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Liquidierung
des deutschen Kriegspotentials
BADEN- BADEN. Der französische Oberbe- fehlshaber in Deutschland, General Koenig, hat die Verordnung Nr. 98 erlassen, die sich mit der Auflösung der Unternehmen befaßt, die zum deutschen Kriegspotential gerechnet
werden.
In der Verordnung heißt es hierzu: ,, Jedes deutsche Industrie- oder Handelsunterneh- men, dessen Hauptgegenstand in der Herstel- lung von Kriegsmaterial oder dem Handel mit Kriegsmaterial bestand und dessen Gesell- schaftssitz sich im französischen Besat-
zungsgebiet befindet, kann durch Verfügung des Administrateur General Adjoint pour le Gouvernement Militaire de la Zone Française d'Occupation aufgelöst werden.
Für jedes für aufgelöst erklärte Unterneh- men ist durch Entscheidung des Administra- teur General ein Liquidator zu ernennen, der die Auflösung der juristischen Person des Un- ternehmens sicherzustellen hat, entsprechend den Gesetzen, Befehlen, Proklamationen und Direktiven der alliierten Kontrollbehörde, den Verordnungen, Verfügungen und Be- schlüssen des Commandement en Chef Fran- cais sowie den gesetzlichen deutschen Vor- schriften, soweit diese nicht im Widerspruch mit den Vorschriften der vorerwähnten Be- hörden stehen.
Der Liquidator wird bei der Durchführung seiner Aufgabe von einem Aufsichtsrat unter- stützt, der seine Geschäftsführung zu über- prüfen hat. Die Zusammensetzung, die Ar- beitsweise und die Befugnisse des Aufsichts- rates sowie die Befugnisse und das Statut des Liquidators sind in einer Verfügung des Com- mandant en Chef festzulegen. Die Kosten der Liquiderung sind von dem Unternehmen zu tragen.
Kriegsgefangene in Frankreich BADEN- BADEN. Im Bestreben, den deut- schen Kriegsgefangenen Abwechslung zu brin- gen, hat die Delegation des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Paris, mit Ein- verständnis der französischen Militärverwal- tung, im Herbst 1946 eine Abteilung zum Ein- kauf zusätzlicher Lebensmittel geschaffen.
Die ersten Bestellungen übersteigen den Wert von 20 Millionen französischen Franken.
Die Nachfrage erstreckt sich zunächst haupt- sächlich auf zuckerhaltige Konzentrate wie Fruchtpasten, Fruchtmarmelade, getrocknete Früchte usw. Im Laufe des Winters wurden Erbsen, Gerste, Linsen, Weizenmehl usw. ge- wünscht. Die französische Militärverwaltung stellte der Delegation in St. Denis bei Paris geeignete Lagerschuppen sowie eine Gruppe von 30 deutschen Kriegsgefangenen zur Ver- fügung. Im Laufe des Winters 1946/47 wurden über tausend Weiterspeditionen mit Bahn und mit Lastwagen von Stückgutsendungen bis zu
Wagenladungen von 15 000 kg nach 76 Haupt- lagern, 17 Militärspitälern und zahlreichen Ar- beitskommandos in ganz Frankreich ausgeführt.
USA.- Manöver in Deutschland BERLIN. Der amerikanische Generalstab für den europäischen Befehlsbereich hat in einem Kommunique bekanntgegeben, daß die amerikanische Besatzungsarmee in Deutsch- land Ende Juli Manöver durchführen wird. Es wurde( betont, daß während dieser Zeit überall in der amerikanischen Besatzungszone schnelle Truppenbewegungen zu beobachten sein werden.
Berufung der Minister BEBENHAUSEN. Am Dienstag, dem 22. Juli 1947, 15 Uhr findet in Bebenhausen die vierte Sitzung des Landtags von- Württem- berg- Hohenzollern statt. Auf der Tagesord- nung stehen folgende Punkte:
1. Berufung der Minister nach Artikel 52, Ziffer 1 der Verfassung.. 2. Vereidigung der Minister nach Artikel 53 der Verfassung.
8. Entgegennahme einer Regierungserklärung. 4. Aussprache über die Regierungserklärung. Es muß mit einer mehrtägigen Sitzung ge- rechnet werden.
