eine Zunahme von 13738350 oder jährlich um 1,39°/o 1900 bis 1910 war die Bevölkerung um jährlich 1,90°/» gewachsen. Die geringere Zunahme im letzten Jahrzehnt ist auf die Krisgsverluste, auf die geringere Zuwanderung während der Kriegs- und Nachkriegszeit und auf die große Sterblichkeit der Z'vilbevölkerung infolge der Grippe im Jahr 1918 zu» rückzusühren.
Eine epochemachende Erfindung für das Telegraphen-Wesen.
-f- Berlin, 10. Dez. Gestern vormittag fand ein Experimental» Bortrag statt, bei dem der Direktor der Gesellschaft für Funkei.tele- graphie Dr. Karl Swltgardt die notwendigen Erläuterungen gab. Anwesend war u. a. Reich? post minister Giesberts. Es handelt sich bei der neuen Erfindung um die Möglichkeit, elektrische Anziehung ohne Magnetismus ur d Eisen hcrbeizufiihren, sodatz eS gelingt, bei allen Schwachstromapparaten, bei denen bisher elektromagnetische Einrich» tungen notwendig waren, ohne diese auszukommen. Es genügt hierbei rin außerordentlich geringer elektrischer Strom, um die Wirkung zu erzielen. Die praktische Anwendung dieser Erfindung wurde in dem Bortrag an einer Reihe wichtiger Beispiele gezeigt, unter anderem an der ermöglichten drahtlosen Telegraphie vom jahrenden Zuge aus.
lu» Stadt und Bezirk.
Nagold, 13. Dezember 1921.
* Höhere Prüfung für den Dolksschuldienst. Auf
Grund der >m Olt. und Noo. 1921 in Tübingen abgehaltenen Prüfung haben bei 10 Teilnehmern die Befähigung zur Anstellung im Aussichtsotti ft dir Volksschule und an Lehrerbildungsanstalten erlangt u. a: Krauß, Maria, Lehramts- bewerbertn in Nagold; Baßler, Erwin, Oberlehrer am Lehrerseminar in Backnang.
* Württ. Mittelstandshilfe. Eine Sitzung de- Landes- ausschufsts stellte Richtlinien für die Verteilung der Gelder auf. wonach zwei Drittel der «sammelten Summe dem betreffenden Bezirk verbleiben, während der Rest an einen Ausgleichrstnds "bgeführt wird. Die Unterstützungsfälle sollen mit größter Beschleunigung erledigt werden. Der Ertrag der Sammlung soll nur notleidenden Angehörigen des Mittelstandes zugute kommen und zwar in erster Linie solchen, wegen Alters urd Gebrechlichkeit aus dem Erwerbs- oder Berufsleben ausoeschtedenen Perlonen, die nur über eine Kapitalrente verfügen, die ihnen kein angemessenes Ezistenz- minimum gewäh t. Ferner werden berücksichtigt arbeitsfähige Angehörige des Mittelstandes, die durch Krankheiten oder sonstige Umstände in Schwierigkeiten geraten sind, besonders aber die Verschämten und, soweit die Mittel reichen, noch kinderreiche Familien, die in der gegenwärtigen Zeit sich nur mit Mühe und Not durchbringen.
* Die Leistungen der Augestelltenverficherungen. Der Deutschnationale Handlunqsgehilfenverband, Landesgeschäfts- stelle Stuttgart, teilt uns folgendes mit: Durch das Abänder- ungsgesttz vom 23 Juli 1921 zum VerstcherungSgesetz für Angestellte sind die Angestellten mit einem Jahresarbeitsverdienst von mehr'als 15000 bis 30000oerstcherungSpflich- tig geworden. Für einen solchen Neuverstcherten beträgt das jährliche Ruhegebd nach 10 Jahren 228(H Nach dem Tode des Versicherten wsrden dann an die Witwe, auch wenn sie voll arbeitsfähig ist, 1236 Jahresrente und an die Kinder unter 18 Jahren je 475,20 Rentem gezahlt. Nach dem Ableben der Witwe erhält jedes Kind 252 Rente. Außerdem kann derselbe Versicherte vorher bereit« ein Heilverfahren genoffen haben: die DurchschniltSkosten haben schon im Jahr 1920 sür einen Auftnthalt in einer Lungenheilstätte 2578
in einem Sanatorium 1440 ^ in einem Bade 1332 betragen. Von diesen Leistungen kommt das bloße jährliche Ruhegeld dem Gesamtbetrags nahe, den der Versicherte in den 10 Jahren selbst ausgebracht hat (2880 °^).
