Äk8 Dis Lisbe
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Die gute Mutter, die so rasch weiß wurde. Aber mit der Bitte und mit dem eigenen Wunsch nach dem Maturum, das sie sich erkämpft hatte, Kunstgeschichte zu studieren, war es vorbei. Nun galt es eben, mitzuhelfen und mitzuverdienen, denn der Bruder war mitten in seinem Studium als Chemiker. So , wurde eben nach der Reifeprüfung ein Kurs aus einer Handelsschule belegt und fleißig Maschinenschreiben und Stenographie gelernt. Und schließlich hatte das Geschick es dann eigentlich wieder ganz nett mit den Hellwigs gemeint. Sie selbst fand bald durch den väterlichen Rat des alten Hausfreundes Keller eine Stelle als Sekretärin in einem Industriebetrieb, und Walter hatte sogar das Glück, nach einem gut bestandenen Examen sofort eine Stelle zu finden, die er bald mit einer in dem früheren väterlichen Betrieb vertauschte. Wie Walter dies eigentlich fertigbrachte, dort, wo einst der Großvater und der Bater in leitenden Stellungen als eigene Herren walteten, nunmehr als schlich- tsr Angestellter zu arbeiten, das blieb Renate irgendwie doch ein Rätsel, und doch bewunderte sie im stillen den Bruder, der ihr einmal daraus zur Antwort gab: „Ich bin froh, >daß mir der neue Besitzer diese Stelle übcr- Itrug. Warum soll ich nicht, wenn auch in anderer Form und an anderer Stelle, als ich es mir einst gedacht habe, dort Weiterarbeiten, wo einst Vater und Großvater auch gearbeitet haben. Und wer weiß, wenn ich auch das Werk — sein jetziger Besitzer ist ein fa- >moser und tüchtiger Kerl — nicht mehr mein eigen nennen kann, vielleicht ist es mir doch noch vergönnt, wenigstens in verantwortlicher Stellung an dem einstigen Lebenswerk unseres Vaters tätig zu sein. Und habe ich damit nicht wieder ein gutes Stück zurückgeholt. Schiveste«?"
Und was dann die Mutter nach einigem Zögern und Dr. Keller, der immer klug und recht ratende Freund, gutgeheißen hätten, daz schien sich auch zum Guten zu wenden. Walter hatte Erfolg, hatte das Glück mit einer Arbeit, nicht bloß die Aufmerksamkeit seines unmittelbaren Vorgesetzten, sondern auch die seines Chefs auf sich zu ziehen. Ja, dieser neue Chef, Dr. Jürgen Kellmann, der um mindestens zehn bis zwölf Jahre älter war — wie Walter behauptete, — war dem jungen Chemiker fast etwas wie ein väterlicher Freund geworden der ihn schätzte und förderte, und dem Walter in echter, kameradschaftlicher Weise zugetan war. „Ist es nicht ein famoser Mensch?" meinte Walter, als er nach einem zufälligen Zusammentreffen mit Mutter und Schwester Tr. Kellmann vorgestellt hatte. „Daß er nun der Besitzer der Werke ist. bleibt Schicksal: ich wäre es
bestimmt gerne geworden, aber wenn nun schon einmal ein anderer das Werk vom Vater fortführcn soll, dann ist er bestimmt nicht der Schlechteste. Hat er nicht das Zusammentreffen mit Mutter, das für ihn sicherlich gleich peinlich war wie für Mutter, in einer netten und taktvollen Weise zu meistern gewußt? Daß er das Werk unseres Da- ters von seinem Vater vor kurzem übernommen hat. ist eben Schicksal. Ja, daß er eS nun ist, der in diesen Hallen zu befehlen hat, ich habe es noch nie als Belastung empfunden." Ganz in Feuer hatte sich an diesem Abend — Renate mußte lächeln, wenn sie daran dachte — der Bruder geredet, und die Mutter mußte ihm, wenn auch mit schmerzlichem Lächeln, zustimmen: „Jürgen Kellmann, der neue Chef der Hrllwig-Werks war ein vornehmer Mensch." Und Renate selbst? Ja, sie mutzte im Grunde ihrem Bruder rechtgeben, was hatte es für einen Sinn, einmal Verlorenem nachzutrauern? Da^ Leben ging weiter und Meister wird eben nur der. der zuzupacken versteht und ohne falsche Sentimentalität vorwärtsschrcitet. Vater und Großvater würden des Bruders Tun sicher gutgeheißen haben. Und so hatte der Bruder seine befriedigende Arbeit gefunden, und — wie es schien — auch einen echten Ar- beitskameradcn. Ja, das enge Zusammenarbeiten zwilchen Dr. Kellmann und dem jungen Chemiker, der zu einem Spezialauftrag herangezogen worden war, brachte sogar ein gelegentliches Zusammentreffen mit Mutter und mit ihr. Zwar ging Mutter einem solchen — und sie verstand die Mutier recht wohl — so gut wie möglich aus dem Weg, aber Walter ließ nicht alle Einreden gelten und schleuste die Schwester sogar das eine oder andere Mal zu einer kleineren Autofahrt mit.
