machen; dieser Standpunkt ist gegenüber dem Vorschläge deS internationalen Arbeitsamtes auch von mehreren Swaien betont woroen. Zwar wird nicht vei kan nt. daß es etliche Zweige der landwirtschaftlichen Arbeitsoerhältnisse gibt, in denen eine internationale Regelung nicht nur möglich, sondern teilweise auch keineswegs unzweckmäßig erscheint wie z. B. Einführung von Arbeiterveisicherungen gegen Unfall, Krankheit, Invalidität, Alter; allgemeine Vorbeugungsmaßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit; Schutz der Frauen und der Kuder gegen eine übermäßige, ihrer körperlichen Beschaffenheit nicht entsprechende Verwendung; Unterbringungsfragen, sowie schließlich das Vereinigungs- und Koalitionswesen. Aus diesem Gebiete hat die Festsetzung von internationalen Richtlinien viel für sich, doch — und dieses wird allgemein auch von den Arbeit nehmern anerkannt — nicht für Deutschland; denn dieses marschiert bei allen derartigen Maßnahmen bereits jetzt an der Spitze der zivilisierten Völker.
Kleine politische Nachrichten.
Das sollte zu denken geben.
Einen Anschlag auf den Schnellzug München—Saarbrücken versuchten kürzlich marokkanische Soldaten bei Zweibrücken. Südlich dieser Stadt ist die Bahn in einem l*/r Kilometer langen und bis zu 20 Meter tiefen Einschnitt herumgeführt; oberhalb vieses Einschnittes liegen die Kasernen, die siüher von dem 22. bayerischen Inf. Rgt. und jetzt von einem marokkanischen Schützenregiment belegt sind. In der letzten Zeit wurden von Bahnbeamten auf den Schienen dieses Einschnittes wiederholt Steine und Felsblöcke gesunden, die nur absichtlich dahin gelegt sein konnten. An einem Abend bemerkte nun ein Streckenwärter, wie marokkanische Soldaten damit beschäftigt waren, einen Baumstamm quer über die Schienen zu legen; es war kurz, ehe der Schnellzug die Strecke passieren sollte. Dein hinzuetlenden Bahnwärter gelang es noch, das Hindernis zu beseitigen und dadurch ein gräßliches Unglück zu verhüten. Die Täter waren aber mittlerweile entkommen. Nur bolschewistische Lust am Zerstören oder der Haß gegen die Franzosen kann den Marokkanern dieses Attentat etngegeben haben; denn der Schnellzug der in Saarbrücken Anschlüsse nach Metz und Parts hat, ist in der Regel stark von französischem Militär und Zivilisten besetzt. Wie Marokkaner, die etwas deutsch sprechen, offen erklärten, haben sie gegen die Franzosen einen mindestens ebenso großen Haß, wie gegen die Deutschen. Sie bezeichnen sich stolz als Araber, die eine weit edlere Raffe seien wie die Franzosen und dereinst mit Türken und Russen die Iran zosen aus Afrika und Kleinasien hinauSweifen würden. Ein Ausfluß dieses Haffes mag das versuchte Attentat gewesen sein, von dem insbesondere die Rekruten beseelt sind, die das Regiment kürzlich direkt aus Nordafrika erhalten hat. Diese Rekruten, die, wie man hört, in Afrika nur 6 Monate aus gebildet sind, zeigen eine unbändige Wildheit, die sich auch gegen die männliche Zivilbevölkerung gekehrt hat.
Die Besetzung des Ruhrgebiets als Erpreffungsmlltel.
Der Matin sagt: Es wäre unklug anzunehmen, daß, wenn man einmal das Ruhrgebiet vom übrigen Deutschland getrennt habe, Deutschland sofort kapitulieren werde. Das Ruhrgebiet müsse nicht nur ein Druck, sondern auch ein Zahlungsmittel sein. Man müsse eine längere Besetzung ins Auge fassen und kein Mittel unversucht lassen, um die normale Produktion aufrecht zu erhalten. Zuerst müßten die zwei Millionen Tonnen Kohlen für die Entente monatlich sichergestellt werden. Es sei viel vernünftiger, Deutschland die übrig bleibenden Kohlen teuer zu verkaufen als sie ihm zu entziehen, weil die Operation im Ruhrgebiet Geld ein- bringen anstatt Geld kosten solle. Eine Besteuerung von 80°/» pro Tonne würde allein von den Kohlen 250 Millionen Francs im Monat einbringen. Dazu käme noch der Verkaufspreis, den die Neutralen für die Kohlen bezahlten. Die Arbeitslöhne würden von Kontributionen, die man den Städten auferlege, bezahlt werden. Nach einem Plan von Loucheur sollten die Fabriken im Ruhrgebiet, namentlich die metallurgischen, zum Nutzen der befreiten Gebiete ausgebeutet werden.
