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Ab 1. Juli Zivilverwaltung in US- Zone WASHINGTON. Nach einer Reihe von Be- sprechungen zwischen Verteidigungsminister Royall, Staatssekretär Marshall und General Clay, wurde der Beschluß gefaßt, am 1. Juli 1948 alle Befugnisse der Militär- regierung in Deutschland dem Staatsdeparte- ment zu übergeben. Die Verantwortung für diese Befugnisse soll einem offiziellen Vertre- ter der amerikanischen Militärregierung in Deutschland übertragen werden.
In einem Kommunique wurde darauf hinge- wiesen, daß die Absicht bestehe, die Organi- sation der derzeitigen Militärregierung sowie das zurzeit eingesetzte Personal beizubehalten, zumal dieses Personal schon weitgehend aus Zivilisten bestehe. Am 1. Juli werde das Per- sonal durch weitere Zivilbeamte noch ergänzt: ,, Die militärischen Besatzungsaufgaben wer- den selbstverständlich weiterhin durch die Ar- mee wahrgenommen."
Nachrichten aus Washington ist erneut zu entnehmen, daß der erste politische Berater General Clays, Robert Murphy, Zivilgou- verneur der amerikanischen Besatzungszone werden soll.
General Clay ist am vergangenen Dienstag aus Washington nach Berlin zurückgekehrt.
Eine Chance für Oesterreich? WIEN. Ein Sprecher des amerikanischen Staatsdepartements gab in Washington be- kannt, daß die Regierung der USA am ver- gangenen Montag einen neuen sowjetischen Vorschlag für den österreichischen Staatsver- trag erhalten habe.
Danach sollen die ursprünglichen russischen Forderungen in Höhe von 800 Millionen Dol- lar auf insgesamt 352 Millionen Dollar herab- gesetzt worden sein. Von diesen Forderungen, deutsches Eigentum in Oesterreich betreffend, entfallen schätzungsweise auf den Erdölsektor 135 Millionen Dollar, auf Schiffahrtsbeteili- gungen 17 Millionen Dollar und auf das rest- liche deutsche Eigentum 200 Millionen Dollar Alliierte Kreise in Wien bezeichnen die neuen Vorschläge als den ersten bedeutenden politischen Schritt, den Rußland seit Beginn der Verhandlungen mit der österreichischen Staatsvertragskommission gemacht habe.
Die amerikanischen Besatzungsbehörden in Oesterreich haben dem Alliierten Kontrollrat in Wien Vorschläge zur Erweiterung der Voll- machten der österreichischen Regierung vor- gelegt. Nach amerikanischer Auffassung ist
eine Erweiterung der österreichischen Regie- rungsvollmachten notwendig geworden, da sich die Ausarbeitung des Staatsvertrages für Oesterreich verzögert habe.
Der britische und der französische Vertre- ter im Alliierten Kontrollrat haben den ame- rikanischen Vorschlägen bereits zugestimmt, während sich der russische Vertreter seine Stellungnahme vorbehielt.
Wirtschaftsunion Frankreich- Italien WASHINGTON. Die Botschafter Frankreichs und Italiens haben dem Unterstaatssekretär der USA, Lovett, einen Bericht über das Projekt einer französisch- italienischen Wirt- schaftsunion unterbreitet. Es wurde dabei nach- drücklich darauf hingewiesen, daß es sich nicht nur um eine Zollunion, sondern um einen industriellen und landwirtschaftlichen Koor- dinierungsplan für beide Länder handle.
In den zuständigen Kreisen der USA ist man der Ueberzeugung, daß diese Wirtschafts- union nur günstige Folgen für die beiden Län- der haben könne.
Internationale Arbeitskonferenz ROM. In Rom wurde am vergangenen Mon- tag die internationale Arbeitskonferenz, an der sämtliche am Marshall- Plan beteiligten 16 Na- tionen vertreten sind, eröffnet.