* Porto für Pakete nach Rußland. Die Berliner sov- jetrussische Gesandlschaft gibt bekannt, daß zwischen Deutschland und Rußland der Pakeivcrkehr ausgenommen worden ist. Die Pakete werden von der deutsch russischen Transportgesellschaft in Hamburg aus weitergeleitet und müssen bei einem Gewicht bis 5 Klg. mit 150 bis 10 Klg. mit 225 Mark und bis 15 Klg. mit 300freigemacht werden. Für die Beförderung nach dem asiatischen Rußland wird der doppelte Betrag erhoben.
^ Selbst im Fall einer Revolution würden die ^ 0 Deutschen sich nur Steuerfreiheit, nie Gedankenfreiheit O 8 zu erkämpfen suchen. O
2 Fr. Hebbel 1835 (Tagebücher). H
Lichtenstein.
33) Romantische Sage von Wilhelm Hauff.
Georg war daher unschlüssig, ob er sich auf dos Leichentuch legen sollte oder nicht. Aber er sah keinen Stuhl, keine Bank in der ganzen Totenkammer, der Boden, mit Backsteinen zierlich ausgelsgt, war noch kälter als das kalte, feuchte Leichentuch. Er begann, sich dieser Untersuchungen, dieses Zögerns zu schämen, und bald nahm ihn das gastliche Lager des Verstorbenen auf.
Auch das härteste Lager ist weich sür den, der mit gutem Gewissen zur Ruhe geht, Georg hatte sein Nachtgebet gesprochen und war bald entschlummert. Aber aus dem Leichentuch stiegen wunderliche Träume auf und lagerten sich bange auf dem jungen Mann. Er sah deutlich, wie der alte Schließer zu dem großen Schlüsselloch heretuguckte und sich segnete, daß er auf der anderen Seite der Türe stehe, denn in der Totenkammer begann es unheimlich zu werden. Es- fing an, wunderlich umherzurauschen, auf den Backsteinen schlurften alte Sohlen in häßlichen Tönen. Georg glaubte zu träumen: er ermannte sich, er horchte, er horchte wieder, aber es war keine Täuschung. Schwere Tritte tönten im Gemach. Jetzt wurde das Feuer Heller angeschürt Der ungewisse Schein der Flamme spielte um eine große, dunkle Gestalt. Sie bewegte sich, der Weg vom Kamin bis zum Bet'.e war gar nicht weit. Die Schrille kommen näher, das Leichentuch wird ungefaßt und geschüttelt. Georg, von unabwendbarer Furcht befallen, drück! die Augen zu, aber als die Decke gerade neben seinem Haupte gefaßt wurde, als
* Postzustellung alter Briefe und Postkarte«. Mit der Regelmäßigkeit, mit der früher Meldungen von dem Erscheinen der Seeschlange auftauchten, werden den Zeitungen immer wieder Angaben darüber geliefert, daß ein Brief oder eine Postkarte dem Empfänger erst Wochen, Monate^ja sogar viele Jahre nach der Auslieferung zugestellt warben sei. Mitteilungen dieser Art, an die sich regelmäßig Betrachtungen über die «Fixigkeit der Post" knüpfen, berühren tat- sächlich den Betrieb der Post nicht, da ordnungsmäßig adressierte Sendungen bet ihr nicht aus Lager gehalten werden. Geht eine solche Sendung dem Empsäoger mit erheblicher Verzögerung zu. so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß sie sich beim Einlegen in den Briefkasten oder unterwegs während ihrer Beförderung in eine Drucksache verschoben hat, die vom Absender in