst singt, was das eigens Gemüt bewegt, wovon man dauernden Gewinn har. Gewiß, wie lebte man mit, aw Mlch rsHerzel, was krä kt dich so sehr", Mir ist'» zu wohl ergangen",O wie herbe ist das Schei­den", undWu h-rn i doch so gern die Zell, wenns Früh jahc wieder kommr" erklang! . Fast ankltngend an dies: Per­len erschien das alteDort nied'n in jenem Holze", das am meisten volkstümlichen Einschlag von den gebotene» Volks- liedern aus s icheren Jahrhunderten zeigte. Doch seien da­mit die andern mit ihnen oft'kindlich reisten Text und ihrer originellen Berto -ung nicht weniger geliebt. Dasselbe kann von den allfranzösftchen Liedern nicht gesagt werden; man fühlte die Einförmigkeit dex Melodie, die vielfachen synkopi­schen Verschiebungen als etwas uns Wesensremdes; mit dem französischen Text wäre ihre Wirkung eine bessere gewesen, ganz abgesehen davon, ob man sich nicht fragte; franlösftÄes Produkt heute überhaupt zu singen. Sicher aber ist dttz Be arbeitung für Orchester o. Halm, sehr schön., Doch das Volk singt nicht mit Orchester. Freudig begrüßt würden dis Chöre aus dem 19 Jahrhundert, wie der russische Vespergesang, der Schumannsche FrühlingSgruß-und die Soldatenlieder mit ihrem ergreifenden Text und entsprechender Verronung. Der Chor sang sie auch mrt Hingabe und Wärme und angenehm berührte sich»-, daß die Seminaristen so ausgiebig zu Wort kamen mit schöner Fülle und Rundung sangen, wenn auch der 1. Baß manchmal unmotiviert zu stark und harr anfaßte. Eine angenehme Wahrnehmung ist das Wachsen des Damen- chorS, der sich seiner Ausgaben gut entledigte. Eine vorüber­gehende Trübung der R, inh?it fällt nicht auf sein-Konto, sondern aus die Tatsache, daß Lieder in yebeueirMuderijegen den Tonarten tu der Jntonierung bedeutende Schwierigkeiten machen. Im Ganzen: ein wirkliches Volkkkonzert, das wir dankbar begrüßten und die Freude am Volksliede erstarken ließ.

' r°r E. B. B. Die gut besuchte Mitgliederversammlung von gestern abend brachte uns einen weiteren Litthervorttag von Dekan O.to. Das anschauliche historische Bild, das er entrollte, zeigte in einer Fülle von Einzelzügen, wie Luther auf der Wartburg arbeitete, litt und stritt. Nur in einem Nebmraum, m Torhaus der Burg untergebracht, warJunker Jörg" doch ihr bedeutendster Insasse. Er kämpfte v»n hier aus mit den Waffen seines freien und starken Geistes gegen päpstliche Anmaßung, gegen die Vsrdammungsurtrile der Universi'äten Löwen und Paris, gegen die Reliquienausstel­lung welche Kardinal Erzbischof Albrecht Kurfürst von Mainz in Halle veranstaltete, um aufs neue aus dem Ablaßhandel Kapital zu schlagen, ja gegen seinen wohlmeinenden Landes­fürsten und seine Gebundenheiten, ungeachtet aller persön­

lichen Gefahr. Daneben gab er in seiner Hauspostille An­leitung zum Predigen, trieb fleißig Hebräisch und griechisch, übersetzte in knapp 2 Monaten das ganze Neue Testament und überzeugte sich auf seinen Ausflügen in daS umliegende Land von der unheimlichen Gärung tm Bauernvolk hervor­gerufen durch soziale Not und das unsaubere Treiben der Schwarmgeister dieses rief ihn dann schließlich wieder aus der Verborgenheit auf den Kampsplatz zurück. Anschließend an den Vortrag fand Neubestättguna deS bisherigen Vor« standes und Ergänzung des Ausschusses durch Zuruf stett.

