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SCHWABISCHES TAGBLATT
,, Zerstört werden nur Illusionen"
FRANKFURT. Der Vorsitzende des Verwal- tungsrates, Oberdirektor Dr. Hermann Pün- der, sprach am Freitagabend über die Sender
der drei Westzonen zur Währungsreform. Er führte aus:
licher, äußerst entsagungsvoller und oft mit schwersten Gewissenskonflikten belasteter Ar- beit seit Monaten bemüht gewesen sind, die
scheine gerettet haben, das ihnen nun heute stark beschnitten wird. Viele dieser bemit- leidenswerten Landsleute werden in Verken- nung der Ursachen und Zusammenhänge das glauben, daß die Währungsreform ihnen etwas
nimmt.
von den Alliierten in Aussicht genommene Lö- sung im Rahmen der möglichen deutschen Ver- hältnisse deutschen Auffassungen und deut- rungsreform nimmt, was sie zerstört, das sind schen Wünschen anzupassen.
Ich muß deshalb betonen: Was die Wäh- keine echten Vermögenswerte mehr gewesen, sondern zerstört werden eigentlich nur Illusio- nen, wenn die Millionen deutscher Sparer in der nächsten Woche über das endgültige Schick- fal ihrer Spargelder aufgeklärt werden, dann mögen sie sich sagen: die Spargelder wurden
„ Die Militärregierungen haben heute die Ge- setze verkündet, durch welche in den West- zonen eine Währungsreform eingeleitet wird. Damit hat der Zustand der Spannungen und Erwartungen einen gewissen Abschluß gefun- den, nur einen gewissen Abschluß deshalb, weil ein weiteres Gesetz in etwa einer Woche wird über das Schicksal unseres alten Geldes erscheinen wird. Erst dieses weitere Gesetz der Währungsreform viele deutsche Wünsche vernichtet, als Adolf Hitler seinen verbreche- endgültig entscheiden. Aber die von allen Ein- sichtigen seit langem herbeigesehnte Wäh- rungsreform ist nunmehr da.
Mehr und mehr schleppte sich unsere Wirt- schaft nur noch ächzend voran und auch dies
in leidenschaftsloser Weise einmal über diese Es muß späterer Zeit vorbehalten werden, ständigen Bemühungen zu berichten und das Für und Wider der verschiedenen Ansichten darzustellen und zu beleuchten. Sicher sind bei nicht erfüllt worden. Aber trotzdem gebe ich hiermit in voller Uebereinstimmung mit den nächst beteiligt gewesenen ersten deutschen Sachverständigen in bestimmtester Form der Zuversicht Ausdruck, daß die Währungs- reform so, wie sie jetzt von den Besatzungs-
rischen Krieg vorbereitete und führte, als er Hunderte von Milliarden deutschen Volksver-
mögens sinnlos vergeudete. Damals bereits waren die ersparten Vermögen zerstört wor- den, auch wenn bis zum heutigen Tag eine Papierfassade bestehen blieb und die Bevöl- kerung in dem Wahn gehalten wurde, daß noch vermehrt durch den Krieg hindurch- gerettet werden könnten. Mit diesem Wahn des Naziregimes, mit dieser Lüge, die un-
19. Juni 1948
feststellen, daß der Lastenausgleich in deut- scher Zuständigkeit vollzogen wird und daß die berechtigte Hoffnung besteht, daß die neuen Steuergesetze, wenn auch nicht von uns erlassen, wesentliche Merkmale unserer Mit-
arbeit aufweisen."
Soweit im Rahmen einer Währungsreform
überhaupt möglich, ist versucht worden, allzu
ernste soziale Notstände zu vermeiden oder zumindest zu überbrücken. Dies zeigt ihnen schon die Höhe des sogenannten Kopfbetrages, der sich auf 60 reichsdeutsche Mark beläuft und an jeden ausgezahlt wird, der auch nur
Steuerreform in den nächsten Tagen BADEN- BADEN. In den allernächsten Tagen wird eine Steuerreform wesentliche und fühlbare Erleichterungen gegenüber der bis- herigen Belastung durch Steuern bringen.
nur mit Hilfe der vielen ,, grauen" und ,, schwar- mächten beschlossen worden ist, eine geeig- ihre Ersparnisse unverändert oder womöglich Diese Reform hat in erster Linie zum Ziel,
zen" Aushilfen. Unser Geld hatte seinen Cha- rakter und seine Aufgabe völlig eingebüßt und in der allerletzten Zeit konnten wir, wo alle
Welt auf den Startschuß zum neuen Beginn wartete, den Stand der deutschen Wirtschaft nur noch mit einer beginnenden Todesstarre vergleichen.
Die nun heute in Kraft tretenden Gesetze sind Militärgesetze, aber ihr Inhalt betrifft uns Deutsche. Deshalb glaube ich, als oberster deutscher Amtsträger in dem vereinigten Wirt- schaftsgebiet, der Bevölkerung der Westzonen eine kurze Stellungnahme zu der Währungs- reform schuldig zu sein.
