Seite 2 Nr. 41

SCHWÄBISCHES TAGBLATT

Gedichte als Kompensationsware nicht gefragt

Die Einstufung geistiger Arbeit/ Selbsthilfe oder behördliche Einsicht? -er. Die Besucher der vor kurzem eröffneten Bebenhausen ein Abgeordneter darauf hin- Presseausstellung in München sind z. T. nicht in wies, daß der Bauer in der miẞlichen Lage den Genuß einer Schauspiel- oder Opernauffüh- sei, die Produkte seiner Arbeit gegen Geld rung gekommen, weil die Theater wegen des hergeben zu müssen( er gibt sie freilich auch schlechten Ernährungszustandes ihrer Schau- gegen Waren ab), machte ein anderer Abge- spieler ihre Pforten vorübergehend geschlossen ordneter, der im zivilen Leben Regierungsrat hatten. Auch aus Westdeutschland wird gemel- ist, den Zwischenruf: ,, Und was bekommen det, daß einige Bühnen aus dem gleichen Grund wir?" ihre Aufführungen nicht mehr lange fortsetzen können. Mit dem Hunger als Hauptdarsteller läßt sich nicht Theater spielen.

Von den Münchener Schauspielern bekam der bayrische Kultusminister zu verstehen, ihre Arbeit sei mindestens so anstrengend wie die der Bergarbeiter, und der Bühnenverein in Köln weist im Zusammenhang mit der Ab- lehnung der Ernährungszulage für Bühnen- schaffende darauf hin, daß die körperlichen und geistigen Leistungen der Schauspieler einen Kräfteverschleiß verlangten, der weit über die Leistungsfähigkeit der Normalver- braucher hinausgehe.

Diese Einschätzung geistiger Arbeit, die beim Schauspieler noch mit körperlicher Arbeit ver- bunden ist, hört sich wie eine Ueberschätzung an, aber in Wirklichkeit hat die medizinische Wissenschaft schon längst den Nachweis dafür erbracht, daß der Stoffwechsel des Gehirns den anderer Organe um ein Mehrfaches über- trifft. Er kann, wie in der ,, Deutschen Medi- zinischen Wochenschrift" vom 13. Februar 1948 betont wird ,,, nur bei einer vor allem be- züglich des Eiweißes mehr als ausreichen- den Ernährung befriedigt werden. Daher sind für den Geistesarbeiter besonders hohe Ein- stufungen in der Ernährung notwendig".

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Die in den letzten Jahren beobachtete Ab- nahme der Konzentrationsfähigkeit und des Gedächtnisses, die den Geistesarbeiter mehr trifft als andere Berufsgruppen, ist eine Folge der mangelhaften Eiweißversorgung.

Die Erkenntnisse der Medizin sind bisher freilich noch nicht Allgemeingut geworden. Der feder- oder pinselführende geistige Arbeiter, der deklamierende Schauspieler oder der for- schende Wissenschaftler lassen sich eben nicht in das vorgezeichnete Schwerarbeiterschema einordnen.

Aber das ist nur die eine Seite des Problems. Auf der andern steht die Bekleidung. Gedichte, Bildberichte, wissenschaftliche Arbeiten, eben alle Ergebnisse geistiger Tätigkeit, finden als Kompensationsware keinen Liebhaber. So et- was kauft man gegen Geld. Dafür gibt nie- mand ein Paar Schuhe oder eine Hose.

Als in der letzten Sitzung des Landtags in

SPD gegen Schattenpolitik

STUTTGART. Auf dem 3. Landesparteitag der So- zialdemokratischen Partei Württemberg- Badens wurde der Vorsitzende der SPD- Fraktion im Frank- furter Wirtschaftsrat, Erwin Schöttle, zum ersten Landesvorsitzenden wiedergewählt. Schöttle wandte sich mit Entschiedenheit gegen alle föderativen und separatistischen Tendenzen und befürwortete eine baldige Verschmelzung der beiden Landesteile Nordwürttemberg und Nordbaden.