Und wenn Renate so darüber nachdachte, dann mußte sie ehrlich zugeben, daß es eigentlich stets recht vergnügt geworden war. „Jawohl, es war recht nett, so eine kleine Abwechslung," sagte sich Renate und strich eine Strähne ihres widerborstigen Haares aus der Stirne. Und zugleich stellte sie sachlich fest, indem sie rasih eine Straße. die die Anlagen durchquerte, überschritt: „So ist es im Grunde wieder recht gut geworden. Der Bruder war in seiner Arbeit glücklich, er hatte mit seiner gesunden und praktischen Art sicherlich das Rechte getan und gefunden. Die Geldsorgen waren ans dem Hause, die Mutter lebte, wieder froh und heiter ihre Tage . ... Und Renate?" Sie hatte es wieder unwillkürlich laut gesagt. „Und Renate?" Sinnend sah sie den treibenden Nbendwolken nach, die aus dem Westen gezogen kamen.
„Renate", sagte sie zu sich selber, „du bist
auch älter geworden. Du bist, 'wie ich glaube,' eine verhältnismäßig brauchbare Kraft, die ganz ordentlich stenographieren kann und auch beim Uebertragen auf die Schreibmaschine keine Fehler mehr macht. Außerdem ..."
Eine steile Falte stand Plötzlich in ihrer Stirne. Ein Schatten legte sich über ihr Gesicht. „Robert Berger. Daß er auch keine Antwort gab, daß er auch gar nichts von sich hören ließ! Nein, sie konnte ihn nicht vergessen, den Freund glücklicher Tage, den Geliebten, der sic wachküßtc ans ihren Mädchentränmen, und dem sie ihre ganze junge Liebe schenkte. Ach, und" — Nesiate gab es sich schmerzlich lächelnd zu — auf den sie immer, immer noch wartete .. Gewiß, die Mutter hatte es nie gerne gesehen, aber" — ein tiefer Atemzug hob ihre Brust — „wer vermag gegen die Liebe, die mit aller Gewalt über das Herz kommt?"
Renate grübelte. „War seine Liebe wirklich nicht echt? War sein Schweigen auf so manchen Brief, mit denen sie nach seiner raschen Abreise ans der Stadt zu ihm kani, ein Beweis dafür, daß die Mutter recht hatte: ihre Liebe für ihn sei nur Liebelei gewesen? Oder schwieg er nur — wie Renate heißen Herzens hoffte — weil er noch nickt erreicht, was er wollte, weil er noch keine Anerkennung gesunden?
(Fortsetzung folgt.)
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RaobLberfall in einer Apolheke gesühnt
Berlin, 21. Februar. Am Mittwoch wurde der am 21. Juni I9II in Prag geborene Gottfried Hartmann hingerichlet. den das Sonder, geeicht Innsbruck als Gcwallverbreck>er und Volks- schädling zum Tode verurteilt hat Hartmaun. em schwer vorbestrafter Gewaltverbrecher hat >m Tc. zembsr v. I. unter Ausnutzung der Verdunkelung in der Apotheke in Schwaz einen Naubliberfall begangen, sein Opfer mit der Pistole bedroht, ge- fesselt, geknebelt und ausgcraubt.
Zuchthaus für ehrvergessene Frau
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,-F. Breslau, 21. Februar. Das schlesische Son- dxrgericht verurteilte eine 27jährige ehrvergessene Ehefrqu, die sich mit einem polnischen Kriegsgefangenen eingelassen hatte, zu drei Jahren Zuchthaus und zwei Jahren Ehrcn- rechtsverlnst.
Auf -em Wege zu seiner Hochzeit erfroren
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rs. Memel, 22. Februar. Ein Memelländer, der sich aus dem Wege zu seiner Hochzeit befand, be- nutzte einen Waldweg, um den Weg abzukür- zen. Er ruhte anscheinend unterwegs einige Zeit aus und ist daber eingeschIasen. Die Hochzeitsgäste fanden den Bedauernswerten erfroren auf.
