wurdet! verprügelt. In der Stadt herrscht große Aufregung über die Legionäre, die an den gestrigen Ereignissen die Schuld tragen.
Die Stellung des Kabinetts Wirth.
Hamburg. 3. Aug. Bon parlamentarischer Sette erhält die Neueste Hamburger Zeitung eine Zuschrift, in der sest- gestellt wird, daß die RetchSregternng vollkommen klar über die Notwendigkeit ihres Rücktrittes sei, falls sie in der ober- schlesischen und in der Frage der Sanktionen keinen Erfolg erzielt.
Wettlanf zwischen Mehreinnahmen «nd Defizit.
Dresden, 3. Aug. Im Monat Juli sind die Einnahmen des Reiches um fast 20 Prozent gegenüber dem Voranschlag gestiegen. Dennoch ist keine Besserung der Finanzlage dadurch eingetreten, da auch die Auslagen um etwas über 25 Prozent den Eiatooranschlag überschritten haben.
Nene Kampfansage der B. K. P. D.
Die „Rote Fahne" veröffentlicht einen wortreichen Aufruf des Exekutivkomitees der dritten Internationale, der daS Ergebnis der Reden und Beschlüsse des dritten Weltkongresses zusammen faßt. Der Aufruf schließt in folgender Aufforderung zum Bürgerkrieg: Neuen großen Kämpfen gehen wir entgegen. Rüstet euch für neue Schlachten. Richtet die allgemeine Kampffront des Proletariats auf.
Aus Stadt und Bezirk.
Nagold, 4. August 1921.
* Dortrag Eberhard Wildermuth. In etwas dichter besetztem Saale als beim vorhergehenden Vortragsabend sprach gestern Assessor Eberhard Wildermuth Stuttgart, der Landesvorsitzende der D. d. I. über das Thema: „Grundlinien deutscher Politik". Er gab zunächst eine Definition des Worts „Politik" als des Bestrebtseins, die Geschicke des Staates bezw. der Staaten zu beeinflussen, eine Möglichkeit, die uns z. Zt. allerdings nur in sehr beschränktem Maß offen steht. Was zunächst die Innenpolitik anbelange, so müsse man die uns überkommene Ordnung des Klaffenstaats (letzteres will der Redner übrigens nur im gesellschaftl. Sinn verstanden wissen) überwinden u. ihre Keime, die sich auch heute trotz des SystemwechselS wieder geltend machen bezw. bis jetzt nicht überwunden werden konnten, bekämpfen. Insofern sei wahrhafte Demokratie als das Geltenlassen jedes Einzelnen und jeder Individualität daS, was wir anzustrebeu hätten, das, wofür besonders die Jugend, die von Vorurteilen noch frei sei, eintreten müsse. In diesem Zusammenhang streifte der Redner noch das Problem der Lohnarbeit, von defsenrichrigerLösung eS abhänge, ob wir als Ganzes dem sicheren Niedergang verfallen sind wie die Antike an dem System der Sklavenarbeit, und das darin bestehe, auch dem einfachen Mann dem Mann an der Maschine, zu einer inneren Einstellung zu seiner Arbeit zu verhelfen. Im übrigen liege der Schwerpunkt unserer Politik im Ausland. Der Redner hofft, daß es einmal gelingen möge, daß alles Volk deutscher Zunge sich zusammenfinde in dem einen großen Deutschland, und hofft, daß es uns gelingen möge, den Gedanken der Gleichberechtigung aller Völker in die Welt hinauszutragen, aber auch daß wir, wenn die Ketten des Gewaltfliedens von Versailles einmal gefallen sein sollten, in weiser Mäßigung das demokratische Ziel nicht vergäßen. Ob der Deutsche im allgemeinen politisch wirklich so hoffnungslos unbegabt ist, wie manche Leute meinen, möchte Wildermuth bezweifeln, indem er auf die überlegene u. vorbildliche Wirtschaftspolitik unserer großen Jndustriekonzerne vor dem Krieg hinweist, was Prof. Kantorowicz veranlaßt, nachher in der Diskussion einen Unterschied zwischen unserer Wirtschaftspolitik und unserer Außenpolitik, die leider nur zu sehr Machtpolilik gewesen sei, zu machen. Dagegen sieht
