belgischen Industrie gewährt blieben, die gegenwärtig in gro­ßer Gefahr schwebten.

Eine russische Ieilungsstimme.

Zürich, t I. Jan. Eine Moskauer Zeitung veröffentlicht laut N. B. Ztg. einen Artikel über die Notwendigkeit der Beibehaltung einer starken Roten Armee, die im Stande ist, »die Barrikade der Revolution wohb zu hüten". Es ist völ­lig zutreffend, sagt das offizielle Blatt der Sowjetisten, daß wir ernstlich an einen wirtschaftlichen Wiederaufbau des Lan­des heranlrelen müssen; jedoch ist es nicht weniger sicher, daß wir den Westen nicht aus dem Auge lassen dürfen, da wir von dieser Seite auf Ueberraschungen gefaßt sein müßten. Der kapitalistische Westen ist das Damoklesschwert, das be­ständig droht. Solange der westliche Kapitalismus vorhan­den ist, werden w>r nie in Sicherheit leben. Es liegen also vor allem zwei Aufgaben der roten Armee ob: an den Gren­zen gute Wache zn halten oder aber neue Kräfte schöpfen und sich dazu vorzubereiten, zum Sturm auf den westlichen Kapitalismus voczugehen.

Revolte in Rußland.

London, l l. Jan. Aus Warschau wird gemeldet: In der russischen Stadt Brianski im Gouvernement Orel find schwere Unruhen ausgebrochen. Es wurden sofort rote Trup­pen zur Unterdrückung des Aufstandes abgesandt, die sich aber den Meuterern anschloffen. Erst als Verstärkung von Moskau heranrückte, gelang eS, der Revolte Herr zu werden. 300 Menschen wurden hingerichtet.

Keine Flotteuunion Amerikas mit Kanada.

Washington, t l. Jan. Staatssekretär Daniels erklärte, daß er nicht die Absicht habe, eine Flottenallianz am Pazifik einzugehen. Die Gerüchte davon seien jedenfalls durch das Zusammentreffen der Manöver der amerikanischen und der kanadischen Flotte am Pazifik entstanden.

Die Westmächte und Griechenland.

Athen, 10 Jan. Der französische Gesandte de Billy er­klärte bei einem Besuche bei dem Ministerpräsidenten Rhallis, Frankreich betrachte die Erklärung der griechischen Regierung über die Verwendung der zweiten Hälfte der internationalen Anleihe für Griechenland in Höhe von 400 Millionen Drach­men als nicht genügend.

Keine Teilnahme Giolittis an der Tagung des Obersten Rates.

Paris, 11. Jan Nach einer Meldung derInforma­tion" wird Giolitti der Tagung des Obersten Rats nicht beiwohnen.

Aus Sowjet-Rußland.

Kopenhagen, 11. Jan.Berltngske Ttdende" meldet aus Hetsingfors: Die Räteregierung verhaftete die in Mos­kau eingelroffene Abordnung von Matrosen aus Kronstadt, die mit der Regierung über die Regelung der Proviantzu­führung für die Garnison in Kronstadt und die Flotte ver­handeln wollte. Zwischen den Bolschewisten in Kronstadt und der Räteregierung in Moskau scheint ein sehr gespanntes Verhältnis zu bestehen.

Wiederauftreten Karls von Habsburg?

Wien, 11. Jan. Aus Budapest wird gemeldet: Einer der Führer der legitimistischen Bewegung in Ungarn, der gewesene Minister des Innern Beniczky, hat anläßlich des Neujahrstages an d:u früheren König Karl eine Glückwunsch­depesche gerichtet, auf die eine telegraphische Antwort ein­traf, die deshalb bemerkenswert ist, weil sie die erste Kund­gebung des gewesenen Königs seit Novestber 1918 ist und der König sich darinApostolischer König von Ungarn" nennt.

Württembergifche Politik.

Die Gesundung der Finanzen.