DIE MASKE
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SCHWÄBISCHES TAG BLATT
Besprechung des deutschen Problems aufgeschoben
England lehnt amerikanische Einladung vorläufig- ab
LONDON. Die englische Regierung hat nach. einer Meldung, die von zuständigen britischen Kreisen gegeben wurde, die amerikanische Einladung zu einer alsbaldigen anglo- ameri- kanischen Konferenz zur Prüfung der Pro- bleme der Besatzungszonen in Deutschland abgelehnt. Washington hatte vorgeschlagen, auf dieser Konferenz über die Steigerung der Ruhrkohlenförderung und die Festsetzung des Industrieniveaus zu beraten.
Die britische Regierung vertritt den Stand- punkt, daß diese Besprechungen zweckmäßi- gerweise erst nach Abschluß der Pariser Kon- ferenz stattfinden sollten. Außerdem wünscht London keine Verhandlungen über das deut-
sche Problem mit den Amerikanern zu füh- ren, ohne daß Frankreich damit einverstan- den ist.
In der kommenden Woche wird jedoch eine Delegation von Beamten der britischen Mili- tärregierung in Deutschland zu Besprechungen nach Washington reisen.
Nunmehr hat die amerikanische Regierung nach einer Mitteilung des Staatsdepartements angeordnet, die USA.- Militärregierung in Deutschland solle Maßnahmen ergreifen, die geeignet seien, die politische und wirtschaft- liche Stabilität Deutschlands zu stärken, um es in die Lage zu versetzen, möglichst weit- gehend zur Wiedergesundung der europäi- schen Wirtschaft beizutragen. Die Richtlinien legen den Militärbehörden nahe, all ihren Einfluß zur Herbeiführung einer Wirtschafts- einheit mit den anderen Zonen geltend zu ma- chen, sprechen sich jedoch gegen die Einset- zung einer deutschen Zentralregierung aus, die ,, die Demokratie in Deutschland und die Sicherheit der Welt bedrohen könnte." Emp- fohlen wird die Einrichtung föderalistischer Länderregierungen und die gleichzeitige Bil- dung einer Zentralregierung, deren Einfluß und Befugnisse sorgfältig definiert und begrenzt
werden müßten.
Als wichtigste Punkte werden aufgeführt: 1. Vernichtung der Rüstungsindustrie; 2. Eintreibung von Reparationen für Schä- den, die den alliierten Nationen zugefügt wurden;
Kaiser zu den Zwangsaushebungen
BERLIN. Bei einer Sitzung des Direktions- ausschusses der CDU. in der Ostzone hat Ja-
kob Kaiser die Methoden zur Aushebung für Zwangsarbeiten einer scharfen Kritik un- terzogen. Diese Methoden riefen in der Ost- zone eine ständig wachsende Unruhe hervor und verursachten eine Massenauswanderung jüngerer Personen in die anglo- amerikanische
Zone.
Amerikanische Behörden hätten im Mai und Juni einen Zustrom von monatlich annähernd 15 000 Personen festgestellt. Diese Flüchtlinge wiesen allgemein einen Einrückungsbefehl zum Arbeitsdienst vor und erklärten, daß sie eine Verpflichtung zum Militärdienst oder ihre Deportation befürchteten. Die Zwangs- aushebungen von Arbeitern jeden Alters und aller Stände für die Radiumwerke im Erz- gebirge gäben den Gerüchten weitere Nah- rung.
Loritz und Hundhammer- MÜNCHEN. Der bayerische Ministerpräsi- dent Dr. E hard stellte in der Sitzung des bayerischen Landtags den neuen Sondermini- ster, Dr. Ludwig Hagenauer( CSU.), und den neuen Staatssekretär im Sonderministe- rium, Dr. Camille Sachs( SPD.), vor.
Im weiteren Verlauf der Landtagssitzung beantragte die Staatsanwaltschaft München die sofortige Verhaftung des ehemaligen baye- rischen Sonderministers Loritz unter Anschul- digung des Devisenvergehens und Schwarz- handels. Der Landtag stimmte außer dem Ju- stizminister Högner und dem Kultminister Hundhammer dem Antrag zu.