* Fah^lan-Tache. Am 1. April treten auf der Strecke Eunnasn Calw und CalwEutinyen einige Aenderungen im Fahrplan ein, auf die wir unsere Leser aufmerksam wachen.

. Neu eingeschaltet wird Werktags Zag 923 Calw-Eutingen, Nagold an 5.5l Uhr. ab 5 56 Uhr. (Der Zug Hai in Gu- tingeix Anschluß an den Stuttgarter Personen u. Schnellzug.) Auf der Strecke CalwBad Tetnach wird ab 1. April Sonn- und Feiertags Zug 931 Calw ab 5.56 Uhr. Teinach an 6.03 Uhr nackm. eingesetzt, dagegen kommt Zug 925 CalwEn- tingen (Werkt.), Nagold an 6.56 Uhr abends in Wegfall. Aus der Strecke NagoldCalw verkehrt ab 1, April Werktags Zug 896 Nagold ab 4.33 Uhr früh Calw an 5.05 (Stuttgart an 7.05 Uhr), Zng 898 NagochCalw, Nagold ob morg. 5.35 Calw im 6.07 Uhr - fällt - akr 1, April aus. Aus der Strecke TeinachCalw lverkfhrt ab 1. April Sonn- und Feiertags Zug 932 Teinach ab 6.08 Uhr abends, Calw an 6 14 Uhr.

Auf der Strecke NagoldAllevstetg verkehrt Werktags Zug 13 Nagold-ab 5,56 Udr, Alt'nsteig an 6 46 Uhr, an Stelle d-s bisherigen Zug 15 Nagold ab 5 30 A tenstetg an 6.2tz. Auf de- G ^-«sirecks AltensteigNagold wird Zuc^ 2 Nltensteig ab 5 10 Uhr Md g. Nagold an 6.03 Uhr, der seit­her nur an Sonn- und Fen rlagen geführt wurde, nunmehr täglich geführt; Z.g 4 Altensterq ad 5 50 Uhr, Na old an 6.45 Uhr fällt dann aus. Im übrigen b eibt der Fahrplan der alte bezw. werden mit Beginn de4 Sommerfahrpnns am 1. Juni weitere Aenderungen bekanntgegeben.

* Gewerbelehrer-Nachwuchs Um dem Mangel an Ge­werbelehrern abzuhelfen, will die Ministermlabletlung für die Fachschulen einen Kurs zur Ausbildung von Ingenieuren u. Maschinentechnikern-für den GewerbelchulcsteM «schalten. Der Kurs soll am I. Jult beginnen und l'/i Jahr dauern. Zu lossnngSgesuche bis 25. April an die Mimstertalabteilung für Fachschulen.

* Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Post erfolgt in der Woche vom 27. März bis 2. Ap> ll znm Preise von 1200 iür Sin Zwomziamm kstück, 600 für ein Zehn­markstück Für die ausländischen Goldmünzen weiden ent­sprechende Preise bezahlt. Der Ankauf von Relchssiiber- münzen durch die Reichsbaftk und Post e>fo g: vom 27. Mäkz bis auf Weiteres znm 2I-fachen Betrag des Nennwertes.

* Schülermonatskarten. Born 1 , April ab werden auch Schülermonatskarten qn Personen unt-r 18 Jahren ausge- aeben, welche auf Grund eines gesetzlichen Lehrvertrags ein Handwerk erlernen. Die Vordrucke sind von dm Fahrkarten­ausgaben. zu beziehen. Der Antrag ist vom -Lehrmeister zu bescheinigen und die Handwerkskammer hat zu beurkunden, daß die Angaben richtig sind und der Lchrvertrcig ihr Vorge­legen hat.

* Di« neuen Merpreise. Der Bierausichlag ab 1. April

-stellt alles bisher d'wewesens in den Schatten. Die dem württ. Brauerö-verband angeschloffenen Biauereren, Haupt­sächlich die Stuttgarter Großbrau-reien verlangen folgense Preise: Das Hektoliter 8°/«ihes Bier 450 I3»/»ige-l 650 Es wurden folgende Mindestausschankprerse festgefttzi: Das 0,3 Liter Glas 8°/oiges Bier-2 30 12°/°'geS Bier 3 30°^S.

