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Nachrichten aus aller Welt
' Amerikanische Zone
Hände übergehen solle. Man habe jedoch nicht die Absicht, den Sender unter die Kontrolle der bayeri- schen Regierung zu stellen, sondern die Lizenz einer gemeinnützigen Gesellschaft zu erteilen, die die In- teressen des bayerischen Volkes vertrete.
SCHWÄBISCHES TAG BLATT
Die englische Krise
Die englischen Gewerkschaften bestimmen den Kurs der Regierung
MÜNCHEN. Der Leiter der Informationsabteilung bei der amerikanischen Militärregierung gab be- kannt, daß der Sender München wieder in deutsche daß Großbritannien augenblicklich die schwerste Wirtschaftskrise seit Kriegsschluß durchmacht. Sie begann mit dem Kohlenmangel, der dar- auf zurückgeführt wurde, daß die Förderung zu wünschen übrig ließ. Dieser Produktions- rückgang muß auf das Fehlen einer genügen- den Anzahl von Bergarbeitern zurückgeführt werden. Die Kohlenkrise veranlaßte die all- gemeine Wirtschaftskrise und dies konnte nicht verfehlen, politisches Mißbehagen zu erregen. Es konnte nicht ausbleiben, daß vielfach er- wogen wurde, ob in wirtschaftlich schweren Zeiten eine Partei allein an der Regierung sein soll, oder ob nicht, wie in Kriegszeiten, eine Konservativen sind natürlich überzeugt, daß Koalitionsregierung vorzuziehen wäre. Die
MÜNCHEN. Der Oberbürgermeister von München hat sich bereit erklärt, jeweils an einem Nachmittag der Woche bei der Münchner Schutträumungsaktion mitzuhelfen und gleichzeitig alle Mitarbeiter des Stadtrats von München aufgefordert, sich gleichfalls an der Säuberung Münchens zu beteiligen. MÜNCHEN. Der bayerische Landtagsausschuß für Verfassungsfragen hat einen Gesetzentwurf über die
Einsetzung von Friedensrichtern an den Landtag
weitergegeben.
REGENSBURG. Vier Angehörige einer jüdischen
Familie wurden am vergangenen Freitag in Regens- burg erstochen. Die Täter konnten bisher noch nicht ermittelt werden.
Englische Zone
DÜSSELDORF. Der wahllose Holzeinschlag in den Wäldern der britischen Zone hat dazu geführt, daß Holz für die Herstellung von Möbeln in den näch- sten Jahrzehnten nicht ausreichend vorhanden sein wird. Das nordrhein- westfälische Wiederaufbaumini-
sterium hat deshalb einen Wettbewerb angeregt,
Ersatzstoffe für Möbelholz zu finden.
KÖLN. Der Oberbürgermeister von Birmingham traf am vergangenen Donnerstag zu einem einwöchi- gen Besuch in Köln ein.
MÜNSTER. Das alte Residenzschloß in Münster, das durch Bombenangriffe schwer beschädigt ist, wird wieder aufgebaut und zum Mittelpunkt der neuen westfälischen Landesuniversität gemacht wer- den.
Niemöller
9. April 1947
9.4
Wir hören aus Nürnberg, daß Goebbels im Jahre K LONDON. Niemand dürfte bestreiten, veröffentlichten zwei Weißbücher verhehlen 1938 den Pfarrer Niemöller ermorden lassen wollte. die Schwere der Wirtschaftskrise in keiner gehört wie der tägliche Sonnenaufgang. Ungewöhn- Das ist eine Enthüllung, die nun einmal zu uns Weise. Auf konservativer Seite fragt man sich, licher schon ist die Sensation, die mit der Ver- warum die Regierung, die über eine erdrük- öffentlichung des Prozesses Niemöller verbunden kende Mehrheit im Unterhaus verfügt, keine ist. Der Angeklagte Niemöller sagte damals aus: drakonischen Maßnahmen ergreife. Die Ant- ,, Ich war kaiserlicher Frontoffizier und habe als wort auf diese Frage ist leicht zu erteilen: solcher die Republik gehaßt. Ich war Freikorps- Es ist der Trade- Union- Congreß, der alle Pro- kämpfer und habe seit 1924 die NSDAP. gewählt." jekte ablehnt, die zur Beseitigung der Krise beitragen könnten. Die Anführung eines Bei- spiels genügt: Die Kohlenförderung würde sich ergiebiger gestalten, wenn die Zahl der Berg- arbeiter vermehrt würde. Der Trade- Union- Congreẞ tut zwar so, als wenn er die Einwan- derung ausländischer Bergarbeiter billigte, tat- Regierung nicht miẞachtet werden, weil mehr sächlich wehrt er sich jedoch dagegen. Wünsche der Gewerkschaften dürfen von einer Labour- als die Hälfte der Labourabgeordneten bei Wahlen von diesen abhängen.