In einer Entschließung wurde zum Ausdruck ge- bracht, daß die SPD die Einbeziehung Westdeutsch- lands in das europäische Hilfsprogramm der USA als eine für die deutsche Wirtschaft unbedingt not- wendige Starthilfe ansehe. Die SPD wende sich je- doch gegen jeden Versuch, diese Hilfe zur Aufrich- tung einer ,, rücksichtslosen kapitalistischen Interes- senpolitik" zu benutzen. Ein freies demokratisches Deutschland könne nur als sozialistisches Glied einer europäischen Staatsgemeinschaft bestehen.

Der zweite Vorsitzende der SPD, Erich Ollen- hauer, nannte das Deutschland zwischen Elbe und Rhein ein Bollwerk, in dem echte demokra- tische Kräfte sich gegen die ,, östliche Diktatur" zur Wehr setzten. Berlin, das sich als Vorposten der Demokratie und Freiheit" bewährte, habe seinen Anspruch, auch in Zukunft die Hauptstadt Deutsch- lands zu sein, damit gerechtfertigt.

Wirtschaftsminister Dr. Veit( Nordwürttemberg- Nordbaden) vertrat den Standpunkt, daß der Mo- ment kommen werde, da die SPD nicht mehr die Verantwortung für eine Politik tragen könne, die ,, die bürgerlichen Kräfte im Schatten der Besat- zungsmächte" führten. Mit dem Marshall- Plan allein werde die Besatzungsmacht den Kommunismus nicht aufhalten können.

Zum Schutze der Natur Tagung des Bundes für Vogelschutz in Buchau/ Federsee

Seit vielen Jahren traf sich an Pfingsten in Buchau der Bund für Vogelschutz, den Frau Kommerzienrat Hähnle 1898 ins Leben gerufen hatte. Eine zwölf- jährige Pause unterbrach diese Tradition, bis am diesjährigen Pfingstfest erstmalig wieder ein Tref- fen stattfand. Nach dem Kriege hatten sich zunächst in Württemberg die Mitglieder des Bundes wieder gesammelt, und auch in Baden entstehen in aller- jüngster Zeit neue Ortsgruppen.

Ingenieur Hähnle, der Sohn der ehrwürdigen ,, Vogelmutter Hähnle", gab bei dem Eröffnungsvor- trag am Samstagvormittag einen kurzen Abriß über die Geschichte und die Aufgaben des Bundes. Wun- dervolle Farbenfilme über Fütterung von überwin- ternden Vögeln und das Leben auf der Vogelinsel Drischen gestalteten seine Ausführungen besonders lebendig: Wir wollen und müssen die Natur schüt- zen, auch wenn dies unter Umständen vom Einzel- nen gewisse Einschränkungen und Opfer fordert. Wenn wir z. B. unsere Wälder rücksichtslos abhol- zen, um sie wirtschaftlich restlos auszubeuten, so werden damit die Niststätten unserer Vögel ver- nichtet. Wenn wir aber unseren wichtigsten Bundes- genossen in der Bekämpfung von Schädlingen die Lebensmöglichkeit nehmen, so sind Acker, Wald und Wiese schutzlos dem Schädlingsfraẞ preisgegeben. Kommen noch ungünstige klimatische Bedingungen hinzu, so sind die Verheerungen in unserem Wirt schaftsleben, die lawinenartig anwachsen, nicht ab- zusehen. Der Vogelschutz fordert deshalb als wich- tigste Voraussetzung für alle bei uns vorkommen- den Vogelarten Brutstätten, und für die gefährde- ten, im Aussterben begriffenen völligen Jagdschutz. Nur unter diesen Bedingungen können die Vögel unsere Gehilfen in wirtschaftlichen Belangen sein. Doch sollte die Vogelwelt, wie überhaupt die Na+ tur, nicht nur Gegenstand von Zweckbetrachtungen sein. Der Bund für Vogel- und Naturschutz betont vielmehr auch besonders die ideellen Werte. Denn die Natur ist für uns Menschen, insbesondere für den Ueberarbeiteten, Entspannungsbedürftigen, ein ewiger Jungbrunn und Kraftquell. Wie erholsam ist ein Spaziergang durch den morgendlichen Wald mit seinem vielstimmigen Vogelkonzert! Welch maje- stätischer Anblick, wenn die Greifenvögel ihre stol- zen Kreise in den Lüften ziehen, um zwischendurch in atemraubendem Sturze auf die Beute zu stoßen!