Die Preise sinn Mindestpreise. Lokale mit erhöhtem Auf­wand müssen Zuschläge nehmen.

Bestätigt. Wildberg. Wie wir Hören, hat die KrsiSre- gierung die Wahl d-S ObersekretärS d'Argem in W-lobad zum Ortsvorstehsr der Stadrgemsinde Wildberg bestätigt.

* Ortsoorsteherwahl. Laut Bekanntmachung im .Staats­anzeiger" ist in Berneck OA. Nagold die Octsvorsteherstelle -neu zu besetzen. Di« Wahl findet am 23. April statt, dis Vorstellung der Kandidaten am 17. April.

8 Auf sein Werk sehen, nicht bloß auf den Wider- ^ schein an den Wänden I Wer immer nur an die Sicht­barkeit denkt, der entzieht sich der Flamme, die er zur Sichtbarkeit schüren soll. Stammler. 2

Lichtenstein.

10l) Romantische Sage von Wilhelm Hauff.

Georg maß mit staunendem Auge diese verschwenderische Pracht her Hofburg. Ec verglich den kleinen Sitz feiner Ahnen mit diesen Hallen, diesen Höfen, diesen Sälen; wie klein und gering kam er ihm vor. Er erinnerte sich der Sage von der glänzenden Hofhaltung UlerichS, von seiner prachtvollen Hochzeit, wo er in diesem Schloß siebentausend Gäste aus allen Teilen des deutschen Reiches speiste und tränkte, wo in dem hohen Gewölbe der Tyrnitz und in dem rv-iteu Schloßhofe einen ganzen Monat lang Rttterspiele und Gelage gehalten wurden und, wenn der Abend einbrach, hun­dert Graten, Ritter und Edelleute mit Hunderten der schön­sten Damen in jenen Säten und Galerien tanzten.

Vergebens strebte der Jüngling, diese trüben Gedanken, welche der Widerspruch der Pracht seiner Umgebungen mit dem Unglück des Herzog» in ihm erweckt hatte, zu unter­drücken. Vergebens rief er das Bild jenes holden Wesens herauf, das er jetzt bald auf ewig sein nennen durste, ver­geben» malte er sich sein häusliches Glück an ihrer Seite mit den lockendsten, reizendsten Farben aus jene trüben Bilder lehrten immer wieder. Sei ek, daß jener Mann durch die Erhabenheit, die er tm Unglück gezeigt hatte, einen so großen Raum in der Brust des Jünglings gewonnen hatte, sei es, daß ihn die Natur in einzelnen Augenblicken mit einem un­willkürlichen Gefühl der Ahnung begabte, er blieb sinnend nnd ernst, und es war ihm, als sei der Herzog nicht» wenie ger als glücklich, als müsse er ihn vor irgend einem drohen- > -m-Unglück warnen.

So überaus ernst, junger Herr?" fragte eine Hefters Stimme hinter ihm und weck!« ihn du» seinen Gedanken. Ich dächte doch, Georg von Sturmfeder hätte alle Ursache, heiter und guter Dinge zu sein."

Der junge Mann wandte sich um und schaute verwundert herab auf den Kanzler Ambrosius Volland. War ihm dieser Mann schon geftern 'durch seine widrige Freundlichkeit, durch sein katerhaftes, schleichendes Wesen un- angenehin ausgefallen, so war dies heute noch mehr der Fall, da der Kanzler durch überladenen Putz seine Mißgestalt noch mehr herausgehoben hatte. Sein dunkelgrlbeS, verwittertes Antlitz, mit dem ewigen stehenden Lächeln, die grünen Aeug- lein unter den langen, grauen Wimpern, die roten, entzün­deten Ränder der Augenlider, der dünne Katzenbart stachen grell ab gegen ein rotes Barett von Samt und gegen einen Mantel von hellgelber Seide, der über den Höcker des kleinen Mannes htnabfloß. Unter diesem trug er «inen grasgrünen Anzug, rosenrot ausgeschlitzt, und rosenrote Kniebänder mit ungeheuren Moschen. Sein Kopf stak in den Schultern und das tote Barett stieß hinten sogleich auf den Höcker auf. Der Scharfrichter von Stuttgart pflegte daher zu sagen, un­ter allen Menschen, die er kenne, sei niemand schwerer zu köp fen, als der Kanzler Ambrosius Volland.