,, In der Frage einer Bildung der von Bevin vorgeschlagenen Westunion wird die italieni- sche Regierung keine Verpflichtung eingehen, ohne nicht zuvor mit dem Parlament darüber beraten zu haben", versicherte Ministerpräsi- dent de Gasperi dem Führer der italieni- schen Sozialistenpartei, Nenni, der scharf gegen eine Beteiligung Italiens an dieser Union Stellung genommen hatte.
Bildnis und Persönlichkeit Seit dem großen Augenblick, da ein Mensch zum ersten Male sein Gesicht im Spiegel einer Quelle sieht und erkennt, das bin ja ich, seit jener zarten griechischen Legende vom Ur- sprung der Malerei, danach die Tochter des Dibutades den Schatten des scheidenden Ge- lebten im Sande nachzeichnet, um sein Bild festzuhalten, hört die Sehnsucht nicht auf, dem vergänglichen Anblick geliebter Menschen sichtbare, greifbare Dauer zu verleihen. In- dem aber das verliebte Mädchen mit zärtlichem Finger den Umriẞ des Schattens ihres Freun- des im Sande entlang fuhr, tat sie nichts an- deres, als was zu allen Zeiten die Maler und Bildhauer taten und tun, wenn sie das Antlitz
eines ganz bestimmten, einmaligen Menschen
abzubilden trachten.
Welch ein Unterfangen! Sie bedienen sich dazu freilich nicht mehr des Sandes, sondern dauerhafterer Werkstoffe: des Holzes, des Stei- nes, des Erzes, der Farben, des Mosaiks. Al- lein wenn wir wie zum ersten Male und völ- lig unbefangen die Mittel der Kunst betrach- ten und das Urbild aus Fleisch und Blut da- mit vergleichen, dann merken wir erst so recht, wie unzulänglich und arm doch in Wahr- heit diese Mittel für ihre Aufgabe sind, Men- schen darzustellen. Ist es nicht unnatürlich und eine rechte Zumutung für die Einbildungs- kraft des Beschauers( wir sind es nur schon gewöhnt), ein geliebtes Wesen in die platte Fläche einer Leinwand gebannt zu sehen, eine dünne Schicht, ein Gemisch aus Qel und Farbe dafür zu halten? Mehr noch, wenn wir das atmende bewegte Geschöpf in kalten, unbe- wegten Stein hauen oder in Erz bilden! Was bleibt da noch von dem, was wir lieben?
Wie? Gibt es denn nicht ein artgemäßeres Material? Gibt es nicht zum Beispiel das warme, durchscheinende Bienenwachs, daraus wir ein täuschend lebenswahres Bildnis kneten könn- ten, mit echtem Haar und echten Wimpern, dazu womöglich mit künstlichen, naturgetreuen
SCHWABISCHES TAG BLATT
Umstrittene Währungsreform in Frankreich
PARIS. Die französische Währungsmaß- und politischer Natur zwischen den beiden nahme, über die am vergangenen Montag Ländern. Sir Stafford Cripps hat schon am durch Ministerpräsident Robert Schuman Montagvormittag vor dem Kabinett berichtet der Nationalversammlung ein Gesetzentwurf und, wie gut unterrichtete Kreise wissen las- vorgelegt wurde, und die nach der Definition sen, bei dieser Gelegenheit auch über die Maß- des Ministerpräsidenten die Stabilisierung der nahmen gesprochen, welche die britische Re- französischen Wirtschaft zum Ziele hat, führte gierung zu ergreifen gedenkt, um die augen- zu einer überaus lebhaften Bewegung im Spiel blickliche Wertrelation zwischen Pfund und der Meinungen und Gegenmeinungen der Dollar aufrechtzuerhalten. Weltöffentlichkeit.
