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Kultus, Erziehung und Kunst Besonderes Augenmerk müsse in der Ver- waltung für Kultus, Erziehung und Kunst der Erziehung gewidmet werden. Man stehe somit vor der Aufgabe, ein Schulgesetz gemäß der Verfassung zu schaffen und eine einschnei- dende Reform der höheren Schulen durchzu- führen. Jedem begabten Kinde müsse der Weg zur höheren Schule und zur Hochschule ge- ebnet werden. Auch das an sich gut ausge- baute Berufsschulwesen müsse weiter geför- dert werden. Der Neuaufbau des deutschen Schulwesens könne in wirkungsvoller Weise nur von den Deutschen selbst durchgeführt werden.

Die finanzielle Lage des Landes sei durch eine stetig wachsende Neuverschul- dung bedenklichen Ausmaßes gekennzeichnet. Während der ordentliche Haushalt ohne wei- teres auszugleichen sei, ja sogar, aus den ho- hen Steuersätzen erklärbar, mit einem Ueber- schuß abschließe, könnten die Ausgaben des außerordentlichen Haushalts keinesfalls durch die regulären Einnahmen gedeckt werden. Dies habe eine Neuverschuldung des Landes vom Juni 1946 bis Juni 1947 durch Schatzan- weisungen und Schatzwechsel in Höhe von nahezu 200 Millionen RM. zur Folge gehabt. Trotz dieser Neuverschuldung seien die Kas- sen des Landes keineswegs gefüllt. In Kürze müsse sogar mit einer Erhöhung der neuen Verschuldung gerechnet werden. Bisher habe sich die Hoffnung, daß die aufzubringenden

SCHWABISCHES TAG BLATT

Ausgaben im außerordentlichen Haushaltsplan sich erheblich verringerten, leider noch nicht verwirklicht.

Zur Entnazifizierung

Die politische Säuberung, so notwendig sie sei, dürfe keine schematische Behandlung er- fahren. Leitend müsse der Gesichtspunkt der Gerechtigkeit sein. Dem Betroffenen müsse nach Möglichkeit Gehör gegeben werden, der baldige Erlaẞ einer möglichst umfangreichen Amnestie ist zu begrüßen, es gehe nicht an, daß das Volk auf die Dauer in Nazi und Anti- nazi eingeteilt werde.

Abgrenzung der Zuständigkeiten

Die Regierung lege größtes Gewicht auf ein reibungsloses Einvernehmen und Zusammen- arbeiten mit der Militärregierung. Dieses Ziel werde am besten erreicht durch die Abgren- zung der Zuständigkeiten. Vor allem auf dem Gebiet der Wirtschaft und der Ernährung sei es ein ernstes Anliegen der Regierung, daß die Befugnisse der eigenen Verwaltung er- weitert würden mit dem Ziel, daß allmählich die Verwaltung ganz übernommen werde un- ter der Kontrolle der Militärregierung.

Staatspräsident Bock schloß seine Regie- rungserklärung mit den Worten: ,, Die Regie- rung ist von dem unbeugsamen Willen be- seelt, zum Wohle der Bevölkerung zu leisten, was irgendwie in ihren Kräften steht."

Nach der Regierungserklärung des Staats- präsidenten vertagte Landtagspräsident Geng- ler die Sitzung auf Mittwochvormittag.