Unter das ,, Wir" dieses Zwischenrufes fallen sicherlich nicht nur die Mitarbeiter der Mini- sterien, sondern dazu gehören alle jenen, die nicht wie Handwerker, Kaufleute und Bauern die Möglichkeit haben, durch den Tausch ihrer Leistungen sich irgend etwas Zusätzliches zu beschaffen, und die nicht, wie die Arbeiter besonders bevorzugter Schlüssel- industrien, durch Zusatzkarten, Betriebsküchen und Naturalentlohnung berücksichtigt werden. Alle diese Vernachlässigten, also auch die Geistesarbeiter, bilden heute das eigentliche Proletariat.

Behörden und Verwaltung bisher ablehnten". Kulturell Schaffende haben sich in Hamburg zu einer Vereinigung zusammengeschlossen, die sich in Aufrufen und Rundschreiben an die ,, Nutznießer des Geistes und der Kultur", also letztlich an die Gesamtheit der Bevöl- kerung wendet. Die Aktion ist dort richtig verstanden worden: nicht etwa als ein Kampf gegen die Bevorzugten", sondern als ein Existenzkampf, dessen Erfolg im Interesse der Allgemeinheit liegt. Die aus allen Kreisen einlaufenden Spenden in Gestalt von Natura- lien, aber auch in Gestalt von Dienstleistun- gen, wie kostenlosen ärztlichen oder juristischen Beratungen, sprechen dafür. In Darmstadt und auch in anderen Städten sollen sich ähn- liche Selbsthilfevereinigungen gebildet haben.

Diese Selbsthilfe der geistigen Arbeiter anderer Zonen wird hier weniger als An- regung und als nachahmenswertes Beispiel zitiert. Uns bewegt dazu vielmehr die Hoff- nung, daß in unseren gemäßigten Breiten die behördliche Einsicht fortschrittlicher ist als außerhalb unserer Grenzpfähle, damit sich hier der Appell der Geistesarbeiter erübrige. In dieser Situation hilft kein Resignieren. Die Einstufung der Tübinger Studenten als Im ,, Echo der Woche" wird über Selbsthilfe- Schwerarbeiter läßt diese in der Hauptstadt maßnahmen berichtet, mit denen wenigstens und geistigen Mitte unseres Landes gehegte schrittweise das erreicht werden soll ,,, was Hoffnung als nicht unbegründet erscheinen.

Nachrichten aus aller Welt

SAARBRÜCKEN. Die Studenten der saarländi- schen Universität Homburg sind für einige Tage den Vorlesungen ferngeblieben, um ihre Forderung auf Zulassung nichtsaarländischer Studenten und Herabsetzung der Studiengebühren durchzusetzen. MÜNCHEN. Am Sonntag wurden auf einer Kund- gebung der Bayernpartei, in der zur ,, Befrelung vom preußischen Joch" aufgerufen wurde, eln oppo- sitioneller Zwischenrufer und ein ihm zu Hilfe ei- lender Polizist bewußtlos geschlagen.

MÜNCHEN. Auf eine Anfrage der CSU erklärte der bayerische Ministerpräsident Dr. Ehard, die zu- ständigen Ministerien hätten im Augenblick keine Veranlassung, gegen die Bewegung der Frau Lu- dendorff vorzugehen.