auch Wildermuth den Grund unseres Zusammenbruchs in unserer „JllusionSpoltiik", die die Dinge immer so ansah, wie man sie haben wollte und nicht, wie sie eigentlich waren. Diese innere Unwahrhaftigkeit uns selber gegenüber, für die man auch ein bezeichnendes Beispiel an uns,rer Schulerziehung habe, die darauf ausgegangen sei, möglichst viel Wissen bei- zubrtngen, vielmehr vorzmäuschen, anstatt den Haupmach- druck auf Charakterbildung zu leaen, erklärt sich der Referent aus einem gewissen überspannten Idealismus. Was wir dem entaegenzuhalten hätten, sei rückhaltlose Wahchüt gegen unS selbst und Wille zum Anderswerden und Andersmachen. Der Redner schloß mit einem Appell an die Jugend, die dazu berufen sei. DerVorsitzende des Abends stud. tur. Hägele dankte dem Referenten im Namen der Versammlung für das Gebotene. In der folgenden Diskussion wurden von den verschiedenen Rtdnern die einzelnen Punkte de? Vortrags erweitert und mit Beispielen belegt. Professor Kantorowicz Freiburg stellt in einer Rede, die übrigens in manchen Wendungen eine nicht zu unterschätzende Gegensätzlichkeit zu den Ausführungen des Vorredners erkennen läßt, das undemokratische Verhalten der früheren Regierung an den Pranger, die in dem Mach frieden von Bukarest Rumänien jeden Zugang zum Meer, in dem Frieden von Breft-Litowsk Rußland den Besitz fall aller seiner für die Existenz des russischen Reichs nötigen Randstaaten nahm. Ec weist auf die vorzügliche englische Politik hin, die es verstehe, immer mit der eigenen Interesse dasjenige anderer zu vereinigen und sich so deren Freundschaft zu sichern. Professor Bauser sieht in unserer Kleinstaaterei den Grund unserer unglückseligen seitherigen Entwicklung und tritt für den Einheitsstaat ein. WaS die Schulfrage betreffe, so haben wir mit oder trotz unseres „Wissens" Fiasko gemacht; was aber kein Grund zu dauerndem Pessimismus sein dürfe. Er schließt mit dem Hoffnung, daß der Abend zum Wiederaufleben der D.d Jugendgruppe in Nagold beigstragen habe, eln Wunsch, dem sich auch die Leitung der Versammlung im Schlußwort anschließt.
Deutsch-demokratische Jugendwoche. Als Abschluß ihrer öffentlichen Veranstaltungen veranstalten die Freunde der demokratischen Jugend morgen Abend eine Filmvorführung. Diese ist umso begrüßenswerter, als der in vielen Orten unseres schwäbischen Heimatlandes vorgeführte Neckarkanalfilm zur Vorsstarung gelangt. Den Rahmen gibt ein Unter haltungs- und Familienabend, den im übrigen musikalische und literarische Darbietungen ausfüllen. — Zu diesem Abend ergeht Einladung an die aesamte Einwohnerschaft Nagolds. Beginn V»9 Uhr in der Traube.
* Fahrpreise bei den Kraftwagen Personenposteu. Neuerdings sind in der Presse mehrfach Klagen über die Höhe der Preise bei den Kraftfahrlinien der Reichspost Verwaltung laut geworden. Hiezu wird von zuständiger Seite geschrieben: Der Fahrpreis bet den Kraslwagen-Personenposten ist zur Zeit auf 50 für den Km. festgesetzt; das ist nach Abzug der aus den Einnahmen zu entrichtenden Verkehrs sie uer kaum das 7fache des Tarifs der Vorkriegszeit, der 7 ^ für den Km. betrug. Die derzeitigen Betriebskosten sind jedoch auf weit mehr als das 7fache gestiegen. Beispielsweise betragen die Kosten für Benzin oder Benzol zur Zeit das 30 bis 35fache der Vorkriegszeit. Infolgedessen hat die Postverwaltung, um ihre Selbstkosten zu decken, nicht unerhebliche Zuschüsse zu den Personengeldeinnahmen zu leisten. Unter diesen Umständen ist an eine Ermäßigung der Fahrpreise zur Zeit umsoweniger zu denken, als bei einer solchen Ermäßigung keineswegs eine Verkehrsstetgerung in dem Umfang zu erwarten wäre, daß hiebei auch nur annähernd gleiche Einnahmen wie bet dem jetzigen Fahrpreis erzielt würden. Auch die Privatunternehmer von Kraftfahrlinien in Württemberg ei heben grundsätzlich keine niedrigeren, vielmehr zum Teil höhere Fahrpreise als die Reichspostoerwaltung. Was die Reisegepäckgebühren bei den Kraftwagen Personenposteu anbelangt, so ist darauf hinzuweisen, daß für kleinere Gepäckstücke bis mm Gewicht von etwa 5 Kgr., die ohne Belästigung der Mitreisenden im Personenraum untergebracht werden, Gebühren überhaupt nicht erhoben werden. Auch sonst
sind die Gebühren wesentlich niedriger, als die Gebühren beim Versand gewöhnlicher, Über 5 Kgr. schwerer Pakete, die in der Nabzone zur Zeit auf 6-18 ^ festgesetzt sind.