die Wirtschaftskrise durch die sozialistische
Partei nicht beschworen werden könne. Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß die Mehrheit des englischen Volkes den politischen Prinzipien der Labour Party treu bleibt und sich sagt, daß die Wirtschaftskrise nicht auf die Ungeschicklichkeit einer sozialistischen Regie- rung zurückzuführen ist, sondern ihre Ursachen in der Katastrophe hat, die während des zwei- ten Weltkrieges über die Menschheit nieder-
gegangen ist.
Wie lange die Krise noch anhalten wird, ver- mag niemand zu sagen. Insbesondere hütet sich die Regierung, irgendwelche Vorhersagen zu machen. Das englische Volk wappnet sich mit Geduld und lebt in der Hoffnung, daß sich ein Wunder einstellen werde, um alle Uebel zu beseitigen, unter denen man leidet. Vorläufig muẞ freilich die Bevölkerung Entbehrungen ertragen, die sie nicht einmal während des Krieges gekannt hatte. Die Führer der Labour Party verfechten den Standpunkt, daß die Auf- kündigung des Pacht- und Leihgesetzes durch die Vereinigten Staaten eine der Hauptursachen der Krise sei. Die Krise mußte, wie die Labour- Führer behaupten, ausbrechen, sobald die Ver- DRESDEN. Die Hochwasserkatastrophe verursachte einigten Staaten keine unbegrenzten Kredite
Russische Zone
DRESDEN. In Sachsen sind mehr als 1600 Juristen wegen politischer Unzuverlässigkeit aus dem Dienst ausgeschieden. Es handelt sich dabei um 594 Richter, 87 Staatsanwälte, 351 Notare und rund 600 Rechts- anwälte.
in Sachsen Schäden in Höhe von etwa 2,5 Mill. Mark. 40 600 Hektar Weide und Ackerland wurden über- flutet. Nahezu 280 Brücken wurden zerstört oder beschädigt.
MAGDEBURG. Der größte Tabakproduzent der Sowjetzone für 1947 wird Sachsen- Anhalt mit 2700 Hektar werden. In der gesamten sowjetischen Be- satzungszone werden 7500 Hektar Bodenfläche mit Tabak bebaut werden.
Berlin
BERLIN. Die Berliner Stadtverordnetenversamm- lung wird sich auf Grund eines Dringlichkeitsantra- ges der SPD. an die alliierte Kommandantur wen- den, um eine weitere Demontage von Kränen im Berliner Osthafen, die zum Umschlag von Kohlen unbedingt erforderlich sind, zu verhindern.
BERLIN. Das Stadtparlament hat einen Antrag der SPD., der für Groß- Berlin die Rechtsstellung eines Landes vorsieht, angenommen.
' Ausland
WIEN. Nach einer Meldung des österreichischen Nachrichtendienstes ist für alle großen Städte Oester- reichs die Errichtung von Standard- Hotels geplant. Die Finanzierung soll mit Hilfe von Schweizer Kapi- tal erfolgen, die Rückzahlung will man aus den Devisenerträgen dieser Hotels bestreiten.
WARSCHAU. In Zukunft werden alle polnischen Textilerzeugnisse, die für den Export bestimmt sind, die Bezeichnung ,, Made in Poland" tragen. Man will mit dieser Maßnahme sich auf dem Weltmarkt Gel- tung verschaffen.