Der zweite Sitzungstag

× Den zweiten Tag der vierten Sitzung un- seres Landtags füllte die Generaldebatte zu der Regierungserklärung aus. Sie war sehr ausgiebig, mitunter sogar zu ausgiebig, denn die verschiedenen an der Debatte beteiligten Abgeordneten sahen darin teilweise die Mög- lichkeit, endlich frisch von der Leber weg vom Hundertsten ins Tausendste kommend, unsere heutige schwierige Lage beleuchten zu können. Ihr Verantwortungsbewußtsein ist einerseits anzuerkennen und als ein wertvol- ler Lichtblick für die Zukunft zu bewerten, andererseits aber ist die Gefahr des Abglei- tens vom eigentlichen Thema dadurch sehr naheliegend und hat mit schwäbischer Gründ- lichkeit nichts mehr zu tun. Eine noch inten- sivere Konzentration aller Kräfte, die ja auch von allen Abgeordneten immer wieder be- tont wird, ließe sich deshalb für eine solche Generaldebatte empfehlen. Im ganzen ge- sehen, teilten sich die Ansichten in ein gro- Bes Für und ein kleines Wider. Hinter dem Für standen die drei an der Regierung be- teiligten Parteien, wobei natürlich die An- sichten der einzelnen Redner nicht immer die gleich wohlwollenden waren, sich im großen und ganzen aber doch günstig ergänzten. Die ablehnende Haltung der Kommunisten fuẞt in erster Linie auf der Tatsache, daß dieser Partei kein Ministerposten die Stelle eines Staatssekretär in einem der Ressorts erscheint den KPD.- Vertretern zu unmaßgeblich geboten bzw. freigemacht wurde. Im ganzen gesehen ist aber trotz des gegen die Regie- rung ausgesprochenen Mißtrauens die Bereit- willigkeit dieser Partei zur Mitarbeit in allen Fragen, die dem Fortschritt, dem Wohl des schaffenden Volkes und der Wiederaufrich- tung unserer Heimat dienen, als positiv her- auszustellen, so daß im Grunde genommen doch nur von einer rein formalen Ableh- nung gesprochen werden kann.

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drei Ländern der französischen Besatzungs- zone gleichzeitig in Kraft treten soll. 50 Mil- lionen RM. habe Südwürttemberg für die Ei- senbahnen aufbringen müssen, ohne auch nur einen Einblick in die Verwaltung gehabt zu haben. Durch dieses neue Gesetz werde, diese teressen und politische Gesichtspunkte schei- Lücke geschlossen, privatkapitalistische In-

Die Stellungnahme der Parteien

Dr. Binder( CDU.) eröffnete die Diskussion und dankte den neuen Ministern für ihre Bereitwillig- keit, in so schwerer Zeit die vordringlichsten Fra- gen einer Lösung zuzuführen. Er ließ keinen Zwei- fel darüber offen, daß wir eine schwere Zukunft vor uns haben. Die Regierungsbildung sei( anders wurde es auch gar nicht erwartet) in engster Füh- lungnahme mit den Parteien erfolgt. Dabei habe sich die CDU. auf den Standpunkt gestellt, eine Re- gierung auf möglichst breiter Grundlage zu bilden, denn darin liege ihre Stärke. Der KPD. machte er in diesem Zusammenhang klar, daß für sie immer noch der Größe und Bedeutung ihrer Partei ent- sprechend Platz in der Regierung sei. Von einem parlamentarischen Regierungsideal könne allerdings nicht gesprochen werden, da die Minister nicht nur dem Landtag verantwortlich seien, sondern auch der Militärregierung gegenüber gewissenhaft Ver- pflichtungen zu erfüllen hätten. Als besondere Auf- gabe des Landtags nannte er die Beschließung von Gesetzen, die seinem inneren Denken entsprechen. Mit Rücksicht auf die in den nächsten Monaten zu beschließenden Gesetze empfahl er besonders dem Kultministerium, schnellstens an die Ausarbeitung des in der Verfassung vorgesehenen Schulgesetzes heranzugehen. Bei der Entnazifizierung müsse der Grundsatz der Gerechtigkeit tonangebend sein. Das Kapitel der politischen Säuberung sei schnellstens abzuschließen. Dr. Binder sprach sich für eine ent- sprechende Bestrafung der tatsächlich Schuldigen aus, den sonstigen Betroffenen aber sei die Möglich- .keit einzuräumen, sich einem positiven Ziel zuzu- wenden. Als besonders wichtig erschien Dr. Binder abschließend die Ausarbeitung eines Besatzungssta- tuts, das das Verhältnis der Regierung zur Be- satzung klarmacht und die verschiedenen Kompe- tenzen festlegt.