Camille Gutt, der Präsident des Verwal- tungsrates des Internationalen Währungsfonds gab in einer offiziösen Erklärung wohl das Einverständnis des Fonds mit der Notwendig- keit einer Aenderung der Franc- Parität ab, be- merkte aber zugleich, der Fond habe den Vorschlag zur Schaffung eines freien Marktes für konvertierbare Währungen mit Sorge auf-
genommen.
Aus Washington verlautet, der Internatio- nale Währungsfonds werde von der französi- schen Regierung Kontrollmaßnahmen für den französischen Handel und die Devisenge- schäfte verlangen, um die anderen Devisen vor den Auswirkungen der mehrfachen Franc- Kurse
zu schützen.
Das rechtsstehende belgische Blatt ,, La libre Belgique" meint, das System von Bretton Woods sei bei dieser Angelegenheit der ,, un- terliegende Teil". Es sei bezeichnend, daß die amerikanische Regierung es unterlassen habe, zugunsten des Internationalen Währungsfonds auf Frankreich einen Druck auszuüben.
Begreiflicherweise nimmt die französische Währungsmaßnahme den breitesten Raum in den Erörterungen der britischen Oeffentlich- keit ein, denn es bestehen ja besonders enge vertragliche Bindungen wirtschaftspolitischer
Der Westpakt BRÜSSEL. ,, Wir werden eine für unser Land, für Europa, für die Welt und den Frie- den wichtige Entscheidung treffen müssen", erklärte der belgische Premierminister Spaak am vergangenen Sonntag bei einer Presse- besprechung. Die entscheidende Frage heiße:
,, Wollen wir einen Westblock oder nicht?" Nach seiner Ansicht sei die Stunde der Ent- scheidung gekommen. Die zu treffenden Maß- nahmen hätten den Frieden zu festigen und zu sichern und dürften keine feindliche Geste darstellen:„ Osteuropa hat sich organisiert, Rußland dominiert ausschließlich in den bal- tischen Ländern. Angesichts dieser Organisa- tion hat Westeuropa eine wirkungslose Po- litik betrieben. Jetzt scheinen aber Frankreich und England die Möglichkeit zu bieten, daß Europa durch die Bildung eines Kraftelements seinen Platz im Orchester der Nationen ein- nehmen kann."
Selbstkritik in der UdSSR
MOSKAU.
Im Rahmen einer größeren Selbstkritikaktion warf eine russische Zeitung in einem Leitartikel der russischen Schwer- industrie und den zuständigen Ministerien vor, sie sabotierten den Produktionsplan für Verbrauchsgüter. Zahlreiche Unternehmen seien unter den Augen der zuständigen Mi- nisterien dazu übergegangen, die Werkstätten für Verbrauchsgüter aufzulösen. So sei u. a. der Produktionsplan für Schaufeln, Aexte, Schlösser usw. völlig vernachlässigt worden. Ueberdies sei es Aufgabe der Unternehmen, den Wünschen der Verbraucherschaft zuvor- zukommen. In dem Artikel wurden alle Or- ganisationen der Partei aufgerufen ,,, eine syste- matische Kontrolle auszuüben und von den Unternehmen der Schwerindustrie in regel- mäßigen Zeitabständen Berichte über ihre Produktion von Verbrauchsgütern zu fordern". Noch keine Einigung in Frankfurt FRANKFURT. Die Ministerpräsidenten und die Vertreter des Wirtschaftsrates der Bizone traten am vergangenen Dienstag erstmals zu- sammen, um Besprechungen über die endgül- tige Umbildung der Zweizonenbehörden zu führen. Am selben Tage fanden auch Beratun- gen mit dem Zweimächtekontrollamt statt.
Augen aus Glas? So müßte doch eine vollkom- mene Aehnlichkeit zu erreichen sein!
Die Erfahrung lehrt, daß auf diese Weise eine Nachbildung entsteht, die ins Wachsfigu- renkabinett gehört, ins Panoptikum, etwas er- schreckend Aehnliches vielleicht, aber kein lie-
benswertes Bildnis.