MÜNCHEN. Der bayerische Ministerrat hat einem Gesetzentwurf zugestimmt, wonach an allen öffent- lichen Unterrichtsanstalten für Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr kein Schulgeld erhoben werden darf. FRANKFURT. General Haye hat angeordnet, daß sowjetische Staatsangehörige, die sich in die ameri- kanische Besatzungszone begeben wollen, nur noch über die Grenzstation Helmstedt einreisen- können, nachdem die sowjetische Militärregierung die Ein- reise amerikanischen, britischen und französischen Personals in die Sowjetzone ebenfalls auf diesen Grenzübergang beschränkt hatte.

FRANKFURT. Der Parteivorstand der KPD in der US- Zone hat zum Verbot der Militärregierung, den Parteinamen in SVD umzuändern, erklärt, dieses Vorgehen stelle eine Mißachtung der demokrati- schen Grundsätze dar.

BERLIN. Die Informationsabteilung der russi- schen Militärregierung hat bei der US- Militärregie- rung gegen das Verbot des Vertriebs russischer Publikationen in der US- Zone Protest erhoben. BERLIN. Der britische Militärgouverneur, Gene- ral Robertson, hat endgültig die Auslieferung des niedersächischen Ministerpräsidenten Kopf an Polen abgelehnt, da das polnische Verlangen unbegründet

sei.

BERLIN. Russische Familienangehörige von Mit- gliedern der sowjetischen Besatzungsarmee werden weiterhin mit der Begründung heimbefördert, die sowjetischen Frauen und Kinder könnten durch einen zu langen Aufenthalt im Ausland ,, dem so- wjetischen Leben entfremdet" werden.

LONDON

Zurzeit finden zwischen London, Wa- shington und Paris Besprechungen über die Donau- konferenz statt, die Ende Mai in Belgrad zusam- mentreten soll. Die UdSSR hat einen amerikanischen Vorschlag, in Washington Vorbesprechungen über die Konferenz abzuhalten, abgelehnt.

LONDON. Nach einer ergebnislosen Aussprache zwischen dem amerikanischen und dem sowjetischen Delegierten über die jugoslawischen Gebietsforde- rungen wurde die Konferenz der Sonderbeauftrag- ten für die österreichische Frage auf unbestimmte Zeit vertagt.

Sir Samuel

LONDON. Der ehemalige britische Botschafter in Madrid, Lord Templewood( früher Hoare), sprach sich gegen eine Einbeziehung des ,, Polizeistaates" Spanien in eine westeuropäische Union aus.

BELGRAD. Nach einer Mitteilung des Senders ,, Freies Griechenland" haben die Truppen des Ge- nerals Markos in Thessalien griechische Regierungs- streitkräfte in die Flucht geschlagen.