Den bisher in der Regierung tätigen Männern sagte nach einleitenden Worten der Abg. Kalb- fell namens der SPD. aufrichtigen Dank. In der genauen Abgrenzung der Kompetenzen sah auch er die erste Voraussetzung für eine positive Arbeit der Regierung. Die Aufstellung eines Notprogram- mes für den kommenden Winter hielt er für drin- gend notwendig. Die Versorgung mit Heizmaterial, Nahrung, Kleidung und Wohnung stehe dabei im Vordergrund. Mit Rücksicht auf unser Fortbestehen hielt er eine Aenderung der Steuerlasten für not- wendig. Nach Worten des Dankes für unsere hei- mische Landwirtschaft nahm Abg. Kalbfell zur Frage der Bodenreform Stellung. In erster Linie gehe es bei uns um eine Bodenbewirtschaftungsreform, die die Aufhebung der Kleinparzellierung notwen- angegriffen werden. Ein Neubau- und Bodenrecht zu beschließen, hielt er für notwendig. Ebenso emp- fahl der SPD.- Redner die ausgebombten Städte und Gemeinden der besonderen Förderung durch die Regierung und unterstrich die Notwendigkeit der des Wohnungs- und Siedlungsbaues. Bei der Frage der Entnazifizierung machte der Abg. Kalbfell der

den dabei aus. Auch dürfe man sich bei dieser Betriebsvereinigung keine Länderbahn im Stil der schwäbischen Eisenbahn" vorstellen, dig mache. Der Besitz des Kleinen dürfe nicht ebensowenig wie die Gesellschaft für eine später mögliche Regelung des reichseinheit- lichen Verkehrswesens ein Hindernis darstel- len werde. Der von dem Berichterstatter vor- geschlagenen Annahme des Gesetzes wurde Errichtung eines Forschungsinstituts zur Förderung stattgegeben. Mit Wirkung vom 1. Juli 1947

an tritt das Abkommen in Kraft.

Die Minister der neuen Regierung

Dr. Albert Sauer, Minister für Kultus, Erzie- hung und Kunst, wurde am 27. 2. 1902 in Ravens- burg geboren, studierte in Tübingen und Kiel Rechts- Ravensburg nieder. 1932/33 gehörte er der Zentrums- fraktion des württembergischen Landtags als Ab- geordneter an. September 1946 wurde er in Ravensburg zum Oberbürgermeister gewählt. Dezember 1946 be- traute man ihn mit der Landesdirektion für Kultus, Erziehung und Kunst der provisorischen Landes- regierung.

wissenschaft und ließ sich 1928 als Rechtsanwalt in

Dr. Franz Weißẞ, Minister für Landwirtschaft und Ernährung, wurde am 23. 12. 1887 in Ried, Kreis Saulgau, geboren, war nach seinem landwirtschaft- lichen Studium in Halle, Hohenheim und Gießen lange Jahre auf dem Gebiet des Pflanzenanbaus und der Pflanzenzüchtung tätig, arbeitete nach einer po- litisch bedingten unfreiwilligen Arbeitspause 1933/34 in der Ernährungswirtschaft. Nach dem Zusammen- bruch wurde er von der französischen Militärregie- rung in Stuttgart als Landesdirektor für Landwirt- schaft und Ernährung eingesetzt. Sommer 1946 über- nahm er die Landesdirektion für Landwirtschaft und Ernährung in Tübingen. Dezember 1945 berei- tete Dr. Weiß die Gründung der CDU. in Südwürt- temberg vor und wurde im März 1946 zum ersten Landesvorsitzenden gewählt; Dezember 1946 legte er diesen Posten wegen Arbeitsüberlastung nieder. Eugen Wirsching, Minister für Arbeit und Sozialwesen, wurde am 29. 11. 1891 in Ulm geboren, widmete sich- Kaufmann von Beruf

wurde am 3. 12. 1896 in Perpignan geboren. Nach Abschluß des Studiums der Rechtswissenschaften Richter in Tübingen, wurde an das Kaiser- Wilhelm- Institut für ausländisches Oeffentliches und Völker- recht berufen, wirkte in internationalen Schieds- gerichten bei der Abwicklung von Reparationsfragen mit; habilitierte 1929 und ist gegenwärtig Professor des öffentlichen Rechts an der Universität Tübingen. Juli 1945 wurde er zum Leiter des Regierungswesens in Stuttgart berufen. Seit Errichtung des Staats- sekretariats für Württemberg- Hohenzollern war er dessen Präsident. Prof. Schmid ist Vorsitzender der SPD.. Bezirk Württemberg- Hohenzollern und Mit- glied des Parteivorstandes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