Die Währungsreform ist auf die Westzonen beschränkt. Mit großem Schmerz müssen wir Deutsche davon Kentnis nehmen, daß es den
nete Grundlage für den wirtschaftlichen Wie- deraufbau unserer Westzonen darstellt, wobei
allerdings noch einige Voraussetzungen erfüllt werden müssen, die wir für unerläßlich hal- ten. Daß die Reform manches bringt, was be- rechtigte Kritik herausfordern wird, soll nicht bestritten werden. Aber jeder, der in Wort und Schrift sich kritisch zu der Reform äußert, mag sich gewissenhaft vorher fragen, ob seine Kritik mehr nutzen oder mehr schaden wird. Denn das Entscheidende ist im Augenblick die Schaffung einer Atmosphäre vertrauens- voller Zuversicht.
Bei den notwendigen weiteren Vorausset- zungen denke ich in erster Linie an die schwe- ren Wunden am deutschen Volkskörper, die
ser ganzes Wirtschaftsleben untergraben hat, mußte endlich aufgeräumt werden. Die Wäh- rungsreform bringt sehr viel Kummer und sehr viel Sorgen. Aber sie bedeutet die Rück- kehr zur Ehrlichkeit, ohne die wir niemals ein vernünftiges, wirtschaftlich und sozial be- friedigendes Leben wieder aufbauen können.
Gemeinsam müssen wir die Not tragen, ebenso wie wir gemeinsam aufbauen wollen. Ehrliche Arbeit muß wieder ehrlich entlohnt werden. Die faulenzenden Schieber und Ecken- steher des Schwarzen Marktes müssen jetzt verschwinden. Deshalb haben auch alle beru- gelegt, alle einschlägigen Maßnahmen auf dem Gebiete der Währungsreform, der Steuer- reform und des Lastenausgleichs, die wir nur als die Teilstücke eines einheitlichen Ganzen
die überhöhten Steuersätze zu reduzieren, die vom Kontrollrat eingeführt worden waren, um den Geldüberhang abzuschöpfen, der seit Beginn der auf das Naziregime zurückzufüh- renden Inflation in Deutschland bestand.
60 Reichsmark besitzt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, daß auch die Löhne zum Nennbetrag in Deutsche Mark umgestellt wer- den, so daß von jetzt ab ehrliche Arbeit nicht mehr sinnlos ist, sondern ihr angemessenes wirtschaftliches Entgelt findet.
Besatzungsmächten nicht gelungen ist, eine diese Währungsreform wenn auch nicht eigent- fenen deutschen Stellen großen Wert darauf hen, Notlagen, wo immer sie auftreten, zu
Lösung zu finden, die für unser ganzes Vater- land gilt. Wir Deutsche haben eine solche Tei- lung unseres Landes in zwei Währungsgebiete nicht gewollt. Wir geben auch die feste Hoff- nung nicht auf, daß damit kein endgültiger Zustand geschaffen ist, sondern daß in nicht zu ferner Zukunft mit den Zonengrenzen auch die Verschiedenheiten der Währung ihr Ende fin-
den.
Auch dieser Akt kann und darf nur ein Schritt auf dem Wege zur Wiederherstellung der deutschen Einheit sein. Welcher aufrechte Deutsche könnte und möchte noch weiter ar- beiten, wenn er nicht von der Hoffnung be- seelt wäre, daß am Ende aller Mühen doch wieder ein deutsches Vaterland inmitten eines friedlichen und wirklich befriedeten Europa stünde. In diesem Sinne wollen wir die auf die drei Westzonen begrenzte Geldreform als die erste Gesundungsmaßnahme an dem noch zerrissenen deutschen Volkskörper ansehen. Die Reform der Währung war eben für die Bevölkerung und ihre Wirtschaft so dringend geworden, so im wörtlichsten Sinne lebens- wichtig, daß sie nicht länger hinausgeschoben werden durfte, und wenn nun eben anderes vorerst noch nicht erreichbar war, zunächst nur in den Westzonen eingeführt werden mußte.
Die Währungsreform ist, wie gesagt, durch Militärgesetze verordnet worden. Dabei han- delt es sich nicht nur um ,, die äußere Form" in dem Sinne etwa, daß deutsche Entwürfe in die Form von Militärgesetzen gekleidet wor- den wären, sondern es handelt sich um eine Währungsreform, die auch sachlich eine Maß- nahme der Militärregierungen darstellt.
Das schließt nicht aus, daß von deutscher Seite viele Wünsche, Anregungen und, ich darf wohl sagen, auch Warnungen an die Militär- regierungen herangebracht worden sind, und daß deutsche Sachverständige in unermüd-
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lich schlug, so doch grausam sichtbar werden läßt. Ich denke an unsere alten Leute, an un- sere Sozialrentner, die nach einem langen ar- beitsreichen Leben heute nicht mehr in der Lage sind zu arbeiten, oder auch an unsere
zu Unrecht aus ihrer Heimat Vertriebenen
ansehen, in eigener Verantwortung durchfüh- ren zu können.