Seit Bekanntwerden dieses Beschlusses ist Loritz nicht mehr aufzufinden. Der WAV.- Abgeordnete Höllerer teilte mit, Loritz sei nach Berlin gefahren. Er wolle dort General
Die Quadrille begann. Seine Augen hingen wie gebannt an der Gestalt der Maske. Er konnte den Augenblick nicht erwarten, wo er, Novelle von Helene von Ssachno der Vorschrift des Tanzes folgend, sich ihr nähern durfte, zugleich aber erfaßte ihn, bei dem bloßen Gedanken daran, ein schaudern- des Entzücken und dann, schneller als er geahnt, war der Augenblick da. Die Paare begannen zu wechseln. Alexej näherte sich der Maske. Es schien ihm, als lächelte ihm ihr Mund unter der schwarzen Spitze verführe- risch entgegen. Die Berührung ihrer Hand durchfuhr ihn wie ein Feuerstrahl. Er preßte ihre Finger zusammen und sah ihr flehend in die Augen: Die Maske erwiderte leise den Druck seiner Hand. Alexej fühlte, wie ihm die Sinne zu schwinden begannen. Plötzlich riẞ die Musik ab; von der Galerie heran, wo das Orchester seinen Sitz hatte, ertönte eine laute Stimme:
Der Anblick des Klujeffschen Hauses er- höhte nur noch das nagende Gefühl der Abhängigkeit in seiner Brust. Als Jelisaweta Pawlowna, erhitzt und zornig, in Irinas Be- gleitung mit rauschenden Röcken ins Zim- mer trat, mußte er, um sich nicht zu verraten, für einen Augenblick schweigend die Lider senken. Düster beobachtete er die beiden Frauen und den Kampf, der zwischen ihnen ausgefochten wurde. Jelisaweta Pawlownas abweisendes Benehmen Irina gegenüber brachte ihn auf den Gedanken, daß sie für thn auf Grund seiner Armut ebenfalls nur Verachtung empfinden konnte, und er mußte sich gewaltsam zusammennehmen, um seine Verstörtheit nicht merken zu lassen. Er sah Irina mit einem langen Blick an und zum erstenmal wurde er sich ihrer Lieblichkeit be-
wußt.
Der Ball vermochte seine Unzufriedenheit nicht zu zerstreuen. Es war das erste Mal, daß Alexej die Schmeicheleien der Frauen gleich- gültig, die Klänge der Musik lästig, der Ge- schmack von Champagner unangenehm waren. Jelisaweta Pawlowna amüsierte sich um so mehr; es war ihr angenehm, daß die Blicke der Frauen Alexej folgten und seine Verdrieß- lichkeit erschien ihr, weil sie ihn kleidete, ro- mantisch zu sein. So vergingen die ersten Stunden. Alexej tanzte abwechselnd mit Je-
lisaweta Pawlowna und mit den anderen Mas- ken, aber das Bewußtsein, daß ihm der Blick seiner Braut überall folgte, stimmte ihn ver- drießlich. Die Quadrille führte ihn wieder mit Jelisaweta Pawlowna zusammen. Er seufzte, bot ihr den Arm und schloß sich den Paaren Da traf sein schweifender Blick die blendende Erscheinung Irinas. Er umfing, so dünkte es ihn wenigstens, die Göttin Aphro-
an.
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dite selbst.
,, Mesdames, Messieurs! Minuit a sonné! En- levez les Masques! Qui ne veut pas se sou- mettre à cette règle, doit quitter le bal!" Für die Dauer eines Augenblicks wurde es totenstill im Saal.
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Amerika gibt neue Direktiven
3. Ermutigung des deutschen Volkes, den Wiederaufbau selbst in die Hand zu nehmen.
Nach der Periode der Reparationsleistun- gen dürfte dem deutschen Volk nicht mehr das Recht abgesprochen werden, seine Hilfs- quellen zur Hebung des Lebensstandards zu verwenden. General Clay wird nahegelegt, die Verstaatlichung von Privatunternehmen nicht zu verhindern.
Die neuen Richtlinien für die amerikanische
18. Juli 194
Kleine Weltchronik
Französische Zone
NEUSTADT. In Neustadt ist die Errichtung einer Spruchkammer für die Pfalz mit drei Spruchkam- merabteilungen vorgesehen.
Amerikanische Zone
MÜNCHEN. Eine Konferenz aller deutschen Mi- nister für Flüchtlingsfragen wird am 24. und 26. Juli in Bad Seegeberg in Holstein stattfinden. NÜRNBERG. Am vergangenen Montag um 13 Uhr traten für den Rest des Arbeitstages die Beleg- schaften zweier Nürnberger Maschinenfabriken in den Hungerstreik.