Die Sozialdemokratie des Ruhrgebiet« zur Besetzungsfrage.
Die „Volk stimme" nimmt scharf Stellung gegen die Auslastung Hubert Jaques' im Pariser „Journal". Das Blatt schreibt, der Pariser Schriftsteller, der andauernd zum Vorrücken blase, habe behauptet, daß die Arbeiter bei dem Einmarsch der Ententetruppen in Duisburg, Düsseldorf und Ruhrort gleichgültig gegenüber gestanden hätten, und schließe daraus, daß, wenn die Entente den deutschen Arbeitern genügend zu essen gebe, sich diese alles gefallen lassen und gegen die weitere Besetzung des Ruhrgebiets nichts einwenden würden. Das Blau erklärt, daß sich Hubert Jaques eine lächerliche Vorstellung von der deutschen Arbeiterschaft macke, wenn er glaube, daß diese bereit sii, für ein bißchen Essen und Trinken ihre Ideale des Sozialismus und den Kampf gegen den Imperialismus preiszngeben. Frankreich solle nicht denken, daß es die deutschen Arbeiter zu Arbeiisjklaven Herabdrücken könne.
Auf diesen Artikel hin ist dem Blatt eine Verwarnung zugegangen, in der die Besatzungsbehörde sagt, daß das Blatt, da es schon einmal auf 10 Tage verboten war, in Zukunft mit einem Verbot von mindestens einem Monat zu rechnen habe.
Die russische Regierung General Wrangels.
Das französische Ministerium für auswärtige Angelegenheiten veröffentlicht eine längere Note, daß General Wrangel in Konstanitnopel eine Art russische Regierung gebildet habe und die von ihm befehligten Truppen, die er aus der Krim mitgesührt habe, zu behalten gedenke. Der General übe einen fortschreitenden Druck aus, damit sie sich den Maßnahmen, die Frankreich vorgeschrieben habe, widersetzen. Er klage Frankreich an, die Kosaken den Bolschewisten ausliefern zu wollen. Die Note erklärt, eine derartige Haltung sei unzulässig. Frankreich habe, das Recht zu verlangen, daß dis ungeheuren finanziellen Opfer, die es für die Evakuierten gebracht habe, besser gewürdigt würden. Die Note stellt ferner fest, die französische Regierung habe im Einverständnis mit den Alliierten immer die Anstcht vertreten, daß die Evakuierten keine Armee darstellten und daß sie nur provisorisch und aus reiner Menschlichkeit heraus Gastfreundschaft genießen könnten. Die Existenz eines solchen Heeres auf türkischem Gebiet widerspreche dem internationalen Recht und sei ge fährlich für den Frieden. Die Evakuierten müßten dem Einfluß des Generals Wrangel entzogen werden. Frankreich, bas seit fünf Monaten Unterstützungen leiste, sei im übrigen an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angekommen..
Eine Verteidigung Levis.
Die Kommunisten Braß, Däumtg, Adolf Hoffman«, Klara Zetkin u. a. ergreifen in einer Erklärung in der Roten Fahne das Worr zur Verteidigung deS aus der kommunistischen Partei ausgeschlossenen Paul Lern. Sie erklären, daß sie die Auffassung Levis über die Mikrzaktion und über das Verhalten der Zentrale der KP.D. teilen. Die Zentrale habe durch die Unterstützung der putschistischen Aktion die Partei in die schwerste Verwickelung gestürzt. Die Unterzeichner der Erklärung verlangen die beschleunigte Einberufung eines außerordentlichen Parteitags, der Stellung zu den umstrittenen Fragen nehmen soll, da sie der Zentrale das politische und moralische Recht absprechen, allein und selbstherrlich über die Köpfe der Arbeiterschaft hipryM über Fragen zu entscheiden, von denen die gesamte Existenz der Partei abhänge. I" einer Gegenerklärung teilt die Zentrale mit, daß sie das gesamte Material über die Märzaklion der Exekutive der dritten Internationale unterbreiten wolle, um deren Entscheidung einzuholen. Sobald die Verhältnisse es irgendwie gestatteten, werde die Zentrale den Parteitag einberufen, wenn irgend möglich, uoch vordem 3. Weltkongreß, der am 1. Juni stattfindet.