unoorschristsmäßtger Verpackung eingeliesrrt worden ist und die infolgedessen als „Briesfalle" wirkt. Dir Empfänger solcher Drucksachen pflegen aber leider nicht immer dartu Vorgefundene Briefe oder Postkarten, die sür sie nicht bestimmt sind, ohne Verzug an die Post zurückzugeben Siebleiben bei ihnen liegen, geraten unter alte Papier« und werden dann u. a von dritten Personen erst nach langer Zeit ausgefunden und nunmehr in einen Briefkasten gelegt. Bei der Maste der täglich aufgelicsert-n Bries- post fallt eine solche alte Sendung, zumal wenn ihr Briesstempel inzwischen verwischt ist, dem Sortier- und Bestellpeisonal keineswegs immer aus. St« kommt aus diese Weise mit den übrigen Briefen und Postkarten unbeanstandet zur Abtragung
* Darlehen an Berussgenoflenschasten. Das Reich hat sich bereit erklärt, an die Berufsgenossenschaften als die Träger der Unfallversicherung Darlehen im Gesamtbeträge von 300 Millionen Mark zur Deckung der Postoorschüsse aus die erhöhten Zulagen in der Unfallversicherung zu gewähren.
* Die sog. Händlerbescheinigungen» die Wellerveräußerungsbescheinigungen für das Kalenderjahr 1921 (nach Paragraph 22 der Ümsatzsteuergesetze») verlieren mit dem 31. Dez. ds. I». ihre Gültigkeil. Gewerbetreibende, die Weiterver äußerungsbescheinigungen für 1922 beantragen wallen, müssen alsbald einen Antrag bei dem zuständigen Finanzamt stellen. Das gleiche gilt für die Bescheinigungen zum luxnssteuerfreien Bezug von Gegenständen, die sonst der LnxnSftsner unterliegen, durch Weiterverarbeller (Pelze, Automobilleile ufw.)
* Der Zuckerpreis. Zum Zuckei preis schreibt uns die Zuckerwirtschastsstelle des Vereins Deutscher Zuckerindustrie: Es ist leider eine unbestreitbare Tatsache, daß der Zucker im allgemeinen knapp bleibt und vielfach im Handel ganz außerordentlich hohe Preise gefordert werden. Die Schuld daran wird von der Oeffentlichk tt den Erzeugern bezw. der Zncker- wirtschaftkstelle zugeschrieben, die den Zucker zurückhalten sol len, um hohe Preise zu erreichen In Wirklichkeit hat aber die Zuckerwirtschastsstelle bisher den Preis des Zuckers aus ungefähr ein Drittel deS derzeitigen Weltmarktpreises sür ihre Mitglieder zum Verkauf seit September vorgeschrieben, ihn bisher unverändert gehalten und gleichzeitig schon ein Drittel der geschätzten Erzeugung bisher schon für den Verbrauch fretgegeben. Sie ist aber nun nicht mehr in der Lage, unter Berücksichtigung der in den lehren Monaten gänzlich vrrän derten wirtschaftlichen Verhältnisse daran sestzuhalten. Dt; inzwischen eingetretens außerordentliche Steigerung der Kosten aller Betriebsmittel und der Löhne, sowie vor allen Dingen di« Notwendigkeit, der Landwirtschaft ausreichende Rübenpreise sür dieses Jahr zu gewähren, um den Anbau für das nächste Jahr nicht zu gefährden, machen einen Preis von 500 je Ztr. für gewöhnlichen gemahlenen Zucker Basis Magdeburg für Großabnehmer notwendig. Damit erreicht der deutsche Zuckerpreis kaum die Hälfte des Weltmarktp.eiscs.