* F,rnsprech»Nebenstrllen. Die Reichstelepraphenve» waltung beabsichtigt, den Fernsprechteilnehmern größere Freiheit in der Herstellung und dem weiteren Ausbau rhrer Nebenstellenanlagen zu geben. Schon immer wurde es von den Teilnehmern als ein Mangel empfunden, daß die Hauplstellen nicht reichSetgener Nebenstellenanlagen nicht durch unmittelbare Leitungen (Querverbindungen) mit einander verbunden werden konnten. Das soll künftig gestattet sein und zwar nicht nur zwischen Hauplstellen im Anschlußbereich desselben Ortsnetzes, sondern in Ausnahmesällen auch zwischen Hauptstellen ,n den Anschlußbereichen verschiedener Ortsnetze, soweit diese nicht über 25 Klm. von einander entfernt sind. Die Ober-Postdirekttonen sind vom Retchtpostmintster ermächtigt worden. Anträgen auf Herstellung von Querverbindungen dieser Arten fortan, zunächst widerruflich zu entsprechen. Weitere Maßnahmen, durch die dem Fernsprechteilnehmer die Möglichkeit gegeben werden soll, gegen Zahlung von Sondergebühren seinen Anschluß zur Steigerung der Benut- zungswöal'ckkeit weiter auSzunützen, sind in Vorbereitung.
* Postverkehr mit den ehemaligen österreichischen Ländern. Die Zahl der unzureichend sreigemach'en Bllessendungen ist noch immer sehr beträchtlich. Besonders häufiz werden derartige Sendungen nach Orten im Hultschiner Ländchen und in den von der ehemaligen öfter- reich-ungarischen Monarchie abgetrennien Gebieten (Böhmen. Mähren, O'sterreichifch-Schlesien. Galizien, Bosnien-Herzegowina, Dalmatien, Küstenland, Südtirol, Teile von Kärnten, Krain, Nieder österreich und Unaarn) unrichtig nach den Sätzen, die' im Verkehr mit dem fetzigen O sterreich und Ungarn und im innerdeulschrn Verkehr gelten, steige- macht. Es wird deshalb daran erinnert, daß die vorbezeichneten Gebiete an Italien, Jugoslawien, Polen. Rumänien und die Tschechoslowakei gefallen sind und daß Bliesscndungeo dorthin den Weltpostvereinsätzen unierllegen. — Vom >. August an wird der Me.stbelrag einer Postanwelsung aus Deutschland nach Oesterreich auf Slli 0 Kro- nen und der Meistbetrag einer Postanweisung aus Oesterreich nach Deutschland auf 500 erhöht.
* Auslandspostverkehr über England. Vom 1 August an änderten sich die Gewichtsgebühren sür Postpakete nach allen Ländern mit den Leitwegen über Hamburg — England und Belgien — oder Niederlande — England, well die britische Postoerwaliung, wozu sie nach den bestehenden Bertiägen berechtigt ist, veränderte Gebührenanteile, — teils höher teils niedriger als bisher — beansprucht. In den sonstigen Annahmebedingungen hat sich nichts g ändert. Nähere Auskunft erteilen d-e Postanstalien.