Viktor Renner, Minister für Inneres, wurde am 31. 12. 1891 in Mönchweiler geboren, studierte Rechtswissenschaft in Tübingen und Heidelberg, war von 1927 bis 1945 in Tübingen als Richter tätig und wurde nach dem Zusammenbruch Oberbürgermeister der Stadt Tübingen und Landrat des Kreises Tübin- gen. Dezember 1946 übernahm er die Landesdirek- tion des Innern der provisorischen Landesregierung. Eberhard Wildermuth, Minister für Wirt- schaft, wurde am 23. 10. 1890 in Stuttgart geboren, studierte in Berlin, Leipzig und Tübingen Rechts- und Staatswissenschaft, kam 1945 über den staat- lichen und kommunalen Verwaltungsdienst in Würt- temberg zur Reichsarbeitsverwaltung, gehörte spä- ter der Deutschen Bau- und Bodenbank AG. als Vorstandsmitglied sowie der Deutschen Gesellschaft für öffentliche Arbeiten an. Seit 1946 leitete er die Landesdirektion der Wirtschaft der provisorischen

Mit der Bekanntgabe einer Reihe von ein- gegangenen Anträgen, die auf Vorschlag des Landtagspräsidenten Gengler an die ver- schiedenen Ausschüsse geleitet wurden, nahm die Sitzung am Mittwochvormittag ihren An- fang. Anschließend befaßte sich das Plenum in zweiter Lesung mit dem Entwurf eines Gesetzes über das Abkommen zur Errichtung schaft entlassen, übernahm er das Flüchtlingskom- Landesregierung. Nach dem ersten Weltkrieg trat einer Betriebsvereinigung der südwestdeut- schen Eisenbahnen. Abg. Schwarz( CDU.) er- läuterte als Berichterstatter des Finanzaus- schusses das vorbereitete Gesetz, das in allen

Das Brot

Von Wolfgang Borchert Plötzlich wachte sie auf. Es war halb drei. Sie überlegte, warum sie aufgewacht war. Ach so! In der Küche hatte jemand gegen einen Stuhl gestoßen. Sie horchte nach der Küche. Es war still. Es war zu still und als sie mit der Hand über das Bett neben sich fuhr, fand sie es leer: Das war es, was es so besonders still gemacht hatte: sein Atem fehlte. Sie stand auf und tappte durch die dunkle Woh- nung zur Küche. In der Küche trafen sie sich. Die Uhr war halb drei. Sie sah etwas Weißes am Küchenschrank stehen. Sie machte Licht. Sie standen sich im Hemd gegenüber. Nachts. Um halb drei. In der Küche.

von 1923 bis 1934 der Gewerkschaftsarbeit als Kreisgeschäfts- führer des DHV. 1945 aus russischer Kriegsgefangen-

missariat des Kreises Reutlingen. Seit Mai dieses Jahres ist er als Mitglied des Landtags zweiter Vor- sitzender der CDU.- Fraktion.

Prof. Dr. Karl Schmid, Minister für Justiz,

die andere," ich hörte hier was. Da dachte ich, hier wäre was."

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,, Ich hab auch was gehört. Aber es war wohl nichts." Sie stellte den Teller vom Tisch und schnippte die Krümel von der Decke.

,, Nein, es war wohl nichts", echote er un- sicher.

Sie kam ihm zu Hilfe: ,, Komm man. Das war wohl draußen. Komm man zu Bett. Du erkältest dich noch. Auf den kalten Fliesen." Er sah zum Fenster hin. ,, Ja, das muß wohl draußen gewesen sein. Ich dachte, es wäre hier."

Sie hob die Hände zum Lichtschalter. Ich muß das Licht jetzt ausmachen, sonst muß ich nach dem Teller sehen, dachte sie. Ich darf doch nicht nach dem Teller sehen. ,, Komm man", sagte sie und machte das Licht aus.

immer bei Wind gegen die Wand. Es war sicher die Dachrinne. Bei Wind klappert sie immer."

Auf dem Küchentisch stand der Brotteller. Sie sah, daß er sich Brot abgeschnitten hatte. ,, das war wohl draußen. Die Dachrinne schlägt Das Messer lag noch neben dem Teller. Und auf der Decke lagen Brotkrümel. Wenn sie abends zu Bett gingen, machte sie immer das Tischtuch sauber. Jeden Abend. Aber nun la- gen Krümel auf dem Tuch. Und das Messer lag da. Sie fühlte, wie die Kälte der Fliesen langsam an ihr hoch kroch. Und sie sah vom Teller weg.