* Für die Getreideablieferung. Die würit. Landwirtschaftskammer teilt mit: Die Ablieferung des Umlagegetreidrs in Württemberg ist tm allgemeinen eine gute. Nach uns gewordenen Mitteilungen sollen sich jedoch noch einzelne Land wirte und zum Teil auch Bezirke mit der Ablieferung im Rückstand bifinden. Mit Rücksicht darauf, daß in dem Gesetz über die Regelung des Verkehrs mit Getreide eine Enteignung des Umlagesolls vorgesehen ist, und ferner im Hinblick darauf, daß bet der immer weiter fortschreitenden Teuerung der Allgemeinheit mit dem Ersatz des Umlagesolls in Geld nicht gedient ist, wird den Landwirten, die sich mit der Ablieferung des Getreides nech im Rückstand befinden, nahegelegt, ihr Lieferungssoll baldmöglichst zu erfüllen.
* Die Württ. Landessparkaffe, die früher nur für die Minderbemittelten geöffnet war, nimmt jetzt Spargelder von jedermann an; auch hat sie mit Rücksicht ans die bedeutende Geldentwertung den Einlagehöchstbetrag auf 30000 erhöht,
eine kalte schwere Hand sich auf seine Stirne legte, da riß er sich loS aus feiner Angst, er sprang auf und maß mit ungewissen Blicken jene dunkle Gestalt, die jetzt dicht vor ihm stand. Hell flackerten die Flammen tm Kamin, sie beleuchteten die wohlbekannten Züge Georgs von Frondsberg.
«Ihr seid es, Herr Feldhauptmann?" rief Georg, indem er freier atmete und seinen Mantel zurechtlegte, um den Ritter nach Würde zu empfangen.
«Bleibt, bleibt," sagte jener und drück e ihn sanft auf sein Lager nieder. Ich setze, mich zu Euch auf das Bett, und wir plaudern noch ein halb Stündchen, denn es ist aus allen Glocken erst neun Ubr. und in Ulm schläft noch niemand als dieser Sprudelkopf, den man zur Abkühlung heut nacht recht hart gebettet hat." Er faßte Georgs Hand und setzte sich zu seinen Füßen auf das Bett.
«Oh, wie kann ich diese milde Nachsicht verdienen!" sprach Georg, „stehe ich nicht in Euren Augen als ein Undankbarer da, der Euer Wohlwollen zurückstößt und, was Ihr gütig für mich angesponnsn, mit rauher Hand zerreißt?"
„Nein, mein guter Freund," antwortete der freundliche Mann. „Du stehst vor meinen Augen als der echte Sohn deines Vaters. Gerade so schnell fertig mit Lob und Tadel, mit Entschluß und Rede wak er. Daß er aber ein Ehrenmann dabet war, weiß ich wohl, aber ich weiß auch, wie unglücklich ihn sein schnelles Aufbrausen, sein Trotz, den er für Festigkeit ausgab, mochten."
„Aber sagt selbst, edler Herr," entgegmte Georg, „konnte ich heute anders handeln? Hatte mich nicht der Truchseß aufs äußerste gebracht?"
«Du konntest anders handeln, wenn du die Weise und Art dieses Mannes beachtetest, welche sich dir letzthin schon kundgab. Auch hättest du denken können, daß Leute genug da waren, die dir kein Unrecht geschehen ließen. Du aber schüttetest das Kind mit dem Bade aus und liefst weg.