Denn das Bildnis will die Idee des Men- schen festhalten, überliefern,„ verewigen", nicht seine Oberfläche. Wie aber soll dann ein ,, wahrhaftiges Konterfei" eines Menschen be- schaffen sein, des Menschen, der so oft seinen bald so béleuchtet ist und von dem der Ma- Ausdruck verändert. dessen Gesicht bald so, ler immer nur eine Teilansicht bieten kann, von vorn oder von der Seite und, ungeachtet der dazwischenliegenden. scheinbar unend- lichen Möglichkeiten, eben doch jeweils nur eine einzige. Welche aber ist die richtige? Wir müssen uns wohl auch bemühen, alles nur Zu- fällige, Beliebige auszuschalten, alles für den reinen Wesensausdruck Nebensächliche weg- zulassen, ohne daß zum Schluß etwas fehle, und müssen aus der Fülle der Bewegungen, der Mannigfaltigkeit des Mienenspiels den gesammelten Ausdruck festhalten, der gleich- sam alle übrigen enthält oder möglich erschei-
nen läßt.
Das unbestechlich- wahrhaftige und zugleich künstlerisch vollkommene Bildnis gehört zu den Seltenheiten. Seine ibm innewohnende metaphysische Bedeutung ist ohne Zweifel während des vorigen Jahrhunderts mehr und mehr verlorengegangen, vielleicht als eine Begleiterscheinung der bedeutsamen Erfin- dung der Photographie. Mit Erstaunen jedoch stellte man fest, daß diese naturge- treue Bilderzeugung zuweilen sehr unähnliche Bilder hervorzubringen imstande ist. Mit der Momentaufnahme, der Liebhaberphotographie, dem Schnappschuß endlich, vor dem kein Mensch in keinem Augenblick mehr sicher ist, mußte notwendig der ethische Begriff des Bildnisses sich lockern, der nicht das Flüch- tige meint, sondern das Dauernde, bis, den
Auf eine Frage des früheren Schatzkanzlers Daltons antwortete Cripps, der Internatio- nale Währungsfonds werde weiterhin versu- chen, Frankreich zu bewegen, seine Entschei- dung als ,, Uebergangsmaßnahme zeitlich zu be- grenzen“.
Innenpolitisch erscheint die Entscheidung über die französische Währungsreform noch recht ungewiß. Kabinett und Nationalver- sammlung beraten in Permanenz. Die Finanz- kommission hat mit 17 gegen 15 Stimmen den Gesamtwortlaut des Gesetzentwurfes über die Neufestsetzung des Wechselkurses abgelehnt. Parteivorstand und Parlamentsfraktion der französischen sozialistischen Partei sollen be- schlossen haben, gegen den Gesetzentwurf zu
stimmen.
Finanzminister René Mayer erklärte am vergangenen Mittwoch, die Frankenabwertung und die Wiedereröffnung des freien Goldmark- jekte dar. Vor allem werde eine Erfassung der tes stellten nicht die letzte Etappe seiner Pro- im Umlauf befindlichen Banknoten erforder- lich sein, um den ,, Banknotenhamsterern" zu Leibe gehen zu können.
Staatssekretär Marshall äußerte bei einer Pressekonferenz: Die Abwertung des Francs ist erforderlich, damit Frankreich seinen Ver- pflichtungen im Rahmen des europäischen Wie- deraufbauprogramms nachkommen kann."
In der Mittwochsitzung kam es nicht, wie ursprünglich erwartet, zu einer Entscheidung über die deutschen Vorschläge zur Neuorgani- sation der Zweizonenverwaltung. Alle deut- setzung eines„ Oberdirektors" des Verwal- schen Vertreter wandten sich gegen die Ein- tungsrats. Es wurde vorgeschlagen, daß auch in Zukunft alle Direktoren vom Wirtschafts- rat gewählt würden und ihm verantwortlich
sein sollten.