,, Ich dachte, hier wäre was", sagte er und sah in der Küche umher.

,, Ich habe was gehört", antwortete sie und dabei fand sie, daß er nachts im Hemd doch schon recht alt aussah. So alt wie er war. Dreiundsechzig. Tagsüber sah er manchmal jünger aus. Sie sieht doch schon alt aus, dachte er, im Hemd sieht sie doch ziemlich alt aus. Aber das liegt vielleicht an den Haaren. Bei den Frauen liegt das nachts immer an den Haaren. Die machen dann auf einmal so alt. ,, Du hättest Schuhe anziehen sollen. So bar- fuß auf den kalten Fliesen. Du erkältest dich

noch."

Sie sah ihn nicht an, weil sie nicht ertragen konnte, daß er log. Daß er log, nachdem sie neununddreißig Jahre verheiratet waren. ,, Ich dachte, hier wäre was", sagte er noch einmal und sah wieder so sinnlos von einer Ecke in

Sie tappten sich beide über den dunklen Korridor zum Schlafzimmer. Ihre nackten Füße platschten auf den Fußboden.

er in die Demokratische Partei ein und war zeit- weise Leiter der demokratischen Jugend Württem- bergs. Gegenwärtig ist er Mitglied des Landesvor- standes der DVP.

schob sie ihm vier Scheiben Brot hin. Sonst hatte er immer nur drei essen können.

,, Du kannst ruhig vier essen", sagte sie und ging von der Lampe weg. Ich kann dieses Brot nicht so recht vertragen. Iẞ du man eine mehr. Ich vertrag es nicht so gut."

Sie sah, wie er sich tief über den Teller beugte. Er sah nicht auf. In diesem Augen- blicke tat er ihr leid.

,, Du kannst doch nicht nur zwei Scheiben essen", sagte er auf seinen Teller.

,, Doch. Abends vertrag ich das Brot nicht gut. Iẞ man, iẞ man." Erst nach einer Weile setzte sie sich unter die Lampe an den Tisch.

geistliche

,, Ein Lobgesang von Gottes Herrlichkeit" Unter diesem Motto fand in der evangeli- schen Stadtkirche Nagold zugunsten der Wiederherstellung des durch Kriegsereignisse beschädigten Gotteshauses eine Abendmusik statt, die regem Interesse begeg- nete. Sie schloß uns Werke von Bach, Pachel- bel, Weiland, Schütz, Corelli, Prätorius, Tele- mann, Lechner und Händel auf. Diesmal ver- mittelten ausschließlich einheimische Kräfte

,, Wind ist ja", meinte er. ,, Wind war schon die andachtsvollen Bekundungen der innig- die ganze Nacht."

Als sie im Bett lagen, sagte sie: ,, Ja, Wind war schon die ganze Nacht. Es war wohl die Dachrinne."

,, Ja, ich dachte, es wäre in der Küche. Es war wohl die Dachrinne." Er sagte das, als ob er schon halb im Schlafe wäre.

Aber sie merkte, wie unecht seine Stimme klang, wenn er log: Es ist kalt", sagte sie und gähnte leise ,,, ich krieche unter die Decke. Gute Nacht."

,, Nacht", antwortete er und noch: ,, ja, kalt ist es schon ganz schön." Dann war es still. Nach vielen Minuten hörte sie, daß er leise und vorsichtig kaute. Sie atmete absichtlich tief und gleichmäßig, damit er nicht merken sollte, daß sie noch wach war. Aber sein Kauen war so regelmäßig, daß sie davon langsam einschlief.