Dieser Mann war.es, der an Georg von Sturmfeder mit süßem Lächeln hinaufsah und, da ihn dieser nvch immer anstarrte, zu sprechen fortfuhr: Ihr kennet mich vielleicht nicht, wertgeschätzter junger Freund, ich bin aber Ambrosius Volland, Sr. Durchlaucht Kanzler. Ich komme, um Euch einen guten Morgen zu wünschen."

Ich danke Euch, Herr Kanzler. Viele Ehre für mich, wenn Ihr Euch deswegen herbemühtet."

Ehre, wepr Ehr« gebühret! Ihr .seid der Ausbund und die Krone tniseret jungen Ritterschaft. Ja, wer meinem Herrn so treu beigestanden ist in aller Not und Fähtlichkeit, der hat Anspruch aus meinen innigsten Dank und meine ab­sonderliche Verehrung."

Ihr hättet das wohlseiler haben können, wenn Ihr mitgrzogen wäret nach Mömpelgard," erwiderte Georg, den die Lobsptüche dieses Mannes beleidigten.Trtzue muß Mim nie loben, eher Untreue schelten." <o -

Einen Augenblick blitzte siw>Skkjhl des Zorne» aus den

grünen Augen des Kanzlers, aber er faßte sich schnell wieder zur alten Freundlichkeit.Jawohl, das mein' ich auch. Was mich betrifft, so lag ich am Zipperlein hart darnieder, und konnte also nicht wohl nach Mömpelgard reisen. Werde aber jetzt mit meinem kleinen Licht, das mir der Himmel ver­liehen. dem Herrn desto sittlicher zur Hand gehen."

Er hielt einen Augenblick inne und schien Antwort zu erwarten. Aber der Jürgling schwieg und maß ihn nur hin und wieder mit einem Blick, den er nicht techt ertragen konnte.Nun. Euch wird die Freuds erst recht anoedStt. Der Herzog hält erstaunlich viel auf Euch. Natürlich, Ihr verdient es auch im höchsten Grad, und der Herzog hat sei­nen Liebling gut aewählt. Wollet doch erlauben, daß Am- brosiu» Vvlland Euch auch eine kleine Erkenntlichkeit zeige. Seid Ihr Freund von schönen Waffen? Kommet in meine Behausung auf dem Markt, wählet aus meiner Armatur. waS Euch beliebt. Vielleicht dienen Euch schöne Bücher, habe einen ganzen Kasten voll, wählet Euch aus, was Ihr wolltzt. wie es unter Freunden gebräuchlich. Esset auch zuweilen bei mir zu Mttag, meine Base, ein feine« Kind von siebzehn Jahren, hält mir Haus. Sehet ihr nur, hi, hi, hi sehet ihr nur nicht zu tief in die Augen."

Seid ohne Sorgen, bin schon versehen."

So? Ei, das ist recht christlich gedacht, das muß ich loben. Man trifft solchen wackeren Sinn nicht Immer unser unserer heutigen Jugend. Ich sagte es ja gleich, der Sturun jeder, das ist ein Ausbund von Tugenden. Nun, was ach noch sogen wollte, wir find bis jetzt so miteinander die em- zigen von des Herzogs Hofstaat; stehen wir zusammen, so werden nur Leute ausgenommen, die wir wollen. Verstehet mich schon, hi. hi. «ine Hqnd wäscht die andere. DarGer läßt sich noch sprechen. Ihr beehret mich doch zuweilen mit

einem Besuche?" - ^ ^ «

Wenn es meine Zeit erlauben wird, Herr Kanzler.

(Fortsetzung folgt).

-

Eltern ,

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