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Harriman und Anderson in Deutschland- STUTTGART. Die amerikanischen Minister William Harriman( Handel) und Clipton Anderson( Landwirtschaft) sind zu Be- sprechungen mit Vertretern des Zweimächte- kontrollamts für Ernährung und Landwirt- schaft in Deutschland eingetroffen. Gleichzei- tig soll die Möglichkeit der Wiederaufnahme von Handelsbeziehungen zwischen den USA.
und Deutschland untersucht werden.
Minister Anderson erklärte in einer Rede in Stuttgart, daß die USA. im letzten Jahr annähernd drei Millionen t Getreide in die anglo- amerikanische Zone und etwa 250 000 t in die französische Zone eingeführt hätten. Damit entfalle mehr als ein Fünftel der ge-
samten Ausfuhr Amerikas auf Deutschland.
Minister Harriman erklärte am Sonntag in Essen, der deutsche Export müsse so weit ge- steigert werden, daß sich Deutschland wirt- schaftlich unabhängig machen könne. Produktionsplan für die Landwirtschaft FRANKFURT. ,, Nur eine grundlegende Aen- derung der gesamten deutschen Ernährungs- und Agrarwirtschaft kann zu einer fühlbaren Entlastung der Hilfe der Besatzungsmächte bei- tragen und den Hunger von Millionen Men- schen lindern", schrieb der bayerische Land- wirtschaftsminister Dr. Josef Baumgart- ner in dem Produktionsplan, den er für die Landwirtschaft der anglo- amerikanischen Zone ausgearbeitet hat. Die Lösung des deutschen Ernährungsproblems sei in erster Linie nicht eine Frage der Erfassung und der Verteilung, sondern der Produktion.
Der Plan fordert die Bereitstellung genügen- der Mengen von Mineraldünger und die Siche- rung der zur Kunstdüngerproduktion erforder- lichen Kohlenmenge von etwa zwei Millionen Tonnen im Jahr. Die Bergarbeiter der Ruhr sollten nach seinen Vorschlägen an sechs Tagen im Jahr Sonderschichten für die deutsche Er- nährung fahren. Die Fehlschichten, die zurzeit etwa 21 Prozent betrügen, müßten durch eine bessere Lebensmittelversorgung der Familien- angehörigen der Bergarbeiter vermindert wer- den. Durch verschärfte Ueberwachung der Koh- lentransporte könne den Kohlendiebstählen, die gegenwärtig bis zu 25 Prozent der Förde- rung verschwinden ließen, begegnet werden.
Durch schärfere Bekämpfung des schwarzen Marktes und durch die notwendige Verbesse- rung der Erfassungsmethoden könne nur ein Bruchteil der Nahrungsmittel mehr aufge- bracht werden gegenüber der gewaltigen Steigerung der landwirtschaftlichen Produk- tion durch die vorgeschlagenen Maßnahmen". Die Versorgung mit Produktionsmitteln wie Saatgut, landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten könne im Zusammenwirken aller vier Zonen zum größten Teil aus der deutschen Eigenproduktion aufgebracht werden. Der Er- folg hänge von der intensiven Zusammenarbeit aller vier Zonen ab. Falls dem Hindernisse im Wege stünden, müsse man den Produktions- plan auf die Bizone allein zur Anwendung bringen.
Tagung der LDP. in der Sowjetzone EISENACH. Auf der Parteitagung der LDP. in der Sowjetzone wies der erste Vorsitzende Dr. Wilhelm Külz darauf hin, daß ein Son- derfrieden einzelner Alliierter mit einzelnen Zonen sich nicht nur für Deutschland, sondern für die ganze Welt verhängnisvoll auswirken müsse. Die in Paris aufgetretenen Gegensätze dürften nicht ,, auf unserem Rücken ausgetra- gen werden". Für Deutschland gäbe es keine Ost- oder Westorientierung, sondern nur eine deutsche Orientierung. Külz trat für die Ein- setzung einer vorläufigen deutschen Regierung ein, die eine gesamtdeutsche Verfassung aus- arbeiten und Wahlen für eine Volksvertre- tung ausschreiben müsse.
Dr. Wilhelm Külz wurde wiederum zum ersten Vorsitzenden der LDP. in der Sowjet- zone gewählt.