Hamsterlager im Luftschutzkeller
br. Rordhauseu, 21. Februar. Bei der Besichti- gung eines Luftschutzkellers entdeckten Polizei- beamte ein riesiges Hämsterlager, das sosort s ü r die NS.-Bolkswohlfahrr beschlagnahmt wurde. Wie sinnlos die Waren zusammengeholt waren, geht daraus hervor, dah 600 Suppenwürfel, 20 Büchsen Fußbodenlack, 30 Paar
Strümpfe, ein ganzer Koffer mii Ctossen, über 100 Päckchen Backpulver, 40 große Pakete Kinderzwieback, 50 Büchsen Bohnen, über 100 Büchsen Oelsardincn, ein halber Zentner Linsen und mehr als 100 Stück Speck, sowie ein großer Waschkorb mit Seife und Scifcnvnlver gefunden wurden.
sp. Krakau, 21. Februar. Der Landsitz des einstigen polnischen Staatspräsidenten Moscicki in Weichsel, einem Kurort in den schlesischen BeSkiden, soll in ein großes Sanatorium umgestaltet werden. Der Luxus des einstigen Präst- dentenschlosses, die Autoparkplätze, Tennisplatz« und ein riesiger Gebirgspark dürte bald heilung- su^cnden deutschen Menschen zur Verfügung
Polen stahlen zwei Häuser
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re. Warschau, 21. Februar. Mit seltenen Gee wohnhciten Polnischer Banditen hat sich die Polizei in Suwalki zu beschäftigen. Nachts wurden dort zwei Holzhäuser abgerissen, die von den Verbrechern vermutlich als Brennholz weiterverkauft werden. Es haben sich bereits einige gleichartige Fälle ereignet.
Gasthaus von Lawine forkgerissen
Brr», 21. Februar. In Grindelwald im Bcrnel Oberland wurde in der Macht zum Mittwoch das während des Winters geschlossene Be rag asthaus Bäreag, das über dem Unter-Grindel« Wald-Gletscher liegt, von einer Lawine zum größten Teil fortgerisscn. Das gesamte Inventar deS Gasthauses ist verloren. Menschen sind nicht verletzt worden..
Schiebergeschäfke mit Gasmasken
mii. Brüssel, 21. Februar. Sechs Personen, die z» Beginn des Krieges einen schwungvollen Handel mit Gasmasken trieben und diese mit 2U0prozentigem Aufschlag verkansten, sind vom Pariser Strafgericht zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Unter den Angeklagten befindet sich auch ein ehemaliger Tenor der Pariser Komischen Over.
EHW liefert Fleisch für 746 WO Menschen
Das Ernährungshilfswcrk der NSB. unterhält heute 1037 Mästereien. Für die Erstellung weiterer 250 Mastanstalten sind die notwendigen Mittel bcreitgestellt. Diese Mästereien verarbeiten täglich 34 000 Zentner Küchenabfälle, die die Mast von 184 000 Schweinen im Halbjahr ermöglichen. Insgesamt liefert das E» nährungshilfswerk im Jahr 28,3 Millionen Kilo- gramm Fleisch und Fette. Damit könnten bei den zur Zeit geltenden Sätzen 746 000 Erwachsene versorgt werden.
Weil der Städter Marktbericht. S ch w ein e- markt: Läuferschweine 45^-76 NM. daS Paar, Milchschweine 20—42 RM. das Paar. Handel anfangs schleppend, Ende lebhaft.
Vieh markt: Stiere 400—650 RM. daS Stück, Kühe 420—580 RM. das Stück, Kalbeln 450—640 RM. das Stück, Einstellvieh 130 bis 410 RM. das Stück. Handel lebhaft.
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ist gestorben. Die Kameraden beteiligen sich am Freitag. 23. Febr., mittags 2 Uhr an der Beerdigung. Abmarsch um >/,2 Uhr vom Lokal.
Der Kameradschastsführer
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Glasmühle-Breitenberg. 21. Februar 1940
Danksagung
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme, welche wir während der Krankheit und dem Heimgang unseres lieben Entschlafenen
Jakob Haselmaier
«fahren durften, sagen wir innigen Dank.
Die trauernde« Hiuterbliebeue«
DefchLlplatte Weil der Stadt.
Auf der hiesigen Platte decken vom 26. Febr. bis 15. Juni d. Ir. die Landbeschäler Eifer, Braun, v. Eylau a. d. Freia und Musiker» Fuchs, v. Montanus, M. v. Corvinus.
Der Platte ist Geilütswart Wahl zugeteilt. Das vor dem ersten Decken der Stute zu entrichtende Beschäl» und Fohleugeld beträgt für das Decken durch Hengste des Warmblütigen Schlags 15RM. Eine Rückerstattung des Fohlengelds findet nicht statt. FUr die Besitzer der in das Sturbuch odekdasBorregislerdesWilrlt.Pserdezuchtoereinr eingetragenen Stuten wird das Beschälgeld um 7 RM. ermäßigt, wenn sie durch »ine Bescheinigung der Geschäftsstelle des Vereins Nachweisen, daß die Stute sür 1940 in das Etuibuch oder das Vorregister eingetragen ist und wenn die Stute den vorgeschriebenen Brand des Vereins trägt. Gebühr für den Beschälschein 50 Pfg. Probiert wird: im Februar und März morgens 7 Uhr, im April, Mai und Juni morgens 6 Uhr, in allen 5 Monaten je mittags 11 und abends 5 Uhr.
Weil der Stadt, den 21. Februar 1940. Befchälausfichtsamt.
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