In einem Schreiben an die Zentrale der K.P.D. hat der aus der Partei ausgeschlossene Paul Levt gegen seinen Ausschluß Berufung beim ZsntralauSschuß eingelegt. Wie die Rote Fahne mitteilt, wird diesem Apsll Rechnung getragen werden.
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Eisberge im Atlantischen Ozean.
Die amerikanischen Schiffahrtsgesellschaften haben die Mitteilung erhalten, daß im Atlantischen Ozean neuerdings größere Eisberge aufgetasscht sind. Die Schiffahrtsgesellschaften haben darauf ihren Schiffen den Befehl gegeben, in den
8 Dieses Leben ist nicht eine Gesundheit, sondern g 8 ein Gesundweiden, nicht ein Wesen, sondern ein Wer- «r v den. nicht etne Rahe, sondern eine Uebung. Wir sind o 8 es noch nicht, wtr werden es aber. Luther. L
Im Schatte« der Schuld.
671 Original-Roman von Hanna Förster.
„Heute nacht werde ich bei der Großmutter wachen, Renate, du mußt dir auch einmal eine ganze Nacht Schlaf gönnen. So kann es wirklich nicht weiter gehen, sonst brichst du demnächst zusammen."
Es war Anneliese von Lowitz, die diese Worte zu ihrer Freundin sprach. Die beiden jungen Damen saßen im Wohnzimmer Frau von Nehrings, wo sie im Erker eben eine Mittagsmahlzeit eingenommen hatten.
Renate von Ullmer sah blaß und müde aus, und tiefe .Schatten lagen unter ihren Augen, die all ihren früheren sonnigen Glanz verloren hatten. Mit einem schattenhaften Lächeln wandte sie sich sitzt an die Baronesse und antwortete:
„Man bricht nicht so leicht zusammen, Anneliese. Ge rade wir Frauen können sehr viel mehr aushalten, als wir wissen und glauben — ich will abwarten, was der Arzt heute sagt. Ich muß dir bekennen, daß ich das Schlimmste für Großmutter süichte. Seit heute früh steht sie noch verfallener aus, und dieses Hindämmern in völliger Bewußtlosigkeit, nur zuweilen von einem leisen, unverständlichen Murmeln unterbrochen, ist so erschreckend unheimlich."
Anneliese nickte ernst. „Auch ich habe keine Hoffnung mehr. Aber, liebste Renate, ist nicht in diesem Fall der Tod als etne Erlösung zu begrüßen? Du weißt ja, was der Professor aus Berlin sagte — sollte sie die Krankheit Über
stehen, dann wird sie wahrscheinlich in ihrer Gehirntätigkeit beschränkt sein und wohl dauernd in einer Anstalt untergebracht werden müssen. Das wäre doch schrecklich!"
Ein leiser schmerzlicher Seufzer entrang sich Renates Brust.
Anneliese stand auf.
„Ich werde drüben in der Wirtschaft noch nach dem Rechten sehen — du legst dich ein paar Stunden hier auf den Divan, Renate, ja? Vor vier Uhr brauchst du Frau Möller nicht abzulösen. Ich warte das Kommen des Arztes ab, ebe ich nach Lowitz zurückkehre."
Renate folgte dem Rate der Freundin und legte sich für einige Stunden zur'Ruhe nieder.
Gegen vier Uhr kam der Arzt und untersuchte die Patientin eingehend. Etwas an ihrem Aussehen gefiel ihm nicht.
Als er sich endlich aufrichtete, sprach ein tiefer Ernst aus seiner Miene. Mit leiser Stimme sagte er:
„Die Kranke ist sehr schwach, das Herz arbeitet nur noch matt und unregelmäßig. Das Ende kann schon in den nächsten Stunden eintreten."