FRANKFURT. Ein Vorschlag des Roten Kreuzes an die französischen Behörden, kriegsgefangene Aerzte in Frankreich gegen solche Aerzte auszutaus schen, die sich freiwillig hierzu melden, ist nich gebilligt worden.
Besatzungspolitik in Deutschland fanden in Paris viel Beachtung. Die Ablehnung der bri- tischen Regierung der Einladung der USA. zu einer Konferenz über die Erhöhung des Indu- striepotentials Folge zu leisten, wird dahin- gehend gedeutet, daß das Foreign Office eben- so wie der Quai d'Orsay nicht den Entschei- dungen des hierfür in erster Linie zuständi- gen Außenministerrats vorgreifen und alles. tun will, um das Zustandekommen der Kon- Britische Zone ferenz der vier Großmächte nicht zu ge-
fährden.
Harriman über Deutschland PARIS. Der amerikanische Handelsminister, Harriman, erklärte bei seinem Aufenthalt in Paris vor Pressevertretern, seine Regierung wolle versuchen, das Lebensniveau in Deutsch- land zu heben, damit das Land nicht mehr dem amerikanischen Steuerzahler auf der Ta- sche liege: ,, Ernährung, Brotgetreide und Kohle sind zurzeit die drei Hauptprobleme. Vor allem muß man den Deutschen eine aus- reichende Ernährung gewährleisten, denn diese befindet sich zurzeit weit unter dem Normal- stand."
Harriman hob die Bedeutung der Ruhrkohle als„, europäisches Kapital" hervor. Die För- derleistung betrage allerdings nur 38 Prozent der Vorkriegsproduktion. Die industrielle Pro- duktion stehe mit 50 Prozent der Vorkriegs- leistung weit hinter der der wichtigsten Indu- .strieländer Europas zurück.
,, Die USA. beabsichtigen keinesfalls, Deutsch- land eine Priorität einzuräumen, aber sie wünschen, es am Wiederaufbau Europas teil- haben zu lassen."
Clay um eine Unterredung zur Aufklärung seines Falles bitten.
Die FDP.- Landtagsfraktion hat mit Unter- stützung von SPD.- Abgeordneten und einem WAV.- Abgeordneten im bayerischen Landtag dem Kultminister Dr. Alois Hundham- mer ihr Mißtrauen ausgesprochen. Das Ver- halten des Ministers seit seinem Amtsantritt habe bei der bayerischen Bevölkerung stei- gende Beunruhigung hervorgerufen. Durch Hundhammers Aeußerungen und Handlungen sei die bayerische Regierungspolitik in den Ruf der Rückständigkeit und Eigenbrötelei gebracht worden.
Verschwundene Kunstwerke
BERLIN. Die britische Regierung hat eine Untersuchungskommission von vier britischen Luftmarschällen, u. a. Sir Sholto Douglas, ein- gesetzt, um Erhebungen über das Verschwin- den wertvoller Kunstgegenstände und Möbel aus dem Schloß Geselfeld bei Bückeburg an- zustellen. Die Kommission ist auf Veranlas-
sung des englischen Königs gebildet worden, an den sich der mit dem englischen Königs- haus nah verwandte Herzog von Braunschweig des geschädigten Fürsten auf die Bitte Schaumburg- Lippe hin gewandt hatte. Auf dem Schloß mit seinen mehr als 200
Räumen hat die Familie Schaumburg- Lippe in Jahrhunderten eine Art Privatmuseum eingerichtet, das auf einen Wert von zwei Millionen Pfund Sterling, also über 20 Millio- nen Goldmark, geschätzt wird. Unmittelbar nach dem Einmarsch ist es von der englischen Luftwaffe beschlagnahmt und als Hauptquar-
tier benützt worden.
Soweit bisher festgestellt wurde, fehlen Ge- mälde alter Meister, Gobelins und Teppiche, Stilmöbel aus verschiedenen Zeitaltern, sowie goldenes und silbernes Geschirr.
benetzte seine Stirn, er stürzte, besinnungslos mehrere Stufen zugleich nehmend, die Treppe zum Ausgang hinunter.