Wie anheimelnd und gleichzeitig fremdartig klingen die Rufe der Wasser- und Sumpfvögel, wie z. B. das eigenartige Brüllen der Rohrdommel, des ,, Moorochsen", das am Federsee in den Abend- und Morgenstunden besonders gut zu hören ist. Wir wollen diese Freuden der Natur nicht missen. Mit begeisternden Worten zitierte Prof. Dr. Zim- mermann, Tübingen, der Vorsitzende des Vogel- schutzbundes in Südwürttemberg, einen Ausspruch von Frhr. v. Weizsäcker, daß der Mensch zwei seiner geistigen Fähigkeiten zu entwickeln habe: Das Wis- sen und die Liebe. Denn das bloße Wissen führe zum Tod, zur Selbstvernichtung, wozu die Atom- bombe den Bewis liefere. Das Wissen um die Na- tur, erklärte der Redner, muß zusammengefaßt und gesteigert werden durch die Liebe zur Natur, damit der in der Technik sich auslebende Mensch nicht entwurzelt wird. Die Wissenschaft ist also ergän- zungsbedürftig. Hierin leistet der Naturschutz wich- tige Dienste, wenn er sich an alle Kreise der Be- völkerung wendet und zur freiwilligen Mitarbeit aufruft. Er sieht seine Aufgabe unter anderem darin, durch naturkundliche Führungen, durch Stumm- und Tonfilmvorstellungen Verständnis und Liebe für die Natur und ihre Schönheiten zu wek- ken, so daß daraus eine selbstverständliche Scho- nung von Pflanze und Tier erwächst. Wo Freiwillig- keit nicht genügt, müssen Gesetze helfend eingrei- fen. Das Reichsnaturschutzgesetz vom 26. 6. 35, das von den Besatzungsmächten in vollem Umfang be- lassen wurde, sollte hierin unterstützen. Dadurch, daß einzelnen Nutznießern und Besitzern Beschrän- kungen auferlegt wurden, konnten größere Gebiete vor einer wirtschaftlichen Ausbeutung bewahrt wer- den. Neben der freiwilligen Mitarbeit und der Hilfe durch Gesetze von seiten des Staates ist eine dritte Forderung des Bundes die verwaltungsmäßige Durch- führung. Z. B. ist für die Feldpolizei eine natur- kundliche Schulung nötig, um zu wissen, welche Tiere und Pflanzen zu schonen sind. Hierfür sind praktische Uebungen unter fachkundlicher Leitung nötig.

Im Anschluß an die Vorträge und wertvollen Kul- turfilmvorführungen wurden ornithologische und botanische Wanderungen veranstaltet, zu denen auch die Bevölkerung eingeladen war. Der bekannte Moorforscher und Pollenanalythiker Dr. h. c. Carl Bertsch aus Ravensburg, Prof. Dr. Zimmermann und Oberlehrer Haas zeigten die Besonderheiten des Banngebiets Staudacher und des Federseerieds bezüglich des Vorkommens von Pflanzen und-

ATHEN. Der wegen Verführung einer Minderjäh- rigen angeklagte Direktor eines griechischen Ly- zeums wurde vom Gericht freigesprochen, als er sich bereit erklärte, sein Vergehen durch Heirat wie- dergutzumachen. Der Gerichtsvorsitzende nahm als Trauzeuge an der Hochzeit teil.

ATHEN. Ein griechisches Militärgericht verurteilte auf der Insel Makrossos fünf Kommunisten zum Tode.

WARSCHAU. Dem italienischen Botschafter in Polen, Donini, der von seiner Regierung als nicht polnische Staatspräsident einen hohen Orden. mehr genehm abberufen worden ist, verlieh der

HELSINKI. Das finnische Parlament hat dem kommunistischen Innenminister Leino sein Miẞ- trauen ausgesprochen. Der finnische Staatspräsident erklärte, er sähe sich, falls der Minister daraus nicht die entsprechenden Folgen ziehe, nach der finnischen Verfassung gezwungen, Leino seines Am- tes zu entheben.

WASHINGTON. Das amerikanische Repräsentan- tenhaus hat mit großer Mehrheit den Gesetzentwurf über die Kontrolle der kommunistischen Partei ge- billigt.

NANKING. Nach dem kürzlich erfolgten Rücktritt der chinesischen Regierung hat Tschiangkaischek den ehemaligen stellvertretenden Ministerpräsiden- ten Wong Wan Hoa mit der Bildung eines neuen Kabinetts beauftragt.

25. Mai 1948

25.

Um die Brotration

BADEN- BADEN, Nach einer Mitteilung des Nach- richtenbüros SUDENA sehen zuständige Kreise der französischen Militärregierung nach den kürzlich ab. gegebenen Erklärungen des Unterstaatssekretärs Schneiter eine erhebliche Heraufsetzung der Brot- ration als unmittelbar bevorstehend an.

Ministerportionen

MÜNCHEN. In einer Kundgebung der WAV be- hauptete der Vorsitzende Julius Höllerer, so- lange Dr. Baumgartner das bayerische Land- wirtschaftsministerium geleitet habe, hätten sich größere Mengen an Lebensmitteln und Lebensmit- fast alle Minister und Staatssekretäre monatlich telkarten geben lassen als die Normalverbraucher in einem Jahr bekämen.