Durch eine Verfügung des Ministeriums des Innern an die Kreisregierungen, Oberämter und Gemeinden werden die für den Bereich der Reichsverwaltung aufgestellten Richtlinien und Leitsätze über eine Gesundung der Finanzen auf die Ge­meindeverwaltungen angepaßt. Im einzelnen wird bestimmt: Es ist Sache der Gemeinderäte und wird ihnen daher ein­dringlich nahe gelegt, von der ihnen durch Art. 133 Gem.O. vorbehaltenen Befugnis zur Anweisung von Ausgaben, die von ihnen nicht zuvor gutgeheißen oder nach besonders ge­setzlichen Vorschriften zulässig sind, für die Regel ablehnen und die in Betracht kommenden Beamten oder Sonderverwal­tungen hierauf, sowie auf ihre finanzielle Haftung Hinweisen. Es wäre, wenigstens für absehbare Zeit, von den Gemeinden durchaus verfehlt, wenn sie sich wegen des Uebergangs der Steuerhoheit auf das Reich für weniger leistungsfähig als dieses halten würden. Den Gemeinden muß widerraten werden, in absehbarer Zeit nicht unbedingt notwendige Auf­gaben, deren Durchführung ihre eigene Leistungsfähigkeit übersteigt, im Vertrauen auf die Uebernahme ihrer Kosten auf daS Reich oder Land in Angriff zu nehmen. Bet der heutzutage finanziell schwierigen Lage vieler Gemeinden wird angenommen und bedarf es wohl keiner Mahnung an diese, daß sie sich bei der Schaffung neuer und bei der Vergröße­rung bestehender Verwaltungseinrichtungen, insbesondere bei der Schaffung neuer Stellen, soweit hiefür nicht ein unbe­dingtes Bedürfnis besteht, die alleräußerste Zurückhaltung auferlegen.

Au» Stadt und Bezirk.

Nagold, 12. Januar 1921.

Dienstnachricht. Durch Entschließung des Herrn Staats­präsidenten ist eine ständige Lehrstelle an der evangelischen Volksschule in Urach dem Oberlehrer Füllemann in Mötzin- gen OA. H-rrenberg übertragen worden.

* Biolinekonzert. Am nächsten Sonntag nachm. 4*/i Uhr wird Willy Lang, welcher vom letzten und vorletzten Jahr bei uns in b.ster Erinnerung ist, im Festsaal des Se­minars Sonaten non Händel und I S. Bach und die letzte Violinsonate von Beelhooen spielen, also Musik verschiedenen Stils. Das lrtzte Werk. Kontrastmusik wie alles von Beet­hoven, stammt aus der dritten Schaffenszeit des Komponisten, in der er sich vn l mit Bach beschäftigte und seine Musik der -es von ihm bewunderten Meisters in manchen Zügen an­näherte; eine Eigenschaft dieser Musik, die sich merkwürdig paart mit der gesteigerten Empfindung, die ebenfalls Kenn-

l zeichen der letzten Werke Beethovens ist. Möchte das schöne Programm viele Zuhörer Herbetrufen.

- * Erhöhung der Teuerungszuschlüge der Beamten.

' Der Württ. Beamtenbund teilt uns mit, daß er an der bis­her von ihm und dem Deutschen Beamtenbund vertretenen Forderung einer gleichmäßigen Erhöhung der Teuerungszu­schläge für sämtliche Beamte unter Ablehnung einer Abstuf­ung nach Ortsklassen festhalte. Einer derartigen Abstufung nach Orisklasssn weide der heftigste Widerstand entgegenge­setzt. Der Württ. Beamtenbund hat der württ. Regierung die bestimmte Erwartung ausgesprochen, daß sie unter Be­rücksichtigung der hier nicht näher zu schildernden Notlage aller Beamtengruppen sich für eine gleichmäßige Erhöhung der Teuerungszuschläge einsetzen möge. Es wurde auch bei ? dieser Gelegenheit wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß die Spannung in der Ortsktassenemteilung zu groß sei und daß die Einführung von nur drei Ortsklassen (A, 8, L) für das ganze Deutsche Reich als zweckmäßig erachtet werde. Durch die in den augenblicklichen Verhandlungen zwischen Reichsregierung und Vertretern der Beamtenschaft zum Aus­druck gekommene Stellungnahme der Reichsregierung würde gerade das Gegenteil der bisherigen Bestrebungen der Württ. Beamtenschaft auf Verringerung der Gegensätze in der Orts­klasseneinteilung erzielt; bei der gesamten württ. Beamten schall würde durch derartige Maßnahmen eine Erbitterung heroorgerufen, deren Folgen unabsehbar wären. Der Deutsche Veamtenbund und die Arbeitsgemeinschaft der Landessammel­verbände sowie das Reichsfinanzministerium wurden tele­graphisch von den Fordernngen der württ. Beamtenschaft verständigt.