Als er am nächsten Abend nach Hause kam,

kindlichen Frömmigkeit der genannten Mei- ster. Leitung und Orgelpart hatte die be- währte Dirigentin des Kirchenchores, Frl. A. Killinger, die den Abend zu einem sol- chen gestaltete, der sich würdig den wohlge- pflegten kirchenmusikalischen Darbietungen in unserer Stadt anschloß. Unsere bekannte Nagolder Konzertsängerin Frau Thusnelde Wolff- Isenberg brachte auch diesmal ihren schönen, ansprechenden und wohlklin- genden Sopran voll und ganz zur Geltung. Ernst Pätzold und Frau Pfarrer Ziegel ster der Geige, Dr. Wetzel als solcher der aus Walddorf bestätigten ihren Ruf als Mei- Flöte. Rudi Schmid gab dem Ganzen mit einem Orgelpräludium einen trefflichen Ab- schluß. Der Chor selbst hat sich zu einem Klangkörper entwickelt, der sich seiner Auf- gabe vollauf bewußt ist und sein Bestes gibt, um zur Ehre Gottes zu singen. Landwirt-

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25. Juli 1947

Regierung den Vorschlag, der Militärregierung einen Gesetzentwurf über die Amnestierung der Jugend bis zum Jahrgang 1913 zur Genehmigung vorzuschla- gen. Auch für diejenigen, die zwei Jahre in einem Lager gebüẞt haben, soll eine Linderung eintreten, indem sie, sofern von ihnen keinerlei Verbrechen begangen wurden, wieder in den Arbeitsprozeß ein- zureihen wären. Wegen den in der amerikanischen Zone in Lagern untergebrachten SS.- Leuten, die aus unserer Zone stammen und keine Kriegsverbrecher sind, empfahl der Redner über die Militärregierung bei der zuständigen amerikanischen Stelle ihre Rück- führung und Einsetzung in den Arbeitsprozeß zu erwirken. Ebenso wenig dürfe sich für die Mitläufer der Trennungsstrich auf die Dauer verstärken. In der Schule sah er eine bedeutungsvolle Basis zur Erziehung vor allem auch zur Demokratie. Die Un- abhängigkeit der Lehrer könne am besten durch eine entsprechende Besoldung garantiert werden. Die Bereitschaft zur Mitarbeit erklärte Abg. Kalb- fell namens der SPD. am Schlusse seiner Ausfüh- rungen ausdrücklich.

Im Namen der DVP. sprach sich Dr. Leuze, nach- dem die Mehrheit des Volkes für die Verfassung gestimmt habe, trotz der im Wahlkampf erklärten Ablehnung der Verfassung jetzt für diese aus. Nach Worten des Dankes an das alte Direktorium beschäf- tigte er sich vor allem mit der Entnazifizierungs- und Flüchtlingsfrage. Bei den meisten, die in der Ent- nazifizierung tätig gewesen seien, könne man eine gewisse Müdigkeit feststellen. Die Art, wie die Ent- nazifizierungsverfahren in Zukunft durchgeführt werden, sei wesentlich. Dabei komme die Gerech- tigkeit vor der Schnelligkeit. Bei den bis jetzt zu uns gekommenen Flüchtlingen fehlen vor allem die männlichen Arbeitskräfte. Hier nachzuprüfen, ob eine Aenderung möglich sei, bat er die Regierung. Im übrigen wandte er sich dagegen, die Flüchtlinge etwa als Bürger zweiter Klasse einzustufen. Ein Flüchtlingsgesetz müsse hier Vorkehrungen treffen. Ganz allgemein richtete er an die Militärregierung die Bitte, alle unser Volk betreffenden Fragen im Parlament besprechen zu dürfen, um ihnen hier den Rahmen zu geben, den sie verdienen.