Zu den viel diskutierten Lebensmittelzulagen für bayerische Minister gab der Ernährungsminister Dr, Schlögl am Sonntag in einer CSU- Versammlung in Fürth zu bedenken, daß man von einem Minister nicht verlangen könne, hamstern zu gehen oder auf dem Schwarzen Markt einzukaufen".

Ein Großschieber gefaßt MÜNCHEN. Wie jetzt bekannt wird, hat der im Februar dieses Jahres verhaftete Großkaufmann Garms Millionenumsätze durch Großschiebungen er- zielt. Garms hat der ordnungsgemäßen Bewirtschaf- tung 40 bis 50 Zentner Konserven, 9000 Liter Wein, 3000 m Stoffe, 310 Paar Lederschuhe, 15 t Metall u. a. entzogen. Außerdem hat Garms mit Juwelen, Tep- pichen und Bildern einen schwungvollen Handel getrieben.

Deutscher Städtetag

FRANKFURT. Zum erstenmal seit zwei Jahrzehn- ten ist der Deutsche Städtetag in der Frankfurter Paulskirche wieder zusammengetreten. Unter den zahlreichen Gästen befanden sich Carl Severing und Paul Loebe. Der Oberbürgermeister von Köln und Direktor des Frankfurter Wirtschafts- rates, Dr. Pünder, bekannte sich im Namen des Deutschen Städtetags, der als erste der großen deut- schen Organisationen die Zonengrenzen übersprungen habe, zu der ,, staatlichen Einheit Deutschlands in einem freiheitlichen Bundesstaat unter eigener Re- gierung und mit eigenen nationalen Aufgaben in der übernationalen Gemeinschaft der europäischen Staaten". Manche eigenwilligen Ländermaßnahmen der letzten Jahre hätten dem Gedanken des deut- schen Föderalismus einen schlechten Dienst er- wiesen.

Der Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Klett forderte, die kommunalen Vertreter müßten in eine engere Beziehung zur staatlichen Legislative ge- bracht werden. FRANKFURT. Im Rahmen der ,, Frankfurter Feier- stunden", mit denen am Samstag und Sonntag die Festwoche in der Paulskirche abgeschlossen wurde, sprach der ehemalige Reichstagspräsident Paul Löbe. Unter dem Beifall seiner Zuhörer erklärte er, daß Deutschland die Abtrennung der zurzeit un- ter polnischer Verwaltung stehenden Gebiete des Ostens niemals anerkennen werde. Er führte ein gut Tell unserer Gegenwartsnot auf den Verlust dieser Gebiete zurück.

AUS DER WIRTSCHAFT

Einheitliche Währungsreform in den drei Westzonen

PARIS. Zwischen den Regierungen Frankreichs, Großbritanniens und den USA ist ein Abkommen über die gleichzeitige Durchführung einer Währungs- reform in den drei Besetzungszonen Westdeutsch- lands geschlossen worden. Als einzige noch schwe- bende Frage bleibt die Ausdehnung der Währungs- umstellungen auf die Besatzungszonen Berlins zu klären. Es wird hinsichtlich des Zeitpunktes der Währungsreform festgestellt, daß dieses Datum nicht vorher bekanntgegeben werde. Man glaubt nicht, daß der Beginn der Währungsreform vor Sommeranfang in Aussicht genommen ist.