* Heranziehung der Leibrenten zur Kapitalerlrags­steuer. Der Reichsfinanzhof hat gemäß § 43 der Reichs ab- gabenordnung ein Gutachten dahin abgegeben, daß die Steuer­pflicht aus dem Kapitalertragssteuergesetz auch die Prämier - reserven der Leibrentenversicherungen umfaßt, die mit Ver­sicherungsgesellschaften abgeschlossen sind. Die Höhe des Steuerabzugs richtet sich nach dem Lebensalter des einzelnen Versicherten. Da die Versicherungsgesellschaften die notwen­digen Einzelberechnungen nicht sogleich durchführen können, ohne Gefahr zu laufen, für die nächste Zeit ihren Geschäfts­betrieb ius Stocken zu bringen, wird für das Kalenderjahr 1921 bestimmt, daß von jedem zur Auszahlung gelangenden Leibrentenbetrag 2 Prozent als Kapitaleltragssteuer einzu­behalten und abzuführen sind.

* Polnische Landarbeiter. Regieiung, Arbeitgeber und Arbeitnehmer beschäftigen sich mit der Frage der Zulassung polnischer landwirtschaftlicher Arbeiter in Württemberg. Wäh­rend die Arbeitnehmer keinen einzigen zulassen wollten, stan­den die Arbeitgeber auf dem Standpunkt, soweit infolge Dienstbotenmangels bei einzelnen sehr ungünstig gelegenen Betrieben die Einbringung der Ernte ernstlich gefährdet sei, polnische L ndarbeiter zuzulaffen. Schließlich einigte man sich dahin, 282 polnische Landarbeiter zuzulassen. Das ist ungefähr der vierte Teil von früher.

* Landwirtschaftliche Arbeitsvermittlungsstellen. Eine Umwandlung der Arbeitsvermittlungsstellen hat sich als not­wendig erwiesen. Diesbezügliche Verhandlungen werden demnächst stattfinden. Die Landwirte wollen nur solche Arbeiter vermittelt bekommen, die auch tatsächlich guten Wil­lens find, dauernd auf dem Lande zu arbeiten und auch die Arbeitnehmer wollen das Land von dem Zustrom arbeits­scheuer und unsicherer Elemente gesichert haben.

* Das Jahr 1921. Wir werden daraus aufmerksam ge­macht, daß das neue Jahr schon in seiner zahlenmäßigen Zu­samensetzung nichts gutes bringen kann; denn der Quersumme 1-j-9-s-2-s-l ergibt die Unglückszahl 13. Da aber dem ver­goltenen Jahr trotzdem dessen Quersumme die Zahl 12 ergab, mit dem besten Willen nicht nachgesagt werden kann, daß es ein Glücksjahr war, so geben wir auf diese Zahlendeuterei gar nichts. Hoffen wir, daß das Jahr 1921 wenigstens nicht schlim­mer wird als sein Vorgänger.

* Telephonanleihe und Kapitalertragssteuerpflicht. Bon zuständiger Seite wird uns geschrieben; Der Reichsminister der Finanzen hat bei neuerer Stellungnahme die Kapital­ertragssteuerpflicht der den Fernsprechteilnehmern vergüteten Zinsen der Telephonanleihe vorbehältlich der endgültigen Entscheidung durch die Finanzgerichte bejaht.

* Wo kommen die beschlagnahmten Lebensmittel hin?

Gegenüber den Gerüchten über unrechtmäßige Verwendung der beschlagnahmten Lebensmittel wird von amtlicher Seite mitgeteilt, daß diese durch die ausführenden Organe alsbald an den betr. Kommunaloerband abzuliefern sind. Die Ueber- wachungsbeamten des Landespolizeiamts sind verpflichtet, in jedem einzelnen Fall dem von der Beschlagnahme Betroffenen eine Bescheinigung mit genauer Angabe der beschlagnahmten Lebensmittel ausznstellen. Das Beschlagnahmte wiid grund- > sätzlich zu Gunsten der Allgemeinheit verwendet. Geringfügige ! Mengen oder leicht verderbliche Lebensmittel sollen grund- ? sätzlich an öffentliche Anstalten und Krankenhäuser abgegeben j werden. Getreide und Mehl kommen an den Kommunalver- ! band, dem diese Lebensmittel auf seinen außerordentlichen Bedarf angerechnet werden. s

* »Selbsthilfe". Gegenwärtig bereist ein Kaufmann j einzelne Ortschaften, um Abonnenten für dieSelbsthilfe", ! eine illustrierte Halbmonatsschrift für praktische Anwendung im Felde, Garten, Hof, Küche und Haus zu sammeln. Der Betreffende führt eine Abschrift des Gutachtens des Ministers für Landwirtschaft mit sich, worauf er die Leute besonders aufmerksam macht. Ein Zwang zum Abonnieren besteht natürlich nicht, aber man sagt, der betreffende Herr sei sehr aufdringlich damit und wir möchten unsere Landwirte warnen, sich etwas aufschwätzen zu lassen, wofür sie kein Bedürfnis oder kein Interesse haben.