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In den Säulengängen drängten sich die Men- schen. Lakaien eilten mit Pelzen und Umhän- gen von einem zum anderen. Alexej sah sich wild um, ein alter Bedienter öffnete in die- sem Augenblick der Maske die Tür. Ein kalter Windzug strömte in den Raum. Alexej riß dem Lakaien den Mantel aus der Hand und stürzte auf die Straße hinaus: es war dunkle Nacht. Die Laternen brannten trübe. Ein entsetzliches Schneetreiben hatte eingesetzt.
wenigen Schritten ein. Der Wind zerrte an Alexej holte die geheimnisvolle Maske mit ihrem Kleid unter dem Umhang, der Schnee begann ihr Haupt wie ein funkelnder Helm zu umhüllen. Sie setzten schweigend, gleich- sam ziellos, ihren Weg fort. Der Schnee blen- dete sie, indem er eine dichte, weiße Mauer vor ihren Augen auftürmte. Sie hielten, um Luft zu schöpfen, im matten Schein einer La- terne an. Ein Schlitten raste an ihnen vorbei. ,, Halt!" brüllte Alexej mit donnernder Stimme
in die tobende Nacht hinaus. Der Schlitten
hinein und ließ sich an ihrer Seite nieder. Der Kutscher wandte sich fragend zu ihm um, Alexej nannte seine Wohnung. Das Gefährt jagte pfeilschnell dahin; alles verschwamm hinter dem dichten Vorhang wirbelnder Schnee- flocken, die einen rasenden Tanz um sie voll- schlang den Arm um seine Gefährtin. Sein führten. Dumpf heulte der Wind. Alexej Puls bebte, und das Blut hämmerte in seinen
FRANKFURT. Die amerikanische Besatzung er hält dieses Jahr keinen Anteil an deutschen Obste und Gemüseerzeugnissen.
KÖLN. In den letzten Monaten sind zahlreiche Bergleute an der deutsch- belgischen Grenze aufge- griffen worden, die auf Grund der günstigen Ar- beitsbedingungen im belgischen Bergbau unterkom- men wollten.
HAMBURG. Die deutsche Kriegsgräberfürsorge will eine Kartei über alle Gefallenen im Ausland und in Deutschland anlegen und bittet um Angabe, wann und wo deutsche Soldaten begraben wurden Die Angaben sind nach Oldenburg, Baumgarten- straße 2, zu richten.
DÜSSELDORF. Der Ministerpräsident von Nord- rhein- Westfalen, Karl Arnold, wird gegen die völ- lige Verwüstung des deutschen Waldes bei den höchsten Stellen der Besatzungsmacht Einspruch er- heben.
Sowjetische Zone
POTSDAM. In Brandenburg sollen bei allen aus Rußland heimkehrenden Kriegsgefangenen Rönt-
genuntersuchungen durchgeführt werden, weil fast
65 Prozent der Zurückgekehrten tuberkulös sind. BERLIN. Der Dechant von Glatz- Schlesien richtete an Bevin eine Bittschrift um Rückgabe Schlesiens und Oberschlesiens an Deutschland. Wenn dieses Ansu- chen nicht in Betracht kommen könne, solle man wenigstens Schlesien eine autonome Verwaltung zu- biligen.
Ausland
PARIS. General de Gaulle wird am 27. Juli in Rennes eine Rede halten.
PARIS. Nach einer Nachtsitzung der französischen Nationalversammlung wurde ein Gesetzentwurf der Regierung, der eine besondere Amtszulage für Staatsbeamte in Höhe von 25 Milliarden Franks vor-
sieht, einstimmig mit 600 Stimmen angenommen.
BRUSSEL. Durch den Genuß eines Eiscrems sind
in einem belgischen Seebad mehr als 200 Fälle von Vergiftung, darunter ein Todesfall, gezählt worden.
ROM. Der amerikanische Handelsminister Harri-
man hatte eine Unterredung mit dem italienischen Ministerpräsidenten de Gasperi und wurde anschlie- Bend vom Papst in Privataudienz empfangen.
LONDON. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen in England ist um 59 000 zurückgegangen und be- trug Mitte Juni 272 336 Personen.
LONDON. Das Gesetz über die Unabhängigkeit In- diens wurde nunmehr vom Ober- und Unterhaus angenommen.
WASHINGTON. Landwirtschaftsminister Anderson hat erklärt, die in der sowjetischen Einflußsphäre liegenden Länder erhielten keine Getreidelieferun- gen mehr aus den USA., da die UdSSR. über einen Getreideüberschuß verfügten.
WASHINGTON. In einem Jahr bzw. in 18 Mona-
ten sollen die amerikanischen Truppen aus Deutsch- land, Oesterreich, Japan und Korea zurückgezogen und durch Polizeikräfte ersetzt werden.