Vorschläge des Zentralverbandes der Fliegergeschädigten für den Lastenausgleich STUTTGART. Der Zentralverband der Fliegerge- schädigten der Doppelzone mit dem Sitz in Stutt- gart hat auf einer Versammlung den Entwurf eines ,, Gesetzes über die Entschädigung kriegsbedingter Verluste" der Oeffentlichkeit unterbreitet. Der Ge- setzentwurf, der vom ehemaligen hessischen Finanz- minister Dr. Wilhelm Mattes zusammen mit füh- renden Juristen und Verwaltungsfachleuten verfaßt wurde, soll den Länderregierungen und Länderpar- lamenten vorgelegt werden, um als Grundlage zu einer baldigen Regelung des Lastenausgleichs zu dienen. Die vorgesehene Regelung bezieht sich vor allem auf Kriegssachschäden, Demontageverluste und Verpflichtungen des früheren Deutschen Rei- ches und des Landes Preußen. Entschädigungsbe- rechtigt sind deutsche Staatsangehörige und deutsche

geln. Unvergeßlich wird allen Besuchern das herr- lich Balzspiel der Birkhähne bleiben. Eine Füh- rung durch das wilde und Schachenried veranschau- lichte die Verlandung des ehemals bis nach Stein- hausen reichenden Federsees, dessen Ablagerun- gen sich in den großen Torfstichen verfolgen lassen. Als nach dreitägigem Zusammensein die Tagungs- teilnehmer die gastliche Stiftsstadt Buchau verlie- Ben, nahm wohl jeder das freudige Gefühl mit sich, daß auch im Atomzeitalter" noch viele Herzen ge- nau so heiß für die Natur schlagen wie früher. Und daß es nur an uns liegt, unsere Heimat vor einer völligen landschaftlichen Verödung zu bewah- ren. Der Aufruf geht an jeden: Hilf mit, unsere Vogelwelt, unsere Natur zu schützen! Sigrid Knecht

Die wundersame Blume Schöllkraut Es gibt wohl kaum eine Blume, die so viel Auf- sehen als Wunder- und Heilpflanze im Volksglauben erregt hat wie das Schöllkraut oder Chelidonium majus. Albrecht Dürer, von dessen Meisterhand wir die beste Abbildung des Schöllkrautes haben, er- hoffte selbst von dieser Pflanze Heilung von Ma- laria. Bereits vor 400 Jahren nannte man das Schöll- kraut mit Vorliebe Schwalbenkraut oder Schwalben- wurtz, da man in dem Namen das griechische Wort chelidon für Schwalbe zu finden meinte. Dieser Name wird vo Theophrast und Dioskorides dahin ausge- legt, daß das Chelidonion zugleich mit dem Eintref- fen der Schwalben blühe, mit deren Weggang aber ver- welke. In der Volksheilkunde gilt das Schöllkraut bis heute als gutes Mittel zur Behandlung von Gal- len- und Leberleiden, ebenso von Nieren- und Bla- senleiden, während es früher geradezu als ein Uni- versalmittel gegen Krankheit galt. Die wissenschaft- liche Medizin hat sich erst in den letzten zwanzig Jahren wieder an das Schöllkraut erinnert. In das ,, Deutsche Arzneibuch" wurde es nicht offiziell auf- genommen, wohl aber in das halbamtliche Ergän- zungsbuch zum Deutschen Arzneibuch". Dem Schöll- kraut treu geblieben ist die Schule der Homöopathie, die auf Grund genauer Beobachtungen und großer Erfahrungen das Schöllkraut als Heilmittel bei be- stimmten Formen von Augen-, Leber- und Frauen- krankheiten anwendet.

Die

Wieder ,, Deutsche Musikbibliographie"

H. P.

Deutsche Musikbibliographie", die seit 1807 im Verlag Fritz Hofmeister in Leipzig erscheint, ist zum ersten Male seit Kriegsende wieder herausge-

Flüchtlinge der vier Besatzungszonen mit dem Ge- samtbetrag der bei ihnen entstandenen, im Gesetzes- vorschlag gezegelten Verluste. Der Entschädigungs- betrag setzt sich zusammen aus einer Grundentschä- digung und einem Teuerungszuschlag im Falle der Wiederbeschaffung. Die Höhe der Grundentschädi- gung richtet sich nach dem verlorenen Wert im Jahre 1938. Die Auszahlung der Entschädigung soll in vier verschiedenen Formen erfolgen können und zwar durch Barzahlung, durch Aushändigung von Wertpapieren, durch Gutschrift in einem öffent- lichen Schuldbuch und durch Gewährung einer Leib- rente. Zur Feststellung der Schäden sind drei Rechts- stufen vorgesehen: örtliche Verwaltungsbehörde( 1), Landeskriegsschädenämter( 2) und Zentralkriegs- schädenamt( 3).