Der Ministerpräsident von Rheinland- West- falen, Arnold, bezeichnete es als bedauer- lich, daß so viel Zeit und Arbeit auf die Schaf- fung einer behelfsmäßigen Organisation, die werden müsse, und nicht alle Kräfte auf die nur von kurzer Dauer sein dürfe, verwendet so vordringliche Neugestaltung Deutschlands auf verfassungsmäßiger Grundlage gerichtet werden könnten. Das deutsche Volk habe drei Jahre nach Beendigung der Feindseligkeiten das Recht, nunmehr zu verfassungsmäßigen Zuständen zu kommen.
Am vergangenen Mittwoch wurde nunmehr der Entwurf der anglo- amerikanischen Prokla- mation zur Umbildung und Erweiterung des Zweizonenwirtschaftsrates bekanntgegeben.
Französisches Memorandum
PARIS. Die französische Regierung hat vor einigen Tagen England und den USA ein Me- morandum überreicht, das in einer allgemei- nen Stellungnahme zu den Frankfurter Be- schlüssen feststellt, die vorgesehenen Maß- nahmen vergrößerten nicht nur die Verant- wortlichkeit und die Vollmachten deutscher Dienststellen, sondern führten auch zu einer Zentralisierung zugunsten derjenigen deut- schen Behörden, die nicht direkt den Ländern unterstellt seien. Ein solches Programm könne selbst als Provisorium einen Präzedenzfall für die endgültige Regelung schaffen. Nur durch Zusammenarbeit der Länder könne eine Lö- sung der augenblicklichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der Bizone erreicht werden, nicht aber dadurch, daß man den Ländern einen Regierungsapparat aufdränge, der ihnen fremd sei.
Das Memorandum enthält eine Reihe von
30. Januar 1948
Mitt-
Hauptpunkt Bodenreform BEBENHAUSEN. Am kommenden woch, 4. Februar, vormittags 10 Uhr, tritt der Landtag von Württemberg- Hohenzollern zu seiner 16. Sitzung zusammen. Auf dem Tages- programm steht neben einigen kleinen Anfra- gen als wichtigster Punkt die 1. Lesung des Entwurfs eines Gesetzes zur Bodenreform. Wie uns Innenminister Renner mitteilte, entsprach die über die Kabinettsitzung vom vergangenen Freitag gegebene Meldung nicht ganz den dort gefaßten Beschlüssen. Bezüg- lich des Waldbesitzes habe sich das Kabinett folgendermaßen geeinigt:„ Wald kann entèig- net werden zugunsten von waldarmen, im Waldgebiet gelegenen Gemeinden, wenn sie den Wald zur Erfüllung ihrer Aufgaben, ins- besondere zur Unterbringung und Versorgung der Ausgewiesenen benötigen. Das Ausmaß der Heranziehung des übrigen Waldes bleibt späterer gesetzlicher Regelung vorbehalten."
Direktor Dr. Semler abgesetzt
FRANKFURT. Der Direktor der Verwaltung für Wirtschaft beim Wirtschaftsrat der Bizone, Dr. Jo- hannes Semler, ist auf Anordnung der Militär- gouverneure General Clay und General Robert- son am vergangenen Dienstag mit sofortiger Wir- kung seines Amtes enthoben worden. Dr. Semler CDU- Politikern in Erlangen in scharfer Form die hatte vor einigen Wochen bei einer Tagung von Lebensmittellieferungen der USA an die Bizone an-
gegriffen.
hebung Dr. Semlers wurde betont, seine Erklärun-
In einem offiziellen Kommunique zur Amtsent-
gen stünden im Gegensatz zu den Tatsachen und seien nicht dazu angetan, der Arbeit zu dienen, für die er eingesetzt sei. Sie müßten als absichtlich böswillig und feindlich gegenüber den Besatzungs- mächten bezeichnet werden. Für die Entlassung Dr. Semlers seien folgende Stellen seiner Erlanger Rede ausschlaggebend gewesen:„ Getreide wurde geschickt
und Hühnerfutter. Wir bezahlen dafür teuer, es wird uns nichts geschenkt.. Wir bezahlen dafür in Dollars aus deutscher Arbeit und aus deutschem Export. Man erwartet, daß wir uns außerdem noch bedanken. Es ist höchste Zeit, daß deutsche Poli- ' tiker aufhören, sich für diese zusätzlichen Nahrungs- mittel auch noch zu bedanken.