WARSCHAU. Nach einer Erklärung des stellver- tretenden polnischen Ministers für öffentliche An- gelegenheiten soll die Umsiedlung der Deutschen in Polen in die sowjetisch und die britisch besetz- ten Zonen Deutschlands in Kürze wieder aufgenom- men werden.
NEW YORK. Gewerkschaftsführer der amerikani- schen Telefonarbeitergewerkschaften setzten für Ostermontag 6 Uhr einen Streik an. Die Telefon- arbeiter sind zu dem angegebenen Termin in Streik getreten und lehnten einen Vorschlag der Regierung, den Streik um 24 Stunden zu verschieben, ab.
WASHINGTON. Nach einer Meldung der CARE- Organisation soll England als 14. Land in Zukunft gleichfalls CARE- Pakete erhalten. Bis jetzt sind rund 26 Millionen Kilogramm Nahrungsmittel durch diese Organisation nach Uebersee versandt worden.
Abenteuer mit dem Prinzeßchen
mern
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Stelle gerückt
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Als ich neulich meinen Bücherschrank durch- stöberte, hatte ich das seltsamste Abenteuer meines Lebens. In der hintersten Ecke, wo die ,, schwerwissenschaftlichen" Werke dahindäm- selten werden sie einmal von der in diesem verstaubten Win- kel also, wo ich heute ausnahmsweise einmal umräumte, stand vor mir plötzlich ein ja, wie sag' ich's nur?! also ein kaum hand- großes bezauberndes Fräulein in paradiesischer Nacktheit! Jawohl, lieber Leser, du denkst ganz richtig: es sah sich an wie so ein Wesen aus dem Märchenbuch, so ein Elfchen etwa aber ich versichere dir: es war alles da, was zu einem adretten, Weibchen gehört, und ich kriegte ordentlich Herzklopfen, als dieses blanke und glatte Nixchen so unversehens vor mir dastand. Nein, es stand nicht nur, es bewegte sich auf dem halb ausgeräumten Brett des Schrankes: schritt, drehte sich, tänzelte, und ich konnte nicht umhin, ihre weiblichen Reize en miniature zu bewundern ich bin immer schwach gegen Aphroditens Lockungen gewesen! Als ich das süße kleine Persönchen nun verführerisch anlächelte, faßte ich mir ein Herz ich weiß ja schließlich aus langer Uebung, wie man mit Frauen in unvorherge- sehenen Situationen umgeht und fragte frei- weg:
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,, Na, wer bist du denn, liebe Kleine?" ,, Na, wer bist du denn, liebe Kleine?", äffte mich mein Schrankbesuch schnippisch nach, und ich erfaßte nun freilich im Nu, daß ich mich im Ton vergriffen hatte.
,, Entschuldigen Sie gütigst, gnädiges Fräu- lein!" sagte ich jetzt und verbeugte mich ,,, tra- gen Sie mir bitte mein ungebührliches Beneh- men nicht nach! Darf ich mir die ergebenste Anfrage erlauben, mit wem ich die Ehre habe?"
Die kleine Dame verschränkte die Arme hin- ter dem Nacken es war eine bezaubernde Bewegung und eine betörende Stellung, glaubt es mir! und lächelte.
mehr bewilligen. Die Konservativen verwei- sen aber darauf, daß Großbritannien einen amerikanischen Kredit von 5 Milliarden Dol- lar gerade deshalb erhalten habe, um die Wir- kung der Aufhebung des Pacht- und Leihge- setzes zu beseitigen. Die vom Kabinett Attlee
Blum zur Reparationsfrage Im ,, Populaire" nahm Blum zur Reparations- frage Stellung. Deutschland müsse sich zwar seine Existenz sichern und sich durch den Ex- port Lebensmittel und Rohstoffe beschaffen,
die Alliierten dürften aber nicht in den
Fehler verfallen, Deutschland überhaupt für unfähig zu halten, Reparationen zu zahlen. Sie dürften freilich nicht, wie nach dem Versail- ler Vertrag, in Gold verlangt werden. Blum schließt seinen Artikel wie folgt: ,, Ich wünsch- te, daß die Idee einer materiellen Teilnahme Deutschlands am Wiederaufbau der von den deutschen Armeen zerstörten Länder vom deutschen Volk selbst, und zwar mehr noch als von den Alliierten, angenommen und ge- billigt wird. Ich wünschte, daß das deutsche Volk diesen Beitrag spontan als seine Pflicht und Schuldigkeit ansieht, als einen klaren Be- weis der Solidarität, gewissermaßen als Vor- aussetzung und Auftakt für seine künftige Wiedereingliederung in die internationale Völ- kergemeinschaft.