Den deutschen Pressedienst( DPD.) und die Berliner Tageszeitungen ,, Kurier" und" Ta- gesspiegel" ließen die sowjetische Militär- administration wegen ,, unfreundlicher Hal- tung" zur Berichterstattung über den Partei- kongreß nicht zu.
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Das Bild des Kaisers
Novelle von Wilhelm Hauff
, Nun, so bitte ich Sie", fuhr der General mit inniger Rührung fort, indem auch ihm eine Träne im Auge schwamm ,,, ich bitte Sie im Namen dieses Mannes, den ich auch kannte, Sie mögen ihm vergeben, wenn er nachher an- ders handelte, als Sie damals dachten!"
,, Wie? Sie haben ihn gekannt?", rief der Alte dringend, indem er die Hand des Generals erfaßte. Wer war er, wie heißt er, lebt er noch?"
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SCHWABISCHES TAG BLATT
Gegen die Aufspaltung Deutschlands
Erhöhung der Industriequoten
striepotential in unseren Zonen in der Weise zu steigern, daß sie aus eigenen Kräften le- ben können." Beide Militärregierungen seien sich darüber im klaren, daß zur Aufrechter-
Pressekonferenz bei General Clay BERLIN. General Clay, der Oberkom- mandierende der amerikanischen Besatzungs- truppen in Deutschland, nahm am 3. Juli in einer Pressekonferenz Stellung zu den Fol- gen, die das Scheitern der Pariser Konferenz haltung der Lebensfähigkeit der beiden Zo- möglicherweise für die amerikanische Politik nen erhöhte Industriequoten unbedingt er- in Deutschland haben könnte. ,, Ich hoffe, daß forderlich seien. der Ausgang der Pariser Außenministerkon- ferenz die der deutschen politischen Vereini- gung entgegenstehenden Schwierigkeiten nicht vergrößert."
regierung seien bestrebt, alles zu vermeiden, Die amerikanische und die britische Militär- was zur Teilung Deutschlands beitragen britischen und der amerikanischen Zone sei könne. Die politische Zusammenlegung der vor der Londoner Konferenz nicht beabsich- tigt:„ Wir haben die politische Fusion bisher vermieden, aus Furcht, sie könne zu der Auf- spaltung Deutschlands beitragen."
Zone sich nach dem Mißerfolg der Pariser Auf die Frage, ob die französische Konferenz der anglo- amerikanischen Zone an- schließen würde. antwortete Clay, in dieser Frage lägen noch keine Anzeichen für eine Aenderung der bisherigen Politik vor. Er würde es jedoch sehr begrüßen, wenn aus dem Zweierabkommen ein Dreier- oder Viererab- kommen sich ergeben würde:„ ,, Unsere Vor- schläge gelten nämlich auch für die sowjeti- sche Zone."
General Clay kündigte an, daß das eng- höhung des deutschen Industriepotentials in lisch- amerikanische Abkommen über die Er- der Bizone sich zum Ziel setze ,,, das Indu-
Die illegalen Grenzüberschreitungen WIESBADEN. ,, Ich werde den illegalen Zu- strom aus der sowjetischen Zone völlig unter- binden", erklärte der hessische Innenminister am vergangenen Donnerstag. ,, Dies mag un- menschlich klingen, aber wir sind nicht in der Lage, noch weitere Hunderttausende von Men- schen aufzunehmen, die die Ernährungs- und Wohnungslage selbst bei einer Besserung in Frage stellen würden."
Auf die Frage hin, ob Schritte unternom- men worden seien, um mit Genehmigung der Militärregierung Flüchtlingen eine Zuzugs- möglichkeit zu gewähren, wenn sie nachweis- lich vor den Registrierungen in der Sowjet- zone entflohen seien, antwortete der Minister, dies hänge von der Zahl der Flüchtlinge ab, die hiervon betroffen seien. Diese kämen nicht alle unmittelbar aus der russischen Zone, son- dern strömten außerdem auch über die bri- tische Zone und Bayern ein.
Die Grenzpolizei an der sowjetischen Zonen- grenze sei verstärkt worden. Viele Flüchtlinge hätten keine Personalpapiere bei sich. Fast alle sagten aus, sie hätten den Registrierungen der sowjetischen Besatzungsmacht durch Ueber- tritt in die Westzonen entgehen wollen.