Fehlen Schuhbezugscheine? der Warenhortung griff der Senator für Wirtschaft, BREMEN. In einer Stellungnahme zum Problem Herm. Wolters, Bremen, die neue Verlautbarung der Verwaltung für Wirtschaft auf, nach der wegen Papiermangels die Schuhbezugscheine in der Bizone für das zweite Quartal 1948 nicht verteilt werden können, obwohl Schuhe vorhanden seien. Man werde die Empfindung nicht los, führte Senator Wolters Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr. Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1.50 RM., durch die Post 1.74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg Erscheinungstage Dienstag und Freitag

unschätz-

bracht worden. Das Werk wird monatlich in Heft- form ausgeliefert und registriert sämtliche Neu- erscheinungen deutscher Komponisten. Für die ge- samte Musikwelt ist die Deutsche Musikbibliogra- phie, das einzige umfassende Nachschlagewerk über deutsche Kompositionen seit 1807, von barem Wert. Auf Anordnung der Reichsmusikkam- mer mußte ihr Erscheinen 1945 eingestellt werden. Die erste Nachkriegsnummer enthält auf 72 Seiten sämtliche musikalischen Neuerscheinungen in der Zeit vom 5. Januar 1945 bis zum 30. Juni 1947. Ins- gesamt sind 700 Kompositionen aufgeführt, die sich in elf Gruppen darunter Orchestermusik, Blech- musik, Salon- und Tanzmusik gliedern. Von pro- blematischen sinfonischen Werken bis zum modern- sten Jazz ist unter Angabe des Namens des Kom- ponisten, der Opuszahl, des Uraufführungsdatums sowie des Verlages jede deutsche Musikneuschöp- fung enthalten.

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Der Frankfurter Schriftstellerkongreß Der im Rahmen der Hundertjahrfeier in Frank- furt tagende Schriftstellerkongreẞ befaßte sich in vielen Referaten in erster Linie mit der Frage, ob ,, reine" oder ,, verpflichtete" Literatur zu pflegen sei. Die meisten Teilnehmer traten für letztere ein und wiesen auf die Aufgabe der Schriftsteller bei der Neugestaltung der Beziehungen zwischen den Völkern hin. Theodor Plivier, der Autor des Buches ,, Stalingrad", wandte sich energisch gegen die An- sicht, daß der Schriftsteller und Politiker der Be- satzungsmacht seiner Zone hörig sein müsse. Die Kongreßteilnehmer nahmen mehrere Resolu- tionen an, in denen den Schriftstellern der Ostzone, die nicht anwesend waren, und den Schriftstellern in der Emigration die Grüße des Kongresses über- mittelt wurden. Den deutschen Behörden wurde die Empörung über ihre Einstellung zu den geisti- gen Arbeitern ausgesprochen. Eine Entschließung an die Besatzungsmächte enthält die Bitte, den deutschen Schriftstellern völlige Bewegungsfreiheit über die Zonengrenzen hinweg zu gewähren und die Freiheit des Druckschriftenaustausches wieder- herzustellen.

Zu gleicher Zeit tagte in Frankfurt eine Kon- ferenz der süd- und nordwestdeutschen Hochschul- rektoren, an der auch die Kultminister der Doppel- zone teilnahmen. Dabei wurde beschlossen, die Not- gemeinschaft der deutschen Wissenschaft, die be- reits nach dem ersten Weltkrieg gegründet worden war, wieder ins Leben zu rufen.

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