„DaS Alter soll kälter machen," erwiderte der junge Mann, „aber in der Jugend hat man heißes Blut. Ich kann alles ertragen, Härle und Strenge, wenn sie gerecht sind und meine Ehre nicht kränken. Aber kalter Spott, Hohn über das Unglück meines Hauses kann mich zum wütenden
es kann also jedes Familienmitglied (Mann, Frau u.- Kinder) je bis zu 30000 einlegen. Rückzahlungen werden zur Zeit in jedem Betrage sofort ohne Kündigung geleistet. Durch die Einführung der Kapitalertragssteuer ist vielfach die irrige Ansicht aufgekommen, daß dadurch 10 Prozent vom Kapital ersaßt werden, während in Wirklichkeit nur 10 Prozent der Zinsen als Steuer abgezogen werden und das Kapital selbst unberührt bleibt. Die Sparkasse leiht die eingehenden Gelder vornehmlich gegen erste Hypotheken und an gutsituierte Gemeinden aus, sodaß die Einleger die beste Sickerhett haben. Die Anhäufung von Papiergeld zu Hause ist sinnlos, denn das Papiergeld an sich stellt keine Werte, sondern nur Wertzeichen (Schuldscheine) dar, die dauernd der Gefahr des Verlustes durch Diebstahl oder Feuer ausgesetzt sind und zu Hause keinen ZinS tragen.
* Rückgang der Bautätigkeit. Allerorts war die Bautätigkeit, bevor der letzte rasende Sturz der Ma'k erfolgte, wieder erwacht. Man legte überall die Hand frisch ans Werk, um der großen Wohnungsnot in Stadt und Land abzuhelfen. Die Baumeister und Architekten und mit ihnen dis vielen Bauhandwerk r, von der en schon sehr viele sich anderen Berufen zugewar dt haben, halten wieder alle Hände voll zu tun, um der regen Nachfrage auf dem Baumarkt zu begegnen. Und allenthalben gab man sich der Hoffnung hin, daß die Bautätigkeit wieder ihre olle Brüte erlangen wer de. Die Entwertung der Mark und die mit ihr einsetzende Teuerung aus allen Lebensgebieten haben jedoch durck alle Entwürfe und Pläne einen d'cksn Strich gemacht. Die Baulustigen können sich zum Bauen nicht mehr entschließen, da die Baukosten nicht zu übersehen sind. Die Kostenooranschläge, die heute gemacht werden, sind morgen bereits wieder überholt. Der Bauherr aber möchte gern wissen, mit welcher Bausumme und Bauzeit er zu rechnen Hai Da er aber hierüber keine zuverlässigen Aufschlüsse erhalten kann, so werden viele Bauprojekte, die schon ziemlich weit gediehen sind, wieder fallen gelassen. Das gesamte Bauhandwerk geht heute wieder einem Tiefstand entgegen wie in den schlimmsten Tage» der Kriegszeit.
* Sonntagsruhe auf dem Lande. Nach der Verordnung über die Sonntagsruhe vom S. Febe. 1919 kann die Polizeibehörde für 6 Sonn- uvd Festtage, die höhere Verwaltungsbehörde für weitere 4 Sonn- und Festtage tm Jahre, an denen besondere Verhältnisse einen erweiterten Geschäftsverkehr erforderlich machen, für alle oder für ein- zelne Geschäftszweige eine Beschäftigung bis zu 8 Stunden seststtzen. Es darf an Sonn- und Festtagen also höchstens bis zu 80 Stunden im Jahr gearbeitet werden.
* Bom Wetter. Die milde mit Regenstimmung vermischte Witterung der letzten Tage hat wieder einer wesentlichen Abkühlung Platz gemacht. So erfreulich im Gegensatz zu naßkalt ein trockenkaltes Wetter für jeden ist, der viel im Freien zu tun hat. so wenig wsrden die Landwirte von diesem Vorteil beglücke sein: Infolge dcs seitherigen Verlaufs der Witterung war es manchem noch nicht möglich, die Bestellung seiner zum Anjäsn mit Winter getretde bestimmten Felder zu beenden und da. wo dies bereits, aber spät, geschehen ist, konnten die in den Boden gebrachten Saaten wegen der Kälte vielfach nicht auflaufen. Ein durchdrinaender Regen oder eine gute Schneedecke wären von großem Nutzen.