Der Leiter der Abteilung Oeffentliche Sicher- erklärte, daß alle diese Flüchtlinge auf Grund heit der USA.- Militärregierung von Hessen einer Viermächte vereinbarung zurücktranspor- tiert werden sollen. Die deutschen Polizeiein- heiten an der Zonengrenze seien verstärkt wor- den, das Grenzgebiet werde außerdem von Flugzeugen der amerikanischen Besatzungs- polizei beobachtet.
Neue Requirierungsbestimmungen BERLIN. Die britische Kontrollkommission für Deutschland gab am vergangenen Don- nerstag Bestimmungen für die Beschlagnahme von Gebäuden für die Besatzungsmacht be- kannt, um Miẞverständnisse über die hierbei geübte Praxis zu vermeiden.
In den Bestimmungen heißt es u. a.: ,, Es wird so wenig Raum wie möglich be- schlagnahmt; die beschlagnahmten Räume müssen voll ausgenutzt werden und dürfen nur dann leerstehen, wenn eine Benutzung in einer kürzeren Zeitspanne bevorsteht; Barak- ken werden benutzt, wenn sie dem Zweck entsprechen; wenn möglich soll eine 14tägige
gegen einen so offen ausgesprochen hätte wie damals gegen mich;, Frankreich wird nicht mehr lange ohne König sein', waren seine eigenen Worte; du hast es erfüllt, kleiner Schelm!- Ha! und gerade so sah er aus, so warf er noch einmal den stolzen Kopf herüber, als er sein Roß den Berg hinantrieb und die Feldmusik des Regimentes herüberklang; Ge- neral Willi es war doch ein großer Geist!" ,, Gewiß!", sagte der General freudig gerührt, indem er dem Alten die Hand drückte.„ Aber wie kam nur dies Bild hierher zu Ihnen, Anna?"
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,, Darf ich es verschweigen, Robert?", antwor- tete sie. ,, Nein, er hat es ja doch schon ge- ,, Er ist tot seinen Namen kannte die sehen. Ihr Sohn wollte Sie an Ihrem Geburts- Welt dieser Mann hier ist tag damit überraschen, und ich erlaubte, daß ,, Nun?", drängte der Alte den General, dem das Bild einstweilen hier aufgestellt würde." die Stimme zu brechen schien. ,, Wer? Doch nicht
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,, Dieser Mann", rief der General mit einem feurigen Blick auf das Gemälde ,,, dieser Mann Napoleon Bonaparte, der Kaiser der
war
Franzosen."
Der Alte setzte seine Mütze auf; er drückte die Augen zu, und in seinem Gesicht kämpfte Unmut und Rührung. Doch als er nach einer Weile das Bild wieder ansah, schien er es nicht über sich zu vermögen, dem stolzen Rei- ter gram zu werden. ,, Du also?", sprach er zu ihm ,,, du warst dieser kühne Mann? Das war also deine Meinung? Du hast mir mein Kleid, meinen Hut und meine Börse zurück- gegeben, um mir nachher mein alles zu rau- ben?"
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" Vater", sagte Anna schmeichelnd, wie glücklich waren Sie aber dennoch! Der erste Mann des Jahrhunderts hat so traulich zu Ih- nen gesprochen?"
" Ja, das haben wir", sagte der Alte lächelnd und nicht ohne Stolz. ,, Recht freundlich, ha- ben wir uns unterhalten, ich und er, und er schien Gefallen an mir zu finden. Ich habe nicht gehört, daß der erste Konsul sich je
Der alte Thierberg hatte aufmerksam zuge- hört; er schien überrascht und ging auf den jungen Willi zu, dem er seine Hand bot.„ Jun- ger Mann" sagte er, ich habe Ihnen vorhin bitter Unrecht getan, ich sehe jetzt, daß Sie ein schönerer Zweck auf dieses Zimmer führte, als ich anfangs dachte; werden Sie mir meine übereilten Worte, meine Hitze vergeben?"
Robert errötete." Gewiß, Herr von Thier- berg", antwortete er, und wenn Sie noch zehnmal heftiger gewesen wären, so konnten Sie mich zwar kränken, aber niemals belei- digen; es ist hier nichts zu vergeben." ,, Wirklich?", erwiderte der alte Herr sehr freundlich. ,, Und wenn ich fragen darf haben Sie das Bild gekauft? Könnte man nicht sich auch ein Exemplar verschaffen. Ich möchte doch den grand capitaine, meinen Kapi- tän, in meinem Zimmer haben."