* Zur Milchfrage. Vielfach scheint die Auffassung zu herrschen, daß mit dein 1 September 192l die öffentliche Bewirtschaftung der Milch gänzlich aufbört. Diese Ansicht ist durchaus unzutreffend. Nach § 13 der Reichsmilchverordnung vom 30. April 1921 können die Landeszsntralbehörden mit Zustimmung des ReichSministers für Ernährung und Land- wirtschafl für die Zeit bis zum l. September l92l abweichende UebergangSbestnnmungen erlassen, d. h. sie können gegebenenfalls unter Aufrechterhaltung der früheren Vorschriften über die Milchzwangswirlschaft das Inkrafttreten der genannten Verordnung bis zum 1. September 1921 hinauSschte- ben. Von dieser Ermächtigung hat das württ. Grnährnngs- mtnisterium keinen Gebrauch gemacht, nachdem die Vertreter des Käsereigewerbes des württ. Oderlandes, des Verbands landwirtschaftlicher Genossenschaften und des Butter- u. Käsegroßhandels in einer am 21. Mat 192l in Ravensburg sehr stark besuchten Versammlung einstimmig eine Entschließung angenommen hatten, bei dem Uebergang von der Zwangs- bewirtschaftrmg der Milch und Mtlcherzeugnisse in eine freiere Wirtschaft insbesondere durch Förderung des Abschlusses von Lteferungsoerträgen und gewissenhafte Einhaltung der letzteren, sowie der bedungenen Preise dahin zu wirken, daß die Versorgung der württ. Bevölkerung nicht gefährdet wird. In seiner Verfügung über den Verkehr mit Milch u. Milch- erzeugnissen vom 24 Mai 1921, hat daher das württ. Ernährungsministerium sogleich AusführungSoorschrifien zur Reichsmilchverordnung erlassen. Am 1. September l92l tritt daher eine Aenderung in den z. Zt. geltenden Bestimmungen über die Bewirtschaftung der Milch nicht ein. Die Kon- zesstonierungspflicht des Mtlchhandels, die Kontingentierung
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Zähle nicht die bangen Stunden, Die des Lebens Nacht entsteigen, Zähle nur. wenn sie entschwunden Wieviel Sterne sie dir zeigen!
Srelter.
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Liebe erweckt Liebe.
Original-Roman von H. Courths-Mahler 28 > (Nachdruck verboten.)
Die alte Frau sah mit einem guten, stillen Blick in sein kühngeschnittenes Gesicht. Dann blickte sie in FeeS Augen und zuletzt wieder in die seinen.
Nach einer Weile sagte sie leise:
„Ja, ja, mein Junge — ein Mutterherz ist selten mutig — es bangt sich zu sehr. Aber davon wollen wir nun nicht mehr sprechen. Rufe doch bitte mal die Wedltch herein, Hans, sie soll den Kaffee bringen. Und dann setze Dich auch an den T sch".
HanS rief zur Tür hinaus: „Frau Wedlich, Kaffee!"
Fee mußte lachen. Mit großen erstaunten Augen sah sie sich in dem schlichten Zimmer um. Sie wunderte sich immer wieder, daß ihr Verlobter seine Mutter in dieser ärmlichen Umgebung ließ. Das Stübchen war zwar ganz behaglich, aber doch sehr schlicht und einfach. Warum nahm er seine Mutier nicht zu sich in sein Haus?
Nun kam die kleine, rundliche Frau Wedlich mit der Kaffeekanne herein. Diese war aus weißem Porzellan mit blauen Blümchen verziert, über denen einige Schmetterlinge schwebten. Frau Wedltch setzte sie umständlich und feierlich aus den Tisch und rückte noch ein wenig an den Taffen, damit sie noch etwa« länger auf die vornehme, junge Dame blicken konnte.
„Soll ich den Kaffee einschenken, Frau Ritter?" fragte sie diensteifrig.
„Nein, Weltlichen, lassen Sie nur, das mache ich selbst", antwortete diese.
Da zog sich „die Wedltchen" langsam zurück.
HanS sah ihr lachend nach.
Seine Mutter wollte nun die Tassen füllen, aber Fee kam ihr lächelnd zuvor.
„Laß mich das tun, liebe Mutter, bleibe Du ruhig sitzen", sagte sie und bediente mit der ruhigen Anmut ihrer Bewegungen erst die alte Frau, dann Hans und sich.
Ritter ließ die Augen nicht von ihr. Es schien ihm ein herrlicher Anblick, wie sie so graziös und selbstverständlich an dem weißgedcckten Tisch hantierte. Es war, als habe sich eine junge Fürstin in daS schlichte Stübchen seiner Mutier verirrt, den kleinen Raum mit L cht und Sonne erfüllend. Die schlanken, weißen Hände taten ihr Werk so gesch.ckt, daß eS eine Lust war, ihnen zuzusehen.
Mitten auf dem Tisch stand ein großer Napfkuchen, der mit dem wirklich guten Kaffee lieblich um die Wette duftete. Man sah, daß eS ein richtiger hauSgebackener Kuchen war.