Die Heilsarmee in Deutschland HAMBURG. Nachdem Staatsminister Hynd kürzlich die Tätigkeit der Heilsarmee für die britische Zone ausdrücklich genehmigt hatte, wurde der Organisation jetzt auch von der amerikanischen Militärregierung in Berlin volle Bewegungsfreiheit zugestanden. Die Heilsarmee wird also in der britischen und in der amerikanischen Besatzungszone ihre Ar- beit ungestört fortführen können.
Die sowjetischen Besatzungsbehörden hatten bekanntlich vor einiger Zeit beim Alliierten Kontrollrat gegen die Arbeit der Heilsarmee in Deutschland mit der Begründung protestiert,
,, So gefallen Sie mir schon besser, mein Herr!" sprach sie und blinkerte mich mit zwei stecknadelkopfgroßen Tollkirschäugelchen an. „ Aber raten Sie doch mal, wer ich sein könnte Ihr Menschen dünkt Euch doch so klug und weise!"
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,, Ich denke", erwiderte ich endlich auf ihre. Frage( indes es mir nebenbei durch den Kopf ging, daß ich noch nie ein so kusseriges Münd- chen gesehen, ein so zierlich rundes Knie, einen so göttlichen Nacken!), also ich sagte:„ Ich denke wohl, Sie sind irgendeinem dieser Bü- cher hier entstiegen, aus der Literatur ins Le- ben geschlüpft wobei ich freilich höchlichst staunen muß, daß trockener Gelehrsamkeit ein so entzückendes Geschöpf entspringen kann!" Meine Schmeichelei wurde jedenfalls freund- lich aufgenommen. Das Elfchen klatschte fröh- lich in die Hände( es klang, als kullerten zwei Erbschen aneinander) und rief:
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,, Erraten, erraten, schlauer Herr! Jawohl: ich bin einem dieser gelehrten Vielpfündner ent- sprungen! Ich bin eine Prinzessin Ka- loria!"
Prinzessin Kaloria! Donnerwetter, so eine Zelebrität! Ich verbeugte mich unwillkürlich in tiefer Ehrfurcht, und das Prinzeßchen neigte huldvoll das süße Köpfchen, das von einem eigelbfarbenen Haarschopf umflammt war. ,, Jawohl", wiederholte meine vornehme Gä- stin ,,, ich bin eine blanke Kalorieneinheit." ,, Wie ich sie täglich hundertweise schlinge!" schrie ich entsetzt auf, als mich die ganze Tragweite ihres Geständnisses anrührte
ver-
,, Jawohl", wisperte das Fräulein und wieder schien sie sich köstlich zu amüsieren. ,, Ja- wohl, so etwas bin ich: ein bißchen Eiweiß, ein bißchen Kohlehydrat, ein Atömchen Fett!" Und sie drehte sich langsam um sich selbst, als wolle sie mir ihre chemische Formel so recht gründlich vorführen.