Nachdem dieses aus mancherlei Gründen
Alle deutschen Stellen werden sich bemü- steuern. Hierbei wird der in deutsche Zustän- digkeit gelegte Lastenausgleich geradezu zu unserem Prüfstein werden. Es gibt zwar nur wenige unter uns Deutschen, die nicht in der einen oder anderen Weise vom Kriege auch in ihrem privaten Bereich betroffen worden sind. Aber daneben wissen wir auch, daß das Schicksal sehr unterschiedlich gewaltet hat. Es
und noch viele in ähnlicher Lage, die außer dem Leben vielleicht nur ein Päckchen Geld- nicht zu verwirklichen war, dürfen wir jedoch wird die vornehmste Aufgabe unserer Frank-
Reichsmark bleibt Währung Berlins
BERLIN. Der französische Kommandant in Berlin, General Ganeval, hat an die Berli- ner Bevölkerung folgende Erklärung abgege- ben:
,, Die Währungsreform erstreckt sich nicht auf Berlin. Die Stadt Berlin bleibt unter der Viermächtekontrolle der Kommandantur und ist daher nicht berührt von Maßnahmen, die in irgendeiner Zone getroffen werden. Die Reichsmark bleibt die Währung in Berlin.
Für die Bezahlung aller Lieferungen aus den Westzonen Deutschlands wird die Reichs- mark weiterhin angenommen werden. Alle Nahrungsmittellieferungen und andere Lie- ferungen aus dem Westen nach Berlin werden wie bisher fortgesetzt. Die Währungsreform errichtet daher keine wirtschaftliche Schranke zwischen Berlin und den Westzonen.
Frankreich wird fortfahren, in Berlin sei- nen Verpflichtungen nachzukommen, seine Rechte auszuüben und sich für den wirtschaft- lichen Wiederaufbau der Stadt einzusetzen.
Die für die drei Westzonen verkündete Wäh- rungsreform erstreckt sich nicht auf Berlin, heißt es auch in den Erklärungen des britischen Kommandanten in Berlin, General Herbert, und des amerikanischen Kommandanten Oberst. Howley. Die Erklärungen dieser beiden im Kommandanten decken sich inhaltlich übrigen mit der Erklärung General Ganevals.
furter Organisation sein, hier einen Ausgleich zu schaffen und vor allem denen zu helfen, denen der Krieg alles irdische Gut genommen hat, und unter diesen bevorzugt wieder de- nen, die nicht mehr arbeitsfähig sind.
Ostzone und Währungsreform BERLIN. Die Ostzone habe vorgesorgt, um alle wirtschaftlichen Nachteile, die eine sepa- rate Währungsreform in den Westzonen zeiti- gen werde, von der Bevölkerung und der Wirtschaft der sowjetischen Besatzungszone abzuhalten, erklärte am Freitag Prof. Kast- ner, Präsident des Volksrates und Mitglied der deutschen Wirtschaftskommission. Wir werden dafür sorgen", erklärte Prof. Kastner, ,, daß niemand in der Ostzone sich Kopfzer- brechen zu machen braucht, wenn die Maß- nahmen der Militärregierungen in den west- lichen Besatzungszonen die Ostzone in die Zwangslage versetzen, auf dem Gebiete der grausigen Irrwegen der Nazizeit wieder auf Währung verantwortlich zu handeln."
دو
Die Sowjetbehörden haben den Interzonen- verkehr gesperrt.
Oberst Jelisarow, der sowjetische Dele- gierte bei der Berliner Alliierten Komman- dantur, lehnte die Einberufung einer außer- ordentlichen Kommandantursitzung auf Sams- tag, den 19. Juni ab.
Die Einberufung war auf Veranlassung Ge- neral Ganevals, des derzeitigen Vorsitzen- den der Kommandantur, im Einvernehmen mit dem britischen und amerikanischen Komman- der Kommandantur die danten erfolgt, um Maßnahmen der Währungsreform und ihre Nichtanwendung auf Berlin bekanntzugeben.
Kl. I u. III mit allen vork. Repara- turen, auch Holzgas, vertraut, suchen Stellung. Angebote unter S. T. 1991 Melker, verh., sucht Dauerstellung in
Ich möchte zu dem, was ich gesagt habe, nur noch ein kurzes Schlußwort der Ermuti- gung anfügen: Zur Beunruhigung oder gar zur Panik ist nicht der mindeste Anlaß. Im Gegenteil, wir können jetzt nach diesen er- sten drei Jahren mühseligen Trümmerräu- mens mit einem bescheidenen Beginn echten Aufbaues zuversichtlich rechnen, wobei der Marshall- Plan zusätzliche wertvolle Hilfen bringen soll. Das Wichtigste müssen wir aber selber beisteuern, indem wir uns nach den unsere wahren Kräfte besinnen. Wir wollen weder demagogischen Schlagworten nachlau- fen, noch wollen wir an Wunder glauben, dagegen wollen wir wieder fleißige und ehr- liche Arbeit gegen gutes Geld leisten und in sparsamerer Lebensführung eine soziale Hal- tung nach innen und Friedfertigkeit nach au- Ben zeigen. Dann werden wir es schaffen.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr. Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1.50 RM, durch die Post 1.74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag
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