Fee nahm tapfer eine Schnitte davon und sch en sie mit Behagen zu verzehren. Lächelnd sah HanS zu seiner Mutter hinüber. Die beobachtete Fee ängstlich. Gr wußte, daß die Mutter den Kuchen selbst gebacken hatte, und daß sie nun besorgt war, ob er Fee auch munden würde. Ec selbst bevorzugte diesen von der Mutter gebackenen Kuchen sehr, schon um ihr eine Freude zu machen.
Fee fand sich mit bewundernswerter Sicherheit in der ihr ganz ungewohnten Situation zurecht. Sie saß an dem schlichten, sauber gedeckten Tisch, als sei sie es gar nicht anders qewöhnt. Sie fand sogar, daß diese Kaffeestunde einen gewissen Reiz hatte.
Als sie nach einer Weile noch eine zweite Schnitte Kuchen nahm — sie tat eS natürlich, um der Bewirtung Ehre zu erweisen — atmete Frau Ritter auf und ihr Gesicht bekam einen freudigen Ausdruck
„Schmeckt Dir der Kuchen, Töchterchen?"
Fee nickte lächelnd.
„Ganz vorzüglich, Mutter, ich habe mir darum noch ein zweiter, großes Stück genommen. Du hast ihn sicher selber gebacken, weil er so köstlich ist."
Frau Ritter nickte strahlend.
„Ja, Hans mag ihn immer sehr gern, obwohl er doch jetzt verwöhnt ist, und da hoffte ich, er würde Dir auch munden."
Hans Ritter dachte, wie vorzüglich Fee eS verstand, sich die Gunst seiner Mutter durch ihr ganzes Verhalten zu erringen. Er wußte, daß der Mutier nun ein Stein vom Herzen gefallen war. Sie hatte sich so sehr gebangt vor dem
ersten Besuch ihrer vornehmen Schwiegertochter. Und doch hatte sie diese gern kennen lernen wollen, um selbst prüfen zu können, ob ihr Hans auch eine gute Frau bekam.
Frau Ritter wurde nun unbefangen und wärmer und plauderte angeregt mit dem Brautpaar. Einige Male hatte sie schon befremdet gelauscht, wenn Hans seine Braut beim Namen ries. Der kam ihr so wunderlich vor. Schließlich faßte sie sich ein Herz und fragte:
„Wie nennt Dich der Hans immer, mein Töchterchen? Höre ich recht, sagt er „Fee" zu Dir?" „Ja, Mutter."
„Aber das ist doch wohl nicht Dein Name, das ist wohl nur ein Kosewort?"
Fee wurde ein wenig rot, weil sie dachte, daß ihr Verlobter ein Kosewort ihr gegenüber sicher nicht anwenden würde.
„Ich heiße Felicitas,' liebe Mutter, und werde-in der Abkürzung „Fee" gerufen. Mit einer Fee habe ich aber gar nichts gemein", sagte sie lächelnd. .
„Felicitas — Felicitas", prägte sich Frau Ritter den Namen ein. „Nun. das ist wohl ein sehr vornehmer Name, ich habe ihn noch nie gehört. Aber Fee, das klingt doch viel hübscher. Und ich denke doch, daß Du sehr viel von einer Fee an Dir hast. Du hast so schöne» goldenes Haar und bist so fein und lieblich. Ich alte Frau dark Dir das wohl sagen. Mit so goldenem Haar habe ich mir als Kind immer die Feen und die Prinzessinnen vorgestellt. Der Hans übrigens auch. Wenn Du es mir erlaubst, möchte ich Dich auch Fee nennen.
„Ich bitte Dich darum, Mutter. Auf den Namen FelicltaS höre ich kaum, der ist mir ganz fremd geworden."
Ueber eine Stunde blieb das Brautpaar in der bescheidenen Behausung der alten Frau. Inzwischen war eS dun- kel geworden, und die Lampe mußte angezündet werden. Da sah das kleine Zimmer ganz traulich aus.
Aber dann brach HanS zuerst auf.
„Ich muß Dich Tante Hofrat wieder abliefern, Fee, sonst wird sie ungnädig", sagte er mit dem feinen Spottlächeln, das er meist sür die Hofrätin hatte.
Fee erhob sich. «Ja, wir müssen uns auf den Heimweg machen. Wenn Du erlaubst, liebe Mutter, besuche ich Dich mit HanS bald einmal wieder.
Die Augen der alten Frau leuchteten auf.
„Ja — willst Du das wirklich tun — bin ich Dir nicht zu gering?" (Forts, folgt.)