O, in welche Prosa löste sich die Poesie auf! Eiweiß, Kohle, Fett... Aber war ,, mein" Frauen- zimmerchen und ihre Millionen von Schwe- sterchen waren sie nicht eigentlich die Herr- scherinnen der Welt? Waren sie nicht Norm
Auch die Finanzlage bereitet der Regierung Sorge. Die Gewerkschaften behaupten, daß diese verbessert werden könnte, wenn alle bri- tischen Streitkräfte, die im Ausland stehen, zu- rückgezogen würden, was nicht nur finanziell eine Erleichterung darstellen könnte, sondern auch die Möglichkeit schüfe, die demobilisier-
ten Soldaten als Arbeitskräfte zu verwenden.
zu
Bei den etwa 150 Abgeordneten, die von den Gewerkschaften abhängen, liegt das Schicksal der Regierung. Sie ist deshalb nicht in der Lage, Beschlüsse zu fassen, die von den Ge- werkschaften miẞbilligt würden. Die Sorge, die heute das englische Volk betrifft, läßt es be- greiflich erscheinen, daß außenpolitische Fragen das Interesse nur in geringem Maße in An- spruch nehmen. Selbst ein Ereignis wie die Rede des Präsidenten Truman vermochte die außenpolitische Uninteressiertheit kaum überwinden. In Kreisen des Unterhauses war man begreiflicherweise schmerzlich davon be- rührt, daß die Vereinigten Staaten die Erb- schaft Großbritanniens im nahen Osten über- nehmen sollten, aber überall wurde dem Ver- trauen Ausdruck gegeben, daß die liberalen Grundsätze, von denen sich die amerikanische Politik leiten läßt, unverändert bleiben und die neuen Entwicklungen der amerikanischen Machtfülle schließlich wohltuende Wirkungen ausüben würden.
sie sei militärisch aufgezogen. Der Leiter der wärtig auf einer Deutschlandreise befindet, er- Heilsarmee, General Osborn, der sich gegen- Heilsarmee brauche von niemandem eine Ge- klärte auf einer Versammlung in Berlin, die nehmigung zur Arbeit in Deutschland zu for- land tätig gewesen und werde es auch in Zu- dern. Sie sei sechzig Jahre lang in Deutsch-
kunft sein.
Seldte gestorben
NÜRNBERG. In einem amerikanischen La- zarett in Fürth ist Franz Seldte im Alter von 65 Jahren gestorben. Seldte war von 1933 bis 1945 Arbeitsminister. 1918 hatte er den ,, Stahl- helm" gegründet, jene militärisch aufgezogene Organisation der Kriegsteilnehmer, die wesent- lich zur Machtergreifung Hitlers beigetragen hat. Seldte selbst war an hervorragender Stelle an den Verhandlungen beteiligt, die zur Bildung der sogenannten„ Harzburger Front" führten.
Seldte sollte demnächst zusammen mit dem ehemaligen Chef der Reichskanzlei, Lammers, dem ehem. Landwirtschaftsminister Darré und dem Staatssekretär im Landwirtschaftsmini- sterium, Backe, vor Gericht erscheinen.
Backe hat sich erhängt NÜRNBERG. Der ehemalige Minister für Er- nährung und Landwirtschaft während des Hit- lerregimes, Hermann Backe, erhängte sich in Nürnberg, wo er seine Aburteilung er- wartete. Backe sollte für große Beschlagnah- mungen von Nahrungsmitteln in den besetzten Ländern zur Verantwortung gezogen werden, die er ohne jede Rücksicht auf die Versor- gungslage der dortigen Bevölkerung angeord- ' net hatte.
und Maß überall? Wurden sie nicht angebetet am Bodensee und in Kalkutta, opferte man nicht auf der Akropolis und am Nordpol vor ihren Altären? Kniete nicht die ganze Mensch- heit vor ihrem Thron und unterwarf sich ihren Gesetzen? Ohne sie war das große Nichts...
Und wie mir das so durch Kopf und Herz ging, ergriff mich plötzlich eine unbezähmbare Sehnsucht nach meinem Prinzeßchen, das mir ihr bißchen Eiweiß, ihr bißchen Stärke und ihr Atömchen Fett so freimütig darbot. Die nackte Leidenschaft überfiel mich, ich wollte ganz in Liebe mit ihr vereinigt sein. Ich sah sie ver- zehrend an, meine Eva vor dem Sündenfall in Duodezformat, meine Prinzessin mit dem voll- tönend schönen Namen; mir war, als neigė sie sanft erglühend mir zu, wie automatisch griff meine Hand nach ihr, jetzt umklammerte meine Faust das zärtliche Gebilde- und dann, ich schäme mich es zu gestehen, dann steckte ich sie, in Lust aufseufzend, in den Mund und verschlang sie.