^ Jubiläum. Wildberg, 12. Dez. Die Molkereigenossenschaft Witdberg kann am 1. Jan. 1922 aus ein 25 Jahre langes Bestehen zurückbitckcn. Anläßlich ter diesjährigen Generalversammlung wurde dem umsichtigen Molker Joh. Kreudler, jr., für seine 25 jährige treue Arbeit ein Geldgeschenk von 100 gespendet. Da mit diesem Jubiläum auch dessen Fest der silbernen Hochzelt zusammenfiel, durste der allezeit gefällige „Kreudlerhanncs" von seinen Freunden . herzliche Glückwünsche entgegennehmep. Möge er noch lange seiner Familie als treubesorgter Vater erhalten bleiben!
Württemberg.
Mittelstandshilfe. Mötzingen. Die Mittelstandsnothilfe hat in der hiesigen Gemeinde viel Verständnis und täftgs Teilnahme gefunden. Eine am vergangenen Sonntag zu diesem Zweckvrranstaltele Hauslammlung hat 2063 ergeben.
Wahlkreisversammlung der D.d.P. Calw. Der Wahlkreis Calw-Neuenbürg Nagold veranstaltete am Sonntag nachmittag eine öffentliche Wahlkrcisversammlung im Saale der Brauerei Dreiß. GRt. Slaudenmeyer leitete die Versamm-
Wolf machen. Wie kann ein so hoher Herr nur Freude da ran haben, einen so zu quälen."
„Auf diese Art äußert sich immer sein Zorn," belehrte ihn Frondsberg. „Je kälter und schärfer er aber von außen ist, desto heißer kocht in ihm die Wut. Tr war es, der auf den Gedanken kam, dich nach Tübingen zu senden, teils, weil er sonst keinen wußte, teils auch, um das Unrecht, das er dir angetan, wieder gutzumachen. Denn in seinem Sinn war die Sendung höchst ehrenvoll. Du aber hast ihn durch deine Weigerung gekränkt und vor dem Kriegs, at beschämt."
„Wie?" rief Georg, „der Truchseß hat mich vorgeschla gen? So kam also jene Sendung nicht von Euch?"
„Nein," gab ihm der Hauptmann mir geheimnisvollem Lächeln zur Antwort, „nein! Ich habe ihm sogar mit aller Mühe avgeraten, dich zu senden, aber es half nicht«, denn die wahren Gründe konnte ich ihm doch nicht sagen. Ich wußte, ehe du eintratst, daß du dich weigern würdest, dies Amt anzunehmen. — Nun, reiße doch die Augen nicht so auf, als wollest du mir durch das lederne Koller ins Herz hineinschauen. Ich weiß allerlei Geschichten von meinem jungen Trotzkopf da!"
Georg schlug verwirrt die Augen nieder. „So kamen Euch die Gründe nicht genügend vor, die ich angab?" sagte er. „Was wollt Ihr denn so Geheimnisvolles von mir wissen?"
„Geheimnisaoll?" Nun so gar geheimnisvoll ist es ge rade nicht, denn merke sür die Zukunft: wenn man nicht v-rraten sein will, so muß man weder bet Abendiänzen sich gebärden wie einer, der vom Ei. Vetis Tanz befallen ist. noch nachmittags um drei Uhr zu schönen Mädchen gehen. Ja, mein Sohn, ich weiß allerlei," setzie er hinzu, indem er lächelnd mit dem Finger drohte, „ich weiß auch, daß dieses ungestüme Herz gut wücttembergisch ist."
Georg errötete und vermochte den lauernden Blick dcs Ritters nicht auszuhalten. „Württembergisch?" entgegnete er, nachdem er sich mit Mühe gefaßt hatte. .Da tut Ihr mir unrecht; nicht mit Euch zu Feld ziehen zu wollen, heißt noch nicht, sich an den Feind anzuschließen; gewiß, ich schwöre Euch —" (Fortsetzung folgt )