Alles ist durcheinander gekommen durch die blöd- der Ruhr. Wenn der Kohlenpreis rechtzeitig erhöht sinnigen Subventionen für Kohlen und Eisen an und damit die Gestehungskosten einen Ausgleich im Budget der britischen Zone auftauchen, die man jetzt freundlicherweise auf die südlichen Gebiete
erfahren hätten, würden nicht über zwei Milliarden
aufteilt."
Die Fraktion der CDU- CSU des Bizonenwirtschafts-
rats brachte noch am gleichen Tage in einer in Frankfurt veröffentlichten Stellungnahme ihr Be- fremden über die Form, in der Dr. Semlers Aus- scheiden aus dem Wirtschaftsrat herbeigeführt wurde,
zum Ausdruck.
CSU nur Landespartei MARKTREDWITZ. Vor Abschluß der Tagung der
Landesversammlung der bayerischen CSU befaßte sich Ministerpräsident Dr. Hans Ehard mit der Frage einer gesamtdeutschen christlichen Union und er- klärte hierzu:„ Die CSU ist als eine selbständige Landespartei gegründet und es widerspräche ihrem natürlichen Entwicklungsgesetz, wollte man sie in ein Teilstück einer Reichspartei umwandeln. Reichs-
parteien stehen immer unter dem Einfluß zentrali- stischer Tendenzen. Wir können uns jedoch keine föderalistische Politik vorstellen, die sich des Zu- sammenhangs mit Deutschland nicht bewußt ist und für die Deutschland nur noch ein geographischer Begriff darstellt. Ein Programm, dem das übrige Deutschland Luft wäre, wäre kein föderalistisches, sondern ein separatistisches Programm. Hier wird das bayerische Volk nicht mittun."
Bayrisches ,, Parlament"
MÜNCHEN. Bei der Debatte über den Haushalt des Arbeitsministeriums kam es im bayerischen Landtag am vergangenen Dienstag zu Tumultszenen, als ein Abgeordneter der CSU der SPD' vorwarf, die Leiter der bayerischen Arbeitsämter seien größten- teils„ fanatische Parteibonzen der SPD". Von SPD- Seite wurde daraufhin die CDU als„ Nazibrut" be- zeichnet. Nur durch das energische Einschreiten einiger besonnenerer Mitglieder des bayerischen Landtages konnten Tätlichkeiten verhindert werden.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker Dr Ernst Müller und Alfred Schwenger Weitere Mitglieder der Redakticn: Dr Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer
Vorschlägen, die nach französischer Ansicht Monatlicher Bezugspreis einsch! Trägerlohn 1.50 RM., durch besser geeignet sind, den Problemen Herr zu werden.
Mangel doppelt fühlbar zu machen, es sich am Ende auflöst im gespenstischen Trugbild, in der mechanischen Scheinlebigkeit des beweg- ten, dann sprechenden und schließlich dazu noch farbigen Films, dessen Gestalten, wenn wir nach ihnen greifen wollen, unspürbar über unsere Hände geistern und in nichts zerrinnen.