Prinzessin Kaloria, ich hörte es deutlich, kicherte dazu.
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es
Ich fuhr auf, ich blickte um mich kicherte tatsächlich im Zimmer. Meine gegen- wärtige liebreizende Freundin Eleonore stand vor mir( bitte: in voller Straßenkleidung!) und sagte eben lachend: ,, Nein, daß ein so alter Büchernarr wie du neben dem Schrank ein- fach einschlafen kann! Und wie du eben ge- seufzt hast als hättest du ein Wehwehchen am Herzchen!"
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Tarnung? Da gab es wohl nicht viel zu tarnen. Wer Freikorpskämpfer gewesen ist und es ist anzunehmen, daß das Nazigericht diese Angaben Niemöllers genau nachgeprüft hat- nicht lange seine Feindschaft gegen die Republik
zu beweisen.
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brauchte wohl
sein. Nach dem Ge-
Beweisführung nun doch ni Also auch einer? Auch einer derjenigen, die jetzt so demokratisch tun. Nun, so geradlinig dürfte die set, das sagt, daß derjenige, der dazu beigetragen hat, das Naziregime zu errichten, zu verdammen sei, wäre Niemöller der Strafe verfallen, der er durch den mildernden Umstand seiner KZ.- Haft zwar entgehen könnte. Aber immerhin, immerhin: Freikorpskämpfer und Wähler der NSDAP.!
klügelnde Kopfschütteln und Bedenkenhaben der- jenigen, deren Fragebogen weiß geblieben sind,
Nein, nicht immerhin! Wir verbitten uns das
weil sie damals wie heute verstanden haben, sich haben kein Recht, zu urteilen. Nur der kann reden, aus der politischen Gefahrenlinie zu halten. Sie der die Narben aus dem Kampfe gegen Hitler daß man Männer, die ihren Antifaschismus durch trägt. Der wird schweigen. Und wir verbitten uns, noch: Wie könnte man an die Umkehr eines gan- die Tat bewiesen haben, mit Dreck bewirft. Und zen Volkes glauben, wenn man sie nicht einmal bei einem einzelnen vorbehaltlos anerkennt? alan
Die Prozesse
WARSCHAU. Der frühere Kommandant des KZ. Auschwitz, Rudolf Hoeß, wurde am ver- gangenen Mittwoch zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung soll kurz nach Ostern in Ausch- witz selbst erfolgen.
risten und Staatssekretäre legte die amerika- NÜRNBERG. Im Prozeß gegen die 15 Ju- nische Anklagevertretung drei eidesstattliche Erklärungen vor, die den Angeklagten Her- mann Cuhorst, früher Senatspräsident beim Sondergericht in Stuttgart, schwer belasteten. Aus einer der Erklärungen geht hervor, daß Cuhorst selbst große Fälle mit einer außer- zeichnend für ihn sei eine Aeußerung, die er gewöhnlichen Schnelligkeit durchführte. Be- einmal gegenüber seinen Beisitzern beim Ver- lassen des Beratungszimmers auf dem Wege zum Sitzungssaal gemacht habe: ,, Voilà, meine Herren, auf zur Schlachtbank!" Das anschlie- Bend verkündete Urteil sei ein Todesurteil gewesen. Ehemalige Richter und Staatsanwälte aus Stuttgart erklärten, daß die Verteidigung in Fällen, die Cuhorst verhandelte, praktisch bedeutungslos gewesen sei. Cuhorst habe sich schon vor der Verhandlung sein Bild von dem Fall zurechtgemacht und durch die Vorlage irgendwelchen Beweismaterials der Verteidi- gung, die er als ,, notwendiges Uebel" betrach- tete, nicht davon abbringen lassen.
Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für BERLIN. Zu zehn Jahren Zuchthaus und fünf Jahre wurde die Denunziantin Erika Roe- der von der Großen Strafkammer, Berlin ver- urteilt. Sie hatte nach dem 20. Juli 1944 eine Frau denunziert, die ihr Bedauern über das Mißlingen des Attentats gegen Hitler aus- sprach.