0 Ebhausen, 11. Jan. Auch wir hatten unsre Schüler- Weihnachtsfeier. Am Sonntag, den 9. ds. fand sie im Ge­meindehaus statt, als letzte im Reigen der vielen. Und sie bildete einen würdigen Abschluß. Der geräumige Saal war längst vor Beginn zum Ersticken voll, sodaß viele Schau­lustige wieder abziehen mußten. Waren es die Märchenspiele, > die Träume unserer Kindheit, die diese Anziehungskraft aus- ! übten? In diesem Sinne begrüßte der Veranstalter des - genußreichen Abends, Herr Haüptlehrer Böhringer, die er- , schienenen Gäste. Reine Freude will unsre Jugend und diese ? finden wir in den Märchen. Durch sie werden auch die - Alten wieder zurückerinnert an die Tage froher Kindheit. Die Bühne des Gemeindehauses war in einen wirklichen Wald

- verwandelt, in dem sich das Zwergenhäuschcn besonders gut

ausnahm. Zuerst gingRotkäppchen" über die Bretter. Die eingeflochtenen Reigen und Spiele wurden von den Kindern recht nett wiedergegeben und verliehen der ganzen Handlung Leben. Die Klavierbegleitung lag in den sicheren Händen von Frau Hauptlehrer Böhringer, die unfern ganz besonderen Dank für die fein der Natur nachgeahmte Bekleidung der Mitspielenden verdient. Es folgteSchneewittchen" in natur­getreuer Wiedergabe. Besonders wirkungsvoll gestaltete sich am Schluß desselben der Brautzug, der umer Wagners ..Braut­chor" aus dem Lohengrin sich über die Bühne bewegte. Die eingestreuten Gedichte wurden sehr gut vorgetragcn und fügten sich in den Rahmen des Ganzen ein. Es war wirk­lich Gutes, was die Kinder boten und gebühit ihnen für die genußreichen Stunden unser herzlichster Dank und verdienen sie unsere volle Anerkennung. Jungen und Alten bleibt dieser Abend in langer Erinnerung. Zum Schluß erhielt jedes Kind ein verspätet eingetroffenesChristkmdle" i» Ge- stalt eines Schreibheftes und einer Brezel. Es galt an diesem Abend noch eine besondere Dankespflicht abzutragen. Die Ortsgruppe des Reichsbunds der Kciegsbeschädiaten und Kriegshinterbliebenen bescherte die Waisen ihrer Mitglieder. Sind es doch die Festtage, in denen den Kriegsopfern ihr Verlust in seiner ganzen Größe und Schwere erneut zum Be­wußtsein kommt und in denen die nur leicht zugenarbte Wunde aufdricht, wenn sie unter dem strahlenden Lichter­baum den vermissen, der nicht mehr unter den Lebenden weilt, den Vater.

)( Ebhausen. 11 . Jan. Am 8. ds. hielt der hies. Turn­verein seine jährliche Hauptversammlung unter sehr zahlreicher Beteiligung seiner Mitglieder ab. Das vom Ausschuß neu aufgestellre Grundgesetz des Vereins fand nach längerem Hin und Her die Genehmigung der Versammlung. Damit ist ein neuer Markstein in der Geschichte des Vereins gesetzt, denn auf Grund dieser will er sich in das Vereinsregister eintragen lassen, um Rechtsfähigkeit zu erlangen. Die auf Grund des neuen Grundgesetzes vorgenommenen Wahlen trugen durch­aus dem Zug der Zeit Rechnung, indem die älteren, erprob­ten Führer des Vereins den festen Entschluß kundtaten, von der Leitung zurückzntrcten und jüngeren Krästen Platz zu machen. Die alle Vorstandschaft (Vorsitzender, Schriftführer und Kassier) allerdings mußte trotz des gefaßten Entschlusses bleiben, da sie beinahe einstimmig wiedergemählt wurde. Leider ließ sich unser Turnwart nicht bewegen eine Widerwahl anzunehmen. An seine Stelle trat H. Johs. Herber, Kaufmann, nachdem der seitherige 2 Turnmalt seine Bereitwilligkeit zum weiteren Bleiben ausgesprochen hatte Möge es den beiden wackeren Turnern vergönnt sein, den Verein immer höher zu führen. Ebenfalls dem Zug der Zeit Rechnung tragend, wurde beschll ssen, innerhalb des Turnvereins eine Fußballabteilung zu gründen. Mit der Leitung dieser, sowie der Spiele über­haupt, wurde H r^tto Haas betraut und ihm H. Ehr. Schüttle als zweiter Spielwart und zugleich Zengwart zur Seite ge­geben. Möge auch ihre Tätigkeit von reichem Erfolg gekrönt sein. Der Ausschuß wurde verjüngt durch die Wahl der HH. Gg. Stempfle, Gg. Dengler und den seitherigen Turnwart Gg. Krauß. Wenn alte, treue Führer ausscheiden mußten, so war dies für die Zurückgebliebenen schmerzlich, aber wir müssen besonders im Turnverein die Sache über die Person stellen, da dieser ein Altwerden der Leitung viel weniger ver­trägt als irgend ein anderer V rein. Vorstand Pfeifle dankte in diesem Sinne den Ausscheidenden für ihre treuen Dienste. Besonderen Dank des Vereins verdient H. Ehr. Helber, der vor 25 Jahren den Verein mitbegründet hatte und seither ein eifriges Ausschußmitplied und treuer Förderer unserer Sache gewesen war. Der Verein hält sich vor diesen Treuen an­läßlich der bevorstehenden 25jährigen Gründungsfeier auch sichtbar zu ehren. Gut Heil! unter der neuen Führung und Leitung.