Abg. Bauknecht( CDU.) beschäftigte sich vor allen Dingen mit landwirtschaftlichen Fragen. Er wandte sich gegen die allgemein üblichen Tausch- geschäfte, die nur den schlechten Ablieferern zu- gute kommen, und gegen die unzeitgemäße Herstel- lung sogenannter Halbkunst, die nichts anderes als eine Materialverschwendung darstelle. Für die Land- wirtschaft hielt er ein Sofortprogramm als sehr dringlich und empfahl, diejenigen jungen Leute, die immer noch ohne Beruf, dafür aber weit eher als Schwarzhändler ihr Leben fristen, als Hilfskräfte für die Landwirtschaft auf eine gewisse Zeitdauer heranzuziehen. Eine Planwirtschaft für die Industrie hielt er für ebenso notwendig wie die verstärkte Einfuhr von Düngemitteln. Sehr energisch nahm der Sprecher der Landwirte Stellung gegen die Hofkon- trollen bei denjenigen Bauern, die ihren Abliefe- rungen nachkommen, geißelte auch die ungesunden Preise, schlug dafür Prämien für die guten Ablie- ferer vor. An Sekt habe der schwäbische Bauer allerdings kein Interesse. Die Bodenreform bejahte der Abg. Bauknecht. Bodenreform ohne Baustoffe sei jedoch unmöglich. Eine Nutzungsreform hielt er für vordringlicher und empfahl zu diesem Zweck, in jedem Kreis ein bäuerliches Musterdorf zu schaf- fen. Außerdem forderte er ein Bauerngesetz, das der Zersplitterung des Bodens Einhalt gebiete. In Fragen der Ernährung hielt er eine genaue Abgren- zung der Kompetenzen der Militärregierung und der deutschen Regierung für notwendig, um abschlie- Bend im Namen der Bauern der CDU., der Regie- rung Unterstützung zuzusagen, daran allerdings die Bedingung knüpfend, den neuen Bauernverband in allen entsprechenden Fragen zu hören. Für die Fraktion der Kommunistischen Partei lehnte es der Abg. A cker ab, der Regierung das Vertrauen zu geben, da es die maßgeblichen Kräfte des Landtages vorgezogen hätten, den Weg der Koalitions- und nicht der Blockpolitik zu beschrei- ten. Zur Regierungserklärung selbst nahm er ein- gehend Stellung, um sie abschließend nochmals ab- zulehnen, dabei aber versichernd, daß die KPD. in allen Fragen, die dem Fortschritt des schaffenden Volkes und der Wiederaufrichtung der Heimat die- nen, zu tatkräftiger Mitarbeit bereit sei.

Der Abg. Bäßler( CDU.), der sehr weitschwei- fende Ausführungen machte, und dabei von der Stellungnahme zur Regierungserklärung zu grund- sätzlichen Problemen kam, wünschte Förderung der Qualitätsindustrie, lehnte den Staatskapitalismus ab, bejahte die Gewerkschaften, die sich aber von jeglicher Parteipolitik fernhalten sollen und be- Fortsetzung auf Seite 3

Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger. Weitere Mitglieder der Redaktion: Albert Ansmann( zurzeit in Urlaub), Dr. Helmut Kiecza und Josef Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1,50 RM., durch die Post 1,74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag.

schaftsrat Harr und Dekan Brezger dank- ten den Mitwirkenden für den feinen Kunst- genuẞ. -g.

Bunter Abend mit Fido Pracht Als Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten des Kinderdorfes Pestalozzi gab das Ensemble Fido Pracht einen Bunten Abend, der sich trotz des hochsommerlichen Wetters eines gu- ten Besuches erfreute. Die reichhaltige Vor- tragsfolge bestritt in der Hauptsache das aus tüchtigen Musikern zusammengesetzte Orche- ster, das denn auch reichen Beifall fand. Dié Vorträge waren sowohl als Gesamtleistung wie auch also Soli sauber und gediegen. Zwei Sänger ließen die Schlagerliebhaber auf ihre Rechnung kommen, während die Darbietun- gen des Tenors trotz aller Pose noch manche Wünsche übrig ließen. Ein Zauberer offen- barte mit Geschick die Wunder seiner Zau- berkunst. Der Ansager Pracht unterhielt das Publikum mit alten und neuen Witzen, die diesmal im Rahmen des Vertretbaren blieben. -g.

,, Im weißen Röẞl" in Calw Das Pforzheimer Stadttheater hat mit dem Lustspiel ,, Im weißen Röẞl" zwei Stunden der Freude und Heiterkeit nach Calw gebracht. Wer von den Besuchern hätte die Urlaubsstimmung der Darsteller nicht nach- empfunden und gewünscht, selbst recht bald auch am Wolfgangsee aufziehen zu können, sei es als erlebnishungrige Dame, als ein von den Sorgen und Nöten eines Geschäfts allem heute! geplagter Unternehmer, als lebensbejahender junger Mann, als weltabge- wandter Greis oder vielleicht gar im jungen Eheglück, verträumt und selig? Die Dar- meistert, und gerne erwartet man die Pforz- steller haben das dankbare Stück bestens ge- heimer wieder auf Calwer Brettern. Der herz- liche Applaus mag ihnen Dank und Beweis dafür gewesen sein.

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vor

K.

Aus technischen Gründen kann der Roman erat am Dienstag fortgesetzt werden.