BADEN- BADEN. Am 25. und 26. April wird vor dem deutschen Gericht in Baden- Baden der Prozeß gegen die Synagogenbrandstifter des Murgtales verhandelt.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst Müller, Rosemarie Schittenhelm, Alfred Schwenger Albert Ansmaan, Dr. Helmut Kiecza und Josef Klingelhöfer. und Werner Steinberg. Weitere Mitglieder der Redaktion:
Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1,50 RM., durch die Post 1,74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag
Ein Maler oberschwäbischer Landschaft Der Ravensburger Kunstmaler und Graphiker Alois J. Springer zeigt ab Ostern bis Mitte April in seiner Geburtsstadt Buchau eine große Kunstausstellung mit 200 Werken in Aquarell, Oel, Tempera und Graphik. Springer ist seit Anbeginn seines Schaffens der oberschwäbischen Ried- und Moorlandschaft treu geblieben. Sein endgültiger Stil als Aquarellist, von dem seine licht- und far- bentrunkenen Motive zeugen, wurde am französi- schen Mittelmeer in ihm geweckt. Im vergangenen Spätjahr stellte Springer in Ravensburg, aus, nach- dem er schon in früheren Jahren Erfolge in Stutt- gart, Mannheim, Heilbronn, München und Inns- bruck zu verzeichnen hatte.
,, Oberschwäbische Kunst" in Ehingen
Kunstausstellungen haben immer ihr besonderes Fluidum. Am meisten spürbar wird dies in einer kleinen Stadt, die sich unverbraucht einem solchen Unternehmen widmen kann. Es ist das Fluidum der
Einmaligkeit ,, der Konzentration des Geistes und des Willens, die Welt des Kunstwerkes in unmit- telbare Nähe des Alltags zu rücken. Die schöpfe- rischen Kräfte jener Welt sollen in unser eigenes Daseinsbereich hinüberströmen und hier befruch- tend wirken. Diesem Erlebnis konnten sich die 5000 Besucher der Ehinger Kunstausstellung nicht ent- ziehen, wenngleich sehr viele nicht in die rechte Beziehung zur Sache getreten sein mögen. Das fal- sche Apostulat der nazistischen Kulturpropaganda hat unheilvolle Folgen hinterlassen: Urteilslosigkeit, Verkennung, falsche Maßstäbe. Um so höher ist der frische Mut zu bewerten, mit dem in Ehingen der Versuch unternommen wurde, die Einheit der druck zu bringen. Demgemäß war der Bogen sehr Kunst gerade in ihrer Mannigfaltigkeit zum Aus- weit gespannt. Deutlich war zu erkennen, daß man gegenüber den wildwachsenden Alltagserschei- nungen auf künstlerischem Gebiet eine klare Stel- lung eingenommen hatte. Dethleffs Edelmann ( Isny), Veit( Lindau), Weiß( Ravensburg), Bräckle
O ja, so spöttisch kann meine Freundin, sprechen. Aber ich war noch ganz verstört, ich schwieg. Eleonore amüsierte sich königlich: „ Nein, so was! Macht ein Nickerchen am hell- lichten Tag! Natürlich( und sie nahm mir ein Buch von den Knien), ,, wenn man auch so schwere wissenschaftliche Werke studiert!" Und stellte den dicken Band- ,, Von Kalo- rien und Vitaminen. Moderne Ernährungslehre"( Biberach), Geyer( Ulm), Burkart( Zell, Kreis Ehin-
in den Schrank zurück.
Ach, meine Freundin Eleonore ist schön wie mein Prinzeßchen Kaloria, aber leider nicht so nahrhaft... Wendelin Ueberzwerch
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gen) sind klangvolle Namen, denen sich achtung- ( Ravensburg), Ficus( Friedrichshafen) und Honecker gebietende neue, u. a. Klarl( Schelklingen), Riedel ( Friedrichshafen) hinzugesellen. Die Ehinger Aus- stellung ist ein entschiedener Erfolg.
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