Tief ergriffen blickte Renate auf das fahle und so schreckhaft veränderte Antlitz der Großmutter. Sie fühlte in diesem Augenblick nur ein heißes Mitleid mit dieser Frau, die zeit ihres Lebens durch eigene Schuld herzenseinsam und unzufrieden gewesen, und der all ihr Stolz und der durch eine schwere Sünde errungene Reichtum nicht hatte über diese innere Einsamkeit hinweghelfen können.
Sie war so in ihre Gedanken vertieft, daß sie gar nicht merkte, wie ihre Freundin mit dem Arzt hinausging, und wie dann, als diese zurückkam, die alte Wirtschafterin das Gemach verließ Erst nach einer ganzen Weile, als Anneliese sie leise bet ihrem Namen nannte, fuhr sie auf. Ihre Augen standen voller Tränen.
Die Baronesse sprach ihr beruhigend und tröstend zu. Und dann saßen die beiden Freundinnen schweigend vor dem Bett, und sahen auf das verfallene Antlitz, das immer blasser wurde. Mehrere Stunden hatten sie wohl so gesessen. Da
nächsten Wochen die Route zwischen Europa und Amerika 60 Seemeilen weiter jüolich zu nehmen.
Schneesturm auf der Nordsee.
In der Nordlee tobt seit 24 Stunden ein außergewöhnlich schwerer Nordsturm, verbunden mit Regen- und Schnee- fällen. Die Temparatur ist auf den Gefrierpunkt gesunken was den ganzen Winter über nicht der Fall war. Bei den Faroer Inseln erlitten mehrere Segelsch>ffe und Fischerboote Schiffdruch. Alle Leuchtturmstationen geben dringende Sturmwarnungen. _
W Bm»Ii>ikiW0WiiI.
Dem Reichsrat und dem ReichSwtrtschaftsrat liegt z. Zt der Entwurf eines neuen Gesetzes über das Branntweinmonopol vor, der gegenüber dem bisher geltenden allerdings inzwischen mehrfach veränderten Monopvlgesetz von 1918 grundlegende Aenderungen aufwcist. R.in äußerlich unterscheidet sich der neue Gesetzentwurf daduich von dem bisherigen, daß es, was auf einen Wunsch des Reichstages znrückgeht, in seinem äußeren Aufbau den Grundsätzen der Retchsab- gabenoidnung angepaßt worden ist. Den letzten Anstoß zu der Vorlage hat wohl die zum Teil vrn London und Paris her dringend angeregte Notwendigkeit ergeben, neue Einnahmen für das Reich auch aus dem Branntwein zu schaffen. Bisher war die Einnahme des Monopols aus 800 ^ für 100 Ltter reinen Weingeist festgesetzt, eine Ziffer, die seit 1918 unverändert geblieben ist. Sie wird jetzt verfünffacht und als Mindestsatz werden 4000 für 100 Liker reinen Weingeist vorgeschlagen. Es muß dabei allerdings heroorgehoben werden, daß beim Erlaß des Gesetzes von 1918 der Branntwein sich bereits auf 250 ^8 stellte, während jetzt Preise von 8000 bis 12 500 für 100 Liter reinen Weingeist bezahlt werden. Die Begründung nimmt für die nächsten Jahre einen Verbrauch vott etwa 400000 Hektoliter, demnach eine Einnahme von k,6 Milliarden Mark an, rechnet aber damit, daß bei Erreichung des Beharrungszustandes Verbrauch und Einnahme sich verdoppeln.