A«S dem übrige« Württemberg.

r Gültstein. 11. Jan. Interessantes bot die Versteige- rung der Zimmereinrichtungen und sonstigen Gegenstände des' verstorbenen Oberbaura'.s Kapp auf Schloß Gültstein. Ein wahrer Pilgerzug strömte (von allen Seiten kommend) der auf 10 Uhr 'sestgesetz'en Versteigerung zu. Die Zahl der Anwesenden dürfte mit 400 nicht zu hoch gegriffen sein. Die Zimmereinrichtungen erzielten durchweg gute Preise und wurden lebhaft erhandelt. Herrenzimmer, schwarz eichen, mit Ledergarnitur, 11600 Salon, Empirestil, 8000 dop- pelteltes Schlafzimmer 12000 die einzelnen kompletten Schlafzimmer 56000 Sehr begehrt waren auch die Kleinkunstgegenstände namentlich aus Metall. Die Gemälde u. a. 1 Schickhardt 1400 I Laiblin 900 Irl, wurden ver­hältnismäßig billig erstanden. Eine prächtige Standuhr er­zielte 3000 J8. Äußer den auswärtigen Käufern waren die kapitalkräftigen Landwirte der Umgegend an den Käufen sehr beteiligt.

r Güllstein OA. Herrenberg, 11. Jan. Am Tage der Versteigerung im Schloß wurde bei einem Bauern die Ko- modeschublade geleert und ein großer Haufen Papierscheine entwendet.

r Sluttgart, 11. Jan. DerKommunist" bringt unter er sensationellen Aufmachung ..Mädchenraub in Stuttgart" ine Mädchengeschichte, die, wie wir erfahren, in ihren Haupt- unkten nicht richtig darqestellt ist. Vor einigen Monaten >urde in der Büchsenstraße ein Mädchen aufgefunden, das -in Wort deutsch versteht. Es wurde der Polizei zugeliefert. sine Verständigung war zunächst nicht möglich, da das Mäd- >en keine europäische Sprache spricht. Im Laufe der Ma­ate wurde über ihre Herkunft, die allerdings zweifelhafte ingabe herausqebracht, daß sie die Tochter eines Häuptlings us dem tiefsten Asien, vielleicht auch aus Turkestan ist und sie 30 Tage mit einem Kamel brauchte, bis sie an das Schwarze Meer kam. Wie sie nach Europa verschleppt wurde ieiß kein Mensch. Die Annahme desKommunist . daß e durch deutsche Offiziere ins Land gebracht wurde, stimmt icht. Das Mädchen wurde einer Fürsorgeschwester unter- iellt und in der Marienanstalt untergebracht. Was der Kommunist" über die dortige Behandlung und Verköstigung erichtet ist grobe Entstellung. Die Untersuchung wird dar ber Klarheit schaffen. Auffallenderweise hat sich ein 26jäh- iaer Kaufmann um das Mädchen bemüht und eS in seine Johnui:a aus der Marienanstalt entführt. Die Polizei mußte s wieder zurückbringen, da dem Mädchen ein rechtmäßiger gormund, Rechtsanwalt Haffner, bestellt worden war. Der kaufmann bemühte sich, für sich und das Mädchen einen