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WO
,, Wie ich meinen Vater kenne", sagte der junge Mann ,,, so wird er dieses Bild vielleicht noch lieber in Ihrem Hause als in dem seini- gen sehen. Ich bitte, erlauben Sie, daß ich es dort aufhänge."
,, Sie machen mir ein großes Geschenk, lieber Robert", sagte Thierberg." Wohin ist es mit
Die amerikanische Militärregierung habe der tschechoslowakischen Regierung mitge- teilt, daß eine weitere Umsiedlung von Deut- schen aus der Tschechoslowakei nach der ame- rikanischen Besatzungszone Deutschlands bis zur Besserung der gegenwärtigen Verhältnisse nicht möglich sei.
8. Juli 194
Kleine Weltchronik Französische Zone
SAARBRÜCKEN. Auf dem Kongreß der franzö sischen Kommunisten in Straßburg hat der saar- ländische Kommunistenführer zum erstenmal einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit des Saarlandes mit Frankreich zugestimmt. Damit haben die saar- ländischen Kommunisten, die bisher gegen den wirt- schaftlichen Anschluß stimmten, einen politischen Stellungswechsel vorgenommen.
SAARBRÜCKEN. Die Verwaltungskommission des Saarlandes hat den französischen Nationalfeiertag am 14. Juli auch für das Saargebiet zum gesetz lichen und bezahlten Feiertag erklärt.
Amerikanische Zone
KASSEL. Der ehem. Gauleiter des Netzegaues, SS.- Oberführer Erich Spitzer, der seit der Kapitu- lation als Lagerarbeiter und Holzschnitzer uner- kannt arbeitete, ist verhaftet worden.
der CSU.
MÜNCHEN. Der Landesvorsitzende Bayern, Dr. Josef Müller, hat von Ministerpräsi- dent Ehard die sofortige Durchführung seines seit Dezember 1946 angekündigten Spruchkammerver- fahrens gefordert.
Dem Empfang der deutschen Ministerpräsi- denten einschließlich der Ministerpräsidenten der sowjetischen Besatzungszone durch den Alliierten Kontrollrat stehe nichts im Wege. Voraussetzung sei nur, daß die Ministerprä- sidenten der Sowjetzone sich in ihren Aus- ten, die die Ministerpräsidenten der anderen Britische Zone führungen auf die gleichen Punkte beschränk- vorzulegen wünschten. Zonen als Ergebnis der Münchener Konferenz
bisher nur selten Veranlassung zum Eingrei- Scharfe Kritik an der Militärregierung habe fen gegeben, da offene Worte nicht immer falsch am Platze seien. Wo aber nur Kritik Militärregierung eingreifen. um der Kritik willen geübt werde, müsse die
Die Frage der Sozialisierung bzw. Nationa- lisierung deutscher Unternehmen habe die deutsche Bevölkerung selbst zu lösen. Die amerikanische Militärregierung treffe in sol- chen Fällen keine Entscheidung.
Räumungsfrist gewährt werden; die früheren Eigentümer können alles Entbehrliche aus ihren Wohnungen mitnehmen: Nahrungsmit- tel, Heizmaterial, Betten und Bettzeug, Klei- dung, Küchengeräte und Radioapparate; An- tiquitäten und wertvolle Kunstgegenstände können nach besonderer Ueberprüfung eben- falls mitgenommen werden; mit dem Einver- ständnis der neuen Bewohner können die Gärten von dem früheren Nutznießer bebaut werden; auf jeden Fall kann die Ernte von demjenigen eingebracht werden, der den Gar- sind jedoch berechtigt, Obst für ihren eige- ten bestellt hat. Die gegenwärtigen Bewohner gung für die Benutzung von Wohnräumen nen Verbrauch zu erhalten. Eine Entschädi- und Möbeln wird von den deutschen Behör- den bezahlt."
Für vereinfachte Entnazifizierung
WIESBADEN. Der hessische Landtag hat das Entnazifizierungsgesetz abzuändern. Vor die amerikanische Militärregierung gebeten, allem sollen folgende Vorschläge berücksich- tigt werden: Der öffentliche Kläger muß das Recht erhalten, einfache NSDAP.- Mitglieder, die nach 1933 eingetreten sind, als Mitläufer einzureihen. Die Eintragung des Urteils in die Personalausweise soll unterbleiben. Das Be- freiungsgesetz sei zu umfassend und nehme zuviel Zeit in Anspruch.