Die Aenderungen, die der Entwurf vor sieht, beziehen sich nämlich auf den Verkauf und die Verwertung des von den Brennern erworbenen Alkohol«. Bisher haben ausschließlich Lssör- und Branntweinfabriken den Trinkbranntwein hergestelll und verkauft, obgleich bereits nach dem Gesetz von 1918 die Mo- nopoloerwattung die Berechtigung zur B-anntweinherstellung hatte. Der neue Entwurf erhält diese Berechtigung nicht nur ausrecht, sondern erweitert sie noch dadurch, daß er die Beschränkung der Monopolverwaltung auf Branntwein mit nicht mehr als 10°/» Zuckergehalt sal'en läßt. In der Begründung wird ausdrücklich darauf.hingewtesen, daß die Monopolverwaltung nicht beabsichtigt, nunmehr selbst Likör usw. herzu- stellen. Die Privatbetriebs erheben aber natürlicherweise heute schon den schärfsten Widerspruch gegen diele El Weiterung der Rechte der Monopolverwaltrng und erklären, daß die in der Begründung ausgesprochene Bereitwilligkeit ihnen die Sicherheit nicht bieten könne, die die gesetzliche Beschränkung geboten Hab?. Des ferneren wird die Mindestpreisgrenze für den Verkauf der Monopolerzeugnisse aufgehoben und zwar deshalb, weil unter den Preis oerhLllnissen, wie sie sich seit 19l8entwickelthaben.dis Monopolverwaltung sonssigezwun- gen wäre,ihre Erzeugnisse ganz erheblich unter den Tagespreisen abzugeben. Das bisherige Freigeld, die Abgabe, dis der Likölfabrikant dafür zahlte, daß er u. nicht die Monopolverwaltung den Weingeist zu Trinkbranntwein verarbeitete, wird aufgehoben. Es betrug bisher 1 für den Liter fertigen Trinkbranntwein, d. h. etwa 3 für den Liter Weingeist. An Sielle dieses festen Freigeldes soll ein Zuschlag von mindestens 30 Proz. treten, der also die Vorbelastung der in privaten Betrieben hergestellten Trinkbranntweine gegenüber dem Monopol- branntwein darstellt. Eine Vorschrift, die unter Umständen die p.ioats Trinkbranntweinheistellung lahmlegen könnte, enthält der 8 87, nach der die ReichSmonopoloerwaltung nicht verpflichtet ist, Branntwein zur Herstellung von Trinkbranntwein abzugeben, so lange ihr eigener Bedarf für diesen Zweck nicht sichergestellt ist.
Eine grundsätzliche Neuerung stellt auch die Vorschrift des § 92 Absatz 2 dar (alter 8 129), wonach Branntwein zur Herstellung von Heilmitteln, Riech- und Schönheitsmitteln sowie zu sonstigen gewerblichen Zwrcken, zu denen Brannt- wein bisher zu ermäßigten Verkaufspreisen nicht abgegeben
veränderte sich mit einem Mal das Gesicht Frau von Netz- rings. Ein Zucken ging darüber bin, die Hände fuhren krampfhaft über die Decke, die Augen öffneten sich groß und wett.
Anneliese trat zurück und so fiel der B.ick der Sterbenden aus ihre Stiefenkelin, die ihre jungen warmen Hände auf die welken Hände legte und voll heißen Mitleides die Kranke ansah. Und jetzt wollte Frau von Nehring sprechen, gewaltsam zwang sie mit dem letzten Rest ihrer Willenskraft ihren Körper zum Gehorsam — sie richtete sich ein wenig auf, sie öffnete die Lippen, doch nur schwache Laute entrangen sich ihnen. Da trat mit einem Mal ein solcher Ausdruck von angstvoller Frage in ihre Augen, daß Renate tief erschüttert war. Sie wußte, was die Sterbende ängstigte. Rasch beugte sie sich nieder und wie ein Hauch vernahm sie doch die Worte: „Dein Testament — niemand, versprich eS noch einmal-"
Leise, aber mit fester Stimme sagte Renate dicht an dem Ohr der Sterbenden: „Mein Versprechen halte ich" — und diese Worte klangen wie ein Gelöbnis. (Forts, folgt).
König Karlchens letzte Abenteuer.
Karl sprach zu Horthy: „Bitte zu verlesen —
Durch Uns wird nun der Ungarn Reich verwesen."
Der Reichsverweser aber zur Revanche
Statt Salz, und Brot gab ihm nur — Stein L msnger.
Nach Pest im Auto fuhr ihn ein Herr Schein Karl sprach beim Abschied: „Freiherr sollste sein!"
Als erste Tat von seinem Schwindelthron Und letzte schuf er einen — Scheinbaron l
Zu heiß war ihm die Schweizer Gletscherwelt Da hat man ihn in Spanien — kaltgestellt.
Wer so vom Regen in die Traufe hupft
Dem darf man glauben, nennt er sich — verschnupft.
Bakel.