Adalbert Stitter
Ernst Penzoldt
zu seinem 80. Todestag Edle Gaben der Natur, starke Landschafts- Bergen seiner böhmischen Heimat. eine tiefe erlebnisse in den gewaltigen Wäldern und Erschütterung durch den jähen Tod des ver- unglückten Vaters, erhabene Eindrücke aus der ihm zeitlebens ehrwürdig gebliebenen Schulzeit in der wundervollen Benediktiner- abtei Kremsmünster, naturwissenschaftliche Studienjahre im Wien Metternichs, Schuberts, Beethovens und Grillparzers, Erfolge als Ma- ler, eine über viele Jahre sich hinziehende un- glückliche Liebe, die Ehe mit einer schönen, ihm aber innerlich nicht ebenbürtigen Frau und tiefe Männerfreundschaften hatten den Menschen geformt, der, im Todesjahr Schillers geboren, mit 35 Jahren als Dichter hervortrat mit der Erzählung„ Kondor" Ihr folgten bald als sechsbändige Studien" herausgegebene meisterhafte Erzählungen wie„ Der Hoch- wald" und„ Brigitte". Sie fanden begeisterte Zustimmung, nicht zuletzt bei Eichendorff Nicht eine Spur von moderner Zerrissenheit, von selbstgefälliger Frivolität oder moralisch experimentierender Selbstquälerei ist in die- ser gesunden Poesie." Stifters Ruhm war für immer begründet.
Die revolutionären Ereignisse des Jahres 1848 wühlten den Dichter im Tiefsten auf. Tiefe Niedergeschlagenheit bemächtigte sich seiner.„ Betrübend ist die Erscheinung, daß so viele, die die Freiheit begehrt haben, nun selber von despotischen Gelüsten heimgesucht werden." ,, Das Ideal der Freiheit ist auf lange vernichtet, wer sittlich frei ist, kann es
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staatlich sein, ja ist es immer. Den anderen können alle Mächte der Erde nicht dazu ma- chen. Es gibt nur eine Macht, die es kann, Bildung. Ich habe diesen Sommer unsäglich gelitten." Es drängt ihn, seine eigene Persön- lichkeit in den Dienst seines Volkes zu stellen und zwar als Schulmann. Er wird Inspektor des Volksschulwesens. Aber die Jahre in Linz von 1848 an sind reich an Enttäuschungen. ,, O goldene Zeit meiner früheren Unabhängig- keit, meines Wirkens, meiner Stellung!" Er möchte das Reich des Reinen, Einfachen, Schö- nen, das nicht nur häufig aus der Literatur, droht, ausbreiten. Die Früchte dieser Jahre sondern auch aus dem Leben zu entschwinden
sind die herrlichen Erzählungen ,, Bunte Steine", deren bekannteste der ,, Bergkristall" ist. Mit 52 Jahren ließ er sein reifstes und tiefstes Werk, den Nachsommer" erscheinen, das Nietzsche unter die wenigen wirklich wertvol- len Bücher der deutschen Literatur rechnete. während Hebbel in Wien nichts zu riskieren glaubte. wenn er dem, der es zu Ende lesen würde, die Krone von Polen versprach. Von den geplanten historischen Werken kam nur ein Roman aus Böhmens Geschichte, der., Wi- tiko", zum Abschluß, den der Dichter weithin gleichzeitig mit dem Nachsommer geschrieben hat. Stifter mußte erleben, daß diese seine bei- den Hauptwerke keine Leser fanden. Eine Ka- tastrophe innerhalb seiner Familie, eine be- ginnende unheilbare Krankheit, die finanzielle Unsicherheit seines Lebensabends warfen ihre tiefen Schatten, bis der Dichter, unter der Last der qualvollsten Schmerzen zusammenbre- chend, in der Nacht vom 27. zum 28. Januar 1868 seinem Leben ein Ende machte.
Wenige nur werden heute zu einem Werk wie dem Nachsommer greifen können. Auch das gehört zum Jammer und Fluch unserer Zeit, daß wir nicht zu den tiefsten Quellen unseres Deutschtums heruntersteigen können. Aber noch heute können vielen von uns die Kleinodien seiner Erzählungen und seine herr- lichen Briefe das geben was unserer Seele zur Genesung nottut.
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