HAMBURG. Der deutsche Pressedienst DPD. ist von der britischen Militärregierung lizenziert wor- den.
HAMBURG. Von den rund 45 Millionen Kubik- meter Schutt der Stadt sind bisher annähernd 3 Mil- lionen beseitigt worden.
MINDEN. Die Uebergabe der Ruhrkohlenberg- werke in deutsche Hände wird entgegen früheren Meldungen nicht am 1. August erfolgen. Berlin
BERLIN. Eine 13jährige hat in Zeitz ein acht Mo- nate altes Kind im Kinderwagen an einen abge- legenen Mühlgraben geführt und dort ertränkt. Sie wollte den Wagen und die Bekleidungsstücke für Geld und Lebensmittel verkaufen.
Ausland
ROM. Die Todesurteile gegen Generalfeldmarschall Kesselring, Generaloberst von Mackensen und Ge- neralleutnant Mältzer sind in lebenslängliches Ge- fängnis umgewandelt worden.
LONDON. Anläßlich seines Londoner Besuchs ist Eduard Herriot von König Georg empfangen wor-
den.
LONDON. Eine Londoner Zeitung meldet die Er- nennung Maiskys zum russischen Botschafter in In- dien, dessen Wahl die Wichtigkeit beweise, die die Sowjetunion diesem Posten beimesse.
LONDON. In London ist unter dem Präsidium von General Borkomorowski, dem Verteidiger von Warschau, eine neue polnische Exilregierung gebil- det worden. Die britische Regierung erkennt nach wie vor nur die polnische Regierung in Warschau an. PRAG. Auf einer Pressekonferenz erklärte der polnische Ministerpräsident, Polen betrachte seine Westgrenze als endgültig und hoffe, daß diese im Friedensvertrag mit Deutschland anerkannt werde.
KOPENHAGEN. Der Rekordstreik der Kopenha- gener Setzer ist nach viermonatiger Dauer einge- stellt worden.
KOPENHAGEN. Weitere 15 000 deutsche Flücht- linge aus Dänemark sollen in die französische Zone Deutschlands kommen.
ATHEN. An der jugoslawischen Grenze kam es zu einem heftigen Handgemenge zwischen griechischen Regierungstruppen und einer aus Jugoslawien kom-
menden Formation.
ANKARA. Die türkische Regierung steht vor Ver- handlungen mit Griechenland über eine griechisch- türkische Zollunion.
ANKARA. Die amerikanisch- türkischen General- kanischen Missionen sind abgeschlossen.
Von den Spruchkammern WIEN. Der ehemalige österreichische Außen- minister Guido Schmidt ist der ,, wirtschaft- lichen Kollaboration" als Generaldirektor der stabsbesprechungen und die Arbeiten der ameri- Hermann- Göring- Werke für schuldig befun- den worden. Er darf kein öffentliches Amt aus- üben, verliert die bürgerlichen Ehrenrechte und kann unter Zwangsaufenthalt gestellt wer- den.
DETMOLD. Der frühere Vorsitzende der Deutschnationalen Volkspartei und ehemalige Reichswirtschaftsminister Alfred Hugen- berg ist aus dem Internierungslager entlas- sen worden und muß sich demnächst vor einer Spruchkammer verantworten.
MÜNCHEN. Der ehemalige Oberarzt der Landesheilanstalt Eglfing, Freiherr von Ame- lunxen, ist als williges Werkzeug bei der Durch- führung der Euthanasie in die Gruppe der Aktivisten eingereiht und für acht Jahre in ein Arbeitslager eingewiesen worden.
unseren Gesinnungen gekommen? Ich glaube, wir denken im Grunde gleich über diesen Bo- naparte, und doch sind Sie es, der mir ihn anbietet, und mir macht es Freude, ihn anzu- alte, gute; suchen Sie sich etwas aus, nehmen nehmen. Ich habe wenige Bilder, aber einige Sie dafür aus meinem Schloß, was Sie wol- len".
,, Halt!", rief der General ,,, bei diesem Han- del bin ich auch beteiligt; ich kenne den un- glücklichen Geschmack meines Sohnes und weiß, wie wenig er auf alte Bilder hält; wollen Sie ihm nicht ein jüngeres dafür geben? Thierberg, vor diesem Bilde, das nun auch für Sie von Bedeutung ist, wiederhole ich meine Werbung: Ihre Anna um diesen Napoleon."