WASHINGTON. Der amerikanische Kriegsminister Robert Patterson ist zurückgetreten. NANKING. Durch die Ueberschwemmungen in der
Provinz Kwangsi sind 20 000 Chinesen ertrunken, 1 Millionen sind obdachlos.
TOKIO. 20 000 Japaner forderten in einer Kund- gebung vor dem kaiserlichen Palast die Entlassung von einer Million Japanern, die noch im Ausland inhaftiert sind.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger. Weitere Mitglieder der Redaktion: Albert Ansmann, Dr. Helmut Kiecza und Josef Klingelhöfer. Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1,50 RM., durch die Post 1,74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag.
seiner Stimme ließen die Worte auf ihren Lippen ersterben. Sie senkte schweigend das Haupt, und die Fahrt nahm ihren Fortgang.
Irina war wie betäubt, als sie die Wohnung des jungen Offiziers betrat. Im Korridor war alles dunkel, der Bursche schlief, und Alexej hütete sich, ihn zu wecken. Er warf seinen schneebereiften Mantel ab, hüllte Irina aus ihrem Umhang und öffnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer. Die Vorhänge waren nicht zu- gezogen und von draußen fiel ein fahles Licht herein. Eine Uhr tickte leise und atemlos. Irina unterschied den hohen Kamin, auf des- sen Sims Bücher, Zeitschriften und eine Fla- sche Wein zu sehen waren; die Glut war fast ausgebrannt, und nur hin und wieder zuckte ein Flämmchen in den verkohlten Scheiten auf. An der Wand hingen Schwerter und Lanzen, und einige schwere, silberbeschlagene Pistolen kreuzten sich über dem Brustbild eines älteren Mannes in Uniform. Irina folgte dem voran- schreitenden Alexej nur zögernd, aber der dämmerige, totenstille Raum, das zuckende Er- löschen der Flammen, die bebenden Schatten an den Wänden übten eine lockende und zu-
Es war nicht das erste Mal, daß Alexej zu so nächtlicher Stunde Besuch empfing, aber alles, was er bisher erlebt hatte, dünkte ihn in kei- ner Weise mit dem vergleichbar zu sein, was ihn nun beseelte.
lodernden Augen hefteten sich an die weiße, Alexej riß sich die Maske vom Gesicht; seine hielt, er ergriff ihren Arm, hob sie schweigend gleich unheimliche Wirkung auf sie aus. statuenhafte Gestalt. Man begann seinem Bei- spiel zu folgen. Gelächter, erstaunte Ausrufe wurden laut, vom Bufett wurde Champagner gereicht, Gläser klangen zusammen, aber hier wie da sah man eine Maske mit verstohlenen Schritten den Ballsaal verlassen, als fürchtete sie, erkannt zu werden. Jemand rief seinen Namen. Alexej wandte sich ungeduldig um, Jelisaweta Pawlowna stand vor ihm. Sie war ohne Maske, ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen blitzten zornig.
Er sah sie verständnislos an. ,, Sie riefen mich?"
Schläfen.
,, Kommen Sie zu mir", flüsterte er, ihre kalte Hand mit der seinigen erfassend und sie schmerzhaft zusammenpressend ,,, Sie sind ganz ,, Was haben Sie, besinnen Sie sich!" flüsterte kalt. Wenn der Sturm vorbei ist, bringe ich sie ihm zu. Sie nach Hause."
Alexej gab keine Antwort, sondern kehrte sich, wie magnetisch hingezogen, zu der Maske um: sie war verschwunden. Kalter Schweiß
Das Mädchen an seiner Seite wollte etwas erwidern, aber das Heulen des Windes, der feste Druck seines Armes, der bebende Klang
Er trat zu dem Mädchen heran, umarmte sie und preßte seine Lippen auf ihren Mund. Sie leistete keinen Widerstand, ihre Arme schlan- gen sich um seinen Nacken und ihre Lippen
erwiderten den brennenden Druck seines Mun- des; erst als er die Maske von ihrem Antlitz zu entfernen versuchte, wich sie schaudernd zurück.
,, Vergeben Sie mir", sagte er flüsternd ,,, ich werde sofort Licht machen."
Die Kerzen im Leuchter waren hinunterge- brannt; er öffnete seinen Schreibtisch und be- gann nach Lichtern zu suchen.
( Fortsetzung folgt)