Der alte Herr war betreten, er warf verle- gene Blicke auf die Umstehenden, endlich haftete sein Auge auf Davids Gemälde. ,, Du hast viel verschuldet". sprach er,„ Europas alte Ordnung hast du umgeworfen, und nun, nach deinem Tode, willst du dich in meine Haushaltung mischen?"
,, Herr Baron!", sagte der alte Hans mit ge- rührter Stimme ,,, nehmen Sie es einem alten Diener nicht ungnädig auf, aber wissen Sie noch, was Sie zu dem braven Kapitän sagten, und was Sie mir oft erzählt haben?, Mon- sieur', haben Sie gesagt ,, wenn Sie einst durch Schwaben kommen und in unsere Gegend, so vergessen Sie nicht, auf Thierberg einzuspre- chen, daß Sie mich nicht zu Ihrem ewigen Schuldner machen.""
Herr von Thierberg aber strich sich nach- denklich mit der Hand über die Stirne, warf noch einen zögernden Blick auf das Bild und führte dann Anna zu Robert Willi.„ Nimm sie hin!", sagte er fest und ernst. ,, Ich habe es nicht so wollen, aber vielleicht war es gut, daß dies alles so kommen mußte; nimm sie hin!"
Mit großer Rührung umarmte der General den alten Mann, und indem Robert überrascht und selig seine Braut, wir wissen nicht, ob
WASHINGTON. Präsident Truman hat die Menge der ausgeführten Lebensmittel vom 1. Juli 1946 bis 30. Juni 1947 mit 18 500 000 t angegeben.
ST. LOUIS. Das Hochwasser des Mississippi ist weiter angestiegen. 26 000 Personen sind obdachlos. Dollar. Der Schaden beläuft sich bis jetzt auf 12 Millionen
BATAVIA. An der Spitze des fünften indonesi- schen Kabinetts seit Gründung der Republik im August 1945 steht als neuer Ministerpräsident Amir Scharifoeddin.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger. Weitere Mitglieder der Redaktion: Albert Ansmann, Dr Helmut Kiecza und Josef Klingelhöfer. Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1,50 RM., durch die Post 1,74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag
zum ersten Male, an seine Lippen drückte, schüttelte der Gast aus der Mark, um nicht ganz teilnahmslos zu erscheinen, dem alten Diener herzlich die Hand. Albert hat nach- genblick, trotz seines inneren Widerstrebens, her erzählt, daß er in jenem feierlichen Au- gut napoleonisch gesinnt gewesen sei und zum erstenmal in seinem Leben jene Macht und Ueberlegenheit gefühlt und anerkannt habe, die jener große Geist auf die Gemüter zu üben pflegte.
Er erzählte auch, daß der alte Thierberg jenen sonderbaren Tausch niemals bereut habe; er fand in seinem Schwiegersohn Ei- genschaften, die er ihm nie zugetraut hatte, und als er ihn bei der Verwaltung der Güter seines Vaters mit Rat und Tat unterstützte, lebte er im Glücke seiner Kinder die Tage seiner eigenen Jugend wieder.
der Gast aus der Mark nicht gerne. Man sah Von der Hochzeit des jungen Paares sprach
ihm an, daß er lieber selbst mit der liebens- würdigen Anna vor den Altar getreten wäre. Einen Zug aber aus diesem glänzenden Tag pflegte er bei Wiederholung dieser Geschichte schwärmerischen Anhänger Napoleons und nie zu vergessen, vielleicht nur, um jene seinen neubekehrten Onkel ins Komische zu ziehen. Der alte Gardist des Generals, er- zählte er, habe alle Domestiken und einige junge Burschen zum Vivatschreien abgerichtet und die schöne Braut mit ins Geheimnis ge- zogen; er habe seine Leute unter die Türen des großen Saales im Schlosse Thierberg ge- stellt, und als nun mancher Toast ausgebracht war, sei auch Anna mit dem Kelchglas auf- gestanden und habe mit ihrer süßen Stimme dem Bilde des Kaisers" die Ehre eines Toa- stes gegeben. Da wurde der Jubel rauschend, die Gäste stießen an, Hans und der Gardist schwangen zum Zeichen ihre Mützen, und wohl aus fünfzig Kehlen schallte ein jauch- zendes" Vive l'Empereur!"
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